Neu im Kino/Filmkritik: „Konklave“, was Sie schon immer über die Wahl des Papstes wissen wollten, sich aber nicht zu fragen trauten

November 21, 2024

Den Namen des Papstes kennt jeder. Aber wie ein neuer Papst gewählt wird, ist nur in groben Zügen bekannt. Nach dem Tod des Oberhauptes der katholischen Kirche versammeln sich die Unter-Achtzigjährigen Kardinäle in Rom im Vatikan. Auf dem Petersplatz versammeln sich Gläubige und die live berichtenden Medien. Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle steigt in unregelmäßigen Abständen Rauch auf. Ist der Rauch schwarz, wurde kein neuer Papst gewählt. Ist er weiß, wurde ein neuer Papst gewählt, der sich kurz danach der Welt präsentiert.

Anhand einer fiktiven Papstwahl erzählt Robert Harris in seinem 2016 erschienenem Thriller „Konklave“ wie so eine Papstwahl abläuft. Edward Berger („Im Westen nichts Neues“) verfilmte jetzt den Roman nach einem Drehbuch von Peter Straughan („Dame, König, As, Spion“) und mit Starbesetzung. Wichtige Kardinäle werden von Ralph Fiennes, Stanley Tucci und John Lithgow gespielt. Isabella Rossellini spielt Schwester Agnes, die als Leiterin der Casa Santa Marta, zusammen mit ihren Nonnen, für die Unterbringung und Verköstigung der Männer zuständig ist.

Berger schildert detailliert die Abläufe im Vatikan, der während der Wahl vollständig von der Welt abgeschlossen ist. Niemand darf das Gebäude betreten oder verlassen. Briefe, Telefonate und, inzwischen, Computer mit Internetzugang, sind verboten. Nichts soll die Wahl beeinflussen.

Vor diesem Hintergrund entfaltet sich dann das Drama der Papstwahl. Verschiedene Fraktionen und Ansichten über den künftigen Kurs der Kirche stehen sich gegenüber. Es gibt Vertreter der progressiven Richtung, die die katholische Kirche stärker an die Gegenwart anpassen wollen. Es gibt konservative und ultrakonservative Kardinäle, die die Kirche am liebsten wieder zurück ins Mittelalter führen möchten. Jede Fraktion hat ihren Favoriten. Ein aus Afrika kommender Kardinal forciert einen aus Afrika kommenden Papst, weil es bislang noch keinen afrikanischen Papst gab. Es werden, wie in der weltlichen Politik oder einem Verein, Koalitionen geschmiedet und es wird versucht, einzelne Kardinäle zu beeinflussen.

Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes), der Dekan des Kardinalskollegiums, versucht als Wahlleiter einerseits das Verfahren ohne Unglücke durchzuführen und er versucht, als er neue Informationen über aussichtsreiche Kandidaten erhält, diese zu überprüfen. Ohne den Kontakt zur Außenwelt, wozu auch ein Telefonat gehört, ist das eine schwierige Aufgabe. Er muss auch überprüfen, ob Kardinal Benítez (Carlos Diehz) wirklich ein Kardinal ist. Denn bis jetzt hat noch niemand von dem aus Kabul kommendem Mann gehört. Er sagt, der gerade verstorbene Papst habe ihn vor kurzem ernannt und es vor seinen Glaubensbrüdern geheim gehalten. Benítez benimmt sich wie ein wahrer Gläubiger, der mit den zwischen den Kardinalen eingespielten Machtspielen nichts zu tun hat – und weil „Konklave“ ein Thriller ist, macht ihn seine offen nach Außen getragene Naivität besonders verdächtig. Jedenfalls für die Zuschauer.

Die Diskussionen innerhalb der katholischen Kirche über die Zukunft der Kirche werden im Film gestreift, aber nicht vertieft. Straughan und Berger konzentrieren sich auf die Wahlgänge und wie sich von Wahlgang zu Wahlgang Mehrheiten verschieben. Garniert wird das Machtspiel spannungssteigernd mit einer fulminant lauten Thrillermusik, die eine Spannung schafft, die die Bilder von alten Männern, die in historischen Gemäuern Zettel ausfüllen, nicht hergeben.

Konklave (Conclave, USA/Großbritannien 2024)

Regie: Edward Berger

Drehbuch: Peter Straughan

LV: Robert Harris: Conclave, 2016 (Konklave)

mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini, Carlos Diehz, Lucian Msamati, Brían F. O’Byrne, Merab Ninidze

Länge: 121 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Die Vorlage

Robert Harris: Konklave

(übersetzt von Wolfgang Müller)

Heyne, 2024 (Filmausgabe)

352 Seiten

12 Euro

Deutsche Erstausgabe

Heyne, 2016

Originalausgabe

Conclave

Hutchinson, London, 2016

Hinweise

Moviepilot über „Konklave“

Metacritic über „Konklave“

Rotten Tomatoes über „Konklave“

Wikipedia über „Konklave“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Edward Bergers „Jack“ (Deutschland 2014)

Meine Besprechung von Edward Bergers „All my loving“ (Deutschland 2019)

Meine Besprechung von Edward Bergers Erich-Maria-Remarque-Verfilmung „Im Westen nichts Neues“ (Deutschland 2022) (und das Making-of)

Meine Besprechung von Roman Polanskis Robert-Harris-Verfilmung „Der Ghostwriter“ (The Ghost Writer, Frankreich/Deutschland/Großbritannien 2010)

Meine Besprechung von Roman Polanskis Robert-Harris-Verfilmung „Intrige“ (J’accuse, Frankreich/Italien 2019)

Meine Besprechung von Robert Harris‘ „Intrige“ (An Officer and a Spy, 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Julio Torres‘ „Problemista“

Juni 13, 2024

Vom Dschungel in den Dschungel. Nur ist der Dschungel, den Alejandro aus seiner Heimat El Salvador kennt, ein magischer Dschungel in dem es viel Fantasie und keine Bedrohungen gibt. Der Dschungel von New York ist dagegen anders. Er arbeitet in einer Kryokonservierungsfirma als Bewacher der Behälter, in denen Menschen in einen Kryo-Tiefschlaf versetzt werden. Es ist ein Idiotenjob. Trotzdem vermasselt er ihn, indem er kurzzeitig bei einem Behälter den Stecker zieht. Die Folge von dem Malheur ist seine sofortige Entlassung. Sein Traum bei Hasbro als Spielehersteller zu arbeiten, scheint sich in Luft aufzulösen. Denn in wenigen Tagen erlischt seine Arbeitserlaubnis. Falls er bis dahin nicht irgendeine Lohnarbeit und einen für ihn bürgenden Arbeitgeber gefunden hat, wird er zurückgeschickt.

Elizabeth (Tilda Swinton, gewohnt grandios) könnte ihm eine Arbeit geben. Irgendeine. Sie ist die Geliebte von Bobby, einem Maler, der sich vor seinem Tod einfrieren ließ. Elizabeth ist eine chaotische, dauerplappernde, konfuse, unkonzentrierte, Stimmungsschwankungen auslebende frühere Kunstkritikerin. Sie ist von Bobbys Talent überzeugt und möchte seine Bilder in einer bekannten Galerie präsentieren. Es handelt sich dabei um eine Reihe von Gemälden, die immer ein Ei vor einem anderen Hintergrund zeigen.

Das Interesse der Kunstwelt an diesen Bildern ist erwartbar gering. Aber der Enthusiasmus von Elizabeth und Alejandro, diesem perfekt zusammenpassendem, ungleichen Paar voller Gegensätze, ist groß.

Julio Torres, der Alejandro als leicht verpeilten, schüchternen, mit federnden Schritten durch New York schwebenden Nerd spielt, schrieb auch gleichzeitig das Drehbuch und inszenierte den Film. Problemista“ ist sein Spielfilmdebüt und die überaus gelungene, im Zweifelsfall fiktionale Verarbeitung seiner Geschichte, die ihn aus El Salvador nach New York zu Saturday Night Live (SNL) und jetzt nach Hollywood und zu A24 brachte.

Die von ihm erfundene Geschichte ist ein detailfreudig ausgestattetes Märchen voller witziger und pointierter Szenen zwischen magischem Realismus und Kafka. Vor allem der Prozess der Einwanderung ist ein einziger Alptraum. Torres schildert dies alles wundervoll warmherzig und respektvoll gegenüber seinen Figuren. Da ist der Beamte bei der Einwanderungsbehörde nur ein kleines Rädchen, das Alejandro gerne helfen würde. Wenn die Gesetze es zulassen. Elizabeth ist gar nicht so furchteinflößend böse, wie gesagt wird. Jedenfalls meistens. Nur Alejandros Chefin bei der Kryokonservierungsfirma ist ziemlich böse. Aber ohne sie hätte er niemals Elizabeth kennen gelernt.

Die Arthaus-Perle Problemista“ ist mit Abstand der beste Film, der diese Woche im Kino anläuft.

Problemista (Problemista, USA 2023)

Regie: Julio Torres

Drehbuch: Julio Torres

mit Julio Torres, Tilda Swinton, RZA, Isabella Rossellini, Catalina Saavedra, James Scully, Laith Nakli, Spike Einbinder, Kelly McCormack

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Problemista“

Metacritic über „Problemista“

Rotten Tomatoes über „Problemista“

Wikipedia über „Problemista“


Neu im Kino/Filmkritik: Über Alice Rohrwachers „La Chimera“

April 11, 2024

Es heißt, die Geschichte von „La Chimera“ spiele in Italien in den 80er Jahren. Aber es ist ein Italien, das wie ein Fantasieland wirkt. Sicher, gedreht wurde in existierenden Landschaften in existierenden Gebäuden, aber nie sieht es nach den real existierenden 80er Jahren aus. Alles sieht wie ein über Jahrzehnte konserviertes Nachkriegsitalien zwischen Neorealismus, Felllini und etwas Pasolini aus. Eine alternde Aristokratin zelebriert in einer Villa, die mehr Ruine als Villa ist, einen aristokratischen Lebensstil. Arthur, so etwas wie der Protagonist der Geschichte, ist ein Ausländer unklarer, möglicherweise britischer Herkunft. Er lebt in einem an die Stadtmauer geklatschten Windschutz, der kaum Schutz vor dem Wetter bietet und sogar im Mittelalter als ärmlich gegolten hätte. Er ist der Anführer einer Bande ziemlich erfolgloser einheimischer Grabräuber. Mit einer Wünschelrute kann er in Etrurien Gräber finden. In ihnen sind wertvolle Grabbeigaben. Sie plündern die Gräber ohne einen Funken Kunstverstand und verkaufen die Beute anschließend für einige Lire auf dem Schwarzmarkt. Aber Arthur ist kein normaler Grabräuber. Seine von ihm gesuchte Chimäre sieht wie eine Frau aus, die er verloren hat und die er hinter dem Tor zum Jenseits hofft zu finden.

Und wer jetzt schon entnervt abwinkt, wird an „La Chimera“ keine Freude haben. Alice Rohrwacher neuer Film ist, nach „Land der Wunder“ und „Glücklich wie Lazzaro“, der Abschluss ihrer Trilogie über das ländliche Italien. An einem schnöden Realismus oder einer einfach fassbaren Sozialkritik ist sie nicht interessiert. Ihr Realismus endet in „La Chimera“ mit den Drehorten und der in Italien real vorhandenen Grabräuberei. Danach ist der Schritt in fantastische und magische Welten, in denen die Gesetze der Logik und der Rationalität nicht gelten, schnell vollzogen. Zwischen diesen Welten, der Gegenwart und der Vergangenheit, mäandert der Film, wenig bis überhaupt nicht an Erklärungen interessiert, vor sich hin.

Das bewegt sich eigenständig in einem eigenen erzählerischem, an italienische Erzähltraditionen anknüpfendem Kosmos. Vielen Kritikern gefiel das sehr gut. Mir blieb der sich daraus ergebende Reiz weitgehend verborgen.

La Chimera (La Chimera, Italien/Frankreich/Schweiz 2023)

Regie: Alice Rohrwacher

Drehbuch: Alice Rohrwacher

mit Josh O‘Connor, Carol Duarte, Vincenzo Nemolato, Isabella Rossellini, Alba Rohrwacher, Yile Yara Vianello, Lou Roy-Lecollinet

Länge: 133 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „La Chimera“

Metacritic über „La Chimera“

Rotten Tomatoes über „La Chimera“

Wikipedia über „La Chimera“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Alice Rohrwachers „Glücklich wie Lazzaro“ (Lazzaro felice, Italien/Deutschland/Frankreich/Schweiz 2018)


TV-Tipp für den 22. Januar: Blue Velvet – Verbotene Blicke

Januar 21, 2024

Arte, 22.10

Blue Velvet – Verbotene Blicke (Blue Velvet, USA 1986)

Regie: David Lynch

Drehbuch: David Lynch

Es beginnt mit einem Ohr. Das findet der Student Jeffrey Beaumont, der für einige Tage in seinen Heimatort, die beschauliche Kleinstadt Lumberton, zurückgekehrt ist, am helllichten Tag auf einer Wiese. Jeffrey will den Besitzer des Ohres finden und gerät in einen Alptraum von Sex und Gewalt.

Ein Höhepunkt im Schaffen von David Lynch – und ein Klassiker.

mit Kyle MacLachlan, Isabella Rossellini, Dennis Hopper, Laura Dern, Hope Lange, Dean Stockwell, George Dickerson, Priscilla Pointer, Brad Dourif, Jack Nance

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Blue Velvet“

Wikipedia über „Blue Velvet“ (deutsch, englisch)

Homepage von David Lynch

Meine Besprechung von David Lynchs „Der Wüstenplanet“ (Dune, USA 1984) und der gleichnamigen Vorlage von Frank Herbert

Meine Besprechung von David Lynchs „Twin Peaks – Fire walk with me“ (Twin Peaks: Fire walk with me, USA 1992)

Meine Besprechung von David Lynchs „Lost Highway“ (Lost Highway, USA 1997)

Meine Besprechung von David Lynchs „Mulholland Drive – Straße der Finsternis“ (Mulholland Dr., USA/Frankreich 2001)

 


TV-Tipp für den 1. Mai: Two Lovers

April 30, 2022

Und gleich noch ein Film mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle

Servus TV, 20.15

Two Lovers (Two Lovers, USA 2008)

Regie: James Gray

Drehbuch: James Gray, Rick Menello

Nicht der Plot (eigentlich ein 08/15-Liebedrama: Leonard lebt, nach mehreren Selbstmordversuchen, wieder in seinem Jugendzimmer. Seine Eltern wollen ihn mit Sandra verkuppeln. Aber er ist in Michelle verliebt.), sondern die Machart ist entscheidend. Und die stimmt bei „Two Lovers“.

Denn „Two Lovers“ ist wie Grays vorherige Filme „Little Odessa“, The Yards – Im Hinterhof der Macht“ und „Helden der Nacht“ hochkarätig besetztes Schauspielerkino ohne einen falschen Ton. Weder im Spiel, noch in der Kameraführung, dem Schnitt, der Ausstattung oder der Musikauswahl. Und keines dieser Elemente drängt in den Vordergrund. Sie alle dienen der Geschichte. Wieder einmal ist Grays Blick für die Details bemerkenswert. Teilweise fallen sie beim ersten Sehen nicht auf, aber alle zusammen machen die Geschichte glaubwürdig. Es sind Kleinigkeiten, wie die Fotowand in der Wohnung der Kraditors, Leonards Jugendzimmer, die kleinen Gesten und Blicke, die in Sekundenbruchteilen alles erklären und Entscheidungen, wie Joaquin Phoenix während eines Geständnisses mit dem Rücken zur Kamera spielen zu lassen, auf einen Schnitt zu verzichten, das Licht in einer besonderen Art zu setzen und eine – teilweise unsichtbare – Zeitlupe einzusetzen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Joaquin Phoenix, Gwyneth Paltrow, Vinessa Shaw, Moni Moshonov, Isabella Rossellini, Elias Koteas

Wiederholung: Montag, 2. Mai, 01.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Rotten Tomatoes über „Two Lovers“

Wikipedia über “Two Lovers” (deutsch, englisch)

IFC: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Spout Blog: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Coming Soon: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Collider: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

IndieWire: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Meine Besprechung von James Grays „Two Lovers“ (Two Lovers, USA 2008)

Meine Besprechung von James Grays „Die versunkene Stadt Z“ (The lost City of Z, USA 2016)

Meine Besprechung von James Grays „Ad Astra: Zu den Sternen“ (Ad Astra, USA 2019)


TV-Tipp für den 11. November: Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor & Lula

November 10, 2021

Arte, 22.40

Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula (Wild at Heart, USA 1990)

Regie: David Lynch

Drehbuch: David Lynch

LV: Barry Gifford: Wild at Heart: The Story of Sailor and Lula, 1984 (Die Saga von Sailor und Lula)

Sailor und Lula flüchten vor einem Detektiv und einem Killer, die beide im Auftrag von Lulas durchgeknallter Mutter reinen Tisch machen sollen. Und dann treffen sie auf den Gangster Bobby Peru und dessen Komplizin Perdita Durango.

Lynchs wildes Roadmovie, ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes, ist ein hemmungslos übertriebener Trip durch einen Alptraum namens Amerika. Ein Meisterwerk.

Barry Gifford schrieb später das Drehbuch für den Lynch-Film „Lost Highway”. Außerdem publizierte er neben seinen Romanen, wie „Perdita Durango“ (ebenfalls verfilmt), lesenswerte Sachbücher, wie „Out of the past“ über den Film Noir.

Mit Nicolas Cage, Laura Dern, Diane Ladd, Willem Dafoe, Isabella Rossellini, Harry Dean Stanton, Crispin Glover

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Wild at Heart“

Wikipedia über „Wild at Heart“ (deutsch, englisch)

Homepage von David Lynch

Meine Besprechung von David Lynchs „Der Wüstenplanet“ (Dune, USA 1984) und der gleichnamigen Vorlage von Frank Herbert

Meine Besprechung von David Lynchs „Lost Highway“ (Lost Highway, USA 1997)


TV-Tipp für den 15. Januar: Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula

Januar 14, 2021

Weil David Lynch am 20. Januar seinen 75. Geburtstag hat

3sat, 22.25

Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula (Wild at Heart, USA 1990)

Regie: David Lynch

Drehbuch: David Lynch

LV: Barry Gifford: Wild at Heart: The Story of Sailor and Lula, 1984 (Die Saga von Sailor und Lula)

Sailor und Lula flüchten vor einem Detektiv und einem Killer, die beide im Auftrag von Lulas durchgeknallter Mutter reinen Tisch machen sollen. Und dann treffen sie auf den Gangster Bobby Peru und dessen Komplizin Perdita Durango.

Lynchs wildes Roadmovie, ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes, ist ein hemmungslos übertriebener Trip durch einen Alptraum namens Amerika. Ein Meisterwerk.

Barry Gifford schrieb später das Drehbuch für den Lynch-Film „Lost Highway”. Außerdem publizierte er neben seinen Romanen, wie „Perdita Durango“ (ebenfalls verfilmt), lesenswerte Sachbücher, wie „Out of the past“ über den Film Noir.

Mit Nicolas Cage, Laura Dern, Diane Ladd, Willem Dafoe, Isabella Rossellini, Harry Dean Stanton, Crispin Glover

Wiederholung: Montag, 25. Januar, NDR, 23.15 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Wild at Heart“

Wikipedia über „Wild at Heart“ (deutsch, englisch)

Homepage von David Lynch

Meine Besprechung von David Lynchs „Lost Highway“ (Lost Highway, USA 1997)


TV-Tipp für den 24. Oktober: Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula

Oktober 23, 2020

WDR, 23.15

Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula (Wild at Heart, USA 1990)

Regie: David Lynch

Drehbuch: David Lynch

LV: Barry Gifford: Wild at Heart: The Story of Sailor and Lula, 1984 (Die Saga von Sailor und Lula)

Sailor und Lula flüchten vor einem Detektiv und einem Killer, die beide im Auftrag von Lulas durchgeknallter Mutter reinen Tisch machen sollen. Und dann treffen sie auf den Gangster Bobby Peru und dessen Komplizin Perdita Durango.

Lynchs wildes Roadmovie, ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes, ist ein hemmungslos übertriebener Trip durch einen Alptraum namens Amerika. Ein Meisterwerk.

Barry Gifford schrieb später das Drehbuch für den Lynch-Film „Lost Highway”. Außerdem publizierte er neben seinen Romanen, wie „Perdita Durango“ (ebenfalls verfilmt), lesenswerte Sachbücher, wie „Out of the past“ über den Film Noir.

Mit Nicolas Cage, Laura Dern, Diane Ladd, Willem Dafoe, Isabella Rossellini, Harry Dean Stanton, Crispin Glover

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Wild at Heart“

Wikipedia über „Wild at Heart“ (deutsch, englisch)

Homepage von Barry Gifford

Homepage von David Lynch

Meine Besprechung von David Lynchs „Lost Highway“ (Lost Highway, USA 1997)


TV-Tipp für den 14. Oktober: Enemy

Oktober 13, 2020

Arte, 20.15

Enemy (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Regie: Denis Villeneuve

Drehbuch: Javier Gullón

LV: José Saramago: O Homen Duplicado, 2002 (Der Doppelgänger)

Uniprofessor Adam Bell entdeckt in einem Spielfilm einen Statisten, der sein Doppelgänger sein könnte. Er beginnt ihn zu suchen, trifft ihn – und es wird immer undeutlicher, was real ist, was nicht und was das alles miteinander zu tun hat.

Herrlicher Mindfuck von Denis Villeneuve, der gerade mit „Dune – Der Wüstenplanet“ beschäftigt ist. Seine hochkarätig besetzte Frank-Herbert-Verfilmung soll, nach aktueller Planung, irgendwann Ende 2021 (und damit ungefähr ein Jahr später als ursprünglich geplant) in unsere Kinos kommen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jake Gyllenhaal, Mélanie Laurent, Sara Gadon, Isabella Rossellini, Josh Peace

Hinweise
Moviepilot über „Enemy“
Metacritic über „Enemy“
Rotten Tomatoes über „Enemy“
Wikipedia über „Enemy“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Enemy“ (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Sicario“ (Sicario, USA 2015) und der DVD und des Soundtracks

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Arrival“ (Arrival, USA 2016)


TV-Tipp für den 4. Februar: Two Lovers

Februar 3, 2020

Servus TV, 22.15

Two Lovers (Two Lovers, USA 2008)

Regie: James Gray

Drehbuch: James Gray, Rick Menello

Nicht der Plot (eigentlich ein 08/15-Liebedrama: Leonard lebt, nach mehreren Selbstmordversuchen, wieder in seinem Jugendzimmer. Seine Eltern wollen ihn mit Sandra verkuppeln. Aber er ist in Michelle verliebt.), sondern die Machart ist entscheidend. Und die stimmt bei „Two Lovers“.

Denn „Two Lovers“ ist wie Grays vorherige Filme „Little Odessa“, The Yards – Im Hinterhof der Macht“ und „Helden der Nacht“ hochkarätig besetztes Schauspielerkino ohne einen falschen Ton. Weder im Spiel, noch in der Kameraführung, dem Schnitt, der Ausstattung oder der Musikauswahl. Und keines dieser Elemente drängt in den Vordergrund. Sie alle dienen der Geschichte. Wieder einmal ist Grays Blick für die Details bemerkenswert. Teilweise fallen sie beim ersten Sehen nicht auf, aber alle zusammen machen die Geschichte glaubwürdig. Es sind Kleinigkeiten, wie die Fotowand in der Wohnung der Kraditors, Leonards Jugendzimmer, die kleinen Gesten und Blicke, die in Sekundenbruchteilen alles erklären und Entscheidungen, wie Joaquin Phoenix während eines Geständnisses mit dem Rücken zur Kamera spielen zu lassen, auf einen Schnitt zu verzichten, das Licht in einer besonderen Art zu setzen und eine – teilweise unsichtbare – Zeitlupe einzusetzen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Joaquin Phoenix, Gwyneth Paltrow, Vinessa Shaw, Moni Moshonov, Isabella Rossellini, Elias Koteas

Wiederholung: Mittwoch, 5. Februar, 01.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

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Rotten Tomatoes über „Two Lovers“

Wikipedia über “Two Lovers” (deutsch, englisch)

IFC: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Spout Blog: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Coming Soon: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Collider: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

IndieWire: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Meine Besprechung von James Grays „Two Lovers“ (Two Lovers, USA 2008)

Meine Besprechung von James Grays „Die versunkene Stadt Z“ (The lost City of Z, USA 2016)

Meine Besprechung von James Grays „Ad Astra: Zu den Sternen“ (Ad Astra, USA 2019)


TV-Tipp für den 23. Oktober: Enemy

Oktober 22, 2019

Tele 5, 20.15

Enemy (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Regie: Denis Villeneuve

Drehbuch: Javier Gullón

LV: José Saramago: O Homen Duplicado, 2002 (Der Doppelgänger)

Uniprofessor Adam Bell entdeckt in einem Spielfilm einen Statisten, der sein Doppelgänger sein könnte. Er beginnt ihn zu suchen, trifft ihn – und es wird immer undeutlicher, was real ist, was nicht und was das alles miteinander zu tun hat.

Herrlicher Mindfuck von Denis Villeneuve, der gerade mit „Dune – Der Wüstenplanet“ beschäftigt ist. Seine hochkarätig besetzte Frank-Herbert-Verfilmung soll in Deutschland am 19. November 2020, in den USA am 18. Dezember 2020 anlaufen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jake Gyllenhaal, Mélanie Laurent, Sara Gadon, Isabella Rossellini, Josh Peace

Wiederholung: Freitag, 25. Oktober, 02.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

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Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Enemy“
Moviepilot über „Enemy“
Metacritic über „Enemy“
Rotten Tomatoes über „Enemy“
Wikipedia über „Enemy“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Enemy“ (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Sicario“ (Sicario, USA 2015) und der DVD und des Soundtracks

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Arrival“ (Arrival, USA 2016)


TV-Tipp für den 16. April: Two Lovers

April 16, 2019

Servus TV, 20.15

Two Lovers (Two Lovers, USA 2008)

Regie: James Gray

Drehbuch: James Gray, Rick Menello

Nicht der Plot (eigentlich ein 08/15-Liebedrama: Leonard lebt, nach mehreren Selbstmordversuchen, wieder in seinem Jugendzimmer. Seine Eltern wollen ihn mit Sandra verkuppeln. Aber er ist in Michelle verliebt.), sondern die Machart ist entscheidend. Und die stimmt bei „Two Lovers“.

Denn „Two Lovers“ ist wie Grays vorherige Filme „Little Odessa“, The Yards – Im Hinterhof der Macht“ und „Helden der Nacht“ hochkarätig besetztes Schauspielerkino ohne einen falschen Ton. Weder im Spiel, noch in der Kameraführung, dem Schnitt, der Ausstattung oder der Musikauswahl. Und keines dieser Elemente drängt in den Vordergrund. Sie alle dienen der Geschichte. Wieder einmal ist Grays Blick für die Details bemerkenswert. Teilweise fallen sie beim ersten Sehen nicht auf, aber alle zusammen machen die Geschichte glaubwürdig. Es sind Kleinigkeiten, wie die Fotowand in der Wohnung der Kraditors, Leonards Jugendzimmer, die kleinen Gesten und Blicke, die in Sekundenbruchteilen alles erklären und Entscheidungen, wie Joaquin Phoenix während eines Geständnisses mit dem Rücken zur Kamera spielen zu lassen, auf einen Schnitt zu verzichten, das Licht in einer besonderen Art zu setzen und eine – teilweise unsichtbare – Zeitlupe einzusetzen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Joaquin Phoenix, Gwyneth Paltrow, Vinessa Shaw, Moni Moshonov, Isabella Rossellini, Elias Koteas

Wiederholung: Mittwoch, 17. April, 00.25 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

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Rotten Tomatoes über „Two Lovers“

Wikipedia über “Two Lovers” (deutsch, englisch)

IFC: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Spout Blog: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Coming Soon: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Collider: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

IndieWire: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Meine Besprechung von James Grays „Two Lovers“ (Two Lovers, USA 2008)

Meine Besprechung von James Grays „Die versunkene Stadt Z“ (The lost City of Z, USA 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: Kreative Filmtitel, nächste Folge: „Die Unglaublichen 2“

September 29, 2018

Die Unglaublichen 2“ schließt unmittelbar an „Die Unglaublichen“ an und weil es sich um einen Animationsfilm handelt, sind die Charaktere in den vergangenen vierzehn Jahren nicht gealtert.

Nachdem die Auswirkungen des Schlusskampfes aus „Die Unglaublichen“ halbwegs beseitigt sind, führt Familie Parr in einer neuen Stadt und mit neuer Identität ein normales Leben. Da erhält die Familienmutter Helen, aka Elastigirl, ein Angebot, das sie nicht ablehnen will. Der superreiche Telekommunikationsunternehmer Winston Deaver schlägt ihr vor, gegen Bösewichter zu kämpfen, etwaige Kosten zu tragen und so zu einem positiveren Image der Superhelden beizutragen. Elastigirl stimmt zu. Ihr Mann Bob, aka Mr. Incredible, muss derweil den Haushalt führen auf und auf die gemeinsamen Kinder Violetta, Flash und Baby Jack-Jack, die ebenfalls Superkräfte haben, aufpassen.

In den USA lief „Die Unglaublichen 2“ schon Mitte Juni an, wurde von der Kritik gelobt (94 Prozent bei Rotten Tomatoes) und spielte bis jetzt weltweit schon über eine Million Dollar ein. Aus Sicht von Pixar hat sich die Investition von zweihundert Millionen Dollar gelohnt. Und „Die Unglaublichen 2“ ist auch ein vergnüglicher Film, der eine James-Bond-Geschichte mit Superhelden und, in diesem Fall, einer Superheldin als Protagonistin erzählt. Die Animationen sind auch oft deutlich realistischer als in „Die Unglaublichen“.

Aber – und das ist ein Problem des Films – die Geschichte ist extrem vorhersehbar. Denn letztendlich wird die Geschichte von „Die Unglaublichen“ einfach noch einmal erzählt. Nur dass dieses Mal Elastigirl und nicht ihr Mann Mr. Incredible die Hauptrolle hat. Der muss jetzt die Hausarbeit machen, während sie, mit mehr oder weniger umfangreichen Kollateralschäden, Schurken fängt. Das macht das Ansehen arg redundant.

Außerdem führt Regisseur Brad Bird, der auch „Die Unglaublichen“ inszenierte, seine Charaktere nicht ein, sondern geht davon aus, dass man sie, ihre Fähigkeiten, Eigenschaften und Beziehungen aus dem ersten Film kennt.

So ist „Die Unglaublichen 2“ für die Kenner von „Die Unglaublichen“ einfach eine Wiederholung der altbekannten Geschichte, die schon beim ersten Mal nur die Krücke für eine damals erfrischend andere Nummernrevue war. Damals gab es im Kino noch nicht jeden Monat einen Superhelden-Blockbuster und zweifelnde Superhelden mit Familie und Eheproblemen hatte man noch nicht gesehen. Für die, die den ersten Film nicht kennen, bleiben dagegen einige Anspielungen unverständlich und sie müssen sich die Charaktere erst selbst erschließen. Um nicht falsch verstanden zu werden: man muss „Die Unglaublichen“ nicht kennen, um „Die Unglaublichen 2“ zu verstehen. Aber es hilft.

Und wenn man „Die Unglaublichen“ kennt, gibt es eigentlich keinen Grund mehr, sich „Die Unglaublichen 2“ anzusehen.

Ein klassischer Fall von Catch 22.

Die Unglaublichen 2 (Incredibles 2, USA 2018)

Regie: Brad Bird

Drehbuch: Brad Bird

mit (im Original den Stimmen von) Craig T. Nelson, Holly Hunter, Sarah Vowell, Huck Milner, Catherine Keener, Eli Fucile, Bob Odenkirk, Samuel L. Jackson, Michael Bird, Sophia Bush, Brad Bird, Phil LaMarr, Isabella Rossellini

(in der deutschen Fassung den Stimmen von) Markus Maria Profitlich, Emilia Schüle, Mechthild Grossmann, Riccardo Simonetti

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Die Unglaublichen 2“

Metacritic über „Die Unglaublichen 2“

Rotten Tomatoes über „Die Unglaublichen 2“

Wikipedia über „Die Unglaublichen 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Brad Birds „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (Mission: Impossible – Ghost Protocol, USA 2011)

Meine Besprechung von Brad Birds „A world beyond“ (Tomorrowland, USA 2015)


TV-Tipp für den 28. Juni: Enemy

Juni 28, 2017

Tele5, 20.15

Enemy (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Regie: Denis Villeneuve

Drehbuch: Javier Gullón

LV: José Saramago: O Homen Duplicado, 2002 (Der Doppelgänger)

Uniprofessor Adam Bell entdeckt in einem Spielfilm einen Statisten, der sein Doppelgänger sein könnte. Er beginnt ihn zu suchen, trifft ihn – und es wird immer undeutlicher, was real ist, was nicht und was das alles miteinander zu tun hat.

Herrlicher Mindfuck von Denis Villeneuve, der gerade „Blade Runner 2049“ dreht.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jake Gyllenhaal, Mélanie Laurent, Sara Gadon, Isabella Rossellini, Josh Peace

Wiederholung: Freitag, 30. Juni, 01.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Enemy“
Moviepilot über „Enemy“
Metacritic über „Enemy“
Rotten Tomatoes über „Enemy“
Wikipedia über „Enemy“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Enemy“ (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Sicario“ (Sicario, USA 2015) und der DVD und des Soundtracks

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Arrival“ (Arrival, USA 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: „Joy – alles außer gewöhnlich“, aber nicht außergewöhnlich

Januar 2, 2016

Normalerweise hat man, wenn man die am Film beteiligten Personen, die Synopse und den Trailer kennt, eine ziemlich genaue Vorstellung, was für einen Film man demnächst sieht. Deshalb heißt es ja auch „der neue Woody-Allen-Film“ oder „der neue Star-Wars-Film“. „Joy – Alles außer gewöhnlich“ ist der neue Film von David O. Russell, der zuletzt die mit Preisen überschütteten Dramen „The Fighter“, „Silver Linings Playbook“ und „American Hustle“ inszenierte. Jennifer Lawrence, Robert De Niro und Bradley Cooper sind wieder dabei. Edgar Ramirez (demnächst „Point Break“), Isabella Rossellini, Diane Ladd und Virginia Madsen spielen ebenfalls mit. Entsprechend hoch sind die Erwartungen.
Bei „Joy – Alles außer gewöhnlich“ hatte ich trotztdem absolut keine Vorstellung, was für ein Film mich erwartet, weil die Synopse und der Trailer nicht zusammen passten. Der Trailer ist zwar stimmungsvoll, aber im Hinblick auf irgendeine Geschichte ziemlich nichtssagend. Während die Synopse etwas von einer sich über vier Jahrzehnte (bzw. laut Presseheft sogar vier Generationen, was eigentlich einige Jahre mehr wären) erstreckende Geschichte über eine alleinerziehenden Mutter, die zu einer Großunternehmerin, Herrscherin über ein Geschäftsimperium und Matriarchin wird (Ah, wer denkt da nicht an „Dallas“ und „Der Denver-Clan“?), erzählt, hat der Trailer offensichtlich nichts mit einer Generation und Jahrzehnte überspannenden Familien- und Firmensaga zu tun. Eher schon mit einer Kleinen-Leute-Komödie, die während eines biographisch kleinen Zeitabschnittes, einige Monate, vielleicht ein, zwei Jahre, spielt.
Auch das Filmplakat (das mir gefällt) verrät absolut nichts über den Film. Außer dass eine Frau im Mittelpunkt steht; – was jetzt keine große intellektuelle Leistung ist. Denn Joy ist der Name der Protagonistin, sie wird von Jennifer Lawrence gespielt und sie ist die sonnenbebrillte, gen Himmel blickende Blondine auf dem Plakat, das auch das Plakat für irgendeine fundamentalistische Heilsbringer-Geschichte sein könnte.
Diese unterschiedlichen Signale verraten immerhin, dass „Joy – Alles außer gewöhnlich“ kein gewöhnlicher Film, kein 08/15-Biopic oder wasauchimmer ist. Das kann natürlich ein grandioser Film oder ein Komplettdesaster sein. Jedenfalls ist es ein Film, bei dem die Werbeabteilung nicht weiß, wie sie ihn bewerben soll. Im Gegensatz zum neuen „Star Wars“-Film, der sich vor allem über die Botschaft „Keine Panik. Es wird alles wie früher.“ verkaufte.
Nun, „Joy“ ist dann die immer wieder komödiantisch gebrochene Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die mit einer Idee (ein neuer Wischmopp) ein Geschäft startet und gerade am Anfang gegen einige Widerstände kämpfen muss.
Es ist allerdings auch ein Film, der in seine Einzelteile zerfällt und, abgesehen von einer unangenehm vulgärkapitalistischen Botschaft, die sehr amerikanisch ist, nie seine Stimme findet und auch nicht weiß, was er wie erzählen will. So ist Joys Familie eine Ansammlung absurder Charaktere. Joys Mutter (Virgina Madsen) liegt im Bett und sieht sich nur Soaps an. Ihr Vater Rudy (Robert De Niro), Inhaber einer schlecht gehenden Autorwerkstatt mit anliegendem Schießstand, zieht wieder bei ihnen ein und weil die abbruchreife Bretterbude klein ist, muss er in den Keller ziehen. Dort lebt Joys Ex-Mann Tony (Édgar Ramirez), ein Latino-Sänger, der, nun, auch finanzielle Probleme hat. Joys Großmutter (Diane Ladd) als guter Geist und Joys Kinder, die ab und an durchs Bild laufen, sind auch in dem Haus; womit wir dann auf vier Generationen kämen. Sie alle leben am unteren Ende des amerikanischen Traums. Aber es geht auch herzlich laut zu. So, wie wir diese hyperagilen italienischen Filmfamilien kennen, in denen die Erwachsenen sich anbrüllen und lautstark versöhnen, während die Kinder durch die Wohnung toben. Weil man dieser Familie alles außer ihrer Lebensfreude nehmen kann.
Da hat Joy, nachdem sie, mal wieder zu von allen ungeliebten und vermiedenen Putzarbeiten verdonnert wird, die Idee von einem Wischmopp, den sie nicht von Hand ausdrücken muss. Die Anschubfinanzierung kommt von Rudys neuer Freundin, einer vermögenden, italienischen Witwe (Isabella Rossellini), die auch keine Unternehmerin ist, aber dafür die Ratschläge ihres verstorbenen Gatten befolgt.
Als Joys erste Verkaufsbemühungen nicht erfolgreich sind, erhält sie die Chance, ihren Wischmopp im Verkaufsfernsehen anzupreisen. Auftritt von Bradley Cooper als TV-Manager mit dem goldenen Herz und als Quasi-Love-Interest.
Bis jetzt war der Film, der in den späten Achtzigern spielt, von einer seltsamen Atmosphäre (so kann man die Handlungszeit nie genau lokalisieren) und satirisch überspitzten Charakteren und ebenso überspitzten bis grotesken Situationen geprägt. Das reale Leben von Joy und ihrer Familie wurde mit dem in den Seifenopern präsentiertem Leben mehr oder weniger konterkariert. Jetzt, in dem Home-Shopping-Sender (der Bodensatz des Fernsehens, der, weil er eine einzige Werbesendung ist, nicht von Werbung unterbrochen wird), wird der Film plötzlich vollkommen unwitzig und unironisch. Home Shopping wird als eine hochseriöse Angelegenheit, in der jeder seine Chance erhält, präsentiert. Damit steht der TV-Sender in der Filmmoral weit über dem normalen Unternehmertum der Einzelhändler, bei denen Joy vorher vergeblich ihr geniales Putzutensil anbot, weil deren Regale nur von Großhändlern bestückt werden.
Die weiteren Wendungen ihrer Firmengründung folgen dann der normalen Dramaturgie über die Anfangsjahre erfolgreicher Firmengründer, wobei sie in „Joy“ besonders unpackend sind. Sie wirken wie ein ungeliebtes, schnell abgehandeltes Pflichtprogramm, in dem die superschlaue Joy immer wie die geistig nicht besonders helle Hausfrau von nebenan wirkt. Aber solange ihre Gegner noch blöder sind, ist das kein Problem.
Sowieso sind alle Charaktere meist nur als grelle Parodie erträglich. Allerdings bleibt unklar, was David O. Russel parodieren wollte und damit was er erzählen wollte.
Am Ende des Films bleiben dann viele gelungene Szenen, die zusammenhanglos neben einander stehen und, als kleinster gemeinsamer Nenner, eine schlecht verpackte, sehr amerikanische, vulgärkapitalistische Botschaft.

Joy - Plakat

Joy – Alles außer gewöhnlich (Joy, USA 2015)
Regie: David O. Russell
Drehbuch: David O. Russell
mit Jennifer Lawrence, Robert De Niro, Bradley Cooper, Edgar Ramirez, Isabella Rossellini, Diane Ladd, Virginia Madsen, Dascha Polanco, Elisabeth Röhm
Länge: 107 Minuten
FSK: ?

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Moviepilot über „Joy“
Metacritic über „Joy“
Rotten Tomatoes über „Joy“
Wikipedia über „Joy“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood prüft den überschaubaren Realitätsgehalt von „Joy“
Vanity Fair: Why Is the True Story of David O. Russell’s Joy Such a Mystery? von Katie Calautti (17. Dezember 2015)
Meine Besprechung von David O. Russells „American Hustle“ (American Hustle, USA 2013)

Und noch zwei Publikumsgespräche


TV-Tipp für den 1. September: Two Lovers

August 31, 2014

Eins Festival, 20.15/23.55

Two Lovers (USA 2008, Regie: James Gray)

Drehbuch: James Gray, Rick Menello

Nicht der Plot (eigentlich ein 08/15-Liebedrama: Leonard lebt, nach mehreren Selbstmordversuchen, wieder in seinem Jugendzimmer. Seine Eltern wollen ihn mit Sandra verkuppeln. Aber er ist in Michelle verliebt.), sondern die Machart ist entscheidend. Und die stimmt bei „Two Lovers“.

Denn „Two Lovers“ ist wie Grays vorherige Filme „Little Odessa“, The Yards – Im Hinterhof der Macht“ und „Helden der Nacht“ hochkarätig besetztes Schauspielerkino ohne einen falschen Ton. Weder im Spiel, noch in der Kameraführung, dem Schnitt, der Ausstattung oder der Musikauswahl. Und keines dieser Elemente drängt in den Vordergrund. Sie alle dienen der Geschichte. Wieder einmal ist Grays Blick für die Details bemerkenswert. Teilweise fallen sie beim ersten Sehen nicht auf, aber alle zusammen machen die Geschichte glaubwürdig. Es sind Kleinigkeiten, wie die Fotowand in der Wohnung der Kraditors, Leonards Jugendzimmer, die kleinen Gesten und Blicke, die in Sekundenbruchteilen alles erklären und Entscheidungen, wie Joaquin Phoenix während eines Geständnisses mit dem Rücken zur Kamera spielen zu lassen, auf einen Schnitt zu verzichten, das Licht in einer besonderen Art zu setzen und eine – teilweise unsichtbare – Zeitlupe einzusetzen.

mit Joaquin Phoenix, Gwyneth Paltrow, Vinessa Shaw, Moni Moshonov, Isabella Rossellini, Elias Koteas

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Wikipedia über “Two Lovers” (deutsch, englisch)

IFC: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Spout Blog: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Coming Soon: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Collider: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

IndieWire: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Meine ausführliche Besprechung von “Two Lovers” (Two Lovers, USA 2008 – mit weiteren Informationen)

 

Der Buchtipp

Roesler-Keilholz - Keilholz HRSG - James Gray

96 Seiten – das täuscht. Denn der von Silke Roesler-Keilholz und Sascha Keilholz herausgegebene Sammelband „James Gray – Der filmische Raum zwischen Nähe und Distanz“ ist extrem klein gedruckt. Andere Verlage hätten den Text locker auf gut 192 Seiten verteilt und es würde sich immer noch niemand über den Platz zwischen den Buchstaben beschweren.

In dem Sammelband sind Analysen von James Grays Filmen „Little Odessa“, „The Yards“, „We own the Night“ und „Two Lovers“ und ein Interview mit James Gray. Klingt doch gut?

Silke Roesler-Keilholz/Sascha Keilholz (Hrsg.): James Gray – Der filmische Raum zwischen Nähe und Distanz

Schüren, 2012

96 Seiten

14,90 Euro


Neu im Kino/Filmkritik: Jake Gyllenhaal und sein „Enemy“

Mai 22, 2014

Geschichtsprofessor Adam Bell (Jake Gyllenhaal) hat sich in seinem Leben in einem betont tristem Beton-Toronto eingerichtet. Die Arbeiten der Studenten werden gelangweilt benotet. Mit seiner Freundin hat er Sex, aber sonst wenig gemeinsam. Etwas Abwechslung kommt in sein Leben durch die Besuche in einem exklusiven Sexclub, der sich, nur nach vorheriger Einladung, an seltsamen Orten in Torontos Unterwelt trifft.
Eines Abends sieht er sich einen aus der Videothek ausgeliehenen Film an. Im Hintergrund einer Szene entdeckt er einen Schauspieler, der sein Zwillingsbruder sein könnte.
Zunehmend obsessiv sucht er ihn – und zunehmend diffuser wird sein Kontakt zur Realität, wobei Regisseur Denis Villeneuve (zuletzt, ebenfalls mit Gyllenhaal, „Prisoners“) offen lässt, ob Adam und sein Doppelgänger Anthony wirklich zwei Menschen sind oder ob sich nicht alles in Adams Kopf abspielt oder ob es eine andere Erklärung gibt.
Das ist als intellektuelles Spiel um Identitäten, Realität und Fantasie und um Obsessionen vor allem am Anfang durchaus vergnüglich und Jake Gyllenhaal darf hier in einer Doppelrolle brillieren, in der die beiden Charaktere bewusst sehr ähnlich angelegt sind.
Allerdings ist „Enemy“ zu offen und zu abstrakt um wirklich zu begeistern. Denn Villeneuve bietet absolut keine Erklärungen an. Im Gegenteil: eine rationale Erklärung nach der nächsten wird verneint. Stattdessen türmt er ein Rätsel auf das nächste und entlässt am Ende den Zuschauer mit einem surrealem Bild, das genau deswegen auch verblüfft. Eine Erklärung oder eine Pointe, wie man sie am Ende einer „Twilight Zone“-Episode hat, liefert dieses Bild aber auch nicht.
Wegen seiner offenen Machart lädt der Film zum Nachdenken und Diskutieren an. Allein schon darüber, welche Geschichte erzählt wurde beziehungsweise wie die einzelnen Szenen zusammenhängen und ob es den Doppelgänger wirklich gibt.

Enemy - Poster

Enemy (Enemy, Kanada/Spanien 2013)
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Javier Gullón
LV: José Saramago: O Homen Duplicado, 2002 (Der Doppelgänger)
mit Jake Gyllenhaal, Mélanie Laurent, Sara Gadon, Isabella Rossellini, Josh Peace
Länge: 90 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Enemy“
Moviepilot über „Enemy“
Metacritic über „Enemy“
Rotten Tomatoes über „Enemy“
Wikipedia über „Enemy“ (deutsch, englisch)

Und noch zwei Interviews mit Denis Villeneuve, primär zu „Prisoners“, den er nach „Enemy“ drehte, aber auch zu „Enemy“

 


TV-Tipp für den 13. Mai: Two Lovers

Mai 13, 2013

Arte, 20.15

Two Lovers (USA 2008, R.: James Gray)

Drehbuch: James Gray, Rick Menello

Nicht der Plot (eigentlich ein 08/15-Liebedrama: Leonard lebt, nach mehreren Selbstmordversuchen, wieder in seinem Jugendzimmer. Seine Eltern wollen ihn mit Sandra verkuppeln. Aber er ist in Michelle verliebt.), sondern die Machart ist entscheidend. Und die stimmt bei „Two Lovers“.

Denn „Two Lovers“ ist wie Grays vorherige Filme „Little Odessa“, The Yards – Im Hinterhof der Macht“ und „Helden der Nacht“ hochkarätig besetztes Schauspielerkino ohne einen falschen Ton. Weder im Spiel, noch in der Kameraführung, dem Schnitt, der Ausstattung oder der Musikauswahl. Und keines dieser Elemente drängt in den Vordergrund. Sie alle dienen der Geschichte. Wieder einmal ist Grays Blick für die Details bemerkenswert. Teilweise fallen sie beim ersten Sehen nicht auf, aber alle zusammen machen die Geschichte glaubwürdig. Es sind Kleinigkeiten, wie die Fotowand in der Wohnung der Kraditors, Leonards Jugendzimmer, die kleinen Gesten und Blicke, die in Sekundenbruchteilen alles erklären und Entscheidungen, wie Joaquin Phoenix während eines Geständnisses mit dem Rücken zur Kamera spielen zu lassen, auf einen Schnitt zu verzichten, das Licht in einer besonderen Art zu setzen und eine – teilweise unsichtbare – Zeitlupe einzusetzen.

mit Joaquin Phoenix, Gwyneth Paltrow, Vinessa Shaw, Moni Moshonov, Isabella Rossellini, Elias Koteas

Wiederholung: Mittwoch, 15. Mai, 01.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Wikipedia über “Two Lovers” (deutsch, englisch)

IFC: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Spout Blog: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Coming Soon: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Collider: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

IndieWire: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Meine ausführliche Besprechung von “Two Lovers” (Two Lovers, USA 2008 – mit weiteren Informationen)

 

Der Buchtipp

Roesler-Keilholz - Keilholz HRSG - James Gray

96 Seiten – das täuscht. Denn der von Silke Roesler-Keilholz und Sascha Keilholz herausgegebene Sammelband „James Gray – Der filmische Raum zwischen Nähe und Distanz“ ist extrem klein gedruckt. Andere Verlage hätten den Text locker auf gut 192 Seiten verteilt und es würde sich immer noch niemand über den Platz zwischen den Buchstaben beschweren.

In dem Sammelband sind Analysen von James Grays Filmen „Little Odessa“, „The Yards“, „We own the Night“ und „Two Lovers“ und ein Interview mit James Gray. Klingt doch gut?

Silke Roesler-Keilholz/Sascha Keilholz (Hrsg.): James Gray – Der filmische Raum zwischen Nähe und Distanz

Schüren, 2012

96 Seiten

14,90 Euro