TV-Tipp für den 4. März: Eine Frau mit berauschenden Talenten

März 3, 2023

NDR, 21.45

Eine Frau mit berauschenden Talenten (La daronne, Frankreich 2020)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Hannelore Cayre, Jean-Paul Salomé, Antoine Salomé (Zusammenarbeit)

LV: Hannelore Cayre: La daronne, 2017 (Die Alte)

Patience Portefeux (Isabelle Huppert) kommt als schlecht bezahlte Übersetzerin für das Pariser Drogendezernat gerade so über die Runden. Als sie bei einem Telefonat von einem großen Drogendeal erfährt, in den der Sohn einer Pflegerin ihrer Mutter involviert ist, hat sie eine Idee. Kurz darauf hat sie anderthalb Tonnen Haschich im Keller eines Mietshauses gelagert und sie beginnt die Drogen an die richtigen Männer zu verkaufen. Während die Polizei unbedingt die neue Drogengroßhändlerin schnappen will.

Wundervollen Krimikomödie zu einer berauschenden Uhrzeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani, Liliane Rovère, Iris Bry, Nadja Nguyen, Rebecca Marder, Rachid Guellaz, Mourad Boudaoud, Youssef Sahraoui, Kamel Guenfoud

Die lesenswerte Vorlage

 

Hannelore Cayre: Die Alte

(übersetzt von Iris Konopik)

Argument Verlag, 2019

208 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

La daronne

Éditions Métailié, Paris 2017

Hinweise

AlloCiné über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Moviepilot über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Wikipedia über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (deutsch, französisch)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Reichtum verpflichtet“ (Richesse oblige, 2020)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020) und der DVD


TV-Tipp für den 13. August: Eine Frau mit berauschenden Talenten

August 12, 2022

One, 21.45

Eine Frau mit berauschenden Talenten (La daronne, Frankreich 2020)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Hannelore Cayre, Jean-Paul Salomé, Antoine Salomé (Zusammenarbeit)

LV: Hannelore Cayre: La daronne, 2017 (Die Alte)

Patience Portefeux (Isabelle Huppert) kommt als schlecht bezahlte Übersetzerin für das Pariser Drogendezernat gerade so über die Runden. Als sie bei einem Telefonat von einem großen Drogendeal erfährt, in den der Sohn einer Pflegerin ihrer Mutter involviert ist, hat sie eine Idee. Kurz darauf hat sie anderthalb Tonnen Haschich im Keller eines Mietshauses gelagert und sie beginnt die Drogen an die richtigen Männer zu verkaufen. Während die Polizei unbedingt die neue Drogengroßhändlerin schnappen will.

Wundervollen Krimikomödie zu einer berauschenden Uhrzeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani, Liliane Rovère, Iris Bry, Nadja Nguyen, Rebecca Marder, Rachid Guellaz, Mourad Boudaoud, Youssef Sahraoui, Kamel Guenfoud

Die lesenswerte Vorlage

 

Hannelore Cayre: Die Alte

(übersetzt von Iris Konopik)

Argument Verlag, 2019

208 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

La daronne

Éditions Métailié, Paris 2017

Hinweise

AlloCiné über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Moviepilot über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Wikipedia über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (deutsch, französisch)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Reichtum verpflichtet“ (Richesse oblige, 2020)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020) und der DVD

 


TV-Tipp für den 19. Juli: Eine Frau mit berauschenden Talenten

Juli 18, 2022

ARD, 22.50

Eine Frau mit berauschenden Talenten (La daronne, Frankreich 2020)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Hannelore Cayre, Jean-Paul Salomé, Antoine Salomé (Zusammenarbeit)

LV: Hannelore Cayre: La daronne, 2017 (Die Alte)

Patience Portefeux (Isabelle Huppert) kommt als schlecht bezahlte Übersetzerin für das Pariser Drogendezernat gerade so über die Runden. Als sie bei einem Telefonat von einem großen Drogendeal erfährt, in den der Sohn einer Pflegerin ihrer Mutter involviert ist, hat sie eine Idee. Kurz darauf hat sie anderthalb Tonnen Haschich im Keller eines Mietshauses gelagert und sie beginnt die Drogen an die richtigen Männer zu verkaufen. Während die Polizei unbedingt die neue Drogengroßhändlerin schnappen will.

TV-Premiere der wundervollen Krimikomödie zu einer wenig berauschenden Uhrzeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani, Liliane Rovère, Iris Bry, Nadja Nguyen, Rebecca Marder, Rachid Guellaz, Mourad Boudaoud, Youssef Sahraoui, Kamel Guenfoud

Wiederholung: Mittwoch, 20. Juli, 02.15 Uhr (Taggenau!)

Die lesenswerte Vorlage

Hannelore Cayre: Die Alte

(übersetzt von Iris Konopik)

Argument Verlag, 2019

208 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

La daronne

Éditions Métailié, Paris 2017

Hinweise

AlloCiné über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Moviepilot über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Wikipedia über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (deutsch, französisch)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Reichtum verpflichtet“ (Richesse oblige, 2020)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020) und der DVD

 


TV-Tipp für den 24. November: Spion(e)

November 23, 2021

Arte, 20.15

Spion(e) (Espion(s), Frankreich/Großbritannien 2009)

Regie: Nicolas Saada

Drehbuch: Nicolas Saada

Nachdem auf dem Flughafen Charles de Gaulle ein Diplomatenkoffer explodiert, erhält der in kriminelle Geschäfte verwickelte Gepäckkontrolleur Vincent eines dieser Angebote, das er ablehnen sollte, aber nicht kann. Er soll für den Geheimdienst als Spion arbeiten.

TV-Premiere. Das könnte eine echte Überraschung sein. Die französischen Kritiken über diesen Agentenfilm mit John-le-Carré-Touch sind jedenfalls überaus positiv.

mit Guillaume Canet, Géraldine Pailhas, Stephen Rea, Hippolyte Girardot, Archie Panjabi, Vincent Regan, Alexander Siddig

Wiederholung: Donnerstag, 25. November, 14.15 Uhr

Hinweise

AlloCiné über „Spion(e)“

Rotten Tomatoes über „Spion(e)“

Wikipedia über „Spion(e)“


Neu im Kino/Filmkritik: Wes Anderson inszeniert einige Reportagen aus dem „The French Dispatch“

Oktober 22, 2021

Kurz gesagt: der neue Film von Wes Anderson ist der neue Film von Wes Anderson und er hat alles das, was man von einem Wes-Anderson-Film erwartet.

Damit hätten wir die Frage, ob der Film sehenswert ist, oder nicht, geklärt.

Jedenfalls für die Menschen, die seit Ewigkeiten auf „The French Dispatch“, Andersons Liebesklärung an „The New Yorker“, warteten, die Covid-bedingten Startterminverschiebungen geduldig ertrugen, immer auf einen Kinostart hofften (begleitet von zahlreichen Gebeten) und die sich selbstverständlich an seine vorherigen Filme erinnern. Seit seinem dritten Film „The Royal Tenenbaums“ produziert der Autorenfilmer auch seine Werke, die, bei allen Unterschieden, immer einen unverkennbaren Stil haben. Das gilt für seine starbesetzten Realfilme, wie „The Darjeeling Limited“, „Moonrise Kingdom“ und „The Grand Budapest Hotel“, und für seiine Trickfilme, wie „Fantastic Mr. Fox“ und „Isle of Dogs“. „The French Dispatch“ ist wieder ein Realfilm, wieder mit vielen bekannten Schauspielern und wieder mit zahlreichen Anspielungen. Dieses Mal auf die Welt des französischen Films, Frankreich und den alten Magazinjournalismus.

Der titelgebende „The French Dispatch“, also genaugenommen „The French Dispatch of the Liberty, Kansas Evening Sun‘, ist ein amerikanisches Magazin, das in Frankreich erscheint, immer ein Liebhaberprojekt des Verlegers war und ist. Wenn es zu einem Konflikt zwischen der Länge des journalistischen Textes und den Anzeigen kommt, dann wirft er einige Anzeigen raus. Nachdem der hochgeschätzte Gründer und Verleger Arthur Howitzer, Jr. (Bill Murray) stirbt, stirbt auch das Magazin. In seinem Film blättert Wes Anderson durch die letzte Ausgabe und der so entstandene Film ist dann eine Ansammlung von garantiert erfundenen Reportagen aus der sehr französischen Stadt Ennui-sur-Blasé (erfunden, gedreht wurde in Angoulême) in einer fiktiven Zeitlinie, die immer wie ein französischer Film aus den fünfziger/sechziger Jahren aussieht.

In der ersten und kürzesten Reportage radelt der Reisereporter Herbsaint Sazerac (Owen Wilson) durch die verrufensten Ecken der Stadt und zeigt sie im Wandel der Zeit.

In „Das Beton-Meisterwerk“ schreibt und spricht die Kunstkritikerin J. K. L. Berensen (Tilda Swinton) über den Künstler Moses Rosenthaler (Benicio Del Toro) und sein Werk. Der geistesgestörte, inhaftierte Maler ist ein Genie. Jedenfalls für die Kunstwelt, die ungeduldig auf sein neuestes Werk wartet, das im Gefängnis der Welt präsentiert werden soll. Werk und Ablauf der Präsentation entsprechen dann nicht den Erwartungen einer normalen Vernissage.

Korrekturen eines Manifests“ ist eine Reportage über politikbewegte Studenten und damit auch eine Satire und Hommage an die 68er und die Nouvelle Vague, vor allem natürlich an die in den Sechzigern entstandenen legendären Filme von Jean-Luc Godard. Lucinda Krementz (Frances McDormand) berichtet über die revolutionären Umtriebe der Studierenden und sie hilft Zeffirelli B (Timothée Chalamet), dem charismatischem Anführer der Studenten, entgegen aller journalistischer Ethik, aber befeuert von der Liebe, bei der Formulierung eines Manifests. Oder genauer gesagt: sie redigiert es, während sie gemeinsam im Bett und Bad sind.

Das private Speisezimmer des Polizeichefs“ ist die sich in jedem gutem Magazin befindende Kriminalgeschichte. In dieser ziemlich noiren Reportage erzählt Roebuck Wright (Jeffrey Wright), der eigentlich nur ein Porträt über den Koch des Kommissars von Ennui-sur-Blasé schreiben wollte, von der Entführung des Sohnes des Kommissars und sich daraus ergebenden Verwicklungen.

Gerahmt werden diese Reportagen von einem Blick in die Redaktionsräume des „French Dispatch“, eines Magazins, das es heute so nicht mehr gibt und auch so wahrscheinlich niemals gab, aber in dem alle eine große, seltsame Familie waren.

Alle Geschichten sind starbesetzte Liebeserklärungen an Frankreich, das französische Kino, das Kino und das Erzählen von Geschichten aus sicherer ironischer Distanz. Die Episodenstruktur, die natürlich dem Blättern in einem Magazin entspricht, verhindert eine traditionelle Spannungsdramaturgie. Aber die interessierte Wes Anderson noch nie. Ihn interessierte immer das verspielte Spielen mit Versatzstücken, Brechungen und Anspielungen in seinem ganz eigenem Kosmos.

The French Dispatch“ ist ganz großes und großartiges Kino für den kulturinteressierten Bürger, Cineast und, weil wir dieses Mal in einem aus Filmen sehr vertrautem Nachkriegsfrankreich sind, Bourgeois.

The French Dispatch (The French Dispatch, USA/Deutschland 2021)

Regie: Wes Anderson

Drehbuch: Wes Anderson (nach einer Originalgeschichte von Wes Anderson, Roman Coppola, Hugo Guiness und Jason Schwartzman)

mit Benicio Del Toro, Adrien Brody, Tilda Swinton, Léa Seydoux, Frances McDormand, Timothée Chalamet, Lyna Khoudri, Jeffrey Wright, Mathieu Amalric, Stephen Park, Bill Murray, Owen Wilson, Christoph Waltz, Edward Norton, Jason Schwartzman, Liev Schreiber, Elisabeth Moss, Willem Dafoe, Lois Smith, Saoirse Ronan, Cécile de France, Guillaume Gallienne, Tony Revolori, Rupert Friend, Henry Winkler, Bob Balaban, Hippolyte Girardot, Anjelica Huston (Erzählerin)

(Ich empfehle im Kino ausdrücklich den Verzicht auf etwaige Trinkspiele.)

Länge: 108 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Filmportal über „The French Dispatch“

Moviepilot über „The French Dispatch“

Metacritic über „The French Dispatch“

Rotten Tomatoes über „The French Dispatch“

Wikipedia über „The French Dispatch“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Wes Andersons „The Grand Budapest Hotel“ (The Grand Budapest Hotel, USA/Deutschland 2014)

Meine Besprechung von Wes Andersons „Isle of Dogs – Ataris Reise“ (Isle of Dogs, USA 2018)


DVD-Kritik: „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ macht jetzt Hausbesuche

Februar 25, 2021

Zum Kinostart am 8. Oktober (und damit ungefähr drei Wochen vor dem aktuellen Lockdown) schrieb ich ziemlich begeistert:

Auf diesen Film freue ich mich seit einigen Monaten. Als ich für meine Besprechung von Hannelore Cayres Krimi „Die Alte“ Hintergrundmaterial sammelte, erfuhr ich, dass Cayres Noir von Jean-Paul Salomé mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle verfilmt wird.

Über Isabelle Huppert muss wohl nichts mehr gesagt werden.

Jean-Paul Salomé ist deutlich unbekannter. Einige dürften immerhin seine ab und zu im Fernsehen laufenden, vor historischer Kulisse spielenden Abenteuerfilme/Thriller „Arsène Lupin“ und „Female Agents – Geheimkommando Phoenix“ kennen.

In Salomés neuem Film spielt Huppert Patience Portefeux, die titelgebende ‚Frau mit berauschenden Talenten‘. Auch wenn Madame Portefeux auf den ersten Blick wie eine taffe Mittfünfzigerin, die nichts erschüttern kann, wirkt, ist ihr Leben gar nicht so rosig. Die Pariserin lebt allein – ihr Mann starb vor zwanzig Jahren und sie hat erst jetzt seine Schulden abbezahlt -, die beiden erwachsenen Töchter leben ihr Leben und ihre Mutter liegt in einem Pflegeheim, das sie jeden Monat 3200 Euro kostet. Eine Menge Geld.

Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Übersetzerin. Freiberuflich und ohne Altersvorsorge. Für das Drogendezernat belauscht und übersetzt sie die auf arabisch geführten Gespräche der Drogenhändler und ihrer Familien.

Als ihre Mutter wegen unbezahlter Rechnungen in ein anderes Heim verlegt werden soll und sie aus einem abgehörtem Telefonat erfährt, dass der junge Drogenhändler, der verhaftet werden soll, der Sohn von Khadidja, einer Pflegerin ihrer Mutter, ist, greift sie spontan in die geplante Verhaftung ein. Sie informiert Khadidja. Die informiert ihren Sohn. Der kann vor seiner Verhaftung die Drogen verstecken.

Patience ergreift die sich ihr bietende Chance. Wenn sie die Drogen vor der Polizei und den Cherkaoui-Brüdern, die auf ihre Lieferung warten, findet, kann sie sich finanziell sanieren. Mit Geduld, detektivischem Gespür und dem pensionierten Drogenhund DNA findet sie vor allen anderen die Drogen. Sie versteckt sie im Keller des Mietshaus, in dem sie wohnt und beginnt sie an arabische Drogenhändler zu verkaufen. Immerhin kennt sie von ihrer Arbeit als Übersetzerin die potentiellen Großeinkäufer, ihre Nöte und die aktuellen Preise.

Und weil die Polizei schnell versucht, die neu in der Szene aufgetauchte geheimnisvolle Drogenhändlerin zu verhaften, muss sie weiter die Ermittlungen der Polizisten, mit denen sie seit längerem vertrauensvoll zusammenarbeitet, sabotieren. Ihr aktueller Freund Philippe ist sogar der Leiter der Drogenfahnder und er ist grundehrlich.

Jean-Paul Salomé macht aus Hannelore Cayres schwarzhumoriger Romanvorlage einen ebenso schwarzhumorigen, niemals moralisierenden, angenehm respektlosen Film, der genau deshalb Claude Chabrol in jeder Beziehung gefallen hätte. Auch dass die Frauen gegenüber den doch meist arg tumben Männern ein besseres Bild abgeben, hätte ihm gefallen. Sie wissen, wie Probleme ohne Gewalt gelöst werden können. Beispielsweise mit einem kleinen Geschäft, von dem beide Seiten profitieren. So versteht Patiences Hausverwalterin sofort Patiences Vorschlag für ein Geschäft. Denn irgendwie muss das Drogengeld gewaschen werden. Davor und danach bringt die kleine Patience den deutlich größeren und ihr körperlich überlegenen arabischstämmigen Macho-Drogenhändlern Manieren und Disziplin bei.

Salomé schrieb das Drehbuch zusammen mit Cayre. Gemeinsam machten sie die Romangeschichte filmischer und verzichteten auf einige Hintergrundinformationen zu Patiences Familiengeschichte.

 

Jetzt erschien die Komödie auf DVD in einer schicken Pappverpackung und mit überschaubarem Bonusmaterial. Es gibt einige Screentests und untertitelte Interviews mit Jean-Paul Salomé (auf französisch) und Isabelle Huppert (auf englisch), die einige Hintergründe vermitteln, aber weitgehend werblichen Charakter haben. Das wird besonders deutlich, wenn Patience („50 % Polizistin, 50 % Dealerin, 100 % glaubwürdig“) beschrieben wird, ohne etwas Wichtiges über die Filmgeschichte zu verraten.

Ansonsten: ein sehenswerter Film nach einem lesenswerten Roman.

Das eine kann man jetzt auf der heimischen Couch erledigen. Das andere auch an anderen Orten. Das andere andere auch.

Eine Frau mit berauschenden Talenten (La daronne, Frankreich 2020)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Hannelore Cayre, Jean-Paul Salomé, Antoine Salomé (Zusammenarbeit)

LV: Hannelore Cayre: La daronne, 2017 (Die Alte)

mit Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani, Liliane Rovère, Iris Bry, Nadja Nguyen, Rebecca Marder, Rachid Guellaz, Mourad Boudaoud, Youssef Sahraoui, Kamel Guenfoud

DVD

good!movies

Bild:2,35:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Französisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Interviews mit Jean-Paul Salomé und Isabelle Huppert, Casting Tests, Audiodeskription Untertitel für Hörgeschädigte

Länge: 101 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage

Hannelore Cayre: Die Alte

(übersetzt von Iris Konopik)

Argument Verlag, 2019

208 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

La daronne

Éditions Métailié, Paris 2017

Hinweise

AlloCiné über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Moviepilot über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Wikipedia über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (deutsch, französisch)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020)


Neu im Kino/Filmkritik: Isabelle Huppert ist „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Oktober 8, 2020

Auf diesen Film freue ich mich seit einigen Monaten. Als ich für meine Besprechung von Hannelore Cayres Krimi „Die Alte“ Hintergrundmaterial sammelte, erfuhr ich, dass Cayres Noir von Jean-Paul Salomé mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle verfilmt wird.

Über Isabelle Huppert muss wohl nichts mehr gesagt werden.

Jean-Paul Salomé ist deutlich unbekannter. Einige dürften immerhin seine ab und zu im Fernsehen laufenden, vor historischer Kulisse spielenden Abenteuerfilme/Thriller „Arsène Lupin“ und „Female Agents – Geheimkommando Phoenix“ kennen.

In Salomés neuem Film spielt Huppert Patience Portefeux, die titelgebende ‚Frau mit berauschenden Talenten‘. Auch wenn Madame Portefeux auf den ersten Blick wie eine taffe Mittfünfzigerin, die nichts erschüttern kann, wirkt, ist ihr Leben gar nicht so rosig. Die Pariserin lebt allein – ihr Mann starb vor zwanzig Jahren und sie hat erst jetzt seine Schulden abbezahlt -, die beiden erwachsenen Töchter leben ihr Leben und ihre Mutter liegt in einem Pflegeheim, das sie jeden Monat 3200 Euro kostet. Eine Menge Geld.

Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Übersetzerin. Freiberuflich und ohne Altersvorsorge. Für das Drogendezernat belauscht und übersetzt sie die auf arabisch geführten Gespräche der Drogenhändler und ihrer Familien.

Als ihre Mutter wegen unbezahlter Rechnungen in ein anderes Heim verlegt werden soll und sie aus einem abgehörtem Telefonat erfährt, dass der junge Drogenhändler, der verhaftet werden soll, der Sohn von Khadidja, einer Pflegerin ihrer Mutter, ist, greift sie spontan in die geplante Verhaftung ein. Sie informiert Khadidja. Die informiert ihren Sohn. Der kann vor seiner Verhaftung die Drogen verstecken.

Patience ergreift die sich ihr bietende Chance. Wenn sie die Drogen vor der Polizei und den Cherkaoui-Brüdern, die auf ihre Lieferung warten, findet, kann sie sich finanziell sanieren. Mit Geduld, detektivischem Gespür und dem pensionierten Drogenhund DNA findet sie vor allen anderen die Drogen. Sie versteckt sie im Keller des Mietshaus, in dem sie wohnt und beginnt sie an arabische Drogenhändler zu verkaufen. Immerhin kennt sie von ihrer Arbeit als Übersetzerin die potentiellen Großeinkäufer, ihre Nöte und die aktuellen Preise.

Und weil die Polizei schnell versucht, die neu in der Szene aufgetauchte geheimnisvolle Drogenhändlerin zu verhaften, muss sie weiter die Ermittlungen der Polizisten, mit denen sie seit längerem vertrauensvoll zusammenarbeitet, sabotieren. Ihr aktueller Freund Philippe ist sogar der Leiter der Drogenfahnder und er ist grundehrlich.

Jean-Paul Salomé macht aus Hannelore Cayres schwarzhumoriger Romanvorlage einen ebenso schwarzhumorigen, niemals moralisierenden, angenehm respektlosen Film, der genau deshalb Claude Chabrol in jeder Beziehung gefallen hätte. Auch dass die Frauen gegenüber den doch meist arg tumben Männern ein besseres Bild abgeben, hätte ihm gefallen. Sie wissen, wie Probleme ohne Gewalt gelöst werden können. Beispielsweise mit einem kleinen Geschäft, von dem beide Seiten profitieren. So versteht Patiences Hausverwalterin sofort Patiences Vorschlag für ein Geschäft. Denn irgendwie muss das Drogengeld gewaschen werden. Davor und danach bringt die kleine Patience den deutlich größeren und ihr körperlich überlegenen arabischstämmigen Macho-Drogenhändlern Manieren und Disziplin bei.

Salomé schrieb das Drehbuch zusammen mit Cayre. Gemeinsam machten sie die Romangeschichte filmischer und verzichteten auf einige Hintergrundinformationen zu Patiences Familiengeschichte.

Eine Frau mit berauschenden Talenten (La daronne, Frankreich 2020)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Hannelore Cayre, Jean-Paul Salomé, Antoine Salomé (Zusammenarbeit)

LV: Hannelore Cayre: La daronne, 2017 (Die Alte)

mit Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani, Liliane Rovère, Iris Bry, Nadja Nguyen, Rebecca Marder, Rachid Guellaz, Mourad Boudaoud, Youssef Sahraoui, Kamel Guenfoud

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage

Hannelore Cayre: Die Alte

(übersetzt von Iris Konopik)

Argument Verlag, 2019

208 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

La daronne

Éditions Métailié, Paris 2017

Hinweise

AlloCiné über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Moviepilot über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Wikipedia über „Eine Frau mit berauschenden Talenten

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)


DVD-Kritik (+ Lesehinweise): „No second Chance“ für Harlan Coben?

Mai 3, 2019

Als Dr. Alice Lambert im Krankenhaus auf der Intensivstation erwacht, ist ihr Leben zerstört. Sie wurde von einem Unbekannten in ihrem Vorstadthaus angeschossen. Ihr Mann ist tot und ihre kleine Tochter Tara verschwunden. Kurz darauf erhält sie eine Lösegeldforderung mit den üblichen Bedingungen. Ihre Schwiegereltern, die ein nobles Landhotel betreiben, können das Lösegeld beschaffen. Aber die Übergabe – bei der dann doch die Polizei dabei ist – geht schief.

Zwei Jahre später erhält Lambert eine Nachricht von den Entführern. Ihre Tochter lebt noch.

Spätestens in diesem Moment weiß der geübte Thrillerfan, dass es sich um keine normale Entführung handelt.

Die französische sechsteilige Miniserie „No second Chance“, die in Frankreich ein Hit war, basiert auf Harlan Cobens Bestseller „Keine zweite Chance“ (No second chance, 2003).

Der Roman war, nach mehreren hochgelobten und ausgezeichneten Myron-Bolitar-Privatdetekivromanen, ein weiterer Einzelroman. Mit ihnen gelang Cobens der Durchbruch beim breiten Publikum. Diese Thriller sind im Kern alle ähnlich aufgebaut. Immer geht es um Verbrechen und Geheimnisse in der Vorstadt. Immer stehen ganz normale (naja, mehr oder weniger normale) Menschen im Mittelpunkt der Geschichte. Und immer erfährt der Protagonist dass er sich einige tiefgreifende Illusionen über sein Leben gemacht hat.

Selbstverständlich interessierte Hollywood sich schnell für diese Bestseller. Jeder von Cobens Romanen hat das Potential für einen spannenden Thriller. Aber bis jetzt gibt es keine Hollywood-Verfilmung eines Coben-Romans. Dafür gibt es mehrere französische Verfilmungen, in denen die Geschichten von den USA nach Frankreich verlegt werden und erstaunlich gut funktionieren. Bei „No second Chance“ wurde auch, mit Cobens Einverständnis, das Geschlecht der Hauptperson geändert. Aus Marc Seidman wurde Alice Lambert. Es gibt noch einige weitere Änderungen, die so gelungen sind, dass sie jederzeit wirken, als stünden sie genau so im Roman.

Die Macher der Miniserie jonglieren über sechs Stunden gelungen zwischen verschiedenen Handlungssträngen. Vor allem aus dem Wechsel zwischen Lamberts Versuchen, ihre Tochter wiederzubekommen, während sie sich fragt, wem sie überhaupt vertrauen kann, und den Ermittlungen der Polizei, entsteht eine beträchtliche Spannung. Die Ermittler versuchen einerseits, die Entführer zu finden, verdächtigen dabei auch Lambert (Warum wurde sie in den Rücken geschossen, wenn die Einbrecher doch die Haustür gewaltsam aufbrachen?) und sie haben Ärger mit anderen Abteilungen und Anweisungen, die ihre Ermittlungen immer wieder behindern. Vor allem die Rolle von Richard Millot ist unklar. Er ist Lamberts Jugendfreund. Jetzt, nachdem er jahrelang keinen Kontakt zu ihr hatte, hilft er ihr anscheinend selbstlos und er ist ein Agent mit unklarer Zuständigkeit und Auftrag.

Alle Figuren sind knapp und präzise gezeichnet. Die Story bewegt sich mit zahlreichen überraschenden Wendungen und Cliffhangern ständig vorwärts.

Die Schauspieler, Ausstattung und Locations überzeugen. Damit ist alles vorhanden für sechs spannende Stunden oder eine schlaflose Nacht. Aber daran sind Coben-Fans von seinen Romanen gewohnt.

Die Miniserie „No second Chance“ ist auch deutlich gelungener als „Just one Look“, die zweite TV-Miniserie, die ebenfalls auf einem Roman von Harlan Coben basiert und ebenfalls von Sydney Gallonde für das Fernsehen bearbeitet wurde.

Für Coben-Fans und Thrillerfans ist „No second Chance“ daher eine klare Empfehlung. Außerdem hat Harlan Coben in der letzten Folge einen längeren Auftritt.

No second Chance (Une chance de trop, Frankreich 2015)

Regie: François Velle

Drehbuch: Delinda Jacobs, Patrick Renault, Emilie Clamart-Marsollat, Frédéric Chansel, Olivier Kohn, Kristel Mudry, Mehdi Ouahab, Sébastien Vitoux

Erfinder: Sydney Gallonde

LV: Harlan Coben: No second Chance, 2003 (Keine zweite Chance)

mit Alexandra Lamy, Pascal Elbé, Lionel Abelanski, Hippolyte Girardot, Charlotte Des Georges, Lionnel Astier, Samira Lachhab, Francis Renaud, Arielle Sémenoff, Geoffroy Thiébaut, Yoli Fuller, Jean-François Vlerick, Dana Delany, Harlan Coben

DVD

Polyband

Bild: 16:9 (1,78:1)

Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: –

Bonusmaterial: –

Länge: 336 Minuten (6 Folgen auf 2 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre

Die Vorlage

Harlan Coben: Keine zweite Chance

(übersetzt von Gunnar Kwisinski)

Goldmann, 2005

448 Seiten

9,99 Euro

Originalausgabe

No Second Chance

Dutton, 2003

Neu von Harlan Coben

Bei einem Überfall wird Maya Burketts Mann Joe ermordet. Kurz nach seiner Beerdigung sieht sie ihn auf neuen Aufnahmen ihrer Nanny-Cam mit ihrer Tochter spielen. Maya, eine Ex-Soldatin mit Kampferfahrung, fragt sich, ob sie ihren Augen trauen kann. Sie will herausfinden, was hinter den Bildern steckt. Sie muss sich dafür auch mit Joes vermögender Familie anlegen.

In ewiger Schuld“ ist ein weiterer Einzelroman von Harlan Coben und, nun, eine Lösung können wir schon jetzt ausschließen.

Harlan Coben: In ewiger Schuld

(übersetzt von Gunnar Kwisinski)

Goldmann, 2019

416 Seiten

9,99 Euro

Originalausgabe

Fool me once

Dutton, 2016

Hinweise

AlloCiné über „No second Chance“

Wikipedia über „No second Chance“

Homepage von Harlan Coben

Meine Besprechung von Harlan Cobens „Kein böser Traum“ (Just one look, 2004)

Meine Besprechung von Harlan Cobens „Kein Friede den Toten“ (The Innocent, 2005)

Meine Besprechung von Harlan Coben „Der Insider“ (Fade away, 1996)

Meine Besprechung von Harlan Cobens „Das Grab im Wald“ (The Woods, 2007)

Meine Besprechung von Harlan Cobens „Sie sehen dich“ (Hold tight, 2008)

Meine Besprechung von Harlan Cobens „Von meinem Blut“ (Long Lost, 2009)

Meine Besprechung von Harlan Cobens „In seinen Händen“ (Caught, 2010)

Meine Besprechung von Harlan Cobens “Sein letzter Wille” (Live Wire, 2011)

Meine Besprechung von Harlan Cobens „Nur zu deinem Schutz“ (Shelter, 2011)

Meine Besprechung von Harlan Cobens „Ich finde dich“ (Six Years, 2013)

Meine Kurzbesprechung der Harlan-Coben-Verfilmung „Kein Sterbenswort“ (Ne le dis à personne, Frankreich 2006)

Meine Besprechung von Ludovic Colbeau-Justin Harlan-Coben-Verfilmung „Just one Look“ (Juste un regard, Frankreich 2017)

Harlan Coben in der Kriminalakte

 


Neu im Kino/Filmkritik: Königin Kristina Wasa ist „The Girl King“ – und lesbisch

Juli 24, 2016

Als Fünfjährige wird Kristina 1632, mitten im Dreißigjährigem Krieg, die Thronfolgerin für ihren im Kampf gestorbenen, protestantischen Vater König Gustav II. Adolf. Gemäß seinen Anweisungen wird sie zu einem Regenten erzogen. Sie erhält also, was damals ungewöhnlich war, eine rein männliche Ausbildung. Sie lernt Reiten, Fechten, Mathematik, Geographie und mehrere Sprachen. Die Protestantin interessiert sich für Philosophie, Glaubensfragen und die Künste.

1644 übernimmt sie mit 18 Jahren die Regentschaft von Schweden und sie ist eine der Betreiberinnen und Unterzeichnerinnen des Westfälischen Frieden, der 1648 geschlossen wird. Er ist der Ausgangspunkt für das moderne Völkerrecht. Sie versucht, aufgrund ihrer vielfältigen Interessen Stockholm zu einem Zentrum des intellektuellen Lebens zu machen. So korrespondiert sie mit René Descartes und lädt ihn nach Stockholm an ihren prunkvollen Hof ein. Und sie ist, wie der Prager Kunstraub zeigt, nicht zimperlich, wenn es darum ging, ihre Schatzkammer mit Gemälden, Statuen und Kristallen zu füllen.

1650 wird sie zur Königin gekrönt.

1654 dankt sie ab und überlässt die Krone ihrem Cousin Karl Gustav.

Kristina verlässt Schweden, tritt zum Katholizismus über und lebt bis zu ihrem Tod 1689 in Rom, wo die die Accademia dell‘ Arcadia für Philosophie und Literatur gründet.

Mika Kaurismäki, der ältere Bruder von Aki Kaurismäki, inszenierte jetzt mit „The Girl King“ einen Film über diese faszinierende Frau, der sich auf die zehn Jahre zwischen dem Anfang ihrer Regenschaft und ihrer Abdankung konzentriert. Das waren für Kristina bewegte Jahre, aus denen man mehrere Filme machen könnte. Aber „The Girl King“ findet nie eine wirkliche Haltung zu seiner Geschichte und seinem Umgang mit Fakten und mehr oder weniger elaborierter faktenbasierter Fiktion im Dienst einer stringenten Geschichte.

Das liegt auch an der lesbische Liebesgeschichte, die Kristina angedichtet wird und die ihre Abneigung gegenüber einer Heirat erklären soll. Danach war Kristina in ihre Kammerzofe Ebba Sparre verliebt und sie will diese Liebe nicht nur im stillen Kämmerlein ausleben. Denn dort wäre es für Niemanden am Hof ein Problem. Sie will auch keinen der Männer, die um sie werben, heiraten, weil sie sie nicht liebt. Allerdings war damals das Konzept der Liebesheirat noch unbekannt. Heirat war ein politisches Geschäft, um Königshäuser zusammenzulegen. Adoption, wie wir im Film sehen, genauso.

Diese Liebschaft, die sie nicht nur im Verborgenen ausleben will, ist dann auch der Grund und die Möglichkeit, um sie aus ihrem Amt zu drängen. Denn selbstverständlich ist der Freigeist, der neugierig ist und damit auch zwischen dem Protestantismus und dem Katholizismus schwankt, ein Problem für den schwedischen Reichsrat und ihre mehr oder weniger engen Berater. Nachdem der Dreißigjährige Krieg zwischen Protestanten und Katholiken geführt wurde, war die Frage des Glaubens hochpolitisch.

Dazu kamen noch ihre exorbitanten Ausgaben für die schönen Künste, die sie mehr als die Regierungsgeschäfte interessierten.

Da hätte man aus den Bruchstücken von Kristinas Biographie ein kraftvolles Drama erzählen können. Aber Kaurismäkis Film bebildert nur, wie ein Lexikonartikel, ihre Biographie ohne jemals emotional zu packen oder auch nur ein nachhaltiges Interesse für Kristina zu wecken. Martina Gedeck, die drei Szenen als Kristinas dem Wahnsinn verfallende Mutter Maria Eleonora von Brandenburg hat, hinterlässt dagegen einen nachhaltigen Eindruck als Frau, die den Tod ihres Mannes nicht überwinden kann.

The Girl King“ ist halt TV-Ausstattungskino ohne eine erkennbare eigene Handschrift, europäisch finanziert und besetzt mit Schauspielern aus halb Europa.

The Girl King - Plakat

The Girl King (The Girl King, Fnnland/Deutschland/Kanada/Schweden 2015)

Regie: Mika Kaurismäki

Drehbuch: Michel Marc Bouchard

mit Malin Buska, Sarah Gadon, Michael Nyqvist, Lucas Bryant, Laura Birn, Hippolyte Girardot, Peter Lohmeyer, Francois Arnaud, Patrick Bauchau, Jannis Niewöhner, Martina Gedeck

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „The Girl King“

Metacritic über „The Girl King“

Rotten Tomatoes über „The Girl King“

Wikipedia über „The Girl King“ und Königin Kristina Wasa (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 24. April: Ihr werdet euch noch wundern

April 24, 2014

WDR, 23.15
Ihr werdet euch noch wundern (Frankreich/Deutschland 2012, Regie: Alain Resnais)
Drehbuch: Alain Resnais (als Alex Reval), Laurent Herbiet
LV: Jean Anouilh: Eurydice, Cher Antoine ou l’amour raté
Nach seinem Tod treffen sich die Darsteller eine Eurydike-Inszenierung im Haus des verstorbenen Theaterregisseurs. Der bittet sie per Videobotschaft, anhand eines Probenmitschnitts über die Aufführung eines Theaterstückes zu entscheiden. Als die Schauspieler bemerken, dass es sich um den Mitschnitt einer ihrer Proben handelt, schlüpfen sie in ihre Rollen – und Alain Resnais liefert in seinem vorletzten Film eine Liebeserklärung an das Theater.
Alain Resnais („Hiroshima, mon amour“, „Letztes Jahr in Marienbad“, „Das Leben ist ein Chanson“) starb am 1. März 2014. Er wurde 91 Jahre alt . Sein letzter Film „Aimer, boire et chanter“ lief auf der diesjährigen Berlinale.
mit Mathieu Amalric, Pierre Arditi, Sabine Azéma, Jean-Noël Brouté, Anne Consigny, Anny Duperey, Hippolyte Girardot, Gérard Lartigau, Michel Piccoli, Denis Podalydès, Lambert Wilson
Hinweise
Film-Zeit über „Ihr werdet euch noch wundern“
Moviepilot über „Ihr werdet euch noch wundern“
Rotten Tomatoes über „Ihr werdet euch noch wundern“
Wikipedia über Alain Resnais und „Ihr werdet euch noch wundern“ (englisch, französisch)


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