ARD, 22.45 Lincoln (Lincoln, USA 2012)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Tony Kushner
LV: Doris Kearns Goodwin: Team of Rivals: The political Genius of Abraham Lincoln, 2005
Ohne historisches Vorwissen bestenfalls durchwachsenes Biopic über Abraham Lincolns Kampf um den 13. Verfassungszusatz (das ist der, der die Sklaverei abschaffte). Kurz nachdem der Zusatz im Kongress verabschiedet wurde, wurde Lincoln ermordet. Weil der Film mit seinem nicht gezeigten Tod endet, ist „Lincoln“ auch ein Film über die letzten Tage Lincolns. Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.
mit Daniel Day-Lewis, Sally Field, David Strathairn, Tommy Lee Jones, Joseph Gordon-Levitt, James Spader, Hal Holbrook, John Hawkes, Jackie Earle Haley, Bruce McGill, Tim Blake Nelson , Jared Harris, Gloria Reuben, Walton Goggins , David Oyelowo, Lukas Haas, Gregory Itzin, S. Epatha Merkerson
Erstens: die spoilerfreie Besprechung. „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ ist ein weiterer Marvel-Film, der alles das enthält, was man von einem Marvel-Film erwartet und, im Gegensatz zu „The Amazing Spider-Man“, der nur Sam Raimis ersten Spider-Man-Film nacherzählte, ist der zweite „Amazing Spider-Man“-Film von Marc Webb mit Andrew Garfield als Spider-Man erfrischend eigenständig.
Zweitens: er hat natürlich auch etliche Probleme, die teilweise an Sam Raimis dritten Spider-Man-Film erinnern, die teilweise auch typisch Marvel sind – und die ich nur sinnvoll ansprechen kann, indem ich auch mehr oder weniger viel von der Handlung verrate. Obwohl die Überraschungen dann doch, jedenfalls für alle, die Raimis Filme, die Comics und die Spider-Man-Mythologie kennen, gar nicht so groß sind.
Jedenfalls: ab jetzt folgt die Filmbesprechung mit Irgendwie-Spoilern.
Peter Parker (Andrew Garfield) hat sich inzwischen an sein Leben als Spider-Man gewohnt. Lässig turnt er durch die Schluchten von New York, telefoniert mit seiner Freundin Gwen Stacy (Emma Stone), die ihn zur Schulabschlussfeier erwartet, rettet nebenbei einige Menschen, unter anderem Max Dillon (Jamie Foxx), und spielt mit den Bösewichtern, die irgendeine supergefährliche Flüssigkeit klauen wollen und als unauffälligste Methode für ihren Diebstahl fiel ihnen eine Straßenschlacht ein. Am Ende sind sie mit Spinnenfäden festgesetzt und Peter kommt fast pünktlich zur Abschlussfeier.
Nach diesem optisch ziemlich furiosen Auftakt (davor haben wir bereits erfahren, was mit Peters Eltern geschah, nachdem sie ihn bei seiner Tante May und Onkel Ben zurückließen) gibt es eine von vielen Verschnaufpause; eigentlich ist der gesamte Film bis zum finalen dritten Akt eine einzige, unnötig lang geratene und erzählerisch unnötig überladene, oft wenig zielführende Verschnaufpause, in der vieles aus dem Spider-Man-Universum angesprochen wird, die Macher sich die Freiheit für Abschweifungen nehmen und auch einiges für die nächsten Filme vorbereitet wird, weil die Macher wissen, dass sie ein folgsames, zahlungswilliges und mit der Mythologie vertrautes Publikum haben, was dazu führt, dass in dem Film einfach zu viel angesprochen wird, ohne dass es in diesem Film wirklich konsequent weitererzählt wird. Wichtige Stationen in Peters Leben werden dagegen fast schon lieblos erledigt, wie die Verarbeitung der Geschichte aus dem Comic „The Amazing Spider-Man # 121/122“ im Film.
Denn der Plot ist, mal wieder, so kompliziert, dass er sinnvoll kaum nacherzählbar ist. Wenn man es versucht, stellt man fest, dass die Geschichte als in sich schlüssige und stringente Geschichte nicht sonderlich viel Sinn ergibt. Das fällt beim Ansehen nicht so sehr auf, weil jede Szene für sich funktioniert. Nur halt in der Gesamtheit nicht.
Das mag auch daran liegen, dass Spider-Man in „Rise of Electro“ gegen drei Gegner kämpfen muss. Das war schon in Sam Raimis „Spider-Man 3“ eine schlechte Idee, die aus einem Spielfilm eine Zusammenstellung von drei Kurzfilmen machte. In „Rise of Electro“ kämpft Spider-Man daher nicht nacheinander gegen die drei Superschurken, sondern erst am Ende, mit einer kleinen Unterbrechung, hintereinander gegen die Bösewichter. Dummerweise besiegt er im Schlusskampf zuerst den titelgebenden Electro, der als titelgebender Bösewicht, wie wir es aus den James-Bond-Filmen kennen, eigentlich als letzter sterben sollte.
Er muss auch gegen seinen alten Freund Harry Osborn (Dane DeHaan in bester „Kill your Darlings“-Stimmung), der ziemlich spät im Film zu Green Goblin mutiert, kämpfen. Und dann ist da noch The Rhino, gespielt von Paul Giamatti, der hier vollkommen verschenkt ist und am Ende als Überraschungsei auftaucht, nachdem er schon im ersten Action-Set-Piece einer der Bösewichter war, der von Spider-Man festgesetzt wurde und anschließend vollständig aus der Geschichte verschwindet. Sowieso stehen sich die drei Bösewichter; – naja, eher zweieinhalb, denn The Rhino zählt nicht wirklich -, gegenseitig im Weg. Electro bleibt blass. Sein in Hass umschlagendes Spider-Man-Fantum ist eine eher schwache Motivation für einen Superbösewicht, der auch nicht weiß, was er mit seiner Superkraft anfangen soll und, nach seinem ersten Auftritt auf dem Times Square, sowieso die meiste Zeit des Films im Ravencroft Institute for the Criminally Insane festsitzt, wo ihn Dr. Kafka mit Stromstößen foltert. Harry Osborn ist dagegen als schnöseliger, todkranker Firmenerbe wesentlich interessanter und er wäre auch ein würdiger Hauptgegner für Spider-Man. Wenn da nicht eben der als Bösewicht furchtbar blasse Electro wäre.
Im Mittelpunkt steht eigentlich die Liebesbeziehung zwischen Peter und Gwen, die vielleicht demnächst in Oxford ihr Studium beginnt. Was Peter vor das gewaltige Problem stellt, dass er New York nicht verlassen will. Sowieso ist der Film ein ziemlicher Männerfilm, in dem nur die Geliebte und die Mutter (verkörpert durch Peters Tante) ein halbwegs individuelles Gesicht gewinnen, aber weitgehend auf die bekannten Klischees festgelegt sind.
Bei den Action-Set-Pieces sind die einzelnen Bilder beeindruckender, als die gesamte Szene. Die Kämpfe von Spider-Man gegen die Bösewichter sind sowieso ziemlich enttäuschend geraten. Denn sie sind ziemlich kurz und, dafür dass sie beeindrucken sollen, erstaunlich lieblos inszeniert. Denn es ist immer nur ein hastiges aneinanderfügen von Bildern, aber nie ein Ablauf von nachvollziehbaren Bewegungen, von Handlungen, die nachvollziehbare Folgen haben, von Kämpfen, die eine Geschichte erzählen. Es entsteht auch nie das Gefühl, dass hier Schauspieler wirklich in Gefahr sind. Stattdessen wirken alle „Action-Szenen“ wie Trickfilme.
Dabei schwingt Spider-Man sich vorher schwerelos durch die Schluchten von Manhattan.
Am Ende des mit 143 Minuten zu lang geratenen Films bleibt das Gefühl zurück, dass es besser gewesen wäre, sich auf einen Gegner, eine Geschichte, eine Laufzeit von unter zwei Stunden und eine gute Action-Regie zu konzentrieren.