DVD-Kritik: Der klassische Horrorfilm „Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst du nie verlassen“

März 7, 2015

https://www.youtube.com/watch?v=nxyCdPPE5Tc

Ich habe keine Ahnung, warum „Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst du nie verlassen“ keinen deutschen Kinostart bekommen hat. Denn an der Besetzung und der Story kann es nicht liegen. Brad Anderson, zuletzt „The Call – Leg nicht auf“, liefert hier wieder einen spannenden Genrefilm. Dieses Mal ist es ein fast schon klassischer Horrorfilm, der auf der Kurzgeschichte „Das System des Doktors Pech und des Professors Feder“ von Edgar Allan Poe basiert, die etwas modernisiert und ordentlich erweitert wurde.
Weihnachten 1899 trifft der junge Arzt Edward Newgate (Jim Sturgess) in der abgelegenen Irrenanstalt Stonehearst ein. Der Anstaltsleiter Dr. Lamb (Ben Kingsley) führt ihn durch die Anstalt und macht ihn mit seinem Therapiekonzept bekannt: die Patienten genießen maximale Freiräume. Sie dürfen ihren Wahn ausleben und sind glücklich. Lamb gibt ihnen ein sicheres Umfeld. Denn was ist besser: ein glücklicher Mann, der sich für ein Pferd hält oder ein therapierter, aber unglücklicher Mann? Newgate ist fasziniert. Vor allem von der bildschönen Pianistin Eliza Graves (Kate Beckinsale).
Als er in der Nacht durch das riesige Haus streift, entdeckt er im Keller eine Gruppe Gefangener, die behaupten, dass sie von ihren Patienten im Keller eingesperrt wurden, sie vollkommen normal seien und er ihnen helfen solle. Aber wie? Und sagen sie ihm die Wahrheit? Denn natürlich behauptet jeder Irre, dass nicht er, sondern die anderen verrückt sind.
Neben den schon erwähnten Stars Jim Sturgess, Kate Beckinsale und Ben Kingsley sind auch Michael Caine (als einer der im Keller Eingesperrten), David Thewlis, Brendan Gleeson (eigentlich nur eine Nebenrolle) und Jason Flemying bei diesem Trip in den Wahnsinn dabei.
Anderson inszenierte die Geschichte ohne neumodische Effekthaschereien gediegen altmodisch wie einen klassischen Horrorfilm, der genau deshalb gefällt und der, im Gegensatz zu „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“ allemal einen Kinostart verdient hätte. Denn „Stonehearst Asylum“ ist in jeder Beziehung der bessere Film.

Stonehearst Asylum - DVD-Cover

Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst du nie verlassen (Stonehearst Asylum, USA 2014)
Regie: Brad Anderson
Drehbuch: Joe Gangemi
LV: Edgar Allan Poe: The System of Doctor Tarr and Professor Fether, 1845 (Das System des Doktors Pech und des Professors Feder, Kurzgeschichte)
mit Jim Sturgess, Kate Beckinsale, Ben Kingsley, Michael Caine, David Thewlis, Brendan Gleeson, Jason Flemying

DVD
Universum Film
Bild: 2.40:1 (16:9 anamorph)
Ton: Deutsch, Englisch (DD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Wendecover
Länge: 108 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Moviepilot über „Stonehearst Asylum“
Rotten Tomatoes über „Stonehearst Asylum“
Wikipedia über „Stonehearst Asylum“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Brad Andersons „The Call – Leg nicht auf!“ (The Call, USA 2013)


TV-Tipp für den 9. Februar: The Guard – Ein Ire sieht schwarz

Februar 9, 2015

Arte, 22.20
The Guard – Ein Ire sieht schwarz (Großbritannien/Irland 2010, Regie: John Michael McDonagh)
Drehbuch: John Michael McDonagh
Musik: Calexico
Garda Sergeant Gerry Boyle (Brendan Gleeson) ist Kleinstadt-Polizist im County Galway. Er hat schon alles gesehen und geht seinen Job entsprechend ruhig und entspannt an. Da soll er mit dem FBI-Polizisten Wendell Everett (Don Cheadle) zusammenarbeiten, weil einige Drogengangster in Galway ein großes Geschäfte durchziehen wollen – und Boyle überlegt, was das schlimmste an Everett ist: seine Herkunft, seine Anzüge oder seine Hautfarbe.
Das köstliche Buddy-Movie „The Guard“ ist wie ein Abend in einem irischen Pub. Etwas ziellos, aber voller guter und oft haarsträubender Geschichten, mit viel Sentiment, etwas Sex und einer ordentlichen Portion Gewalt. Nur das Pint muss man schon selbst organisieren.
mit Brendan Gleeson, Don Cheadle, Mark Strong, Liam Cunningham, David Wilmot, Rory Keenan, Fionnula Flannagan, Katarina Cas
Wiederholung: Sonntag, 15. Februar, 02..15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Rotten Tomatoes über “The Guard – Ein Ire sieht schwarz”

Film-Zeit über „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“

Wikipedia über „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“

Meine Besprechung von John Michael McDonaghs „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“ (The Guard, Großbritannien/Irland 2010)

Meine Besprechung von John Michael McDonaghs „Am Sonntag bist du tot“ (Calvary, Irland 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: Lieber Herr Pfarrer, „Am Sonntag bist du tot“

Oktober 23, 2014

Die ersten Minuten sind grandios: In einer langen, ungeschnittenen Szene ist die Kamera auf Brendan Gleeson gerichtet, der den irischen Dorfpriester James Lavelle spielt. Er sitzt im Beichtstuhl. Ein Gläubiger beichtet ihm, dass er als Kind von einem Geistlichen sexuell missbraucht wurde und dass er sich jetzt dafür rächen will, indem er eine Person umbringt, die nichts mit den damaligen Taten zu tun hat, die vollkommen edel ist und ein Repräsentant der Kirche ist. Der Beichtende sagt Lavelle, dass er ihn in einer Woche am Strand umbringen werde.
Was für ein Auftakt. Was für eine tolle Ausgangsidee – und wie wenig macht John Michael McDonagh (The Guard – Ein Ire sieht schwarz) daraus. Denn Lavelle, der den Beichtenden kennt, unternimmt in den folgenden Tagen nichts. Er verrichtet einfach seine gewohnte Seelsorgerarbeit bei seinen Schäfchen, die alle etwas speziell sind. Iren halt. Er wird von seiner Tochter besucht. Er besucht einen US-Schriftsteller, der auf einer Insel seine Bücher schreibt. Sie unterhalten sich über Gott und die Welt. Und immer wieder geht es um Schuld und Sühne, aber weil Lavelle nichts unternimmt, langweilt dieser Reigen für die Prämisse belangloser Episoden schnell. Denn sie sind einfach nur die Chronik einer x-beliebige Woche aus dem Leben eines Geistlichen. Weder regelt Lavelle seine Angelegenheiten, noch versucht er seinen Mörder, den er kennt, von der Tat abzuhalten. Lavelle akzeptiert die Nachricht von seinem Tod so, wie andere Menschen die Nachricht, dass kommende Woche das Heizöl geliefert wird, akzeptieren.
Diese überwältigende Schicksalergebenheit Lavelles, der als wahrer Gläubiger klaglos das ihm von Gott auferlegte Schicksal gleichgültiger als Jesus akzeptiert, ist als dramaturgische Idee, die die Todesankündigung und das damit verbundene potentielle Drama total sabotiert, zwar interessant, aber für mich funktionierte sie nicht.
Da können auch die guten Schauspieler und einzelne gute Szenen nichts ausrichten.

Am Sonntag bist du tot - Plakat

Am Sonntag bist du tot (Calvary, Irland 2014)
Regie: John Michael McDonagh
Drehbuch: John Michael McDonagh
mit Brendan Gleeson, Chris O’Dowd, Kelly Reilly, Aidan Gillen, Dylan Moran, Isaach De Bankolé, M. Emmet Walsh, Marie-Josée Croze, Domhall Gleeson, David Wilmot, Killian Scott, Orla O’Rourke, David McSavage, Pat Shortt, Gary Lydon, Owen Sharpe
Länge: 105 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Am Sonntag bist du tot“
Moviepilot über „Am Sonntag bist du tot“
Metacritic über „Am Sonntag bist du tot“
Rotten Tomatoes über „Am Sonntag bist du tot“
Wikipedia über „Am Sonntag bist du tot“
Meine Besprechung von John Michael McDonaghs „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“ (The Guard, Großbritannien/Irland 2010)

Und ein ausführliches DP/30-Interview mit dem Regisseur und dem Hauptdarsteller


DVD-Kritik: „Edge of Tomorrow“ ist jetzt „Live.Die.Repeat./Edge of Tomorrow“. Irgendwie

Oktober 12, 2014

Ich halte es zwar für eine doofe Idee, aber die Jungs in Hollywood wissen sicher, was sie tun, wenn sie den neuen Tom-Cruise-Film „Edge of Tomorrow“ (so war der Kinotitel) jetzt als „Live.Die.Repeat./Edge of Tomorrow“ veröffentlichen. Jedenfalls findet man den Film jetzt als „Live.Die.Repeat.“, „Live.Die.Repeat/Edge of Tomorrow“, „Live.Die.Repat.: Edge of Tomorrow“ oder „Edge of Tomorrow: Live.Die.Repeat.“ (manchmal auch ohne die Punkte) gelistet. „Live.Die.Repeat.“ war der US-Werbespruch, der in den USA auch prominent herausgestellt wurde.
Auf dem normalen DVD-Cover (es gibt auch ein „Edge of Tomorrow“-Steelbook bei Amazon) jedenfalls ist „Live Die Repeat“ jetzt so groß gedruckt, dass das offensichtlich der offizielle Titel ist, während der Originaltitel und die Stars im Kleingedruckten des beeindruckend lieblosen Covers verschwinden. Denn das Cover sieht nicht aus, als sei es das Cover für einen neuen Tom-Cruise-Film, sondern für einen drittklassigen Rip-Off mit einem Hauptdarsteller der eine entfernte Ähnlichkeit mit Tom Cruise hat und Spontankäufer zu einem Fehlkauf verleiten soll.
Dabei lief der Film im Kino ganz ordentlich und die Kritiken waren positiv. Bei Rotten Tomatoes hat der Film einen Frischegrad von neunzig Prozent bei den Kritikern und den Zuschauern. Auch mir gefiel der Film. Zum Filmstart schrieb ich:

Was ist schlimmer? Ohne Ausbildung bei einem Militäreinsatz als Kanonenfutter innerhalb der ersten Minuten des Angriffs zu sterben oder gleich danach wieder aufzuwachen und die letzten Stunden seines Lebens wieder zu durchleben, wissen, dass man stirbt und nichts dagegen tun können, weil alle anderen einem kein Wort glauben?
Major Bill Cage (Tom Cruise) versucht jedenfalls die Geschichte zu verändern. Immerhin hat er einen Vorteil im Kampf gegen die außerirdischen, scheinbar unbesiegbaren Mimics. Er weiß, was geschehen wird, er hat jetzt mehr als einen Versuch und er kann Rita Vrataski (Emily Blunt), eine bekannte Kämpferin, die die Außerirdischen bereits in einem Gefecht besiegte, überzeugen, ihn auszubilden.
Und wie „Die Bourne-Identität“-Regisseur Doug Liman dann die Ausbildung und die Siege von Cage und Vrataski inszeniert, ist ein großer Spaß. Denn er wiederholt nur soviel wie nötig von der vorherigen Zeitschleife, was dazu führt, dass Cage (beziehungsweise Tom Cruise) innerhalb einer Minute mehrmals von Vrataski erschossen wird oder er Gespräche führt, die er bereits mehrmals geführt hat, was wir aber erst während des Gesprächs erfahren. Und so bewegt sich der Science-Fiction-Film in schlanken zwei Stunden auf den letzten Kampf zwischen Cage und den Außerirdischen zu.
Diese bleiben allerdings vollkommen gesichtslos. Es sind einfach computergenerierte Tentakelwesen ohne irgendeine individuellen Eigenschaften, Ziele oder tiefere Bedeutung. Sie vernichten die Menschen. Das muss als Motivation genügen. Aber gerade wegen der überdeutlichen historischen Anspielungen fällt diese arg spartanische Zeichnung der Invasoren unangenehm auf. Die Schlacht, bei der Cage zum ersten Mal stirbt, ist an einem Strand in der Normandie. Die Außerirdischen haben, wie die Nazis, Europa besetzt. Deren Zentrale vermutet Cage in den Alpen, wo auch Hitlers Alpenfestung gewesen sein sollte. Aber diese offensichtlich politischen Anspielungen verpuffen im Nichts, weil die Außerirdischen keine irgendwie erkennbare metaphorische Bedeutung haben. Weil Regisseur Doug Liman und die Drehbuchautoren Christopher McQuarrie, Jez Butterworth und John-Henry Butterworth bereits für einige explizit politische Thriller, wie „Operation Walküre“ und „Fair Game“, verantwortlich sind, verwundert diese Leerstelle, die dem Film einiges von seiner potentiellen Kraft raubt.
Jedenfalls als politischer Kommentar – und gute Science-Fiction ist immer ein Kommentar zur Gegenwart. Der Krieg gegen Nazi-Deutschland ist dagegen schon lange Vergangenheit.
Abgesehen von diesen beiden Punkten ist „Edge of Tomorrow“ ein flotter Action-Science-Fiction-Thriller mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humors und, im Gegensatz zu „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“, einem klugen Umgang mit den Paradoxien der Zeitreise (was hier eigentlich nur eine kleine Zeitschleife ist), die – wenn man die Erklärung akzeptiert – auch durchaus schlüssig erklärt werden.

Beim zweiten Ansehen fiel mir noch mehr auf, wie dicht und facettenreich Doug Liman die Geschichte erzählt und was für ein atemberaubendes Tempo er vorlegt. Ohne eine Sekunde zu zögern beginnt er mit der Geschichte, nach acht Minuten ist Major William Cage als einfacher Soldat in der Militärbasis, die Invasion in Frankreich beginnt mit einer epischen Schlacht und nach dreiundzwanzig Minuten erwacht er zum ersten Mal von den Toten. Nach neunundzwanzig Minuten zum zweiten Mal. Außerdem ist der Film durchgehend umwerfend komisch, wenn Tom Cruise verzweifelt durch den Krieg stolpert, im Sekundentakt getötet wird und es herrlich absurde Gespräche gibt, weil Cage dieses Gespräch nicht zum ersten Mal führt.
Die fehlende politische Dimension störte mich jetzt weniger, aber die digitalen Wischmop-Monster gehören immer noch zu den unglaubwürdigsten Alien-Kreaturen. Sie sind zwar, wenn ihre Tentakel durch die Luft schießen, furchterregend, aber auch nicht besonders erinnerungswürdig oder „Alien“-sexy.
Das Bonusmaterial der DVD besteht aus zwei Featurettes, die sich mit dem Kampfanzug (8 Minuten) und den Aliens (5 Minuten) beschäftigen. Sie sind informativ, aber auch arg kurz geraten.

Edge of Tomorrow - DVD-Cover
Live.Die.Repeat./Edge of Tomorrow (Edge of Tomorrow, USA 2014)
Regie: Doug Liman
Drehbuch: Christopher McQuarrie, Jez Butterworth, John-Henry Butterworth
LV: Hiroshi Sakurazaka: All you need is Kill, 2004
mit Tom Cruise, Emily Blunt, Bill Paxton, Brendan Gleeson, Jonas Armstorng, Tony Way, Kick Gurry, Franz Drameh, Dragomir Mrsic, Charlotte Riley

DVD
Warner
Bild: 2.40:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch (5.1)
Untertitel: Französisch, Niederländisch
Untertitel für Hörgeschädigte: Deutsch, Englisch, Italienisch
Bonusmaterial: Waffen der Zukunft, Kreaturen aus einer anderen Welt
Länge: 109 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Edge of Tomorrow“
Moviepilot über „Edge of Tomorrow“
Metacritic über „Edge of Tomorrow“
Rotten Tomatoes über „Edge of Tomorrow“
Wikipedia über „Edge of Tomorrow“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Doug Limans „Edge of Tomorrow“ (Edge of Tomorrow, USA 2014)

Hier noch das Filmplakat und das Teaserplakat, die beide gelungener als das DVD-Cover sind.

Edge of Tomorrow - Plakat

Edge of Tomorrow - Teaser


TV-Tipp für den 14. Juni: The Guard – Ein Ire sieht schwarz

Juni 13, 2014

Eins Festival, 22.00
The Guard – Ein Ire sieht schwarz (Großbritannien/Irland 2010, Regie: John Michael McDonagh)
Drehbuch: John Michael McDonagh
Musik: Calexico
Garda Sergeant Gerry Boyle (Brendan Gleeson) ist Kleinstadt-Polizist im County Galway. Er hat schon alles gesehen und geht seinen Job entsprechend ruhig und entspannt an. Da soll er mit dem FBI-Polizisten Wendell Everett (Don Cheadle) zusammenarbeiten, weil einige Drogengangster in Galway ein großes Geschäfte durchziehen wollen – und Boyle überlegt, was das schlimmste an Everett ist: seine Herkunft, seine Anzüge oder seine Hautfarbe.
Das köstliche Buddy-Movie „The Guard“ ist wie ein Abend in einem irischen Pub. Etwas ziellos, aber voller guter und oft haarsträubender Geschichten, mit viel Sentiment, etwas Sex und einer ordentlichen Portion Gewalt. Nur das Pint muss man schon selbst organisieren.
mit Brendan Gleeson, Don Cheadle, Mark Strong, Liam Cunningham, David Wilmot, Rory Keenan, Fionnula Flannagan, Katarina Cas
Wiederholung: Sonntag, 15. Juni, 00.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Rotten Tomatoes über „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“

Film-Zeit über „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“

Wikipedia über „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“

Meine Besprechung von John Michael McDonaghs „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“ (The Guard, Großbritannien/Irland 2010)


Neu im Kino/Filmkritik: Der Science-Fiction-Kriegsfilm „Edge of Tomorrow“

Mai 30, 2014

Was ist schlimmer? Ohne Ausbildung bei einem Militäreinsatz als Kanonenfutter innerhalb der ersten Minuten des Angriffs zu sterben oder gleich danach wieder aufzuwachen und die letzten Stunden seines Lebens wieder zu durchleben, wissen, dass man stirbt und nichts dagegen tun können, weil alle anderen einem kein Wort glauben?
Major Bill Cage (Tom Cruise) versucht jedenfalls die Geschichte zu verändern. Immerhin hat er einen Vorteil im Kampf gegen die außerirdischen, scheinbar unbesiegbaren Mimics. Er weiß, was geschehen wird, er hat jetzt mehr als einen Versuch und er kann Rita Vrataski (Emily Blunt), eine bekannte Kämpferin, die die Außerirdischen bereits in einem Gefecht besiegte, überzeugen, ihn auszubilden.
Und wie „Die Bourne-Identität“-Regisseur Doug Liman dann die Ausbildung und die Siege von Cage und Vrataski inszeniert, ist ein großer Spaß. Denn er wiederholt nur soviel wie nötig von der vorherigen Zeitschleife, was dazu führt, dass Cage (beziehungsweise Tom Cruise) innerhalb einer Minute mehrmals von Vrataski erschossen wird oder er Gespräche führt, die er bereits mehrmals geführt hat, was wir aber erst während des Gesprächs erfahren. Und so bewegt sich der Science-Fiction-Film in schlanken zwei Stunden auf den letzten Kampf zwischen Cage und den Außerirdischen zu.
Diese bleiben allerdings vollkommen gesichtslos. Es sind einfach computergenerierte Tentakelwesen ohne irgendeine individuellen Eigenschaften, Ziele oder tiefere Bedeutung. Sie vernichten die Menschen. Das muss als Motivation genügen. Aber gerade wegen der überdeutlichen historischen Anspielungen fällt diese arg spartanische Zeichnung der Invasoren unangenehm auf. Die Schlacht, bei der Cage zum ersten Mal stirbt, ist an einem Strand in der Normandie. Die Außerirdischen haben, wie die Nazis, Europa besetzt. Deren Zentrale vermutet Cage in den Alpen, wo auch Hitlers Alpenfestung gewesen sein sollte. Aber diese offensichtlich politischen Anspielungen verpuffen im Nichts, weil die Außerirdischen keine irgendwie erkennbare metaphorische Bedeutung haben. Weil Regisseur Doug Liman und die Drehbuchautoren Christopher McQuarrie, Jez Butterworth und John-Henry Butterworth bereits für einige explizit politische Thriller, wie „Operation Walküre“ und „Fair Game“, verantwortlich sind, verwundert diese Leerstelle, die dem Film einiges von seiner potentiellen Kraft raubt.
Jedenfalls als politischer Kommentar – und gute Science-Fiction ist immer ein Kommentar zur Gegenwart. Der Krieg gegen Nazi-Deutschland ist dagegen schon lange Vergangenheit.
Abgesehen von diesen beiden Punkten ist „Edge of Tomorrow“ ein flotter Action-Science-Fiction-Thriller mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humors und, im Gegensatz zu „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“, einem klugen Umgang mit den Paradoxien der Zeitreise (was hier eigentlich nur eine kleine Zeitschleife ist), die – wenn man die Erklärung akzeptiert – auch durchaus schlüssig erklärt werden.

Edge of Tomorrow - Plakat

Edge of Tomorrow (Edge of Tomorrow, USA 2014)
Regie: Doug Liman
Drehbuch: Christopher McQuarrie, Jez Butterworth, John-Henry Butterworth
LV: Hiroshi Sakurazaka: All you need is Kill, 2004
mit Tom Cruise, Emily Blunt, Bill Paxton, Brendan Gleeson, Jonas Armstorng, Tony Way, Kick Gurry, Franz Drameh, Dragomir Mrsic, Charlotte Riley
Länge: 113 Minuten
FSK: ?

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Edge of Tomorrow“
Moviepilot über „Edge of Tomorrow“
Metacritic über „Edge of Tomorrow“
Rotten Tomatoes über „Edge of Tomorrow“
Wikipedia über „Edge of Tomorrow“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries Lee-Child-Verfilmung „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012 – mit Tom Cruise)


DVD-Kritik: Glenn Close ist „Albert Nobbs“

Dezember 27, 2013

 

Glenn Close spielte Albert Nobbs erstmals 1982 im Theater. Seitdem ließ sie die Geschichte der Frau, die im viktorianischen England als Butler lebt, nicht mehr los. Sie spielte Nobbs mehrmals auf der Bühne und war auch die treibende Kraft hinter der Verfilmung, der ihr verdiente Nominierungen als beste Hauptdarstellerin für den Oscar, den Golden Globe und den Preis der Screen Actors Guild einbrachte.

Die Geschichte spielt im späten 19. Jahrhundert in einer exklusiven, sehr auf Traditionen achtenden Pension in Dublin. Dort ist der zurückhaltende, immer korrekte Albert Nobbs bei den Gästen und dem Personal beliebt. Allerdings darf auch niemand erfahren, dass er eine sie ist.

Als er älter wird und Geld gespart hat, denkt er an die Zukunft: er will ein Geschäft eröffnen. Am liebsten mit einer Frau. Aber er weiß nicht, wie er sich einer Frau nähern soll. Dennoch wählt er das ebenfalls in der Pension arbeitende Hausmädchen Helen (Mia Wasikoska) aus. Die ist allerdings in Joe (Aaron Johnson) verliebt, einen jugendlichen Filou, der nach Amerika auswandern will und Albert Nobbs als leicht zu schröpfenden Geldesel betrachtet.

Überhaupt nicht als Geldesel betrachtet der Handwerker Hubert Page (Janet McTeer) Albert Nobbs. Denn Page ist ebenfalls eine Frau, die glücklich verheiratet ist und sich offensichtlich wohl fühlt. Nobbs ist fasziniert von ihr. Er fragt sich, wie sehr das Ehepaar Page auch ein Vorbild für seine künftige Ehe sein könnte.

Albert Nobbs“ ist klassisches Schauspielerkino mit einem starkem Ensemble, bei dem vor allem Glenn Closes Spiel im Gedächtnis bleibt. Denn ihr gelingt es mit minimalen Gesten und zurückhaltender Mimik den Charakter, der immer seine Gefühle verbergen muss und, nachdem sie vor Ewigkeiten als Mann eine sie erfüllende Arbeit fand, sich seitdem vor einer Entdeckung fürchtet, als einen Menschen mit Ängsten und Sehnsüchten begreifbar zu machen. Das zurückhaltend inszenierte Drama liefert auch einen Blick in eine Vergangenheit, als Gleichberechtigung für Frauen noch ein Fremdwort war und es für sie nur wenige Möglichkeiten eines ehrbaren Berufslebens gab.

Das verfilmte Drehbuch stammt von John Banville (aka Benjamin Black), der auf frühere Drehbuchfassungen zurückgreifen konnte. Denn „Albert Nobbs“ war lange geplant. In den frühen Neunzigern sollte die Geschichte von István Szabó verfilmt werden, aber immer wieder zerschlug sich der Drehbeginn.

Das Bonusmaterial besteht aus einigen „Geschnittenen Szenen“, die wirklich verzichtbar sind und weitgehend informativen Interviews mit den Hauptdarstellern, den Produzenten, dem Regisseur und dem Drehbuchautor.

Albert Nobbs - DVD-Cover - 4

Albert Nobbs (Albert Nobbs, Großbritannien/Irland 2011)

Regie: Rodrigo García

Drehbuch: Gabriella Prekop, John Banville, Glenn Close. István Szabó (Filmgeschichte)

LV: George Moore: The Singular Life of Albert Nobbs, 1918 (erstmals erschienen in „A Story-Teller’s Holiday“)

mit Glenn Close, Mia Wasikowska, Aaron Johnson, Janet McTeer, Brendan Gleeson, Pauline Collins, Jonathan Rhys Meyers

DVD

Pandastorm

Bild: 2,35:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial: Deleted Scenes, Interviews mit Cast & Crew, Kinotrailer, Wendecover

Länge: 109 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Albert Nobbs“-YouTube-Kanal

Film-Zeit über „Albert Nobbs“

Moviepilot über „Albert Nobbs“

Metacritic über „Albert Nobbs“

Rotten Tomatoes über „Altert Nobbs“

Wikipedia über „Albert Nobbs“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Benjamin Blacks „Der Lemur“ (The Lemur, 2008)