TV-Tipp für den 24. August: See how they run

August 23, 2025

RTL II, 20.15

See how the run (See how they run, Großbritannien/USA 2022)

Regie: Tom George

Drehbuch: Mark Chappel

London, 1953: im Theater wird der Regisseur von Agatha Christies Theaterstück „Die Mausefalle“ hinterhältig ermordet. Scotland-Yard-Inspector Stoppard (Sam Rockwell) und seine neue Assistentin, Constable Stalker (Saoirse Ronan), ermitteln.

TV-Premiere. Kurzweilige, witzige und bewusst traditionsbewusste Meta-Rätselkrimiunterhaltung mit einem gut aufgelegtem Ensemble und dem Wissen, dass alle die Regeln eines Rätselkrimis kennen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Sam Rockwell, Saoirse Ronan, Adrien Brody, Ruth Wilson, David Oyelowo, Reece Shearsmith, Harris Dickinson, Charlie Cooper, Shirley Henderson, Lucian Msamati, Pippa Bennett-Warner, Pearl Chanda, Paul Chahidi, Sian Clifford, Jacob Fortune-Lloyd, Tim Key, Ania Marson

Wiederholung: Montag, 25. August, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „See how they run“

Metacritic über „See how they run“

Rotten Tomatoes über „See how they run“

Wikipedia über „See how they run“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Tom Georges „See how the run“ (See how they run, Großbritannien/USA 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: „Die drei Musketiere – D’Artagnan“ will mitspielen

April 13, 2023

https://www.youtube.com/watch?v=xD6BuGi9I2Q

Jetzt fechten sie wieder für den König und, angesichts der vielen Verfilmungen von Alexandre Dumas‘ Roman kann man sich fragen, ob die Welt wirklich einen weiteren „Die drei Musketiere“-Film benötigt. Die bekanntesten und immer noch beliebtesten Verfilmungen sind George Sidneys „Die drei Musketiere“ (USA 1948) und Richard Lesters Zweiteiler „Die drei Musketiere“ (Panama 1974) und „Die vier Musketiere – Die Rache der Milady“ (Panama 1975). Außerdem gibt es unzählige weitere Verfilmungen der bekannten Vorlage, die inzwischen vergessen sind.

Und dann gibt es noch Bertrand Taverniers „D’Artagnans Tochter“ (Frankreich 1994), die im Film von Sophie Marceau als muntere Kämpferin gespielt wird. Die Mantel-und-Degen-Komödie hat zwar nichts mehr mit dem Roman von Dumas zu tun, aber sie ist äußerst kurzweilig, viel zu unbekannt und der Grund, warum Martin Bourboulon das Angebot einer Neuverfilmung von Dumas‘ Roman akzeptierte. Sein Vater war einer der Produzenten von Taverniers Film und er durfte als Jugendlicher das Set besuchen.

Jetzt konnte Martin Bourboulon seinen eigenen Mantel-und-Degen-Film drehen.

Die Story hat er nicht grundlegend verändert. Wieder geht es um D’Artagnan (François Civil), einen vor Selbstvertrauen strotzendem Burschen aus der Gascogne, der in Paris ein Mitglied der legendären Musketiere werden möchte. Doch zuerst muss er sich mit drei Männern herumschlagen, denen er in den übervollen Gassen der Hauptstadt innerhalb weniger Minuten auf die Füße trat und die ihn nacheinander zum Duell herausforderten. Es sind, was D’Artagnan nicht weiß, die Musketiere Athos (Vincent Cassel), Porthos (Pio Marmaï) und Aramis (Romain Duris).

Noch bevor sie in einem Waldstück mit dem ersten Duell beginnen können, werden sie von Kardinal Richelieus Männern gestört – und Regisseur Martin Bourboulon nutzt die Gelegenheit für eine große, ungeschnittene, nicht enden wollende Actionszene. Bis zum Abspann folgende weitere sparsam geschnittene Kampfszenen.

Nach diesem wilden Kampf hat D’Artagnan sich den Respekt der drei Musketiere verdient. Sie nehmen ihn in ihre elitäre Gruppe auf.

Schnell werden sie in einen Komplott gegen den König, den sie beschützen sollen, verwickelt. 1627 ist die politische Situation unübersichtlich. Frankreich und England bekriegen sich. Evangelen und Katholen ebenso. Es wird munter hinter dem Rücken des Königs intrigiert. Treibende Kräfte sind dabei Kardinal Richelieu (Éric Ruf) und die geheimnisvolle Milady de Winter (Eva Green).

Martin Bourboulon, zuletzt „Eiffel in Love“, verzichtet in seiner Interpretation der klassischen Geschichte auf Modernismen, Ironisierungen und Aktualisierungen, die andere Regisseure bei ihren Verfilmungen historischer Stoffe vornehmen. Zum Bespiel indem die Musik aus Rocksongs besteht. Teilweise werden diese Songs, neu arrangiert, vor Publikum auf höfischen Gesellschaften gespielt. Oder indem moderne Gegenstände, die es damals noch lange nicht gab, im Bild auftauchen. Bourboulon verzichtet darauf. Er inszenierte einen bewusst altmodischen Mantel- und Degenfilm, der so auch schon für fünfzig Jahren hätte entstehen können. Und er nimmt sich viel Zeit. Wie einige ältere Versionen der Geschichte erzählt er sie in zwei Teilen. Der zweite Teil „Die drei Musketiere – Milady“ soll am 14. Dezember 2023 in Deutschland starten.

Eben diese Entscheidung führt zu einigen Längen. Die Geschichte wird jetzt in ungefähr vier Stunden erzählt. Dabei hätten sie sie auch als einen konzentriert in, sagen wir mal 150 Minuten erzählten Abenteuerfilm erzählen können. Jetzt ziehen sich einige Duelle gefühlt endlos hin. Milady de Winter geht auf einem Maskenball ebenfalls gefühlt endlos durch die Feiernden. Das Leben am Hof des Königs hätte nicht so ausführlich geschildert werden müssen. Und natürlich ist dieser erste Teil (mit seiner Abspannszene) vor allem die Vorbereitung des zweiten Teils, in dem die tapferen drei Musketieren (die eigentlich vier Musketiere sind) gegen die böse Milady de Winter kämpfen. Im ersten Teil hat sie nur eine Nebenrolle.

Doch das sind eher kleinere Einwände gegen einen unterhaltsamen, traditionsbewussten, starbesetzten Abenteuerfilm.

Die drei Musketiere – D’Artagnan (Les trois mousquetaires: D’Artagnan, Deutschland/Frankreich 2023)

Regie: Martin Bourboulon

Drehbuch: Matthieu Delaporte, Alexandre de La Patellière

LV: Alexandre Dumas: Les trois mousquetaires, 1843/44 (Die drei Musketiere)

mit François Civil, Vincent Cassel, Romain Duris, Pio Marmaï, Eva Green, Louis Garrel, Vicky Krieps, Lyna Khoudri, Jacob Fortune-Lloyd, Eric Ruf, Marc Barbé, Patrick Mille

Länge: 121 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Filmportal über „Die drei Musketiere – D’Artagnan“

Moviepilot über „Die drei Musketiere – D’Artagnan“

Allociné über „Die drei Musketiere – D’Artagnan“

Rotten Tomatoes über „Die drei Musketiere – D’Artagnan“

Wikipedia über „Die drei Musketiere – D’Artagnan“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Martin Bourboulons „Eiffel in Love“ (Eiffel, Frankreich/Deutschland 2021)


Neu im Kino/Filmkritik: Altmodische Rätselkrimiunterhaltung mit „See how they run“

Oktober 27, 2022

Kennst du einen, kennst du alle“ lästert US-Regisseur Leo Köpernick (Adrien Brody) am Anfang von „See how the run“. In Hollywood steht er auf der Schwarzen Liste. In London soll er 1953 Agatha Christies Theaterstück „Die Mausefalle“ verfilmen. Das läuft gerade erfolgreich im Londoner West End. Köpernick führt dann weiter aus, dass selbstverständlich die unsympathischte Person, die mitspielt, ermordet wird, ein Detektiv nacheinander alle Verdächtigen verhört und am Ende wird die Person als Täter enttarnt, die bis dahin die unverdächtigste Person war. Deshalb hat er das Drehbuch nicht gelesen, sondern dem Drehbuchautor sofort die Szenen vorformuliert, die aus der drögen Tätersuche einen spannenden Thriller machen.

Das erklärt Köpernick uns in einer flotten Voice-Over-Montage, in der er uns gleichzeitig die für die spätere Geschichte wichtigen Figuren vorstellt. Sie wurden zur Feier der hundertsten Aufführung des Stückes eingeladen. Dort beginnt er eine Schlägerei mit dem Hauptdarsteller des Stücks. Wenige Minuten später wird unser Erzähler hinter den Kulissen des Theaters ermordet und vom Täter kunstvoll auf der Bühne drapiert.

Dieser Beginn bricht schon einmal in zwei Punkten mit den Konventionen des Rätselkrimis. Danach ist das Opfer nicht der Erzähler der Geschichte. Denn er ist, neben Mörder, die einzige Person, die den Täter kennt. Und in einem normalem Agatha-Christie-Rätselkrimi geschieht der Mord erst in der Mitte der Geschichte. Bis dahin konnten alle sich ausreichend verdächtig machen. In Tom Georges Film geschieht er bereits nach wenigen Minuten.

Danach folgt, entsprechend den Konventionen, der Auftritt des Ermittlers, der sich zuerst einmal mit den Verdächtigen, also mit allen Ensemblemitgliedern und den Gästen der Feier, wozu vor allem der Filmproduzent und der Drehbuchautor, gehören, herumärgern muss. Helfen soll Inspector Stoppard (Sam Rockwell) Constable Stalker (Saoirse Ronan), eine junge, sehr ambitionierte Streifenpolizistin, die sich alles notiert. Alles. Auch, dass sie sich nicht alles notieren soll. Denn es könnte später wichtig sein.

Mit Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ und Rian Johnsons „Knives out“ erlebte der Rätselkrimi im Kino als Starkino eine kleine Renaissance. Vom Buchmarkt war er nie ganz verschwunden; auch wenn diese Cozies bei den Hardboiled-Fans nicht allzu beliebt sind. Im Fernsehen hat der traditionelle Rätselkrimi schon seit Ewigkeiten eine zweite Heimat gefunden. Exemplarisch genannt seien die zahlreichen mehr oder weniger direkt auf Agatha-Christie-Figuren, wie Hercule Poirot und Miss Marple, basierenden TV-Serien und unzählige weitere TV-Serien, wie, um nur einige aktuelle Beispiele zu nennen, „Death in Paradise“, „Father Brown“ und „Monk“.

So vergnüglich diese Rätselkrimi sind, so unfilmisch sind die langwierigen Befragungen der Verdächtigen. Das sagt auch Köpernick uns, bevor er ermordet wird. Deshalb hatte er dem Drehbuchautor Mervyn Cocker-Norris (David Oyelowo) Rückblenden, Texteinblendungen und viel Action am Filmende vorgeschlagen. Cocker-Norris lehnte das empört ab. Er hätte auch die zahlreichen Split Screens, die Tom George oft einsetzt, abgelehnt.

Gefallen hätten ihm dagegen sicher die zahlreichen Anspielungen auf Agatha Christie, ihr Stück „Die Mausefalle“, auf das Theater, Rätsel- und Hollywood-Krimis. Mit Fakten wird dabei eher lässig umgegangen. Das macht aus „See how they run“ schon ab der ersten Minute einen Meta-Krimi, der seinen Spaß mit den Regeln haben will.

Dabei steht Georges Film, nach einem Drehbuch von Mark Chappel, nicht in der Tradition der aktuellen Kino-Wiederbelebungen des Rätselkrimis, sondern in der Tradition damaliger Filme und TV-Filme. Letztendlich ist in dieser Liebeserklärung an den traditionellen Rätselkrimi alles sehr gemütlich inszeniert. Die Dialoge mäandern immer wieder vor sich hin. Die Pointen sind eher harmlos. Die Morde weitgehend unblutig. Und wenn sich alle zum großen Finale im Haus von Agatha Christie versammeln, wird selbstverständlich Tee gereicht.

Die betuliche Rätselkrimikomödie richtet sich primär an den traditionsbewussten Rätselkrimifan, der nicht verunsichert werden möchte, es aber genießt, wenn die Regeln stilbewusst ein wenig durch den Kakao gezogen werden. Genau deshalb könnte „See how they run“ in einigen Jahren einer dieser Filme sein, die regelmäßig, gerne mit einer „Leiche zum Dessert“, im Fernsehen laufen und jedes Mal wohlwollend aufgenommen werden.

P. S.: „Die Mausefalle“ läuft immer noch im West End und der Mörder ist

See how the run (See how they run, Großbritannien/USA 2022)

Regie: Tom George

Drehbuch: Mark Chappel

mit Sam Rockwell, Saoirse Ronan, Adrien Brody, Ruth Wilson, David Oyelowo, Reece Shearsmith, Harris Dickinson, Charlie Cooper, Shirley Henderson, Lucian Msamati, Pippa Bennett-Warner, Pearl Chanda, Paul Chahidi, Sian Clifford, Jacob Fortune-Lloyd, Tim Key, Ania Marson

Länge: 98 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „See how they run“

Metacritic über „See how they run“

Rotten Tomatoes über „See how they run“

Wikipedia über „See how they run“ (deutsch, englisch)