TV-Tipp für den 7. Februar: Elvis & Nixon

Februar 6, 2021

Tele 5, 00.40

Elvis & Nixon (Elvis & Nixon, USA/Deutschland 2016)

Regie: Liza Johnson

Drehbuch: Joey Sagal, Hanala Sagal

Am 21. Dezember 1970 treffen sich im Oval Office US-Präsident Richard Nixon und Sänger Elvis Presley. Von dem Treffen gibt es ein Bild, aber keinen Tonmitschnitt. In der wunderschönen Komödie/Charakterstudie „Elvis & Nixon“ erfahren wir jetzt, wie es zu dem Treffen kam (keine leichte Angelegehnheit für die Kofferträger der beiden prominenten Männer) und was damals im Weißen Haus geschah. Denn Elvis war von der Hippie(un)kultur genervt und er wollte als Undercover-FBI-Agent gegen die Langhaarigen, die Kommunisten und Drogen kämpfen.

TV-Premiere eines rundum gelungenen Films mit viel Zeitkolorit über eine kleine, unbedeutende Anekdote der Weltgeschichte zu einer unmöglichen Uhrzeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Michael Shannon, Kevin Spacey, Alex Pettyfer, Johnny Knoxville, Colin Hanks, Evan Peters, Sky Ferreira, Tracy Letts

Hinweise

Moviepilot über „Elvis & Nixon“

Metacritic über „Elvis & Nixon“

Rotten Tomatoes über „Elvis & Nixon“

Wikipedia über „Elvis & Nixon“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Liza Johnsons „Elvis & Nixon“ (Elvis & Nixon, USA/Deutschland 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: „X-Men: Dark Phoenix“ ist ein enttäuschendes Finale

Juni 6, 2019

Wo soll ich nur anfangen bei diesem Totaldesaster? Vielleicht mit zwei Hinweisen.

Erstens: die „X-Men“-Filme waren immer mal besser, mal schlechter. So war der letzte „X-Men“-Film „Apocalypse“, in dem die X-Men als Gruppe auftreten, schlecht. „Logan“, der letzte Auftritt von Hugh Jackman als Wolverine, war nicht nur der beste „Wolverine“-Film, sondern einer der besten Filme aus dem „X-Men“-Universum. Wenn wir die beiden „Deadpool“-Filme ignorieren. Sie werden zwar zum „X-Men“-Franchise gezählt, aber eigentlich gehören sie nicht in die Welt der X-Men.

Zweitens: dass die Premiere von „X-Men: Dark Phoenix“ mehrfach verschoben wurde und es umfangreiche Nachdrehs gab, sagt nicht unbedingt etwas über die Qualität des Films aus. Manchmal ist der Film, der dann in die Kinos kommt, gelungen. Meistens allerdings nicht.

X-Men: Dark Phoenix“ gehört zu den Filmen, bei denen irgendwann in der Produktion irgendetwas so gründlich schief lief, dass man nicht erkennt, an welchem Punkt aus einem potentiell grandiosem Blockbuster das Gegenteil wurde. Hier lief einfach alles so schief, dass es keinen Unterschied macht, welche Szenen nachgedreht wurden und welche nicht. Und auch nicht, dass der gesamte dritte Akt verändert wurde. Ursprünglich spielte er im Weltraum. Jetzt spielt er in einem Zug.

Schon die ersten Filmminuten sind beeindruckend schlampig inszeniert. 1975 fahren die Greys auf einer Landstraße. Sie streiten sich über die Musik und die achtjährige Jean Grey, die noch nichts von ihren Kräften ahnt, provoziert einen Autounfall, bei dem ihre Eltern sterben. Das Problem in dieser Szene ist, dass die am Steuer sitzende Mutter sich während der Fahrt immer wieder für längere Zeit zu ihrer auf der Rückband sitzenden Tochter umdreht und niemand sich daran stört, weil Mütter selbstverständlich auch bei gut hundert Stundenkilometern in Gesprächen immer ihrer Tochter tief in die Augen blicken.

Entsprechend sorglos geht es die nächsten zwei Stunden weiter. Dabei sind solche Details, die in einem besseren Film nicht negativ auffallen, ein deutlicher Hinweis auf fundamentale Schwächen im gesamten Film.

Nach dem Unfall wird Jean Grey von Professor Charles Xavier in seine Mutantenschule aufgenommen.

Jahre später gehört sie zu den X-Men, dieser Gruppe hoch- und ungewöhnlich begabter Menschen. Professor Charles Xavier ist der Anführer dieser gesellschaftlichen Außenseiter. Er will, dass die Mutanten keine Außenseiter mehr sind. Dafür müssen sie von der Menschheit als gleichberechtigt anerkannt werden.

1992 ist ihm das gut gelungen. Er trifft sich, ganz Lobbyist in eigener Sache, mit Staatsoberhäuptern. Die X-Men sind eine Truppe, die immer wieder Menschen aus tödlichen Situationen rettet. Als ein Space Shuttle in Gefahr gerät, schickt Xavier sofort eine Rettungsmission los. Die Astronauten können gerettet werden.

Aber ‚Phoenix‘ Jean Grey gerät mit einer unbekannten und rätselhaften Substanz in Kontakt. Danach wird sie körperlich und geistig stärker. Sie will kein Mitglied der X-Men mehr sein. Sie wendet sich gegen ihre Familie. Und sie will mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Denn Xavier hat sie über ihre Eltern belogen.

Das muss als Storyskelett genügen, um beliebige Auftritte der verschiedenen X-Men und wenig berauschende CGI-Actionszenen aneinanderzureihen.

Die Schauspieler laufen dabei durch die Landschaft, als hätten sie keine Ahnung, was sie in dem Film zu suchen haben. Jessica Chastain als aus dem Weltall kommende Bösewichtin Vuk verzichtet auf jegliches Schauspiel und steht so ausdruckslos wie ein Pappaufsteller herum. Jennifer Lawrence scheint zu ihrem Auftritt als Raven/Mystique erpresst worden zu sein. James McAvoy ist wieder Professor Charles Xavier (mit wechselnden Frisuren) und Michael Fassbender ist wieder ‚Magneto‘ Erik Lehnsherr. Dieses Mal lebt er als Anführer der Mutanten-Selbstversorger-Hippie-Kommune Genosha auf einer Insel. Beide Schauspieler laufen auf Autopilot durch das Bild.

Sophie Turner hinterlässt in ihrem zweiten Auftritt als ‚Phoenix‘ Jean Grey und als titelgebende, unglaublich mächtige Dark Phoenix ebenfalls keinen nachhaltigen Eindruck. Die Macher sahen das wohl so ähnlich. In den Credits wird sie nämlich erst an fünfter Stelle, nach James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence und Nicholas Hoult, genannt.

Offiziell spielt „Dark Phoenix“ 1992. Aber nichts im Film deutet darauf hin, dass der Film in diesem Jahr spielt. Es gibt keinerlei Hinweise auf das Jahr oder popkulturelle Anspielungen, wie sie sogar jede TV-Serie (vollkommen unabhängig von ihrem Budget) hinbekommt. Dass es anders geht, zeigten in den vergangenen Monaten das Neunziger-Jahre-Fest „Captain Marvel“ und das Achtziger-Jahre-Fest „Bumblebee“. Oder die „X-Men“-Filme „Erste Entscheidung“ und „Zukunft ist Vergangenheit“ für die sechziger und siebziger Jahre. „Dark Phoenix“ könnte mit seinen zahlreichen, zeitlich nicht zuordenbaren Innenaufnahmen aus Xaviers Mutantenschule und einem Gefangenentransportzug irgendwann spielen.

Das alte X-Men-Thema, dass sie Außenseiter sind, die zur Gesellschaft dazugehören wollen, wird in „Dark Phoenix“ selbstverständlich auch angesprochen. Im ersten „X-Men“-Film wurde eine Linie von den Konzentrationslagern der Nazis und der Vernichtung der Juden zu den X-Men gezogen.

Spätestens seit der Wahl von Donald Trump und dem Erstarken rechtspopulistischer Einstellungen, wozu Rassismus, Antisemitismus, Ausländer- und Islamfeindlichkeit gehören, ist der Umgang der Mehrheit mit Minderheiten ein brennend aktuelles Thema, das auch in einem 1992 spielendem „X-Men“-Film behandelt werden kann. Die einzige Antwort, die der Film in der Gestalt von Professor Xavier darauf gibt, ist Überanpassung. Um von der Gesellschaft anerkannt und akzeptiert zu werden, müssen die Mutanten besser, fehlerfreier und unterwürfiger sein, als die Menschen. Dieses alte und diskriminierende Konzept von Integration wird im Film nicht weiter problematisiert.

Weil allerdings immer wieder gezeigt wird, dass die Menschen die Mutanten nicht dauerhaft als gleichberechtigt anerkennen wollen, müsste Xavier irgendwann darüber nachdenken, ob sein Konzept von Integration tragbar ist. Denn es ist höchstens kurzfristig erfolgreich.

X-Men: Dark Phoenix“ ist das Regiedebüt von Simon Kinberg. Er schrieb die Drehbücher zu den „X-Men“-Filmen „Der letzte Widerstand“ (2006), „Days of Future Past“ (2014) und „Apocalypse“ (2016). Außerdem ist er seit seinem ersten „X-Men“-Drehbuch auch als Produzent in die Serie involviert. Man kann ihm also nicht vorwerfen, dass er keine Ahnung vom „X-Men“-Filmuniversum hat. Aber eine tragfähige Idee, wie er die Geschichte der X-Men weiter und wahrscheinlich zu Ende erzählt, hat er in „Dark Phoenix“ nicht.

Denn das „X-Men“-Franchise wanderte durch die jüngsten Firmenverkäufe von Twentieth Century Fox zu den Marvel Studios und Disney. Wie Marvel-Produzent Kevin Feige die Geschichte der X-Men weitererzählt und ob er sie in das Marvel Cinematic Universe integriert, ist noch unklar. Aktuell sind jedenfalls keine weiteren Filme mit diesen X-Men geplant.

X-Men: Dark Phoenix (Dark Phoenix, USA 2019)

Regie: Simon Kinberg

Drehbuch: Simon Kinberg

LV: John Byrne, Chris Claremont: The Dark Phoenix Saga, 1980 (X-Men: Die Dark Phoenix Saga)

Erfinder: Comiccharaktere von Jack Kirby und Stan Lee

mit James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Nicholas Hoult, Sophie Turner, Tye Sheridan, Alexandra Shipp, Evan Peters, Kodi Smit-McPhee, Jessica Chastain

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „X-Men: Dark Phoenix“

Metacritic über „X-Men: Dark Phoenix“

Rotten Tomatoes über „X-Men: Dark Phoenix“

Wikipedia über „X-Men: Dark Phoenix“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (X-Men: Days of Future Past, USA 2014)

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Apocalypse“ (X-Men: Apocalypse, USA 2016)

Meine Besprechung von James Mangolds “Wolverine – Weg des Kriegers” (The Wolverine, USA 2013)

Meine Besprechung von James Mangolds „Logan – The Wolverine“ (Logan, USA 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: „Elvis & Nixon“, „Salt and Fire“, Michael Shannon und Kevin Spacey, Michael Shannon und Veronica Ferres

Dezember 9, 2016

Wann schläft Michael Shannon eigentlich? Am 22. Dezember kommt der Arthouse-Thriller „Nocturnal Animals“ mit ihm in einer Nebenrolle in die Kinos. Vor einigen Monaten lieferte er ein „Midnight Special“ und diese Woche laufen zwei Filme mit ihm als Hauptdarsteller an. In „Elvis & Nixon“ spielt er Elvis Presley. In „Salt and Fire“, dem neuen Werner-Herzog-Film, spielt er den Entführer Matt Riley.

Er entführt Prof. Dr. Laura Sommerfeld (Veronika Ferres). Sie ist die Leiterin einer wissenschaftlichen Delegation. Im Auftrag der Vereinten Nationen sollen sie in Bolivien herausfinden, was und wer eine große Umweltkatastrophe auslöste, durch die sich der Salzsee Diablo Blanco unerbittlich ausdehnt. Sie glaubt, dass ein global agierender Konzern dafür verantwortlich ist. Riley ist der CEO dieser Firma.

Nachdem Werner Herzogs letzter Film „Königin der Wüste“ mit Nicole Kidman als Gertrude Bell nur 08/15-Hollywood-Schnulzenkino war, ist „Salt and Fire“ wieder ein richtiger Herzog-Film, der uns in eine fremde Landschaft entführt. Denn die zweite Hälfte des Films spielt auf dem Salzsee Diablo Blanco. Dort wird Sommerfeld mit zwei blinden, einheimischen Kindern auf einer kleinen Felseninsel ausgesetzt. Sie haben Lebensmittel für eine Woche. Sie können sich nicht miteinander verständigen. Und Sommerfeld hat keine Ahnung, warum sie zu der kleinen Felseninsel im Salzsee gebracht wurde.

Das ist, gedreht wurde in der riesigen Salzlandschaft der Salar de Uyuni in Bolivien, der visuell beeindruckendere Teil des betont eigenwilligen, aber letztendlich auch idiotischen Films. Denn Riley und seine Helfer führen die Entführung von Sommerfeld und ihrem Team professionell durch und auch in dem abgelegenem Haus, in dem sie gefangen gehalten werden, verhalten sie sich sehr vernünftig. Die Situation und auch die Machtspiele zwischen Geisel und Geiselnehmer schildert Herzog spannend. Auch die Gespräche zwischen Sommerfeld und Riley, der Philosophen zitiert, Weisheiten von sich gibt und an seiner Existenz und seinem Leben zweifelt, sind spannend, weil Riley die Erwartungen, die man an den Chef eines umweltzerstörenden Konzerns hat, unterläuft und er eher wie ein umweltschützender Philosoph wirkt.

Aber dann kommt die seltsame zweite Hälfte, in der man sich fragt, was Riley erreichen will. Denn der Ökoterrorist setzt die Person mitten in der Salzwüste aus, die schon aufgrund ihres Auftrages verpflichtet ist, sein Anliegen zu unterstützen. Und wenn er sie nicht wieder aus dieser Lage befreit, wird seine potentielle Verbündete sterben.

So hat „Salt and Fire“ zwar durchgehend den Herzog-Touch, aber der letztendlich interessant gescheiterte Film zerfällt in zwei Teile und hat, wenn man traditionelle Beurteilungsmaßstäbe anlegt, eine unglaubwürdige Geschichte. Herzog selbst nennt „Salt and Fire“ allerdings einen „Tagtraum, der den Regeln des Kinos nicht folgt“. Das verdeutlicht er schon in den ersten Minuten, wenn das Forscherteam entführt und dabei höflich wie Staatsgäste behandelt wird. Es ist ein gesittetes Theater, bei dem sich dann auch die Überraschung, wenn einer der Entführer, der zunächst im Rollstuhl saß, plötzlich steht, in Grenzen hält. Er ist nicht behindert; er hat nur manchmal keine Lust, alleine zu gehen. Und Herzog hat dieses Mal keine Lust, eine konventionelle Kinogeschichte zu erzählen.

Salt and Fire“ folgt eher einer Traumlogik und dem absurden Theater. Mit einprägsamen Bildern aus Bolivien, die man sich in einer Mischung aus Staunen und ungläubigem Kopfschütteln ansieht.

 

Unglaubwürdig, aber wahr (mehr oder weniger) ist die Geschichte von „Elvis & Nixon“. Am 21. Dezember 1970 traf sich US-Präsident Richard Nixon im Oval Office mit Elvis Presley. Von dem Treffen gibt es ein Bild, aber keinen Tonmitschnitt. Denn Nixon begann seine paranoide Alles-aufnehmen-Politik erst im Februar 1971.

Liza Johnson erzählt jetzt, schön pointiert, mit viel Zeitkolorit und liebevoll die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Politik und Pop, zwischen den ähnlich gestressten Helfern des Präsidenten und des Rockstars ausspielend, wie es zu dem Treffen kam. Denn Elvis Presley war von der Jugendkultur, der Gegenkultur, den Hippies und ihrem Drogenkonsum angeekelt. Er will etwas dagegen tun und möchte Nixon vorschlagen, dass er als Bundesagent für das Land arbeitet und undercover die kommunistische Gegenkultur und ihre Drogenringe infiltrieren möchte.

Nixon, hübsch grantig von Kevin Spacey gespielt, möchte sich allerdings nicht mit dem Entertainer treffen. Aber seine Tochter hätte gerne ein Autogramm.

Michael Shannon spielt Presley und bleibt dabei letztendlich immer Michael Shannon. Das liegt allerdings auch an den unzähligen Elvis-Imitatoren und den unzähligen bekannten Bildern von Elvis in seinen verschiedenen Lebensphasen und seinen vielen Spielfilmen, die immer wieder im Nachmittagsprogramm laufen. Da fällt in jeder Sekunde auf, dass Elvis Presley und Michael Shannon, der Elvis auf dem schmalen Grad zwischen Mensch und Parodie spielt, verschieden aussehen.

Ein viel größeres Problem von „Elvis & Nixon“ ist allerdings die eingesetzte Musik. Es gibt kein einziges Elvis-Lied (wobei seine für die Popgeschichte wichtigen Songs in den Fünfzigern erschienen und er damals, nach seiner Hollywood-Karriere, vor allem in Las Vegas live spielte und belanglosen Breitwand-Pop ablieferte). Stattdessen werden Songs von Blood, Sweat & Tears, Creedence Clearwater Revival und Otis Redding gespielt. Es sind heute immer noch coole Songs, die Elvis in dem Film eine vermeintliche Hipness verleihen, die er damals nicht hatte. Für die Jugendkultur war er ein Teil des verhassten Establishments – und seine Wunsch, als Undercover-Agent den Drogensumpf der Gegenkultur trockenzulegen, bestätigt ihre Einschätzung. Auch wenn Elvis‘ selbstgewählte Mission nie mehr als eine spinnerte Idee eines von der Welt abgehobenen Stars war.

Elvis & Nixon“ erzählt eine in jeder Beziehung unbedeutende Anekdote, die zu einem neunzigminütigem Spielfilm aufgeblasen wird und Elvis inszeniert, als sei er noch ein Teil des jugendlichen Aufbegehrens gegen die Gesellschaft.

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Salt and Fire (Salt and Fire, Deutschland/USA/Frankreich/Mexiko 2016)

Regie: Werner Herzog

Drehbuch: Werner Herzog

LV: Tom Bissell: Aral (Kurzgeschichte, erschienen in „God Lives in St. Petersburg: Short Stories“, 2006)

mit Veronica Ferres, Michael Shannon, Gael Garcia Bernal, Lawrence Krauss, Volker Michalowski, Danner Ignacio Marquez Arancibia, Gabriel Marquez Arancibia

Länge: 98 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Filmportal über „Salt and Fire“

Moviepilot über „Salt and Fire“

Metacritic über „Salt and Fire“

Rotten Tomatoes über „Salt and Fire“

Wikipedia über „Salt and Fire“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Werner Herzogs „Königin der Wüste“ (Queen of the Desert, USA/Marokko 2015)

Werner Herzog in der Kriminalakte

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Elvis & Nixon (Elvis & Nixon, USA/Deutschland 2016)

Regie: Liza Johnson

Drehbuch: Joey Sagal, Hanala Sagal

mit Michael Shannon, Kevin Spacey, Alex Pettyfer, Johnny Knoxville, Colin Hanks, Evan Peters, Sky Ferreira, Tracy Letts

Länge: 87 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Moviepilot über „Elvis & Nixon“

Metacritic über „Elvis & Nixon“

Rotten Tomatoes über „Elvis & Nixon“

Wikipedia über „Elvis & Nixon“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „X-Men: Apocalypse“ und der nächste Weltuntergang

Mai 19, 2016

Seit den Sechzigern geht es abwärts. Sagen einige und sie verweisen auf die Musik der 68er und behaupten, dass danach nichts mehr kam.

Wenn man sich die letzten drei „X-Men“-Filme ansieht, die natürlich eine Trilogie sind, die jetzt mit „X-Men: Apocalypse“ (nach einem Drehbuch von Simon Kinberg) ihren Abschluss findet, möchte man diesen Kulturpessimisten zustimmen. „X-Men: Erste Entscheidung“ (X-Men: First Class) spielte 1962 und es war, nachdem „X-Men: Der letzte Widerstand“ (X-Men: The Last Stand) (ebenfalls nach einem Drehbuch von Simon Kinberg) nicht besonders überzeugend war, ein grandioser Neustart, bei dem alles stimmte. Bei „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (X-Men: Days of Future Past) (yep, Drehbuch Simon Kinberg) war Bryan Singer, der Regisseur der ersten beiden „X-Men“-Filme wieder an Bord, ebenso die Schauspieler aus den ersten „X-Men“-Filmen und der Film spielte einerseits in der Zukunft und andererseits, dank einer beherzten Zeitreise von Wolverine in der Vergangenheit, genaugenommen 1973, und wieder badete der Film in politischen und popkulturellen Anspielungen. Die Story war allerdings, dank der vielen Zeitreisen, eher verwirrend und ärgerlich. Auch weil jedes Problem mit einer weiteren Zeitreise gelöst werden konnte. Das hatte dann schon etwas von ‚und täglich grüßt das Murmeltier‘.

Apocalypse“ spielt nun, ohne irgendwelche Zeitreisen, 1983 und es ist eine laute, überlange Enttäuschung. Auch ohne die Erwartung, dass ein Finale frühere Handlungsstränge und Entwicklungen abschließt. „Apocalypse“ sieht einfach nur wie eine weitere Episode aus dem „X-Men“-Kosmos aus, in dem all die bekannten Charaktere und einige Neuzugänge gegen einen neuen Gegner kämpfen, während wir mehr oder weniger interessante Neuigkeiten aus ihrem Alltag erfahren. Die X-Men sind Menschen, die aufgrund einer genetischen Veränderung über besondere Fähigkeiten verfügen.

Der Gegner der X-Men ist Apocalypse (Oscar Isaac – verschenkt). Er ist der erste Mutant, war ein ägyptischer Gott und erwacht jetzt (also 1983) wieder. Bis dahin plätschert der Film eine halbe Stunde vor sich hin. Die Zeit vergeht, indem in epischer Breite die verschiedenen, aus den vorherigen Filmen und Comics bekannten X-Men vorgestellt werden. Das ist nicht so wahnsinnig interessant, weil diese Vorstellungen oft so kryptisch sind, dass nur die Fans und Kenner des X-Men-Kosmos sie verstehen.

Nachdem Apocalypse wieder von den Toten auferstanden ist, ist das zu lang geratene Vorspiel vorbei und die richtige Geschichte könnte endlich beginnen. Aber auch danach wird der Film nicht interessanter. Von Spannung will man in diesem Zusammenhang nicht reden. Weitere Mutanten werden vorgestellt, es wird geredet, es gibt Einblicke in den Alltag von Charles Xavier/Professor X (James McAvoy) und seiner Schule für Mutanten, die vielleicht in den nächsten Filmen eine größere Rolle(n) spielen dürfen, und Eric Lensherr/Magneto (Michael Fassbender) darf etwas proletarischen Ostblockcharme versprühen, bis er einen Unfall verhindert und, nun, sagen wir es so: die Kommunisten sind nicht begeistert, dass unter ihnen ein Mutant lebt, der den Magnetismus beherrscht. Es gibt auch eine groteske in Ostberlin spielende Szene, die nichts mit der Wirklichkeit, aber viel mit einem der damaligen B-Actionfilme, in denen Gewalt Hirn ersetzte, zu tun hat.

Diese eindimensionalen Filme scheinen auch für „Apocalyse“ die Referenz gewesen zu sein. Aber die alten Actionkloppereien hatten wenigstens einen klaren Helden, einen ebenso klaren Bösewicht, eine klare Handlung und eine klare Botschaft. In „X-Men: Apocalypse“ ist davon nichts zu spüren. Der Bösewicht wird zu einer Nebenfigur, die Helden treten sich gegenseitig, ohne eine wirklich erkennbare Ordnung von Haupt- und Nebenfiguren auf die Füße, weil sie alle Hauptfiguren sind, die von Filmstars gespielt werden und die alle keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. Entsprechend rudimentär ist die erstaunlich lustlos präsentierte Geschichte, die selbstverständlich in einer Städte zerstörenden Schlacht der Mutanten endet, weil Größe ja bekanntlich wichtig ist.

Zum Glück geht der Wiederaufbau dank Mutantenkräfte auch schneller als in der Realität. Bis dann, in einigen Jahren, beim nächsten Mutantenstadl, wieder kräftig alles zerstört wird, was in Reichweite der Jungs und Mädels mit den besonderen Fähigkeiten ist.

X-Men Apocalypse - Plakat

X-Men: Apocalypse (X-Men: Apocalypse, USA 2016)

Regie: Bryan Singer

Drehbuch: Simon Kinberg (nach einer Geschichte von Bryan Singer, Simon Kinberg, Michael Dougherty und Dan Harris)

mit James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Nicholas Hoult, Oscar Isaac, Rose Byrne, Evan Peters, Josh Helman, Sophie Turner, Tye Sheridan, Lucas Till, Kodi Smit-McPhee, Ben Hardy, Alexandra Shipp, Lana Condor, Olivia Munn, Zeljko Ivanek, Hugh Jackman, Stan Lee

Länge: 145 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „X-Men: Apocalypse“

Metacritic über „X-Men: Apocalypse“

Rotten Tomatoes über „X-Men: Apocalypse“

Wikipedia über „X-Men: Apocalypse“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (X-Men: Days of Future Past, USA 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ – und die Gegenwart?

Mai 22, 2014

Großes Familientreffen im „X-Men“-Kosmos: in der nahen Zukunft, die mächtig an die ersten Minuten von James Camerons „Terminator“ erinnert, kämpfen die letzten Mutanten gegen die Sentinel, mächtige sechs Meter große Roboter, die sie reihenweise umbringen. Ihre letzte Chance ist, in der Zeit zurückzuspringen und diese für Mutanten extrem ungastliche Zukunft zu korrigieren. Zum Glück kennen die X-Men das auslösende Ereignis für das ihr Überleben bedrohende Sentinel-Programm. 1973 tötete Raven Darkholme, aka Mystique (bzw., wer Lücken in seinem „X-Men“-Wissen hat: das blaue Wesen, das ständig ihr Aussehen ändern kann), Dr. Bolivar Trask, der die Mutanten als Bedrohung für die Menschheit ansah. Bei der US-Regierung warb der Unternehmer um Geld für ein entsprechendes Forschungsprogramm. Nach seinem Tod – immerhin wurde er von einer Mutantin ermordet – wurde das Geld bewilligt.
Die einzige Person, die den Zeitsprung überleben kann, ist Logan, aka der unsterbliche Wolverine, dessen Zellen sich wahnsinnig schnell regenerieren. Er springt zurück und versucht Professor Charles Xavier, den Gründer der X-Men, zu überzeugen, zusammen mit seinem Erzfeind Erik Lehnsherr, aka Magneto, gegen die Bedrohung für ihr Überleben zu kämpfen. Es gibt nur zwei Probleme: Professor X gefällt sich drogenkonsumierend im Selbstmitleid und Magneto sitzt als John-F.-Kennedy-Attentäter, in einem Hochsicherheitsgefängnis.
Und in den folgenden Minuten sehen wir in der nahen Zukunft die X-Men aus den ersten drei „X-Men“-Filmen, also Patrick Stewart, Ian McKellen, Halle Berry und Hugh Jackman, plus einige vernachlässigbare Cameos und Neuzugänge, und in der schön stylischen Siebziger-Jahre-Vergangenheit die X-Men aus dem vorherigem „X-Men“-Film „Erste Entscheidung“, also James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence und Nicholas Hoult, gegen böswillige Menschen kämpfen.
Inszeniert wurde die Geschichte von Bryan Singer, der die ersten beiden „X-Men“-Filme inszenierte. Brett Ratner inszenierte den dritten „X-Men: Der letzte Widerstand“, der allgemein wenig gemocht wird. Den grandiosen Neustart „X-Men: Erste Entscheidung“ inszenierte „Kick-Ass“-Regisseur Matthew Vaughn, der seinen Film in eine alternative Zeitlinie verlegte, weshalb er dann auch die Dinge, die ihn bei den vorherigen „X-Men“-Filmen störten, ignorieren konnten und mit seiner alternativen Interpretation der Kuba-Krise lieferte er, auch dank des überzeugenden Bösewichts Sebastian Shaw (Kevin Bacon), einen tollen Film ab, der natürlich die Erwartungen für den fünften „X-Men“-Film steigerte.
Allerdings funktioniert in „Zukunft ist Vergangenheit“ die gesamte Geschichte nicht mehr. Denn durch das Spiel mit alternativen Zeitlinien und Zeitreisen ist alles egal, weil letztendlich jeder Fehler berichtigt werden kann. Damit hat nichs endgültige Konsequenzen. So hat Magneto, der am Ende von „Der letzte Widerstand“ seiner Mutantenkräfte beraubt wurde, diese wieder – oder, immerhin sind wir ja schon in einer alternativen Zeitlinie, diese immer noch. Professor Xavier ist wieder lebendig, obwohl er in „Der letzte Widerstand“ starb (jaja, nach dem Abspann gab es eine Szene, die schon auf sein Überleben hindeutete). Aber vielleicht hat in der Zeitlinie, in der „Zukunft ist Vergangenheit“ spielt, „Der letzte Widerstand“ einfach nicht stattgefunden. Und als wir den jüngeren Professor zum ersten Mal in „Zukunft ist Vergangenheit“ sehen, kann er gehen, weshalb wir zunächst vermuten, dass auch die zehn Jahre früher spielende „Erste Entscheidung“ nicht oder anders stattfand.
Denn jetzt kann im „X-Men“-Kosmos alles korrigiert werden. Wenn nicht beim ersten Mal, dann beim zweiten oder dritten Versuch. Damit hat aber auch keine Tat mehr endgültige Konsequenzen. Kein Tod ist endgültig. Entsprechend spannungslos plätschert der Film vor sich hin. Denn warum soll ich mein Taschentuch zücken, wenn der Tote in wenigen Minuten wieder quicklebendig durch das Bild läuft?
Da hilft auch nicht die Größe, mit der die Shakespeare-Minen Patrick Stewart und Ian McKellen den größten Unfug todernst deklamieren, als seien sie gerade bei „Sein oder Nichtsein“; – was natürlich besonders in der Originalfassung spaßig ist.
Sowieso gibt es, wie auch bei den vorherigen „X-Men“-Filmen an der Besetzung nichts zu mäkeln. Es zahlt sich halt aus, wenn echte Schauspieler engagiert werden.
Der sechste „X-Men“-Film ist schon angekündigt. Derzeit heißt er „Apocalypse“, er soll Ende Mai 2016 starten und in den Achtzigern spielen. Dann erfahren wir sicher, wie der Kalte Krieg beendet wurde.

X-Men Zukunft ist Vergangenheit - Plakat

X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (X-Men: Days of Future Past, USA 2014)
Regie: Bryan Singer
Drehbuch: Simon Kinberg (nach einer Geschichte von Jane Goldman, Simon Kinberg und Matthew Vaughn)
LV (inspiriert): Chris Claremont, John Byrne: The Uncanny X-Men: Days of Future Past, 1981
mit Hugh Jackman, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, James McAvoy, Patrick Stewart, Ian McKellen, Halle Berry, Ellen Page, Nicholas Hoult, Anna Paquin, Peter Dinklage, Shawn Ashmore, Omar Sy, Evan Peters, Josh Helman
Länge: 132 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
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Film-Zeit über „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“
Moviepilot über „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“
Metacritic über „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“
Rotten Tomatoes über „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“
Wikipedia über „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (deutsch, englisch)

Die „X-Men“-Filme
X-Men (X-Men – Der Film, USA 2000, Regie: Bryan Singer, Drehbuch: David Hayter)
X-Men 2 (X-Men 2, USA 2003, Regie: Bryan Singer, Drehbuch: Michael Dougherty, Dan Harris, David Hayter)
X-Men: The last Stand (X-Men – Der letzte Widerstand, USA 2006, Regie: Brett Ratner, Drehbuch: Simon Kinberg, Zak Penn)
X-Men: First Class (X-Men: Erste Entscheidung, USA 2011, Regie: Matthew Vaughn, Drehbuch: Ashley Miller, Zack Stentz, Jane Goldman, Matthew Vaughn)


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