Natürlich erwartet niemand von einer Nicholas-Sparks-Verfilmung hohe Filmkunst. Immerhin liefen in den vergangenen Jahren acht Sparks-Verfilmungen erfolgreich im Kino unter dem Etikett „Schmonzette“ und auch in der neuesten Sparks-Verfilmung „The Best of Me – Mein Weg zu dir“ geht es um Liebe.
Nach zwanzig Jahren, nach dem Tod von Onkel Tuck, treffen sich Amanda (Michelle Monaghan) und Dawson (James Marsden) wieder in dessen Haus, in dem sie viel Zeit verbrachten. Sie erinnern sich nach den zwei Jahrzehnten, in denen sie getrennte Leben führten, an ihre Vergangenheit und Michael Hoffman illustriert die Erinnerungen von Dawson, einem linkischen jungen Mann, der ein begeisterter Automechaniker ist und in einer White-Trash-Familie lebt, und Amanda, einer Schönheit aus besserem Haus, die sich natürlich sofort in den Jüngling verliebt. Nachdem Dawson aus dem Haus seiner Familie flüchtet, wird er von Tuck, einem Witwer und Besitzer einer Autowerkstatt, aufgenommen. In Tucks Haus verleben Dawson und Amanda (jaja, Romeo und Julia) glückliche Tage, bis es zu Ereignissen kommt, die zu der jahrelangen Trennung führten und die erst gegen Filmende aufgelöst werden.
In den viel zu langen Rückblenden werden die Liebenden von Luke Bracey und Liana Leberato gespielt, die beide höchstens eine entfernte Ähnlichkeit mit Marsden und Monaghan haben. Dass das besser geht, hat die Krimiserie „Cold Case“, in der die Aussagen der von den Polizisten befragten Personen immer mit Rückblenden illustriert wurden, in denen ein jüngeres Alter Ego des Befragten agierte, sieben Jahre lang bewiesen.
Michael Hoffman (zuletzt die unwitzige Komödie „Gambit – Der Masterplan“) erzählt diese Südstaaten-Schnulze mit schönen Bildern, viel Kitsch und Schmonzettentunke. Wenn nicht Onkel Tuck (gespielt von Gerald McRaney, ein Bruder des Privatdetektivduos „Simon & Simon“) einige knorrige Auftritte hätte, wäre „The Best of Me“ ein vollkommen ungenießbares Kitschfest, das sogar die Die-hard-Fans von James Marsden und Michelle Monaghan enttäuschen würde. Denn beide haben eigentlich nur Nebenrollen und die Rückkehr des verlorenen Sohns, der sich prompt wieder in die Angelegenheiten seiner Verbrecherfamilie einmischt, überzeugt noch nicht einmals gutwillige Geister.
Was hätte Lasse Hallström, der ja auch zwei Sparks-Romane verfilmt hat, aus dieser Geschichte gemacht? In jedem Fall einen besseren Film. Ein Film mit mehr Gefühl und weniger Kitsch.
Vor einigen Jahren war Matthew McConaughey der Typ aus Filmen wie „Ein Schatz zum Verlieben“ und „Der Womanizer – Die Nacht der Ex-Freundinnen“, die schon im Titel sagten, dass das nichts für den anspruchsvollen Filmfan ist. Mit der grandiosen Michael-Connelly-Verfilmung „Der Mandant“ setzte er dann seine Schauspielkarriere auf die Spur „Charakterdarsteller“ und seitdem erhält er Lob und Preise. So wurde zuletzt sein kurzer, aber prägnanter und komplett durchgeknallter Auftritt in Martin Scorseses „The Wolf of Wall Street“ abgefeiert. In der fast zeitgleich entstandenen TV-Miniserie „True Detective“ und dem Biopic „Dallas Buyers Club“ zeigte er vollkommen andere Charaktere. Und in wenigen Wochen läuft „Interstellar“, der neue, gut dreistündige Christopher-Nolan-Science-Fiction-Film an. Für den von ihm dargestellten Ron Woodroof in „Dallas Buyers Club“ erhielt er den Oscar als bester Darsteller.
Der echte Ron Woodroof erfuhr 1985, dass er HIV-positiv ist und nur noch einen Monat zu leben habe. Woodroof, dessen Leben bislang von Rodeo reiten, Drogenkonsum (quer durch das Angebot) und Frauen (ebenso), bestimmt war, kann sich nicht vorstellen, woher er diese Schwulenkrankheit haben kann, aber er beschließt, um sein Leben zu kämpfen. Als er von einem nicht zugelassenem Vitaminpräparat hört, beginnt er es, zusammen mit der Transe Rayon (Jared Leto, Oscar als bester Nebendarsteller) im großen Stil zu importieren und im titelgebenden „Dallas Buyers Club“ über eine kostenpflichtige Mitgliedschaft zu vergeben. Ungefähr zur gleichen Zeit beginnt die Polizei mit Razzien gegen ihn vorzugehen und die Food and Drug Administration (FDA) will ihn als Händler von gefährlichen Präparaten anklagen. Immerhin weiß die Gesundheitsbehörde, die für die Zulassung von Arzeneien zuständig ist, was gut für die Menschen ist.
Regisseur Jean-Marc Vallée inszenierte die auf der wahren Geschichte von Ron Woodroof, der am 12. September 1992 starb, basierende, sehenswerte Charakterstudie mit der Handkamera im Stil des Siebziger-Jahre-New-Hollywood-Kinos. Und Matthew McConaughey überzeugt als bis auf die Knochen abgemagerte Unsympath mit uramerikanischem Unternehmergeist.
Das Bonusmaterial der DVD ist nur auf den ersten Blick umfangreich. Denn es handelt sich nur um kurze Clips und Werbespots, deren Informationsgehalt gegen Null tendiert. Informationsplacebos eben.
Deutlich umfangreicher und informativer ist das Bonusmaterial auf „True Detective“, der hochgelobten, achtstündigen, inzwischen schon mehrfach ausgezeichneten HBO-Noir-TV-Miniserie. Zu jeder Episode gibt es einen kurzen Kommentar von Autor Nic Pizzolatto und Regisseur Cary Joji Fukunaga („Sin Nombre“), es gibt zwei Audiokommentare (einer mit Nic Pizzolatto und T Bone Burnett, einer mit Nic Pizzolatto, T Bone Burnett und Executive Producer Scott Stephens), ein Making of, ein Gespräch zwischen Nic Pizzolatto und Musiker T Bone Burnett, mehrere kurze Clips, in denen die beiden Hauptdarsteller Matthew McConaughey und Woody Harrelson über einige wichtige Szenen sprechen und einige geschnittene oder gekürzte Szenen, wie eine lange Predigt und eine Montage von Landschaftsaufnahmen.
Nic Pizzolatto, der vorher einige Kurzgeschichten und den für den Debüt-Edgar nominierten Roman „Galveston“ veröffentlichte und zwei Drehbücher für die US-Version von „The Killing“ schrieb, erzählt in „True Detective“ die Geschichte der beiden Kriminalpolizisten Marty Hart (Woody Harrelson) und Rust Cohle (Matthew McConaughey), die über gut zwei Jahrzehnte in Louisiana einen Serienmörder jagen.
Diese Mörderjagd wird allerdings eher unwillig mitgeschleppt und am Ende dank Kommissar Zufall gelöst. Davor gibt es einige Umwege, die den Verdacht mal mehr in Richtung einer einflußreichen Familie, mal in Richtung religiöser Gemeinden, mal in Richtung krimineller Biker-Gangs lenken, ohne dass eine der Spuren und angedeuteten Verschwörungen am Ende wirklich relevant ist. Eigentlich ist es schon schockierend, wie wenig Pizzolatto aus dem Kriminalfall, der ihn auch nie wirklich interessiert, macht.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen nämlich die beiden Detectives Hart und Cohle und wie der Fall und die Arbeit sie und ihr Umfeld beeinflussen. Der von Matthew McConaughey gespielte Rust Cohle ist ein introvertiert-unnahbares, hochintelligentes, allein lebendes Arbeitstier, das im Lauf der Geschichte zum Alkoholiker wird. Sein von Woody Harrelson gespielter Kollege Marty Hart ist ebenfalls eher unnahbar und entspricht weitgehend den bekannten Harter-Cop-Klischees: bodenständig, großmäulig, schlagkräftig, trinkfreudig und fremd gehend. Wirklich interessiert hat mich während der achtstündigen Mini-Serie keiner der beiden Cops, weshalb mir ihr Schicksal auch ziemlich egal war.
Pizzolatto erzählt die Geschichte, die in der Welt weißer US-Amerikaner spielt, in der Frauen nur als Hausfrau oder Hure vorkommen und es Nicht-Weiße nicht gibt, strikt chronologisch. Daran ändert auch der Kunstgriff, dass Hart und Cohle in der Gegenwart getrennt zwei Polizisten (die die einzigen Afro-Amerikaner in der Serie sind) von ihren damaligen Ermittlungen und ihrem Leben erzählen, nichts. Immerhin entlarven einige Rückblenden ihre heutigen Erzählungen als Lügen. Allerdings werden durch diese Struktur die ersten sechs Folgen zu einer Geduldsprobe. Solange erzählen die beiden Cops von ihren Streitereien und ihren damaligen Ermittlungen in unterschiedlichen Milieus, die nicht zur Verhaftung des Mörders führten. Erst in den letzten beiden, in der Gegenwart spielenden Folgen beginnen Cohle und Hart mit neuen Ermittlungen, die sie dann auch zum Täter führen. Und ihre privaten Probleme, vor allem die Ehe- und Erziehungsprobleme von Hart, der eine pubertierende Tochter hat, folgen zu sehr den bekannten Konventionen, um wirklich zu interessieren. Daran ändern auch etliche beeindruckende Monologe, hauptsächlich von Nebencharakteren, und die atmosphärischen Bilder von Louisiana nichts.
Die Neuerfindung des Serien-TVs, wie ich irgendwo las und was ungefähr über jede zweite neue Serie geschrieben wird, ist „True Detective“ nicht. Dafür ist die Serie zu konventionell, zu klischeebehaftet und zu langatmig erzählt und zu sehr von ihrer eigenen Bedeutung und Wichtigkeit durchdrungen.
Andere Serien, wie die letzendlich stark episodische Polizeiserie „The Shield“ (in der der Protagonist am Ende der ersten Folge einen Kollegen kaltblütig ermordet), oder „Kommissarin Lund“, die in der ersten Staffel in fast zwanzig Stunden einen Fall klärte und dabei in mehreren Handlungssträngen ein Bild der dänischen Gesellschaft entwarf, sind da deutlich weiter. Sie entwickeln beim Ansehen auch ein Suchtpotential, das ich bei „True Detective“ nie verspürte.
True Detective (True Detective, USA 2014)
Regie: Cary Joji Fukunaga
Drehbuch/Erfinder: Nic Pizzolatto
mit Matthew McConaughey, Woody Harrelson, Michelle Monaghan, Michael Potts, Tory Kittles
– DVD
Warner
Bild: 1.78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch, Spanisch (Dolby Digital 5.1), Ungarisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch, Spanisch, Rumänisch, Türkisch, Englisch für Hörgeschädigte
Bonusmaterial: Making „True Detective“, Up Close with Matthew McConaughey und Woody Harrelson, A Conversation with Nic Pizzolatto and T Bone Burnett, Inside the Episode, Zwei Audiokommentare, Geschnittene Szenen
Länge: 439 Minuten (8 Episoden à 55 Minuten, 3 DVDs)
FSK: ab 16 Jahre
– Hinweise HBO über „True Detective“ Moviepilot über „True Detective“ Metacritic über „True Detective“ Rotten Tomatoes über „True Detective“
Wikipedia über „True Detective“ (deutsch, englisch)
– Außerdem
Nic Pizzolattos Romandebüt „Galveston“ ist inzwischen auf Deutsch erschienen.
Nic Pizzolatto: Galveston (übersetzt von Simone Salitter und Gunter Blank) Metrolit, 2014 256 Seiten
20 Euro
15,99 Euro (E-Book)
– Originalausgabe
Galveston
Scribner, 2011
– Hinweis Homepage von Nic Pizzolatto
Die Bourne-Verschwörung (USA/D 2004, R.: Paul Greengrass)
Drehbuch: Tony Gilroy
LV: Robert Ludlum: The Bourne Supremacy, 1986 (Die Borowski-Herrschaft, Das Bourne Imperium)
Jason Bourne ist in Goa untergetaucht. Als ein Anschlag auf ihn verübt wird und er in Berlin ein Attentat verübt haben soll, beginnt Bourne den wirklichen Täter zu jagen.
Überaus erfolgreiche und auch bei der Kritik beliebte Fortsetzung von “Die Bourne-Identität”. Wieder, bis auf die Regie, mit dem bewährten Team und einigen halsbrecherischen Autoverfolungsjagden. Die Story ist ein Aufguss von „Die Bourne Identität“ (Am Anfang kämpft Bourne mit seiner Amnesie. In der Mitte erinnert er sich an seine Vergangenheit. Am Ende kämpft er gegen einen anderen Profikiller. Oh, und etliche Autos werden geschrottet.). Die vielen Berlin-Bilder sind dagegen für Berlin-Freunde ein Fest.
Gilroys Drehbuch war für den Edgar-Allan-Poe-Preis nominiert.
Mit Matt Damon, Franka Potente, Brian Cox, Julia Stiles, Karl Urban, Joan Allen, Michelle Monaghan
Kiss Kiss, Bang Bang (USA 2005, Regie: Shane Black)
Drehbuch: Shane Black
LV: Brett Halliday: Bodies are where you find them, 1941
Zuerst stolpert Einbrecher Harry Lockhart auf seiner Flucht vor der Polizei in einen Vorsprechtermin und erhält prompt eine Filmrolle. Als er über eine Hollywood-Party stolpert, trifft er seine Jugendliebe Harmony Faith Lane und, als er zwecks Rollenstudium, mit einem knallharten PI Gay Perry (schwul) durch die Straßen Hollywoods schlendert, stolpern sie alle in einen undurchsichtigen Komplott, der direkt aus einem Film der Schwarzen Serie stammen könnte.
Köstliche Liebeserklärung an die Pulps, der natürlich nur lose auf dem Mike-Shayne-Roman basiert, aber dafür ausführlich Chandler zitiert (Zwischentitel, Voice-Over,…).
“first significant neo-noir of the twenty-first century” (Alexander Ballinger/Danny Graydon: The Rough Guide to Film Noir, 2007)
mit Robert Downey Jr., Val Kilmer, Michelle Monaghan, Corbin Bernsen, Rockmond Dunbar
Wiederholung: Sonntag, 27. April, 01.10 Uhr (Taggenau!)
Die Bourne-Verschwörung (USA/D 2004, R.: Paul Greengrass)
Drehbuch: Tony Gilroy
LV: Robert Ludlum: The Bourne Supremacy, 1986 (Die Borowski-Herrschaft, Das Bourne Imperium)
Jason Bourne ist in Goa untergetaucht. Als ein Anschlag auf ihn verübt wird und er in Berlin ein Attentat verübt haben soll, beginnt Bourne den wirklichen Täter zu jagen.
Überaus erfolgreiche und auch bei der Kritik beliebte Fortsetzung von “Die Bourne-Identität”. Wieder, bis auf die Regie, mit dem bewährten Team und einigen halsbrecherischen Autoverfolungsjagden. Die Story ist ein Aufguss von „Die Bourne Identität“ (Am Anfang kämpft Bourne mit seiner Amnesie. In der Mitte erinnert er sich an seine Vergangenheit. Am Ende kämpft er gegen einen anderen Profikiller. Oh, und etliche Autos werden geschrottet.). Die vielen Berlin-Bilder sind dagegen für Berlin-Freunde ein Fest.
Gilroys Drehbuch war für den Edgar-Allan-Poe-Preis nominiert.
Im Anschluss, um 22.20 Uhr (Wiederholung um 02.35 Uhr), läuft der Thriller „Green Zone“, ebenfalls von Paul Greengrass, wieder mit Matt Damon und selbstverständlich sehenswert
Mit Matt Damon, Franka Potente, Brian Cox, Julia Stiles, Karl Urban, Joan Allen, Michelle Monaghan
Als Vorbereitung für „Iron Man 3“, der neuen, überaus vergnüglichen Zusammenarbeit von Shane Black und Robert Downey Jr.
SWR, 22.45
Kiss Kiss, Bang Bang (USA 2005, R.: Shane Black)
Drehbuch: Shane Black
LV: Brett Halliday: Bodies are where you find them, 1941
Zuerst stolpert Einbrecher Harry Lockhart auf seiner Flucht vor der Polizei in einen Vorsprechtermin und erhält prompt eine Filmrolle. Als er über eine Hollywood-Party stolpert, trifft er seine Jugendliebe Harmony Faith Lane und, als er zwecks Rollenstudium, mit einem knallharten PI Gay Perry (schwul) durch die Straßen Hollywoods schlendert, stolpern sie alle in einen undurchsichtigen Komplott, der direkt aus einem Film der Schwarzen Serie stammen könnte.
Köstliche Liebeserklärung an die Pulps, der natürlich nur lose auf dem Mike-Shayne-Roman basiert, aber dafür ausführlich Chandler zitiert (Zwischentitel, Voice-Over,…).
“first significant neo-noir of the twenty-first century” (Alexander Ballinger/Danny Graydon: The Rough Guide to Film Noir, 2007)
mit Robert Downey Jr., Val Kilmer, Michelle Monaghan, Corbin Bernsen, Rockmond Dunbar