In seinem Hauptberuf ist Gary Johnson (Glen Powell) Psychologie-Professor. Er sieht, obwohl sein Studium schon lange zurückliegt, immer noch wie ein sympathisch verpeilter Philosophie-Student aus, der keinerlei Wert auf sein Äußeres legt. Auch sein Auto und seine Wohnung strahlen immer noch einen studentischen Flair aus. Gary ist die menschgewordene Wohlfühlzone.
In seinem Nebenberuf ist er ein Killer, ein Hit Man, der für Geld andere Menschen umbringt. Das sagt er jedenfalls zu seinen Klienten, die ihn mit einem Mord beauftragen und ihm dafür Geld geben. Danach werden sie verhaftet. Denn Gary ist ein Undercover-Agent der Polizei von New Orleans. Das wurde er eher zufällig. Davor half er der Polizei bei der Technik und alle mögen den sympathischen Lehrer. Als bei einem geplanten Undercover-Einsatz der eigentlich zuständige Beamte verhindert ist, wird Gary von den anderen Polizisten gedrängt, schnell einzuspringen. Er tut es. Er improvisiert. Er kann genug Beweise für eine Verhaftung sammeln. Weil er so überzeugend agierte, wird er für weitere Einsätze engagiert.
Schnell professionalisiert er seine Auftritte als Killer. Wie ein Method Actor fühlt er sich in verschiedene Killertypen ein, rekreiert bekannte Killer nach und er wird zu dem Killertyp, den der Auftraggeber wahrscheinlich mit der Tat beauftragen würde.
Das funktioniert alles prächtig, bis Gary auf Madison Masters (Adria Arjona) trifft. Sie möchte, dass er ihren gewalttätigen Mann ermordet. Aber dieses Mal nimmt er nicht das Geld und liefert sie der Justiz aus, sondern er verliebt sich in sie. Und sie verliebt sich in ihn; also in den vom ihm für sie gespielten Killer. Und schon beginnen die Probleme.
In dem Moment wandelt Richard Linklaters neuer, äußerst entspannt erzählter Film sich von einer Krimikomödie mit der Betonung auf Komödie in eine Noir-Liebesgeschichte.
Gary Johnson gab es wirklich. In den späten neunziger Jahren war er in und um Houston ein Lehrer (Teilzeit), städtischer Angestellter und der Mann, der für die Polizei als angeblicher Killer zahlreiche Täter überführte.
Richard Linklater verlegte die Geschichte in die Gegenwart, veränderte den Handlungsort und nahm sich weitere künstlerische Freiheiten. Entstanden ist eine wunderschön entspannte, leicht subversive, schwarzhumorige Krimikomödie, die immer mal wieder ihren Plot verliert. Aber das gleicht sie durch ihr spielfreudiges Ensemble aus. Im Mittelpunkt steht dabei der von Glen Powell gespielte Gary Johnson. „A Killer Romance“ ist die vierte Zusammenarbeit von Powell und Linklater. Er spielte in Linklaters Filmen „Fast Food Nation“, „Everybody Wants Some!!“ und „Apollo 10 ½: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter“ mit. Im Geschäft ist der 1988 geborene Schauspieler seit über zwanzig Jahren. Seit 2003 spielte er, meistens unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit, in zahlreichen TV-Serien und Filmen, wie „The Dark Knight rises“ (als Trader #1), „The Expendables 3“, „Ride Along: Next Level Miami“ und „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“ und „Deine Juliet“, mit. Jetzt ist er, dank der Hits „Top Gun: Maverick“ und „Wo die Lüge hinfällt“ auf dem Weg zum Star. Sein nächster Film ist das Blockbuster-Spektakel „Twister“. In „A Killer Romance“ zeigt er seine Wandlungsfähigkeit und dass er ein Gespür für gute Stoffe hat.
Und Richard Linklater hat mal wieder einen richtig guten Film gedreht.

A Killer Romance (Hit Man, USA 2023)
Regie: Richard Linklater
Drehbuch: Richard Linklater, Glen Powell
LV: Skip Hollandsworth: Hit Man, 2001 (Texas Monthly, Reportage)
mit Glen Powell, Adria Arjona, Retta, Austin Amelio, Molly Bernard, Sanjay Rao
Länge: 116 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über „A Killer Romance“
Metacritic über „A Killer Romance“
Rotten Tomatoes über „A Killer Romance“
Wikipedia über „A Killer Romance“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood erklärt einen eindeutigen Sieg für die Fantasie
Meine Besprechung von Richard Linklaters „Before Midnight“ (Before Midnight, USA 2013)
Meine Besprechung von Richard Linklaters „Everybody wants some!!“ (Everybody wants some!!, USA 2016)
Meine Besprechung von Richard Linklaters „Bernadette“ (Where’d you go, Bernadette, USA 2019)
Richard Linklater in der Kriminalakte
Veröffentlicht von AxelB 

