Drehbuch: Dana Stevens (nach einer Geschichte von Maria Bello und Dana Stevens)
Afrika, frühes 19. Jahrhundert: die Oyo verkaufen Schwarze als Sklaven an die Weißen. Nancisa (Viola Davis!), Anführerin einer Elite-Kriegerinnen-Kampftruppe, will das ändern.
Konventionelles, aber äußerst packend erzähltes, von wahren Ereignissen inspiriertes Drama, bei dem gefällt, wie kompetent die bekannte Geschichte aus weiblicher Perspektive erzählt wird.
Drehbuch: Dana Stevens (nach einer Geschichte von Maria Bello und Dana Stevens)
Afrika, frühes 19. Jahrhundert: die Oyo verkaufen Schwarze als Sklaven an die Weißen. Nancisa (Viola Davis!), Anführerin einer Elite-Kriegerinnen-Kampftruppe, will das ändern.
TV-Premiere. Konventionelles, aber äußerst packend erzähltes, von wahren Ereignissen inspiriertes Drama, bei dem gefällt, wie kompetent die bekannte Geschichte aus weiblicher Perspektive erzählt wird.
Als Vorbereitung für David Cronenbergs neuen Film „Crimes of the Future“, der am 10. November in Deutschland im Kino anläuft. Ebenfalls mit Viggo Mortensen und eine hundertfünfzigprozentige Rückkehr zu dem Bodyhorror-Cronenberg der Siebziger Jahre.
Tele 5, 23.10
A History of Violence (A History of Violence, USA/Kanada 2005)
Regie: David Cronenberg
Drehbuch: Josh Olson
LV: John Wagner/Vince Locke: A History of Violence, 1997 (Graphic Novel)
Tom Stall ist ein gewöhnlicher Schnellrestaurantbesitzer irgendwo in Indiana. Als zwei Killer sein Restaurant ausrauben wollen, tötet er sie im Affekt. Danach ist er der Held des Tages und zwei Mafiosi aus Philadelphia tauchen auf. Sie behaupten, Tom von früher zu kennen. Damals war er ein Mafiakiller und der Philly-Mob habe noch eine Rechnung mit ihm offen.
Ein eiskaltes, klar strukturiertes Noir-Drama von Cronenberg, der hier eine altbekannte Genregeschichte und gleichzeitig viel mehr erzählt.
Das Drehbuch von Josh Olson war für den Edgar-Allan-Poe-Preis als bestes Drehbuch nominiert. „Syriana“ erhielt die Trophäe.
Mit Viggo Mortensen, Maria Bello, Ed Harris, William Hurt
1823 in Westafrika: an der Küste legen immer wieder die Schiffe der Sklavenhändler an. Im Landesinnern existiert das Königreich von Dahomey. Ihr König Ghezo überlegt, wie er mit den Weißen Handel treiben kann.
Verteidigt wird das Königreich von den Agojie, einer Einheit von Kriegerinnen. Angeführt werden die Amazonen von der Generalin Nanisca (Viola Davis). Ihre Gegner sind die Sklavenhändler und der mit ihnen verfeindete Stamm der Oyo.
Gina Prince-Bythewood („Die Bienenhüterin“, „The Old Guard“) erzählt in ihrem neuesten Film „The Woman King“ die Geschichte von Nanisca, die gegen von außen kommende Feinde und Intrigen am königlichen Hof kämpfen muss. Denn auch die anderen Frauen am Hof versuchen den jungen, neuen und daher in Regierungsgeschäften unerfahrenen König Ghezo zu beeinflussen. Es geht darum, ob sie in Kriege ziehen sollen, ob sie mit den Weißen Handel treiben sollen und welche Waren sie ihnen anbieten sollen. Halt die üblichen Probleme in einem Königreich.
Daneben erzählt Prince-Bythewood die Geschichte der jungen Nawi. Sie ist von dem martialischem Auftreten der Agojie fasziniert. Nachdem das aufmüpfige Mädchen sich schon wieder weigerte, den von ihren Eltern ausgesuchten Mann zu heiraten, wird sie von ihnen zu den Agojie geschickt. Dort soll sie zu einer Kriegerin ausgebildet werden. Für ihre wichtige Aufgabe verzichten die Kriegerinnen, wie katholische Priester, auf Sex und Liebe. Als Nawi im Wald einen überaus gut aussehenden Weißen sieht, könnte das zu Problemen mit ihrem Gelübde führen.
Die Geschichte von „The Woman King“ basiert, wie die Macher immer wieder betonen, auf historischen Begebenheiten. So gab es die Agojie von 1600 bis 1904. Aber mit den Fakten wird eher locker umgegangen und galant weggelassen, was nicht in die heroische und ziemlich einfache Filmgeschichte passt. Außerdem störte uns, wenn wir ehrlich sind, bei den zahlreichen Sissi- und Robin-Hood-Filmen und den in Fürstenhäusern und Burgen spielenden Filmdramen, in denen Adelsgeschlechter und deren Höflinge munter gegeneinander intrigrieren, sich blutig bekämpfen und verlieben, dieser freie Umgang mit Fakten nie.
Auch in „The Woman King“ wird, vor fotogener Kulisse, eine deftige Geschichte voller Intrigen und Kämpfe erzählt. Wie zuletzt bei „Top Gun: Maverick“ wird eine bekannte Geschichte gekonnt, voller Energie und mit genug kleinen Variationen erzählt, um kurzweilig zu unterhalten. Das ist gut gemachtes, sein Publikum respektvoll behandelndes Blockbusterkino.
So spielt „The Woman King“ nicht in irgendwelchen zugigen, dunklen mittelalterlichen Burgen, sondern unter der warmen afrikanischen Sonne. Die Palastintrigen werden von Frauen ausgeübt. Immerhin gibt es einen König, der in einer altbekannten europäischen Version der Geschichte vielleicht eine Königin oder ein Tattergreis gewesen wäre. Der tapfere Feldherr ist eine Frau. Sie befiehlt eine Armee weiblicher Kämpfer. Das führt dann auch zu zwei großen Veränderungen gegenüber den üblichen Kriegsfilmen, in denen Soldaten auf einem Kasernenhof geschliffen werden. In „The Woman King“ findet die Ausbildung unter afrikanischer Sonne statt. Alles ist viel bunter. Es wird nicht gebrüllt, sondern viel getanzt, gesungen und gelacht.
Alle diese Änderungen können und wollen nicht darüber hingwegtäuschen, das nur die Geschlechter und die Hautfarbe geändert wurden. Die Story ist aus unzähligen anderen Filmen bekannt. Deshalb konnte ich die Uhr danach stellen, wann welche Wendung oder Überraschung kommt, und wie sich die Geschichte entwickelt. Aber Gina Prince-Bythewood erzählt das, trotz der Laufzeit von 135 Minuten, so straff, kompetent und energetisch, dass man mit Freude die Geschichte von Nanisca und Nawi verfolgt.
Außerdem hat Viola Davis die Hauptrolle. Naja, eine Hauptrolle.
The Woman King(The Woman King, USA 2022)
Regie: Gina Prince-Bythewood
Drehbuch: Dana Stevens (nach einer Geschichte von Maria Bello und Dana Stevens)
mit Viola Davis, Thuso Mbedu, Lashana Lynch, Sheila Atim, Hero Fiennes Tiffin, John Boyega, Jordan Bolger, Jayme Lawson
Das Ende – Assault on Precinct 13 (Assault on Precinct 13, USA/Frankreich 2005)
Regie: Jean-François Richet
Drehbuch: James DeMonaco (nach dem Drehbuch von John Carpenter)
Jahreswende in Detroit: In einem abgelegenem Polizeirevier, das demnächst aufgelöst werden soll, muss wegen eines Schneesturms über die Nacht ein berüchtigter Gangster untergebracht werden. Einige korrupte Polizisten, die verhindern wollen, dass der Gangster redet, wollen ihn umbringen. Sie belagern das Revier. Der Revierleiter nimmt den Kampf auf – und muss dabei auch dem Gefangenen vertrauen.
Das Ende – Assault on Precinct 13 (Assault on Precinct 13, USA/Frankreich 2005)
Regie: Jean-François Richet
Drehbuch: James DeMonaco (nach dem Drehbuch von John Carpenter)
Jahreswende in Detroit: In einem abgelegenem Polizeirevier, das demnächst aufgelöst werden soll, muss wegen eines Schneesturms über die Nacht ein berüchtigter Gangster untergebracht werden. Einige korrupte Polizisten, die verhindern wollen, dass der Gangster redet, wollen ihn umbringen. Sie belagern das Revier. Der Revierleiter nimmt den Kampf auf – und muss dabei auch dem Gefangenen vertrauen.
Drehbuchautor James DeMonaco schrieb und inszenierte anschließend die „The Purge“-Filme. Der vierte „The Purge“-Film „The Island“ ist für den 4. Juli 2018 (US-Premiere) angekündigt.
Jean-François Richet inszenierte das aus zwei Kinofilmen bestehende Biopic „Public Enemy No. 1″ über den Verbrecher Jacques Mesrine.
mit Ethan Hawke, Laurence Fishburne, Gabriel Byrne, Maria Bello, John Leguizamo, Brian Dennehy, Kim Coates, Hugh Dillon
Nachdem vor einigen Jahren Horror ja nur aus Torture-Porn, Wackelkamera und Found Footage bestand und Horrorfilmfans sich die sehenswerten Filme an den Fingern einer abgehackten Hand abzählten, gibt es seit einiger Zeit wieder eine durchaus angenehme Rückbesinnung auf die Vergangenheit, als ein nerviger Hausgeist genügte und Schrecken durch einen gelungenen Spannungsaufbau, meist mit Jumpscares und lauten Geräuschen, erzeugt wurde.
Etliche dieser Horrorfilme, die vor einigen Jahren bei uns höchstens als DVD veröffentlicht worden wären, laufen auch im Kino. Wie jetzt „Lights out“, der Debütfilm von David F. Sandberg, der dafür seinen gleichnamigen, ziemlich gruseligen Kurzfilm gelungen zum Spielfilm ausbaute und der damit eine der erfreulichen Überraschungen des Jahres lieferte. Jedenfalls für Horrorfilmfans.
Im Mittelpunkt steht Rebecca (Teresa Palmer). Als Kind hatte sie Angst vor einem Geist, den sie nur im Dunkeln sehen konnte. Wenn sie das Licht anmachte, war er weg. Er war auch der beste Freund ihrer psychisch kranken Mutter Sophie (Maria Bello).
Inzwischen lebt sie in der Stadt in einem kleinem Apartment. Als ihr jüngerer Bruder Martin Gabriel Bateman) ebenfalls von dem Geist verfolgt wird und der Geist nicht mehr an das elterliche Haus gebunden ist, entschließt sie sich, ihn zu bekämpfen.
Natürlich erfindet „Lights out“ das Genre nicht neu und natürlich liefert er das, was man von einem Geisterfilm erwartet. Inclusive der Szenen und Geräusche, die zu einem Geisterfilm dazu gehören. Aber David F. Sandberg erzählt die Geschichte straff in unter achtzig Minuten. Da bleibt keine Zeit für ablenkende Subplots, weshalb Maria Bello als psychisch kranke Mutter, die sich mit dem Geist, den sie Diana nennt, unterhält, nur eine Nebenrolle hat. Es ist, immerhin richtet sich der Film an jugendliches Publikum, das noch nicht Myriaden Horrorfilme gesehen hat, Rebeccas Geschichte und Teresa Palmer („Warm Bodies“, „The Choice“, „Triple 9“) überzeugt als Sympathieträgerin, die ihren kleinen Bruder beschützen will und sich dafür ihren Kinderängsten vor dem in der Dunkelheit auftauchendem Monster stellen muss.
Sogar die knappe Erklärung für Dianas Erscheinen in dunklen Räumen und ihre Taten ist durchaus logisch. Jedenfalls logischer als wir es aus anderen Geisterfilmen kennen, wenn der böse Geist alles und nichts sein kann und, je nach Film, zu viel oder zu wenig erklärt wird.
Das kann man Sandberg, der mit einfachen Mitteln und einem Lichtschalter Schrecken erzeugt, nicht vorwerfen.
Sein nächster Film ist „Annabelle 2“, ebenfalls produziert von James Wan und, ausgehend von „Lights out“, könnte in diesem Fall die Fortsetzung besser als der erste Film sein.
Lights Out(Lights out, USA 2016)
Regie: David F. Sandberg
Drehbuch: Eric Heisserer (nach dem Kurzfilm von David F. Sandberg)
mit Teresa Palmer, Gabriel Bateman, Alexander DiPersia, Billy Burke, Maria Bello, Alicia Vela-Bailey, Lotta Losten, Andi Osho
Dystopien mit jugendlichen Protagonisten sind derzeit in Hollywood beliebt. Gerne – siehe „Die Tribute von Panem“ und die „Divergent“-Serie – mit einer Heldin und meist als Trilogie, wobei der dritte Teil aus kommerziellen Erwägungen gerne auf zwei Filme aufgespaltet wird. Auch wenn nicht jede dieser Romanverfilmungen an der Kinokasse überzeugt und so in den letzten Jahren aus einigen geplanten Trilogien ein Einzelfilm wurde.
„Die 5. Welle“ schwimmt in diesem Fahrwasser mit. Als Verfilmung des gleichnamigen Romans von Rick Yancey, der ebenfalls der Auftakt für eine Trilogie war. Der dritte Band „The Last Star“ erscheint im Mai in den USA. Entsprechend vertraut sind viele Elemente. Dieses Mal sind es Außerirdische, die die Menschheit ausrotten wollen und dafür mehrere für uns bedrohliche Angriffswellen starten. Mit der titelgebenden fünften Welle wollen sie ihr Werk vollendeten.
Cassie Sullivan (Chloë Grace Moretz) ist das typische patente All-American-Girl, das einen jüngeren Bruder und nette Eltern hat und mitten im Heartland der USA lebt. Als ihre Mutter stirbt und die Anschläge der Außerirdischen immer schlimmer werden, verlassen sie zu Fuß, in Wandererausrüstung, ihr Haus. In einem nahe gelegenem, selbst organisiertem, im Wald liegendem Flüchtlingscamp kommen sie unter. Als das Militär kommt und sie zu einer nahe gelegenen Kaserne bringen will, stirbt Cassies Vater und sie wird von ihrem Bruder getrennt. Allein macht Cassie sich auf den Weg zur Kaserne, die sie am Filmende auch erreicht.
Dort werden Jugendliche, wozu auch ihr Bruder und ihre Schulhofschwärmerei zählen, zum Kampf gegen die Außerirdischen, die inzwischen in einigen menschlichen Körpern leben, ausgebildet.
Das ist, abgesehen davon, dass Cassie auf einem Highway angeschossen wird und von ihrem zukünftigen Freund in dessen abgelegenem elterlichen Haus gepflegt wird, die gesamte Geschichte von „Die 5. Welle“, die als eigenständiger Film kaum funktioniert und es auch überhaupt nicht will. Es ist der erste Teil einer größeren Geschichte. Die Prämisse, die Welt in der die Geschichte spielt und die wichtigsten Charaktere werden vorgestellt. Mehr nicht. Und das geschieht durchaus kurzweilig, aber auch vollkommen überraschungsarm bis zum Schluss, wenn die Jungs mit den Schusswaffen herumlaufen, während Cassie ihnen, ganz so, wie es sich für das Bild der hilfsbedürftig-unselbständigen Frau gehört, hinterherläuft.
Sowieso ist die politische Botschaft zu penetrant um sie zu übersehen. Sie wird zwar nie explizit angesprochen, wie in dem Antikommunistenfilm „Die rote Flut“ (USA 1984), aber es ist offensichtlich, dass die Außerirdischen, die sich in jedem Menschen verstecken können, nur die gesichtslose Metapher für konservative bis reaktionäre Bedrohungsängste sind und diese Gefahr nur aus dem immer grünen und waldreichen Hinterland, in dem jeder Junge mit der Waffe umgehen kann, bekämpft werden kann. Das ist so offensichtlich und so platt und so todernst als Pfadfinder- und Vigilantenertüchtigung inszeniert, dass es einen schon etwas irritiert zurücklässt. Gerade weil diese reaktionäre Botschaft in den anderen Jugenddystopien nicht so platt formuliert wird. Wobei J Blakeson sie, im Gegensatz zu „Die rote Flut“-Regisseur John Milius, auch nie in letzter Konsequenz ausformuliert. Jedenfalls nicht in „Die 5. Welle“. Es gibt, immerhin spielt ein großer Teil des Films in einem militärischem Ausbildungslager für Kinder und Jugendliche, auch keine Kritik am Militarismus oder der perfiden Logik, dass Kinder leichter als Erwachsene für einen Kampf manipuliert werden können. Die gab es in „Ender’s Game – Das große Spiel“ (der auf Mainstream gebügelten Verfilmung von Orson Scott Cards Science-Fiction-Klassiker) wesentlich konsequenter.
„Die 5. Welle“ ist eine weitere Jugenddystopie, die durchaus interessante Ansätze hat, aber auch nur der Beginn eines Abenteuers ist, über das erst wirklich nach den nächsten beiden Filmen etwas gesagt werden kann.
A History of Violence (USA/Kanada 2005, Regie: David Cronenberg)
Drehbuch: Josh Olson
LV: John Wagner/Vince Locke: A History of Violence, 1997 (Graphic Novel)
Tom Stall ist ein gewöhnlicher Schnellrestaurantbesitzer irgendwo in Indiana. Als zwei Killer sein Restaurant ausrauben wollen, tötet er sie im Affekt. Danach ist er der Held des Tages und zwei Mafiosi aus Philadelphia tauchen auf. Sie behaupten, Tom von früher zu kennen. Damals war er ein Mafiakiller und der Philly-Mob habe noch eine Rechnung mit ihm offen.
Ein eiskaltes, klar strukturiertes Noir-Drama von Cronenberg, der hier eine altbekannte Genregeschichte und gleichzeitig viel mehr erzählt.
Das Drehbuch von Josh Olson war für den Edgar-Allan-Poe-Preis als bestes Drehbuch nominiert. „Syriana“ erhielt die Trophäe.
David Cronenbergs neuester Film „Maps to the Stars“ erscheint am 23. Februar (Verleih) und am 3. März (Kauf) auf DVD und Blu-ray mit, unter anderem, etlichen Interviews mit den Hauptdarstellern, Autor Bruce Wagner und David Cronenberg .
Mit Viggo Mortensen, Maria Bello, Ed Harris, William Hurt
Die spoilerfreie Kurzkritik: In seinem neuen Film „Dritte Person“ erzählt „L. A. Crash“-Regisseur Paul Haggis mit einem tollen Cast parallel drei Hauptgeschichten mit einem guten Dutzend Charaktere, die in Paris, Rom und New York spielen und am Ende auf überraschende Weise zusammengefügt werden. Leider ist der Weg dahin mit seinen unglaubwürdigen Charakteren nicht sonderlich interessant.
Wir raten ab.
–
So. Und jetzt erkläre ich euch, warum ich von „Dritte Person“ enttäuscht war, obwohl am Ende alles einen Sinn ergibt und auch die Idee hinter dem Film interessant ist, aber die Ausführung dann doch nicht. Obwohl sogar diese schlechte Ausführung, als ein weiteres Spiel mit dem der Plotkonstruktion, gewollt sein kann; was aber dann schon mindestens in die Meta-Meta-Ebene geht.
In den ersten Minuten führt Paul Haggis in kurzen Szenen und flüssig geschnitten die Charaktere und die Handlungsorte ein. Im Zentrum steht dabei der in Paris in einer Hotelsuite residierende Michael (Liam Neeson), ein mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneter Schriftsteller, der an einem neuen Roman arbeitet und sich mit seiner deutlich jüngeren, in einer festen Beziehung lebenden Freundin Anna (Olivia Wilde), die ihn als Autor bewundert, trifft.
In Italien erhält Scott (Adrien Brody) die noch geheimen Entwürfe für eine neue Bekleidungslinie, die er an einen Konkurrenten verkaufen will.
In New York kämpft der ehemalige Soap-Opera-Star Julia (Mila Kunis) mit ihrer Anwältin Theresa (Maria Bello) um das Sorgerecht für ihr Kind.
Ebenfalls in New York (wie wir später erfahren) versucht der bekannte Maler Rick (James Franco) seinen Sohn für seinen primitiven Malstil zu begeistern. Erfolglos.
Und in einer Küche steht Elaine (Kim Basinger), die traurig in den Garten ihres Anwesens blickt.
Alle diese Charaktere und ihre Geschichten sind, wie wir es auch aus anderen Episodenfilmen kennen, miteinander verbunden. Nur wissen wir in diesem Moment noch nicht genau, wie.
So waren Julia und Rick vorher ein Paar und er möchte sie unbedingt von ihrem Kind fernhalten. Allerdings erfahren wir nicht, warum der Maler so unbedingt das Sorgerecht möchte. Denn schon in der ersten Szene erfahren wir, dass er überhaupt keine Beziehung zu seinem Kind hat und er das auch nicht ändern will. Für ihn steht seine Arbeit an erster Stelle. Dann kommt seine anscheinend nach dem Aussehen ausgewählte Freundin und sein Sohn kommt, als Haustierersatz, erst viel später.
Julia dagegen scheint eine wirklich liebevolle Mutter zu sein, die sogar einen Job als Zimmermädchen in einem Nobelhotel annimmt. Hauptsache, sie kann für ihr Kind sorgen. Dass sie ein kleines Zeitproblem hat, erscheint da vernachlässigbar.
Scott, der sich nach seiner in den USA lebenden Familie zurücksehnt und sich immer wieder eine Nachricht von seinem Sohn auf seinem Telefon anhört, geht in Rom, anstatt möglichst schnell die Unterlagen zu übergeben und den Ort seines Verbrechens zu verlassen, in eine schummerige Bar und er lässt sich mit einer, ähem, sehr italienischen Frau ein, die das Wort „Probleme“ mit Leuchtbuchstaben auf ihre Stirn tätowiert hat. Und „Probleme“ bekommt er. Auch wenn unklar bleibt, warum er sich mit dieser Bordsteinschwalbe, die ihn nur ausnutzen will, einlässt.
Währenddessen starrt Elaine weiter traurig in den Garten und wir fragen uns, wie ihre Geschichte mit den anderen Geschichten zusammenhängt.
Immerhin hat Michael in der Stadt der Liebe seinen Spaß, bis er seinem Verleger das neue Manuskript gibt und dieser überhaupt nicht begeistert von den ausgedachten Charakteren und der gekünstelten Geschichte ist. Das habe nicht mehr die Kraft und Ursprünglichkeit von Michaels früheren Werken; was durchaus auch als Kommentar von „L. A. Crash“-Regisseur Paul Haggis zu seinem neuen Film gesehen werden kann.
Denn während man sich über zwei Stunden durch einen Film voller ausgedachter, sich unvernünftig verhaltender Charaktere quält und sich fragt, wie diese Geschichten irgendwie miteinander zusammenhängen und Unstimmigkeiten, wie Blumen und Zettel, die gleichzeitig in einem Hotelzimmer in New York und Paris sind, bemerkt, bereitet Paul Haggis die Lösung vor, die genau das erklärt und auch, auf dem Papier, ein spannendes Spiel zwischen Kunst und Realität ist.
Denn alle Geschichten spielen sich im Kopf von Michael ab, der so seine Trennung von Elaine und den Unfalltod ihres Sohnes verarbeitet. Er erzählt, in fiktionalisierter Form, wie er Elaine kennenlernte, sie sich um ihr Kind stritten, es verloren und jetzt mit dem Verlust und den gegenseitigen Schuldzuweisungen leben müssen. Das ist, vom Ende betrachtet, interessant konstruiert und erklärt auch, warum sich einzelne Charaktere vollkommen irrational verhalten. So ist am ersten Ansehen unklar, warum Scott in Italien bleibt und sich in die falsche Frau verliebt oder warum Rick unbedingt das Sorgerecht will.
Allerdings interessiert, wenn man das Ende nicht kennt, kein Charakter wirklich. Keines ihrer Probleme ist glaubhaft. Alles wirkt ausgedacht und künstlich und langweilt deshalb. Letztendlich ist „Dritte Person“ nur eine deutlich zu lang geratene Versuchsanordnung.