Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest (USA 2009, Regie: Antoine Fuqua)
Drehbuch: Michael C. Martin
Hochkarätig besetzter Ensemblefilm über drei Polizisten, die versuchen in Brooklyn ihren Weg zu gehen: der eine wartet nur noch auf seine Pensionierung, der andere will einen Undercover-Einsatz beenden und muss dafür einen Freund verraten, der dritte will Geld für seine Familie besorgen und geht dafür über Leichen.
Die Geschichten mögen etwas zu sehr die bekannten Cop-Film-Klischees bedienen, aber insgesamt ist „Brooklyn’s Finest“ ein sehenswerter, vor Ort gedrehter Cop-Film und damit auch eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft.
mit Richard Gere, Don Cheadle, Ethan Hawke, Wesley Snipes, Vincent D’Onofrio, Will Patton, Lili Taylor, Ellen Barkin, Brían F. O’Byrne, Michael K. Williams
ZDFneo, 20.15 Good Kill – Tod aus der Luft(USA 2015, Regie: Andrew Niccol)
Drehbuch: Andrew Niccol
Ruhiges, äußerst intensives Drama über die Gewissenskonflikte von einem Ex-Kampfpiloten (Ethan Hawke), der jetzt Drohnenpilot ist und, wie viele Kollegen, seelische Probleme mit dem Töten per Drohne und seinem normalen Leben, nach Feierabend, in Las Vegas (das hätte Hollywood sich nicht besser ausdenken können: die echten Basen sind in der Nähe des Spielerparadieses) hat.
Das Drehbuch ist straff und facettenreich (auch wenn das Militär etwas nachdenklicher, selbtreflexiver und vernünftiger rüberkommt, als es wohl in der Realität der Fall ist), die Schauspieler überzeugend, und Andrew Niccol („Gattaca“, „Lord of War“, beide ebenfalls mit Hawke) zeigt nach dem Totalausfall „Seelen“, dass er nichts verlernt hat. Für einen Kinostart hat es trotzdem nicht gereicht und der Film (es ist der erste Spielfilm über den Drohnenkrieg) ist aufklärerisch im besten Sinne. Unbedingt sehenswert!
Mit Ethan Hawke, Zoë Kravitz, January Jones, Bruce Greenwood, Jake Abel, Dylan Kenin Wiederholung: Sonntag, 1. Mai, 01.15 Uhr (Taggenau!) Hinweise Moviepilot über „Good Kill“ Metacritic über „Good Kill“ Rotten Tomatoes über „Good Kill“ Wikipedia über „Good Kill“ Meine Besprechung von Andrew Niccols „Seelen“ (The Host, USA 2013) Andrew Niccol in der Kriminalakte
Spoilerwarnung, weil es fast unmöglich ist „Regression“ zu besprechen, ohne einiges von der Handlung und auch den Überraschungen zu verraten. Allein schon, wenn ich sage, was der Titel bedeutet…
In einer Kleinstadt in Minnesota behauptet im Oktober 1990 Angela Gray (Emma Watson), dass sie von ihrem Vater missbraucht wurde. Detective Bruce Kenner (Ethan Hawke) soll den Vorwurf klären. Weil Angelas Vater John (David Dencik) sich nicht an die Vergewaltigung erinnert, sich aber schuldig bekennt, weil Angela niemals lügen würde, wird der Psychologe Kenneth Raines (David Thewlis) hinzugezogen. Er schlägt eine Regression-Therapie vor. Bei dieser Therapie werden mittels Hypnose verschüttete Erinnerungen des Hypnotisieren, vor allem aus seiner Kindheit, freigelegt.
Allerdings ist diese Therapie, die in den 1990er in den USA häufig angewendet wurde, inzwischen hoch umstritten, weil sie auch zu falschen Erinnerungen führen kann. So gab es, auch aufgrund der Fragen des Therapeuten, zu falsche Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs, Berichten über Entführungen von Außerirdischen und anderer traumatischer Erlebnisse.
Kenner glaubt Angela und mit jedem Familienmitglied, das sie für eine Regression-Sitzung hypnotisieren, wie Angelas Bruder und Vater, wird der Fall immer monströser. Aus der Vergewaltigung werden satanische Rituale, in die die gesamte Familie Gray und halb Minnesota involviert ist. Außerdem glaubt Kenner, dass seine Ermittlungen sabotiert werden, weil auch Kollegen und vermeintlich normale Stadtbewohner an den Ritualen teil nahmen. Letztendlich scheint der ganze Bundesstaat von einer satanischen Sekte unterwandert zu sein.
Alejandro Amenábar („Virtual Nightmare – Open your Eyes“, „The Others“, „Das Meer in mir“) benutzt in seinem psychologischem Horrorfilme die wahren Fälle von hypnotischen Regressionen und Verschwörungstheorien über Satanskulte als Inspiration und er erzählt seine Geschichte aus der Perspektive des Ermittlers, der zunehmend an Angelas Aussage glaubt.
Eben diese langsame Veränderung der eigenen Wahrnahme der Wirklichkeit und wie man sich aus verschiedenen Behauptungen und kleinen Hinweisen eine eigene Realität konstruiert, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat, wird von Amenábar gelungen gezeigt. Allerdings ist die Lösung, nachdem klar ist, dass Kenner sich in einem monströsen Wahngebilde verfängt, dann auch schnell absehbar und sie wird länglicher als nötig präsentiert.
Das Bonusmaterial ist auf den ersten Blick umfangreich mit zwei Making-ofs, einigen Featurettes, B-Roll und Interviews mit Ethan Hawke, Emma Watson, Alejandro Amenábar und David Thewlis. Insgesamt gut neunzig Minuten bewegte Bilder, teils in Deutsch, die Interviews in Englisch. Die Blu-ray hat mit „Online Spots“ noch mehr Bonusmaterial.
Aber es ist, teilweise auf deutsch, reines Werbematerial, das deshalb die Geschichte des Films nicht diskutiert. Es erschöpft sich weitgehend in oberflächlichen Statements und Lobhuddeleien.
Regression (Regression, Spanien/Kanada 2015)
Regie: Alejandro Amenábar
Drehbuch: Alejandro Amenábar
mit Ethan Hawke, Emma Watson, David Thewlis, Dale Dickey, David Dencik, Devon Bostick
–
DVD
Tobis/WVG Medien (Vertrieb)
Bild: 2.40:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
Bonusmaterial: Featurettes, Making of, Interviews, Bildergalerie, B-Roll, Trailer
Länge: 103 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
Die Blu-ray hat als zusätzliches Bonusmaterial einige „Online Spots“.
Düsterer Cop-Krimi über Gangkriminalität und ihre Bekämpfung in Los Angeles: Alonzo Harris zeigt Jake Hoyt am ersten Arbeitstag wie die Arbeit eines Undercover-Cop gegen Drogen- und Gangkriminalität abläuft. Dummerweise ist Harris selbst ein Gangster mit Dienstmarke, der nach dem Motto „Nur wenn du selbst wie ein Wolf bist, kannst du einen Wolf fangen“ arbeitet.
„Ein rasant und konsequent inszenierter Film voll Gewalt und Brutalität. Konsumierbar einerseits als zynisches Actionspektakel, das bloß altbekannte Genretypen weiterentwickelt, aber auch verstehbar als Spiegelung und Reflexion aktueller Debatten über Polizeimethoden, moralische Dilemmata und die Durchsetzbarkeit demokratischer Spielregeln gegenüber Clannormen, die sich freilich potenziellen Missverständnissen aussetzt.“ (Multimedia, 13. Dezember 2001)
Denzel Washington erhielt für seine Rolle als Cop Harris den Oscar für die beste Hauptrolle und einige weitere Preise. David Ayer schrieb danach den ähnlich gelagerten Cop-Thriller „Dark Blue“.
Die in „Training Day“ und „Dark Blue“ angesprochenen Themen werden in der grandiosen Cop-Serie „The Shield“ noch konsequenter und pessimistischer durchbuchstabiert.
Mit Denzel Washington, Ethan Hawke, Scott Glenn, Cliff Curtis, Dr. Dre, Snoop Dogg, Tom Berenger, Eva Mendes, Macy Gray
Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest (USA 2009, Regie: Antoine Fuqua)
Drehbuch: Michael C. Martin
Hochkarätig besetzter Ensemblefilm über drei Polizisten, die versuchen in Brooklyn ihren Weg zu gehen: der eine wartet nur noch auf seine Pensionierung, der andere will einen Undercover-Einsatz beenden und muss dafür einen Freund verraten, der dritte will Geld für seine Familie besorgen und geht dafür über Leichen.
Die Geschichten mögen etwas zu sehr die bekannten Cop-Film-Klischees bedienen, aber insgesamt ist „Brooklyn’s Finest“ ein sehenswerter, vor Ort gedrehter Cop-Film und damit auch eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft.
mit Richard Gere, Don Cheadle, Ethan Hawke, Wesley Snipes, Vincent D’Onofrio, Will Patton, Lili Taylor, Ellen Barkin, Brían F. O’Byrne, Michael K. Williams
Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest (USA 2009, Regie: Antoine Fuqua)
Drehbuch: Michael C. Martin
Hochkarätig besetzter Ensemblefilm über drei Polizisten, die versuchen in Brooklyn ihren Weg zu gehen: der eine wartet nur noch auf seine Pensionierung, der andere will einen Undercover-Einsatz beenden und muss dafür einen Freund verraten, der dritte will Geld für seine Familie besorgen und geht dafür über Leichen.
Die Geschichten mögen etwas zu sehr die bekannten Cop-Film-Klischees bedienen, aber insgesamt ist „Brooklyn’s Finest“ ein sehenswerter, vor Ort gedrehter Cop-Film und damit auch eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft.
mit Richard Gere, Don Cheadle, Ethan Hawke, Wesley Snipes, Vincent D’Onofrio, Will Patton, Lili Taylor, Ellen Barkin, Brían F. O’Byrne, Michael K. Williams
ZDF, 22.15 Good Kill – Tod aus der Luft(USA 2015, Regie: Andrew Niccol)
Drehbuch: Andrew Niccol
Ruhiges, äußerst intensives Drama über die Gewissenskonflikte von einem Ex-Kampfpiloten (Ethan Hawke), der jetzt Drohnenpilot ist und, wie viele Kollegen, seelische Probleme mit dem Töten per Drohne und seinem normalen Leben, nach Feierabend, in Las Vegas (das hätte Hollywood sich nicht besser ausdenken können: die echten Basen sind in der Nähe des Spielerparadieses) hat.
Das Drehbuch ist straff und facettenreich (auch wenn das Militär etwas nachdenklicher, selbtreflexiver und vernünftiger rüberkommt, als es wohl in der Realität der Fall ist), die Schauspieler überzeugend, und Andrew Niccol („Gattaca“, „Lord of War“, beide ebenfalls mit Hawke) zeigt nach dem Totalausfall „Seelen“, dass er nichts verlernt hat. Für einen Kinostart hat es trotzdem nicht gereicht und der Film (es ist der erste Spielfilm über den Drohnenkrieg) ist aufklärerisch im besten Sinne. Unbedingt sehenswert!
Anschließend, um 23.50 Uhr, läuft die okaye 45-minütige Doku „Drohnenkrieg – Tod aus der Luft“, die dem Film erstaunlich wenig hinzufügt.
Mit Ethan Hawke, Zoë Kravitz, January Jones, Bruce Greenwood, Jake Abel, Dylan Kenin Wiederholung: Mittwoch, 29. Juli, 01.50 Uhr (Taggenau!) Hinweise Moviepilot über „Good Kill“ Metacritic über „Good Kill“ Rotten Tomatoes über „Good Kill“ Wikipedia über „Good Kill“ Meine Besprechung von Andrew Niccols „Seelen“ (The Host, USA 2013) Andrew Niccol in der Kriminalakte
Lord of War – Händler des Todes (USA 2005, Regie: Andrew Niccol)
Drehbuch: Andrew Niccol
There are over 550 million firearms in worldwide circulation. That’s one firearm for every twelve people on the planet. The only question is: How do we arm the other 11? (Yuri Orlov)
Einer der wenigen ansehbaren Nicolas-Cage-Filme, die der Schauspieler in diesem Jahrzehnt drehte. Dafür sammelte er in den vergangenen Jahren Razzie-Nominierungen.
In der knalligen Satire „Lord of War – Händler des Todes“ spielt er Yuri Orlov, einen Waffenhändler, der ungefähr jeden Potentaten der Nach-Kalter-Kriegs-Welt mit Waffen beliefert. Der Film erzählt in kurzen Episoden die Geschichte seines märchenhaften Aufstiegs von den Hinterhöfen Little Odessas in die Hinterhöfe der Weltpolitik. Denn mit dem illegalen Waffenhandel kann viel Geld verdient werden.
That was intentional, just to be a little subversive and make almost like a ‘how-to’ film – how to be an arms dealer – and I thought that would be a more interesting way into it than a typical story structure. (Andrew Niccol)
Es ist eine unglaubliche Geschichte, die John (Sarah Snook) in einer Kneipe in New York 1970 dem Barkeeper (Ethan Hawke) erzählt. Er ist ein Findelkind, das früher ein Mädchen war, das in einem Raumfahrtprojekt als weibliche Stütze für die Raumfahrer mitmachen wollte, und nach einer Schwangerschaft umoperiert wurde. Es ist eine Geschichte, in der ein Unglück von einem noch größerem Unglück gefolgt wird und, so schicksalhaft es sich anhört, so grotesk zufällig wirkt es auch. Denn kein einzelner Mensch kann so viel Pech haben.
Ihr schweigsamer Zuhörer könnte allerdings auch eine ziemlich unglaubliche Geschichte erzählen. Er ist ein Mann aus der Zukunft. Ein Zeitreise-Agent, der einen Terroristen schnappen soll. Und wenn er ihn vor seinem ersten Anschlag unschädlich machen kann, wäre die Welt ein sicherer Ort.
Beide Schicksale sind miteinander verknüpft und die Spierig-Brüder Michael und Peter Spierig, die bereits mit „Daybreakers“ überzeugten, häufen, ohne dass wir jemals den Überblick verlieren, eine Wendung an die nächste, bis die Geschichte durch die Rückblenden und vielen Zeitsprünge wie ein mehrmals gewendetes Möbiusband miteinander und ineinander verflochten ist. Ob sie dabei wirklich einer logischen Überprüfung standhält: wer weiß es und wen kümmert es?
Schließlich sind Zeitreisen auch eine ziemlich paradoxe Angelegenheit, die, wie Science-Fiction-Fans wissen, für viele Probleme sorgen.
Der Film, der wie eine äußerst gelungene spielfilmlange „The Twilight Zone“-Geschichte wirkt, hatte ein niedriges Budget, was in einer seltsamen Weise einerseits ein Nachteil (man sieht die Budgetbeschränkungen), andererseits auch ein Vorteil ist. Denn so kamen die Macher nie in die Versuchung, mit großen Set-Pieces vom Kern der Geschichte abzulenken. Sie konzentrierten sich auf die beiden Hauptdarsteller und wenige Schauplätze, die sie atmosphärisch überzeugend inszenierten.
Ach ja: „Predestination“ ist die Verfilmung der dreizehnseitigen Kurzgeschichte „All you Zombies“ von Robert A. Heinlein, der die Macher ziemlich akkurat folgen. Deshalb sollte man sie auch erst nach dem Filmgenuss lesen.
Predestination (Predestination, Australien 2014)
Regie: Michael Spierig, Peter Spierig
Drehbuch: Michael Spierig, Peter Spierig (aka The Spierig Brothers)
LV: Robert A. Heinlein: All you Zombies -, 1960 (Kurzgeschichte, Entführung in die Zukunft)
mit Ethan Hawke, Sarah Snook, Noah Taylor, Christopher Kirby, Christopher Sommers
– DVD
Tiberius Film
Bild: 2,35:1 (16:9)
Ton: Deutsch (DD 2.0, DD 5.1, DTS), Englisch (DD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Trailer
Länge: 93 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
– Die lesenswerte Vorlage
Andy, der für Drogen Geld aus der Firmenkasse nahm, kann seinen Bruder Hank überreden, das elterliche Juweliergeschäft zu überfallen. Der Überfall, auch weil die Mutter gar nicht daran denkt, irgendwelchen hergelaufenen, maskierten Verbrechern die Juwelen zu geben, geht schief – und dann bröckelt die heile Fassade der Familie verdammt schnell ab.
Mit seinem letzten Film drehte Sidney Lumet, nach einigen schwächeren Werken, mit einer Familientragödie noch einmal so richtig voll auf. Er seziert, wieder einmal, die Kehrseite des amerikanischen Traums anhand. Dieses Mal am Beispiel einer ziemlich kaputten, weißen Mittelstandsfamilie.
Der Pitch war vielleicht: „Family Business“, aber ohne Lacher.
„Tödliche Entscheidung“ ist ein feiner Noir und, kein Wunder bei der Besetzung, großes Schauspielerkino. Ein potentieller Klassiker.
mit Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke, Albert Finney, Marisa Tomei, Aleksa Palladino, Michael Shannon, Amy Ryan, Sarah Livingston, Brían F. O’Byrne, Rosemary Harris
Ja, schon wieder. Denn von den TV-Premieren („Der Fall Bruckner“, ARD, 20.15 Uhr, könnte gut sein. Ebenso „Helen Dorn: Unter Kontrolle“, ZDFneo, 20.15 Uhr, oder „Der Retter“, Arte, 20.15 Uhr, oder „Omar – Ein Justizskandal“, BR, 23.10 Uhr. Und „Dark Tide“ Halle Berry, Kabel 1, 20.15 Uhr, spielt eh in einer anderen Liga) kenne ich keine. Daher
Andy, der für Drogen Geld aus der Firmenkasse nahm, kann seinen Bruder Hank überreden, das elterliche Juweliergeschäft zu überfallen. Der Überfall, auch weil die Mutter gar nicht daran denkt, irgendwelchen hergelaufenen, maskierten Verbrechern die Juwelen zu geben, geht schief – und dann bröckelt die heile Fassade der Familie verdammt schnell ab.
Mit seinem letzten Film drehte Sidney Lumet, nach einigen schwächeren Werken, mit einer Familientragödie noch einmal so richtig voll auf. Er seziert, wieder einmal, die Kehrseite des amerikanischen Traums anhand. Dieses Mal am Beispiel einer ziemlich kaputten, weißen Mittelstandsfamilie.
Der Pitch war vielleicht: „Family Business“, aber ohne Lacher.
„Tödliche Entscheidung“ ist ein feiner Noir und, kein Wunder bei der Besetzung, großes Schauspielerkino. Ein potentieller Klassiker.
mit Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke, Albert Finney, Marisa Tomei, Aleksa Palladino, Michael Shannon, Amy Ryan, Sarah Livingston, Brían F. O’Byrne, Rosemary Harris
Andy, der für Drogen Geld aus der Firmenkasse nahm, kann seinen Bruder Hank überreden, das elterliche Juweliergeschäft zu überfallen. Der Überfall, auch weil die Mutter gar nicht daran denkt, irgendwelchen hergelaufenen, maskierten Verbrechern die Juwelen zu geben, geht schief – und dann bröckelt die heile Fassade der Familie verdammt schnell ab.
Mit seinem letzten Film drehte Sidney Lumet, nach einigen schwächeren Werken, mit einer Familientragödie noch einmal so richtig voll auf. Er seziert, wieder einmal, die Kehrseite des amerikanischen Traums anhand. Dieses Mal am Beispiel einer ziemlich kaputten, weißen Mittelstandsfamilie.
Der Pitch war vielleicht: „Family Business“, aber ohne Lacher.
„Tödliche Entscheidung“ ist ein feiner Noir und, kein Wunder bei der Besetzung, großes Schauspielerkino. Ein potentieller Klassiker.
mit Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke, Albert Finney, Marisa Tomei, Aleksa Palladino, Michael Shannon, Amy Ryan, Sarah Livingston, Brían F. O’Byrne, Rosemary Harris
Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest (USA 2009, Regie: Antoine Fuqua)
Drehbuch: Michael C. Martin
Hochkarätig besetzter Ensemblefilm über drei Polizisten, die versuchen in Brooklyn ihren Weg zu gehen: der eine wartet nur noch auf seine Pensionierung, der andere will einen Undercover-Einsatz beenden und muss dafür einen Freund verraten, der dritte will Geld für seine Familie besorgen und geht dafür über Leichen.
Die Geschichten mögen etwas zu sehr die bekannten Cop-Film-Klischees bedienen, aber insgesamt ist „Brooklyn’s Finest“ ein sehenswerter, vor Ort gedrehter Cop-Film und damit auch eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft.
mit Richard Gere, Don Cheadle, Ethan Hawke, Wesley Snipes, Vincent D’Onofrio, Will Patton, Lili Taylor, Ellen Barkin, Brían F. O’Byrne, Michael K. Williams, Lili Taylor
Wir erinnern uns: in „Before Sunrise“ trifft der US-Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) in Wien die Französin Celine (Julie Delpy). Sie verbringen eine wundervolle Nacht miteinander, indem sie durch die Stadt schlendern und miteinander reden. Der Film wurde ein Indie-Hit.
Neun Jahre später treffen sie sich „Before Sunset“ in Paris. Jesse hat ein Buch über diese Nacht geschrieben und stellt es in Paris vor. Sie kommt zur Lesung und weil er bis zu seinem Abflug noch etwas Zeit hat, schlendern sie durch Paris und reden miteinander über die vergangenen Jahre, ihr Leben und die Zukunft. Am Ende verpasst Jesse sein Flugzeug in die USA.
Wieder neun Jahre später sind Jesse und Celine mit ihren Kindern in Griechenland und „Before Midnight“ reden sie mit ihren künstlerisch interessierten Gastgebern, schlendern über die Insel, reden über die vergangenen Jahre, wie sehr ihre Wünsche sich erfüllten und tragen einen veritablen Ehekrach aus, denn Jesse will zurück in die USA zu seinem Sohn, den er nur in den Ferien sieht, und Celine will in Paris einen Job annehmen.
Im Duktus unterscheidet sich „Before Midnight“ kaum von den beiden vorherigen Filmen. Es ist wie ein Besuch bei guten alten Bekannten, bei denen sich über die Jahre wenig ändert. Richard Linklater inszeniert wieder, indem er Ethan Hawke und Julie Delphy, die auch beim Drehbuch mitarbeiteten, fast ungeschnitten in scheinbar improvisierten Endlosdialogen miteinander reden, streiten und sich versöhnen lässt.
Das erinnert inzwischen als filmisches Langzeitprojekt an die Antoine-Doinel-Filme von Francois Truffaut. Aber während Jean-Pierre Leaud untrennbar mit dem Charakter verschmolz, sind Hawke und Delphy auch für andere Rollen bekannt und, im Gegensatz zu dem Träumer Doinel, der zunehmend von seiner Vergangenheit eingekreist war, sind Jesse und Celine zwei überaus normale Menschen, die, trotz aller Erinnerungen, im Hier und Jetzt leben. Sie als politische Aktivistin mehr als er, der Schriftsteller.
„Before Midngiht“ ist die Bestandsaufnahme von zwei Mittvierzigern – und damit auch ein Porträt dieser Generation. Die Zeit der Jugend und der Träume ist vorbei. Sie beginnen eine erste Bilanz über ihr Leben zu ziehen und, nach den hoffnungsvollen ersten beiden Filmen, wird es jetzt etwas melancholischer. Die Mühen des Alltags und Erziehungsfragen bestimmen im Moment das Leben von Jesse und Celine.
Deshalb muss es in einigen Jahren, vielleicht wenn die Kinder erwachsen sind, einen weiteren Film mit den beiden Liebenden geben. Der heißt dann vielleicht „Before High Noon“ – und wir freuen uns schon jetzt auf diese Begegnung.
Before Midnight (Before Midnight, USA 2013)
Regie: Richard Linklater
Drehbuch: Richard Linklater, Julie Delpy, Ethan Hawke
mit Ethan Hawke, Julie Delpy, Seamus Davey-Fitzpatrick, Jennifer Prior, Charlotte Prior, Walter Lasally, Xenia Kalogeropoulou, Athina Rachel Tsangari, Panos Koronis, Ariane Labed, Yannis Papadopoulos
–
DVD
Prokino Home Entertainment/EuroVideo
Bild: 1,85:1 (16:9 anamorph)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel (angekündigt): Deutsch, Englisch
Bonusmaterial (angekündigt): Audiokommentar mit Ethan Hawke, Julie Delpy und Richard Linklater, Wiedersehen mit Celine und Jesse (Behind the Scenes), Deutscher und Original-Kinotrailer
Lord of War – Händler des Todes (USA 2005, R.: Andrew Niccol)
Drehbuch: Andrew Niccol
There are over 550 million firearms in worldwide circulation. That’s one firearm for every twelve people on the planet. The only question is: How do we arm the other 11? (Yuri Orlov)
Einer der wenigen ansehbaren Nicolas-Cage-Filme, die der Schauspieler in diesem Jahrzehnt drehte. Dafür sammelte er in den vergangenen Jahren Razzie-Nominierungen.
In der knalligen Satire „Lord of War – Händler des Todes“ spielt er Yuri Orlov, einen Waffenhändler, der ungefähr jeden Potentaten der Nach-Kalter-Kriegs-Welt mit Waffen beliefert. Der Film erzählt in kurzen Episoden die Geschichte seines märchenhaften Aufstiegs von den Hinterhöfen Little Odessas in die Hinterhöfe der Weltpolitik. Denn mit dem illegalen Waffenhandel kann viel Geld verdient werden.
That was intentional, just to be a little subversive and make almost like a ‘how-to’ film – how to be an arms dealer – and I thought that would be a more interesting way into it than a typical story structure. (Andrew Niccol)
Mit Nicolas Cage, Jared Leto, Bridget Moynahan, Ian Holm, Ethan Hawke
Düsterer Cop-Krimi über Gangkriminalität und ihre Bekämpfung in Los Angeles: Alonzo Harris zeigt Jake Hoyt am ersten Arbeitstag wie die Arbeit eines Undercover-Cop gegen Drogen- und Gangkriminalität abläuft. Dummerweise ist Harris selbst ein Gangster mit Dienstmarke, der nach dem Motto „Nur wenn du selbst wie ein Wolf bist, kannst du einen Wolf fangen“ arbeitet.
„Ein rasant und konsequent inszenierter Film voll Gewalt und Brutalität. Konsumierbar einerseits als zynisches Actionspektakel, das bloß altbekannte Genretypen weiterentwickelt, aber auch verstehbar als Spiegelung und Reflexion aktueller Debatten über Polizeimethoden, moralische Dilemmata und die Durchsetzbarkeit demokratischer Spielregeln gegenüber Clannormen, die sich freilich potenziellen Missverständnissen aussetzt.“ (Multimedia, 13. Dezember 2001)
Denzel Washington erhielt für seine Rolle als Cop Harris den Oscar für die beste Hauptrolle und einige weitere Preise. David Ayer schrieb danach den ähnlich gelagerten Cop-Thriller „Dark Blue“.
Die in „Training Day“ und „Dark Blue“ angesprochenen Themen werden in der grandiosen Cop-Serie „The Shield“ noch konsequenter und pessimistischer durchbuchstabiert.
Mit Denzel Washington, Ethan Hawke, Scott Glenn, Cliff Curtis, Dr. Dre, Snoop Dogg, Tom Berenger, Eva Mendes, Macy Gray
Dass „The Purge“ am Startwochenende den ersten Platz der US-Kinocharts erreichte, kam etwas überraschend. Denn es ist eine kleine, fiese, an einem Ort in einer Nacht spielende Dystopie mit wenigen Schauspielern und einem weitgehend vertrauten Plot: einige in einem Haus eingesperrte Menschen müssen sich bis zum Sonnenaufgang gegen eine heranrückende Masse von Angreifern verteidigen.
Das musste „The Purge“-Hauptdarsteller Ethan Hawke schon in „Das Ende – Assault on Precinct 13“ machen, einem Remake von John Carpenters Klassiker „Assault – Anschlag bei Nacht“, der, wie Carpenter nicht müde wird zu betonen, ein Remake des von ihm bewunderten Howard-Hawks-Western „Rio Bravo“ (mit John Wayne) ist.
Und „The Purge“ ist dann auch weitgehend ein Western, ein Home-Invasion-Thriller, mit einem überraschendem Ende, das noch einmal klar die Meinung von Regisseur und Drehbuchautor James DeMonaco zu der von ihm entworfenen, in knapp zehn Jahren spielenden Utopie sagt, die anscheinend geradewegs aus den feuchten Träumen der Tea Party oder rechtskonservativer Denker nach dem Besuch des Gottesdienstes kommt: nachdem die Gewalt in den USA immer mehr zunahm, verkündete die neue Regierung, die New Founders of America, einen jährlichen Säuberungstag („Purge-Day“). An dem Tag darf man endlich einmal – ohne bestraft zu werden – all die Taten begehen, die man sonst nicht darf. Eine Nacht lang wird gemordet, gebrandschatzt und jedes Gewaltverbrechen begangen, das das Strafgesetzbuch hergibt. Einige machen begeistert mit.
James Sandin (Ethan Hawke), der in der noblen, Stepford-artigen Gated Community allen Nachbarn seine superteure Alarmanlage verkaufte und der deshalb jetzt in einem prächtigen Haus lebt, verbringt die Nacht lieber eingeschlossen in seinem Haus mit seiner Frau Mary (Lena Headey) und seinen beiden Kindern, dem 14-jährigen Charlie (Max Burholder) und der 16-jährigen Zoey (Adelaide Kane). Als sein Sohn einem Afroamerikaner, der um sein Leben rennt, Unterschlupf gewährt, ist es mit der ruhigen Nacht für die Familie Sandin vorbei.
Sie wissen nicht, ob der Afroamerikaner wirklich nur ein harmloser obdachloser Flüchtling ist oder sie umbringen möchte. Vor ihrem Haus versammelt sich eine Gruppe grotesk maskierter Menschen, die eindeutig zur Oberschicht gehören, den Säuberungstag zur inneren Säuberung benutzen (immerhin können sie sich so all der negativen Gefühle, die sie die vergangenen zwölf Monate anstauen mussten, legal entledigen) und ihren Flüchtling haben wollen. Dafür werden sie auch das gut, aber eben nicht perfekt gesicherte Haus stürmen und, quasi als Zugabe, die Bewohner töten.
Da ist es fast schon gut, dass James vorher in einem Schusswechsel den Freund seiner minderjährigen Tochter, der ihn umbringen wollte, in Notwehr tötete.
Zugegeben, die Story von James DeMonaco, der auch die Bücher für „Verhandlungssache“ und „Das Ende – Assault on Precinct 13“ (mit Ethan Hawke und leider ohne Kinostart bei uns) schrieb und „Staten Island“ (mit Ethan Hawke) inszenierte, ist nicht neu und sie folgt auch weitgehend den bekannten Mustern. Auch die Inszenierung geht eher in Richtung gemütlicher Abend auf der heimischen Couch als großer Kinosaal.
Aber der Hintergrund, vor dem „The Purge“ spielt, macht aus dem 08/15-Home-Invasion-Thriller dann doch etwas besonderes. Denn die ziemlich ätzende und wenig subtile Sozialsatire spielt in einer Gesellschaft, in der während der Handlungszeit das Töten erlaubt ist und die Protagonisten sich fragen müssen, wann und warum sie nicht von ihrem guten Recht Gebrauch machen. Es geht also von der ersten bis zur letzten Minute um die Frage, was Menschlichkeit ist, welche Werte gelten und was eine Gesellschaft zusammenhält. Das ist mehr, als viele Action-Thrillern bieten – und hier schließt sich dann auch wieder der Kreis zu John Carpenters Low-Budget-Thriller „Assault – Anschlag bei Nacht“.
Wegen des überraschend großen kommerziellen Erfolgs wird es eine Fortsetzung von „The Purge“ geben, in der wir wahrscheinlich mehr über das wiedergeborene Amerika erfahren.
The Purge – Die Säuberung (The Purge, USA 2013)
Regie: James DeMonaco
Drehbuch: James DeMonaco
mit Ethan Hawke, Lena Headey, Max Burkholder, Adelaide Kane, Edwin Hodge, Rhys Wakefield, Tony Oller, Arija Bareikis, Tom Yi, Chris Mulkey, Tisha French, Dana Bunch
Daybreakers (Australien/USA 2009, R.: Michael Spierig, Peter Spierig)
Drehbuch: Michael Spierig, Peter Spierig
2019: Vampire beherrschen die Welt. Weil es aber nicht mehr genug Menschenblut gibt, forscht Vampir Edward Dalton für Bromley an einem Blutersatz. Als er auf einige Menschen, die im Untergrund leben, trifft, muss er sich zwischen den Menschen und den Vampiren entscheiden.
„Daybreakers“ ist ein feiner Film, der trotz Ethan Hawke, Willem Dafoe und Sam Neill und der guten Einspielergebnissen in anderen Ländern bei uns keinen Kinostart erhielt. Das führt zu der traurigen Erkenntnis, dass Vampirfilme derzeit wohl nur als Biss-Filme genug kommerzielles Appeal für eine Kinoauswertung haben. Eine in sich glaubwürdige Dystopie, die detailreich eine Welt zeichnet, in der durchaus kultivierte Blutsauger die Macht übernommen haben, gehört nicht dazu.
mit Ethan Hawke, Willem Dafoe, Sam Neill, Claudia Karvan, Michael Dorman, Isabel Lucas
Wiederholung: Samstag, 11. Mai, 00.00 Uhr (Taggenau!)