Der Ghostwriter (The Ghost Writer, Frankreich/Deutschland/Großbritannien 2010)
Regie: Roman Polanski
Drehbuch: Robert Harris, Roman Polanski
LV: Robert Harris: The Ghost, 2007 (Ghost, Der Ghostwriter)
Ein Autor soll innerhalb weniger Tage die Biographie des ehemaligen britischen Premierministers Adam Lang ghostwriten. Als Lang wegen Kriegsverbrechen im „Krieg gegen den Terror“ angeklagt wird, beginnt der gänzlich unpolitische Autor auf eigene Faust zu recherchieren.
Glänzend besetzter, grandioser Paranoia-Thriller, der an Polanskis frühere Filme, wie „Chinatown“ und „Der Mieter“, anknüpft.
mit Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Olivia Williams (die eigentlich viel zu jung für ihre Rolle ist), Kim Cattrall, Tom Wilkinson, James Belushi, Timothy Hutton, Eli Wallach (die letzten drei haben nur Kleinstrollen)
Wiederholung: Samstag, 3. Mai, 01.20 Uhr (Taggenau!)
Den Namen des Papstes kennt jeder. Aber wie ein neuer Papst gewählt wird, ist nur in groben Zügen bekannt. Nach dem Tod des Oberhauptes der katholischen Kirche versammeln sich die Unter-Achtzigjährigen Kardinäle in Rom im Vatikan. Auf dem Petersplatz versammeln sich Gläubige und die live berichtenden Medien. Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle steigt in unregelmäßigen Abständen Rauch auf. Ist der Rauch schwarz, wurde kein neuer Papst gewählt. Ist er weiß, wurde ein neuer Papst gewählt, der sich kurz danach der Welt präsentiert.
Anhand einer fiktiven Papstwahl erzählt Robert Harris in seinem 2016 erschienenem Thriller „Konklave“ wie so eine Papstwahl abläuft. Edward Berger („Im Westen nichts Neues“) verfilmte jetzt den Roman nach einem Drehbuch von Peter Straughan („Dame, König, As, Spion“) und mit Starbesetzung. Wichtige Kardinäle werden von Ralph Fiennes, Stanley Tucci und John Lithgow gespielt. Isabella Rossellini spielt Schwester Agnes, die als Leiterin der Casa Santa Marta, zusammen mit ihren Nonnen, für die Unterbringung und Verköstigung der Männer zuständig ist.
Berger schildert detailliert die Abläufe im Vatikan, der während der Wahl vollständig von der Welt abgeschlossen ist. Niemand darf das Gebäude betreten oder verlassen. Briefe, Telefonate und, inzwischen, Computer mit Internetzugang, sind verboten. Nichts soll die Wahl beeinflussen.
Vor diesem Hintergrund entfaltet sich dann das Drama der Papstwahl. Verschiedene Fraktionen und Ansichten über den künftigen Kurs der Kirche stehen sich gegenüber. Es gibt Vertreter der progressiven Richtung, die die katholische Kirche stärker an die Gegenwart anpassen wollen. Es gibt konservative und ultrakonservative Kardinäle, die die Kirche am liebsten wieder zurück ins Mittelalter führen möchten. Jede Fraktion hat ihren Favoriten. Ein aus Afrika kommender Kardinal forciert einen aus Afrika kommenden Papst, weil es bislang noch keinen afrikanischen Papst gab. Es werden, wie in der weltlichen Politik oder einem Verein, Koalitionen geschmiedet und es wird versucht, einzelne Kardinäle zu beeinflussen.
Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes), der Dekan des Kardinalskollegiums, versucht als Wahlleiter einerseits das Verfahren ohne Unglücke durchzuführen und er versucht, als er neue Informationen über aussichtsreiche Kandidaten erhält, diese zu überprüfen. Ohne den Kontakt zur Außenwelt, wozu auch ein Telefonat gehört, ist das eine schwierige Aufgabe. Er muss auch überprüfen, ob Kardinal Benítez (Carlos Diehz) wirklich ein Kardinal ist. Denn bis jetzt hat noch niemand von dem aus Kabul kommendem Mann gehört. Er sagt, der gerade verstorbene Papst habe ihn vor kurzem ernannt und es vor seinen Glaubensbrüdern geheim gehalten. Benítez benimmt sich wie ein wahrer Gläubiger, der mit den zwischen den Kardinalen eingespielten Machtspielen nichts zu tun hat – und weil „Konklave“ ein Thriller ist, macht ihn seine offen nach Außen getragene Naivität besonders verdächtig. Jedenfalls für die Zuschauer.
Die Diskussionen innerhalb der katholischen Kirche über die Zukunft der Kirche werden im Film gestreift, aber nicht vertieft. Straughan und Berger konzentrieren sich auf die Wahlgänge und wie sich von Wahlgang zu Wahlgang Mehrheiten verschieben. Garniert wird das Machtspiel spannungssteigernd mit einer fulminant lauten Thrillermusik, die eine Spannung schafft, die die Bilder von alten Männern, die in historischen Gemäuern Zettel ausfüllen, nicht hergeben.
Konklave (Conclave, USA/Großbritannien 2024)
Regie: Edward Berger
Drehbuch: Peter Straughan
LV: Robert Harris: Conclave, 2016 (Konklave)
mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini, Carlos Diehz, Lucian Msamati, Brían F. O’Byrne, Merab Ninidze
Der Ghostwriter (The Ghost Writer, Frankreich/Deutschland/Großbritannien 2010. Regie: Roman Polanski)
Drehbuch: Robert Harris, Roman Polanski
LV: Robert Harris: The Ghost, 2007 (Ghost, Der Ghostwriter)
Ein Autor soll innerhalb weniger Tage die Biographie des ehemaligen britischen Premierministers Adam Lang ghostwriten. Als Lang wegen Kriegsverbrechen im „Krieg gegen den Terror“ angeklagt wird, beginnt der gänzlich unpolitische Autor auf eigene Faust zu recherchieren.
Glänzend besetzter, grandioser Paranoia-Thriller, der an Polanskis frühere Filme, wie „Chinatown“ und „Der Mieter“, anknüpft.
mit Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Olivia Williams (die eigentlich viel zu jung für ihre Rolle ist), Kim Cattrall, Tom Wilkinson, James Belushi, Timothy Hutton, Eli Wallach (die letzten drei haben nur Kleinstrollen)
Auch wer nichts über den Fall Dreyfus weiß, weiß, dass es sich um den wahrscheinlich größten Justizskandal in der Geschichte Frankreichs handelt. 1894 wird der junge jüdische Offizier Alfred Dreyfus als Spion verurteilt. Der Landesverräter soll sein restliches Leben am anderen Ende der Welt auf der Teufelsinsel verbringen. Einige Jahre später, nachdem Émile Zola seinen legendären Brief „J’accuse“ (Ich klage an) in der Zeitung „L’Aurore“ veröffentlichte und es zahlreiche weitere Aufrufe, Proteste und Gerichtsverhandlungen gegeben hatte, wird Dreyfus freigesprochen. Die Beweise gegen ihn waren fabriziert worden, weil er ein Jude war.
Die Geschichte von diesem in Frankreich immer noch bekanntem Skandal erzählen jetzt Roman Polanski und Robert Harris in „Intrige“. Die Idee, die Geschichte noch einmal zu erzählen, äußerte Polanski gegenüber Harris Anfang 2012 in Paris bei einem Mittagessen. Davor hatte Polanski mit dem Bestsellerautor, nach seinem gleichnamigem Roman, das Drehbuch für den Polit-Thriller „Der Ghostwriter“ geschrieben. Nach diesem Mittagessen begann Harris mit den Recherchen. 2013 veröffentlichte er seinen Roman „Intrige“, in dem er aus der Sicht von Oberstleutnant Marie-Georges Picquart die Geschichte des Dreyfus-Skandals nacherzählt. Picquart ist der Mann, der nach der Verurteilung und öffentlichen Degradierung von Dreyfus zum Chef der Statistik-Abteilung (vulgo dem Geheimdienst) befördert wird und bei seiner Arbeit auf Merkwürdigkeiten im Fall Dreyfus stößt. Die Beweise die gegen Dreyfus in nicht öffentlichen Verhandlungen präsentiert wurden, sind dünn. Teilweise sind es auch keine Beweise für seine Schuld und teilweise sind sie fabriziert. Picquart zweifelt immer mehr an der Schuld von Dreyfus. Dazu trägt auch bei, dass er Hinweise auf einen weiteren deutschen Spion stößt, der wahrscheinlich die Taten, die Dreyfus vorgeworfen werden, verübte. Nur: kann er das beweisen und werden seine Vorgesetzten und die Regierung auf ihn hören?
Der mit über sechshundert Seiten etwas zu umfangreich gewordene Roman erzählt die Geschichte nah, sehr nah, an den tatsächlichen Ereignissen entlang.
Schon während des Mittagessens planten Polanski und Harris eine Verfilmung. Der jetzt nach einem Drehbuch von Harris und Polanski entstandene Film folgt dem Roman und, mit einigen Straffungen und einer Konzentration auf Picquart, den historisch verbürgten Ereignissen.
Polanski erzählt Picquarts Geschichte arg gediegen. Sehr ruhig breitet er den sich für Picquart in seiner ganzen Dimension erst langsam erschließenden Skandal aus. Dabei dauert es einige Zeit, bis Picquart sich in seiner neuen Arbeit eingelebt hat und auf die ersten Spuren stößt, die ihn veranlassen, den eigentlich schon abgeschlossenen Fall Dreyfus wieder aufzurollen.
Am Ende wirkt Polanskis Polit-Thriller wie ein bebilderter Wikipedia-Artikel. Die Fakten stimmen. Die Empörung über die Verurteilung von Dreyfus und die anschließende Vertuschung durch die Regierung stellt sich dagegen im Film nicht so sehr ein wie im Roman, wo der damals allgegenwärtige Judenhass auf jeder Seite spürbar ist. Es ist ein Hass, der den gesamten Staatsapparat beherrscht. Für die Militärs, Geheimdienstler und Politiker ist Dreyfus aufgrund seiner Herkunft der ideale Täter. Er ist so ideal, dass sie später skrupellos den wahren Spion beschützen.
Damit ist „Intrige“ nicht nur eine historische Lehrstunde, sondern ein zeitlos aktueller Aufruf zur Zivilcourage und eine Anklage gegen den wieder zu alltäglich werdenden Antisemitismus.
Intrige (J’accuse, Frankreich/Italien 2019)
Regie: Roman Polanski
Drehbuch: Robert Harris, Roman Polanski
LV: Robert Harris: An Officer and a Spy, 2013 (Intrige)
mit Jean Dujardin, Louis Garrel, Emmanuelle Seigner, Grégory Gadebois, Hervé Pierre, Wladimir Yordanoff, Didier Sandre, Melvil Poupaud, Eric Ruf, Mathieu Amalric, Laurent Stocker, Vincent Perez, Michel Vuillermoz
Der Ghostwriter (The Ghost Writer, Frankreich/Deutschland/Großbritannien 2010. Regie: Roman Polanski)
Drehbuch: Robert Harris, Roman Polanski
LV: Robert Harris: The Ghost, 2007 (Ghost, Der Ghostwriter)
Ein Autor soll innerhalb weniger Tage die Biographie des ehemaligen britischen Premierministers Adam Lang ghostwriten. Als Lang wegen Kriegsverbrechen im „Krieg gegen den Terror“ angeklagt wird, beginnt der gänzlich unpolitische Autor auf eigene Faust zu recherchieren.
Glänzend besetzter, grandioser Paranoia-Thriller, der an Polanskis frühere Filme, wie „Chinatown“ und „Der Mieter“, anknüpft.
mit Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Olivia Williams (die eigentlich viel zu jung für ihre Rolle ist), Kim Cattrall, Tom Wilkinson, James Belushi, Timothy Hutton, Eli Wallach (die letzten drei haben nur Kleinstrollen)
Der Ghostwriter (Frankreich/Deutschland/Großbritannien 2010. Regie: Roman Polanski)
Drehbuch: Robert Harris, Roman Polanski
LV: Robert Harris: The Ghost, 2007 (Ghost, Der Ghostwriter)
Ein Autor soll innerhalb weniger Tage die Biographie des ehemaligen britischen Premierministers Adam Lang ghostwriten. Als Lang wegen Kriegsverbrechen im „Krieg gegen den Terror“ angeklagt wird, beginnt der gänzlich unpolitische Autor auf eigene Faust zu recherchieren.
mit Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Olivia Williams (die eigentlich viel zu jung für ihre Rolle ist), Kim Cattrall, Tom Wilkinson, James Belushi, Timothy Hutton, Eli Wallach (die letzten drei haben nur Kleinstrollen)