Neu im Kino/Filmkritik: „Dracula – Die Auferstehung“ von Luc Besson

Oktober 29, 2025

Der deutsche Titelzusatz ist blöde. „Die Auferstehung“ hat nichts mit dem Film zu tun. Der originale Zusatz „A Love Tale“ beschreibt dagegen treffend, was Luc Bessons Dracula ist: eine sich über mehrere Jahrhunderte erstreckende Liebesgeschichte.

Besson hält sich in seiner Interpretation der Geschichte von Graf Dracula an die aus Bram Stokers Schauerroman und den unzähligen Verfilmungen bekannten, immer wieder, mal besser, mal schlechter, variierten Eckpunkte, Davon ausgehend dehnt er die Geschichte, verschiebt Schwerpunkte und variiert bekannte Elemente. Trotzdem bleibt sein Dracula immer mühelos als Dracula erkennbar.

Bei ihm geht die Geschichte so: 1480 kämpft Graf Vlad II, der spätere Graf Dracula (Caleb Landry Jones), als regionaler Fürst, mit dem Segen der Kirche, gegen eroberungswütige Bösewichter. Dabei würde er lieber die Zeit mit seiner über alles geliebten Frau Elisabeta (Zoë Bleu) verbringen. Als er wieder in die Schlacht ziehen muss, hat er nur eine Bitte an die Kirche: Gott möge seine große Liebe beschützen. In einer grotesken Abfolge von Ereignissen tötet Vlad Elisabeta als er sie retten will. Wutentbrannt tötet er den Stellvertreter der Kirche – und wird danach für seine gotteslästerliche Tat bestraft. Er kann nicht mehr sterben und wird zum Vampir.

Ungefähr vierhundert Jahre später wird in Paris eine Vampirin gefangen genommen. Ein Priester (Christoph Waltz, der hübsch süffisant Waltz-Sätze sagen darf) wird herbeigerufen. Er soll herausfinden, wer der Herr dieses Vampirs ist.

In dem Moment springt Luc Besson nach Transsylvanien. Als Jonathan Harker Graf Dracula ein Haus verkaufen will, sieht der Vampir ein Bild von Harkers künftiger Frau Mina (Zoë Bleu). Die Frau auf dem Bild sieht wie Draculas seit Jahrhunderten tote große Liebe Elisabeta aus.

Dracula macht sich, wenige Tage vor dem Beginn der Weltausstellung, auf den Weg nach Paris. Dort verdreht er als Dandy und mit der Hilfe eines speziellen Parfums, den Frauen den Kopf.

Natürlich wird Besson für seinen „Dracula“-Film keinen Innovationspokal bekommen. Es ist, in Richtung „Besson pur“ gehend, ein großes, farbenprächtiges Spektakel, das Graf Dracula wieder zu seine Ursprüngen zurückbringt. Nachdem Robert Eggers zum Jahresanfang in seiner „Dracula“-Interpretation „Nosferatu – Der Untote“ dem blutsaugenden Grafen alle Farben austrieb, Sex zur Onanie wurde und dem hässlichsten Mann des Dorfes alle Jungfrauen zu Füßen lagen, ist bei Besson der Graf wieder ein gut aussehender Verführer. Es gibt, teils bei orgiastischen Festen, reichlich Austausch von Körperflüssigkeiten und alles ist überbordend bunt als gelte es ein Fest für das Leben zu feiern. Bei den Punkten „Tageslicht“, „Knoblauch“ und „Kreuze“ nimmt Besson sich (wie schon Roman Polanski in seinem „Tanz der Vampire“) wohltuende Freiheiten.

Dracula – Die Auferstehung“ ist genau das überkandideltes Pop-Pulp-Horrorfantasymärchen, das man sich von Luc Besson erhofft. Sein Dracula ist kein perfekter Film. Aber eine spaßige, etwas zu lang geratene, gewollt grandezza-trashige Angelegenheit, schwankend zwischen pompösen Massenszenen, exaltierten Auftritten in noblen und weniger noblen Hallen, teils gewöhnungsbedürftigen Computereffekten und leinwandfüllenden Landschaftsaufnahmen.

Wie bei Robert Eggers‘ „Nosferatu – Der Untote“ und Guillermo del Toros „Frankenstein“ (seit letzter Woche in einigen Kinos und ebenfalls mit Christoph Waltz) ist durchaus unklar, warum die allseits bekannte Geschichte wieder verfilmt werden musste. Ein grundsätzlicher neuer Aspekt ist nicht erkennbar. Immerhin gibt es bei Besson einige Gedanken über Gott, Glaube und Kirche.

Das könnte bei Radu Judes „Dracula“-Version, die noch keinen deutschen Starttermin hat, anders sein. Nach dem Trailer hat er, mit KI-Hilfe, eine vollkommen durchgeknallte Version von „Dracula“ inszeniert.

Dracula – Die Auferstehung (Dracula: A Love Tale, Frankreich/USA 2025)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson

LV: Bram Stoker: Bram Stoker: Dracula, 1897 (Dracula)

mit Caleb Landry Jones, Christoph Waltz, Zoë Bleu, Matilda De Angelis, Ewens Abid, David Shields, Guillaume de Tonquédec

Länge: 131 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Dracula – Die Auferstehung“

AlloCiné über „Dracula – Die Auferstehung“

Rotten Tomatoes über „Dracula – Die Auferstehung“

Wikipedia über „Dracula – Die Auferstehung“ (deutsch, englisch, französisch)

zu Luc Besson

Meine Besprechung von Luc Bessons „Léon – Der Profi“ (Léon, Frankreich 1994)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Anna“ (Anna, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Dogman“ (Dogman, Frankreich/USA 2023)

Luc Besson in der Kriminalakte

zu Graf Dracula und seinen Umtrieben

Meine Besprechung von Dario Argentos „Dario Argentos Dracula“ (Dracula 3D, Italien 2012)

Meine Besprechung von Gary Shores „Dracula Untold“ (Dracula Untold, USA 2014)

Meine Besprechung von Jonny Campbell/Damon Thomas/Paul McGuigans „Dracula“ (Dracula, Großbritannien 2020 – TV-Serie nach einem Buch von Mark Gatiss und Steven Moffat)

Meine Besprechung von Chris McKays „Renfield“ (Renfield, USA 2023)

Meine Besprechung von André Øvredals „Die letzte Fahrt der Demeter“ (The last Voyage of the Demeter, USA/Deutschland 2023) (Horrorfilm über die Seereise von Graf Dracula)

Meine Besprechung von Robert Eggers „Nosferatu – Der Untote“ (Nosferatu, USA 2024)

Meine Besprechung von Roy Thomas/Mike Mignolas „Bram Stoker’s Dracula“ (Bram Stoker’s Dracula 1-4, 1993) (der Comic-Version von Francis Ford Coppolas Film)


TV-Tipp für den 10. Mai: Im Rausch der Tiefe

Mai 9, 2025

Kein „Last Breath“, sondern

RBB, 23.50

Im Rausch der Tiefe – The Big Blue (La grand bleu, Frankreich/USA/Italien 1988)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson, Roger Garland

Bildgewaltiges Drama über zwei Kinderfreunde, die begeisterte Taucher sind und jetzt gegeneinander antreten. Es geht um den Weltrekord im Tauchen ohne Sauerstoffgerät.

Ein frühes Werk von Luc Besson, das in Frankreich ein Kassenhit war.

mit Jean-Marc Barr, Jean Reno, Rosanna Arquette, Paul Shenar, Sergio Castellitto, Jean Bouise, Griffin Dunne

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Im Rausch der Tiefe“

Wikipedia über „Im Rausch der Tiefe“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Léon – Der Profi“ (Léon, Frankreich 1994)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Anna“ (Anna, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Dogman“ (Dogman, Frankreich/USA 2023)

Luc Besson in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 15. April: Im Rausch der Tiefe

April 14, 2025

HR, 22.40

Im Rausch der Tiefe – The Big Blue (La grand bleu, Frankreich/USA/Italien 1988)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson, Roger Garland

Bildgewaltiges Drama über zwei Kinderfreunde, die begeisterte Taucher sind und jetzt gegeneinander antreten. Es geht um den Weltrekord im Tauchen ohne Sauerstoffgerät.

Ein frühes Werk von Luc Besson, das in Frankreich ein Kassenhit war.

mit Jean-Marc Barr, Jean Reno, Rosanna Arquette, Paul Shenar, Sergio Castellitto, Jean Bouise, Griffin Dunne

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Im Rausch der Tiefe“

Wikipedia über „Im Rausch der Tiefe“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Léon – Der Profi“ (Léon, Frankreich 1994)

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Meine Besprechung von Luc Bessons „Anna“ (Anna, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Dogman“ (Dogman, Frankreich/USA 2023)

Luc Besson in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 21. März: Das fünfte Element

März 20, 2025

Nachträglich: Alles Gute zum Geburtstag, Luc Besson! Der war am 18. März.

Alles Gute zum Geburtstag, Bruce Willis! Der war am 19. März.

Und, aktuell: Alles Gute zum Geburtstag, Gary Oldman! Der ist heute.

Pro7, 20.15

Das fünfte Element (The Fifth Element, Frankreich 1997)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen (nach einer Geschichte von Luc Besson)

Zukunft, Erde: Taxifahrer Korben Dallas (Bruce Willis), der noch nicht einmal sein Leben auf die Reihe bekommt, muss mal eben das Universum retten und besucht dafür auch einige ferne Planeten in weit entfernten Galaxien. Aliens und andere seltsame Wesen gibt es auch. Action und Spaß sowieso.

Quietschbuntes, vollkommen durchgeknalltes Science-Fiction-Abenteuer, das den Fans der „Guardians of the Galaxy“ gefallen dürfte.

Hier hat Luc Besson, nach „Subway“, „Nikita“, „Leon – Der Profi“, noch einmal gezeigt, was er kann: „ein Fest für die Augen“ (Annette Kilzer, Herausgeberin: Bruce Willis)

2017 drehte er mit „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ ein überflüssiges Quasi-Remake.

mit Bruce Willis, Gary Oldman, Ian Holm, Milla Jovovich, Chris Tucker, Luke Perry, Brion James, Lee Evans, Tricky, Mathieu Kassovitz

Wiederholung: Samstag, 22. März, 01.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Das fünfte Element“

Wikipedia über „Das fünfte Element“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Léon – Der Profi“ (Léon, Frankreich 1994)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Anna“ (Anna, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Dogman“ (Dogman, Frankreich/USA 2023)

Luc Besson in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Produzent Luc Besson lädt zu einem „Weekend in Taipei“

Oktober 17, 2024

Nachdem in Minneapolis sein letzter Undercover-Einsatz aus dem Ruder lief und mit einem zerstörten Restaurant und vielen Toten und Verletzten endete, rät ihm seine Vorgesetzte, einige ruhige Tage abseits von der Öffentlichkeit zu verbringen. Angeln schlägt sie ihm vor. Aber durch so einen Zwangsurlaub lässt sich DEA-Agent John Lawlor (Luke Evans) nicht von der Jagd nach Kwang (Sung Kang), dem wirklich wirklich bösen Chef des taiwanesischen Drogenkartells, abhalten. Das gerade elektronisch eingetroffene Angebot eines unbekannten Informanten, ihm wertvolle Informationen über Kwang zu übergeben, veranlasst Lawlor dazu, das ihm von seiner Chefin befohlene ruhige Wochenende in Taipei, bzw. Taipeh in der deutschen Schreibweise für die Hauptstadt von Taiwan, zu verbringen. Dort will er sich mit dem Informanten treffen, Kwangs Buch mit vertraulichen Geschäftsinformationen abholen und wieder zurückfliegen. Das letzte Mal war er vor fünfzehn Jahren in Taipei und sein damaliger Einsatz gegen Kwang endete in einem Desaster, das seine Karriere nachhaltig beschädigte. Dieses Mal soll es anders laufen.

Aber natürlich – sonst wäre der vor exotischer Kulisse spielende Old-School-Actionfilm schnell und ohne nennenswerte Action vorbei – geht die Übergabe grandios schief. Danach ist das Nobelhotel, in dem die Übergabe stattfinden sollte, zerstört, die Polizei sammelt die Leichen ein und Lawlor befindet sich mit Kwangs Frau Joey (Gwei Lun-Mei) und ihrem 15-jährigem Sohn Raymond (Wyatt Yang) auf der Flucht.

Joey lernte er damals als Profi-Fahrerin für Kwangs Verbrecherimperium kennen. Sie verliebten sich ineinander.

Auf dem Plakat steht „Von den Produzenten von ‚Taken‘ und ‚Transporter’“. Sie hätten auch ‚aus der Manufaktur von Luc Besson‘ oder ‚Drehbuch: Luc Besson‘ draufschreiben können. Denn „Weekend in Taipei“ wurde von Luc Besson produziert. Zusammen mit Regisseur George Huang schrieb er das Drehbuch. Es ist die erwartbare Mischung aus touristischer Kulisse, Actionfilmklischees, Vorhersagbarkeit und Action. Diese wird eher wenig geschnitten und bleibt damit, auch wenn sie meist hoffnungslos übertrieben ist, angenehm nachvollziehbar. Die Story und die Dialoge sind so vorhersehbar, dass man sie den Schauspielern schon beim ersten Ansehen vorsagen kann. Überraschungen beschränken sich auf Fragen wie, ob diese oder jene Figur der Informant ist.

George Huang inszeniert das durchaus flott und ohne höhere Ansprüche in etwas über neunzig Minuten. Insofern ist „Weekend in Taipei“ kein guter Film, aber ein unterhaltsamer 80er-Jahre-Thriller, in dem der Held Vatergefühle entwickeln darf. „Produziert von Luc Besson“ steht halt für eine bestimmte Qualität, die bei diesem Wochenendausflug zuverlässig geliefert wird.

Luke Evans und Sung Kang lernten sich beim sechsten „Fast & Furious“-Film kennen. Dieses Mal haben sie mehr gemeinsame Szenen.

Weekend in Taipei (Weekend in Taipei, Frankreich 2024)

Regie: George Huang

Drehbuch: Luc Besson, George Huang

mit Luke Evans, Gwei Lun-Mei, Sung Kang, Wyatt Yang, Lu Yi-Ching, Pernell Walker, Patrick Lee

Länge: 98 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

alternativer französischer Titel: Week-end à Taipei

Hinweise

AlloCiné über „Weekend in Taipei“

Moviepilot über „Weekend in Taipei“

Metacritic über „Weekend in Taipei“

Rotten Tomatoes über „Weekend in Taipei“

Wikipedia über „Weekend in Taipei“ (englisch, französisch)


TV-Tipp für den 6. September: Das fünfte Element

September 5, 2024

Pro7, 20.15

Das fünfte Element (The Fifth Element, Frankreich 1997)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen (nach einer Geschichte von Luc Besson)

Zukunft, Erde: Taxifahrer Korben Dallas (Bruce Willis), der noch nicht einmal sein Leben auf die Reihe bekommt, muss mal eben das Universum retten und besucht dafür auch einige ferne Planeten in weit entfernten Galaxien. Aliens und andere seltsame Wesen gibt es auch. Action und Spaß sowieso.

Quietschbuntes, vollkommen durchgeknalltes Science-Fiction-Abenteuer, das den Fans der „Guardians of the Galaxy“ gefallen dürfte.

Hier hat Luc Besson, nach „Subway“, „Nikita“, „Leon – Der Profi“, noch einmal gezeigt, was er kann: „ein Fest für die Augen“ (Annette Kilzer, Herausgeberin: Bruce Willis)

2017 drehte er mit „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ ein überflüssiges Quasi-Remake.

mit Bruce Willis, Gary Oldman, Ian Holm, Milla Jovovich, Chris Tucker, Luke Perry, Brion James, Lee Evans, Tricky, Mathieu Kassovitz

Wiederholung: Samstag, 7. September, 01.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Das fünfte Element“

Wikipedia über „Das fünfte Element“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Léon – Der Profi“ (Léon, Frankreich 1994)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Anna“ (Anna, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Dogman“ (Dogman, Frankreich/USA 2023)

Luc Besson in der Kriminalakte

 


TV-Tipp für den 1. November: Im Rausch der Tiefe

Oktober 31, 2023

Arte, 22.10

Im Rausch der Tiefe – The Big Blue (La grand bleu, Frankreich/USA/Italien 1988)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson, Roger Garland

Bildgewaltiges Drama über zwei Kinderfreunde, die begeisterte Taucher sind und jetzt gegeneinander antreten. Es geht um den Weltrekord im Tauchen ohne Sauerstoffgerät.

Ein frühes Werk von Luc Besson, das in Frankreich ein Kassenhit war.

Anschließend, um 00.25 Uhr, zeigt Arte die knapp einstündige Doku „Jacques Mayol, Dolphin Man: Mit einem Atemzug in die Tiefe“. Mayol ist die Inspiration für einen der beiden Taucher im Film.

mit Jean-Marc Barr, Jean Reno, Rosanna Arquette, Paul Shenar, Sergio Castellitto, Jean Bouise, Griffin Dunne

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Im Rausch der Tiefe“

Wikipedia über „Im Rausch der Tiefe“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Léon – Der Profi“ (Léon, Frankreich 1994)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Anna“ (Anna, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Dogman“ (Dogman, Frankreich/USA 2023)

Luc Besson in der Kriminalakte

 


Neu im Kino/Filmkritik: Über Luc Bessons „Dogman“

Oktober 12, 2023

Endlich! Nachdem Luc Bessons zuletzt überflüssige und schlechte Remakes seiner früheren Filme drehte, hat er mit „Dogman“ wieder einen Film inszeniert, der an sein Frühwerk anschließt. Weniger vom Inhalt, – die Story ist eine herrlich abgefahrene Pulp-Geschichte -, sondern von der Haltung. „Dogman“ ist originäres und auch originelles Kino, in dem die Bilder und die Inszenierung an erster Stelle stehen.

Im Mittelpunkt der in Newark, New Jersey, spielenden Geschichte steht der titelgebende „Dogman“. Er, stark geschinkt, blutverschmiert, ein Abendkleid und eine Perücke tragend, wird bei einer nächtlichen Polizeikontrolle verhaftet. Der Laderaum seines Lasters ist voller Hunde. Wer ist dieser seltsame, sich verdächtig höflich, rücksichtsvoll, fast schon devot verhaltende Mann mit den vielen Hunden?

Im Verhörzimmer beginnt Douglas die Geschichte seines Lebens zu erzählen.

Es ist die Geschichte eines Mannes, der mit Hunden besser zurecht kommt als mit Menschen. Sie sind seine Freunde. Sie helfen ihm, wenn er angegriffen wird. Und er sagt ihnen, wen sie angreifen und wen sie beschützen sollen.

Dogman“ ist primär eine Charakterstudie. Wie in einem Porträt werden die wichtigen Stationen aus Dougs Leben behandelt. Besson wechselt dabei immer wieder zwischen dem Gespräch bei der Polizei, in dem Doug freimütig die Geschichte seines Lebens erzählt und dies illustrierenden Rückblenden. Er erzählt ein Leben, das über weite Strecken ein Leben voller Demütigungen, seltener Triumphe, Verbrechen und einer tiefen Freundschaft zu Hunden ist. Sie helfen ihm immer wieder, halten ihn am Leben und werden von ihm trainiert. Beispielsweise um perfekt koordinierte Einbrüche zu begehen.

Die Hunde – es wurde mit echten Hunden gedreht – sind erschreckend ‚menschlich‘. Nicht in einer platten Vermenschlichung, wie wir sie aus Dokumentarfilmen kennen, sondern, wie bei einem Pantomimen. Ihre Bewegungen, die Haltung ihres Kopfes und wie sie die Menschen beobachten, sagen alles. Ohne ein Wort zu sagen.

Die sich aus der Ausgangsfrage entwickelnde Story ist ein düsteres und auch brutales Noir-Märchen. Es ist eine krude Pulp-Geschichte, in der die Figuren, außer Doug (Caleb Landry Jones; grandios!), ziemlich eindimensionale Abziehbilder sind. So ist Clemens Schick als Dougs Vater in einem seltsam ortlosen Fünfziger-Jahre-Hillbilly-Amerika vor allem und nur ein die Familie und Doug quälender Tyrann.

Aber das ist nur ein kleiner Einwand gegen ein Noir-Märchen, das vor allem mit seinen Bildern, dem Schnitt, dem Hauptdarsteller und den Hunden überzeugt.

Dogman“ ist endlich wieder KINO von dem Mann, der mit „Der letzte Kampf“ (sein hier fast unbekanntes Debüt), „Subway“, „Im Rausch der Tiefe“, „Nikita“, „Léon – Der Profi“, „Das fünfte Element“ und „Johanna von Orleans“ (gut, der ist schwächer, aber auch er hat eine überwältigende Vision) in den achtziger und neunziger Jahren einen bemerkenswerten Film (um hier nicht „Klassiker“ zu sagen) nach dem nächsten inszenierte.

Nach „Dogman“ bin ich endlich wieder gespannt auf seinen nächsten Film.

Dogman (Dogman, Frankreich/USA 2023)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson

mit Caleb Landry Jones, Jojo T. Gibbs, Christopher Denham, Grace Palma, Clemens Schick, John Charles Aguilar, Marisa Berenson, Lincoln Powell, Alexander Settineri

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

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Rotten Tomatoes über „Dogman“

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Meine Besprechung von Luc Bessons „Léon – Der Profi“ (Léon, Frankreich 1994)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Anna“ (Anna, Frankreich 2019)

Luc Besson in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 18. April: Léon – Der Profi

April 17, 2023

Nitro, 20.15

Léon – Der Profi (Léon, Frankreich 1994)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson

Léon ist ein zurückgezogen lebender Profikiller. Das ändert sich, als der durchgeknallte, sadistische Cop Stansfield die Nachbarfamilie ermordet. Nur die zwölfjährige Mathilda überlebt das Massaker. Sie versteckt sich bei Léon – und will, um sich an Stansfield zu rächen, von ihm zur Killerin gemacht werden.

Ein amoralisches Noir-Märchen, das dann doch einer höheren Moral gehorcht, Réno, Portman und Oldman treten in heute für sie immer noch ikonischen Rollen auf. Besson war damals auf dem Höhepunkt seines Könnens. Kino pur.

Wahrscheinlich zeigt Nitro eine stark gekürzte Fassung des FSK-16-Films.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jean Réno, Gary Oldman, Natalie Portman, Danny Aiello, Peter Appel, Michael Badalucco, Ellen Greene

Hinweise

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Rotten Tomatoes über „Léon – Der Profi“

Wikipedia über „Léon – Der Profi“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Léon – Der Profi“

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Anna“ (Anna, Frankreich 2019)

Luc Besson in der Kriminalakte


(Wieder) Neu im Kino/Filmkritik: „Léon – der Profi“, 4K restauriert und immer noch frisch

September 29, 2019

Léon – Der Profi“ ist einer von Luc Bessons großen Filmen. Einer der Filme, neben „Subway“, „Im Rausch der Tiefe“ (seinen etwas unbekannteren früheren Filme), „Nikita“ und „Das fünfte Element“, die seinen Ruf als visionärer und sehr stilbewusster Regisseur begründen. Sein aktuelles Spätwerk beschränkt sich auf läppische Wiederholungen alter Erfolge. Da ist die nur am Montag, den 30. September, im Kino laufende (jaja, bei Erfolg gibt es weitere Vorführungen) in 4K restaurierte Fassung des Director’s Cut von „Léon – Der Profi“ eine willkommene Gelegenheit, sich den Film von 1994 wieder auf der großen Leinwand anzusehen. Und, ehe wir zum Film kommen: das Bild sieht fantastisch aus.

Die Geschichte dürfte bekannt sein: Léon (Jean Reno) ist ein Mafia-Profikiller, der zurückgezogen in einem New Yorker Mietshaus lebt. Als ein Nachbar, der in Rauschgiftgeschäfte verwickelt ist, und seine Familie von Norman Stansfield (Gary Oldman) und seinen DEA-Kollegen niedergemetzelt werden, muss Léon sich entscheiden, ob er die zwölfjährige Nachbarstochter Mathilda Lando (Natalie Portman) in seine Wohnung lässt. Er tut es.

Zwischen dem neunmalklugen Kind, das ihren kleinen Bruder rächen will, und dem Killer, der mental noch ein Kind ist, entwickelt sich eine Vater-Kind-Beziehung mit sexuellen Untertönen. Dieser pädophile Unterton störte mich damals im Kino nicht. Rückblickend würde ich sagen, dass ich ihn überhaupt nicht als irgendwie problematisch wahrnahm. Außerdem ist Léon ein Mann, der mit seinem kindlichen Gemüt und seinen nicht passenden Kleidern an einen traurigen Clown erinnert. Rückblickend sahen es damals auch die meisten Kritiken so. Es wurde vor problematisiert, dass ein Mann, ohne moralische Skrupel, ein Kind zu einer Killerin ausbildet, sie gemeinsam Morde begehen und der Film das als cool zeigt. Mathilda wird zu einem richtigen ‚Hit-Girl‘. Währenddessen sucht der korrupte und hoffnungslos durchgeknallte Drogenpolizist Stansfield sie.

Die finale Konfrontation zwischen ihnen ist, mit ihrer schonungslosen Gewalt und den vielen Toten, heute immer noch atemberaubend.

Im zwanzig Minuten längeren Director’s Cut, der jetzt wieder im Kino läuft, wird die Beziehung zwischen Léon und Mathilda ausführlicher gezeigt. Diese Fassung lief auch 1996 in den deutschen Kinos.

Léon – Der Profi“ ist ein amoralisches Noir-Märchen, das dann doch einer höheren Moral gehorcht, Réno, Portman und Oldman treten in heute für sie immer noch ikonischen Rollen auf. Und Besson war damals auf dem Höhepunkt seines Könnens, der in jeder Minute Kino macht.

Léon – Der Profi“ ist daher definitiv ein Wiedersehen auf der großen Leinwand wert.

Für den 24. Oktober hat Studiocanal, mit viel Bonusmaterial, die DVD-, Blu-ray- und 4KUHD-Veröffentlichung angekündigt.

Léon – Der Profi (Léon, Frankreich 1994)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson

mit Jean Réno, Gary Oldman, Natalie Portman, Danny Aiello, Peter Appel, Michael Badalucco, Ellen Greene

Länge: 127 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „Léon – Der Profi“

AlloCiné über „Léon – Der Profi“

Metacritic über „Léon – Der Profi“

Rotten Tomatoes über „Léon – Der Profi“

Wikipedia über „Léon – Der Profi“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Anna“ (Anna, Frankreich 2019)

Luc Besson in der Kriminalakte

 


Neu im Kino/Filmkritik: Luc Besson schickt „Anna“ auf die „Nikita“-Tour

Juli 18, 2019

Im Gegensatz zu den diese Woche ebenfalls startenden Filmen „Der König der Löwen“ und „Child’s Play“ ist „Anna“ kein Remake und auch kein Reboot. Trotzdem ist Luc Bessons neuester Film ein ziemlich liebloses und konfuses Aufwärmen seiner größten Hits.

Im Mittelpunkt des an Action erstaunlich armen Action-Thrillers steht Anna Poliatova (Sasha Luss). Nach Frankreich kommt sie 1990 als Fotomodell. In Wirklichkeit ist sie eine vom KGB ausgebildete und für fünf Jahre verpflichtete Killerin. Während sie emotionslos ihre Aufträge erledigt und eine Affäre mit ihrem Ausbilder Alex Tchenkov (Luke Evans) hat, wird der CIA-Agent Lenny Miller (Cillian Murphy) auf sie aufmerksam. Er versucht sie auf seine Seite zu ziehen.

Und Anna möchte so schnell wie möglich aussteigen. Denn je länger sie als Killerin in chaotische Situationen stolpert – ihr Abschlussprüfung besteht aus dem Mord an einem Oligarchen in einem gut besuchten Nobelrestaurant, das danach eine umfassende Grundsanierung benötigt -, umso mehr schwinden ihre Überlebenschancen.

Man muss wirklich kein Cineast sein, um „Anna“ als inoffizielles Remake von Luc Bessons Klassiker „Nikita“ (1990) zu erkennen. Bei seinen Filmen „Leon – Der Profi“ (1994) und „Lucy“ (2014), das man als Re-Imagination von „Nikita“ sehen kann, bediente er sich ebenfalls. Um nur die Selbstzitate zu erwähnen. Aus diesen Versatzstücken macht Luc Besson allerdings kein visionäres oder aufregendes Kino.

Anna“ ist ein aufgewärmter Agententhriller, der aus keinem ersichtlichen Grund 1990 spielt. Die damaligen weltpolitischen Umbrüche haben für die Filmgeschichte keine Bedeutung.

Die Ausstattung ist beeindruckend anachronistisch. Ständig sind Laptops, Handys, Überwachungskameras, samt dazugehöriger Technik, ein Rollkoffer und ein USB-Stick im Bild. Dass es diese Gegenstände damals nicht oder nicht in der Menge gab, kümmert die Macher nicht. Sie sollen nur ein diffuses Retro-Gefühl heraufbeschwören. Und sie zeigen in jeder Minute, wie wenig Besson sich dieses Mal um Details kümmerte und eine in sich schlüssige und stimmige Welt beschreiben wollte.

Während Besson seine anderen Filme chronologisch erzählte, gibt es in „Anna“ alle paar Minuten eine erklärende Rückblende. So erfahren wir erst nach Annas erstem Mord im Westen, dass sie kein naives Fotomodell, sondern eine eiskalte Killerin ist. Anschließend gibt es eine Rückblende, in der wir erfahren, wie Anna von Alex nach einem fehlgeschlagenen Raub für das KGB-Killerprogramm rekrutiert wird. Die nächste Rückblende gibt es kurz darauf. Dieses Stilmittel kann, sparsam benutzt, für eine überraschende Enthüllung sorgen. Wenn es zu oft angewandt wird, ist es in einem Mainstream-Film schnell nur noch eine nervige, die Handlung bremsende Marotte.

Auf Action verzichtet Besson fast vollkommen. Es gibt nur wenige Actionszenen und diese sind ziemlich lahm. Egal ob man den aktuellen „John Wick“/“Atomic Blonde“-Standard anlegt oder Bessons frühere Filme heranzieht.

Die Hauptrolle besetzte Besson mit Sasha Luss. Er lernte das Model bei seinen Dreharbeiten für sein überflüssiges, sehr teures und an der Kasse geflopptes „Das fünfte Element“-Remake „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ kennen. Da fiel sie in dem bunten Stil-über-Substanz-Kindergeburtstag nicht weiter auf. Als Hauptdarstellerin ist sie eine Fehlbesetzung, die außer ihrem Aussehen nichts zum Film beitragen kann.

Luke Evans, Cillian Murphy und Helen Mirren, die ihre trutschige Rolle als böse Ausbilderin von Anna sichtlich genießt, holen dagegen aus ihren Klischeerollen das meiste heraus. Im Rahmen des gesamten Films ist das ein aussichtsloser Kampf gegen Windmühlen.

Anna (Anna, Frankreich 2019)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson

mit Sasha Luss, Helen Mirren, Luke Evans, Cillian Murphy, Lera Abova, Alexander Petrov, Nikita Pavlenko

Länge: 119 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

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Moviepilot über „Anna“

AlloCiné über „Anna“

Metacritic über „Anna“

Rotten Tomatoes über „Anna“

Wikipedia über „Anna“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Luc Besson in der Kriminalakte

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Renegades – Mission of Honor“ ist diese Schatzsuche

Juni 28, 2018

Renegades – Mission of Honor“ ist der mehr oder weniger neue Film aus Luc Bessons Filmfabrik und, wie man es von ihm gewohnt ist, hat er am Drehbuch mitgeschrieben. Die Regie übernahm dieses Mal „Storm Hunters“- und „Final Destination 5“-Regisseur Steven Quale. Die Geschichte ist, wie man es von Besson gewohnt ist, eine sattsam bekannte Geschichte, die er mit viel Action und Humor einfach noch einmal präsentiert und sich dabei nicht sonderlich um Originalität und Plausibilität bemüht. Denn sonst müsste man in diesem Fall überlegen, warum die Nazis 1944 einen Goldschatz und wertvolle Gemälde aus Deutschland nach Jugoslawien befördern. Die Fahrt der Deutschen endet in einem Dorf in der Nähe von Sarajewo. Dort wird der Staudamm gesprengt und das Dorf befindet sich fortan auf dem Grund eines Sees. Die Goldbarren ebenso.

1995 werden fünf Navy Seals nach einem in Sarajewo etwas aus dem Ruder gelaufenem Einsatz vom Dienst suspendiert. Anstatt ihren Auftrag still und heimlich zu erledigen, verballerten sie etliche Magazine und zerstörten mit einem geklauten Panzer, den sie auch als U-Boot benutzten, die kriegsversehrte Stadt weiter.

Während ihrer freien Tage erzählt ihnen die Einheimische Lara von dem Schatz, der seit einem halben Jahrhundert auf dem Boden des Sees liegt und der beim Wiederaufbau des Landes eine entscheidende Rolle spielen könnte.

Die Navy-Seals Matt, Stanton, Ben, Jackson und Duffy wollen ihr helfen und anschließend die Beute fifty-fifty teilen.

Das ist ein Unterschied zu den bekannten Vorbildern von „Renegades – Mission of Honor“. In „Stoßtrupp Gold“ (Kelly’s Heroes, USA 1970) und „Die Glorreichen“ (Les Morfalous, Frankreich/Tunesien 1983) wollten die Soldaten die Goldbarren für sich. Ein weiterer Unterschied ist, dass diese prominent besetzten Filme vom Anfang bis zum Ende Action und Humor haben. „Renegades – Mission of Honor“ hat Action nur am Anfang und danach in homöopathischen Dosen. Humor ist ebenfalls dünn gesät. Da helfen auch nicht die wenigen, kurzen Auftritte von J. K. Simmons als cholerischen Vorgesetzten mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Er poltert zunächst pflichtgemäß und lobt seine Jungs anschließend. Immerhin stimmt das Ergebnis des Einsatzes.

Renegades – Mission of Honor“ ist nicht das versprochene wirklichkeitsferne Actionfeuerwerk, sondern ein ziemlicher Langweiler, der nie auch nur versucht, sein Potential auszuschöpfen.

Da war „Das A-Team“ unterhaltsamer.

Gedreht wurde „Renegades – Mission of Honor“ bereits im Frühjahr 2015 im Studio Babelsberg, Belgien, Malta und Kroatien und danach mehrmals angekündigt. Letztendlich hatte der Film am 31. August 2017 in Taiwan seine Premiere. In Frankreich soll er am 29. August starten.

Renegades – Mission of Honor (Renegades, Frankreich/Deutschland 2017)

Regie: Steven Quale

Drehbuch: Richard Wenk, Luc Besson

mit J. K. Simmons, Sullivan Stapleton, Clemens Schick, Sylvia Hoeks, Charlie Bewley, Joshua Henry, Diarmaid Murtagh, Dimitri Leonidas, Ewen Bremner

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Moviepilot über „Renegades“

Metacritic über „Renegades“

Rotten Tomatoes über „Renegades“

Wikipedia über „Renegades“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Quales „Storm Hunters“ (Into the Storm, USA 2014)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Über Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ und die Vorlage

Juli 20, 2017

Nach der Pressevorführung fragte ich mich: „Wer soll sich den Film ansehen?“

Dabei ist Luc Bessons neuer Film „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ nicht unbedingt schlecht. Er ist in jeder Sekunde und in jeder Perspektive vergnüglicher als ein „Transformers“-Film und die sind ja alle Blockbuster.

Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ hat allerdings das „John Carter zwischen zwei Welten“-Problem. Zu jedem Bild und jeder Szene fallen einem schnell viele andere und oft auch bessere Filme ein. Bei „John Carter“ ist es „Flash Gordon“ und „Krieg der Sterne“, obwohl diese Filme sich bei Edgar Rice Burroughs‘ John-Carter-Geschichten bedienten. Bei „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ ist es vor allem Bessons „Das fünfte Element“.

In dem Science-Fiction-Film hat Luc Besson vor zwanzig Jahren die „Valerian & Laureline“-Comics von Zeichner Jean-Claude Mézière und Autor Pierre Christin eigentlich schon verfilmt.

Mèzières war damals einer der Designer des Films. Jean ‚Moebius‘ Giraud, ein weiterer legendärer französischer Comiczeichner, war ebenfalls in das Filmdesign involviert. Letztendlich bestimmten sie den Look des Films.

In seinem neuesten Film kehrt Luc Besson jetzt, in einer fast schon aseptischen Version, in genau diese surreale Anything-goes-Welt zurück.

Valerian (Dane DeHaan), ein notorischer Schwerenöter, und Laureline (Cara Delevigne), seine ehrgeizig-strebsame Kollegin, sind im Jahr 2740 Regierungsagenten. Auf dem Wüstenplaneten Kirian, einem riesigen Einkaufsparadies (wenn man seine Spezialbrille aufsetzt), sollen sie einen illegalen Handel unterbinden und dabei den letzten lebenden Transmutator vom Planeten Mül beschaffen.

Nach dieser, in mehreren Dimensionen, etwas aus dem Ruder gelaufenen Aktion sollen sie auf der intergalaktischen Raumstation Alpha Commander Arun Filitt (Clive Owen) beschützen. Die Raumstation ist die titelgebende Stadt der tausend Planeten: ein Zusammenschluss von Welten im Weltraum, an der über Jahrhunderte immer mehr Welten andockten, bis sie zu einem unüberschaubarem Labyrinth unzähliger Welten und Geschöpfe wurde. In ihrem Comic sagen Mézière und Christin über die Stadt „dieser Name steht für tausend verschiedene Formen von tausend verschiedenen Welten, eine künstliche Konstruktion mit unzähligen Raumschiffhäfen, ein Organismus, in dem sich die unglaubliche Vielfalt des Universums konzentriert.“

Die Station ist eine Art Disney-World im Weltraum, das einem den Besuch vieler Kulturen bei minimaler Reisezeit ermöglicht.

Im Zentrum von Alpha gibt es in der Red Zone ein die Stadt bedrohendes, sich stetig vergrößerndes Problem unbekannten Ausmaßes. Alle Soldaten, die dorthin geschickt wurden verschwanden.

Und dann wird Commander Filitt entführt.

Valerian und Laureline versuchen den Commander zu retten und hinter das Geheimnis der Red Zone zu kommen.

Luc Besson schickt die beiden Agenten auf eine ebenso abenteuerliche, wie abstruse Reise durch die gesamte Raumstation, die fröhlich auf Logik und Sinn pfeift. Wie schon in „Das fünfte Element“ zählt nur der Moment und die vielen verschiedenen außerirdischen Rassen mit ihren teils außergewöhnlichen und verblüffenden Fähigkeiten.

Das sieht natürlich gut aus. Aber nie so gut, wie man es inzwischen aus US-amerikanischen Filmen, vor allem natürlich den „Guardians of the Galaxy“-Filmen, kennt. Angesichts des Budgets von 200 Millionen Euro sehen die Effekte sogar immer wieder erstaunlich schlecht aus. Gleichzeitig vermisst man, wenn Valerian und Laureline sich mit Außerirdischen unterhalten oder kämpfen, schmerzlich die Vergangenheit, als Außerirdische nicht am Computer entworfen wurden. In „Das fünfte Element“ oder, um eine weitere Inspiration für Bessons neuen Film zu nennen, „Barbarella“ gab es dafür Kostüme und Masken. „Barbarella“ ist ein französisch-italienischer Science-Fiction-Film. Roger Vadim inszenierte 1967 die Jean-Claude-Forest-Comicverfilmung mit seiner damaligen Frau Jane Fonda als Barbarella inszenierte. Damals agierten Schauspieler mit anderen Schauspielern. In „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ agieren Schauspieler mit Pixeln.

Ein anderes Problem des Films ist, dass er auf einem gut fünfzig Jahre altem Comic basiert und der Geist der späten sechziger und siebziger Jahre immer zu spüren ist. Nur ist das, was damals revolutionär war, heute altbacken. Major Valerian muss zu sehr überkommene Macho-Attitüden pflegen. Sergeant Laureline zu sehr die hilfsbedürftige Damsel-in-Distress sein, die über einen Heiratsantrag ihres Vorgesetzten nachdenken muss.

Dane DeHaan und Cara Delevingne wirken in diesen Momenten nie wie ein sich kabbelndes Liebespaar, sondern bestenfalls wie Teenager, die unerschrockene Agenten und ein Liebespaar mimen sollen und dabei kopflos durch die einzelnen Szenen stolpern. Beiden gelingt es nie, ihren, zugegeben, eindimensionalen Charakteren eine größere Tiefe zu verleihen.

Für Besson, der als Zehnjähriger die „Valerian & Laureline“-Comics verschlang, war „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ seit Jahrzehnten ein Wunschprojekt, das er erst jetzt verwirklichen konnte, weil, so Besson, erst jetzt die Tricktechnik die Comicbilder auf der Leinwand kreieren kann. Dummerweise ist heute die Zeit für genau dieses Projekt um. Weil Besson die „Valerian & Laureline“-Comics mit „Das fünfte Element“ de facto schon verfilmte. Weil die Welt des Comics heute zur Vergangenheit gehört und er sie nicht für die Gegenwart aktualisieren wollte. Weil die von Mèzières und Moebius in ihren Comics entworfenen surrealen Welten heute popkulturelles Allgemeingut sind. Weil ihre Bilder auch in den „Krieg der Sterne“-Filme verarbeitet wurden; allerdings deutlich ernster. Von Valerian und Laureline ist es nur ein kleiner Schritt zu Luke Skywalker und Prinzessin Leia und Commander Filitts Leibwächter scheinen direkt einem „Krieg der Sterne“-Film entsprungen zu sein.

Weil, und das ist der wichtigste Grund, Marvel mit seinen beiden „Guardians of the Galaxy“-Filmen die besseren Science-Fiction-Abenteuer drehte. In denen gibt es auch sexuelle Beziehungen zwischen Menschen und Außerirdischen und die Sache mit der Heirat ist sekundär. Wahrscheinlich weil es im Guardians-Kosmos kein Standesamt gibt.

Valerian – Die Stadt der tausend Planeten (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson

mit Dane DeHaan, Cara Delevigne, Clive Owen, Rihanna, Herbie Hancock, Ethan Hawke, Kris Wu, Sam Spruell, Rutger Hauer, Xavier Giannoli, Louis Leterrier, Eric Rochant, Benoît Jacquot, Olivier Megaton, Mathieu Kassovitz (yep, einige Regiekollegen), John Goodman (nur Stimme, im Original)

Länge: 138 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

alternativer Titel/Schreibweise: „Valerian und die Stadt der tausend Planeten“

Die Vorlage

Zum Kinostart veröffentlichte der Carlsen Verlag eine Filmausgabe von „Valerian & Laureline“, die die beiden Comics „Im Reich der tausend Planeten“ (Band 2) und „Botschafter der Schatten“ (Band 6) enthält. In „Im Reich der tausend Planeten“ sollen die beiden Agenten des Raum-Zeit-Service den Planeten Syrtis und die dortige, von der Erde nicht beeinflusste Zivilisation erkunden. Dummerweise werden sie schnell entdeckt und ein haarsträubendes Abenteuer beginnt.

Botschafter der Schatten“ spielt in Central City (im Film Alpha). Sie müssen den Botschafter, der den Vorsitz des Rates von Central City übernehmen soll und ein Imperialist vom alten Schlag ist, bewachen. Noch bevor er sein Amt antreten kann, wird er entführt. Valerian und Laureline suchen ihn – und wir entdecken etliche Wesen, die auch in Bessons Film mitspielen.

Diese beiden unterhaltsamen Comics sind die Vorlage für Luc Bessons Film. Allerdings hat Besson nur einige Bilder, Motive, Handlungsbruchstücke und viele Figuren übernommen, die er nach Belieben veränderte oder in einen neuen Kontext stellte. Man erkennt zwar die Verbindung zwischen der Vorlage und dem Film, aber die Filmgeschichte ist vollkommen anders.

In Frankreich erschienen seit 1967 23 Alben mit den beiden Agenten des „Raum-Zeit-Service“. Die deutschen Ausgaben sind bei Carlsen erhältlich, wo aus Laureline aus unbekannten Gründen Veronique wurde.

Jean-Claude Mézière/Pierre Christin: Valerian & Laureline – Filmausgabe

(übersetzt von Marianne Knolle und Brigitte Westermeier)

Carlsen Comic, 2017

96 Seiten

9,99 Euro

enthält

Im Reich der tausend Planeten

L’Empire des Mille Planètes

Dargaud, 1971

Botschafter der Schatten

L’Ambassadeur des Ombres

Dargaud, 1975

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Französische Homepage zum Film

Moviepilot über „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“

Metacritic über „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“

Rotten Tomatoes über „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“

Wikipedia über „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (deutsch, englisch, französisch) und die „Valerian & Laureline“-Comics (deutsch, englisch, französisch)

Carlsen über „Valerian & Laureline“ (bzw., in Deutschland „Valerian & Veronique“)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Luc Besson in der Kriminalakte

DP/30 hat sich mit Luc Besson über den Film unterhalten. Hier schon einmal ein Ausschnitt aus dem Gespräch

Bis dahin könnt ihr euch das Gespräch von DP/30 mit Luc Besson über seinen Film „Lucy“ ansehen

Nachtrag 22. Juli: jetzt ist das vollständige DP/30-Gespräch mit Luc Besson online


TV-Tipp für den 28. September: Das fünfte Element

September 27, 2016

EinsPlus, 20.15
Das fünfte Element (Frankreich 1997, Regie: Luc Besson)
Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen (nach einer Geschichte von Luc Besson)
Zukunft, Erde: Taxifahrer Korben Dallas (Bruce Willis), der noch nicht einmal sein Leben auf die Reihe bekommt, muss mal eben das Universum retten und besucht dafür auch einige ferne Planeten in weit entfernten Galaxien. Aliens und andere seltsame Wesen gibt es auch. Action und Spaß sowieso.
Quietschbuntes, vollkommen durchgeknalltes Science-Fiction-Abenteuer, das den Fans der „Guardians of the Galaxy“ gefallen dürfte.
Hier hat Luc Besson, nach „Subway“, „Nikita“, „Leon – Der Profi“, noch einmal gezeigt, was er kann: „ein Fest für die Augen“ (Annette Kilzer, Herausgeberin: Bruce Willis)
mit Bruce Willis, Gary Oldman, Ian Holm, Milla Jovovich, Chris Tucker, Luke Perry, Brion James, Lee Evans, Tricky, Mathieu Kassovitz
Hinweise
Rotten Tomatoes über „Das fünfte Element“
Wikipedia über „Das fünfte Element“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Luc Besson in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „The Transporter Refueled“ – neuer Fahrer, sonst alles gleich

September 3, 2015

Beginnen wir mit den guten Punkten: Camille Delamarres zweiter Spielfilm „The Transporter Refueled“ ist besser als sein Debüt „Brick Mansions“, was jetzt nicht unbedingt eine Kunst ist. Die Actionszenen, hauptsächlich Nahkämpfe mit bloßen Händen und herumliegenden Gegenständen und Autoverfolgungsjagden, sind konventioneller gefilmt als man es zuletzt aus den Luc-Besson-Produktionen, wie „Taken 3“ und „The Gunman“, kannte. Man kann ihnen besser folgen und bei den Autocrashs sieht man wirklich, wie die Autos (Polizeiautos scheinen besonders gerne Unfälle zu bauen) schrottplatzreif demoliert werden. Der Film ist auch, wegen des Humors, angenehm kurzweilig geraten. Wirklich niemand der Beteiligten scheint die Geschichte sonderlich ernst genommen zu haben.
Aber, wieder einmal, ist das aus der Luc-Besson-Fabrik kommende Drehbuch erschreckend schlampig zusammengestoppelt. Im wesentlichen geht es um eine Gruppe gutaussehender Ex-Prostituierter, die sich an einem osteuropäischem Gangsterboss und Zuhälter und seinen Vertrauten rächen wollen. Für einige ihrer Aktionen brauchen sie einen Fahrer und da engagieren sie Frank Martin (Ed Skrein in der Rolle, mit der Jason Statham bekannt wurde), der für seine Pünktlichkeit, seine gepflegte Kleidung und seine Regeln bekannt ist. Deshalb macht er auch gleich bei seinem ersten Auftrag für die schöne Auftraggeberin Stress. Denn die beiden Pakete, die er abholen soll (und, so eine seiner Regeln, deren Aussehen und Inhalt ihm egal sind), sind keine Koffer, sondern zwei schöne Blondinen, die Zwillingsschwestern seiner Auftraggeberin sein könnten. Und die will er zunächst nicht transportieren. Er tut es dann doch und er hilft ihnen, etwas später und gegen jede seiner Regeln, sogar im Kampf gegen den Bösewicht. Dass sie seinen Vater (Ray Stevenson) entführt haben, ist zwar eine nette Drehbuchidee, die man schnell fallen lässt. Denn der Vater, ein Schwerenöter vor dem Herrn und Ex-Geheimagent (mit Einsätzen an allen Brennpunkten der vergangenen Jahrzehnte), genießt die Gesellschaft der Damen zu sehr, um auch nur eine Sekunde seine Geiselnahme glaubhaft erscheinen zu lassen.
Diese Geschichte dient natürlich nur dazu, die Damen und Südfrankreich fotogen ins Bild zu setzen und einen roten Faden für die Actionszenen zu liefern. Aber auch hier zeigt sich immer wieder, dass die Macher nicht eine Sekunde über die innere Logik der Geschichte und ihrer Figuren nachgedacht haben.
So gibt es eine große Actionszene, die damit beginnt, dass unser Held sich in einem Hinterzimmer mit einigen übergewichtigen Hausmeistern kloppt. Plötzlich geht der Kampf in einem Gang mit Aktenschränken weiter. Martin benutzt die Schubladen, um seine Gegner zu besiegen. Dann sind wir plötzlich wieder in dem Hinterzimmer und Martin kloppt sich immer noch oder schon wieder mit den Hausmeistern. Warum er wieder in dem Zimmer ist und warum er so lange braucht, um sie zu besiegen: keine Ahnung. Aber es kommt noch besser. Kurz darauf besteigt Martin in einer Garage sein Auto. Seine Mitpassagiere, drei gutaussehende Frauen, sitzen schon ungeduldig wartend drin. Da tauchen etliche schlechtgelaunte Türsteher-Typen auf, die ihre Flucht verhindern wollen. Martin lässt sein Auto langsam auf die Ausfahrt zurollen, steigt aus und schlägt die durchtrainierten Handlanger mit ein, zwei schnellen Schlägen zu Boden, während auch der gutwilligste Zuschauer sich fragt, warum er das nicht auch einige Minuten früher, bei den wesentlichen untrainierteren Männern gemacht hat.
Ein weiteres großes Problem des Films ist, dass die Macher mit „The Transporter Refueled“ an die drei Jason-Statham-“Transporter“-Spielfilme, die auch die Vorlage für eine kurzlebige TV-Serie (mit Chris Vance als Transporter) waren, anknüpfen wollen. So gibt es etliche Szenen (zum Beispiel: der Transporter verkloppt in einer Tiefgarage eine Gruppe Bösewichter, die um sein Auto herumlungern), die Figur und sein Regelwerk (das hier penetrant zitiert wird), die direkt aus „The Transporter“ übenommen wurden und die in „The Transporter Refueled“ vor allem stören. Sie hätten besser einen neuen Charakter – einen Ex-Soldaten, der jetzt an der Côte d’Azur lebt und halbseidene Geschäfte macht – erfunden und ihn in ein neues Abenteuer geschickt. Ein Abenteuer, bei dem das Drehbuch vorher einem Plausibiltätstest unterzogen wird und bei dem man die Jahreszahlen angepasst hätte. Denn es gibt keinen Grund, warum die Filmgeschichte nicht in der Gegenwart, sondern 2010 spielt.

P. S.: Läuft auch einige Tage im CineStar IMAX im Sony Center (Potsdamer Straße 4, 10785 Berlin) und im Filmpalast am ZKM IMAX in Karlsruhe (Brauerstraße 40, 76135 Karlsruhe) in der deutschen und der englischen Fassung auf der supergroßen IMAX-Leinwand, die dem Film mehr Größe verleiht.

The Transporter Refueled - Plakat

The Transporter Refueled (The Transporter Refueled, Frankreich 2015)
Regie: Camille Delamarre
Drehbuch: Bill Collage, Adam Cooper, Luc Besson
mit Ed Skrein, Loan Chabanol, Ray Stevenson, Anatole Taubman, Lenn Kudrjawizki, Tatiana Pajkovic, Radivoje Bukvic
Länge: 97 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
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Deutsche Facebook-Seite zum Film
Film-Zeit über „The Transporter Refueled“
Moviepilot über „The Transporter Refueled“
Metacritic über „The Transporter Refueled“
Rotten Tomatoes über „The Transporter Refueled“
Wikipedia über „The Transporter Refueled“

Meine Besprechung von Camille Delamarres „Brick Mansions“ (Brick Mansions, Frankreich/Kanada 2014)


TV-Tipp für den 19. März: 96 Hours

März 19, 2015

Vox, 22.35
96 Hours (Taken, Frankreich 2008)
Regie: Pierre Morel
Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen
Ein überraschend gelungener Actionkracher aus der Fabrik von Luc Besson. Dieses Mal jettet ein Ex-CIA-Spezialagent nach Paris. Er will seine Tochter aus den Klauen von einigen widerwärtigen Entführern retten und nimmt dabei wenig Rücksicht auf die körperliche Unversehrtheit der Bösewichte.
Liam Neeson, bis dahin vor allem als seriöser Schauspieler bekannt, wollte auch mal einen richtigen Actionfilm drehen. Aber dann war der Film so erfolgreich, dass er sich mit „96 Hours“ als Actionstar neu erfand. Seitdem spielt er vor allem in mehr oder weniger gelungenen Thrillern mit. Die beiden Fortsetzungen von „96 Hours“ zählen zu den weniger gelungenen.
Mit Liam Neeson, Maggie Grace, Famke Janssen, Leland Orser, Jon Gries, Xander Berkeley
Wiederholung: Freitag, 20. März, 02.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Französische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „96 Hours“

Rotten Tomatoes über „96 Hours“

Wikipedia über „96 Hours“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Olivier Megatons „96 Hours – Taken 2“ (Taken 2, Frankreich 2012)

Meine Besprechung von Olivier Megatons „96 Hours – Taken 3“ (Taken 3, Frankreich 2014)

Und es gibt schon einen Teaser-Trailer für „Taken 4“, der irgendwie die gesamte Handlung verrät


Neu im Kino/FIlmkritik: „96 Hours – Taken 3“, jetzt wird es wirklich persönlich

Januar 8, 2015

Nachdem „Taken“, der bei uns „96 Hours“ hieß, ein Überraschungserfolg war, der Liam Neeson als Actionhelden etablierte, gab es natürlich „Taken 2“, der ebenfalls sehr erfolgreich lief und, trotz der Beteuerungen der Macher, dass es kein „Taken 3“ geben werde, gibt es jetzt „Taken 3“, weil man natürlich nicht wirklich gegen die nackten Zahlen argumentieren will. Denn an der Kinokasse war der Film sehr erfolgreich und für „Taken 3“ sehen die Prognosen ähnlich gut aus. Was natürlich nichts über die Qualität des Films sagt.
Jedenfalls ist das alte Team, vor und hinter der Kamera, wieder zusammen gekommen und dieses Mal wird auch wirklich eine andere Geschichte erzählt. Allerdings keine bessere als in „Taken 2“ oder in den zahllosen anderen Luc-Besson-Produktionen.
In „96 Hours – Taken 3“ wird Lenore Mills (Famke Janssen), die Ex-Frau von Bryan Mills (Liam Neeson), ermordet. In seinem Bett und, als hätten die Bösewichter sich nicht schon genug Mühe gegeben, ihn zum Täter zu machen, fasst der Ex-CIA-Agent mit den besonderen letalen Fähigkeiten die Tatwaffe, ein großes Messer, an. Sofort taucht die Polizei auf und nach einer Verfolgungsjagd über mehrere Hinterhöfe kann Mills durch die Kanalisation entkommen. Er wird jetzt den Mörder seiner Frau jagen, während er von der Polizei gejagt wird.
Das ist natürlich ein klassischer Krimiplot, der hier mit einer ordentlichen Portion Action aufgebrezelt wird. Es ist allerdings auch ein Plot, der wohl selten so lieblos und so unlogisch erzählt wurde. Das mündet in der Schlussszene, wenn Mills und Frank Dotzler (Forest Whitaker), der Polizist, der ihn verfolgte, zusammensitzen und Dotzler Mills sagt, dass er von Anfang an gewusst habe, dass er nicht der Mörder sei. Nur, warum hat er dann den ganzen Film damit verbracht, die halbe Polizei von Los Angeles hinter einem Unschuldigen hinterherlaufen zu lassen? Warum hat er nicht nach dem wirklichen Täter gesucht?
Immerhin haben wir bis dahin die Kameraden von Mills, die dieses Mal eine größere Rolle übernehmen dürfen, besser kennen gelernt.
Aber wegen des diffizilen Plots sieht sich niemand einen „Taken“-Film an. Schon im ersten „Taken“-Film war die Entführung von Mills‘ Tochter in Paris die Entschuldigung für ein brachiales Actionfeuerwerk der eher altmodischen Sorte, das genau deshalb gefiel. In „Taken 3“ enttäuschen die wenigen Actionszenen. Sie sind wieder einmal so zerschnipselt, dass letztendlich nichts wirklich erkennbar ist. Die ganzen Abläufe sind nur noch erahnbar und wenn dann auf einem Highway etliche Autos geschrottet werden, fragt man sich, warum das nicht wie früher gezeigt wird, als man sich an den Zerstörungsorgien erfreuen konnte. Jetzt ist man damit beschäftigt, den Ablauf zu rekonstruieren.
Da bleibt Olivier Megaton („Transporter 3“, „Columbiana“, „Taken 2“) sich treu. Viele Schnitte und Farbfilter – wie man es bei Michael Bay und den anderen Filmen der Besson-Fabrik kennt.
Und, auch wenn viel geballert wird, sterben, so mein Eindruck, in „96 Hours – Taken 3“ deutlich weniger Menschen als in den vorherigen „Taken“-Filmen. Was sicher daran liegt, wie wir spätestens seit „The Rock – Fels der Entscheidung“ wissen, dass ein guter Amerikaner keine Landsleute tötet. Jedenfalls keine Unschuldigen.
Letztendlich ist „96 Hours – Taken 3“ ein weiteres liebloses Produkt aus der Besson-Fabrik, das dieses Mal sogar den Humor des zweiten Teils vermissen lässt. Denn die Standortbestimmung mit Handgranaten tagsüber im Zentrum von Istanbul und die von Bryn Mills für seine fahrunerfahrene Tochter gegebene Fahrstunde, sie sie wie eine Rennfahrerin durch die Innenstadt brettern lässt, waren hirnverbrannt, dass sie schon wieder witzig waren.
Aber, auch wenn die Macher im Presseheft betonen, dass „Taken 3“ das Ende einer Trilogie sei, wird es, wenn die Kasse stimmt, einen vierten Teil geben. Dann ist es halt eine aus vier Teilen bestehende Trilogie. Mit Tochter und Enkeltochter gibt es am Ende von „Taken 3“ ja noch genug Familienmitglieder, die von Bösewichtern belästigt werden können. Zum Beispiel mexikanische Drogenkartellbabyhändler, die das Baby wegen irgendwelcher Organe oder eine extrem seltenen Blutgruppe entführen…

96 Hours - Taken 3 - Plakat

96 Hours – Taken 3 (Taken 3, Frankreich 2014)
Regie: Olivier Megaton
Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen
mit Liam Neeson, Forest Whitaker, Maggie Grace, Famke Janssen, Dougray Scott, Sam Spruell, Leland Orser
Länge: 109 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Film-Zeit über „96 Hours – Taken 3“
Moviepilot über „96 Hours – Taken 3“
Metacritic über „96 Hours – Taken 3“
Rotten Tomatoes über „96 Hours – Taken 3“
Wikipedia über „96 Hours – Taken 3“
Meine Besprechung von Olivier Megatons „96 Hours – Taken 2“ (Taken 2, Frankreich 2012)


TV-Tipp für den 17. September: Das fünfte Element

September 16, 2014

EinsPlus, 22.15
Das fünfte Element (Frankreich 1997, Regie: Luc Besson)
Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen (nach einer Geschichte von Luc Besson)
Zukunft, Erde: Taxifahrer Korben Dallas (Bruce Willis), der noch nicht einmal sein Leben auf die Reihe bekommt, muss mal eben das Universum retten und besucht dafür auch einige ferne Planeten in weit entfernten Galaxien. Aliens und andere seltsame Wesen gibt es auch. Action und Spaß sowieso.
Quietschbuntes, vollkommen durchgeknalltes Science-Fiction-Abenteuer, das den Fans der „Guardians of the Galaxy“ gefallen dürfte.
Hier hat Luc Besson, nach „Subway“, „Nikita“, „Leon – Der Profi“, noch einmal gezeigt, was er kann: „ein Fest für die Augen“ (Annette Kilzer, Herausgeberin: Bruce Willis)
mit Bruce Willis, Gary Oldman, Ian Holm, Milla Jovovich, Chris Tucker, Luke Perry, Brion James, Lee Evans, Tricky, Mathieu Kassovitz
Hinweise
Rotten Tomatoes über „Das fünfte Element“
Wikipedia über „Das fünfte Element“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Luc Besson in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Lucy“ terminiert alle

August 14, 2014

Endlich! Nach einigen eher vernachlässigbaren Ausflügen in andere Genres kehrt Luc Besson zum Actionfilm zurück. Mit einer Frau als Protagonistin. Das weckt sofort wohlige Erinnerungen an „Nikita“. Aber auch „Subway“, „Leon, der Profi“, „Das fünfte Element“ und „Johanna von Orleans“ sind nicht weit. Immerhin hatte Besson nie Probleme mit starken Frauen.

Aber beim Drehbuch, das er im Alleingang schrieb, beschränkte er sich auf die Qualität seiner Drehbücher der letzten Jahre, die normalerweise auf einen feuchten Bierdeckel passen.

Deshalb ist „Lucy“ mit Scarlett Johansson als Heldin im Terminator-Modus eine bestenfalls halbgare bis idiotische Angelegenheit. Nach dem flotten Anfang wird der Film nämlich ziemlich schnell ärgerlich unglaubwürdig und mündet in Paris in ein Finale, bei dem Besson wohl vollkommen die Lust an seiner Idee verloren hat. Stattdessen stellt er mit einer Scheißegal-Haltung die Plotlöcher, Unglaubwürdigkeiten und Unwahrscheinlichkeiten innerhalb der eh schon kruden Geschichte aus und hofft, dass die Zuschauer dank der gut inszenierten Action und der Anwesenheit von „The World’s Sexiest Body“ Scarlett Johansson aufhören nachzudenken. Nun, es funktioniert nach dem ersten Drittel nur bedingt und gegen Ende überhaupt nicht mehr.

Dabei ist die Ausgangsfrage „Was wäre, wenn du anstatt zehn Prozent deiner Gehirnkapazität hundert Prozent nutzen könntest?“ eine interessante Science-Fiction-Frage. Zuletzt vergrößerte Johnny Depp in dem interessant gescheiterten Science-Fiction-Film „Transcendence“ sein Gehirn, indem er es vor seinem Tod in einen Computer kopierte und größenwahnsinnige Machtphantasien entwickelte. Besson geht allerdings nicht den Weg des intellektuellen Science-Fiction-Films, sondern des Action-Thriller mit leichter Science-Fiction-Beilage.

Der Anfang von „Lucy“ ist furios. Bester Besson. Lucy steht mit ihrer halbseidenen Urlaubsbekanntschaft vor einem Nobelhotel in Taipeh. Er versucht sie zu überzeugen, dass sie für ihn einen Koffer im Hotel abgeben soll. Während des Gesprächs sehen wir kurze Rückblenden zu gemeinsamen Partynächten und kommentierende Bilder aus dem Tierreich. Die Bilder sind Lucys Gedanken zu dem Spruch ihres Freundes, dass ihr nichts geschehen werde: eine Meute Raubtiere, die sich ihrer Beute nähern. Und die nette Lucy sieht sich nicht als das Raubtier.

Nachdem ihr Freund sie an den Aktenkoffer kettet, tut sie es doch. Als sie in der Lobby steht, wird ihr Freund erschossen. Sie wird von einer Gruppe Bodyguards abgeholt und in ein Hotelzimmer gebracht, wo sie in eine höchst seltsame Verhandlung mit dem Gangster Mr. Jang (Choi Min-sik) verwickelt wird. Er hat gerade in einem Nebenzimmer jemanden sehr blutig umgebracht. Er kann kein Englisch, weshalb ein Übersetzer per Telefon übersetzt, dass sie den Koffer öffnen soll, nachdem Mr. Jang und seine Bodyguards in Deckung gehen. In dem Koffer ist dann doch keine Bombe, sondern die erwarteten Päckchen mit blauem Granulat. Zur Qualitätskontrolle werden sie an einem Junkie ausprobiert, der von der synthetischen Droge auf einen höllischen Trip kommt, ehe er stirbt. Mr. Jang ist zufrieden und Lucy, die jetzt auch mit etwas Blut besudelt ist, erfährt, dass sie zu einer kleinen Gruppe Auserwählter gehört, die diese Drogen nach Europa bringen sollen.

Als sie später in einer Gefängniszelle wach wird, bemerkt sie eine Wunde im Bauchbereich und wehrt sich gegen einen Wärter, der sie vergewaltigen will. Er schlägt sie, die Droge, die sie päckchenweise in ihrem Bauch hatte, gelangt in ihren Körper. Aber sie stirbt nicht. Ihr Körper nimmt die Droge an. Ihre Gehirnleistung verbessert sich rapide, während ihre Lebenserwartung genauso rapide sinkt. Die der Bösewichter ebenfalls.

Und ungefähr hier, nach dem ersten Drittel, wird „Lucy“ zu einem beliebigen Thriller, der zunehmend spannungsfrei verschiedene bekannte Szenen und Handlungsabläufe sinnfrei zusammenkloppt. Lucy begibt sich auf einen Rachefeldzug. Sie sucht die Männer, die ihr das antaten. Dabei tötet sie jeden, der sich ihr in den Weg stellt. Manchmal mit, manchmal ohne die Superkräfte, mit denen sie ihre nähere und weitere Umwelt beeinflussen kann. Sie darf Super-Schnell durch Paris fahren, weil zu einem Luc-Besson-Film halt eine Autoverfolgungsjagd gehört. Gerne in der Stadt mit dem Eiffelturm. Und natürlich gibt es einige Ballereien und Kloppereien.

Gleichzeitig will sie herausfinden, was mit ihr geschieht, weshalb sie den gerade in Paris dozierenden Professor Norman kontaktiert. Dieser kluge Wissenschaftler wird von Morgan Freeman gespielt, der auch in „Transcendence“ dabei war. Aber damit hören die Gemeinsamkeiten zwischen „Transcendence“ und der  an der US-Kinokasse erfolgreichen pseudo-philosophischen Action-Klamotte „Lucy“ auch auf.

Lucy - Plakat

 

Lucy (Lucy, Frankreich 2014)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson

mit Scarlett Johansson, Morgan Freeman, Amr Waked, Choi Min-sik

Länge: 89 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

 

Englische Homepage zum Film 

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Lucy“

Moviepilot über „Lucy“

Metacritic über „Lucy“

Rotten Tomatoes über „Lucy“

Wikipedia über „Lucy“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)


Neu im Kino/Filmkritik: Viel Spaß in „Brick Mansions“

Juni 5, 2014

Wo Luc Besson drauf steht, ist auch Luc Besson drin. Für den von ihm produzierten Action-Thriller „Brick Mansions“ schrieb er sogar das Drehbuch, das auf einem älteren Drehbuch von ihm basiert, das er vor zehn Jahren mit Bibi Naceri schrieb und von Frankreich in die USA verlegte.
Die titelgebendne Brick Mansions sind ein Wohnbezirk in Detroit. Ein von Gangstern beherrschtes Ghetto, in dem hauptsächlich Afroamerikaner leben, das Verbrechen regiert und die Ausfahrten von Polizisten bewacht werden. Im Endeffekt sind die Brick Mansions ein riesiger Knast, in dem keine Sträflinge, sondern normale Menschen und Kriminelle eingesperrt sind.
Der König von Brick Mansions ist Tremaine (RZA). Seine Jungs haben bei einem ihrer nächtlichen Überfälle eine Bombe erbeutet. Er droht, die Rakete in Richtung Innenstadt abzufeuern. Stadtsanierung Gangsta Style.
Also beauftragt der Bürgermeister den Polizisten Damien Collier (Paul Walker), der die Brick Mansions von früher kennt, die Bombe zu entschärfen. Dabei helfen soll ihm Lino (David Belle), ein sympathischer Verbrecher (Hey, immerhin gehört er zu den Guten!), der Polizisten hasst wie die Pest.
Das gegensätzliche Duo macht sich auf den Weg in die Ruinenlandschaft, die einmal ein Wohnprojekt war – und wenn jetzt Actionfans glauben, dass sie diesen Film schon mindestens einmal gesehen haben, dann haben sie irgendwie recht. Denn „Brick Mansions“ ist das Remake von „Ghettogangz – Die Hölle von Paris“ (bzw. „Banlieu 13 – Anschlag auf Paris“), in dem David Belle ebenfalls mitspielte und mit seinen Parkour-Künsten begeisterte. Und „Ghettoganz“ ist natürlich eine ziemlich schamlose Kopie von „Die Klapperschlange“ und, beim bescheuerten Bösewicht, von „The Rock – Fels der Entscheidung“.
Das ist sicher nicht das Rezept für einen künftigen Filmklassiker, aber für einen vergnüglichen Kinoabend könnte es reichen, wenn Luc Besson nicht einfach seine alten Drehbücher mit geringsten Variationen wieder aufkochen, dabei auch die Restlogik über Bord werfen und die Actionszenen durch einen Häcksler jagen würde. Warum wird ein Parkour-Künstler genommen, der seine Stunts auch selbst ausführt, diese – soweit erkennbar – auch wirklich beeindruckend sind, aber sie dank der Zehntelsekundenschnitte meistens absolut nicht mehr erkennbar sind.
Durch die Verlagerung der Geschichte von Paris nach Detroit fällt auch der soziale und politische Hintergrund weg, der im Original noch in kleinen Dosen erkennbar war. Es ist der soziale Sprengstoff, der sich in den Banlieus immer wieder in Gewalt entzündet und schon seit Jahren auch in Büchern, Filmen und Songs thematisiert wird. „Ghettogangz“ reflektierte in einer überzogen-pulpig-trashigen Manier dann auch reale Probleme, die sich ein Jahr später, 2005, in gewalttätigen Jugendprotesten äußerten, die in Paris begannen und sich in anderen Städten fortsetzten. Genau dieser reale Hintergrund geht bei der Verlagerung der Geschichte von Paris in die USA, obwohl es auch dort Ghettos und immer wieder Straßenschlachten gibt, verloren. Insofern spielt „Brick Mansions“, das in der sehr nahen Zukunft spielt, in einer luftleeren Parallelwelt. Es ist einfach eine lärmige Actionfantasie, die wegen ihrem hektischen Schnitt, dem immer wieder vollkommen sinnlosen Slow-Motion-Einsatz, den eindimensionalen Charakteren, den Klischees und plumben Kopien aus besseren Filmen langweilt. „Brick Mansions“ ist im Endeffekt neunzig Minuten Leerlauf, der sich deutlich länger anfühlt.
Wo Luc Besson drauf steht, ist auch Luc Besson drin. Allerdings in immer dünneren Aufgüssen. Die Zeiten von „Nikita“ und „Leon, der Profi“ sind schon lange vorbei. Jetzt ist die Zeit der Drittverwendung von Zweitverwendungen angebrochen.

Brick Mansions - Plakat

Brick Mansions (Brick Mansions, Frankreich/Kanada 2014)
Regie: Camille Delamarre
Drehbuch: Luc Besson
mit Paul Walker, David Bele, RZA, Robert Maillet, Catalina Denis, Ayisha Issa, Gouchy Boy
Länge: 91 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Brick Mansions“
Moviepilot über „Brick Mansions“
Metacritic über „Brick Mansions“
Rotten Tomatoes über „Brick Mansions“
Wikipedia über „Brick Mansions“