
Jetzt ist es wieder soweit. Das Syndikat, die Vereinigung deutschsprachiger Kriminalautorinnen und -autoren, ruft zum jährlichen Klassentreffen. Dieses Jahr ist es in Halle an der Saale, einer alten, geschichtsträchtigen, aber ansonsten unschuldigen kleinen Stadt in Sachsen-Anhalt. 238.000 Einheimische werden vom 2. Mai (mit Vorspielen schon ab ungefähr jetzt) bis zum 6. Mai versuchen, die riesige Verbrecherversammlung zu überleben. Zur Beruhigung der Einheimischen kann ich sagen: Krimischreiber sind nur auf dem Papier Serientäter. Im normalen Umgang sind es meist umgängliche Menschen…Wurde das nicht auch über Norman Bates gesagt?
Das offizielle Programm der Criminale besteht vor allem aus Lesungen. Lesungen. Lesungen.
Es gibt gefühlt mehr Fachveranstaltungen als in den Vorjahren, das unausgesprochene Nebenprogramm („Lebst du noch?“ „Hey, du hast dich überhaupt nicht verändert!“ „Du siehst aber alt aus! Dabei bist du noch gar nicht so alt.“ „Wo ist die nächste Kneipe?“) und die Verleihung des Krimipreises Friedrich-Glauser-Preis am Samstag, den 5. Mai.
Dieses Jahr sind für den Glauser und den Hansjörg-Martin-Preises nominiert:
Bester Kriminalroman
Raoul Biltgen: Schmidt ist tot, Verlag Wortreich
Alfred Bodenheimer: Ihr sollt den Fremden lieben, Nagel & Kimche
Ellen Dunne: Harte Landung, Insel Taschenbuch
Monika Geier: Alles so hell da vorn, Ariadne
Jutta Profijt: Unter Fremden, dtv
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Bestes Debüt-Kriminalroman
Hannah Coler: Cambridge 5, Limes Verlag
Kerstin Ehmer: Der weiße Affe, Pendragon
Gereon Krantz: Unter pechschwarzen Sternen, ProTalk Verlag
Harald J. Marburger: Totengräberspätzle, Emons
Takis Würger: Der Club, Kein & Aber
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Bester Kurzkrimi
Klaus Berndl mit Feueralarm, in: Feuerspuren, edition karo
Karr & Wehner (Reinhard Jahn und Walter Wehner) mit Hier in Tremonia, in: Killing You Softly, KBV
Thomas Kastura mit Der Zuschauer, in: Kerzen, Killer, Krippenspiel, Knaur
Henry Kersting mit Der Blaue, in: Rache brennt, Verlag am Schloss
Cécile Ziemons mit Dünensingen, in: Feinste Friesenmorde, Leda Verlag
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Hansjörg-Martin-Preis (bester Kinder- und Jugendkrimi)
Tanya Lieske: Mein Freund Charlie, Beltz & Gelberg
Christian Linker: Der Schuss, dtv
Lea-Lina Oppermann: Was wir dachten, was wir taten, Beltz & Gelberg
Ortwin Ramadan: Glück ist was für Anfänger, Coppenrath
Martin Schäuble: Endland, Hanser
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Ehrenglauser
Edith Kneifl
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Zur sachfremden Vorbereitung gibt es, wie in den vergangenen Jahren, einen Sammelband Krimikurzgeschichten, die am Ort der Criminale spielen. Dieses Jahr übernahm Peter Godazgar, ein Zugezogener, die Herausgeberschaft des Sammelbandes. In „Die Stadt, das Salz & der Tod – Mörderisches aus Halle an der Saale“ sind extra für den Sammelband geschriebene Kurzgeschichten von Jürgen und Marita Alberts, Joachim Anlauf, Marc-Oliver Bischoff, Natine Buranaseda, Daniel Carinsson, Christiane Dieckerhoff, Peter Godazgar, Thomas Hoeps, Thomas Kastura, Ralf Kramp, Tatjana Kruse, Elke Pistor, Theresa Prammer, Uwe Schimunek, Frank Schlößer und Sabine Trinkaus enthalten. Es ist also eine bunte Mischung aus bekannten und unbekannte(re)n Autoren, die man teils mehr als Roman-, teils mehr als Kurzgeschichtenautoren kennt. Aber zur Steigerung der Mordrate in Halle an der Saale tragen sie alle bei. Ihre Leichen verteilen sie dabei großzügig über die gesamte Stadt.
Selbstverständlich ist nicht jede Geschichte gelungen. Nicht jede Geschichte spielt in der Gegenwart und wenn Georg Friedrich Händel dabei ist, wird sogar auf die obligatorische Leiche verzichtet. Dafür hat Münchhausen einen Auftritt.
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Peter Godazgar (Herausgeber): Die Stadt, das Salz & der Tod – Mörderisches aus Halle an der Saale
grafit, 2018
224 Seiten
11 Euro
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Hinweise
Homepage von Peter Godazgar
Homepage von Das Syndikat
Homepage von Der Criminale
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