Eine arbeitslose Schauspielerin soll einen Schauspielworkshop des Jobcenters leiten. Die Kursteilnehmer sind zunächst wenig begeistert von der deutlich überforderten Lehrerin, die auch keine Ahnung von ihrer Aufgabe hat. Dennoch beginnen sie, während der Proben für „Antigone“, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
„Ein Geschenk der Götter“ ist eine sehenswerte deutsche Komödie, die deutlich von britischen Arbeiterklassenkomödien beeinflusst ist. Auch in „Ein Geschenk der Götter“ nehmen die Menschen ihr Schicksal in die eigene Hand. Die Milieuzeichnungen sind stimmig. Und es gibt viel Humor, der sich wohltuend vom üblichen deutschen Komödienhumor unterscheidet.
mit Katharina Marie Schubert, Adam Bousdoukos, Marion Breckwoldt, Paul Faßnacht, Katharina Haufer, Rainer Furch, Canan Kir, Maik Solbach, Rick Okon, Eva Löbau, Luise Heyer
Wenige Tage nach der Meldung, dass „In die Sonne schauen“ der deutsche Kandidat für den Auslandsoscar ist, läuft Mascha Schilinskis in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichneter Film im Kino an. Begleitet wird er von euphorischen Kritiken, denen ich mich nicht anschließen kann.
Schilinskis Drama spielt in Sachsen-Anhalt in der Altmark auf einem Vierseitenhof. Sie erzählt auf vier kaum zu unterscheidenden Zeitebenen – nämlich den zehner, vierziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts und den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts – von jungen Frauen, eher noch Kinder oder Mädchen, ihrem Leben und wie ihre Leben, auch wenn sie sich nicht kennen, miteinander verflochten sind. Möglicherweise sind sie noch nicht einmal miteinander verwandt. So steht in dem in den 2020ern spielenden Geschichte eine aus Berlin kommende, renovierungsfreudige Familie, über die wir nichts erfahren und die offensichtlich nichts mit den Vorbesitzern zu tun hat, im Mittelpunkt. Es geht immer um „unausgesprochene Ängste, verdrängte Traumata, verschüttete Geheimnisse“ und ihre Leben sind „auf unheimliche Weise miteinander verwoben“ (Synopsis, Presseheft).
Daraus entsteht keine herkömmliche Geschichte. Es entsteht auch kein eindeutig interpretierbares Geflecht von Bildern. Der Film ist eher ein frei flottierender Bewusstseinsstrom von Bildern und Assoziationen, ohne Ursache und Wirkung. „In die Sonne schauen“ kann als lyrisches Gedicht gesehen werden, das diese Zeitebenen und Frauenschicksale miteinander verbindet und dabei das genaue „wie“ und „warum“ der Verbindung der Kombinationsfreude des Zuschauers überlässt. Naheliegende Interpretationen, wie sexuelle Gewalt, Frauen unterdrückende Machtverhältnisse und wie sie sich dagegen wehren, können in den Film interpretiert werden. Schließlich wird das alles angesprochen. Oder präziser: es gibt Bilder, die mühelos so interpretiert werden können. Allerdings kann das in fast jeden Film hineininterpretiert werden; vor allem, wenn man gerade nicht weiß, um was es geht und man schlau wirken möchte. Bei „In die Sonne schauen“ verbleibt jede Interpretation auf einer rein assoziativen Ebene. Sie erklärt nichts. Sie ist willkürlich. Sie behauptet Zusammenhänge zwischen früheren und Jahrzehnte späteren Ereignissen. Aber mit der Interpretation, dass es um Macht und die Unterdrückung von Frauen geht, kann ich gut leben.
Die Regisseurin deutet allerdings eine andere Interpretation an: „Hinter ihrem assoziativen Bilderstrom werden immer mehr Zusamenhänge sichtbar, Muster von Wiederholungen. (…) Es geht darum, was in uns durch die Zeiten hindurch lebt, uns bestimmt und uns vielleicht sogar aus der Zeit heraus, aus der Zukunft anblickt. (…) Es geht auch um die Frage, was eventuell in unseren Körpern eingraviert ist, was vielleicht lange vor unserer Geburt geschah. (…) Es sollte ein Gefühl entstehen, als hinterließen die Erlebnisse unserer Vorfahren in unseren Körpern Spuren.“
Als Beispiele nennt sie auf den ersten Blick rätselhaften Geschichten von einem Kind, das Kindheitserlebnisse seines Vaters träumt, einem Jungen, der nach einer Explosion durch den Wald läuft und an einem Ort gefunden wird, an dem sich seine Familie während des Zweiten Weltkriegs vor Angriffen versteckte und von einem Mädchen, das in einer Therapie von sexuellem Missbrauch erzählt, den ihre Mutter erfahren hat.
Diese Interpretation führt dann geradewegs ins esoterische Geschwurbel, das hier ernsthaft diskutiert werden soll. Dann geht es um irgendwelche Dinge, die unter einigen der teils nicht miteinander verwandten Bewohner des Hofes nach irgendeinem Zufallsprinzip weitergegeben werden, weil das in diesem Haus so ist.
So betrachtet ist „In die Sonne schauen“ sich in rätselhaften Andeutungen ergehendes, mit zweieinhalb Stunden Laufzeit überlanges New-Age-Geschwurbel;- und wahrscheinlich ist das genau der Grund, warum mich das Arthaus-Drama in keinster Weise ansprach und unendlich langweilte.
Einer der uninteressantesten Filme des Jahres.
In die Sonne schauen (Deutschland 2025)
Regie: Mascha Schilinski
Drehbuch: Mascha Schilinski, Louise Peter
mit Lena Urzendowsky, Laeni Geiseler, Zoë Baier, Hanna Heckt, Lea Drinda, Luise Heyer, Greta Krämer, Filip Schnack
Kommissar Hanns von Meuffels soll den Mord an der Eigentümerin einer Möbel-Manufaktur aufklären. Die Firma sollte von einem Investor übernommen werden und mit dem Eigentümerwechsel sollten 72 Arbeitsplätze wegfallen. Der Hauptverdächtige ist ihr Ex-Mann, dem die Polizei nichts nachweisen kann.
Christian Petzold, der in den vergangenen Jahren hauptsächlich für das Kino arbeitete und dessen TV-Filme immer wie Kinofilme aussehen, inszeniert seinen ersten „Polizeiruf 110“. Es wurde, wie erwartet, ein ebenso ungewöhnlicher, wie gelungener Krimi. Mit „Wölfe“ (2016) und „Tatorte“ (2018), gleichzeitig der letzte von-Meuffels-Polizeiruf, inszenierte Petzold zwei weitere hochgelobte „Polizeiruf 110“-Krimis mit Kommissar von Meuffels.
Ach ja: Petzolds Inspiration für „Kreise“ war Claude Gorettas „Ganz so schlimm ist er auch nicht“ mit einem noch jungen und schlanken Gérard Depardieu in der Hauptrolle.
mit Matthias Brandt, Barbara Auer, Justus von Dohnányi, Luise Heyer, Daniel Sträßer, Jan Messutat
Bevor er für „Im Westen nichts Neues“ einige Oscars erhielt, inszenierte Edward Berger
Arte, 20.15
Jack(Deutschland 2014)
Regie: Edward Berger
Drehbuch: Edward Berger, Nele Mueller-Stöfen
Als der zehnjährige Jack nicht von seiner Mutter aus dem Heim abgeholt wird, haut er ab. In Berlin wartet allerdings niemand auf ihn. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder beginnt Jack seine, mal wieder, spurlos verschwundene Mutter zu suchen.
Mitreisendes, mehrfach ausgezeichnetes Sozial- und Jugenddrama, das immer auf Jacks Augenhöhe bleibt, während er durch die große Stadt läuft.
Tim ist inzwischen in den Dreißigern. Trotzdem lebt er immer noch das Leben eines Pubertierenden: wenn er nicht gerade in einer hippen Social-Media-Agentur abhängt und es regelmäßig bezahlte Arbeit nennt, hängt er mit seinem WG-Kumpel Luis auf der Couch zum Computerspielen ab oder er triftt sich mit einer seiner zahlreichen Freundinnen/Sexualpartnerinnen. Normalerweise meldet er sich nach dem Sex nicht wieder bei ihr. Denn an einer langfristigen Beziehung, Heirat, Kindern und einem bürgerlichem Leben hat er kein Interesse. Wobei er auch an anderen Dingen kein erkennbares Interesse hat. Immerhin will er jetzt, nachdem auf einer Party sein erstes Buch ohne sein Wissen zu Konfetti verarbeitet wurde, sein zweites Buch schreiben.
Als er im Verkaufsraum einer Tankstelle eine junge Frau trifft, die ihm sein Stracciatella-Eis vor der Nase wegschnappt, ändert sich sein Liebesleben. Sie ist jung, selbstverständlich gut aussehend und etwas frech. Der erste Sex ist auch hemmungslos gut. Ebenso der zweite, dritte, vierte undsoweiter, bis Tim dann erstmals doch mehr als Sex haben möchte. Nur die Frau, die einfach nur ‚Ghost‘ heißt, will das nicht.
„Generation Beziehungsunfähig“ ist eine deutsche Komödie, die auf Michael Nasts gleichnamiger Sammlung von Kolumnen basiert. Weil Kolumnen schlecht verfilmt werden können, haben Regisseurin Helena Hufnagel und ihre Co-Autorin Hilly Martinek sich eine Geschichte ausgedacht, die in einer beliebig austauschbaren größeren Stadt spielt. Einige Gebäude und vor allem der Abspann verraten, dass die Komödie in Köln gedreht wurde. Aber es hätte auch genausogut Berlin, Hamburg, München, Stuttgart oder Wuppertal sein können. Die Figuren sind, höflich formuliert, blasse Fantasiefiguren, die all den erwartbaren und schon tausendmal wiedergekäuten Klischees über junge Großstädter entsprechen. Die Geschichte und die Witze sind nicht besser.
So ist vollkommen unklar, was Tims Problem ist und warum wir uns für ihn interessieren und mit ihm mitfühlen sollten. Denn er ist einfach ein Frauen ausnutzendes, egozentrisches Arschloch, das damit keine Probleme hat. Es gibt für ihn keinen Grund, warum er sein Leben verändern möchte, soll oder muss. Denn müssen muss er nichts. Niemand und nichts zwingt ihn dazu, sein Leben zu überdenken. Wenn er dann von Ghost geghosted wird, er also von jemand anderem so behandelt wird, wie er bislang Frauen behandelte, hält sich unser Mitleid in Grenzen. Schließlich tut sie nur das, was er immer tut.
Im Film wird auch nie deutlich, was am Leben als Single so schlimm ist. Außer man verfolgt die konservative Idee einer lebenslangen Bindung in einer traditionellen Kernfamilie, die problemlos den Segen des stockkonservativen katholischen Dorfpfarrers erhalten könnte.
„Generation Beziehungsunfähig“ ist ein weiteres sich in Studiokulissen abspielendes, mit anonymen Bildern einer Großstadt garniertes, in irgendeiner Parallelwelt spielendes RomCom-Gewürge, das in deutschen Filmen so schon seit Jahrzehnten serviert wird und durch Wiederholung nicht realistischer wird. So kann kein Porträt einer Generation entstehen.
Wie es anders geht, zeigt in wenigen Wochen Johanna Moder in ihrem bitterbösen Generationen- und Milieuporträt „Waren einmal Revoluzzer“. Das grandiose Drama hat alles, was „Generation Beziehungsunfähig“ nicht hat. Der aktuelle Starttermin ist der 9. September 2021.
Generation Beziehungsunfähig (Deutschland 2021)
Regie: Helene Hufnagel
Drehbuch: Helene Hufnagel, Hilly Martinek
LV: Michael Nast: Generation Beziehungsunfähig, 2016
mit Frederick Lau, Luise Heyer, Henriette Confurius, Verena Altenberger, Tedros Teclebrhan, Maximilian Brückner, Victoria Trauttmansdorff, Kida Khoor Ramadan
Als der zehnjährige Jack nicht von seiner Mutter aus dem Heim abgeholt wird, haut er ab. In Berlin wartet allerdings niemand auf ihn. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder beginnt Jack seine, mal wieder, spurlos verschwundene Mutter zu suchen.
Mitreisendes, mehrfach ausgezeichnetes Sozial- und Jugenddrama, das immer auf Jacks Augenhöhe bleibt, während er durch die große Stadt läuft.
Kommissar Hanns von Meuffels soll den Mord an der Eigentümerin einer Möbel-Manufaktur aufklären. Die Firma sollte von einem Investor übernommen werden und mit dem Eigentümerwechsel sollten 72 Arbeitsplätze wegfallen. Der Hauptverdächtige ist ihr Ex-Mann, dem die Polizei nichts nachweisen kann.
Christian Petzold, der in den vergangenen Jahren hauptsächlich für das Kino arbeitete und dessen TV-Filme immer wie Kinofilme aussehen, inszeniert seinen ersten „Polizeiruf 110“. Es wurde, wie erwartet, ein ebenso ungewöhnlicher, wie gelungener Krimi. 2016 inszenierte er mit „Wolfe“ einen weiteren „Polizeiruf 110“ mit Kommissar von Meuffels.
Ach ja: Petzolds Inspiration für „Kreise“ war Claude Gorettas „Ganz so schlimm ist er auch nicht“ mit einem noch jungen und schlanken Gérard Depardieu in der Hauptrolle.
mit Matthias Brandt, Barbara Auer, Justus von Dohnányi, Luise Heyer, Daniel Sträßer, Jan Messutat
Kommissar Hanns von Meuffels soll den Mord an der Eigentümerin einer Möbel-Manufaktur aufklären. Die Firma sollte von einem Investor übernommen werden und mit dem Eigentümerwechsel sollten 72 Arbeitsplätze wegfallen. Der Hauptverdächtige ist ihr Ex-Mann, dem die Polizei nichts nachweisen kann.
Christian Petzold, der in den vergangenen Jahren hauptsächlich für das Kino arbeitete und dessen TV-Filme immer wie Kinofilme aussehen, inszeniert seinen ersten „Polizeiruf 110“. Es wurde, wie erwartet, ein ebenso ungewöhnlicher, wie gelungener Krimi. 2016 inszenierte er mit „Wolfe“ einen weiteren „Polizeiruf 110“ mit Kommissar von Meuffels.
Ach ja: Petzolds Inspiration für „Kreise“ war Claude Gorettas „Ganz so schlimm ist er auch nicht“ mit einem noch jungen und schlanken Gérard Depardieu in der Hauptrolle.
mit Matthias Brandt, Barbara Auer, Justus von Dohnányi, Luise Heyer, Daniel Sträßer, Jan Messutat
Als der zehnjährige Jack nicht von seiner Mutter aus dem Heim abgeholt wird, haut er ab. In Berlin wartet allerdings niemand auf ihn. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder beginnt Jack seine, mal wieder, spurlos verschwundene Mutter zu suchen.
Mitreisendes, mehrfach ausgezeichnetes Sozial- und Jugenddrama, das immer auf Jacks Augenhöhe bleibt, während er durch die große Stadt läuft.
Eine arbeitslose Schauspielerin soll einen Schauspielworkshop des Jobcenters leiten. Die Kursteilnehmer sind zunächst wenig begeistert von der deutlich überforderten Lehrerin, die auch keine Ahnung von ihrer Aufgabe hat. Dennoch beginnen sie, während der Proben für „Antigone“, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
„Ein Geschenk der Götter“ ist eine sehenswerte deutsche Komödie (meine Besprechung), die deutlich von britischen Arbeiterklassenkomödien beeinflusst ist. Auch in „Ein Geschenk der Götter“ nehmen die Menschen ihr Schicksal in die eigene Hand. Die Milieuzeichnungen sind stimmig. Und es gibt viel Humor, der sich wohltuend vom üblichen deutschen Komödienhumor unterscheidet.
mit Katharina Marie Schubert, Adam Bousdoukos, Marion Breckwoldt, Paul Faßnacht, Katharina Haufer, Rainer Furch, Canan Kir, Maik Solbach, Rick Okon, Eva Löbau, Luise Heyer
Als der zehnjährige Jack nicht von seiner Mutter aus dem Heim abgeholt wird, haut er ab. In Berlin wartet allerdings niemand auf ihn. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder beginnt Jack seine, mal wieder, spurlos verschwundene Mutter zu suchen.
Mitreisendes, mehrfach ausgezeichnetes Sozial- und Jugenddrama, das immer auf Jacks Augenhöhe bleibt, während er durch die große Stadt läuft.
Eine arbeitslose Schauspielerin soll einen Schauspielworkshop des Jobcenters leiten. Die Kursteilnehmer sind zunächst wenig begeistert von der deutlich überforderten Lehrerin, die auch keine Ahnung von ihrer Aufgabe hat. Dennoch beginnen sie, während der Proben für „Antigone“, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
„Ein Geschenk der Götter“ ist eine sehenswerte deutsche Komödie (meine Besprechung), die deutlich von britischen Arbeiterklassenkomödien beeinflusst ist. Auch in „Ein Geschenk der Götter“ nehmen die Menschen ihr Schicksal in die eigene Hand. Die Milieuzeichnungen sind stimmig. Und es gibt viel Humor, der sich wohltuend vom üblichen deutschen Komödienhumor unterscheidet.
mit Katharina Marie Schubert, Adam Bousdoukos, Marion Breckwoldt, Paul Faßnacht, Katharina Haufer, Rainer Furch, Canan Kir, Maik Solbach, Rick Okon, Eva Löbau, Luise Heyer
Als der zehnjährige Jack nicht von seiner Mutter aus dem Heim abgeholt wird, haut er ab. In Berlin wartet allerdings niemand auf ihn. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder beginnt Jack seine, mal wieder, spurlos verschwundene Mutter zu suchen.
Mitreisendes, mehrfach ausgezeichnetes Sozial- und Jugenddrama, das immer auf Jacks Augenhöhe bleibt, während er durch die große Stadt läuft.
ARD, 20.15 Polizeiruf 110: Kreise(Deutschland 2015, Regie: Christian Petzold)
Drehbuch: Christian Petzold
Kommissar Hanns von Meuffels soll den Mord an der Eigentümerin einer Möbel-Manufaktur aufklären. Die Firma sollte von einem Investor übernommen werden und mit dem Eigentümerwechsel sollten 72 Arbeitsplätze wegfallen. Der Hauptverdächtige ist ihr Ex-Mann, dem die Polizei nichts nachweisen kann.
Christian Petzold, der in den vergangenen Jahren hauptsächlich für das Kino arbeitete und dessen TV-Filme immer wie Kinofilme aussahen, inszeniert seinen ersten „Polizeiruf 110“. Das verspricht einen ebenso ungewöhnlichen, wie gelungenen Krimi.
Ach ja: Petzolds Inspiration für „Kreise“ war Claude Gorettas „Ganz so schlimm ist er auch nicht“ mit einem noch jungen und schlanken Gérard Depardieu in der Hauptrolle.
mit Matthias Brandt, Barbara Auer, Justus von Dohnányi, Luise Heyer, Daniel Sträßer, Jan Messutat Wiederholungen
Eins Festival, Sonntag, 28. Juni, 21.45 Uhr und 23.45 Uhr
ARD, Dienstag, 30. Juni, 00.35 Uhr (Taggenau!) Hinweise ARD über den „Polizeiruf 110: Kreise“ Wikipedia über „Polizeiruf 110“
Beim Durchlesen der Synopse hat man – immerhin ist „Jack“ ein deutscher Film – die schlimmsten Befürchtungen: der zehnjährige Jack muss den Haushalt schmeißen, auf seinen sechsjährigen Bruder Manuel und seine sechsundzwanzigjährige, allein erziehende Mutter Sanna aufpassen, die ihre Kinder zwar mag, aber von den Mutterpflichten hoffnungslos überfordert ist. Viel lieber taucht sie mit wechselnden Freunden im Berliner Nachtleben ab.
Als Jack in den Sommerferien, nachdem er einen Mitbewohner verletzte, aus dem Kinderheim nach Berlin zu seiner Mutter abhaut, ist sie nicht zu Hause. Auch der Wohnungsschlüssel ist nicht mehr da. Er holt seinen Bruder bei einer Freundin von Sanna ab und beginnt mit ihm ihre Mutter zu suchen.
Das klingt doch nach einem der typisch deutschen Sozialdramen, die bis zur Ungenießbarkeit ihre Botschaft hinaustrompeten.
Aber „Jack“ ist erfrischend undeutsch. Edward Berger, der bereits mehrere Folgen für „KDD – Kriminaldauerdienst“, „Unter Verdacht: Willkommen im Club“, „Tatort: Das letzte Rennen“ (mit den HR-Kommissaren Dellwo und Sänger) und die „Schimanski“-Filme „Asyl“ und „Kinder der Hölle“ inszenierte, erzählt in seinem neuesten Film, immer auf Augenhöhe mit Jack, der als schweigsamer Mann mit einem Ziel, durch ein Berlin, das durchaus als Berlin erkennbar, aber die üblichen Berlin-Bilder vermeidet, hetzt. Dabei ist er für einen zehnjährigen Jungen erstaunlich erwachsen und sein Bruder erstaunlich folgsam bei der tagelangen Suche nach ihrer spurlos verschwundenen Mutter. Immerhin sind sie eine Familie, die den Sommer gemeinsam verbringen sollte.
„Jack“ zeigt eindrucksvoll, wie Jack am Ende zu seiner Entscheidung über den Fortbestand seiner Familie kommt. Und das alles ohne lange didaktisch-erklärende Dialoge.
Anna gehört zu den wenigen glücklichen Schauspielerinnen, die beim Stadttheater eine feste Stelle im Ensemble hat. Als sie aus heiterem Himmel ihre Stelle verliert, steht sie vor dem Nichts. Dennoch hat sie Glück im Unglück. Im Jobcenter drückt ihr die Agenturleiterin einen Schauspielkurs aufs Auge. Anna, die das noch nie gemacht hat, soll die Ausbilderin sein. Ihre Schüler sind eine Gruppe schwer Vermittelbarer, die einen schönen Querschnitt durch die sozialen Problemgruppen bilden und die keine Lust auf den vollkommen sinnlosen Schauspielkurs haben. Vor allem nicht auf „Antigone“ von Sophokles. Wie soll ihnen dieses alte Stücke helfen?
„Ein Geschenk der Götter“ orientiert sich an den sozial engagierten, herzerwärmenden britschen Arbeiterkomödien. Oliver Haffner hat einen feinen, liebevollen Blick auf diese Gruppe Hartz-IV-Empfänger, die sich dann doch für das Stück, das viel mit ihrem Leben zu tun hat, erwärmen, zu einer Gemeinschaft werden und es schließlich, als es ihnen angeboten wird, unbedingt im Theater aufführen wollen.
Aber während in den britischen Komödien die Protagonisten gegen viele Widerstände ganz oder gar nicht für ihre Ziele kämpfen und sie, sogar wenn sie scheitern, gewinnen, werden in der deutschen Variante Anna alle Steine auf fast schon märchenhafte Weise (wobei die Leiterin des Job-Centers mehr als einmal der rettende Engel ist) aus dem Weg geräumt.
Eben diese Konfliktarmut verärgert dann auch zunehmend. Denn nie nimmt Anna ihr Schicksal in die Hand. Ihre Schüler dagegen schon.
Ein Geschenk der Götter(Deutschland 2014)
Regie: Oliver Haffner
Drehbuch: Oliver Haffner
mit Katharina Marie Schubert, Adam Bousdoukos, Marion Breckwoldt, Paul Faßnacht, Katharina Haufer, Rainer Furch, Canan Kir, Maik Solbach, Rick Okon, Eva Löbau, Luise Heyer
Länge: 102 Minuten
FSK: ab 0 Jahre
– Hinweise Homepage zum Film Film-Zeit über „Ein Geschenk der Götter“ Moviepilot über „Ein Geschenk der Götter“