
„Dunkle Tage im Iberia Parish“ könnte der Arbeitstitel für fast jeden Dave-Robicheaux-Krimi sein. Ich sage „fast“ weil Robicheaux zuerst in New Orleans ermittelte. Das war 1987 in „Neonregen“ (The Neon Rain). Mit dem Roman betrat Dave Robicheaux die Krimiwelt und aus James Lee Burke, einem Romanautor mit bis dahin sehr überschaubarem Erfolg, wurde ein Kritiker- und Publikumsliebling. In „Neonregen“ war Robicheaux noch Detective beim New Orleans Police Department und ein Trinker.
Später zog er nach New Iberia, arbeitete dort als Polizist und ging zu den Anonymen Alkoholikern. Bis heute schrieb James Lee Burke 23 Romane mit Robicheaux. „Dunkle Tage im Iberia Parish“ ist der 15. Roman. Im Original erschien er bereits 2006. Und jetzt erstmals auf deutsch.
In New Iberia taucht Trish Klein auf. Die junge Frau sorgt in den örtlichen Kasinos mit Hundertdollarnoten, die anscheinend aus einem Banküberfall stammen, für Aufsehen. Dave Robicheaux wittert – zu Recht – Probleme. Und er kennt Trishs Vater Dallas aus seiner Militärzeit in Vietnam. Später, in den frühen Achtziger Jahren, sah er, wie Dallas in Florida wegen Spielschulden ermordet wurde. Dave war zu betrunken, um einzugreifen.
Gleichzeitig untersucht Dave den Tod der jungen Studentin Yvonne Darbonne. Denn möglicherweise war es kein Suizid.
Und Dave will immer noch herausfinden, wer vor einem Jahr einen unbekannten Mann überfahren hat.
„Dunkle Tage im Iberia Parish“ ist einer der Dave-Robicheaux-Romane, in denen James Lee Burke den für mich ziemlich unerträglichen Stil seines Spätwerks immer mehr findet. Die Story besteht aus einer verwirrenden Zahl von ineinander verschlungenen Plots und die Struktur des Romans erinnert an eine Kneipenschlägerei, die kaum nachverfolgt, geschweige denn nacherzählt werden kann, aber irgendwann zu einem Ende findet. Und selbstverständlich hat Robicheaux aufgrund früherer Ereignisse eine zutiefst persönliche Verbindung zu dem aktuellen Kuddelmuddell in New Iberia.
In „Dunkle Tage im Iberia Parish“ gelingt Burke noch die Balance zwischen den verschiedenen Plotelementen.
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James Lee Burke: Dunkle Tage im Iberia Parish
(übersetzt von Norbert Jakober)
Pendragon, 2021
480 Seiten
24 Euro
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Originalausgabe
Pegasus Descending
Simon & Schuster, 2006
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Hinweise
Thrilling Detective über „the Great Lost P. I.“ Dave Robicheaux
Wikipedia über James Lee Burke (deutsch, englisch)
Mein Porträt von James Lee Burke
James Lee Burke in der Kriminalakte
„In the Electric Mist“ in der Kriminalakte
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Neonregen“ (The Neon Rain, 1987)
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Blut in den Bayous“ (Heaven’s Prisoners, 1988)
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Mississippi Jam“ (Dixie City Jam, 1994)
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Sumpffieber“ (Sunset Limited, 1998)
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Straße der Gewalt“ (Last Car to Elysian Fields, 2003)
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Sturm über New Orleans“ (The Tin Roof Blowdown, 2007)
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Regengötter“ (Rain Gods, 2009)
Veröffentlicht von AxelB 












