Mr. Williams ist, auch wenn er von seinen Untergebenen geachtet und auch gefürchtet wird, im Nachkriegslondon ein unbedeutender Beamter in der für die Vergabe öffentlicher Bauaufträge zuständigen Abteilung. Sein Leben scheint er der Erfüllung von Paragraphen, die er in- und auswendig kennt, gewidmet zu haben. Als sein Arzt ihm sagt, dass er tödlich erkrankt ist und in wenigen Wochen tot ist, bricht er erstmals aus der Routine aus. Er kommt nicht zur Arbeit und fragt sich, was der Sinn seines Lebens sein soll.
„Living – Einmal wirklich leben“ von Regisseur Oliver Hermanus und Autor Kazuo Ishiguro (der bekannteste Roman des Nobelpreisträgers ist „Was vom Tage übrigblieb“) ist eine Neuinterpretation von Akira Kurosawas „Einmal wirklich leben“ (Ikiru, 1952). Unter Cineasten gilt „Ikiru“ als einer von Kurosawas wichtigsten Filmen. Beim breiten Publikum ist der Film fast unbekannt. Ishiguro und Hermanus verlegen die Handlung von Japan nach England und erzählen sie in knapp über hundert Minuten. Kurosawa erzählte die Geschichte des Beamten in 143 Minuten. Die deutsche Kinofassung wurde auf 120 Minuten gekürzt.
Ishiguro schrieb, nach einem zufälligem Gespräch mit Produzent Stephen Woolley und Bill Nighy, das Drehbuch als ein Starvehikel für Bill Nighy, der die perfekte Verkörperung des steifen britischen Beamten ist.
Hermanus inszenierte die Geschichte als angenehm altmodisches Schauspielerkino, das gleichzeitig eine milde Satire auf das Beamtentum und eine Liebeserklärung an dieses ist.
Der verdiente Lohn waren viel Kritikerlob, Preise und Nominierungen. So waren Ishiguro für sein Drehbuch und Nighy für sein Spiel für jeweils einen Oscar nominiert.
Living – Einmal wirklich leben (Living, Großbritannien 2022)
Regie: Oliver Hermanus
Drehbuch: Kazuo Ishiguro (nach dem Drehbuch „Ikiru“ von Akira Kurosawa, Shinobu Hashimoto und Hideo Oguni)
mit Bill Nighy, Aimee Lou Wood, Alex Sharp, Tom Burke, Adrian Rawlins, Hubert Burton, Oliver Chris, Michael Cochrane
Die glorreichen Sieben (The Magnificent Seven, USA 2016)
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: Richard Wenk, Nic Pizzolatto (basierend auf dem Drehbuch von Akira Kurosawa, Shinobu Hashimoto und Hideo Oguni)
Die friedlichen Farmer von Rose Creek heuern sieben Revolverhelden an. Sie sollen sie gegen eine skrupellosen Minenbesitzer und seine gesetzlosen Handlanger beschützen.
Überaus gelungene und hundertfünfzigprozentig eigenständige Neuadaption von „Die sieben Samurai“, die schon einmal als Western geremaked wurden.
mit Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke, Vincent D’Onofrio, Byung-hun Lee, Manuel Garcia-Rulfo, Martin Sensmeier, Haley Bennett, Peter Sarsgaard, Luke Grimes, Matt Bomer
Die glorreichen Sieben (The Magnificent Seven, USA 2016)
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: Richard Wenk, Nic Pizzolatto (basierend auf dem Drehbuch von Akira Kurosawa, Shinobu Hashimoto und Hideo Oguni)
Die friedlichen Farmer von Rose Creek heuern sieben Revolverhelden an. Sie sollen sie gegen eine skrupellosen Minenbesitzer und seine gesetzlosen Handlanger beschützen.
Überaus gelungene und hundertfünfzigprozentig eigenständige Neuadaption von „Die sieben Samurai“, die schon einmal als Western geremaked wurden.
mit Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke, Vincent D’Onofrio, Byung-hun Lee, Manuel Garcia-Rulfo, Martin Sensmeier, Haley Bennett, Peter Sarsgaard, Luke Grimes, Matt Bomer
Einige Tage vor der Pressevorführung von Antoine Fuquas „Die glorreichen Sieben“ habe ich mir noch einmal das Original, also den Westernklassiker von John Sturges, angesehen. Schließlich wollte ich kundig das Original mit dem Remake vergleichen, auf die kleinsten Unterschiede hinweisen (zum Beispiel wenn aus einem Links- ein Rechtshänder wird) und, vielleicht, über die großen Unterschiede jammern.
Außerdem wollte ich mein ursprüngliches Urteil überprüfen. Damals, als Jugendlicher, empfand ich Sturges‘ „Die glorreichen Sieben“ als einen unglaublich langweiligen, prätentiösen und steifen Film, der zu sehr von seiner eigenen Bedeutung überzeugt ist. Die zweite Sichtung bestätigte meinen ersten Eindruck – und damit gehöre ich zu der Minderheit, die den Film nicht mag.
Im Kino stellte ich dann fest, dass ich mir das Original nicht hätte ansehen müssen. Fuqua drehte kein mehr oder weniger werkgetreues Remake von „Die glorreichen Sieben“ (1960). Seine „glorreichen Sieben“ sind bestenfalls eine sehr freie Neuinterpretation, die weiter von dem Original entfernt ist, als einige der unzähligen Fortsetzungen und Rip-Offs, die in den vergangenen Jahrzehnten entstanden. Bis auf einige fast schon willkürlich eingestreute Zitate, die man erkennt, wenn man kurz vorher das Original gesehen hat, und Elmer Bernsteins klassisches Filmthema, das erstmals während des Abspanns erklingt, hat Fuquas Film nichts mit Sturges‘ Film zu tun. Sein Film ist ein wie ein Großstadtthriller inszenierter Western mit viel Action und einer ordentlichen Portion Robert B. Parker, der mit seinen auch verfilmten Virgil-Cole-und-Everett-Hitch-Romanen ja einige Western schrieb, in denen zwei Gesetzeshüter ordentlich in gesetzlosen Orten aufräumen (und der echte Parker-Fan hat vielleicht auch „Potshot“, die noch nicht übersetzte Spenser-Version der glorreichen Sieben, gelesen).
Die Filmgeschichte – sieben Gesetzlose helfen einem Dorf gegen einen übermächtigen Bösewicht – wurde, wenn man sie auf einen Satz verkürzt, übernommen. Außerdem klaute Sturges die Geschichte von Akira Kurosawa. Er erzählte sie in „Die sieben Samurai“, einem grandiosen Film, der seinen Klassikerstatus zu recht hat und immer noch beeindruckt. Vor allem wenn man den Film auf der großen Leinwand sehen kann.
Anführer der siebenköpfigen Gruppe ist in Fuquas Ensemblefilm Sam Chisolm (Denzel Washington). Er ist ein Gesetzeshüter, der immer wieder betont, dass er „a duty sworn warrant officer from Wichita, Kansas and a licensed peace officer in Arkansas,Indian Territory, Nebraska, and seven other states“ ist. Als er 1879 von der Witwe Emma Cullen (Haley Bennett) gebeten wird, in Rose Creek gegen Barholomew Bogue (Peters Sarsgaard) vorzugehen, ist er einverstanden. Bogue ist der Besitzer der örtlichen Mine, er unterdrückt die Bevölkerung, seine Minenarbeiter und die ehrlichen Bauern, und er ermordete Cullens gottesfürchtigen Mann auf offener Straße.
Chisolm sucht sich eine Gruppe tapferer, mehr oder weniger gesetzloser Revolvermänner zusammen, die er teilweise von früher kennt und die alle ziemlich eindrucksvolle Charaktere sind: Josh Farraday (Chris Pratt), Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke), Jack Horne (Vincent D’Onofrio, kaum erkennbar und mit bärigem Kampfstil), Billy Rocks (Byung-Hun Lee), Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo) und der Komantsche Red Harvest (Martin Sensmeier).
Nachdem die extrem multikulturelle Männertruppe in Rose Creek eintrifft, kommt es kurz darauf zur epischen Schlacht zwischen ihnen und Bogue, auf die wir Zuschauer von Anfang an gewartet haben. Und wir werden nicht enttäuscht.
Jedenfalls wenn wir einen ordentlichen Western wollen. Gerne mit einigen nie besonders vertieften Bezügen zur Gegenwart.
Und jetzt will ich mir mal wieder Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ ansehen. Den fand ich schon beim ersten Ansehen grandios.
Die glorreichen Sieben (The Magnificent Seven, USA 2016)
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: Richard Wenk, Nic Pizzolatto (basierend auf dem Drehbuch von Akira Kurosawa, Shinobu Hashimoto und Hideo Oguni)
mit Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke, Vincent D’Onofrio, Byung-hun Lee, Manuel Garcia-Rulfo, Martin Sensmeier, Haley Bennett, Peter Sarsgaard, Luke Grimes, Matt Bomer
Japan 1586: Weil Banditen immer wieder ihre Ernte stehlen, beschließen die Bauern eine Gruppe von Samurai zu bezahlen. Die Samurai sollen sie und ihre Ernte vor den Banditen beschützen.
Arte zeigt die 2006 restaurierte Langfassung von Kurosawas Klassiker. Kurosawa erstellte für den japanischen Markt eine 203-minütige Fassung (das dürfte auch die heute Abend gezeigte Version sein) und für den internationalen Markt eine 160-minütige Version.
Diese internationale Version sah ich vor ungefähr zwanzig Jahren im Kino und ich war sprachlos. Denn obwohl ich lange Filme nicht mag, verging die Zeit wie im Flug. Nichts wirkte veraltet. Die Kämpfe sind immer noch atemberaubend und unglaublich direkt inszeniert (Er nahm sie mit mehreren Kameras auf.). Die Betrachtungen über das Leben der armen Bauern, der Samurai und ihrem Ethos sind als prägnante Zeichnung unterschiedlicher Kulturen zeitlos. Das Ende ist bitter-ironisch. Die Kameraarbeit erstaunlich zeitgemäß. Immerhin reden wir hier von einem Film, der als ich ihn sah bereits vor über vierzig Jahren entstand.
„Die sieben Samurai“ ist ein Klassiker, der kein Patina angesetzt hat und kraftvolles Kino.
„‘Shichinin No Samurai’ ist episches Kino in Vollendung, das heißt: es ist vor allem Erzählung.“ (Karsten Visarius in Akira Kurosawa, Hanser Reihe Film Band 41, 1988)
„Doch wie kunstvoll Kurosawa die verschiedenen Bedeutungsebenen verknüpft, wie kongenial er im Vordergrund eine packende, mal tragische, mal komische Geschichte und dazu einen bitteren historisch-geschaftlichen Subtext entwickelt – das macht ‘Shichinin No Samurai’ zu einem zeitlosen Meisterwerk.“ (Heinz-Jürgen Köhler in Bodo Traber/Hans J. Wulf, Hrsg.: Filmgenres – Abenteuerfilm, 2004)
Es wurden mehrere Remakes und Quasi-Remakes gedreht. Das bekannteste ist „Die glorreichen Sieben“ (The magnificent seven, USA 1960) von John Sturges.
Mit Takashi Shimura, Toshiro Mifune, Yoshio Inaba, Seiji Miyaguchi, Minoru Chiaki, Daisuke Kato, Ko Kimura
Rashomon – Das Lustwäldchen (Japan 1950, R.: Akira Kurosawa)
Drehbuch: Shinobu Hashimoto, Akira Kurosawa
LV: Ryunosuke Akutagawa: Rashomon; Yabu no naka, 1915 (Rashomon)
Vier Menschen erzählen in Rückblenden, ihre Version eines Mordes.
Grandioser, immer wieder sehenswerter Klassiker, der Kurosawa auch bei uns bekannt machte. Zu seinen späteren Filmen gehören „Die sieben Samurai“, „Das Schloss im Spinnwebwald“, „Yojimbo, der Leibwächter“, „Zwischen Himmel und Hölle“ (eine Ed-McBain-Verfilmung), „Kagemusha – Der Schatten des Kriegers“ und Ran“.