Schon die Labelnamen geben die Richtung bei den von Scott Snyder geschriebenen und Greg Capullo gezeichneten Batman-Abenteuern „Der Tod der Familie“ und „Der letzte Ritter auf Erden“ an. „Der Tod der Familie“ erschien jetzt in einer Neuauflage in der „Batman Noir“-Reihe; „Der letzte Ritter auf Erden“ im neuen „DC Black Label“. Düster, sogar ziemlich wahnsinnig und verrückt sind beide Geschichten. Nicht nur, aber auch wegen dem Joker, der in beiden Geschichten der Bösewicht ist.
In „Der letzte Ritter auf Erden“ fragt Bruce Wayne sich, ob er verrückt wurde oder nur einen Alptraum hat. Oder gleich mehrere.
Jedenfalls erwacht er gefesselt in einem Krankenbett im Arkham Asylum. Sein Arzt, Doktor Redmund Hudd aka der Joker, behauptet, dass Wayne seit fast zwanzig Jahren von ihm behandelt werde. Sein Diener Alfred Pennyworth behauptet, er habe seine Eltern ermordet. Beide versuchen ihn zu überzeugen, dass seine Existenz als Verbrechensbekämpfer Batman ein Wahngebilde ist. Kein Wunder, dass Wayne aus der Irrenanstalt ausbrechen möchte.
Kurz darauf ist er in einer postapokalyptischen Wüste. Mit dem munter vor sich hin plapperndem Kopf des Jokers in einer Laterne. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg.
„Der letzte Ritter auf Erden“ ist sicher eine der ungewöhnlichsten Batman-Geschichten.
„Der Tod in der Familie“ fällt dagegen wesentlich konventioneller aus. Nach einem Jahr kehrt der Joker nach Gotham zurück. Als erstes besucht der „Clownprinz des Verbrechens“ (Christian Endres im Vorwort) ein Polizeirevier, das danach etwas anders aussieht. Danach kündigt er im Fernsehen den Tod des Bürgermeisters an. Batman erinnert das an die ersten Verbrechen des Jokers in Gotham. Nur: warum spielt der Joker sie jetzt wieder nach?
Diese Geschichte erschien bereits vor sieben Jahren, auch in einer deutschen Übersetzung, und sie war damals natürlich koloriert. In der „Batman Noir“-Reihe hat man jetzt die Farben weggelassen. So soll ein neuer Blick auf das Werk ermöglicht werden. Für mich war beim Lesen bemerkenswert, wie sehr ich die Farben vermisste.
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Scott Snyder/Greg Capullo: Batman: Der letzte Ritter auf Erden
(übersetzt von Ralph Kruhm)
Panini, 2020
188 Seiten
20 Euro
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Originalausgabe
Batman: Last Knight on Earth # 1 – 3
DC Black Label, Juli 2019 – Februar 2020
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Scott Snyder/Greg Capullo: Batman: Der Tod der Familie
Lang, lang ist es hier, als ‚Batman‘ Bruce Wayne seinen ersten Auftritt hatte. Das war im März 1939 in US-Detective Comics # 27. Später wurde er der einzige Ermittler der Detectice Comics und im tausendsten Heft haben bekannte Autoren und Zeichner wie Scott Snyder, Kevin Smith, Warren Ellis, Christopher Priest, Brian Michael Bendis, Greg Capullo, Jim Lee und Becky Cloonan ein gutes Dutzend kurzer „Batman“-Geschichten geschrieben. Während einige der Geschichten auch ohne Vorwissen (oder nur dem Vorwissen aus einem beliebigen Batman-Film) verständlich sind, wird in anderen Geschichten tief in der Batman-Mythologie gegraben und manchmal geht es auch nur um einen Scherz. Insgesamt ist das über hundertseitige Batman-Special damit vor allem ein dickes Heft für den langjährigen „Batman“-Fan.
Das gilt so ähnlich auch für den dritten „Batman: Damned“-Band von Autor Brian Azzarello und Zeichner Lee Bermenjo. Es ist der Abschluss ihrer auf drei Comicalben angelegten Geschichte, die in der neuen DC-Reihe „Black Label“ erschien. In ihr werden, so der Verlag, eigenständige Geschichten für erwachsene Leser präsentiert.
In dieser Geschichte glaubt Bruce Wayne, dass er seinen Erzfeind, den Joker, getötet hat. Schwer verletzt konnte er im ersten „Damned“-Band aus einem Krankenwagen flüchten. Als er halbtot durch Gotham City taumelt, trifft er traf auf den Okkultisten John Constantine. Der entführt ihn in eine Welt, in der Dämonen, Geister und Zauberer existieren.
Die sich dann entspinnende Geschichte ist ein Alptraum, der bildgewaltig und textarm der Logik eines Fiebertraums folgt. Das ist wirklich nicht der Batman, den man aus anderen Batman-Geschichten kennt.
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Batman Special: Detective Comics 1000
(übersetzt von Ralph Kruhm)
Panini Comics, 2019
108 Seiten
6,99 Euro
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Originalausgabe
Detective Comics # 1000
DC Comics, 2019
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Brian Azzarello/Lee Bermejo: Batman: Damned – Band 3
Mit Geschichten wie „Wanted“ und „Kick-Ass“ wurde Mark Millar bekannt und, egal wie sehr sie einem gefallen, sind es Geschichten für pubertierende Jungs. Inzwischen ist Millar in zweiter Ehe verheiratet, hat zwei Kinder und darf bald seinen fünfzigsten Geburtstag feiern (Ähem, nachträglich: Alles Gute zum Geburtstag, der am 24. Dezember war). Wie das Perspektiven verändert, sieht man in seinen neuen Werken „Reborn“ und „Empress“.
Doch beginnen wir unseren kleinen Überblick über seine neu auf Deutsch erschienenen, durchgehend lesenswerten Werke mit einem Frühwerk. Als vierter Band der „Mark Millar Collection“ erschien „Genosse Superman“. Wie man bei dem Titel schon vermuten kann, handelt es sich um keine gewöhnliche Superman-Geschichte. Aber wer hätte das, ehrlich gesagt, bei Millar erwartet? Schließlich verbindet er immer wieder eine bekannte Geschichte mit einem besonderen Twist. Bei „Kick-Ass“ erzählt er, zum Beispiel, eine typische Superhelden-Origin-Geschichte. Nur ist sein Held kein Superheld, sondern ein ganz normaler, verweichlichter, unsportlicher Nerd, der ohne die Hilfe von Hit-Girl keine zwei Minuten überleben würde. Sie ist ein Mädchen, das reihenweise Männer tötet.
In „Genosse Superman“ ist es die Idee, dass Superman nicht in den USA, sondern in der UdSSR landete, die die bekannte Superman-Geschichte radikal verändert. In der Ukraine wuchs er auf einer Kolchose auf. Danach setzte er seine Kräfte für den Ostblock ein und das verändert den Lauf der gesamten Nachkriegsgeschichte.
Für den freien, kapitalistischen Westen sucht Lex Luthor nach einem Weg, um Superman zu besiegen. Immerhin ist er eine Bedrohung für die USA, ihren Lebensstil und die von ihr forcierte Ideologie.
Mark Millars Superman-Geschichte, sozusagen eine Alternativwelt-Geschichte zu einer erfundenen Geschichte, erschien im Original erstmals 2003.
Im Rahmen der Mark Millar Collection ist sie jetzt mit zahlreichen Zeichnungen aus den Skizzenbüchern der Zeichner Dave Johnson und Kilian Plunkett wieder veröffentlicht worden.
Fast, aber wirklich nur fast, schließt „Huck – Held wieder Willen“ daran an. Im Mittelpunkt steht Huck. Er lebt in einem kleinen Dorf in den USA ein einfaches, glückliches Leben als Tankwart. Seine Nachbarn mögen ihn. Das Findelkind mag sie. Er hilft ihnen. Auch mit seinen Superkräften, die die Dorfbewohner klaglos akzeptieren. Denn jeden Tag vollbringt er, in schönster Pfadfindertradition, eine gute Tat.
Als die kürzlich zugezogene Diane von seinen Fähigkeiten erfährt, erzählt sie es der Presse. Selbstverständlich belagern die Medien das Dorf. Auch Hucks Bruder meldet sich. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, ihre Mutter zu suchen – und das Geheimnis ihrer Herkunft aufzudecken.
Die untergegangene Sowjetunion spielt eine Rolle dabei und die Lösung erinnerte mich an die Prämisse der TV-Science-Fiction-Serie „Dark Angel“ (Kennt die noch jemand? Außerdem sollte ich sie mir mal zu Ende ansehen und die Romane von Max Allan Collins lesen.).
„Huck“, zusammen mit Rafael Albuquerque (American Vampire) geschrieben und im Original 2015/2016 erschienen, bewegt sich noch in dem altbekannten Millar-Kosmos.
Die danach erschienenen Folgewerke „Empress“ und „Reborn“ unterscheiden sich deutlich von „Huck“. Nicht nur weil beide Male Frauen die Protagonistinnen sind (das ist bei Millar ja nicht ungewöhnlich), sondern weil die eine Frau eine Mutter und die andere eine alte, gerade verstorbene Frau ist. Und das ist bei Millar, dessen Protagonisten normalerweise junge Kindsköpfe sind, schon sehr ungewöhnlich. Spontan fallen mir nur „Old Man Logan“ und seine „Flash Gordon“-Liebeserklärung „Starlight“ ein. In dieser, im Original 2014 erschienen Geschichte ist der Protagonist ein Großvater, der als junger Air-Force-Pilot einen weit, weit entfernten Planeten von einem Diktator befreite und jetzt wieder in diese Welt zurückkehren muss.
„Empress“ spielt in einer Fantasy-Welt, die an die alten „Flash Gordon“-Serials erinnert und vom ersten bis zum letzten Panel eine waschechte Space-Opera ist.
Weil Königin Emporia für ihre Kinder ein glückliches Leben will, flüchtet sie vor ihrem Mann, dem diktatorischen König Morax, auf einen fremden Planeten.
Morax schickt wutentbrannt seine Schergen hinter ihr her und schon beginnt ein munteres Planetenhopping von einem gefährlichen Planeten zum nächsten.
Und mehr zu verraten, würde wirklich den Spaß bei dieser flotten Space Opera verderben.
In „Reborn“ stirbt die 78-jährige Bonnie Black im Krankenhaus. Mit ihrem Tod (jedenfalls vermuten wir das in dem Moment) betritt sie, wie „Alice im Wunderland“, eine andere, eine fantastische Welt, in der sie viele alte Bekannte aus ihrer Vergangenheit trifft, wie ihren Vater, ihre Katze Frosty (jetzt General Frost und sehr stinkig) und ihre frühere beste Freundin, die jetzt die Elfenkönigin ist. Teilweise haben ihre alten Bekannte, Freunde und Verwandten in Adystria ihre Gestalt geändert.
Von ihrem Vater wird Bonnie als die große Hoffnung für diese Welt angesehen. Aber bevor sie gegen die Bösen in die Schlacht zieht, möchte sie ihren vor vierzehn Jahren verstorbenen Ehemann finden. Zusammen mit ihrem Vater und ihrem Hund Roy-Boy (inzwischen ein Pudel von der Größe eines Pferdes) machen sie sich auf die Suche nach ihm. In einer Welt, die aus einem Fantasy-Spektakel oder eben „Alice im Wunderland“ stammen könnte und Bonnies wildes Abenteuer eine Fantasie, ein Traum, sein könnte.
„Empress“ und „Reborn“ haben alles, was man von einer Mark-Millar-Geschichte erwartet. Nur dass es dieses Mal etwas mehr Altersweisheit als gewohnt gibt.
Mark Millar/Dave Johnson/Kilian Plunkett: Genosse Superman (Mark Millar Collection 4)
(übersetzt von Christian Heiss)
Panini, 2017
172 Seiten
24, 99 Euro
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Originalausgabe
Superman: Red Son # 1 – 3
DC Comics, 2003
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Mark Millar/Rafael Albuquerque/Dave McCaig: Huck – Held wider Willen
Es hilft nichts. Die Steuererklärung ist gemacht (irgendwie), der Schreibtisch muss aufgeräumt werden (definitiv) und einige schon lange geplante Besprechungen, die als viel längere Besprechungen geplant waren, werden jetzt in der Kategorie „kurz & schnell“ abgehandelt. Denn nach dem Erwachen der Macht warten die nächsten Besprechungen schon und „Die Maske des Dimitrios“ will enthüllt werden.
Nachdem das Entsetzen über den neuen Zack-Snyder-Film, der Wonder Woman den Kampf zwischen Batman und Superman entscheiden ließ, können wir uns wieder den Bildergeschichten mit, nun, in diesem Fall den beiden Jungs und der gewohnt knapp bekleideten „Göttin des Krieges“ widmen.
Nachdem Brian Azzarello seine „Wonder Woman“-Neuinterpretation abschloss, übernahm Meredith Finch die Autorentätigkeit. Ihr Mann David Finch wurde der Zeichner. In ihrem ersten „Wonder Woman“-Sammelband „Kriegswunden“ geht es um Machtkämpfe in ihrem Amazonenreich, der Paradiesinsel, und um Kämpfe gegen Bedrohungen für die Menschheit. Denn für weniger rückt die Justice League nicht aus.
Gelungen,
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Meredith Finch/David Finch/Goran Sudzuka: Wonder Woman – Göttin des Krieges
(übersetzt von Steve Kups)
Panini Comics, 2016
156 Seiten
16,99 Euro
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Originalausgabe
Wonder Woman: War Torn (# 36 – # 40); Wonder Womand: War-Torn, Final Chapter (Wonder Woman Anual 1)
Scott Snyders grandiose Neuinterpretation von Batman geht mit dem über 250-seitigem „Jahr Null – Die dunkle Stadt“ weiter. Jetzt muss Batman gegen den Riddler kämpfen, der Gotham unter seine Kontrolle bringen will.
Die erste Runde endet für Bruce Wayne desaströs und der Riddler kann sich zum Herrscher über Gotham aufschwingen. Der zweite Teil des Buches zeigt dann ein ganz anderes Gotham, in dem der Riddler über die Stadt herrscht und die Bewohner mit seinen Ratespielen nervt und in den Tod treibt. Trotzdem hofft Batman, dass er ihn doch noch besiegen kann. Wenn er nicht stirbt.
„Jahr Null – Die dunkle Stadt“ ist eine großartige Batman-Geschichte, die natürlich viel besser als dieser Film ist, den wir so gerne aus unserem Gedächtnis streichen würden.
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Scott Snyder/JamesTynion IV/Greg Capllo/Andy Clarke: Batman: Jahr Null – Die dunkle Stadt (Band 5)
(übersetzt von Steve Kups)
Panini Comics, 2016
252 Seiten
19,99 Euro
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Originalausgabe
Zero Year – Dark City, Part 2 – Part 5 (Batman # 25 – # 29, Januar 2014 – Mai 2014)
Zero Year – Savage City, Part 1 – Part 4 (Batman # 30 – 33, Juni 2014 – September 2014)
„Golden Dogs“ von Stephen Desberg (Szenario) und Griffo (Zeichnungen) erzählt die Geschichte einer vierköpfigen Verbrecherbande in London um 1820, die ein recht bunter Haufen sind. Dass eine Prostituierte dabei ist. Geschenkt. Aber dass auch ein Transvestit dabei ist, der sich jeden Abend, bevor er vor Publikum auftritt entscheiden kann, ob sie ein er ist (oder umgekehrt), das ist schon etwas anderes und bei den verschiedenen Raubzügen sehr hilfeich. Im ersten Band „Fanny“ kommt die Truppe zusammen. Im zweiten Band „Orwood“ muss sie, nachdem sie von der Polizei verfolgt werden, getrennte Wege gehen. Und es gibt einen Verräter unter ihnen.
In Frankreich sind bereits zwei die abschließenden beiden Folgebände erschienen.
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Griffo/Desberg: Golden Dogs – Fanny (Band 1)
(übersetzt von Horst Berner)
Panini Comics, 2015
56 Seiten
13,99 Euro
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Originalausgabe
Golden Dogs Volume 01: Fanny
Éditions du Lombard, 2014
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Griffo/Desberg: Golden Dogs – Orwood (Band 2)
(übersetzt von Horst Berner)
Panini Comics, 2016
56 Seiten
13,99 Euro
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Originalausgabe
Golden Dogs Volume 02: Orwood
Éditions du Lombard, 2014
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In „Revival“ erzählt Tim Seeley (Hack/Slash), wie in der Ortschaft Wausau im nördlichen Wisconsin eines Tages die Toten wieder auferstehen. Aber sie sind keine blutrünstigen Zombies, sondern ganz normale Menschen, die sich fast ganz normal verhalten. Im Mittelpunkt der Serie steht daher auch das Zusammenleben von Mensch und Nicht-mehr-Mensch, die sich im vierten und fünften Band, „Flucht nach Wisconsin“ und „Steigende Fluten“, endgültig zu einer nicht enden wollenden Soap entwickelt, in dem die Nebenstränge mehr Zeit einnehmen als die, sofern erkennbar, immer unwichtiger werdende Haupthandlung. Auf ein konkretes Ende, wie zum Beispiel einer Erklärung für die Wiederauferstehungen in Wausau, wird überhaupt nicht mehr hingearbeitet. Dafür werden weitere Rätsel aufgeworfen.
Wer damit leben kann, wird sich über den vierten und fünften Band von „Revival“ freuen. Neueinsteiger sollten dagegen mit dem ersten Band beginnen.
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Tim Seeley/Mike Norton: Revial: Flucht nach Wisconsin (Band 4)
(übersetzt von Frank Neubauer)
Cross Cult, 2015
164 Seiten
18 Euro
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Originalausgabe
Revival, Volume 4: Escape to Wisconsin
Image, 2014
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Tim Seeley/Mike Norton: Revival: Steigende Fluten (Band 5)
À propos Untote: Deadpool darf in „Night of the Living Deadpool“ und „Return of the Living Deadpool“ von Autor Cullen Bunn und den Zeichnern Ramon Rosanas und Nik Virella auch einmal gegen sie kämpfen. Dass der Kampf eines unsterblichen Plappermauls gegen unsterbliche Mäuler nicht in den normalen Zombie-Bahnen verläuft und Deadpool am Ende von „Night of the Living Deadpool“ eine Lösung für die Zombieplage hat, die zu ungeahnten Folgen führt, die er in „Return of the Living Deadpool“ bekämpfen muss, erfreut natürlich das Herz des Deadpool-Fans.
Empfehlenswert!
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Cullen Bunn/Ramon Rosanas: Night of the Living Deadpool
(übersetzt von Michael Strittmatter)
Panini Comics, 2014
116 Seiten
12,99 Euro
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Originalausgabe
Night of the Living Deadpool # 1 – 4
Marvel, März 2014 – Mai 2014
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Cullen Bunn/Nik Virella: Return of the Living Deadpool
Deadpool im Kino (und jetzt auch auf DVD/Blu-ray) wurde von Ryan Reynolds verkörpert, der auch in dem – zu Unrecht – kaum beachteten Spielerdrama „Dirty Trip – Mississippi Grind“ eine Hauptrolle spielt. Seinen Gegenpart spielt Ben Mendelsohn, der in den vergangenen Jahren zum Experten für gestörte Charaktere wurde. Da ist es schön, ihn auch einmal als ganz normalen Mann zu sehen.
Naja, fast. Denn Mendelsohn spielt Gerry, einen notorischen Spieler. In einer Bar lernt er Curtis (Ryan Reynolds) kennen. Einen Drifter und Spieler. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach New Orleans zu einem Pokerspiel mit einem großen Jackpot.
„Dirty Trip“ von Anna Boden und Ryan Fleck erzählt die Geschichte dieser etwas ziellosen Reise von Gerry und Curtis, die sich zufällig begegnen und am Ende der Reise auch wieder getrennte Wege gehen. Stilistisch und erzählerisch steht ihr Film in der Tradition des New-Hollywood-Kinos, als problematische Charaktere im Mittelpunkt von, nun, Charakterstudien standen, die einen anderen Blick auf die USA warfen.
Sehr sehenswert!
Dirty Trip – Mississippi Grind (Mississippi Grind, USA 2015)
Regie: Anna Boden, Ryan Fleck
Drehbuch: Anna Boden, Ryan Fleck
mit Ben Mendelsohn, Ryan Reynolds, Sienna Miller, James Toback
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DVD
Ascot Elite
Bild: 16:9 (2.38:1)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Featurettes, Making of, Originaltrailer, Wendecover
Seit einigen Jahren erfreuen sich TV-Serien bei der Kritik einer wachsenden Beliebtheit. Gesehen wurden sie ja schon seit Ewigkeiten und die Fans tauschten sich, je nach Serie, mit großer Liebe zum Detail, über sie aus. Ich sage nur „Raumschiff Enterprise“ und „Akte X“. Dabei gibt es, grob gesagt, Miniserien, die innerhalb einer bestimmten Zeit, eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählen; Serien, in denen jede Woche ein neues Problem gelöst wird; und Serien, in denen sich die Geschichte über viele Folgen und Staffeln entwickelt, bis die sinkenden Zuschauerzahlen die Serie beenden. Bei diesen Serien ist man, wenn man nicht von der ersten Folge an dabei ist, ziemlich schnell „Lost“.
Und so eine sich über viele Staffeln erstreckende Geschichte war wohl auch bei „Blochin – Die Lebenden und die Toten“ die Idee gewesen. Also nicht ein „deutsches ‚Lost’“, sondern eine Krimi-Serie mit komplexen Charakteren, überraschenden Wendungen und einer Analyse des Zusammentreffens von Organisierter Kriminalität und Politik in der Hauptstadt. „Eine Kriminal-Symphonie der Großstadt Berlin“ steht auf dem DVD-Cover. Mit Matthias Glasner als Regisseur und Jürgen Vogel in der Hauptrolle hätte es etwas werden können, aber dann ging irgendwo alles schief. Und zwar so schief, dass man fassungslos dieses Komplettdesaster ansieht.
Blochin (Jürgen Vogel), ein Findelkind mit krimineller Vergangenheit und Polizist bei der Mordkommission mit ausgeprägten Milieukontakten, soll den Mord an einem Dealer aufklären. Kurz darauf wird in seiner Anwesenheit ein Undercover-Polizist in einem Szenelokal erschossen und Blochin (nur Blochin, kein Vorname, weil cool) wird als Mörder verdächtigt. Sein Schwager und Vorgesetzter Dominik (Thomas Heinze), normalerweise ‚Lieutenant‘ genannt (weil megacool), hilft ihm indem er einen Zeugen hinterrücks erschießt – und spätestens in diesem Moment fragt man sich, was die Macher, während sie Subplots und uninteressante Nebenstränge halbherzig einführen, geritten hat, den Charakter, der einen echten Konflikt hat, zu einer Nebenfigur zu machen, während der titelgebende Blochin vor allem als Zuschauer alles verfolgt und er während der gesamten Serienlänge keinen einzigen nennenswerten Konflikt hat. Das ändert sich in den letzten Minuten, die unverhohlen auf eine Fortsetzung spekulieren. Das wäre akzeptabel, wenn wenigstens die erste Staffel ein befriedigendes Ende hätte. Aber die Macher hören einfach mitten in der Geschichte auf.
„Blochin“ ist einfach nur Murks ohne irgendeinen Abschluss, das das größte Verbrechen begeht, das eine Serie begehen kann: Zeitverschwendung zu sein.
Wie das uninformative Bonusmaterial.
Blochin – Die Lebenden und die Toten: Staffel 1 (Deutschland 2015)
Einen Abschluss gibt es bei den ARD-Sonntagskrimis immer nach neunzig Minuten. Egal ob es ein „Tatort“ oder ein „Polizeiruf 110“ ist und gerade die aus München kommenden „Polizeirufe“ sind immer einen Blick wert. In der dritten Box mit BR-„Polizeiruf 110“-Box sind
Pech und Schwefel (Regie: Klaus Krämer, Drehbuch: Klaus Krämer, Kaspar von Erffa, Deutschland 2003)
Vater Unser (Regie: Bernd Schadewald, Drehbuch: Christian Jeltsch, Deutschland 2004)
Die Maß ist voll (Regie: Klaus Krämer, Drehbuch: Klaus Krämer, Deutschland 2004)
Der scharlachrote Engel (Regie: Dominik Graf, Drehbuch: Günter Schütter, Deutschland 2005)
Die Prüfung (Regie: Eoin Moore, Drehbuch: Boris Gullotta, Deutschland 2005)
Er sollte tot (Regie: Dominik Graf, Regie: Rolf Basedow, Drehbuch 2006)
enthalten. Das Ermittlerteam bestand damals aus dem einarmigen Kommissar Jürgen Tauber (Edgar Selge) und der konsequent-fröhlich-patent-normalen Kommissarin Jo Obermaier (Michaela May). Ihre Fälle sind durchgehend sehenswert, durchgehend experimentierfreudig und auf einem durchgehend hohem Niveau; was sogar für die schwächeren Fälle gilt.
Dafür sprechen schon die vielen Preise, die diese sechs Fälle erhielten. So gab es für „Der scharlachrote Engel“ und „Er sollte tot“ jeweils einen Grimme-Preis und für „Er sollte tot“ gleich noch einen Sonderpreis für das Drehbuch beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden und für den Deutschen Fernsehpreis war es nominiert. Um nur die Drehbuchpreise zu nennen.
Die erste Staffel von „True Detective“ wurde in den Himmel gelobt. „Meisterwerk“, „TV-Revolution“ und so. Da konnte die zweite Staffel natürlich nur schlechter abschneiden.
Ich bin da etwas zwiegespalten, weil für mich die erste Staffel hoffnungslos überbewertet und arg prätentiös ist. Da waren die Erwartungen an die zweite Staffel von Anfang an nicht so wahnsinnig hoch.
In der zweiten Staffel, die wieder eine in sich abgeschlossene Geschichte mit vollkommen neuen Charakteren erzählt, geht es um Korruption und mehr oder weniger kriminelle Geschäfte in Vinci, einer Kleinstadt in Kalifornien, die eine moderne Version von Dashiell Hammets „Poisonville“ ist.
Frank Semyon (Vince Vaughn) ist ein Ex-Gangster, der mit einem großen Projekt, in das auch die lokale Politik und ausländische Investoren involviert sind, zum respektierten Geschäftsmann werden will. Dieses Ansinnen könnte durch einen bizarren Mordfall gefährdet werden. Denn der Fundort der Leiche führt dazu, dass Motorradpolizist und Ex-Soldat Paul Woodrugh (Taylor Kitsch), Detective Sergeant Ani Bezzerides (Rachel McAdams) vom Ventura County Sheriff’s Office CID (das gerne die ganze korrupte Stadt Vinci ausmisten würde) und der korrupte Detective Ray Velcoro (Colin Farrell) vom Vinci Police Department, zusammenarbeiten müssen. Velcoro fragt sich, ob er in das Team entsandt wurde um den Fall aufzuklären oder die Aufklärung zu verhindern. Der trinkfreudige Polizist könnte mit beidem Leben. Woodrugh und Bezzerides haben auch ihr Päckchen persönliches Leid und Schuld zu tragen.
Die Besetzung mit Stars wie Colin Farrell, Vince Vaughn, Rachel McAdams, Taylor Kitsch und Kelly Reilly in den Hauptrollen und Abigail Spencer, Lolita Davidovich und David Morse in wichtigen Nebenrollen ist nicht schlecht. Regisseur Justin Lin, der einige Episoden der zweiten Staffel inszenierte, zeigt, dass er nicht nur ‚Fast & Furious‘ kann. Und „True Detective“-Erfinder Nic Pizzolatto schrieb wieder das Drehbuch für alle acht einstündigen Episoden.
Aber die über acht Stunden mäandernde Geschichte ist nur eine ziemlich vollständige, reichlich unstrukturierte Ansammlung von allen Klischees über Kalifornien, den Detektiv- und Polizeifilm. Wer will, kann mühelos zu jeder Szene mindestens zwei bessere Filme und Romane nennen. Das wäre, wenn Pizzolatto daraus etwas eigenständiges geschaffen hätte, gar nicht so schlimm. Aber so bleibt immer der Eindruck, dass eine ordnende Hand hier einiges hätte retten können.
So ist „True Detective: Staffel 2“ nur eine, durchaus kurzweilig, auf der Story-Ebene nicht besonders nachvollziehbare Ansammlung der bekannten Kriminalfilmklischees, in der, abgesehen von Vince Vaughn, gerade die anderen Hauptdarsteller erstaunlich blass bleiben.
Besser man sieht sich noch einmal die Klassiker, wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“, „Chinatown“ oder „L. A. Confidential“ an. Oder neuere Filme wie „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ oder, ab Donnerstag im Kino, „The Nice Guys“ an.
True Detective – Die komplette zweite Staffel (True Detective – Season 2, USA 2015)
Regie: Justin Lin, Janus Metz, Jeremy Podeswa, John Crowley, Miguel Sapochnik, Dan Attias
Drehbuch: Nic Pizzolatto, Scott Lasser (Co-Autor)
mit Colin Farrell, Rachel McAdams, Taylor Kitsch, Kelly Reilly, Vince Vaughn, Ritchie Coster, Michael Irby, Abigail Spencer, Lolita Davidovich, Rick Springfield, David Morse
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DVD
Warner Home Video
Bild: 1.78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
Bonusmaterial: Making ‚The Vinci Massacre‘, A Look Inside ‚True Detective‘, ‚True Detectiv’s‘ California, Zwei Audiokommentare
Länge: 483 Minuten (8 Episoden à 57 Minuten) (3 DVDs)
Ein wenig zwischen die Stühle fällt die BBC-Serie „The Game“, die als richtig schön altmodischer Spionagethriller in der Tradition von „Dame, König, As, Spion“ John le Carré steht und ein herrlich muffiges Früh-Siebziger-Jahre-Feeling hat.
Es beginnt mit dem Angebot des KGB-Offiziers Arkady Malinov an den britischen Geheimdienst MI5, ihm Informationen über die große russische Geheimdienstoperation „Glass“ zu verraten. Daddy (Brian Cox), der Chef des Dienstes, stellt ein kleines Team zusammen, das mehr über die Operation Glass herausfinden soll. Schnell vermuten sie in ihrem Team einen Maulwurf.
Diese Jagd nach dem Maulwurf wird allerdings über mehrere Folgen zugunsten des ‚Geheimagenten der Woche‘ aufgegeben, was der Serie etwas episodisches verleiht.
Am Ende ist der Maulwurf enttarnt, die Operation Glass verhindert und die Option für eine zweite Staffel vorhanden, die auch längere Zeit im Gespräch war. Inzwischen hat die BBC verkündet, dass es wegen des hohen Budgets keine zweite Staffel gibt.
The Game (The Game, Großbritannien 2014)
Regie: Niall MacCormick, Daniel O’Hara
Drehbuch: Toby Whithouse, Sarah Dollard, Debbie O’Malley
Erfinder: Toby Whithouse
mit Tom Hughes, Jonathan Aris, Victoria Hamilton, Shaun Dooley, Brian Cox, Paul Ritter, Chloe Pirrie, Yevgeni Sitokhin
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DVD
Polyband
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Interviews (eigentlich ein zwanzigminütiges Making of), Deleted Scenes
Die dritte Staffel von „Die Brücke – Transit in den Tod“ lief ja schon im ZDF und auf der DVD/Blu-ray ist nur die wieder aus fünf spielfilmlangen Episoden bestehende, gut zehnstündige Serie in der deutschen und der Originalfassung enthalten.
Sie beginnt 13 Monate nach der vorherigen Staffel, die man nicht gesehen haben muss, um den aktuellen Fall (oder besser Fälle) zu verstehen. Saga Norén (Sofia Helin) arbeitet immer noch bei der Kripo Malmö. Ihr Kollege Martin Rohde sitzt im Gefängnis, weil er am Ende der zweiten Staffel einen Mord beging und sie gegen ihn aussagte, weil er gegen das Gesetz verstieß. Saga Norén ist, für alle, die die vorherigen Staffeln nicht kennen, eine fähige Polizistin mit einem ausgeprägten Asperger-Syndrom. Sie ist nicht in der Lage, eine normale Konversation zu führen und sie merkt gar nicht, dass sie andere Menschen mit ihrer Direktheit verletzt. Und Regeln und Gesetze sind Regeln und Gesetze, an die man sich halten muss.
Jetzt soll sie zusammen mit ihrem dänischen Kollegen Henrik Sabroe (Thure Lindhardt) eine bizarre Mordserie aufklären. Es beginnt mit einer Gender-Forscherin und Aktivistin, die auf einer Baustelle als Teil eines Gemäldes des Grauens hergerichtet wurde.
Und wieder stapeln sich die möglichst fotogen inszenierten Leichen, etliche Charaktere werden eingeführt, deren Bedeutung erst viel später ersichtlich wird, fast ebenso viele Charaktere verschwinden mehr oder weniger spurlos aus der Geschichte (falls sie nicht ermordet werden) und dieses Mal gibt es so viele Subplots, dass der eigentlich im Zentrum stehende Kriminalfall dahinter verschwindet.
Zusammengehalten werden die vielen Plots durch ihre thematische Verwandtschaft. Immer geht es um die Folgen des eigenen Handelns und die Verantwortung dafür.
Und natürlich ist Saga Noréns sozial vollkommen inkompatibles Verhalten immer wieder gut für etliche Lacher in diesem unterkühlt erzählten Kriminaldrama, das allerdings immer mehr zu einer leichengesättigten Kolportage wird, in der flugs die aktuellen Schlagzeilen mit gruseligen Morden verziert werden.
Unterhaltsam: ja, schon. Aber auch etwas übertrieben und etwas unlogisch.
Die Brücke: Transit in den Tod – Staffel 3 (Bron, Broen, Dänemark/Schweden/Deutschland 2015)
Regie: Rumle Hammerich, Henrik Georgsson
Drehbuch: Hans Rosenfeldt, Camilla Ahlgren, Erik Ahrnbom, Astrid Øye
mit Sofia Helin, Thure Lindhardt, Rafael Pettersson, Dag Malmberg, Sara Boberg
Gotham City ist Batmans Stadt und wenn wir sie besuchen, ist er normalerweise gerade damit beschäftigt, einige Bösewichter zu verkloppen.
In ihren „Batman“-Comics erzählen Autor Scott Snyder und Zeichner Greg Capullo seit 2011 die Geschichte von Bruce Wayne neu. In „Jahr Null – Die geheime Stadt“, dem vierten „Batman“-Sammelband nach dem Neustart, der vor allem die „Batman“-Hefte 21 bis 24 enthält, erzählen sie von Batmans erster Begegnung mit der Red-Hood-Gang, der es gelingt, ganz normale Bewohner von Gotham City zu Schwerverbrechern zu machen. Batman sucht den Kopf der Bande, was wegen ihrer Verkleidung gar nicht so einfach ist. Vor allem, weil Bruce Wayne an seinem Batman-tum zweifelt.
Das ist, wie die vorherigen Snyder/Capullo-“Batman“-Geschichten, ein feiner Comic, der sich überhaupt nicht mit der Frage beschäftigt, was die normalen Polizisten von Batman halten. Denn natürlich nimmt er ihnen immer wieder die Arbeit ab und sie stehen dumm rum. Im besten Fall dürfen sie den Verkehr umlenken und die Scherben aufkehren.
Ed Brubaker und Greg Rucka fragten sich vor fast fünfzehn Jahren, wie die ehrlichen Polizisten damit umgehen, dass Batman sie immer wieder als Deppen da stehen lässt. Also erfanden sie die Serie „Gotham Central“, die es immerhin auf vierzig Hefte brachte, die zwischen Dezember 2002 und April 2006 erschienen, mehrere Preise erhielt (unter anderem einen Eisner Award) und die bei den Kritikern beliebt, aber niemals ein Verkaufsschlager war. Dennoch basiert die in den USA erfolgreiche Serie „Gotham“ (ich glaube, bei uns läuft sie nicht so gut) auf der gleichen Prämisse.
Jetzt erschien der erste „Gotham Central“-Sammelband „In Erfüllung der Pflicht“ und er ist genau das, was man von Ed Brubaker und Greg Rucka erwarten kann: gut abgehangener Noir, der sich der bekannten Klischees bedient und sie gelungen in die Gegenwart und eine spannende Geschichte transportiert.
Eigentlich besteht der Sammelband aus zwei, lose miteinander verknüpften Geschichten. In „In Erfüllung der Pflicht“ tötet Mr. Freeze bei einem Routineeinsatz einen Polizisten. Seine Kollegen wollen ihn schnappen und herausfinden, was Mr. Freeze plant.
In „Motiv“ suchen sie den Mörder eines entführten Mädchens.
Im Mittelpunkt der beiden spannenden Geschichten steht dabei die Arbeit der Detectives, die einfach ihren Job machen wollen und sich ärgern, dass Batman sie immer dumm da stehen lässt. Ist ja auch nervig, wenn ein Superheld jede Nacht sein Ego ausführt und nach Lust und Laune Verbrecher vermöbelt.
Der zweite „Gotham Central“-Band ist für Ende Dezember angekündigt.
A propos Ed Brubaker: Von ihm sind auch noch einige neuere Werke, die schon vor einiger Zeit erschienen sind und die ich bislang nicht abfeierte, erhältlich. Es sind die Bände 2 und 3 seiner grandiosen Noir-Serie „Fatale“, gezeichnet von seinem Buddy Sean Phillips. Und der Abschluss seiner „Captain America“-Geschichte „Der Tod von Captain America“.
Der zweite „Fatale“-Sammelband „Hollywood Babylon“ spielt vor allem in den Siebzigern und bietet all das, was wir spätestens seit James Ellroy mit Los Angeles assoziieren: Hollywood, perverse Sexfilme und ein Satanistenkult.
Im sommerlichen Los Angeles von 1978 stolpert Miles, ein erfolgloser Schauspieler bei einer Party, die von der Method-Kirche organisiert wird, mitten in einen Tatort. Suzy hat Bruder Stane erschlagen und bevor die Sekte sie umbringt, flüchten sie in die benachbarte Villa der zurückgezogen lebenden Miss Josephine. Sie ist, wie wir aus dem ersten „Fatale“-Band wissen, ein Vampir, der von dem Sektenführer gesucht wird. Und dann geht es noch um ein äußerst wertvolles Buch.
Der dritte „Fatale“-Sammelband „Westlich der Hölle“ besteht aus vier Geschichten, die 1936 in Texas (Der Fall Alfred Ravenscroft), 1286 in Frankreich (Eine schöne Art zu Sterben), 1883 in Colorado (Auf dunklen Pfaden) und 1943 in den südlichen Karpaten (Nur einen flüchtigen Blick entfernt) spielen. Es sind schöne Variationen bekannter Topoi zwischen Hexenverfolgung, Wilder Westen und Weltkrieg-II-Abenteuer, die auch einige weitere Hintergründe über die Femme Fatale im Wandel der Jahrhunderte verraten.
Eigentlich müsste Panini langsam weitere „Fatale“-Bücher veröffentlichen. Denn in den USA schrieben Ed Brubaker und Sean Phillips seitdem emsig weitere Geschichten.
Die dreiteilige Geschichte „Der Tod von Captain America“ ist eine der frühen „Captain America“-Geschichten von Ed Brubaker. Er schrie von 2005 bis 2012 Geschichten mit Captain America, der inzwischen ja durch die Verfilmungen auch bei uns allgemein bekannt ist.
Nach dem Tod von „Captain America“ Steve Rogers versinkt Amerika immer mehr im Chaos. Sein Freund und Kriegskamerad Bucky Barnes wird inzwischen in der Zentrale von Red Skull, dem großen Bösewicht, einer Gehirnwäsche unterzogen. Bucky, auch bekannt als KGB-Killer Wintersoldat (jaja, ist auf den ersten Blick alles etwas verwirrend), kommt frei und er will sich an den Mördern seines Freundes rächen. In dem Moment ahnt er noch nicht, dass alles ein Komplott ist und er die Arbeit des Bösewichts, der die Macht über die USA erlangen will, erledigen soll.
„Der Tod von Captan America“ ist mit seinen vielen Komplotten und Seitenwechsel ein spannender Thriller, in dem wir auf viele alte Bekannte (auch bekannt aus den Filmen) stoßen. Trotzdem hatte ich immer das Gefühl, dass Brubaker hier eine Auftragsarbeit verrichtet, bei der er sich innerhalb bestimmter Regeln bewegen und verschiedene Rücksichten nehmen muss. Obwohl natürlich das Umbringen von Captain America, dem Helden der Serie, ein ziemlich rücksichtsloser Akt ist.
Und dann den Wintersoldaten zum Captain-America-Nachfolger aufzubauen; – das hat schon etwas.
Scott Snyder/Greg Capullo: Batman: Jahr Null – Die geheime Stadt (Band 4) (übersetzt von Steve Kups) Panini, 2015 172 Seiten
16,99 Euro
– Originalausgabe
Bright New Yesterday (Batman 0)
DC Comics, November 2012
Zero Year – Secret City: Part 1 – 3; Zero Year – Dark City: Part 1 (Batman # 21 – 24)
DC Comics, August – Dezember 2013
– Ed Brubaker/Greg Rucka: Gotham Central: In Erfüllung der Pflicht (Band 1) (übersetzt von Christian Heiss) Panini, 2015 124 Seiten
14,99 Euro
– Originalausgabe
Gotham Central # 1 – 5
DC Comics 2003
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Ed Brubaker/Sean Phillips: Fatale: Hollywood Babylon (Band 2) (übersetzt von Claudia Fliege) Panini, 2013 140 Seiten
16,95 Euro
– Originalausgabe
Fatale # 6 – 10
Image, Juni – November 2012
– Ed Brubaker/Sean Phillips: Fatale: Westlich der Hölle (Band 3) (übersetzt von Claudia Fliege) Panini, 2014 104 Seiten
16,99 Euro
– Originalausgabe
Fatale # 11 – 15
Image, Januar 2013 – Mai 2013
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Ed Brubaker/Steve Epting/Butch Guice/Mike Perkins: Der Tod von Captain America (Band 2) (übersetzt von Reinhard Schweizer) Panini, 2014 144 Seiten
14,99 Euro
– Originalausgabe
Captain America: The Burden of Dreams, Part 1 – 6 (# 31 – 36)
Marvel, Dezember 2007 – Mai 2008
– Ed Brubaker/Steve Epting/Roberte De La Torre/Luke Ross: Der Tod von Captain America (Band 3) (übersetzt von Reinhard Schweizer) Panini, 2014 148 Seiten
14,99 Euro
– Originalausgabe
Captain America: The Man who bought America, Part 1 – 6 (# 37 – 42)
Marvel, Juni 2008 – November 2008
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Normalerweise teilt Batman bei seiner Verbrechensbekämpfung in Gotham kräftig aus. In den neuen „Batman“-Geschichten „Angst über Gotham“, von Gregg Hurwitz, und „Der Rat der Eulen/Die Stadt der Eulen“, von Scott Snyder, muss er dagegen vor allem Schläge einstecken. Und zwar so viele, dass sein treuer Diener Alfred sich ernsthafte Sorgen um seinen vermögenden Brötchengeber Bruce Wayne macht.
In „Angst über Gotham“ muss Wayne gegen den irren Psychiater Jonathan Crane kämpfen. Der als Scarecrow bekannte Bösewicht probiert an von ihm entführten Kindern sein neues Angstgas aus. Wenn er sie danach freilässt, sind sie schwer traumatisiert und haben sie keine Erinnerungen mehr an ihre Entführung.
Als Batman Scarecrow findet, kann der ihn überwältigen. Anschließend probiert er an Batman sein Angstgas aus, was dazu führt, dass Bruce Wayne sich seinen Urängsten stellen muss.
Thriller-Autor Gregg Hurwitz übernahm hier die Autorenschaft für „Batman: The Dark Knght“ und in der spannenden, sechsteiligen Geschichte erzählt er in Rückblenden auch die Ursprungsgeschichte von Scarecrow, der eine sehr unglückliche Kindheit hatte. Daneben gibt es, ausgelöst durch das Angstgas, auch Rückblenden in Waynes Leben, wobei sein Kindheitstrauma, nämlich der Tod seiner Eltern, im Mittelpunkt steht.
Durch die parallel erzählten Ursprungsgeschichten von Batman und Scarecrow zeigt Gregg Hurwitz auch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Charakteren auf und auch wie sehr Kindheitserlebnisse das spätere Leben prägen. Bei diesen beiden Männern erklärt es ihr ganzes Leben.
In diesem Sammelband ist auch die ebenfalls von Hurwitz geschriebene Kurzgeschichte „Schuld in der Luft“ (Chill in the Air, Batman: The Dark Knight # 0) enthalten. In ihr sucht Bruce Wayne – mal wieder – die Mörder seiner Eltern und den Rat der Eulen. Denn er glaubt, dass dieser sagenumwobene Rat den Mord beauftragte. Am Ende muss er enttäuscht feststellen, dass der Mord an seinen Eltern in einer Hinterhofgasse ein banaler Raubmord war und es den Rat der Eulen nicht gibt.
In Scott Snyders zweibändiger Geschichte „Der Rat der Eulen“ und „Die Stadt der Eulen“ ist dieser Rat der Eulen, eine supergeheime Geheimgesellschaft, die seit Jahrzehnten unerkannt im Hintergrund die Geschicke von Gotham lenken soll, die aber auch eine urbane Legende sein kann, Batmans Gegner.
Batman stößt auf eine Spur zu dieser Loge, als er als Bruce Wayne ein neues Stadtteil bauen möchte. Kurz nachdem er das Bauprojekt groß ankündigte, erhält er eine Todesdrohung und als er sich mit dem Bürgermeisterkandidaten Lincoln March auf der Aussichtsplattform des alten Wayne Towers trifft, wird ein Mordanschlag auf ihn verübt. Der Täter sagt kurz vor seinem Tod „Bruce Wayne, der Rat der Eulen verurteilt dich zum Tode.“ und „Waynes töte ich am liebsten.“
Wayne vertieft sich in seine Familiengeschichte und die Geschichte Gothams und er findet handfeste Spuren des Rats der Eulen.
Der zweite Band „Die Stadt der Eulen“ beginnt mit einem atemberaubenden Kampf um Waynes Anwesen Wayne Manor, der das Anwesen und die Bathöhle in einem renovierungsbedürftigem Zustand zurücklässt. Die anschließende Kämpfe gegen „Mr. Freeze“ und die „Fledermaus“, der so etwas wie der Vorsitzende des Rat der Eulen ist (sofern es diesen Rat überhaupt wirklich gibt), sind als Mann-gegen-Mann-Kämpfe weniger beeindruckend.
Ergänzt wird der Sammelband um mehrere Geschichten, die mehr oder weniger lose mit der Hauptgeschichte verbunden sind.
In jedem Fall sind die „Batman“-Geschichten von Gregg Hurwitz und „American Vampire“-Autor Scott Snyder spannende Lektüre.
Gregg Hurwitz/David Finch: Batman – The Dark Knight: Angst über Gotham (Band 2) (übersetzt von Steve Kups) Panini, 2014 164 Seiten
16,99 Euro
– Originalausgabe/enthält
Batman: The Dark Knight # 10 – 15 (August 2012 – Februar 2013)
Batman: The Dark Knight # 0 (November 2012)
– Die deutschen Ausgaben der Thriller von Gregg Hurwitz erscheinen bei Knaur.
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Scott Snyder/Greg Capullo: Batman: Der Rat der Eulen (Band 1) (übersetzt von Steve Kups) Panini, 2013 180 Seiten
16,99 Euro
– Originalausgabe
Batman # 1 – 7 (November 2011 – Mai 2012)
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Scott Snyder/Greg Capullo: Batman: Die Stadt der Eulen (Band 2) (übersetzt von Steve Kups) Panini, 2014 212 Seiten
16,99 Euro
– Originalausgabe/enthält
Batman # 8 – 12 (Juni 2012 – Oktober 2012)
The New 52 – Batman Annual # 1 (Juli 2012)
– Hinweise