Neu im Kino/Filmkritik: Superheldin „Madame Web“ hat jetzt ihren Girl-Power-Film

Februar 14, 2024

Heute endet der kleine Lauf von neuen Filmen mit Sydney Sweeney. Nach der launigen RomCom „Wo die Lüge hinfällt“ und dem auf Fakten basierendem Drama „Reality“ spielt sie jetzt in einem Superheldenfilm mit. „Madame Web“ heißt das Werk. Es ist der neueste Film im Sony’s Spider-Man Universe und sie spielt Julia Cornwall. Eine Schülerin irgendwo im Teenageralter. Nach den beiden eben erwähnten Filmen, in denen sie, ihrem Alter entsprechend, Mitt-/Endzwanziger spielte, wird hier vom Zuschauer schon eine ordentliche Portion suspension of disbelief verlangt. Da helfen auch die betont unattraktive Schuluniform und die riesige Bücherwurm-Brille nur bedingt. Aber sie hat nur eine Nebenrolle.

Im Zentrum steht Cassandra ‚Cassie‘ Webb (Dakota Johnson), die titelgebende Madame Web. Am Filmanfang ist sie eine dreißigjährige Rettungssanitäterin, die 2003 mit Blaulicht durch Manhattan rast und Menschen rettet. Bei einem Einsatz stürzt sie in einem verunglückten Wagen in den Fluss und kann erst nach drei Minuten aus dem Wasser gerettet werden. Entgegen jeder Wahrscheinlichkeit überlebt sie, ist kurz darauf wieder mopsfidel und kann in die Zukunft sehen.

Der Bösewicht Ezekiel Sims (Tahar Rahim) kann ebenfalls in die Zukunft sehen. Er ermordete, weil er an eine seltene Spinnenart gelangen wollte, 1973 in Peru im Amazonas Cassies hochschwangere Mutter. Die eingeborenen, plötzlich aus den Bäumen kommenden Spinnenmenschen versuchen die Mutter und ihr noch ungeborenes Kind zu retten. Sie können allerdings nur Cassie retten.

Heute, also 2003, hat der in New York lebende Ezekiel einen wiederkehrenden Alptraum. Er sieht, wie er irgendwann in der Zukunft von drei maskierten Frauen getötet wird. Er will sie töten, bevor sie ihn töten. Dafür muss er sie zuerst finden. Benutzen tut er die damals moderne Überwachungstechnik, auf die er mit gestohlener NSA-Software zugreifen kann.

Als Cassie in einer ihrer Visionen sieht, wie Spinnenmann Ezekiel in einer U-Bahn die Teenager Julia Cornwall (Sydney Sweeney), Mattie Franklin (Celeste O’Connor) und Anya Corazon (Isabela Merced), umbringt, will sie sie retten. Erschwert wird ihre Mission dadurch, dass Ezekiel über Spinnen-Superkräfte verfügt, Julia, Mattie und Anya sind in dem Moment (und während des gesamten Films) nur normale Teenager ohne irgendwelche Superkräfte. Sie verfügen noch nicht einmal über die Teenager-Superkraft, alle Erwachsenen unglaublich zu nerven. Sie sind sehr ruhig, folgsam, einsichtig und halten sich fast immer an Cassies Anweisungen. Und Cassie verfügt nur über die manchmal vorhandene Gabe, in die Zukunft sehen zu können. Das erlaubt der erfahrenen TV-Regisseurin SJ Clarkson in ihrem Spielfilmdebüt, eine Szene mehrmals mit kleinen Variationen zu zeigen.

Diese weitgehende Abwesenheit von irgendwelchen Superkräften erspart uns langwierige Trainings-Montagen, in denen der Superheld seine Kräfte kennen lernt, und macht aus dem angekündigten Superheldenfilm einen eher gewöhnlichen Thriller, in dem der Bösewicht einige Menschen umbringen will und die Heldin das verhindern will.

Für eine Superhelden-Origin-Story ist das schon ein ungewöhnlicher Ansatz. Am Endergebnis ändert das nichts: „Madame Web“ ist ein erstaunlich anspruchsloser Film, der eher an einen TV-Film, bei dem alle nur wegen des Geldes dabei waren, erinnert. Die Schauspieler sind zwar anwesend, aber niemand hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Die Dialoge sind zweckdienliche Erklärdialoge, die dann für die Story unwichtig sind. Und die Filmstory wirkt immer so, als habe man nur Teile des Drehbuchs verfilmt. Da fehlen immer wieder Szenen, die die gezeigten Szenen wirkungsvoller machen würden. So sehen wir, zum Beispiel, nicht, wie Cassies Kollegen versuchen, sie aus dem Wasser zu retten. In dem einen Moment ist sie in dem in das Wasser fallendem Auto. Dann ist sie unter Wasser in einer Quasi-Traumsequenz und danach ist sie gerettet und reanimiert. In einer anderen Szene, ebenfalls vom Filmanfang, rast Cassie mit Blaulicht durch die Stadt. Aber warum sie sich so beeilt, wissen wir nicht. Denn wir wissen nichts über den Patienten, den sie befördert. Und ihr Kollege/Freund Ben Parker (Adam Scott; ja, wir können hier eine kleine Verbindung zu Spider-Man erahnen) agiert betont entspannt im hinteren Teil des Rettungswagen. Andere Szenen werden später nicht fortgeführt. Sie bleiben in der Luft hängen. Dafür benutzt Cassie, entgegen jeder Vernunft, während des gesamten Films ein von ihr geklautes und ramponiertes Taxi. Denn zu dem Zeitpunkt wird bereits nach ihr gefahndet und auch nach dem Taxi sollte gesucht werden. Die wenigen Actionszenen versumpfen im erwartbaren CGI-Overkill.

Und obwohl „Madame Web“ zum Sony’s Spider-Man Universe gehört, ist „Madame Web“ ein Einzelfilm ohne irgendwelche offensichtlichen Anspielungen oder Verbindungen zu den „Spider-Man“-Filmen. Diese waren wohl während der Produktion geplant, wurden aber vor dem Kinostart aus dem Film entfernt. Die wenigen jetzt noch vorhandenen Anspielungen auf Spider-Man, nämlich dass Ben Parker und die im Film hochschwangere Mary Parker (so heißt die Mutter von ‚Spider-Man‘ Peter Parker) mitspielen, sind dann so versteckt, dass unklar ist, ob es sich wirklich um eine Verbindung zum Spider-Man Universe oder nur um einen blöden Zufall handelt.

Madame Web“ ist in seiner allumfassenden Anspruchslosigkeit, wenn man dies akzeptiert, ein durchaus sympathisch-harmloser, sich nicht weiter um Logik und Wahrscheinlichkeit kümmernder Film mit einer angenehm kurzen Laufzeit, der mehr Fernsehen als Kino ist. Als möglicher Start eines Franchises – wobei ich jetzt nicht sagen kann, welches Franchise mit welchen Figuren gestartet werden soll – hat der Film trotz seines niedrigen Budgets von 80 Millionen US-Dollar wohl höchst unklare Zukunftsaussichten.

Madame Web (Madame Web, USA 2024)

Regie: S. J. Clarkson (alternative Schreibweise SJ Clarkson)

Drehbuch: Matt Sazama, Burk Sharpless, Claire Parker, S. J. Clarkson

mit Dakota Johnson, Sydney Sweeney, Celeste O’Connor, Isabela Merced, Tahar Rahim, Adam Scott, Emma Roberts, Mike Epps, José María Yazpik, Zosia Mamet, Kerry Bishé

Länge: 117 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Madame Web“

Metacritic über „Madame Web“

Rotten Tomatoes über „Madame Web“

Wikipedia über „Madame Web“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Morbius“, der nächste Held aus dem Marvel-Universum

April 1, 2022

Wie viele Origin-Storys sollen wir noch sehen? Dabei ist es ziemlich einerlei, ob wir zum zweiten, dritten, vierten Mal die Origin-Story von Spider-Man, Batman oder Superman sehen oder es um einen dieser vielen unbekannten, aber bei den Fans wahnsinnig beliebten DC- und Marvel-Figuren geht. Jedes Mal bekommen wir erzählt, wie der Superheld zum Superhelden wird indem er ein traumatisches Erlebnis hat, mit seinen Kräften hadert und letztendlich seine neue Verantwortung annimmt, indem er einen Bösewicht besiegt.

Das sehen wir auch in „Morbius“. Und am Ende, in den beiden Abspannszenen, wird das Schicksal von Morbius mit anderen Comicfiguren aus dem Marvel-Universum verknüpft. Für mich war das, auch wenn es aus den Comics bekannt ist, einer dieser ‚Bitte nicht!‘-Momente. Bis dahin ist „Morbius“ eine Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Variante. Jared Leto, der zuletzt in „House of Gucci“ eine wahrlich bizarre Performance abliefert, spielt hier weitgehend zurückhaltend. Der von ihm gespielte Michael Morbius leidet an einer seltenen Blutkrankheit. Er kann sich nur mit der Hilfe von Krücken schleichend fortbewegen. Als Erwachsener wurde er zum Arzt und zwar nicht zu irgendeinem Arzt, sondern zu einem genialen Forscher, der eine Heilung für seine Krankheit sucht. Für eine seiner Entdeckungen erhält er sogar den Nobelpreis.

Als er die DNA von Fledermäusen, die er in Costa Rica in einer abgelegenen Höhle gefunden hat, mit der DNA von anderen Lebewesen kreuzt, hat er ein Heilmittel gefunden. Er probiert es flugs an sich aus. Das Experiment gelingt. Allerdings hat das Medikament zwei sehr hässliche Nebenwirkungen. Die Wirkung nimmt beständig und schnell ab. Und Morbius braucht jetzt als Nahrung Menschenblut. Er wird zu einem Vampir.

Milo, sein Freund aus Kindertagen mit der gleichen Krankheit, nimmt ebenfalls das Serum. Aber während Morbius mit seinen neuen Kräften und seiner Gier nach Blut hadert, freut Milo sich über seine neuen Kräften. Der Millionärssohn kann sich endlich ohne Krücken fortbewegen. Er kann sich alle seine Wünsche erfüllen und er ist unbesiegbar.

Letztendlich erzählt Daniel Espinosa in „Morbius“ eine klassische Dr.-Jekyll/Mr.-Hyde-Geschichte. Es geht, ganz traditionell, um einen mad scientist, der mit seinen Experimenten großes Unheil heraufbeschwört. Und, weil es um Fledermausblut geht, hat die Geschichte auch etwas von einer Dracula-Geschichte. Schließlich sind Morbius und Milo Vampire. Die aus diesen wohlvertrauten Elementen zusammengesetzte Geschichte ist eine klassische und auch sehr typische B-Picture/Pulp-Geschichte. Nur die Tricks sind aus diesem Jahrhundert. Und das wird in dem Horrorfilm zunehmend zu einem Problem. Die an Comic-Panels erinnernden CGI-Kämpfe sind nur noch im Dunkeln stattfindende Pixelbewegungen, denen jede emotionale Wucht fehlt. Das Kampfgeschehen ist einfach zu chaotisch und zu unrealistisch. Auch wenn der Gegner ein Vampir ist.

Dr. Michael Morbius ist eine Roy Thomas und Gil Kane erfundene Marvel-Figur. Sein erster Auftritt war als Bösewicht im Oktober 1971 in dem Comic „Amazing Spider-Man # 101“. Seitdem kämpfte er mal mit, mal gegen Spider-Man. In dem Film „Morbius“ wird diese Verbindung erst im Abspann deutlich. Da ist dann auch der Kurzauftritt von Michael Keaton (der aktuell in der IMDB an zweiter Stelle genannt wird), der „Morbius“ mit den Spider-Man-Filmen, dem Multiverse und dem ganzen Rest verknüpft. In dem Moment sollen wir auch, aus heiterem Himmel und im Widerspruch zum gesamten vorherigen Film, akzeptieren, dass Morbius nicht der an seinem Blutdurst leidende tragische Held ist, der Schlimmeres verhindern will, sondern eigentlich ein Bösewicht ist. Das funktioniert nicht, macht aber das Superhelden-New-York noch unübersichtlicher.

Morbius (Morbius, USA 2022)

Regie: Daniel Espinosa

Drehbuch: Matt Sazama, Burk Sharpless (nach einer von Roy Thomas und Gil Kane erfundenen Marvel-Figur)

mit Jared Leto, Matt Smith, Adria Arjona, Jared Harris, Al Madrigal, Tyrese Gibson, Michael Keaton (Cameo)

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 12 Jahre (außer Sie haben Angst vor der Dunkelheit)

Hinweise

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Moviepilot über „Morbius“

Metacritic über „Morbius“

Rotten Tomatoes über „Morbius“

Wikipedia über „Morbius“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Daniel Espinosas „Sebastian Bergman – Spuren des Todes 1“

Meine Besprechung von Daniel Espinosas „Safe House“ (Safe House, USA 2012)

Meine Besprechung von Daniel Espinosas „Kind 44“ (Child 44, CZ/GB/RO/USA 2015)

Meine Besprechung von Daniel Espinosas „Life“ (Life, USA 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: Die „Power Rangers“ retten die Welt vor Rita Repulsa

März 23, 2017

Jason, Kimberly, Billy, Trini und Zack sind fünf Jugendliche in der verschlafenen All-American-Kleinstadt Angel Grove. Teils waren sie schon immer die Außenseiter. Teils haben sie es sich dank unüberlegter Aktionen so in der Schule verscherzt, dass sie jetzt zu den Außenseitern gehören und gemeinsam Nachsitzen müssen.

In einem stillgelegten Bergwerk entdecken sie fünf leuchtende Münzen, die ihnen übermenschliche Kräfte verleihen. Kräfte die sie, wie ihnen Zordon (Bryan Cranston als körperloses Bewusstsein in der Matrix des Raumschiffes) und der Cyborg Alpha 5 (der Sidekick des Films) erklären, zum Wohl der Menschheit einsetzen müssen.

Als erstes müssen sie gegen Rita Repulsa (Elizabeth Banks) kämpfen, die die Erde vernichten will.

Bevor die Power Rangers sich mit ihr kloppen und dabei Angel Grove einer Grundsanierung unterziehen, müssen sie unter der Führung des weißen Jason zu einer schlagkräftigen Truppe werden.

Powers Rangers“ ist der neue Kinofilm mit den bekannten Seriencharakteren, die 1993 bei Fox Kids ihren ersten Auftritt hatten und seitdem, bei verschiedenen Sendern, im Kino, als Game und als Spielzeug, eine wahre Geldquelle für ihren Erfinder Haim Saban sind. Die Kinderserie läuft immer noch im TV. In Deutschland lief die Serie zuerst bei RTL und Super RTL und inzwischen bei Nickelodeon.

Der Kinofilm, der ebenfalls ein jüngeres, eher vorpubertäres Publikum anvisiert, soll jetzt der Auftakt zu einer von der TV-Serie unabhängigen Serie von Kinofilmen sein.

Regisseur Dean Israelite („Project Almanac“) erzählt in seinem zweiten Spielfilm die Origin-Geschichte der Power Rangers recht flott, ohne spürbaren Längen und Überraschungen, aber mit einem humoristischen Unterton, der einem verrät, dass niemand den SF-Trashfilm hundertprozentig ernst nimmt. Besonders Elizabeth Banks hatte erkennbar ihren Spaß als Rita Repulsa. Sie ist eine egomanische Over-the-Top-Bösewichtin, die aus irgendeiner fernen Sagenwelt (oder dem letzten „Flash Gordon“-Film) stammt und die vor allem kleine Kinder als spärlich bekleidete böse Hexe etwas erschrecken will.

Die Power Rangers selbst sind eine bunte Truppe, die keine gesellschaftliche Gruppe vernachlässigt und die sogar – das muss gesagt werden, weil die Macher die Szene in Interviews schon betonen, Malaysia sich (wie schon bei „Die Schöne und das Biest“ [läuft jetzt ungekürzt]) überlegt, wie sie mit dieser Szene umgehen können und man sie leicht überhören kann – eine lesbische Superheldin haben. Das ist für einen Major-Superheldenfilm eine Sensation, die sich darin äußert, dass bei einem Lagerfeuergespräch Yellow Ranger Trini gefragt wird, ob sie nicht „boyfriend problems“ sondern „girlfriend problems“ habe.

So lobenswert es ist, Jugendlichen zu erklären, dass sie sich nicht für ihre Gefühle während der Pubertät schämen müssen, so klein ist dann der Halbsatz, dem man schnell überhören und nicht in seiner ganzen Bedeutung erfassen kann. Die anderen Power Ranger fragen akzeptieren ihre Antwort ohne Nachfragen oder Irritationen. Für den restlichen Film ist Trinis Antwort ebenfalls unwichtig.

Abgesehen von dieser Bemerkung bleibt im Superheldenkosmos dann doch alles beim alten. Immer noch wird die Gruppe von einem weißen Jungen, dem Star des Football Teams, angeführt. Seine Befehle werden von den anderen ohne Diskussion befolgt. Es gibt den Nerd, die Schulschönheit, den Draufgänger und die Beobachterin. Das unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung und Gruppendynamik dann kaum von der ebenso bunt zusammengesetzte Besatzung der Original-“Raumschiff Enterprise“-Serie aus den sechziger Jahren.

Fünfzig Jahre später könnte sich auch im Superheldengenre endlich einmal eine Superheldengruppe unter der Führung eines Nicht-Weißen, vielleicht sogar einer Frau, vielleicht sogar einer Lesbe, zusammenfinden. Das wäre dann einmal etwas wirklich Neues.

Das große Finale, bei dem Angel Grove zerstört wird, Blech auf Blech prallt, das wolkenkratzergroße Goldmonster Goldar und seine Herrin Rita Repulsa dazwischen stehen und die Power Rangers und ihre Zords (Mischwesen aus prähistorischen Tieren und Maschine) sie angreifen, sieht dann wie ein herzhaftes Verwenden der Reste und Storyboards aus dem letzten „Transformers“-Film aus.

Produzent Haim Saban hat mit „Power Rangers“ ähnlich langlebige Pläne. Im „Variety“ hat er schon fünf Fortsetzungen angekündigt, die dann bis ungefähr 2030 im Kino gezeigt werden. Es gäbe nämlich einen sechs Filme umspannenden Handlungsbogen.

Ob es dazu kommt, wird sich demnächst an der Kinokasse entscheiden.

Power Rangers (Power Rangers; Saban’s Power Rangers, USA 2017)

Regie: Dean Israelite

Drehbuch: John Gatins (nach einer Geschichte von Matt Sazama, Burk Sharpless, Michele Mulroney und Kieran Mulroney)

mit Dacre Montgomery, Naomi Scott, RJ Cyler, Becky G, Ludi Lin, Bill Hader, Bryan Cranston, Elizabeth Banks

Länge: 124 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Neu im Kino/Filmkritik: Vin Diesel ist „The Last Witch Hunter“

Oktober 22, 2015

Beginnen wir mit dem Positiven bei dem Fantasy-Film „The Last Witch Hunter“: Die Kamera ist angenehm ruhig, es wird auch eher selten geschnitten und, nachdem einige Blockbuster ja aussahen, als habe man einfach Szenen aus verschiedenen, vollkommen inkompatiblen Drehbüchern zusammengepappt, bis die Länge stimmte, ist die Geschichte hier nachvollziehbar. Es gibt den guten Hexenjäger, der eine sehr böse Hexe und ihre ebenso bösen Helfer jagt. Das sind Gut und Böse klar getrennt und wir wissen, dass alles in einem Schlusskampf endet. Eigentlich wissen wir auch, wer gewinnt. Aber das hält uns ja auch nicht davon ab, jeden James-Bond-Film und Western zu sehen.
Dummerweise ist das das Beste, was über die Geschichte gesagt werden kann. Denn anstatt jetzt den Konflikt zwischen Gut und Böse, was ja immer ein Konflikt über verschiedene Wertvorstellungen ist, klar zu konturieren, haben wir ein einziges Chaos, das im Film nur fotogen bebildert wird. Es gibt den edlen Hexenjäger Kaulder, der von Vin Diesel stoisch verkörpert wird. Kaulder ist, nach einem Kampf mit einer Hexe, seit Jahrhunderten unsterblich. Die Hexe war danach, so glauben alle, tot. Er lebt im heutigen New York in einem mondänem Apartment, fährt einen Sportflitzer und verführt reihenweise Stewardessen. Er ist eine Mischung aus James Bond und ‚Highlander‘ Connor MacLeod, der trotz seines unkatholischen Lebensstils von einem Priester des Ordens von Axt und Kreuz betreut und beaufsichtigt wird. Derzeit ist es Dolan, der 36. (Michael Caine). Nummer 37 (Elijah Wood) wird schon in sein Amt eingeführt.
Auf der Seite der Bösen gibt es die Hexenkönigin (Julie Engelbrecht) und ihre mehr oder weniger bösen Handlanger. Besonders tödlich ist Belial (Ólafur Darri Ólafsson). Nur was sie genau verkörpern, was sie wollen (ja, schon klar, die Macht. Aber wozu?) und was sie den heutigen Menschen anbieten, bleibt im Dunkel. Vor allem die Hexenkönigin ist eine mit verstellter Stimme in Zungen sprechender, aus dem Computer stammender, brennender Körper.
Im Presseheft wird die bestenfalls krude Mythologie des Films genauer erklärt. Danach waren die Hexen schon vor der Menschheit auf der Erde und sie sehen sich als die Beschützer der Natur. Sie wollen die Natur gegen die Menschen, die sie ausbeutet und zerstört, bewahren; was, wenn wir es sauber durchklinieren in diesem Fall bedeutet, dass die Guten die Umweltzerstörer sind und das die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen okay ist. Hm, gut, dass diese Mythologie im Film nicht weiter thematisiert wird.
Das nächste Problem des Films sind die Effekte. In älteren Filmen wurden die Hexen und Monster in Handarbeit hergestellt; es wurde mit Masken und Make-Up gearbeitet. Heute agieren die Schauspieler in einer Halle vor einem Green Screen und den Rest erledigt der Kollege Computer. Da wird jeder Kampf zu einer in dunklen Räumen stattfindenden, letztendlich langweiligen CGI-Schlacht in der ein in diesem Fall unsterblicher Mensch gegen einen Haufen anonymer Pixel kämpft.
Letztendlich gibt es keinen Grund sich den seelenlosen und in jeder Beziehung humorfreien „The Last Witch Hunter“ im Kino anzusehen.

The Last Witch Hunter - Plakat

The Last Witch Hunter (The Last Witch Hunter, USA 2015)
Regie: Breck Eisner
Drehbuch: Cory Goodman, Matt Sazama, Burk Sharpless
mit Vin Diesel, Elijah Wood, Rose Leslie, Ólafur Darri Ólafsson, Julie Engelbrecht, Michael Caine, Joe Gilgun, Isaach de Bankolé
Länge: 106 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

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Neu im Kino/Filmkritik: „Dracula Untold“ erzählt, wie alles begann

Oktober 2, 2014

Graf Dracula ist zurück im Kino. Sein letzter erinnerungswürdiger Kinoauftritt war 1992 in „Bram Stokers Dracula“. Zuletzt gab es, nur auf DVD, von Dario Argento „Dracula 3D“, aber der war nicht so toll. Und es gibt spaßige Neuinterpretationen der Geschichte, wie in „Abraham Lincoln, Vampirjäger“; wobei das Buch, das sich wie eine stinknormale Biographie über Abraham Lincoln liest, besser ist.
Gary Shores „Dracula Untold“ setzt setzt sich zwischen die Stühle. Einerseits will er die Geschichte von Graf Dracula, dem allseits bekanntem Vampir, erzählen. Also die Geschichte, wie Graf Dracula, der Herrscher über ein Fürstentum in Transsylvanien, Graf Dracula, der Fürst der Dunkelheit, wurde. Und es soll die echte Geschichte von Prinz Vlad III, auf seinen Wunsch „Dracula“ (Sohn des Drachen) genannt, erzählt werden. Dieser äußerst blutdurstige und brutale Herrscher ist das historische Vorbild für Bram Stokers Dracula. Naja, irgendwie. Immerhin gibt es über Vlad nur einige Legenden. Historisch verbürgt ist weniges. Also nahmen sie die Macher einige Freiheiten, wie halt die Behauptung, dass es Vampire wirklich gibt.
Einen solchen Vampir entdeckt Vlad (Luke Evans) in einer unzugänglichen Höhle in einem Berg. Als kurz darauf die eroberungswilligen Türken eine Hundertschaft seiner Untertanenkinder und seinen Sohn wollen, entschließt Vlad sich, gegen ihren Anführer Mehmed (Dominic Cooper) zu kämpfen. Als Kinder kämpften sie als gut ausgebildete Kindersoldaten unter dem Kommando von Mehmeds Vater, der immer Vlad bevorzugte, gegen fremde Völker.
Vlads einzige Möglichkeit, den Kampf im Alleingang gegen die türkische Übermacht zu gewinnen ist, dass er sich mit dem Monster in der Höhle verbündet. Der Master Vampire gibt ihm etwas von seinem Blut. Vlad ist jetzt unbesiegbar und er hat eine starke Sonnenallergie. Er kann allerdings tagsüber noch herumlaufen. Innerhalb von drei Tagen kann er die Transformation rückgängig machen, wenn er auf ein bestimmtes Nahrungsmittel verzichtet.
Ein Machthaber, der für seine Untertanen einen Pakt mit dem Teufel eingeht, der sich auf die Seite des Bösen begibt, um Gutes zu tun und um seine Familie zu beschützen. Was für ein Filmstoff – und was für ein vorhersehbarer Film, der sich mal wieder, wie es sich inzwischen für einen Blockbuster gehört, in dunklen Farben suhlt und Humor wie der Teufel das Weihwasser vermeidet. Ich gebe zu, inzwischen sehne ich mich wieder nach dem Comic Relief aus älteren Abenteuerfilmen.
Dabei kommt ein großer Teil der Vorhersehbarkeit von „Dracula Untold“ aus dem Wissen, wie die Geschichte ausgeht: der Fürst wird zum Vampir. Nur der Weg dorthin und wie er seine Familie verliert ist unklar, folgt aber den bekannten Blockbusterkinoregeln.
Dennoch ist „Dracula Untold“ ein überraschend gelungener Fantasy-Mittelalter-Film, der zwar nichts neu erfindet, aber seine düstere Geschichte ordentlich erzählt. Eigentlich ist sein größtes Problem, dass der Graf, der hier zum Vampir wird, der allseits bekannte Graf Dracula sein soll und daher im Rahmen einer Origin-Story vieles viel zu vorhersehbar ausfallen muss.
Wer etwas über das wahre historische Vorbild von Dracula erfahren möchte, sollte in einem Sachbuch nachschlagen. Denn um historische Wahrheiten kümmert „Dracula Untold“ sich nicht.

Dracula Untold - Plakat

Dracula Untold (Dracula Untold, USA 2014)
Regie: Gary Shore
Drehbuch: Matt Sazama, Burk Sharpless
mit Luke Evans, Sarah Gadon, Dominic Cooper, Art Parkinson, Charles Dance, Diarmaid Murtagh, Paul Kaye, William Houston
Länge: 92 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

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