Neu im Kino/Filmkritik: „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ für Tom Cruise und die Gang

Mai 21, 2025

Es war einmal eine Spionageserie. „Mission: Impossible“ hieß sie im Original. Bei uns hieß sie zuerst „Kobra, übernehmen Sie“, später „Unmöglicher Auftrag“. Von 1966 bis 1973 übernahm die ultrageheime IMF (Impossible Mission Force) im Auftrag der US-Regierung im US-Fernsehen über hundertsiebzig unmögliche Aufträge. Die Serie war natürlich von den enorm erfolgreichen James-Bond-Kinofilmen und der durch sie in den sechziger Jahren entstandenen Begeisterung für Agententhriller beeinflusst. Sie war wertig produziert, hatte viel Action, war enorm erfolgreich und hat eine von Lalo Schifrin geschriebenen, im Ohr bleibende Titelmelodie.

1989 gab es im Fernsehen eine Neuauflage. Nach zwei Staffeln wurde das Experiment „In geheimer Mission“ (so der deutsche TV-Titel) eingestellt.

1996 landete die Serie im Kino. Zuerst für einen Spielfilm. Inszeniert von Brian De Palma auf dem Höhepunkt seiner Karriere und mit Tom Cruise als Hauptdarsteller und erstmals auch als Produzent. Der Actionthriller war ein Erfolg. Weiter unmögliche Missionen folgten. Zuerst mit wechselnden Regisseuren, die jeder Mission ihren unverwechselbaren Stempel aufdrückten. Seit „Rogue Nation“ (2015) mit Christopher McQuarrie als Regisseur. In den Jahren bildete sich, nachdem im ersten „Mission: Impossible“-Film das gesamte IMF-Team bis auf Ethan Hunt (Tom Cruise) in Prag getötet wurde, ein neues Team heraus, das immer wieder neue Mitglieder aufnahm. Die von Tom Cruise durchgeführten Stunts wurden immer spektakulärer.

Jetzt startet der achte und möglicherweise letzte „Mission: Impossible“-Film im Kino. Der Abschluss des zweiteiligen Finales ist passend mit „The Final Reckoning“ (auf Deutsch „Die endgültige Abrechnung“) betitelt. Mit fast drei Stunden ist er auch der längste „Mission: Impossible“-Film.

Auf der einen Seite bietet er, wie zu erwarten war, eine Wiederbegegnung mit den bekannt-beliebten „Mission: Impossible“-Teammitglieder (wie Ving Rhames und Simon Pegg), viel Action (aber vor allem in der ersten Hälfte auch viel Gerede) und einen gewohnt hahnebüchenen Plot. Wie in dem vorherigen Film „Dead Reckoning“ kämpft das IMF-Team gegen die Künstliche Intelligenz ‚Die Entität‘ (aka The Entity). Die Entität übernimmt langsam alle Computer. Auch die hochgesicherten Computer des Militärs. Wenn sie auf alle Atomraketen zugreifen kann, wird sie die Welt mit Atomraketen vernichten; – frag nicht, warum sie nicht schon vorher einen Atomkrieg startet oder warum sie unbedingt die Welt vernichten will. Das haben wir uns bei den James-Bond-Bösewichtern auch nie gefragt. Und die „Mission: Impossible“-Filme sind im Endeffekt das US-amerikanische Pendant zu James Bond.

Hunt und sein Team können die nahende Katastrophe verhindern, wenn sie zuerst den aus zwei Teilen bestehenden Schlüssel, der sich nach den Ereignissen von „Dead Reckoning“ in ihrem Besitz befindet, zu dem 2012 irgendwo im Beringmeer gesunkenen russischen U-Boot Sevastopol bringen und dort an den sich auf einem externen Speichermedium befindenden Quellcode der Entität gelangen. Danach können sie ihren Angriff auf das KI-Programm starten. Kein Schritt davon ist einfach und nie läuft ein Plan wie geplant ab. Oh, und Gabriel (Esai Morales), der menschliche Bösewicht aus „Dead Reckoning“, ist ebenfalls wieder dabei.

So weit, so gewohnt.

Auf der anderen Seite wurde dieser Film, zusammen mit dem vorherigen „Mission: Impossible“-Film, schon im Januar 2019 von Hauptdarsteller Cruise und Regisseur McQuarrie als eine aus zwei Spielfilmen bestehende Geschichte angekündigt, die gleichzeitig auch ein Abschluss der von Ethan Hunt 1996 in „Mission: Impossible“ begonnenen Reise sei. Natürlich verstand jeder diese Ankündigung so, dass der achte „Mission: Impossible“-Film gleichzeitig der letzte „Mission: Impossible“-Film ist.

Nach gut dreißig Jahren, sieben konstant unterhaltsamen Kinoabenteuern, sehr guten Einspielergebnissen (mit fast 800 Millionen US-Dollar war „Fallout [2018] der erfolgreichste Film des Franchises und „Mission: Impossible III [2006] hatte mit knapp 400 Millionen US-Dollar das schwächste, aber immer noch ein sehr gutes Einspielergebnis) und einem Hauptdarsteller, der am 3. Juli seinen 63. Geburtstag feiert, ist ein Ende nachvollziehbar.

Damit dieses Ende nicht nur ein weiterer unmöglicher Einsatz ist, gibt es im Film zahlreiche Flashbacks zu den früheren Filmen, eine Nebenfigur aus dem ersten Film taucht wieder auf und wir erfahren, wie Hunts Einbruch in die CIA-Zentrale sein weiteres Leben veränderte, und die Geschichte der KI wird mit früheren „Mission: Impossible“-Filmen verknüpft. Das weckt Erinnerungen an die vorherigen Filme, ist aber auch etwas überflüssig. Schließlich gab es in jedem „Mission: Impossible“-Film einen Auftrag, einen neuen Gegnger und eine die Welt bedrohende Gefahr. Mehr war für zwei spannende Kinostunden nicht nötig.

Es gibt auch den ständig wiederholten Satz „Everything you were, everything you’ve done, has come to this.“ bzw. „Jede Entscheidung hat zu diesem Punkt geführt.“ bzw. „Unser Leben ist die Summe unserer Entscheidungen.“. Nüchtern betrachtet ist das eine Binsenweisheit. Im Film wird sie aber immer wieder so pathetisch überhöht ausgesprochen, dass sie sich wie der Glaube an ein fest stehendes Schicksal, einen göttlichen Plan, der unser Leben von der Wiege bis zur Bahre vorherbestimmt, anhört. Dieser Eindruck entsteht auch durch die nachträgliche Verknüpfung vorheriger „Mission: Impossible“-Einsätze mit der aktuellen Mission. Immer wieder hatte, so wird jetzt gesagt, Hunt, ohne es zu Wissen, mit der Entität zu tun und seine Versuche, die Welt zu retten führten zu der jetzt unmittelbar bevorstehenden Katastrophe. Diese kann nicht abgewendet werden, weil die Entität jeden unserer Schritte vorhersieht.

Von der erste Minute an ist ein fatalistischer Ton vorhanden. McQuarrie bereitet uns auf mögliche Tote beliebter Teammitglieder vor. Einige sterben und auch der Tod von Ethan Hunt ist, als Abschluss seiner Reise, nicht vollkommen ausgeschlossen. Immerhin feierte Daniel Craig so seinen vermurksten Abgang als James Bond.

Und so schleicht sich schon vor dem ersten Bild ein Gefühl von Trauer über das Ende einer Ära ein. Nach dem Tod von James Bond in dem bislang letzten Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ (2021), der immer noch bestehenden Unklarheit über den neuen James-Bond-Darsteller und dem im Februar 2025 erfolgten Verkauf des bislang familiengeführten Franchises an Amazon MGM Studios, verabschiedet sich mit dem angekündigten Ende von „Mission: Impossible“ das zweite große, aus den sechziger Jahren und der Zeit des Kalten Krieges kommende Action-Franchise mit globetrottenden Agenten und Superbösewichtern aus dem Kino.

Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. John Wick und Geschichten aus der Welt von John Wick, wie demnächst „Ballerina“ (Besprechung zum Kinostart am 5. Juni), liefern zwar Action, aber es geht primär um Killer, die Killer umbringen. Superheldenfilme sind etwas ganz anderes. Gleichzeitig ist inzwischen bei vielen eine Superhelden-Müdigkeit unübersehbar.

Mit fast drei Stunden ist „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ zwar länger als nötig ausgefallen, aber es ist eine gelungene und insgesamt überzeugende Abschiedsvorstellung. In den Erklärdialogen wird der Zuschauer vorbildlich an die Hand genommen. In den Actionszenen wird gelungen zwischen Nahkämpfen und spektakulären, so noch nicht gesehenen Unterwasser- und, wenn Tom Cruise in Südafrika auf den Tragflächen von zwei Stearman-Doppeldeckern herumkraxelt, noch spektakuläreren Flugzeugstunts gewechselt. Es gibt zahlreiche prägnante Auftritte bekannter Schauspieler. Teils waren sie in früheren „Mission: Impossible“-Filmen dabei. Teils sind sie erstmals. Wenn man diese Art von Filmen mag, ist auch der achte „Mission: Impossible“-Kinofilm großes Kino.

Mission: Impossible – The Final Reckoning (Mission: Impossible – The Final Reckoning, USA 2025)

Regie: Christopher McQuarrie

Drehbuch: Christopher McQuarrie, Erik Jendresen

mit Tom Cruise, Hayley Atwell, Simon Pegg, Ving Rhames, Vanessa Kirby, Esai Morales, Pom Klementieff, Henry Czerny, Holt McCallany, Angela Bassett, Janet McTeer, Nick Offerman, Hannah Waddingham, Tramell Tillman, Rolf Saxon, Shea Whigham, Greg Tarzan Davis, Charles Parnell, Mark Gatiss, Lucy Tulugarjuk

Länge: 170 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

ursprünglicher Titel: Mission: Impossible – Dead Reckoning Part Two

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Mission: Impossible – The Final Reckoning“

Metacritic über „Mission: Impossible – The Final Reckoning“

Rotten Tomatoes über „Mission: Impossible – The Final Reckoning“

Wikipedia über „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012)

Meine Besprechung von Brad Birds „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (Mission: Impossible – Phantom Protocoll, USA 2011)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rogue Nation“ (Mission Impossible: Rogue Nation, USA 2015)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Fallout“ (Mission: Impossible – Fallout, USA 2018)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ (Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One, USA 2023)


Neu im Kino/Filmkritik: „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ jetzt im Kino

Juli 13, 2023

Beginnen wir gleich mit dem Wichtigsten. Wie erwartet ist „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1″ ein ausgezeichneter Action-Thriller, der alles das bietet, was die vorherigen „Mission: Impossible“-Filme auch boten: reichlich handgemachte, spektakuläre Action und eine doch eher nebensächliche, aber die Actionszenen gut zusammenhältende Geschichte mit einen doch eher vernachlässigbarem Bösewicht. Denn so sehr die Filme selbst in Richtung James Bond gehen, so wenig beeindruckend sind die Bösewichter. Sicher, Philip Seymour Hoffman in „Mission: Impossible III“ blieb länger im Gedächtnis, aber letztendlich haben sie nie die raumfüllende Grandezza eines echten Bond-Bösewichts, sondern sie sind eher funktional.

Dieses Mal ist der Bösewicht die gesichtslose „Entität“ und der mysteriöse Gabriel (Esai Morales). Er gehörte zur supergeheimen US-amerikanischen Impossible Missions Force (IMF) und er ist ein Kollege von Ethan Hunt (Tom Cruise). Die Entität ist eine künstliche Intelligenz, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat und jetzt die Menschheit vernichten könnte. Oder, je nachdem in welchen Händen sie ist, die Gegner des Besitzers vernichten könnte. Sie ist überall und nirgends. Sie kann alles vorherplanen und berechnen. Sie kennt daher jeden Plan, der gemacht wird, um sie zu vernichten und sie trifft vorher alles notwendigen Maßnahmen, um das zu verhindern. Sie ist, qua Programmierung, allwissend und unbesiegbar. Jedenfalls solange Storm fließt. Ihr menschliches Gesicht ist Gabriel.

Mit einem aus zwei Teilen bestehendem Schlüssel kann sie abgeschaltet werden. Im ersten Teil des Zweiteilers „Dead Reckoning“ müssen Ethan Hunt und seine wenigen IMF-Vertrauten die beiden Teile des Schlüssels finden, ehe er in die falschen Hände gerät. Bei dieser wilden Hatz, ist Hunt schnell überzeugt, dass der Schlüssel und die Herrschaft über die Entität nicht in die Hände eines Staates gehört.

Im zweiten Teil geht es für das MI-Team dann darum, das Schlüsselloch zu finden. Jeder andere Plot wäre eine große Überraschung. „Dead Reckoning Teil 2“ läuft nächstes Jahr im Kino.

Danach schließen Tom Cruise, der in allen „Mission: Impossible“-Filmen Ethan Hunt spielte, und Christopher McQuarrie, der Autor und Regisseur der vorherigen „Mission: Impossible“-Filme, weitere Filme der Serie nicht aus.

Trotzdem verströmt „Dead Reckoning Teil Eins“ durchgehend ein melancholisches Gefühl des Abschieds. Der Gegner ist ein Geist. Erinnerungen an frühere Einsätze wehen durch den Film. Und dass Ethan Hunt/Tom Cruise älter wird, wird direkt angesprochen, wenn Hunt erzählt, dass er vor dreißig Jahren als IMF-Agent rekrutiert wurde. Und irgendwann ist die Zeit der Fronteinsätze vorbei. Trotzdem hat er sich wieder entschlossen, den unmöglichen Auftrag anzunehmen und mit seinen Freunden und Vertrauten aus vergangenen Missionen, wie Luther Stickell (Ving Rhames, seit dem ersten „Mission: Impossible“-Film dabei), Benji Dunn (Simon Pegg) und Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) gegen einen die Welt bedrohenden Gegner zu kämpfen und dafür um den halben Globus zu reisen.

Grace (Hayley Atwell) könnte ein neues Mitglied in ihrem Team werden. Doch bis es soweit ist, verhindert die Taschendiebin, die von einer ihr nicht bekannten Person mit der Beschaffung einer Schlüsselhälfte beauftragt wurde, mehrmals, dass Hunt die Mission erfolgreich abschließen kann. Erst später realisiert sie, dass es sich dieses Mal um keinen normalen Auftrag handelt.

Sie gehört, neben der schon erwähnten Ilsa Faust, The White Widow (Vanessa Kirby) und Paris (Pom Klementieff) zu den überzeugenden Frauenfiguren des Films, die eine größere Leinwandzeit haben, und die durchaus einen Einzelfilm tragen könnten. Im Gegensatz zu der immer wieder widersprüchlich handelnden Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) in „Indiana Jones und das Rad des Schícksals“ oder den niemals ihr Potential ausschöpfenden Frauen in den „Fast & Furious“-Filmen.

Die Action ist gewohnt atemberaubend. In Rom gibt es eine lange Auto- und Motorradverfolgungsjagd, die zeigt, was in der durch die gleichen Gassen führenden Autoverfolgungsjagd in „Fast X“ fehlte: das Gefühl, dass das alles real gedreht wurde. In Abu Dhabi und Venedig gibt es ausgedehnte Verfolgungsjagden und Versteckspiele. In den Alpen gibt es das große Actionfinale, neben, in und auf einer aus einer anderen Ära stammenden Wagons und einer Dampflokomotive, die das Filmende nicht erleben. Im Finale gibt es auch einige der aus Werbung bekannten spektakulären und gefährlichen Stunts, die auf der großen Leinwand ihre volle Wirkung entfalten.

Das ist alles sehr gelungen und unterhaltsam und endet, im Gegensatz zu dem schon erwähnten „Fast X“, „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ oder „Dune“, nicht mitten in der Handlung. Es gibt, wie früher bei einem Zweiteiler einer TV-Serie, ein richtiges Ende und einen guten Hinweis auf den Inhalt des zweiten Teils. Deshalb kann McQuarries Film wie Quentin Tarantinos erster „Kill Bill“-Film problemlos als eigenständiger, in sich abgeschlossener Film besprochen werden. Im nachhinein, also wenn man beide „Kill Bill“-Filme kennt, war die Teilung in zwei Filme die richtige Entscheidung. Das dürfte bei „Mission: Impossible“ auch der Fall sein.

Mit 164 Minuten Stunden ist der siebte „Mission: Impossible“-Film allerdings auch zu lang geraten. Mehrmals, als ob wir chronisch unaufmerksam wären, wird uns in fast den gleichen Worten die Entität erklärt, und natürlich hätte hier und da einiges gestrafft und gekürzt werden können. Nicht jeder Film muss gut drei Stunden dauern. Doch das ist, zugegeben, Jammern auf hohem Niveau.

Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ ist, wie erwartet, spannende Mainstream-Actionunterhaltung mit einem erstaunlich aktuellen Thema. Denn als McQuarrie das Drehbuch schrieb, waren Künstliche Intelligenz und die Gefahren und Chancen von KI ein Spezialistenthema. Mit ChatGPT ist es ein uns alle betreffendes Thema geworden.

Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins (Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One, USA 2023)

Regie: Christopher McQuarrie

Drehbuch: Christopher McQuarrie (nach der Fernsehserie von Bruce Geller)

mit Tom Cruise, Hayley Atwell, Ving Rhames, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Vanessa Kirby, Esai Morales, Pom Klementieff, Mariela Garriga, Henry Czerny, Shea Whigham, Greg Tarzan Davis, Frederick Schmidt, Charles Parnell, Rob Delaney, Cary Elwes, Indira Varma, Mark Gatiss

Länge: 164 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“

Metacritic über „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“

Rotten Tomatoes über „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“

Wikipedia über „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012)

Meine Besprechung von Brad Birds „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (Mission: Impossible – Phantom Protocoll, USA 2011)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rogue Nation“ (Mission Impossible: Rogue Nation, USA 2015)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Fallout“ (Mission: Impossible – Fallout, USA 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: „Top Gun: Maverick“ ist zurück im Cockpit

Mai 25, 2022

Ein Blick in alte Tabellen kann erhellend, vergnüglich und, weil es in ihnen so viel zu entdecken gibt, auch zeitraubend sein. So war „Top Gun“ in Deutschland gar nicht so erfolgreich. In einer Liste der Kassenhits der achtziger Jahre in Deutschland steht der Film mit 4.265.434 Besuchern auf dem 23. Platz. Hinter „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, aber noch vor „Rambo II“, „Beverly Hills Cop“ und „Ghostbusters“. In seinem Startjahr 1986 landete er hinter „Im Namen der Rose“ und „Jenseits von Afrika“ auf dem dritten Platz,

Aber in den USA war „Top Gun“ der erfolgreichste Film des Kinojahres. Er war auch weltweit unglaublich erfolgreich. Er spielte, bei einem Budget von 15 Millionen US-Dollar (damals war das noch mehr Geld als heute), über 350 Millionen US-Dollar ein. Die Songs liefen überall. Und selbstverständlich war der von Tony Scott inszenierte Film stilbildend. Einige Karrieren erhielten den entscheidenden Schub. Vor allem die von Tom Cruise. Seitdem hat er ein Abo auf Kassenhits, die auch immer gutes und gutgemachtes Unterhaltungskino für das breite Publikum sind.

Top Gun“ selbst war und ist patriotisches Erbauungskino, in denen die Bilder und die Musik wichtiger als die bestenfalls banale Story sind. Es ist ein Werbefilm für’s Militär, der damals 150-prozentig den Zeitgeist der Reagan-Ära traf.

Ein kritikloses Hohelied auf das Militär ist jetzt auch „Top Gun: Maverick“ – und trotzdem macht der Film Spaß. Das liegt vor allem an Tom Cruise, der sich erkennbar freut, mit dem Motorrad zu fahren und die verschiedenen Flugzeuge auszuprobieren. Er ist wie ein Kind im Spielzeugladen, das alles, aber wirklich alles, ausprobieren darf. Und seine „Ich habe die beste Zeit meines Lebens“-Energie überträgt sich bruchlos in den Kinosaal und trägt über all die Schwächen des Drehbuchs hinweg.

Die funktionale Story wiederholt einfach die Geschichte von „Top Gun“. Nur dass dieses Mal nicht die jungen Piloten, sondern Tom Cruise als Pete „Maverick“ Mitchell im Mittelpunkt steht. Er soll aus einer Gruppe junger, sehr talentierter Piloten die Piloten auswählen, die sich im Training für eine gefährliche und eigentliche unmögliche Mission qualifizieren. Es ist eine klassische Selbstmordmission. Einer der Piloten ist Bradley „Rooster“ Bradshaw (Miles Teller), der Sohn von Mavericks ehemaligen Kameraden Nick „Goose“ Bradshaw.

Maverick, der viel lieber fliegen als unterrichten würde, sieht es als seine Aufgabe an, die jungen Piloten so gut zu trainieren, dass sie die Mission überleben werden. Die im Film nur höchst rudimentär skizzierte Mission besteht darin, an einem abgelegenem Ort eine gut geschützte, in den Bergen liegende, geheime, unterirdische Anlage durch Gebirgsschluchten anzufliegen und eine Bombe in einen kleinen Schacht zu werfen. Die Bombe würde dann die Anlage, die demnächst waffenfähiges Uran herstellen kann, zerstören. Es ist ein Flugzeugangriff, der dem Angriff auf den Todesstern in „Krieg der Sterne“ ähnelt. Und der abseits jeder Logik ist. Denn warum sollte es nicht möglich sein, eine Rakete oder Drohne zur Anlage zu lenken oder die Anlage mit Agenten zu infiltrieren oder mit einem Computervirus lahmzulegen? Gut; jede dieser Lösungen würde den Film sofort beenden. Und das würde uns um einige atemberaubende Flugaufnahmen, Motorradfahren, Sonnenuntergänge (auch in „Top Gun: Maverick“ ist die Welt wie in „Top Gun“ ein einziger golddurchfluteter Sonnenuntergang) und mehrere gutaussehende junge Männer und Tom Cruise beim Volleyballspielen am Strand bringen.

Inszeniert wurde der Actionfilm von Joseph Kosinski. Bekannt wurde er mit „Tron: Legacy“. Danach inszenierte er mit Tom Cruise den Science-Fiction-Film „Oblivion“. In „Top Gun: Maverick“ bedient er sich optisch bei dem Original-“Top Gun“-Film. Das beginnt mit der an die achtziger Jahre erinnernden Schrift, die uns das Top-Gun-Programm erklärt. Danach werden wie damals die Namen der Hauptdarsteller, des Kameramanns, des Komponisten (neben Hans Zimmer ist Originalkomponist Harold Faltermeyer dabei), der Drehbuchautoren, des Regisseurs und der Produzenten (Jerry Bruckheimer ist wieder dabei) eingeblendet. Dazu singt Kenny Loggins wieder von der „Danger Zone“ (Menschen, die ein bestimmtes Alter haben, können mitsummen) und es gibt ein im Gegenlicht choreographiertes Bilderballett von auf einem Flugzeugträger startenden und landenden Jets, winkenden Piloten und Soldaten, die sie einweisen. Und so geht es weiter. Die Bilder erinnern durchgehend an „Top Gun“. Die Musik ist ein Übermaß an 80er-Jahre-Rock- und Popmusik. Die Story bedient gelungen die Erinnerungen an „Top Gun“. Nur dass dieses Mal, wie schon der Titel verrät, eindeutig Maverick im Mittelpunkt steht. Alle anderen Schauspieler bleiben Staffage, die man nur anhand ihrer Gesichter unterscheiden kann. Mehr erfahren wir nicht über sie. Und Maverick ist immer noch der Mann, der er vor fast vierzig Jahren war. Auch heute will er einfach nur Flugzeuge fliegen und Motorrad fahren. Er ist nicht verheiratet. Er lebt allein. Er hat keine Kinder. Er ist immer noch der Zwanzigjährige, der für niemanden Verantwortung hat und der zu Frauen nur flüchtige Beziehungen hat. Im Gegensatz zu seinem Freund Tom „Iceman“ Kazansky, der inzwischen ein verheirateter Vier-Sterne-General ist. Val Kilmer hat hier einen kurzen Auftritt.

Doch wegen der Story geht wahrscheinlich niemand in diesen Film. Es sind die Actionszenen, die überaus gelungen sind. Atemberaubend sind die Bilder der Jets beim Training in der Wüste und beim Einsatz in den verschneiten Bergen, wenn sie durch die engen Schluchten rasen und gegeneinander kämpfen. Die Schauspieler absolvierten diese Aufnahmen in fliegenden Jets und wir sehen, welchen Belastungen sie beim Dreh ausgesetzt waren. Das ist der Realismus, der in den CGI-geschwängerten Bombastschlachten der aktuellen Superheldenfilme fehlt.

Genau diese Bilder sind der Grund, sich den Film im Kino auf einer großen Leinwand anzusehen. „Top Gun: Maverick“ ist feinstes Blockbuster-Kino – und ein vom Militär unterstützter Propagandafilm für die Luftwaffe, die niemals auch nur ansatzweise kritisch betrachtet wird.

Top Gun: Maverick (Top Gun: Maverick, USA 2022)

Regie: Joseph Kosinski

Drehbuch: Ehren Kruger, Eric Warren Singer, Christopher McQuarrie (nach einer Geschichte von Peter Craig und Justin Marks, basierend auf Figuren von Jim Cash und Jack Epps, Jr.)

mit Tom Cruise, Miles Teller, Jennifer Connelly, Jon Hamm, Glen Powell, Lewis Pullman, Charles Parnell, Bashir Salahuddin, Monica Barbaro, Jay Ellis, Danny Ramirez, Greg Tarzan Davis, Ed Harris, Val Kilmer

Länge: 131 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Top Gun: Maverick“

Metacritic über „Top Gun: Maverick“

Rotten Tomatoes über „Top Gun: Maverick“

Wikipedia über „Top Gun: Maverick“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Joseph Kosinskis „Oblivion“ (Oblivion, USA 2013)

Meine Besprechung von Joseph Kosinskis „No Way Out – Gegen die Flammen“ (Only the Brave, USA 2017)