Neu im Kino/Filmkritik: „IF: Imaginäre Freunde“ auf der Suche nach neuen und alten Freunden

Mai 17, 2024

Die zwölfjährige Bea muss in New York einige Tage bei ihrer Oma, die sie seit Ewigkeiten nicht gesehen hat, verbringen. Ihr Vater, ein immer gut gelaunter Spaßmacher, der sich seine kindliche Seite bewahrt hat, liegt dort im Krankenhaus. Der alleinerziehende Witwer wartet auf eine Operation, über die wir nichts genaues erfahren, weil seine Krankheit nicht im Zentrum der Filmgeschichte steht.

Bea wird in ihrem Kinderzimmer einquartiert. Zufällig entdeckt sie, dass in dem Apartment über ihrem Zimmer einige ungewöhnliche und seltsam aussehenden Wesen leben, die nur sie sehen kann. Diese Wesen, wie eine Schmetterlingsdame mit riesigen Augen, verschiedene Teddybären und ein riesiges, unförmiges Plüschwesen, waren früher „Imaginäre Freunde“ von Kindern. Als die Kinder älter wurden, haben sie ihre imaginären Freunde vergessen. Einige IFs leben zusammen mit Cal. Viele weitere IFs leben in einem Altersheim für IFs, das sie lieber gestern als heute verlassen würden. Für diese IFs sucht Cal Kinder, die sie als IFs akzeptieren. Das ist leichter gedacht als verwirklicht. Eine Freundschaft kann nämlich nur entstehen, wenn das Kind ein IF erkennt. Und Kinder können da sehr wählerisch sein.

Bea, die in New York keine Freunde hat, will Cal und den IFs helfen. Als die Suche nach neuen Freunden für die IFs erfolglos verläuft, schlägt sie vor, anstatt neue Freunde zu suchen, einfach wieder die alten Freunde zu besuchen und sie zu fragen, ob sie ihre Freundschaft zu ihrem imaginärem Freund erneuern wollen. Auch das ist leichter gesagt als getan.

Das Konzept eines Imaginären Freundes ist ohne große Erklärungen verständlich und ein Imaginärer Freund kann einem Kind bei seiner Entwicklung helfen. Es scheint sich dabei um eine Idee zu handeln, die in den USA verbreiteter als in Deutschland ist. Jedenfalls zuckten die Eltern, mit denen ich mich in den vergangenen Tagen und Wochen darüber unterhielt, hilflos mit den Schultern. Sie oder ihre Kinder hatten fast alle keine imaginären Freunde. Ob solche imaginären Freunde jetzt etwas gutes oder etwas schlechtes sind, mögen andere beurteilen.

Im Film „IF: Imaginäre Freunde“ sind sie jedenfalls gute, nette, wohlwollende, manchmal tapsige Gesellen und eine Verbindung zur Fantasie der Kindheit. Geschrieben und inszeniert wurde der Film von John Krasinski, der zuletzt Horror- und Science-Fiction-Fans mit seinen beiden „A Quiet Place“-Filmen begeisterte. Jetzt drehte er einen Film, der wohl eine Fantasy-Komödie für Kinder mit Disney-Touch sein soll und bei dem die Schauspieler mit animierten Figuren interagieren. Früher, beispielsweise in „Elliot, das Schmunzelmonster“ oder in „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, agierten Schauspieler mit Zeichentrickfiguren. Heute agieren sie mit CGI-Figuren, die in diesem Fall auf den ersten Blick als Trickfiguren erkennbar sind. Das ist durchaus gut gemacht.

Aber ein Film besteht nicht nur aus bunten Bildern. Und schon sind wir bei den Problemen von „IF: Imaginäre Freunde“. Für eine Komödie gibt es zu wenig zu lachen. Auch schmunzeln fällt schwer. Es herrscht immer ein forcierter Humor. Er missachtet die Regeln die er aufstellt, nach Belieben. So sollen nur Bea, Cal und der Freund des IFs einen IF sehen können. So sind IFs imaginäre Wesen. Trotzdem gibt es immer wieder Szenen, die gegen diese Regeln verstoßen. Die Story ist während des Sehens nicht erkennbar. Es ist einfach unklar, worum es geht und warum es wichtig ist, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Es ist auch unklar, warum es wichtig ist einen IF zu haben; oder anders gesagt: was tut ein IF für seinen Freund? Die Schlußpointe erklärt dann einiges. Gleichzeitig hat sie ihre eigenen Probleme. Das erkennbare Thema des Films, der Verlust der Kindheit und die Aufforderung sich diese Kindheit zurückzuholen, richtet sich dann nicht an Kinder (die haben ihre IFs ja noch), sondern an Erwachsene; also an die Erwachsenen, die einen IF hatten und jetzt die Gefühle und Freundschaften ihrer Kindheit verdrängt haben.

IF: Imaginäre Freunde“ ist ein Möchtegern-Disney-Film, dem die Magie und der Charme eines guten Disney-Films fehlt.

IF: Imaginäre Freunde (IF, USA 2024)

Regie: John Krasinski

Drehbuch: John Krasinski

mit Cailey Fleming, Ryan Reynolds, John Krasinski, Fiona Shaw, Liza Colón-Zayas, Alan Kim

(im Original den Stimmen von) Steve Carell, Phoebe Waller-Bridge, Louis Gossett Jr., Emily Blunt, Matt Damon, Maya Rudolph, Jon Stewart, Sam Rockwell, Sebastian Maniscalco, John Krasinski, Christopher Meloni, Richard Jenkins, Awkwafina, George Clooney, Keegan-Michael Key, Matthew Rhys, Bradley Cooper, Blake Lively, Amy Schumer, Brad Pitt

(in der deutschen Fassung den Stimmen von) Rick Kavanian, Christiane Paul, Lina Larissa Strahl, herrH

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „IF: Imaginäre Freunde“

Metacritic über „IF: Imaginäre Freunde“

Rotten Tomatoes über „IF: Imaginäre Freunde“

Wikipedia über „IF: Imaginäre Freunde“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Krasinskis „A quiet Place“ (A quiet Place, USA 2018)

Meine Besprechung von John Krasinskis „A quiet Place 2“ (A Quiet Place: Part II, USA 2021)


Neu im Kino/Filmkritik: Jetzt gesungen: „Die Farbe Lila“

Februar 9, 2024

Nach dem Roman, der den Pulitzer Preis und den National Book Award erhielt und inzwischen zum Kanon der US-Literatur gehört, Steven Spielbergs erfolgreicher Verfilmung 1985 und dem ebenfalls erfolgreichem Broadway-Musical, das 2005 seine Premiere hatte, dürfte die von Alice Walker in ihrem Briefroman „Die Farbe Lila“ aufgeschriebene Geschichte von Celie Harris Johnson und ihrer Schwester Nettie bekannt sein. Es ist eine Geschichte, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt und ein breites Panorama afroamerikanischen Lebens in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts aus weiblicher Sicht entwirft. Und jetzt gibt es eine neue Verfilmung, die auf dem Musical von Brenda Russell, Allee Willis, Stephen Bray und Marsha Norman basiert. Das und wie Regisseur Blitz Bazawule („The Burial of Kojo“, Co-Regie bei Beyonces „Black is King“) die bekannte Geschichte erzählt, macht seine Verfilmung von der ersten Minute an zu einem eigenständigen Werk.

Der Film beginnt 1909 an der Küste von Georgia mit der ersten Begegnung von Celie, Nettie und Mister. Der Musiker wird kurz darauf Celies Mann. Und Celie merkt schnell, dass sie von der einen gewalttätigen Beziehung in die nächste gewalttätige Beziehung gekommen ist. Mister schlägt und unterdrückt sie. Aber er kann auch, wie bei ihrer ersten Begegnung, charmant sein.

Ihre Schwester, die kurz bei ihnen unterkommt, wird nach einem Streit von Mister vom Hof gejagt. Danach trennen sich die Wege der beiden Schwestern und Celie hört über Jahrzehnte nichts mehr von ihr, weil Mister Netties Briefe vor ihr versteckt.

Dafür begegnet Celie der freigeistigen und erfolgreichen Jazz-Sängerin Shug Avery. Sie ist Misters große Liebe und als sie bei ihnen auftaucht, degradiert er Celie sofort zur Haushälterin. Aber Shug und Celie verlieben sich ineinander und sie wird zur zweiten wichtigen Frau in ihrem Leben.

Spielberg zeigte in seiner vor vierzig Jahren entstandenen Verfilmung, was damals im Rahmen eines Big-Budget-Mainstream-Films möglich war und was nicht.

Blitz Bazawule zeigt in seinem Film, was heute in einem Film mit fast ausschließlich schwarzen Schauspielern (so gibt es in einer kleinen Rolle eine böse weiße Frau) möglich ist. Dabei sind die Gesangsnummern das größte Problem des Films. Sie feiern die afroamerikanische Kultur. Sie sind mitreißend inszeniert. Sie sind äußerst lebendig, fröhlich und lebensbejahend. Sie sind genau die Gesangs- und Tanznummern, die wir in einem Broadway-Musical und einem Filmmusical erwarten. Dummerweise bestätigen sie in diesem Fall auch jedes Klischee, mit dem Schwarze seit Jahrhunderten zu kämpfen haben und die Spike Lee in seiner grandiosen Satire „It’s Showtime“ (Bamboozled, 2000) so treffend zeigte.

Zwischen den Gesangsnummern erzählt Bazawule kraftvoll und mit durchgehend lebensbejahend-optimistischem Grundton die sich über fast vierzig Jahre erstreckende Geschichte von Celie. Es sind Episoden aus dem Leben einer sich langsam von den Konventionen emanzipierenden Frau. Die wichtigste Konvention ist dabei, dass eine Frau einem Mann dienstbar zu sein hat und dass er unumschränkt über sie herrscht. Es geht auch um Rassenkonflikte, die Unterdrückung durch Weiße und wie sich schwarzes Leben in eigenen Gemeinschaften organisierte. Das tut Bazawule in ausgewählt schönen Bildern. Und weil er viel zu erzählen hat, wird es nie langweilig.

Die Farbe Lila (The Color Purple, USA 2023)

Regie: Blitz Bazawule

Drehbuch: Marcus Gardley

LV (Roman): Alice Walker: The Color Purple,1982 (Die Farbe Lila)

LV (Musical): Brenda Russell, Allee Willis, Stephen Bray, Marsha Norman: The Color Purple, 2005

mit Fantasia Barrino, Taraji P. Henson, Halle Bailey, Elizabeth Marvel, Danielle Brooks, Aunjanue Ellis, Colman Domingo, Louis Gossett Jr., Corey Hawkins, Stephen Hill, Jon Batiste

Länge: 141 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Die Farbe Lila“

Metacritic über „Die Farbe Lila“

Rotten Tomatoes über „Die Farbe Lila“

Wikipedia über „Die Farbe Lila“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Supervized – Helden bleiben Helden“, auch im Altersheim

Dezember 13, 2019

Was geschieht wenn Superhelden alt werden? Sie landen, jedenfalls in Steve Barrons Komödie „Supervized – Helden bleiben Helden“, im Altersheim. Das ist nachvollziehbar. Denn bei allen Superkräften, die Superhelden haben, gehört das Besiegen der eigenen, natürlichen Sterblichkeit nicht dazu. Und sie sind notorische Einzelgänger. Sie haben vielleicht einen Sidekick, aber normalerweise keine Familie und keine Kinder. Finanziell sind sie entweder superreich oder Geld ist kein Thema. Da können die letzten Tage problemlos in einem noblen Altersheim verbracht werden.

Das irische Altersheim Dunmanor ist so ein herrschaftliches Anwesen. Es liegt idyllisch im Wald. Wenn dort die Bewohner ihre verbleibenden Superkräfte irrtümlich oder gedankenlos einsetzen, wird wenig zerstört. Dazwischen pflegen „Maximum Justice“ Ray, „Shimmy“ Ted, „Total Thunder“ Ted und „Moonlight“ Madera, wie normale Menschen, ihre alten Freund-, Feind- und Liebschaften, während sie über das Essen meckern.

Als „Rainbow Warrior“ Jerry stirbt, beobachtet Ray einige Dinge, die ihn zu dem Schluss kommen lassen, dass es eine Verschwörung gegen sie gibt. Zusammen mit den anderen Superhelden will er die Übeltäter bekämpfen. Allerdings muss er seine Freunde zuerst überzeugen, dass diese Verschwörung keine Spinnerei eines alten Mannes, der nicht mehr gebraucht wird, ist. Und er muss gegen die Gebrechlichkeiten des Alters ankämpfen.

Supervized“ hat eine wundervolle Idee. Auch die Besetzung ist durchaus beachtlich. Beau Bridges, Tom Berenger und Louis Gossett Jr. gehören zwar nicht zur Hollywood-A-Liga, aber sie sind verdiente Schauspieler. Und einer der Drehbuchautoren ist John Niven. Er ist bekannt als scharfzüngiger und skandalfreudiger Autor. Ich sage nur „Kill your friends“, „Gott bewahre“ und „Straight White Male“. Sein böser und respektloser Humor könnte dem Superheldengenre etliche neue Facetten abgewinnen. Im Film findet sich nichts davon. Die Witze sind platt. Eine Satire muss mit der Lupe gesucht werden. Und der kreative Input scheint sich mit der Idee „wie wäre es, wenn wir altersschwache Superhelden im Altersheim zeigen“ erschöpft zu haben.

Aus der Idee wurde nämlich keine Geschichte entwickelt. Es gibt einige der üblichen Pippi-Kacka-Alzheimer-Witze, die sich über alte Menschen anbieten und die hier erstaunlich lieblos und mit einem erstaunlich schlechtem Timing präsentiert werden. Es gibt einige nette Szenen, wie eine Präsentation der Superhelden auf dem Wochenmarkt. Am Ende gibt es dann den Kampf der Superhelden gegen den Bösewicht.

Steve Barron inszenierte die Geschichte in einer grottenschlechten, sehr billig aussehenden Videooptik, wie man es vielleicht von einem Debütfilm erwartet. Oder einem hoffnungslos unterbudgetiertem und ohne irgendeine künstlerische Ambition gedrehtem Alterswerk. In diesem Fall trifft dann letzteres zu. Barron ist nämlich ein alter Hase. Für die Miniserie „Merlin“ (u. a. mit Sam Neill, Helena Bonham Carter, John Gielgud und Rutger Hauer) wurde er für den Primetime-Emmy nominiert. Er inszenierte unzählige Musikvideos, u. a. „A-Ha: Take on Me“, „Dire Straits: Money for Nothing“, „ZZ Top: Rough Boy“ und „David Bowie: Underground“. Gerade von einem altgedientem Musikvideo-Regisseur hätte man ein visuell einfallsreicheres und überzeugenderes Werk erwarten können.

So verschenkt „Supervized“ seine interessante Prämisse zugunsten eines vollkommen missratenen Films.

Supervized – Helden bleiben Helden (Supervized, Irland/Großbritannien 2019)

Regie: Steve Barron

Drehbuch: Andy Briggs, John Niven, Roger Drew (zusätzliche Dialoge), Ed Dyson (zusätzliche Dialoge)

mit Tom Berenger, Beau Bridges, Fionnua Flanagan, Louis Gossett Jr., Fiona Glascott, Elya Baskin, Hiran Abeysekera

Länge: 87 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

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Rotten Tomatoes über „Supervized“

 


Blu-ray/DVD-Kritik: „The Punisher“ – Dolph Lundgren tötet und tötet und tötet…und tötet

September 14, 2016

Schon 1989 für den deutschen Kinostart wurde Mark Goldblatts Actionfilm „The Punisher“ um mehrere Minuten gekürzt. Auf Videokassette und später DVD erging es ihm nicht besser. Seit 1990 war der Film dann indiziert und vom Markt verschwunden. Abgesehen von verschiedenen mehr oder noch mehr gekürzten Fassungen, die aus Fansicht indiskutabel sind. Im Juni 2015 wurde die Comicverfilmung vom Index gestrichen.

Jetzt veröffentlichte Koch Media den Film als „2 Disc Uncut Special Edition“ in einer DVD/Blu-ray-Steelbook-Edition ungekürzt, mit einer entsprechend ordentlichen Portion Bonusmaterial (u. a. einem Audiokommentar von Goldblatt und dem Workprint) und, nach einer Neuprüfung, einer FSK-Freigabe ab 16 Jahren. Diese Neuveröffentlichung ist dann auch eine gute Gelegenheit, die damalige Kritik zu überprüfen:

Hirnlose, gewaltverherrlichende Aneinanderreihung von Tötungsdelikten.“ (Fischer Film Almanach 1990)

Äußerst brutaler Actionfilm nach einem amerikanischen Comicstrip, der Spannung mit pausenlosen Tötungsorgien gleichsetzt; ein ebenso blutrünstiges wie langweiliges Machwerk. – Wir raten ab.“ (Lexikon des internationalen Films)

und bei Rotten Tomatoes hat er unter den professionellen Filmkritikern einen Frischegrad von 28 Prozent.

In der Verfilmung rächt Ex-Polizist Frank Castle als „The Punisher“ den Tod seiner Frau und seiner beiden Tochter. Dafür bringt er der Reihe nach die Mitglieder der Franco-Familie um, die mehr oder weniger für den Tod seiner über alles geliebten Familie verantwortlich sind.

Diese Geschichte orientiert sich rudimentär an der bekannten Origin-Story von Frank Castle, der als Marvel-Comicheld seit 1974 (mit Unterbrechungen) das Verbrechen bekämpft und dabei Leichen stapelt, wie andere Brennholz für einen langen, kalten Winter stapeln. Und weil die Comics sehr beliebt sind, hat Hollywood mehrmals versucht, den Punisher für die große Leinwand zu adaptieren. Mit überschaubarem Erfolg, denn Punisher-Geschichten sind oft äußerst brutal.

Goldblatts Verfilmung war die erste „Punisher“-Verfilmung.

2004 versuchte Jonathan Hensleigh mit Thomas Jane als „The Punisher“ sein Glück. Auch dieser Film kam bei der Kritik nicht gut an und der geneigte Fan darf sich durch verschiedene Schnittfassungen kämpfen.

2008 versuchte Lexi Alexander mit Ray Stevenson als Frank Castle in „Punisher: War Zone“ ihr Glück und es wiederholte sich das bekannte Spiel.

Als nächstes ist eine TV-Serie mit Jon Bernthal als Frank Castle geplant. Sie startet im November in den USA bei Netflix und sie könnte, wie andere TV-Serien, die auf Comiccharakteren basieren, erfolgreich sein.

Bis dahin kann man sich den 1989er-“Punisher“ wieder ansehen. Es ist allerdings ein ziemlich schlechter Film, der durchgehend das Reservoir des damaligen Action-Thrillers plündert. Vor allem natürlich der Cop-Thriller in der Nachfolge von „Dirty Harry“ und „Leathal Weapon“ (Zwei stahlharte Profis), die ideenlos und schlecht abgekupfert werden. Exzessive Gewalt, die durchgehend humorfrei präsentiert wird, bestimmt den Film, dessen Geschichte eine Aneinanderreihung von statisch inszenierten Action-Szenen, meistens Schießereien und Explosionen, ist, die ab und an von Bildern unterbrochen werden, in denen Castle mit starrem Blick auf seinem Motorrad durch die Kanalisation von Manhattan fährt.

Dolph Lundgren spielt den totgeglaubten Rächer. Er war damals als KGB-Agent aus „James Bond: Im Angesicht des Todes“ (sein Leinwanddebüt) und hochgestählter Boxgegner von Rocky Balboa in „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“ bekannt. „The Punisher“ war sicher geplant als Vehikel, um ihn als Star einer eigenen Filmserie zu etablieren. Aber seine schauspielerischen Fähigkeiten und sein Charisma waren zu begrenzt, um in diesem Film auch nur ansatzweise zu überzeugen. Danach wurde er ein fester Lieferant für Direkt-to-Video/Direct-to-DVD-Filme. Wenige Ausnahmen, wie Roland Emmerichs Hollywood-Einstand „Universal Soldier“, John Woos langweiliger TV-Thriller „Blackjack – Der Bodyguard“ oder die spaßigen „The Expendables“-Filme änderten daran nichts.

Goldblatt drehte vor „The Punisher“ „Dead Heat“ und inszenierte danach nur noch eine TV-Episode für „Eerie, Indiana“. Er konzentrierte sich seitdem wieder auf seine Arbeit als Editor, u. a. erhielt er für „Terminator 2“ eine Oscar-Nominierung.

Für Boaz Yakin war es der Einstand in Hollywood. Der Clint-Eastwood-Film „Rookie – Der Anfänger“ war sein zweites verfilmtes Drehbuch. „Rookie“ gehört zu Eastwoods schlechten Filmen. Erst in diesem Jahrzehnt mit „Prince of Persia: Der Sand der Zeit“, „Safe – Todsicher“, „Die Unfassbaren – Now you see me“ und „Max“ schrieb und inszenierte (bei „Safe“ und „Max“) er deutlich gelungenere Filme.

The Punisher“ ist, auch durch die nostalgische Brille betrachtet, kein guter Film, sondern ein grundehrliches, keine Rücksicht nehmendes Achtziger-Jahre-B-Picture. 

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The Punisher (The Punisher, USA/Australien 1989)

Regie: Mark Goldblatt

Drehbuch: Boaz Yakin, Robert Mark Kamen (Produzent des Films, dessen Name beim Filmstart als Autor genannt wurde. In der IMDb wird er, weil sein Anteil am Drehbuch zu gering war, nicht mehr genannt.)

mit Dolph Lundgren, Louis Gossett jr., Jeroen Krabbé, Kim Miyori, Bryan Marshall, Barry Otto, Nancy Everhard

DVD/Blu-ray

Koch Media

Bild: 1.85:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (DVD: Dolby Digital; Blu-ray: DTS HD-Master Audio 2.0)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial (angekündigt): Workprint, Audiokommentar mit Mark Goldblatt, Gag Reel, Bildergalerie

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „The Punisher“

Rotten Tomatoes über „The Punisher“

Wikipedia über „The Punisher“ (deutsch, englisch)

Schnittberichte über „The Punisher“ (Hinweise zu den verschiedenen Fassungen und detaillierte Schnittberichte)

Meine Besprechung von Louis Letteriers „Die Unfassbaren – Now you see me“ (Now you see me, USA 2013) und der DVD (entstand nach einem Drehbuch von Boaz Yakin)

Meine Besprechung von Boaz Yakins „Todsicher“ (Safe, USA 2012)

Meine Besprechung von Boaz Yakins „Max“ (Max, USA 2015)

Wikipedia über “The Punisher” Frank Castle (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Garth Ennis (Autor)/Leandro Fernandez (Zeichner) „The Punisher – Garth Ennis Collection 7“ (Up is Down and Black is White, The Slavers, 2005/2006)

Meine Besprechung von Garth Ennis/Goran Parlov/Leandro Fernandezs “The Punisher – Garth-Ennis-Collection 8″ (Barracuda, Part 1 – 6 (Punisher [MAX] 31 – 36), Man of Stone, Part 1 – 6 (Punisher [MAX] 37 – 42), 2006/2007)

Meine Besprechung von Jason Aaron (Autor)/Steve Dillons (Zeichner) “PunisherMax: Kingpin (Max 40)” (PunisherMax: Kingpin, Part 1 – 5, 2010)

Meine Besprechung von Garth Ennis‘ „The Punisher – Garth-Ennis-Collection 9“

Meine Besprechung von Garth Ennis‘ „The Punisher – Garth-Ennis-Collection 10“

Meine Besprechung von Jason Aaron/Steve Dillons „The Punisher (MAX) 48: Frank“ (PunisherMax: Frank, 2011)

Meine Besprechung von Jason Aaron/Steve Dillons „The Punisher (MAX) 49: Der letzte Weg“ (PunisherMax: Homeless, 2011/2012)

Meine Besprechung von Greg Rucka (Autor)/Marco Checcetto (Zeichner)/Max Fiumaras (Zeichner) „Punisher 1: Ermittlungen“

Meine Besprechung von Charlie Huston/Andy Diggle/Kyle Hotz‘ „PunisherMAX: Hässliche kleine Welt“

Meine Besprechung von Scott M. Gimple (Autor)/Mark Texeiras (Zeichner) „100 % Marvel 72 – Punisher: Nightmare“ (Punisher: Nightmare # 1 – 5, 2013)