TV-Tipp für den 1. September: Agent Trouble – Mord aus Versehen

August 31, 2025

Arte, 20.15

Agent Trouble – Mord aus Versehen (Agent Trouble, Frankreich 1987)

Regie: Jean-Pierre Mocky

Drehbuch: Jean-Pierre Mocky

LV: Malcolm Bosse: The Man who loved Zoos, 1974

Im Elsass stürzt ein Reisebus mit fünfzig Fahrgästen in einen Bergsee. Ein tragischer Unfall, heißt es. Aber Tierschützer Victorien weiß, dass die Passagiere schon vorher tot waren. Kurz darauf wird er ermordet – und seine Tante Amanda (Catherine Deneuve) beginnt den Mörder zu suchen.

Diese Quasi-TV-Premiere (1990 strahlte RTL plus den Film aus; weitere TV-Ausstrahlungen sind nicht bekannt) dürfte Catherine Deneuves unbekanntester Film sein. Seine deutsche Premiere erlebte er 1989 auf Video.

Könnte trotzdem eine Entdeckung sein.

„Agent Trouble“gehört „als Hommage an den klassischen englischen Kriminalfilm, zu seinen diszipliniertesten Arbeiten, wenngleich er seine spezifische Handschrift auch hier in keiner Weise verleugnet.“ (Fischer Film Almanach 1990)

mit Catherine Deneuve, Richard Bohringer, Tom Novembre, Dominique Lavanant, Sophie Moyse, Kristin Scott Thomas, Sylvie Joly, Pierre Arditi

Wiederholung: Mittwoch, 3. September, 14.00 Uhr

Hinweise

Arte über den Spielfilm (nach der Ausstrahlung auch in der Mediathek verfügbar)

AlloCiné über „Agent Trouble“

Rotten Tomaotes über „Agent Trouble“

Wikipedia über „Agent Trouble“ (deutsch, englisch, französisch)


TV-Tipp für den 19. Oktober: Menschliche Dinge

Oktober 18, 2023

Servus TV, 22.30

Menschliche Dinge (Les choses humaines, Frankreich 2021)

Regie: Yvan Attal

Drehbuch: Yvan Attal, Yaël Langmann

LV: Karine Tuil: Les Choses humaines, 2019 (Menschliche Dinge)

Hat der 22-jährige Alexandre die 16-jährige Mila vergewaltigt? Oder war es doch einvernehmlicher Sex? Der Vorwurf soll vor Gericht geklärt werden.

TV-Premiere. Yvan Attal bemüht sich in seinem Drama, die verschiedenen Perspektiven und Interpretationen objektiv darzustellen. Das wird dann, vor allem während der einen großen Teil des Films einnehmenden Gerichtsverhandlung, etwas didaktisch. Durch seine Inszenierung und die damit verbundene Anordnung der einzelnen Statements und Perspektiven legt er dann doch eine Interpretation des Ereignisses nahe.

Nach dem Abspann kann dann mit Freunden, Bekannten und der Familie heftig darüber diskutiert werden.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Charlotte Gainsbourg, Matthieu Kassovitz, Pierre Arditi, Ben Attal, Suzanne Jouannet, Audrey Dana, Benjamin Lavernhe, Judith Chemla

Hinweise

Moviepilot über „Menschliche Dinge“

AlloCiné über „Menschliche Dinge“

Rotten Tomatoes über „Menschliche Dinge“

Wikipedia über „Menschliche Dinge“

Meine Besprechung von Yvan Attals „Menschliche Dinge“ (Les choses humaines, Frankreich 2021)


Neu im Kino/Filmkritik: „Menschliche Dinge“ – nicht strafbar, ein Missverständnis oder eine Vergewaltigung?

November 3, 2022

Hat er oder hat er nicht? Die sechzehnjährige Mila behauptet, der sechs Jahre ältere Alexandre Farel habe sie vergewaltigt. Er behauptet das Gegenteil. In einem Gerichtsverfahren soll der Vorwurf geklärt werden.

Der erste Verhandlungstag ist über dreißig Monate nach der Tat und der Anzeige. Bevor Yvan Attal in der zweiten Filmhälfte die Gerichtsverhandlung ausführlich dokumentiert, erzählt er zuerst aus seiner, dann aus ihrer Perspektive die Vorgeschichte. Und er lässt sich viel Zeit, die einzelnen Schritte eines Strafverfahrens ausführlich zu zeigen. Daraus entsteht – auch weil Nicht-Franzosen noch weniger über französische Strafverfahren wissen als Franzosen – eine ganz eigene Spannung. Der Fall selbst dient Attal dazu, im Nachgang der #MeToo-Debatte, ausführlich die verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und, vor allem im Gerichtsverfahren, verschiedene Ansichten zum Umgang mit dem Vorwurf einer Vergewaltigung, einer Vergewaltigung oder mehr oder weniger einvernehmlichem Geschlechtsverkehr zu beleuchten. Im Kern konzentriert sich der Film auf die Frage, ob es auch dann eine Vergewaltigung ist, wenn sie sich nicht wehrt, weil sie Angst hat und er eine reale oder vermeintliche Machtposition ausnutzt. Denn Alexandre leugnet den Geschlechtsverkehr nicht. Aber für ihn war es keine Vergewaltigung.

Dabei wirkt das Drama immer wieder etwas didaktisch. Zuerst, weil in der ersten Filmhälfte, die Geschichte zuerst aus seiner, dann aus ihrer Perspektive erzählt wird. Anschließend führt der streng regulierte, ausführlich präsentierte Ablauf des Gerichtsverfahrens dazu, dass nacheinander verschiedene, von Fachleuten vorgetragene Positionen zu Wort kommen und immer wieder, vor allem in den Schlussplädoyers, monologisiert wird.

Attal zeigt, wie Alexandre und Mila den Abend und das Ereignis, das wir nie sehen, unterschiedlich wahrgenommen haben. Für ihn war es vielleicht etwas rauer, aber einvernehmlicher Sex und Teil einer Wette mit seinen Schulfreunden. Für sie war es das nicht; jedenfalls sagt sie das bei der Anzeige. Attal zeigt auch die Reaktionen der Eltern von Mila und Alexandre, die hier in einer sehr spezifischen Konstellation aufeinandertreffen. So hat Alexandres Vater Jean Farel, ein angesehener, bekannter, hochgeehrter und charmanter Fernsehjournalist, regelmäßig Sex mit seinen Angestellten und Praktikantinnen. Bekannte reale Vorbilder sind Dominique Strauss-Kahn und Harvey Weinstein. Alexandre wird uns als etwas rücksichtsvollere Version seines Vaters präsentiert. Auch er gehört zur Bourgeoisie und benimmt sich entsprechend. Im Film ist dann unklar, ob Alexandre sich so verhält, weil er so ist, ob er sein Verhalten von seinem Vater übernommen hat oder ob er sich so verhält, weil er zu einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse gehört.

Alexandres Mutter Claire ist eine Publizistin und glühende Feministin, die am Filmanfang lautstark die Bestrafung von Vergewaltigtern fordert. Aber was wird sie sagen, wenn es um ihren Sohn geht? Inzwischen lebt sie mit Adam Wizman zusammen. An dem verhängnisvollem Abend schickte sie Adams Tochter mit ihrem Sohn weg – zu einer Party mit seinen früheren Schulkameraden, die er lange nicht gesehen hat, weil er in den USA an einer Elite-Universität studiert.

Milas Eltern sind knapper gezeichnet. Ihr Vater ist ein Hochschullehrer, ihre Mutter eine überzeugte orthodoxe Jüdin.

Menschliche Dinge“ wirkt wie eine gut strukturierte Spielanleitung, die möglichst alle Meinungen zum Thema darstellen möchte und dabei auf Emotionalisierungen verzichtet. Entsprechend distanziert verfolgt man das Geschehen.

Nach dem Film, der mit einem Gerichtsurteil endet, kann man dann natürlich prächtig über das Thema und die Angemessenheit des Urteils diskutieren.

Menschliche Dinge (Les choses humaines, Frankreich 2021)

Regie: Yvan Attal

Drehbuch: Yvan Attal, Yaël Langmann

LV: Karine Tuil: Les Choses humaines, 2019 (Menschliche Dinge)

mit Charlotte Gainsbourg, Matthieu Kassovitz, Pierre Arditi, Ben Attal, Suzanne Jouannet, Audrey Dana, Benjamin Lavernhe, Judith Chemla

Länge: 139 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Menschliche Dinge“

AlloCiné über „Menschliche Dinge“

Rotten Tomatoes über „Menschliche Dinge“

Wikipedia über „Menschliche Dinge“


Neu im Kino/Filmkritik: „Der kleine Nick auf Schatzsuche“ in der Nachbarschaft

Juni 3, 2022

Die bisherigen beiden Spielfilme mit dem kleinen Nick gefielen mir sehr gut. Deshalb und wegen des Regisseurs Julien Rappeneau, von dem die Drehbücher für die beidenLargo Winch“-Actionfilme und den Polit-Thriller „Zulu“ sind, die mir ebenfalls gefielen, interessierte mich der neueste „Der kleine Nick“-Film. Für diesen Kinderfilm waren ein anderer Regisseur und Drehbuchautor verantwortlich. Eben der schon erwähnte Julien Rappeneau. Und Nick wird selbstverständlich von einem anderen Jungen gespielt. Immerhin sind seit dem letzten Film acht Jahre vergangen und in der Zeit wird aus einem ungefähr neunjährigem Kind ein Mann. Auch Nicks Eltern werden von anderen Schauspielern gespielt. Spielen tut die Geschichte wieder in einem zeitlosen, schrulligen Früh-Sechziger-Jahre-Paris, das auch aus einem Jacques-Tati-Film stammen könnte.

Dieses Mal erfährt der kleine Nick, dass sein Vater in Südfrankreich in dem Ort Aubagne Geschäftsführer werden soll. Während sein Vater begeistert über die Beförderung ist und seine Mutter den Umzug plant, will der neunjährige Nick nur bei seinen Freunden bleiben. Also muss ein Plan her, wie er seine Eltern von dem Ortswechsel abhalten kann. Bei einem Museumsbesuch erfahren er und seine Schulkameraden von Schätzen, die es in ihrem Viertel geben soll.

Nick kommt so auf die Idee, dass er und seine Freunde den legendären Schatz des Wikingers Ole Einauge finden. Dann hätte er genug Geld hat, um seinen Vater zu überzeugen, die neue Stelle nicht anzunehmen und er könnte weiter mit seinen Freunden durch die Gegend stromern, Fußball spielen und die Lehrer ärgern.

Diese titelgebende Schatzsuche ist allerdings nur ein Plot in der Komödie „Der kleine Nick auf Schatzsuche“. Es geht auch um andere Versuche von ihm, den Umzug zu verhindern. Ein Comicheft spielt dabei eine wichtige Rolle. Und es geht um die Abenteuer, die er zusammen mit seinen Freunden erlebt. Und wir sehen, was Nicks Eltern tun. Seine Mutter im Haushalt; sein Vater bei der Arbeit im Pariser Minigroßraumbüro und bei der Besichtigung der Firma in Aubagne.

Diesen Wust von Subplots und Anekdoten erzählt Julien Rappeneau durchaus nett mit viel Sympathie für seine Figuren und die von den „Der kleine Nick“-Erfindern René Goscinny und Jean-Jacques Sempé erschaffene Welt. Der Epilog von „Der kleine Nick auf Schatzsuche“ ist vielleicht gut gemeint, aber vollkommen unpassend. Und er sagt auch nur das, was der vorherige Film schon besser gesagt hat.

Rappeneaus Kinderfilm ist letztendlich nie so charmant und anspielungsreich wie Laurent Tirards Filme „Der kleine Nick“ (2009) und „Der kleine Nick macht Ferien“ (2014).

Der kleine Nick auf Schatzsuche (Le Trésor du Petit Nicolas, Frankreich 2021)

Regie: Julien Rappeneau

Drehbuch: Julien Rappeneau, Mathias Gavarry (basierend auf der Figur „Der kleine Nick“ von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé)

mit Ilan Debrabant, Jean-Paul Rouve, Audrey Lamy, Anton Alluin, Oscar Boissière, Léandre Castellano-Lemoine, Malo Chanson-Demange, Simon Faliu, Malick Laugier, Pierre Arditi, Grégory Gadebois, Jean-Pierre Darroussin, Adeline d’Hermy, Noémie Lvovsky

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

AlloCiné über „Der kleine Nick auf Schatzsuche“

Moviepilot über „Der kleine Nick auf Schatzsuche“

Wikipedia über „Der kleine Nick auf Schatzsuche“

Meine Besprechung von Laurent Tirards „Der kleine Nick macht Ferien“ (Les Vacances du petit Nicolas, Frankreich 2014)


TV-Tipp für den 24. April: Ihr werdet euch noch wundern

April 24, 2014

WDR, 23.15
Ihr werdet euch noch wundern (Frankreich/Deutschland 2012, Regie: Alain Resnais)
Drehbuch: Alain Resnais (als Alex Reval), Laurent Herbiet
LV: Jean Anouilh: Eurydice, Cher Antoine ou l’amour raté
Nach seinem Tod treffen sich die Darsteller eine Eurydike-Inszenierung im Haus des verstorbenen Theaterregisseurs. Der bittet sie per Videobotschaft, anhand eines Probenmitschnitts über die Aufführung eines Theaterstückes zu entscheiden. Als die Schauspieler bemerken, dass es sich um den Mitschnitt einer ihrer Proben handelt, schlüpfen sie in ihre Rollen – und Alain Resnais liefert in seinem vorletzten Film eine Liebeserklärung an das Theater.
Alain Resnais („Hiroshima, mon amour“, „Letztes Jahr in Marienbad“, „Das Leben ist ein Chanson“) starb am 1. März 2014. Er wurde 91 Jahre alt . Sein letzter Film „Aimer, boire et chanter“ lief auf der diesjährigen Berlinale.
mit Mathieu Amalric, Pierre Arditi, Sabine Azéma, Jean-Noël Brouté, Anne Consigny, Anny Duperey, Hippolyte Girardot, Gérard Lartigau, Michel Piccoli, Denis Podalydès, Lambert Wilson
Hinweise
Film-Zeit über „Ihr werdet euch noch wundern“
Moviepilot über „Ihr werdet euch noch wundern“
Rotten Tomatoes über „Ihr werdet euch noch wundern“
Wikipedia über Alain Resnais und „Ihr werdet euch noch wundern“ (englisch, französisch)