WDR, 23.15 Drive (Drive, USA 2011)
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Hossein Amini
LV: James Sallis: Drive, 2005 (Driver, später wegen des Films „Drive“)
Der namenlose Fluchtwagenfahrer führt ein ruhiges, zurückgezogenes Leben, bis er sich in eine Frau verliebt und ihrem Freund bei einem Überfall helfen will. Der Überfall geht schief… Allseits abgefeierten Neo-Noirs, der schon jetzt als Kultfilms gelabelt wird. Mehr gibt es in meiner ausführlichen Besprechung.
mit Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston, Albert Brooks, Oscar Isaac, Christina Hendricks, Ron Perlman, Kaden Leos Hinweise
Der Mann, der niemals lebte (USA 2008, Regie: Ridley Scott)
Drehbuch: William Monahan
LV: David Ignatius: Body of Lies, 2007 (Der Mann, der niemals lebte)
CIA-Agent Roger Ferris fahndet im Nahen Osten nach einer islamistischen Terrorzelle. Als sie nicht weiterkommen, hecken Ferris und sein in Washington, D. C., sitzender Chef einen verwegenen Plan aus.
Okayer, schrecklich ausgewogener, realistischer Polit-Thriller, bei dem man nie den Eindruck los wird, dass hier alle unter ihren Möglichkeiten bleiben. Außerdem ist das Ende enttäuschend.
David Ignatius gefällt die Verfilmung.
mit Leonardo DiCaprio, Russell Crowe, Mark Strong, Oscar Isaac
ARD, 23.45
Drive (Drive, USA 2011)
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Hossein Amini
LV: James Sallis: Drive, 2005 (Driver, später wegen des Films „Drive“)
Der namenlose Fluchtwagenfahrer führt ein ruhiges, zurückgezogenes Leben, bis er sich in eine Frau verliebt und ihrem Freund bei einem Überfall helfen will. Der Überfall geht schief… TV-Premiere eines allseits abgefeierten Neo-Noirs, der schon jetzt als Kultfilms gelabelt wird. Mehr gibt es in meiner ausführlichen Besprechung.
Natürlich ist die Uhrzeit eine Frechheit, aber sie eröffnet die Chance auf künftige Wiederholungen zu besseren Uhrzeiten und der FSK-18-Film kann problemlos ungekürzt gezeigt werden.
mit Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston, Albert Brooks, Oscar Isaac, Christina Hendricks, Ron Perlman, Kaden Leos
Wiederholung: Sonntag, 4. Januar, 03.05 Uhr (Taggenau!)
Mit „Der Fremde im Zug“ hatte Patricia Highsmith einen glänzenden Start ihrer Karriere. Immerhin wurde ihr erster Roman von Alfred Hitchcock verfilmt. Der Film und die Vorlage, die mir besser als der Film gefällt, sind heute Klassiker. In den folgenden Jahren wurden weiterer ihrer Romane verfilmt. Besonders die Geschichten mit Tom Ripley sind bei Filmemachern beliebt. Mal wurden sie in die Gegenwart verlegt, mal nicht.
Jetzt ist mit „Die zwei Gesichter des Januars“ eine weitere Patricia-Highsmith-Verfilmung im Kino, die durchgängig vom Patina der Vergangenheit umweht ist. In Athen besucht Chester MacFarland mit seiner Frau Colette 1962 die Akropolis. Der reiche Geschäftsmann entdeckt dabei einen jungen Reiseführer, den sie kurz darauf in einem Café wieder sehen. Es ist Rydal Keener. Ebenfalls ein Amerikaner, der hier einen mehr als ausdehnten Sommer verbringt und sich als Reiseführer und mit kleineren Betrügereien sein Geld verdient. Chester engagiert ihn als ihre Begleitung für die nächsten Tage.
Das könnte eine nette kleine Urlaubsepisode bleiben, wenn Chester nicht eines Abends in seinem Hotelzimmer von einem Privatdetektiv, der ihn im Namen von einigen vermögenden Gläubigern verfolgte, zur Rede gestellt würde. Am Ende des Gesprächs ist der Detektiv, durch einen unglücklichen Unfall, tot und als Chester die Leiche verschwinden lassen will, wird er von Rydal entdeckt.
Ab jetzt ist das ungleiche Betrügertrio auf der Flucht. Denn Rydal wittert ein gutes Geschäft und er hat auch ein Auge auf Colette geworfen.
„Die zwei Gesichter des Januars“ ist das Regiedebüt von Hossein Amini, der bislang die Drehbücher für die Henry-James-Verfilmung „Die Flügel der Taube“, die A.-E.-W.-Mason-Verfilmung „Die vier Federn“, die Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot – Gnadenlose Jagd“, die James-Sallis-Verfilmung „Drive“, die modernisierte Schneewittchen-Variante „Snow White and the Huntsman“ und die demnächst startende John-le-Carré-Verfilmung „Our Kind of Traitor“ (Verräter wie wir) schrieb.
Sein Drehbuch sprach dann auch Viggo Mortensen, Kirsten Dunst und Oscar Isaac, der zuletzt in „Inside Llewyn Davis“ als glückloser Musiker überzeugte, an. Denn es verlässt sich auf die Schauspieler und die Dynamik innerhalb des mehr als halbseidenen Trios. Vieles wird nicht gesagt. Fast immer entsprechen ihre Worte nicht ihren Absichten und Amini will überhaupt nicht alles erklären. Immerhin hat er mit Mortensen, Dunst und Isaac drei gute Schauspieler, die auch schweigend viel sagen können. Dazu kommt noch die zauberhafte Landschaft. Gedreht wurde unter anderem auf Kreta, in Athen und Istanbul an Orten, die sich in den verganenen fünfzig Jahren nicht veränderten.
Insgesamt wirkt „Die zwei Gesichter des Januars“ wie ein in den frühen Sechzigern, kurz nach „Nur die Sonne war Zeuge“, gedrehter Kriminalfilm. P. S.: 1985 entstand eine deutsche Verfilmung des Romans. Regie bei „Die zwei Gesichter des Januar“ (auf das „s“ wurde verzichtet) führte Wolfgang Storch, der zusammen mit Karl Heinz Willschrei das Drehbuch schrieb. Charles Brauer, Yolande Gilot und Thomas Schücke spielten mit und mir gefiel der Film, als ich ihn vor Jahren sah. Er müsste endlich mal wieder im TV gezeigt werden.
Joel und Ethan Coen setzen ihre filmische Geschichtsstunde fort. Nach, zuletzt, dem Wilden Westen („True Grit“) und der Vorstadt-Provinz in den Sechzigern („A Serious Man“) verschlägt es sie jetzt in die frühen sechziger Jahre nach Greenwich Village, New York, in die dortige Folkszene, die durch Bob Dylan weltweit bekannt wurde. Und Llewyn Davis, der Protagonist von „Inside Llewyn Davis“, erinnert natürlich sofort an Bob Dylan. Nur dass er unbekannt und chronisch erfolglos ist.
Aber der naheliegende Bob-Dylan-Vergleich führt auf die falsche Fährte. Denn die Coens inszenierten nicht die Geschichte des erfolglosen Bruders von Dylan, wie Woody Allen es 1999 in „Sweet and Lowdown“ tat, als Sean Penn Emmet Ray, den besten Jazzgitarristen nach Django Reinhardt spielte und eine vergnügliche Chronik der dreißiger Jahre entwarf. „Inside Llewyn Davis“ ist eine sehr detailgetreue Chronik der Greenwich-Village-Folkszene, bevor sie zum Geschäft wurde und bevor Bob Dylan dort 1961 eintraf. Seine ersten Konzerte gab er erst nach dem Ende des Films. Damals bemühten die Folksänger sich, die Originale möglichst genau nachzuspielen. Sie waren eine verschworene Gemeinschaft, die den Kommerz verachtete und sich selbst genügte. Auch Llewyn Davis (Oscar Isaac) predigt die reine Lehre, ist chronisch pleite, schläft sich deswegen durch die Wohnungen seiner Freunde und Bekannten und ist trotzdem irgendwie zufrieden. Immerhin kann er die Musik spielen, die er liebt und er schlägt sich mehr schlecht als recht durch.
Am Filmanfang wird er im Winter 1961 nach einem Konzert in der Gasse hinter dem Gaslight Café von einem rauchendem Unbekannten, von dem wir nur die Silhouette erkennen, zusammengeschlagen und seine Odyssee, in der es für ihn immer schlimmer wird, beginnt. Zuerst entkommt die heißgeliebte Katze der Gorfeins, zwei schöngeistige Akademiker, bei denen er die Nacht auf der Couch verbrachte, aus deren Wohnung. Er findet sie zwar, muss sie aber den halben Film als unnützen Ballast mitnehmen. Sein Plattenproduzent schenkt ihm einen Karton mit seinen unverkäuflichen LPs. Mit Jim (Justin Timberlake) und Al (Adam Driver) kann er den Song „Please, Mr. Kennedy“ aufnehmen. Davis hält ihn zwar für einen kitschigen Polit-Song, aber das Publikum liebt ihn. Von dem Erfolg hat er allerdings nichts, weil er gleich nach der Aufnahme zugunsten eines festen Honorars auf eine Beteiligung an zukünftigen Tantiemen verzichtete. Seine Schwester und seine Freundin fordern ihn auf, sein Leben zu ändern. Also macht er sich auf den Weg nach Chicago zu dem einflussreichen Musikproduzenten Bud Grossman (F. Murray Abraham). Auf der Hinfahrt – er beteiligt sich an einer Fahrgemeinschaft – wird er von dem Autobesitzer Roland Turner (John Goodman) ohne Unterlass herabgesetzt. Denn für einen echten Jazzmusiker ist Folk keine Musik.
Formal ist „Inside Llewyn Davis“ wie ein Folksong strukturiert. Es gibt die erste Strophe, in den nächsten Strophen wird alles immer schlimmer für den Protagonisten und am Ende wird die erste Strophe wiederholt. So ist auch Davis am Filmende wieder im Gaslight Café, singt seine Lieder und wird in der Gasse wieder von dem unbekannten Mann, der uns natürlich an den Teufel (bzw. den Mann, mit dem Bluesmusiker Robert Johnson seinen legendären Pakt schloss) erinnert, vermöbelt. Den Film können wir jetzt als Alptraum von Llewyn Davis sehen. Oder als einen selbstironischen Song von ihm über sein Leben. In jedem Fall ist er ein sehr genaues Porträt der Greenwich-Village-Folkszene in der Prä-Bob-Dylan-Ära und eine Liebeserklärung an die Folkmusik. Denn die Coens lassen die Schauspieler, die die Songs auch alle sangen, die Songs vollständig spielen und sie zeigen immer die gesamte Performance des Liedes.
Am Ende, bevor Llewyn Davis dem Mann in der Gasse begegnet, zeichnet sich dann unscharf im Bildhintergrund die Zukunft ab, wenn ein Folksänger sich näselnd über seine Gitarre beugt und lossingt.
Kurz gesagt: „Inside Llewyn Davis“ ist das neue Meisterwerk der Coen-Brüder und eine Liebeserklärung an die Folk-Music. Ein herzerwärmender Film, auch wenn Llewyn Davis für den kalten New Yorker Winter viel zu dünn gekleidet ist.
Inside Llewyn Davis (Inside Llewyn Davis, USA/Frankreich 2013)
Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen
mit Oscar Isaac, Carey Mulligan, John Goodman, Garrett Hedlund, Justin Timberlake, Adam Driver, Max Casella, F. Murray Abraham