TV-Tipp für den 22. Oktober: James Bond 007: Spectre

Oktober 21, 2023

Und damit endet, bis auf Daniel Craigs Abschiedsvorstellung, die irgendwann in naher oder ferner Zukunft im TV läuft, unser James-Bond-Rewatch

Sat.1, 20.15

James Bond: Spectre (Spectre, USA/Großbritannien 2015)

Regie: Sam Mendes

Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth

LV: Charakter von Ian Fleming

James Bond will die geheimnisvolle Verbrecherorganisation Spectre zerstören. Sein Gegner ist dabei Franz Oberhauser. Sie haben sich schon als Kinder gekannt.

Nach dem grandiosen „Skyfall“ enttäuschte „Spectre“, der sich mehr um einen überflüssigen Bohei um den Namen des Bösewichts als um ein schlüssiges Drehbuch kümmert. Am Ende ist „Spectre“ der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.

In meiner ausführlichen Besprechung gibt es die spoilerfreie Begründung dazu.

mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman

Wiederholung: Pro7, Freitag, 27. Oktober, 22.20 Uhr

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Spectre“

Metacritic über „Spectre“

Rotten Tomatoes über „Spectre“

Wikipedia über „Spectre“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Film “Spectre” (Spectre, USA/GB 2015)

Meine Besprechung von Sam Mendes‘ „1917“ (1917, USA 2019)

Meine Besprechung von Sam Mendes‘ „Empire of Light“ (Empire of Light, Großbritannien 2022)

zu James-Bond-Romanen

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romanen “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung von John Gardners “James Bond – Kernschmelze” (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel “Countdown für die Ewigkeit”)

Meine Besprechung von John Gardners „James Bond – Der Mann von Barbarossa“ (James Bond – The Man from Barbarossa, 1991)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ “James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes” (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond: Ewig und ein Tag“ (James Bond – Forever and a day, 2018)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond: Mit der Absicht zu töten“ (James Bond – With a mind to kill, 2022)

zu James-Bond-Filmen

Meine Besprechung der TV-Miniserie „Fleming – Der Mann, der Bond wurde“ (Fleming, Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Film “Spectre” (Spectre, USA/GB 2015)

Meine Besprechung von Cary Joji Fukunaga James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ (No time to die, Großbritannien 2021)

zu anderem James-Bond-Zeug

Meine Besprechung von Danny Morgensterns „Unnützes James Bond Wissen“ (2020)

Kriminalakte: Mein Gespräch mit Danny Morgenstern über „Keine Zeit zu sterben“ und sein Buch „Das ultimative James-Bond-Quizbuch“ (1. Oktober 2021) (Sehbefehl?)

Meine Besprechung von cinemas (Hrsg.) „Inside James Bond“ (2022)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte


„Inside James Bond“ „Mit der Absicht zu töten“ auf geheimer Mission

Februar 22, 2023

In seinem dritten James-Bond-Roman springt Anthony Horowitz wieder zu einem anderen Abschnitt im Leben von James Bond, wie es von Bond-Erfinder Ian Fleming aufgeschrieben wurde. In „Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ (Trigger Mortis, 2015) erzählte Horowitz ein Abenteuer aus Bonds Agenten-Hochphase. Genaugenommen spielt der Roman 1957 nach dem Bond-Roman „Goldfinger“. In „Ewig und ein Tag“ (Forever and a Day, 2018) erzählte er James Bonds erstes Abenteuer als Geheimagent. Deshalb spielt die Geschichte vor Ian Flemings erstem Bond-Roman „Casino Royale“. Jetzt erzählt Horowitz quasi Bonds letztes Abenteuer. „Mit der Absicht zu töten“ spielt nach Ian Flemings letztem Bond-Roman „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (The Man with the golden Gun, 1965). Bond überlebte den Kampf gegen den Profikiller Scaramanga nur schwer verletzt.

Nach seiner Genesung wird Bond auf eine neue gefährliche Mission geschickt. Allerdings fragt der Weltkrieg-II-Veteran sich, ob er nach fünfzehn Jahren als Geheimagent überhaupt noch die Arbeit machen will und kann. Denn inzwischen ist er, so seine Einschätzung, langsam zu alt und zu langsam für die gefährliche Mission an vorderster Front. Sonst hätte er Scaramanga leichter besiegt. Und er weiß nicht, nachdem er in sowjetischer Gefangenschaft war und dort von Oberst Boris einer Gehirnwäsche unterzogen wurde, ob er seinem Gedächtnis und seinem Willen vertrauen kann. Denn diese Gehirnwäsche führte dazu, dass er einen Mordanschlag auf seinen Vorgesetzten M verübte,

Dieses Mal soll James Bond in Moskau eine geheime, neu gegründete Gruppe infiltrieren. Stalnaja Ruka ist ein Zusammenschluss von SMERSCH, KGB, GRU und Stasi, deren Beziehung zum Kreml unklar ist. Die Gruppe, zu der auch Oberst Boris gehört, plant etwas, das das Gleichgewicht der Kräfte zwischen Ost und West vollständig zerstören soll. Mehr weiß M nicht.

Melancholischer, an sich selbst zweifelnd und auch müde von den physisischen und psychischen Herausforderungen und Verletzungen seiner vorherigen Einsätze dürfte James Bond bislang in keinem anderen Abenteuer gewesen sein. Anthony Horowitz präsentiert in „Mit der Absicht zu töten“ einen reiferen James Bond.

Seit seinem ersten Agentenabenteuer „Ewig und ein Tag“, in das er sich erlebnishungrig und neugierig stürzte, sammelte er Erfahrungen und veränderte sich. Das zeigt sich auch an seinem Verhältnis zu den Frauen, die ihm in „Mit der Absicht zu töten“ begegnen. Außerdem veränderte sich von den frühen fünfziger Jahren bis Mitte der sechziger Jahre die Gesellschaft und gesellschaftliche Ansichten.

Das reflektiert Horowitz in seinem dritten und, leider, finalen Bond-Roman, der zur Hochzeit des Kalten Krieges spielt. Es gibt böse, sehr, sehr mächtige Russen, Intrigen, Geheimpläne, Verschwörungen, Gedankenexperimente wie in „Der Manchurian Kandidat“ und viel Kalter-Kriegs-Atmosphäre bis hin zum Finale in Ost-Berlin und an der Mauer.

Mit der Absicht zu töten“ ist ein spannender und würdiger Abschluss von Anthony Horowitz‘ James-Bond-Trilogie. Gleichzeitig sind seine drei Bond-Romane eine gelungene Erweiterung der von Ian Fleming geschriebenen James-Bond-Geschichten.

Für die Fans des Kino-James-Bond gibt es mit „Inside James Bond“ ein vom Filmmagazin cinema herausgegebenes Buch über James Bond. Es ist, wie die anderen von cinema zuletzt herausgegebenen Filmbücher eine gelungene, kurzweilige und informative Mischung aus kurzen Texten und vielen Bildern.

In den Texten geht es einmal durch die Geschichte von James Bond. Es beginnt mit einem Kapitel zu Bond-Erfinder Ian Fleming. Weiter geht es mit Kapiteln über die Produzenten und die Bond-Darsteller Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton, Pierce Brosnan und Daniel Craig. In diesen Kapiteln stehen ihre James-Bond-Filme eindeutig im Mittelpunkt. Sie werden hier auch schon kritisch eingeordnet. Weiter geht es mit kurzen Kapiteln über die Bond-Girls, die Bösewichter, die Titelsongs, Drehorte und Sets, die gerne am Filmende zerstört werden. Es gibt teils brandneue Interviews mit den Bond-Darstellern und anderen an den Bond-Filmen beteiligten Personen, wie den Bond-Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson.

Abschließend werden alle Bond-Filme, auch „Casino Royale“ (1967) und „Sag niemals nie“ (1983, das „Feuerball“-Remake mit Sean Connery), noch einmal kritisch gewürdigt.

Über die dabei vorgenommene Punktebewertung sollte allerdings noch einmal gesprochen werden. So kommt die kommerziell sehr einträgliche Craig-Ära zu gut weg. Für mich sind nur zwei seiner fünf Filme gelungen und vier von fünf möglichen Patronen für „Ein Quantum Trost“ sind mindestens zwei zu viel. Fünf Bewertungskugeln für „Liebesgrüße aus Moskau“ und „Goldfinger“ sind natürlich in Ordnung.

Insgesamt ist „Inside James Bond“ ein gelungenes Buch, das auch Bond-Fans, die bereits einige Bücher über den Geheimagenten ihrer Majestät im Regal stehen haben, noch ein, zwei neue Erkenntnisse vermittelt.

Anthony Horowitz: Mit der Absicht zu töten

(übersetzt von Stephanie Pannen)

Cross Cult, 2022

320 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

James Bond – With a mind to kill

Jonathan Cape, 2022

cinema (Hrsg.): Inside James Bond

Panini, 2022

224 Seiten

30 Euro

Hinweise

Wikipedia über James Bond (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romane “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung von John Gardners “James Bond – Kernschmelze” (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel “Countdown für die Ewigkeit”)

Meine Besprechung von John Gardners „James Bond – Der Mann von Barbarossa“ (James Bond – The Man from Barbarossa, 1991)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ “James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes” (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond – Ewig und ein Tag“ (James Bond – Forever and a day, 2018)

Meine Besprechung der TV-Miniserie „Fleming – Der Mann, der Bond wurde“ (Fleming, Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Film “Spectre” (Spectre, USA/GB 2015)

Meine Besprechung von Cary Joji Fukunaga James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ (No time to die, Großbritannien 2021)

Meine Besprechung von Danny Morgensterns „Unnützes James Bond Wissen“ (2020)

Kriminalakte: Mein Gespräch mit Danny Morgenstern über „Keine Zeit zu sterben“ und sein Buch „Das ultimative James-Bond-Quizbuch“ (1. Oktober 2021) (Sehbefehl?)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte

.

Homepage von Anthony Horowitz

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Die “Inspector Barnaby”-Fälle von Anthony Horowitz

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond – Ewig und ein Tag“ (James Bond – Forever and a day, 2018)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Ein perfider Plan – Hawthorne ermittelt“ (The Word is Murder, 2017)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Mord in Highgate – Hawthorne ermittelt“ (The Sentence is Death, 2018)

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Homepage von Cinema

Meine Besprechung von Cinema (Hrsg) „Making of – Hinter den Kulissen der größten Filmklassiker aller Zeiten“ (2019)

Meine Besprechung von Cinema (Hrsg.) „Filmstars: Die 30 größten Ikonen der Kinogeschichte“ (2021)

Meine Besprechung von Cinema (Hrsg.) „Making of – Hinter den Kulissen der größten Klassiker aller Zeiten: Band 2“ (2022)


TV-Tipp für den 8. November: James Bond 007 – Spectre

November 7, 2020

Das Warten auf den neuen James-Bond-Film hat noch lange kein Ende. Bis dahin

RTL, 20.15

James Bond: Spectre (Spectre, USA/Großbritannien 2015)

Regie: Sam Mendes

Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth

LV: Charakter von Ian Fleming

James Bond will die geheimnisvolle Verbrecherorganisation Spectre zerstören. Sein Gegner ist dabei Franz Oberhauser. Sie haben sich schon als Kinder gekannt.

Nach dem grandiosen „Skyfall“ enttäuschte „Spectre“, der sich mehr um einen überflüssigen Bohei um den Namen des Bösewichts als um ein schlüssiges Drehbuch kümmert. Am Ende ist „Spectre“ der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.

In meiner ausführlichen Besprechung gibt es die spoilerfreie Begründung dazu.

mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman

Wiederholung: Montag, 9. November, 9. November, 01.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Moviepilot über „Spectre“
Metacritic über „Spectre“
Rotten Tomatoes über „Spectre“
Wikipedia über „Spectre“ (deutsch, englisch)

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romane “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung von John Gardners “James Bond – Kernschmelze” (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel “Countdown für die Ewigkeit”)

Meine Besprechung von John Gardners „James Bond – Der Mann von Barbarossa“ (James Bond – The Man from Barbarossa, 1991)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ “James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes” (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond – Ewig und ein Tag“ (James Bond – Forever and a day, 2018)

Meine Besprechung der TV-Miniserie „Fleming – Der Mann, der Bond wurde“ (Fleming, Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Film “Spectre” (Spectre, USA/GB 2015)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte


„Ein perfider Plan“, „Mord in Highgate“ – und Detektiv Hawthorne ermittelt

Oktober 21, 2020

Wie geht’s Sportsfreund? Hier ist Hawthorne. (…) Wir werden viel Spaß haben.“

Anthony Horowitz ist ein erfolgreicher Autor. Er schreibt die bei Jugendlichen beliebten Alex-Rider-Romane, in denen ein Jugendlicher James-Bond-artige Abenteuer erlebt. Er schrieb zwei erfolgreiche Sherlock-Holmes-Romane, zwei ebenso erfolgreiche James-Bond-Romane (alle im Auftrag der Erben) und weitere Kriminalromane, von denen etliche zu Serien wurden. Er erfand mehrere TV-Serien und Miniserien. Die wichtigsten sind „Foyle’s War“ (bei uns nie gelaufen) und „Inspector Barnaby“ (Midsomer Murders) . Er schrieb und schreibt Drehbücher für beliebte Krimiserien wie „Agatha Christie’s Poirot“.

Und er begleitet Daniel Hawthorne bei seinen Ermittlungen. Hawthorne ist ein ehemaliger Polizist, der jetzt als freier Berater für die Polizei arbeitet. Er wird immer zu den Fällen hinzugezogen wird, die für die normalen Mordermittler zu schwierig sind. Das sind ungefähr alle Fälle, bei denen der Mörder nicht mit der Tatwaffe in der Hand neben der Leiche steht und seine Tat gesteht.

Horowitz lernte Hawthorne als Drehbuchberater für eine TV-Serie kennen. Jetzt, also schon vor einigen Jahren, aber die Bücher erschienen erst vor kurzem, schlug Hawthorne Horowitz vor, dass Horowitz ihn bei seinem neuesten Mordfall begleitet, alles aufschreibt und dann einen True-Crime-Bestseller schreibt, der beide reich macht. Horowitz ist einverstanden und begleitet als Dr. Watson seinen Sherlock Holmes.

In ihrem ersten Fall „Ein perfider Plan“ wird Diana Cowper, eine wohlhabende, allein lebende Frau in den Sechzigern, in ihrer Wohnung erdrosselt. Mysteriös und damit zu einem Fall für Hawthorne wird der Mord an Cowper, weil sie einige Stunden vor ihrem Ableben in einem Beerdigungsinstitut alles für ihren Tod regelte. Hawthorne glaubt nicht an einen Zufall. Und, soviel kann verraten werden, es handelt sich auch nicht um einen Zufall.

In ihrem zweiten gemeinsamen Fall „Mord in Highgate“ wird der Scheidungsanwalt Richard Pryce in seinem Haus mit einer teuren Weinflasche erschlagen. Der erste Verdacht richtet sich gegen Akira Anno. Wenige Tage vor Pryces Tod drohte sie ihm lautstark in einem vollen Nobelrestaurant. Pryce hatte kurz davor in dem Scheidungsverfahren den Mann der prominenten feministischen Autorin vertreten und eine für ihn günstige finanzielle Regelung erreicht. Damit hätte Anno ein gutes Motiv und auch das entsprechende Temperament. Aber es führt, wie bei „Ein perfider Plan“, auch eine Spur in die Vergangenheit zu einem Unfall, bei dem ein Mensch starb.

Mit seinen bis jetzt erschienenen beiden Hawthorne-Rätselkrimis (in „Mord in Highgate“ schreibt Horowitz, dass er einen Vertrag für drei Hawthorne-True-Crime-Romane abgeschlossen habe) setzt Anthony Horowitz die schöne Erzähltradition fort, in der der Ich-Erzähler identisch mit dem Autor des Romans ist und er in Mordfälle verwickelt wird. Das bekannteste Beispiel sind die momentan nur antiquarisch erhältlichen Kult-Krimis von Kinky Friedman, in denen der Musiker und Freigeist mit seinen Freunden, viel Humor und einigen anderen Dingen in New York Morde aufklärt. Und genau wie in Friedmans Krimis gibt es in den beiden Hawthorne-Krimis viele Informationen aus dem Leben von Anthony Horowitz. Mehr oder weniger nah an den Fakten. Dieser intime Einblick in das Leben eines Schriftstellers ist ein Teil des Spaßes bei „Ein perfider Plan“ und „Mord in Highgate“.

Die Fälle sind beide Male Rätselkrimis mit vielen falschen Fährten und Hinweisen auf die großen, von Horowitz verehrten Klassiker und Ermittler der Kriminalliteratur. Vor allem Sherlock Holmes ist hier zu nennen.

Dabei ist „Ein perfider Plan“ der gelungenere Roman. Außerdem haben Steven Spielberg und Peter Jackson einen kurzen, für die Ermittlung nicht wichtigen aber – jedenfalls für uns Leser – sehr witzigen Auftritt. „Mord in Highgate“ wirkt dagegen oft wie eine etwas lustlose Wiederholung des Plots von „Ein perfider Plan“ mit anderen Figuren und weniger Humor.

Bis jetzt hatte ich schon drei wichtige Hinweise übersehen und zwei andere falsch gedeutet.

Und es sollte noch schlimmer kommen.“

(Anthony Horowitz über seine detektivischen Fähigkeiten in „Mord in Highgate“ auf Seite 57)

Anthony Horowitz: Mord in Highgate – Hawthorne ermittelt

(übersetzt von Lutz-W. Wolff)

Insel Verlag, 2020

352 Seiten

22 Euro

Originalausgabe

The Sentence is Death

Penguin Random House UK, London, 2018

Anthony Horowitz: Ein perfider Plan – Hawthorne ermittelt

(übersetzt von Lutz-W. Wolff)

Insel Verlag, 2019

368 Seiten

22 Euro

Taschenbuch-Ausgabe

Insel Taschenbuch, 2020

11 Euro

Originalausgabe

The Word is Murder

Penguin Random House UK, London, 2017

Hinweise

Homepage von Anthony Horowitz

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Die “Inspector Barnaby”-Fälle von Anthony Horowitz

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond – Ewig und ein Tag“ (James Bond – Forever and a day, 2018)


Der neue James-Bond-Roman „Ewig und ein Tag“ – und Hinweise auf weitere Kriminalromane von Anthony Horowitz

Januar 28, 2020

James Bond wird nach Südfrankreich geschickt. Dort wurde sein Vorgänger, der ebenfalls die Codenummer 007 hatte, erschossen. Er sollte herausfinden, warum korsische Verbrecherbanden seit Monaten auf die lukrative Herstellung und den Verkauf von Rauschgift verzichten.

Bond, ein junger Weltkrieg-II-Veteran, reist an die Côte d’Azur. Dort trifft er, selbstverständlich unter seinem wahren Namen agierend, auf den korsischen Verbrecher Jean-Paul Scipio, ein Sadist, der wie die menschliche Inkarnation von Jabba the Hutt aussieht (und sich damit sofort als Bond-Bösewicht qualifiziert), die schöne Sixtine (aka Joanne Brochet aka Madame 16), die mit dem Handel von Informationen Geld verdient, beim Kartenspiel betrügt, zehn Jahre älter als Bond ist und damit für ihn mindestens fünfzehn Jahre zu alt ist (ja, die seligen fünfziger Jahre, als Bond nur jüngere Gespielinnen hatte) (oh, und, ja, die beiden landen im Bett) und den über siebzigjährigen US-Multimillionär Irwin Wolfe, der Sixtine heiraten will und der James Bond stolz durch sein über zweihundert Meter langes Luxuskreuzfahrtschiff ‚Mirabelle‘ führt, das fünfhundertfünfzig Kabinen und die neueste Technik hat. Auch wenn James Bond es in diesem Moment noch nicht ahnt – immerhin ist es seine erste Mission als 007 -, qualifiziert sich das Schiff allein schon durch seine Größe und Protzigkeit für eine Zerstörung am Ende der Geschichte. Nichts davon überrascht den James-Bond-Fan. Immerhin sind die Grundelemente einer James-Bond-Geschichte seit Jahrzehnten bekannt.

Anthony Horowitz richtet sie nur neu an. In seinem zweiten Bond-Roman „Ewig und ein Tag“ gelingt ihm das, nach „Trigger Mortis“, wieder einmal ausgezeichnet. Alle bekannten Bond-Elemente sind vorhanden. Die Geschichte, die vor Ian Flemings erstem James-Bond-Roman „Casino Royale“ (1953) spielt, liest sich wie ein Roman aus den Fünfzigern, inklusive dem damaligen Frauenbild, den Vorurteilen gegenüber anderen Rassen und dem Verhalten der Männer. So ist James Bond ein ziemlicher Snob mit einem arg altmodischem Frauenbild und einem ausgeprägtem Statusdenken. Gleichzeitig gibt es einige kleine Neuerungen, wie das Alter der Bondine. Auch das Motiv des Bösewichts ist, obwohl historisch und gewohnt gaga, heute immer noch aktuell.

Und es gibt viel Zeitkolorit. Immer wieder zeigt Horowitz, wie viel sich in den vergangenen Jahrzehnten veränderte. So verlangt Bond, nachdem er zum ersten Mal sein neues Büro betritt, einem Aschenbecher auf seinem Schreibtisch. Der heute undenkbare Wunsch wird ihm von seiner Sekretärin widerspruchslos erfüllt. Ein anderes Mal trinkt Bond vor einem Einsatz nur eine halbe Flasche Wein. Er will den darauf folgenden Mord nicht betrunken ausführen. Oder Bonds stolzer Hinweis, dass sein neues Auto, ein Jaguar XK 120, mit 120 Meilen pro Stunde der schnellste in Serie hergestellte Flitzer sei. Heute ist das keine atemberaubende Geschwindigkeit mehr. Und in Frankreich gibt es noch Esel auf der Straße.

Für den Bond- und Ian-Fleming-Fan hat Horowitz außerdem etliche Hinweise auf andere Bond-Geschichten und Ian Fleming versteckt.Auf einigen Seiten hat er auch Originalmaterial von Ian Fleming benutzt.

Damit schrieb Horowitz wieder einen Bond-Roman, der alles hat, was man von einer Bond-Geschichte erwartet. Und wenn sich am Ende alle Puzzleteile zusammenfügen, zieht man innerlich den Hut vor Horowitz großartiger Konstruktion der Geschichte. Während James Bond sich durch Südfrankreich kämpft, platziert Horowtiz unauffällig und nebenbei alle Hinweise für die Lösung. Ich meine damit nicht, dass Irwin Wolfe und Jean-Paul Scipio die Bösewichter sind, sondern was sie planen, wer wann wem etwas verraten hat und warum Bonds Vorgänger nicht vor seinem Mörder flüchtete.

Nach dem letzten Satz von „Ewig und ein Tag“ hat Horowitz sich die Lizenz zum dritten Bond-Roman erworben. 

Anthony Horowitz: James Bond – Ewig und ein Tag

(übersetzt von Stephanie Pannen)

Cross Cult, 2019

336 Seiten

16,99 Euro

Originalausgabe

James Bond – Forever and a day

Jonathan Cape, 2018

Zuletzt und demnächst von Anthony Horowitz im Insel-Verlag

Letztes Jahr erschien die Taschenbuchausgabe von „Die Morde von Pye Hall“ (Magpie Murders, 2016), einem Standalone in dem eine Lektorin zur Ermittlerin wird. Denn Bestsellerautor Alan Conway hat seinen letzten Kriminalroman nicht zu Ende geschrieben und er ist verschwunden. Ein merkwürdiger Brief legt nahe, dass Conway sich das Leben genommen hat. Oder wurde es ihm genommen? Susan Ryeland macht einen auf Miss Marple.

Für den 20. Juli ist die Taschenbuchausgabe von „Ein perfider Plan“ (The Word is Murder, 2017) angekündigt. Es handelt sich um den ersten Fall des Duos Hawthorne und Horowitz. Hawthorne ist ein Ex-Polizist, der inzwischen als Privatdetektiv arbeitet. Jetzt soll er herausfinden, wer die wohlhabende, alleinstehende Diana Cowper erdrosselte. Seltsam an dem Fall ist, dass sie wenige Stunden vorher ihre eigene Beerdigung arrangiert hat. Weil der Fall auch die Vorlage für ein Buch sein soll, begleitet Bestsellerautor Anthony Horowitz den brillanten Denker Hawthorne als seinen Dr. Watson.

Für Horowitz ist „Ein perfider Plan“ der Start einer längeren Serie. In einem Interview sagte er, dass er zehn Hawthorne-Bücher schreiben will.

Anthony Horowitz: Die Morde von Pye Hall

(übersetzt von Lutz-W. Wolff)

Insel Verlag, 2019 (Taschenbuch-Ausgabe; die gebundene Ausgabe erschien 2018)

608 Seiten

12 Euro

Anthony Horowitz: Ein perfider Plan – Hawthorne ermittelt

(übersetzt von Lutz-W. Wolff)

Insel Verlag, 2020

368 Seiten

11 Euro

(angekündigt für 20. Juli 2020, gebundene Ausgabe seit März 2019 für 22 Euro erhältlich)

Hinweise

Homepage von Anthony Horowitz

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Die “Inspector Barnaby”-Fälle von Anthony Horowitz

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ (James Bond: Trigger Mortis, 2015)


TV-Tipp für den 7. Januar: James Bond 007 – Spectre

Januar 6, 2020

ZDF, 20.15

James Bond: Spectre (Spectre, USA/Großbritannien 2015)

Regie: Sam Mendes

Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth

LV: Charakter von Ian Fleming

James Bond will die geheimnisvolle Verbrecherorganisation Spectre zerstören. Sein Gegner ist dabei Franz Oberhauser. Sie haben sich schon als Kinder gekannt.

Nach dem grandiosen „Skyfall“ enttäuschte „Spectre“, der sich mehr um einen überflüssigen Bohei um den Namen des Bösewichts als um ein schlüssiges Drehbuch kümmert. Am Ende ist „Spectre“ der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.

In meiner ausführlichen Besprechung gibt es die spoilerfreie Begründung dazu.

Daniel Craigs nächster und letzter Einsatz als James Bond startet am 2. April 2020 im Kino um die Ecke. Der Titel des 25. Bond-Films ist „Keine Zeit zu sterben“. Der Inhalt ist unbekannt.

mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman

Wiederholung: Mittwoch, 8. Januar, 01.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Moviepilot über „Spectre“
Metacritic über „Spectre“
Rotten Tomatoes über „Spectre“
Wikipedia über „Spectre“ (deutsch, englisch)

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romane “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung von John Gardners “James Bond – Kernschmelze” (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel “Countdown für die Ewigkeit”)

Meine Besprechung von John Gardners „James Bond – Der Mann von Barbarossa“ (James Bond – The Man from Barbarossa, 1991)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ “James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes” (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung der TV-Miniserie „Fleming – Der Mann, der Bond wurde“ (Fleming, Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Film “Spectre” (Spectre, USA/GB 2015)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte

Lesetipp

Auf dem Weg zu mir: der neue James-Bond-Roman von Anthony Horowitz.

In „Ewig und ein Tag“ (Forever and a Day, 2018) erzählt Horowitz James Bonds ersten Einsatz als 00-Agent. Weil Horowitz sich an den Romanen von Ian Fleming orientiert, spielt der Roman vor dem ersten Bond-Roman „Casino Royale“.

1950 soll James Bond an der Côte d’Azur den Mord an seinem Vorgänger aufklären. Er legt sich mit dem dortigen Organisierten Verbrechen an und einen amerikanischen Multimillionär, der anscheinend der Hintermann des Drogenhandels ist.

Das hört sich doch nach einem richtigen James-Bond-Roman an. Außerdem war Horowitz‘ erster James-Bond-Roman „Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ sehr gelungen.

Anthony Horowitz: Ewig und ein Tag

Cross Cult, 2019

400 Seiten

16,99 Euro


„Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ zeigt auf James Bond

November 2, 2015

Am Donnerstag startet „Spectre“, der vierte Einsatz von Daniel Craig als James Bond, der schon jetzt alle Kassenrekorde bricht, in unseren Kinos und die Tage erscheint meine ausführliche Besprechung über diesen halbherzigen Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.
Davor gibt es meine Besprechung des ersten Einsatzes von Anthony Horowitz als James-Bond-Autor. „Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ heißt die Geschichte, für die Horowitz sogar im Nachlass von Ian Fleming wühlen und einige Plotnotizen und Textfragmente für eine von Fleming geplante Fernsehserie (die mit den Bond-Filmen hinfällig wurde) verwenden konnte. Weil Fleming bereits am 12. August 1964 starb und sein letzter Bond-Roman „Der Mann mit dem goldenen Colt“ posthum erschien, dürfte klar sein, dass „Trigger Mortis“ in der Vergangenheit spielt. Die Geschichte beginnt 1957 keine zwei Wochen nach „Goldfinger“. James Bond ist wieder zurück in seiner Heimat. Pussy Galore hat ihn begleitet und wohnt bei ihm in seiner Londoner Jungesellenwohnung.
Da erhält Bond einen neuen Auftrag von seinem Vorgesetzten M: der Hobby-Rennfahrer soll auf dem Nürburgring den englischen Grand-Prix-1-Piloten Lancy Smith beschützen. Der Secret Service glaubt, dass der sowjetische Geheimdienst SMERSCH den Rennfahrer während des Rennens töten und so den Sieg des sowjetischen Fahrer sichern will.
Vor dem Rennen sieht Bond einen wichtigen SMERSCH-Mann im Gespräch mit dem Koreaner Sin Jai-Seong, einem Gönner des internationalen Rennzirkels, der meist Jason Sin genannt wird (Schon der Name sagt „Bösewicht“.) und der in kurzer Zeit als Personalvermittler und Bauunternehmer in den USA reich wurde.
Während des Rennens kann Bond den Anschlag verhindern. Am Abend ist er auf dem Wasserschloss von Sin zu einer Party mit allen Rennfahrern und ihrer Entourage eingeladen. In den oberen Räumen entdeckt Bond, nachdem er die Wache ausgeschaltet hat, in einem Arbeitszimmer Fotos einer US-amerikanischen Rakete („Das war amerikanische Ingenieurkunst. Bei einem Sputnik oder einer Semjorka hätten allein schon die typische Klobigkeit und Plumpheit die sowjetische Bauweise verraten.“). Dort trifft er auch auf Jeopardy Lane, die behauptet, eine Motorsportjournalistin zu sein. Gemeinsam flüchten sie vor Sins Bodyguards durch eine Sprung ins Wasser.
Bond macht sich, weil er einen Anschlag auf die Rakete befürchtet, auf den Weg in die USA. Dort trifft er wieder auf Jeopardy Lane und die mordgierigen Schergen von Jason Sin.
„Trigger Mortis“ ist, nach den vorherigen drei Bond-Romanen, die alle aus verschiedenen Gründen nicht besonders begeisterten, eine Rückkehr zu dem Kalter-Kriegs-James-Bond von Ian Fleming, die sich für uns genau deshalb immer wieder befremdlich ließt. James Bond ist ein Sexist, mindestens ein Salonrassist, ein Kommunistenhasser und ein von sich und dem Empire restlos überzeugter Brite. Er ist ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, in der ein gestandener Mann mit seinen Körpersäften selbstverständlich die lesbische Pussy Galore von ihrem Lesbentum heilen kann. Horowitz modernisierte diese anachronistische Figur nur sehr behutsam, was einerseits dazu führt, dass „Trigger Mortis“ nah an Flemings Romanen ist. Andererseits ist es auch sehr befremdlich, einen heute geschriebenen Roman zu lesen, der immer so tut, als habe sich in den vergangenen gut sechzig Jahren nichts geändert. Als habe man einfach ein altes Buch abgestaubt und neu veröffentlicht. Denn der heutige Blick in die Vergangenheit führt, wie wir es bei anderen Romanen und Filmen sehen, normalerweise auch zu Anpassungen von Themen und Sichtweisen. Oft werden auch Themen wie Homosexualität und Rassismus verhandelt, die damals aufgrund von Tabus und in der Gesellschaft vorherrschender Sichtweisen in einem Roman nicht verhandelt werden konnten. Bei James Bond müsste eine solche Modernisierung natürlich dazu führen, dass der damals bewundernswerte Held aus heutiger Perspektive gar nicht mehr so bewundernswert ist. Bei Sherlock Holmes – Horowitz schrieb ja zwei „Sherlock Holmes“-Romane – fällt es, weil Holmes eine a-politische, a-sexuelle, nur an der Aufklärung interessierte Figur ist, dagegen leichter, neue Romane zu schreiben. Holmes war eine Speerspitze der Aufklärung. Von Bond kann das nicht gesagt werden.
Die Story selbst ist, nachdem die seitenfressende Episode mit Pussy Galore (die auch gewaltgeneigten Besuch aus den USA bekommt) beendet ist, eine typische James-Bond-Geschichte mit einem reichen Bösewicht, der einen größenwahnsinnigen und skrupellosen Plan hat, und einer schönen Frau (die sich allerdings züchtig ziert) an der Seite des skrupellosen Geheimagenten, der hier auch mal einen Bösewicht leben lässt; was dem Bösewicht allerdings wenig hilft. Denn dann wird er von Sin ermordet. Die Todesart bestimmt dabei ein von Sin extra angefertigtes Kartenspiel.
„Trigger Mortis“ ist als neuer Roman, der konsequent auf Modernisierungen verzichtet, etwas anachronistisch, aber gelungen als Fünfziger-Jahre-Bond. Nach Jeffery Deaver (der Bond in die Gegenwart verlegte), Sebastian Faulks und William Boyd (die Bond in die Sechziger schickten), die alle mit James Bond fremdelten, hat Horowitz einen klassischen Bond-Roman mit einer entsprechend geradlinigen Geschichte und einem effektiven Spannungsaufbau geschrieben.
Daher gebe ich Horowitz, der seit Ewigkeiten ein bekennender James-Bond-Fan ist und dessen Jugendbuchserie um Alex Rider deutlich von Bond beeinflusst ist, die Lizenz zur Rückkehr.
In den Filmen wurde James Bond in den vergangenen dreiundfünfzig Jahren, mit wechselnden Darstellern, immer wieder dem Zeitgeist angepasst, bis er mit Daniel Craig zu einen Geheimagenten wurde, der kein britischer Snob mehr ist und der niemals, wie Roger Moore in „Der Spion, der mich liebte“, einen Fallschirm mit der Flagge des Vereinigten Königreiches im Gepäck hätte.

Horowitz - James Bond - Trigger Mortis - 2

Anthony Horowitz: James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes
(übersetzt von Anika Klüver und Stephanie Pannen)
Cross Cult, 2015
368 Seiten
16,99 Euro

Originalausgabe
James Bond: Trigger Mortis
Orion Books, 2015

Hinweise

Homepage von Anthony Horowitz

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Die “Inspector Barnaby”-Fälle von Anthony Horowitz

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von John Gardners „James Bond – Kernschmelze“ (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel „Countdown für die Ewigkeit“)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romanen “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung des James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte


Anthony Horowitz und „Der Fall Moriarty“

Dezember 17, 2014

Horowitz - Der Fall Moriarty - 2

Auch wenn sich „Der Fall Moriarty“ von Anthony Horowitz nicht so liest, ist es ein echter und typischer Rätselkrimi, bei dem letztendlich alles von der Auflösung abhängt und gerade deshalb ist eine Besprechung schwierig. Immerhin liegt ein großer Teil des Spaßes beim Lesen im Deuten und Enträtseln der vielen verschiedenen Spuren und natürlich im Versuch, die Lösung möglichst früh herauszufinden. Da verdirbt jeder Hinweis auf die richtige Lösung natürlich etwas von genau diesem Spaß; was jetzt nicht heißt, dass „Der Fall Moriarty“ beim zweiten Lesen, wenn man die Lösung kennt (oder sich auf Wikipedia informiert), eine reizlose Lektüre wäre. Denn der Roman reiht sich gelungen in die Reihe von Filmen mit einem Twist-Ende ein, die inzwischen Kultfilme sind. Ich sage nur „Fight Club“, „Die üblichen Verdächtigen“ und „The sixth Sense“, bei denen ich das Ende nicht vorhersah und mich im Nachhinein auch nicht betrogen fühlte, oder, um ein neueres Beispiel zu nennen, „Shutter Island“, bei dem ich das Ende schon im Trailer vorhersah (genaugenommen dachte ich „Oh Gott, die haben eben die Pointe verraten.“) und mir Dennis Lehanes Roman wesentlich besser als die Verfilmung gefällt. Doch genug der zeilenschindenden Abschweifungen und zurück in das viktorianische England.
„Der Fall Moriarty“ beginnt 1891 unmittelbar nach dem tödlichen Kampf von Sherlock Holmes und Professor James Moriarty, einem die Unterwelt von London beherrschenden, hochintelligenten Verbrecherchef. Beide stürzten in den Reichenbachfall und starben. Jedenfalls glaubten das damals alle.
Aber was geschah damals wirklich? Denn, und da verrate ich kein großes Geheimnis, Sherlock Holmes tauchte Jahre später quicklebendig wieder auf.
Auch der Erzähler von „Der Fall Moriarty“ hat schon damals seine Zweifel am Tod von Sherlock Holmes. Jedenfalls zerpflückt er auf den ersten Seiten die von Dr. John Watson aufgeschriebene Geschichte „Das letzte Problem/Sein letzter Fall“ (The final problem) über den Kampf von Sherlock Holmes und Professor Moriarty. Danach trifft der Ich-Erzähler, Pinkerton-Detektiv Frederick Chase, in Meiringen auf den Scotland-Yard-Ermittler Athelney Jones. Und dieser Jones, ein selbsternannter Sherlock-Holmes-Bewunderer, der wie Sherlock Holmes auftritt und entsprechend scharfsinnig schlussfolgert, ist deutlich intelligenter als der Athelney Jones, der in der von Anthony Horowitz geschriebenen Sherlock-Holmes-Kurzgeschichte „Die drei Königinnen“ (The Three Monarchs, kostenlos als eBook erhältlich) auftritt und Holmes und Watson bei einem seiner Fälle um Hilfe bittet.
Chase kam aus den USA nach England und dann direkt in die Schweiz, weil er hoffte, über Professor Moriarty an Informationen über den US-amerikanischen Gangster Clarence Devereux, dessen Gesicht noch niemand gesehen hat, zu kommen.
Die beiden Ermittler verbünden sich. Denn in London droht ein Krieg zwischen amerikanischen und englischen Verbrechern, wobei die Amerikaner, im Gegensatz zu den Briten, vor nichts zurückschrecken.
Das ist, wie schon Anthony Horowitz‘ erste Sherlock-Holmes-Geschichte flott geschrieben und voller Lokal- und Zeitkolorit und es passiert wirklich genug auf den über dreihundert Seiten, um einen effektiv vom Nachdenken über die Lösung abzuhalten. Ich jedenfalls habe sie nicht vorhergesehen, habe aber danach alle Spuren und Hinweise erkannt.
Im Moment schreibt der enorm produktive Anthony Horowitz, der bei uns vor allem für seine Alex-Rider-Jugendbücher bekannt ist, den nächsten James-Bond-Roman und nachdem die Bond-Romane von Sebastian Faulks, Jeffery Deaver und William Boyd aus den verschiedensten Gründen scheiterten, freue ich mich jetzt wirklich auf den neuen James-Bond-Roman.
Und jetzt muss ich mich endlich an die schriftliche Version meines Interviews mit Anthony Horowitz machen. Wobei „endlich“, wie mir mein Kalender sagt, irgendwann zwischen Ende dieser Woche und Weihnachten ist.

Anthony Horowitz: Der Fall Moriarty
(übersetzt von Lutz-W. Wolff)
Insel, 2014
352 Seiten
19,95 Euro

Originaltitel
Moriarty
Orion Books, 2014

Hinweise

Homepage von Anthony Horowitz

Suhrkamp über „Der Fall Moriarty“

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Die “Inspector Barnaby”-Fälle von Anthony Horowitz


Cover der Woche + Hinweis zur Abendgestaltung

November 4, 2014

Horowitz - Der Fall Moriarty

weil der zweite „Sherlock Holmes“-Roman von Anthony Horowitz ein Lesevergnügen ist, das unmittelbar nach dem legendären Reichenbachfall beginnt, der ja mit dem Tod von Sherlock Holmes und Professor James Moriarty endete. – Wirklich?

weil ich mich in einigen Minuten Mr. Anthony Horowitz treffe.

weil Anthony Horowitz heute Abend um 20.00 Uhr seinen Roman im Kriminaltheater Berlin (Palisadenstraße 48, 10243 Berlin) präsentiert. Dominic Raacke liest den deutschen Text. Knut Elstermann (radio eins) moderiert. Ich genieße.

Anthony Horowitz: Der Fall Moriarty

(übersetzt von Lutz-W. Wolff)

Insel Verlag, 2014

352 Seiten

19,95 Euro

Originalausgabe

Moriarty

Orion Books, 2014

Hinweise

Homepage von Anthony Horowitz

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Die „Inspector Barnaby“-Fälle von Anthony Horowitz