„Paris Noir“ – eine Stadt in Kurzgeschichten von französischen Krimiautoren

Januar 10, 2018

Paris, Hauptstadt von Frankreich, 2,2 Millionen Einwohner, eine multikulturelle Stadt mit langer Geschichte und einige werden in „Paris Noir“ erzählt. Krimifans, die sich viel im angloamerikanischen Raum tummeln, werden sich jetzt, mehr oder weniger dunkel, an eine Reihe von Anthologien erinnern, die Akashic Books in den vergangenen Jahren veröffentlichte und deren Konzept so einfach, wie überzeugend war: bekannte Autoren schreiben exclusive Kurzgeschichten über eine Stadt, die sie gut kennen, in der sie meistens auch Leben und, das ist jetzt die Aufgabe des Herausgebers, die Geschichten spielen in verschiedenen Stadtteilen und ergeben ein ungewöhnliches Porträt der Stadt. In den vergangenen Jahren erschienen Bücher über Atlanta, Baltimore, Boston (mehrere), Bronx, Brooklyn, Manhattan, Queens, Staten Island (bei New York ging man gleich in die Stadtteile), Chicago, Detroit und, außerhalb der USA, Brüssel, Dublin, Helsinki, London und, weil immer nur Städte und Landschaften auf die Dauer langweilig sind, gibt es auch „Prison Noir“; – wobei ein Gefängnis ja auch ein Ort ist. Allerdings ein Ort, den man nicht freiwillig besucht.

Für „Paris Noir“ übernahm Aurélien Massons, der von 2005 bis 2017 Herausgeber der Série Noire in der Éditions Gallimard war, vor zehn Jahren die Aufgabe, einen etwas anderen Paris-Reiseführer zu erstellen. Die Reiseführer zu den verschiedenen, eher untouristischen Orten sind etablierte Noir-Autoren (die öfters auch ins Deutsche übersetzt wurden) und jüngere Autoren, wie dem damals noch unbekannten Jérôme Leroy. Inzwischen ist er durch seinen Krimi „Der Block“ und seine Co-Autorenschaft für „Das ist unser Land!“ (die DVD erschien Ende 2017) auch bei uns bekannt. Die anderen Autoren sind die auch in Deutschland, jedenfalls bei Fans des französischen Kriminalromans, bekannten Chantal Pelletier, Jean-Bernard Pouy, Didier Daeninckx, Patrick Pécherot, DOA, Salim Bachi, Marc Villard und, mangels Übersetzungen, unbekannten Dominique Mainard, Hervé Prudon, Laurent Martin und Christophe Mercier.

Die zwölf Geschichten geben einen Einblick in die Vielfalt des französischen Noir. Es gibt natürlich, zum Glück nur einmal, den normalen Rätselkrimi im Kurzgeschichtenformat. Aber auch Geheimagentengeschichten, Geschichten über Jugendliche aus den Banlieus, verquere Liebesgeschichten und Geschichten über kleine und große Verbrecher. Oft etwas nostalgisch angehaucht, als ob man sich in einem Maigret-Roman oder einem klassischen französischen Kriminalfilm befindet. Immer wieder wird in den Geschichten locker die Form und Perspektive gewechselt, es gibt Anspielungen und ein fast schon exzessives Namedropping, das literarisch und cineastisch versierte Leser begeistert.

Paris Noir“ ist eine äußerst abwechslungsreiche Sammlung von spannenden Kurzgeschichten, die den Duft von Paris verströmen und neugierig auf die anderen Geschichten der Autoren machen. In einigen Fällen dürfte das nächste Antiquariat helfen können.

Als nächste Bände sind für das Frühjahr „Berlin Noir“ (mit Geschichten von Rob Alef, Max Annas, Zoe Beck und Ulrich Woelk) und den Herbst „USA Noir“ (mit Geschichten von Jerome Charyn, Michael Connelly, Lee Child, Jefferey Deaver, Dennis Lehane, Joyce Carol Oates und Don Winslow) angekündigt.

Aurélien Massons: Paris Noir

(übersetzt von Zoe Beck, Karen Gerwig, Jan Karsten und Martin Spiess)

CulturBooks, 2017

344 Seiten

15 Euro

Originalausgabe

Paris Noir

Akashic Books, 2008

enthält

Marc Villard: Der Chaffeur

Chantal Pelletier: Der Chinese

Salim Bachi: Großer Bruder

Jérôme Leroy: Berthet geht

Laurent Martin: Wie eine Tragödie

Christophe Mercier: Weihnachten

Jean-Bernard Pouy: Die Rache der Kellner

Dominique Mainard: La Vie en rose

Didier Daeninckx: Rue des Degrés

Patrick Pécherot: Tote Erinnerungen

DOA: бесценный (Kostbar)

Hervé Prudon: No Cemprendo L’Étranger

Hinweis

CulturBooks über „Paris Noir“

P. S.: Zazie hat nichts mit dem Sammelband zu tun. Außer dass auch sie sich in Paris austobt und der Film verdammt unterhaltsam ist.


Die Krimibestenliste November 2017

November 7, 2017

Die Zeit, die man auf der Kuschelcouch unter dem Licht einer Lampe mit einem dicken Buch verbringen kann, wird länger und die November-Krimibestenliste (präsentiert von F.A.S. und Deutschlandfunk Kultur) hat da einige Lesetipps:

1. (-) John le Carré – Das Vermächtnis der Spione

2. (3) Lisa Sandlin: Ein Job für Delpha

3. (2) Friedrich Ani – Ermordung des Glücks

4. (-) Iori Fujiwara – Der Sonnenschirm des Terroristen

5. (-) Norbert Horst – Kaltes Land

6. (-) Dave Zeltserman – Small Crimes

7. (-) Andreas Pflüger – Niemals

8. (9) David Whish-Wilson – Die Ratten von Perth

9. (-) Tanguy Viel – Selbstjustiz

10. (-) Liza Cody – Krokodile und edle Ziele

In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.

Einiges, vor allem aus dem Hardboiled-Bereich, wie Lisa Sandlin und Dave Zeltserman, liegen bei mir rum. Iori Fujiwara in Japan bereits 1998 erschienener Roman über einen japanischen Terroristen, der nach zwei Jahrzehnten im Untergrund in einen Terroranschlag in Tokio verwickelt wird und seine Unschuld beweisen will, liegt auch auf meinem Zu-lesen-Stapel.

Zuletzt habe ich Tom Franklins wüstes Werk „Smonk“ (pulp master) gelesen. Besprechung demnächst. Craig Johnsons Neowestern „Longmire: Bittere Wahrheiten“ lese ich gerade. Die „Longmire“-TV-Serie basiert auf Johnsons Romanen.

Und dazwischen werden die Kurzgeschichten aus „Paris Noir“ (unter anderem von Didier Daeninckx, Jérôme Leroy, Chantal Pelletier und Jean-Bernard Pouy) genossen. Auch dazu demnächst mehr begeisterte Worte. Wenn’s klappt in einer Doppelbesprechung mit „Nighthawks: Stories nach Gemälden von Edgar Hopper“ (von, u. a., Lee Child, Michael Connelly, Jeffery Deaver, Stephen King, Joyce Carol Oates, Joe R. Lansdale und Lawrence Block – herrje, das Buch kann gar nicht schlecht sein).


Rainer Wittkamp stimmt den „Hyänengesang“ an

August 9, 2017

In einem alten „Tatort“ aus den Siebzigern verabschiedet sich der Kommissar, kurz nachdem die Leiche entdeckt wird, aus dem Kriminalfall in seinen lange geplanten Urlaub. Sein Assistent muss den Fall ohne die Hilfe seines Vorgesetzten aufklären.

Heute undenkbar.

Denkbarer und normaler ist in neueren Krimis, dass der Kommissar seinen Urlaub verschiebt, um den Fall aufzuklären. Meist aus eigenem Antrieb, seltener weil sein Vorgesetzter ihn darum bittet. So geschieht es auch in Rainer Wittkamps neuem Kriminalroman „Hyänengesang“.

Kommissar Martin Nettelbecks Vorgesetzte, Kriminalrätin Koschke, befiehlt ihm, seinen seit langem mit seiner Patchwork-Familie geplanten Ghana-Urlaub um einige Tage zu verschieben. Im Hotel de Rome wurde in einer Suite eine Frauenleiche gefunden. Das Zimmer war von Saif Mohamed Zekri, einem Attaché der Botschaft von Oman, gemietet worden und in punkto Diplomatie kennt Nettelbeck sich aus.

Zur gleichen Zeit will der eher unintelligente, sein Comeback planende Schlagersänger Roman Weiden sich an Maximilian Hollweg rächen. Weiden hat finanzielle Probleme. Er hat in den letzten Jahre Schulden abgestottert, während Hollweg, der ihm zu den Investitionen riet, sich eine goldene Nase verdiente. Jetzt, so glaubt der Sänger, hat Hollweg ihn beim Finanzamt wegen verschwiegener Vermögenswerte angeschwärzt. Weiden will ihn jetzt endgültig umbringen. Dafür bastelt er, nach einer im Internet gefundenen Anleitung eine Bombe.

Hollweg sitzt seit einem von Weiden verursachtem Unfall im Rollstuhl. Aktuell wird er von Jens Todsen gepflegt. Der will sich seine Rastalocken erst abschneiden, wenn er ein sich selbst gegebenes Versprechen erfüllt hat.

Hollweg verhandelt gerade mit dem Botschafter von Oman über eine große Investition, die er bedenkenlos mit Schmiergeldzahlungen in die richtigen Bahnen lanciert.

Und wie Rainer Wittkamp in seinem neuesten Roman „Hyänengesang“ diese verschiedenen Handlungen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, auf wenigen Seiten miteinander verknüpft, ist ein großer Spaß. Nach etwas über zweihundert Seiten ist der Fall gelöst und der Kommissar darf Berlin in Richtung Urlaub verlassen.

Wie in seinen vorherigen Romanen garniert Wittkamp die Geschichte mit vielen Anmerkungen zum Jazz. Denn Nettelbeck ist Jazzfan und spielt Posaune. Das schöne bei Wittkamps Jazz-Namedropping ist, dass er sich nicht auf die allseits bekannten, seit Jahrzehnten toten Jazzheroen beschränkt, sondern die gesamte Avantgarde und moderne Entwicklungen mitnimmt. Ray Anderson, Robin Eubanks und Nils Wogram werden erwähnt und wer sie nicht kennt, sollte sich unbedingt eine Aufnahme von ihnen anhören.

Eigentlich könnte Wittkamp, wie Ian Rankin, George Pelecanos und Michael Connelly, mal eine Playlist für seine Leser erstellen. Dann könnte man sich vorm Lesen den Soundtrack zum Buch zusammenstellen.

Rainer Wittkamp: Hyänengesang

grafit, 2017

224 Seiten

11 Euro

Hinweise

Homepage von Rainer Wittkamp

Meine Besprechung von Rainer Wittkamps „Schneckenkönig“ (2013)

Meine Besprechung von Rainer Wittkamps „Frettchenland“ (2015)

Meine Besprechung von Rainer Wittkamps „Stumme Hechte“ (2016)


„Hard Revolution“: ein neuer, alter Roman von George Pelecanos

August 2, 2017

Neuer Verlag, neues Glück? Langjährige Fans von George Pelecanos werden vor allem dem Verlag für seinen Mut gratulieren. Denn trotz positiver Kritiken setzte der Amerikaner sich bei uns nie richtig durch. Drei Verlage versuchten es und gaben aus verschiedenen Gründen auf. Ars Vivendi ist der vierte Verlag und „Hard Revolution“ ist ein Roman, dessen gesellschaftspolitische Relevanz sich geradezu aufdrängt.

Pelecanos‘ Kriminalromane sind von einem konventionellen Beginn mit seinen nicht übersetzten Nick-Stefanos-Romanen über die fast vollständig übersetzte Washington-Noir-Serie hin zu seinen neueren Romanen immer mehr zu Sozialstudien und einer Jahrzehnte umfassenden Chronik seiner Heimatstadt Washington, D. C., geworden. Oft fasst er seine Romane, entsprechend den Hauptcharakteren, in verschiedenen Serien zusammen. In diesen Romanen tauchen immer wieder Charaktere aus seinen anderen Serien auf. Also ungefähr wie im Marvel Cinematic Universe, nur dass in den Romanen von Pelecanos niemand über irgendwelche Superkräfte verfügt.

Auch „Hard Revolution“, im Original bereits 2004 erschienen, ist Teil einer Serie. Nämlich der Derek-Strange/Terry-Quinn-Serie, die aus, je nach Rechnung, drei bis, wenn man auf Quinn verzichtet, fünf Romanen besteht. Die ersten beiden, „Schuss ins Schwarze“ (Right as Rain, 2001) und „Wut im Bauch“ (Hell to Pay, 2002), wurden übersetzt und die Privatdetektivromane spielen in der Gegenwart. Die letzten beiden Romane der Serien spielen in der Vergangenheit. In „What it was“ (2012) ist Derek Strange 1972 ein junger Privatdetektiv in Washington, D. C..

Hard Revolution“ geht noch weiter zurück in Derek Stranges Vergangenheit. Die ersten gut achtzig Seiten des vierhundertseitigen Romans spielen im Frühjahr 1959, als Derek bei einem jugendlichen Mutproben-Diebstahl vom Ladenbesitzer erwischt wird und vor der vor der Frage steht, welchen Weg er in seinem Leben beschreiten will: Verbrecher oder ehrbarer Bürger.

Der Hauptteil des Romans spielt im Frühjahr 1968. Derek Strange ist ein junger schwarzer Polizist bei der Metropolitan Police. Er trifft auf drei weiße Jugendliche, die mehrere Verbrechen begehen, unter anderem überfahren sie zum Vergnügen einen Schwarzen und sie wollen eine Bank überfallen.

Selbstverständlich spielt sich diese in zahlreichen Einzelhandlungen aufgesplittete Geschichte, wie man es von Pelecanos kennt, vor einem reich gezeichneten Hintergrund aus popkulturellen und, in diesem Fall, politischen Referenzen, Hinweisen und Anspielungen ab. Denn obwohl Pelecanos‘ Romane in der US-Hauptstadt spielen, interessiert ihn die große Politik, der Lobbyismus und die Hinterzimmerabsprachen nicht. Er beschreibt in seinen Geschichten nur die Auswirkungen die die Politik auf das Leben der Bewohner der Hauptstadt, den sprichwörtlichen kleinen Mann, hat. Für sie ist Politik höchstens am Wahlsonntag wichtig. Falls überhaupt. Aber 1968 war Politik Popkultur. Die Bürgerrechtsbewegung ging für ihre Anliegen auf die Straße. Martin Luther King wurde am 4. April 1968 in Memphis, Tennessee, erschossen. Die Nachricht von seiner Ermordung leitet den Schlussteil des Romans ein. Während der tagelangen Unruhen nach Luthers Tod versuchen Derek Strange und die anderen Charaktere des Romans, in der Grauzone zwischen Recht und Gerechtigkeit, einige noch offene Rechnungen zu begleichen.

Hard Revolution“ ist kein gewöhnlicher Krimi und wer einen lauschigen Häkelkrimi oder einen taffen Polit-Thriller voller abstruser Verschwörungstheorien und tapferer Einzelkämpfer oder einfach nur einen Pageturner, den man an einem Nachmittag verschlingen kann, lesen möchte, sollte um Pelecanos‘ neuestes auf Deutsch erhältliches Buch einen großen Bogen machen. Alle anderen müssen „One of Ten Best Books of the Year“ (Booklist) lesen.

Denn: „Those in the Known read Pelecanos.“ (Michael Connelly)

George Pelecanos: Hard Revolution

(übersetzt von Gottfried Röckelein)

Ars Vivendi, 2017

400 Seiten

24 Euro

Originalausgabe

Hard Revolution

Little, Brown and Company, 2004

Hinweise

Homepage von George Pelecanos

Meine Besprechung von George Pelecanos’ “Wut im Bauch” (Hell to pay, 2002)

Meine Besprechung von George Pelecanos’ „Drama City“ (2005)

Meine Besprechung von George Pelecanos’ „Der Totengarten“ (The night gardener, 2006)

Meine Besprechung von George Pelecanos’ „The Turnaround“ (2008)

Meine Besprechung von George Pelecanos‘ „Kein Weg zurück“ (The way home, 2009)

Meine Besprechung von George Pelecanos‘ „Ein schmutziges Geschäft“ (The Cut, 2011)

George Pelecanos in der Kriminalakte

 


TV-Tipp für den 12. Februar: Der Mandant

Februar 12, 2017

RTL II, 20.15
Der Mandant (The Lincoln Lawyer, USA 2011)
Regie: Brad Furman
Drehbuch: John Romano
LV: Michael Connelly: The Lincoln Lawyer, 2005 (Der Mandant)
Lincoln Lawyer Mickey Haller (Matthew McConaughey) tut alles für seine meist mehr als halbseidenen Mandanten. Als er aber einen Freispruch für den stinkreichen Louis Roulet erwirken soll, packt ihn das Gewissen. Auch weil Roulets Taten mit einem früheren Mandanten von ihm, der seine Unschuld beteuerte und dem er mit einem guten Deal einen Knastaufenthalt verschaffte, zusammen hängen.
Heute ist die TV-Premiere der rundum geglückten Michael-Connelly-Verfilmung, die Matthew McConaugheys Karriere auf spannende Bahnen lenkte.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.
„Der Mandant“ war Michael Connellys erster Justizthriller. Danach schrieb er noch weitere Romane mit Mickey Haller, der auch Harry Bosch (Connellys ersten Seriencharakter, der inzwischen eine „Fernseh“-Serie hat) trifft.
mit Matthew McConaughey, Ryan Phillippe, Marisa Tomei, William H. Macy, Josh Lucas, John Leguizamo, Michael Pena, Bob Gunton, Frances Fisher, Bryan Cranston

Wiederholung: Montag, 13. Februar, o1.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Der Mandant“

Rotten Tomatoes über „Der Mandant“

Michael Connelly unterhält sich mit Matthew McConaughey über den Film

Meine Besprechung der Filmausgabe von Michael Connellys „Der Mandant“

Homepage von Michael Connelly

Meine Besprechung von Michael Connellys „The Lincoln Lawyer“ (2005, deutscher Titel: Der Mandant)

Meine Besprechung von Michael Connellys „Vergessene Stimmen“ (The Closers, 2005)

Meine Besprechung von Michael Connellys “L. A. Crime Report” (Crime Beat, 2004)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Kalter Tod” (The Overlook, 2007)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Echo Park” (Echo Park, 2006)

Michael Connelly in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Brad Furmans „Der Mandant“ (The Lincoln Lawyer, USA 2011)

Meine Besprechung von Brad Furmans „Runner Runner“ (Runner Runner, USA 2013)

Meine Besprechung von Brad Furmans „The Infiltrator“ (The Infiltrator, Großbritannien 2016)


TV-Tipp für den 18. Juli: Der Mandant

Juli 18, 2015

RTL, 20.15
Der Mandant (The Lincoln Lawyer, USA 2011)
Regie: Brad Furman
Drehbuch: John Romano
LV: Michael Connelly: The Lincoln Lawyer, 2005 (Der Mandant)
Lincoln Lawyer Mickey Haller (Matthew McConaughey) tut alles für seine meist mehr als halbseidenen Mandanten. Als er aber einen Freispruch für den stinkreichen Louis Roulet erwirken soll, packt ihn das Gewissen. Auch weil Roulets Taten mit einem früheren Mandanten von ihm, der seine Unschuld beteuerte und dem er mit einem guten Deal einen Knastaufenthalt verschaffte, zusammen hängen.
Heute ist die TV-Premiere der rundum geglückten Michael-Connelly-Verfilmung, die Matthew McConaugheys Karriere auf spannende Bahnen lenkte.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.
„Der Mandant“ war Michael Connellys erster Justizthriller. Danach schrieb er noch weitere Romane mit Mickey Haller, der auch Harry Bosch (Connellys ersten Seriencharakter, der inzwischen eine „Fernseh“-Serie hat) trifft.
mit Matthew McConaughey, Ryan Phillippe, Marisa Tomei, William H. Macy, Josh Lucas, John Leguizamo, Michael Pena, Bob Gunton, Frances Fisher, Bryan Cranston

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Der Mandant“

Rotten Tomatoes über „Der Mandant“

Michael Connelly unterhält sich mit Matthew McConaughey über den Film

Meine Besprechung der Filmausgabe von Michael Connellys „Der Mandant“

Homepage von Michael Connelly

Meine Besprechung von Michael Connellys „The Lincoln Lawyer“ (2005, deutscher Titel: Der Mandant)

Meine Besprechung von Michael Connellys „Vergessene Stimmen“ (The Closers, 2005)

Meine Besprechung von Michael Connellys “L. A. Crime Report” (Crime Beat, 2004)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Kalter Tod” (The Overlook, 2007)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Echo Park” (Echo Park, 2006)

Michael Connelly in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Brad Furmans „Der Mandant“ (The Lincoln Lawyer, USA 2011)

Meine Besprechung von Brad Furmans „Runner Runner“ (Runner Runner, USA 2013)


„Secret Service – Jahrbuch 2015“ und das „Krimimagazin: Crime & Sex“ informieren über die Krimiwelt

Mai 21, 2015

Krimimagazin - Crime & SexSyndikat - Secret Service Jahrbuch 2015 - 2

Nachdem der alljährliche „Der deutsche Krimi ist schlecht und der Regionalkrimi ist noch schlechter“-Artikel dieses Jahr von Lisa Kuppler, die es eigentlich besser wissen müsste, in der FAZ erschien und es gleich einige geharnischte Kommentare gab (unter anderem Der Schneeman, CrimeNoir, Crimemag und Polar), erspare ich mir jede weitere Kommentierung (aber man könnte die bekannte „Der Regionalkrimi ist doof“-Melodie doch wenigstens mal etwas variieren) und wende mich den Sammelbänden „Secret Service – Jahrbuch 2015“ von der deutschsprachigen Krimiautorenvereinigung „Das Syndikat“ und dem Sammelband „Krimimagazin: Crime & Sex“ von Tobias Gohlis und Thomas Wörtche zu.

Im „Krimimagazin: Crime & Sex“ versammeln die beiden Krimikritiker neun Texte von Krimiautoren. Drei Frauen, sechs Männer. Drei Deutsche, sechs, hm, Ausländer.

Und auch nach der Lektüre kann ich immer noch nicht sagen, wer es kaufen soll und was die Absicht des Sammelbandes ist. Das heißt jetzt nicht, dass die Texte vollkommen uninteressant sind. Es sind Ergänzungen zu den von den Autoren geschriebenen Romanen, die teilweise schon etwas älter sind. Es handelt sich um Hintergrundmaterial und damit klassisches Material für ein Nachwort.

So schreibt Gary Dexter („Der Marodeur von Oxford“, Penser Pulp 2013) in „Kriminalliteratur und Sexologie: Bettgenossen des 19. Jahrhunderts“ über Krimis (viel Sherlock Holmes) und Sexologen im 19. Jahrhundert. Das liest sich eher wie ein Lexikonartikel.

Auch Wolfgang Kaes‘ Ausführungen über Stalking und die nicht mehr aktuelle Gesetzeslage in Deutschland lesen sich wie ein Lexikonartikel. Kaes (zuletzt „Spur 24“, rororo 2014) schrieb darüber in „Herbstjagd“ (2006).

Mechtild Borrmann schreibt über Zwangsprostitution am Beispiel einer Prostituierten. Das Porträt basiert auf ihren Recherchen für „Die andere Hälfte der Hoffnung“ (Droemer Verlag, 2014) und verrät einem informiertem Zeitungsleser nichts Neues.

María Inés Krimer („Sangre Kosher: Ruth Epelbaum und die Zwi Migdal“, Penser Pulp 2014) schreibt über Prostitution in Argentinien, gestern (viel und interessant) und heute.

Andrew Brown (zuletzt „Trost“, btb 2014) erzählt eine Episode aus seinem Alltag als Polizist mit einer Straßenprostituierten.

Carlo Lucarelli (zuletzt „Bestie“, Folio 2014) redet über den italienischen Mann und das Verbrechen in Italien, also vor allem die Mafia. Das Interview ist ein netter Einblick in die italienische Seele.

Liza Cody liefert einige Hintergründe zu ihrem letzten Roman „Lady Bag“ (ariadne, 2014). Sie porträtiert vier obdachlose Frauen, die sie zu dem Roman inspirierten und dieser gut geschriebene Text macht wirklich neugierig auf „Lady Bag“.

Howard Linskey schreibt über das Geschäft mit der Prostitution in England, das auch in seinen Romanen „Crime Machine“ (Knaur 2012), „Gangland“ (Knaur 2014) und „Killer Instinct“ (Knaur, angekündigt für August 2015) eine Rolle spielt.

Und Frank Göhre begibt sich wieder auf die sündige Meile St. Pauli. Darüber hat er mehrere Romane geschrieben und in diversen Nachworten und Essays auch über die wahren Hintergründe seiner Geschichten geschrieben. Trotzdem gelingt es ihm in „Palais d’Amour“ einige Aspekte anzusprechen, die auch für einen Göhre-Fan noch neu sind.

Aber in den Sammelband fehlt jede kritische Betrachtung oder Einordnung von ihren Romanen (was auch nicht die Aufgabe des Autors ist) oder des Themas „Sex und Verbrechen“ in die Geschichte der Kriminalliteratur. Es gibt, was man bei den beiden Herausgebern eigentlich hätte erwarten können, keinen einzigen Text, der sich mit der Darstellung von Kriminalität und Sexualität im Kriminalroman beschäftigt und was die Behandlung von Sex und Verbrechen in der Literatur über die Wirklichkeit aussagt.

In den Essays geht es fast immer nur um Prostitution in der Wirklichkeit in verschiedenen Ländern in der Vergangenheit und der Gegenwart, mal mit mehr, mal mit weniger Informationen über die Verbindung vom Sexgewerbe zum Verbrechen. Man erfährt auch etwas über den dortigen Sittenwandel. Aber ohne die Kenntnis der Romane hängen die Texte fast alle im luftleeren Raum, oft sind sie nicht sonderlich spannend geschrieben und allzu neugierig wurde ich nicht auf die meisten Romane.

Immerhin gelingt es Liza Cody, Howard Linskey und Frank Göhre, die alle auch sagen, wie die Wirklichkeit ihre Romane inspirierte, neugierig auf ihre Romane zu machen. Und das wäre nach „drei Frauen“ und „drei Deutsche“ das dritte Trio.

Für Februar 2016 ist mit „Crime & Money“ das zweite Krimimagazin angekündigt, das dann hoffentlich mehr als ein schlechter „True Crime“-Sammelband ist.

Das Zielpublikum von „Secret Service – Jahrbuch 2015“ des Syndikats ist dagegen ganz klar umrissen: die Mitglieder des Syndikats und deutschsprachige Krimiautoren. Für sie gibt es die bewährte Mischung aus Klatsch und Tratsch, vulgo Vereinsmeierei. Es gibt einige Kurzkrimis, die ungefähr die Länge eines Witzes haben, Veranstaltungsberichte (über die Wiener Kriminacht, die Criminale und das Forum Criminale; beides lesenswert), Hintergrundinformationen (über E-Books und Lesungen), Ratschläge und, von Thomas Przybilka (der auch wichtige Sekundärliteratur auflistet), die immer interessanten Befragungen der Glauser-Preisträger. Dieses Jahr sind es die 2014er Preisträger Judith W. Taschler (für „Die Deutschlehrerin“ als bester Roman), Harald Gilbers (für „Germania“ als bestes Debüt), Verleger Herman-Josef ‚Hejo‘ Emons (Ehrenglauser für besondere Verdienste), Alexander Pfeiffer (für „Auf deine Lider senk ich Schlummer“ als bester Kurzkrimi) und Alice Gabathuler (für „NO_WAY_OUT“ als bester Kinder- und Jugendkrimi).

Und dann gibt es, immer wieder, Texte, die mich kopfschüttelnd zurücklassen, wie Renate Klöppels „Lampenfieber bei Lesungen: Ein Übel, mit dem man sich abfinden muss?“. Anstatt wirklich sinnvolle Hinweise zu geben oder zu erzählen, wie eine Lesung funktioniert, plaudert sie ein wenig und die Tipps sind höchstens für Schüler, die zum ersten Mal ein Referat halten sollen, tauglich. Denn – und hier kommen meine Tipps für Lesungen – als Autor hat man im Gegensatz zu allen anderen Menschen, die etwas präsentieren, einige Vorteile: die Leute sind wegen einem gekommen, sie sind höflich und interessiert und sie wollen den Autor umschmeicheln. Sie werden also keine unhöflichen Fragen stellen oder einen kritisieren. Man hat schon einen Text, den man einfach nur vorlesen muss. Niemand erwartet, dass ein Autor ein guter Vorleser ist. Er sollte einfach seinen Text langsam und laut (wenn es kein Mikrophon gibt) vorlesen und danach einfach schon einmal die offensichtlichen Fragen (Woher haben Sie ihre Ideen? Warum haben Sie diesen Roman geschrieben? Wie sieht ihr Arbeitstag aus? Hat Hollywood schon wegen der Verfilmung angefragt?) beantworten. Dabei kann er sich viel Zeit lassen. Denn die Leute wollen ihm zuhören. Sie werden ihn nicht unterbrechen. Und, wie gesagt, sie sind höflich. Sie klatschen. Sie lachen. Sie freuen sich, dass der Autor sie beehrt. Am Ende signiert man die Bücher.

Außerdem sollte jeder Autor vor seiner ersten Romanveröffentlichung – immerhin haben sie fast alle studiert – schon einige Vorträge vor Publikum gehalten haben. In der Schule (die blöden Referate), in der Universität (die blöden Referate) und im Beruf (die blöden Referate).

Über Horst-Dieter Radkes Behauptung „Die Protagonisten der meisten aktuellen Romane haben keine Biographie.“ in „Über das Grab hinaus… – Von Krimiklassikern lernen“ lohnt es sich kaum zu streiten. Er nennt dann Dorothy L. Sayers‘ Lord Peter Wimsey, Agatha Christies Miss Marple und Hercule Poirot und George Simenons Kommissar Maigret als Charaktere mit einer ausgefeilten Biographie.

Der Leser aktueller Romane denkt an Lawrence Blocks Matt Scudder, James Lee Burkes Dave Robicheaux, Michael Connellys Harry Bosch, Ian Rankins John Rebus, Robert B. Parkers Jesse Stone, Ken Bruens Jack Tayler, und ehe ihm weitere Ermittler mit einer ausgewachsenen Biographie, die sich über mehrere Romane entwickelt, einfallen, beschließt er, den Text zu vergessen.

In „Großleinwandthriller oder: Warum machst du eigentlich kein Kino?“ schreibt Matthias Herbert über seine Erfahrungen bei der (Nicht-)Realisierung eines Spielfilms. Das ist amüsant geschrieben und bietet einen ernüchternden Einblick in die deutsche Filmszene.

Insgesamt zeigt „Secret Service – Jahrbuch 2013“, wie die vorherigen Ausgaben, warum der deutsche Krimi ist, wie er ist.

Tobias Gohlis/Thomas Wörtche (Herausgeber): Krimimagazin: Crime & Sex

Droemer, 2015

240 Seiten

9,99 Euro

Syndikat: Secret Service – Jahrbuch 2015

Gmeiner, 2015

256 Seiten

9,99 Euro

Hinweise

Homepage vom Syndikat

Meine Besprechung von „Secret Service – Jahrbuch 2009“

Meine Besprechung von „Secret Service – Jahrbuch 2011“

Meine Besprechung von „Secret Service – Jahrbuch 2012“

Meine Besprechung von „Secret Service – Jahrbuch 2013“

Meine Besprechung von „Secret Service – Jahrbuch 2014“


Die Edgars 2015

Mai 5, 2015

In New York City (die Stadt, nie niemals aufsteht, weil sie niemals schläft. Oder so.) verliehen die Mystery Writers of America die diesjährigen Edgar-Allan-Poe-Preise:
Best Novel
Mr. Mercedes (Mr. Mercedes), von Stephen King (Scribner)
nominiert
This Dark Road to Mercy, von Wiley Cash (Morrow)
Wolf, von Mo Hayder (Atlantic Monthly Press)
The Final Silence, von Stuart Neville (Soho Press)
Saints of the Shadow Bible (Schlafende Hunde), by Ian Rankin (Little, Brown)
Coptown, von Karin Slaughter (Ballantine)

Best First Novel by an American Author
Dry Bones in the Valley, von Tom Bouman (Norton)
nominiert
Invisible City, von Julia Dahl (Minotaur)
The Life We Bury, von Allen Eskens (Seventh Street)
Bad Country, von C.B. McKenzie (Minotaur/Thomas Dunne)
Shovel Ready, von Adam Sternbergh (Crown)
Murder at the Brightwell, von Ashley Weaver (Minotaur/Thomas Dunne)

Best Paperback Original
The Secret History of Las Vegas, von Chris Albani (Penguin)
nominiert
Stay With Me, von Alison Gaylin (Morrow)
The Barkeep, von William Lashner (Thomas & Mercer)
The Day She Died, von Catriona McPherson (Midnight Ink)
The Gone Dead Train, von Lisa Turner (Morrow)
World of Trouble, von Ben H. Winters (Quirk)

Best Fact Crime
Tinseltown: Murder, Morphine, and Madness at the Dawn of Hollywood, von William Mann (Harper)
nominiert
Kitty Genovese: The Murder, the Bystanders, the Crime that Changed America, von Kevin Cook (Norton)
The Savage Harvest: A Tale of Cannibals, Colonialism, and Michael Rockefeller’s Tragic Quest for Primitive Art, von Carl Hoffman (Morrow)
The Other Side, von Lacy M. Johnson (Tin House)
The Mad Sculptor: The Maniac, the Model, and the Murder that Shook the Nation, von Harold Schechter (New Harvest)

Best Critical/Biographical
Poe-Land: The Hallowed Haunts of Edgar Allan Poe, von J.W. Ocker (Countryman Press)
nominiert
The Figure of the Detective: A Literary History and Analysis, von Charles Brownson (McFarland & Company)
James Ellroy: A Companion to the Mystery Fiction, von Jim Mancall (McFarland & Company)
Kiss the Blood Off My Hands: Classic Film Noir, von Robert Miklitsch (University of Illinois Press)
Judges & Justice & Lawyers & Law: Exploring the Legal Dimensions of Fiction and Film, von Francis M. Nevins (Perfect Crime)

Best Short Story
What Do You Do?, von Gillian Flynn (aus Rogues, herausgegeben von George R.R. Martin und Gardner Dozois; Ballantine)
nominiert
The Snow Angel, von Doug Allyn (Ellery Queen Mystery Magazine [EQMM], January 2014)
200 Feet, von John Floyd (The Strand Magazine, February-May 2014)
Red Eye, von Dennis Lehane vs. Michael Connelly (aus FaceOff [FaceOff – Doppeltes Spiel], herausgegeben von David Baldacci; Simon & Schuster)
Teddy, von Brian Tobin (EQMM, May 2014)

Best Juvenile
Greenglass House, von Kate Milford (Houghton Mifflin Harcourt Books for Young Readers)
nominiert
Absolutely Truly, von Heather Vogel Frederick (Simon & Schuster Books for Young Readers)
Space Case, von Stuart Gibbs (Simon & Schuster Books for Young Readers)
Nick and Tesla’s Super-Cyborg Gadget Glove, von “Science Bob” Pflugfelder and Steve Hockensmith Quirk)
Saving Kabul Corner, von N.H. Senzai (Paula Wiseman)
Eddie Red, Undercover: Mystery on Museum Mile, von Marcia Wells (Houghton Mifflin Harcourt Books for Young Readers)

Best Young Adult
The Art of Secrets, von James Klise (Algonquin Young Readers)
nominiert
The Doubt Factory, von Paolo Bacigalupi (Little, Brown Books for Young Readers)
Nearly Gone, von Elle Cosimano (Penguin Young Readers Group/Kathy Dawson)
Fake ID, von Lamar Giles (HarperCollins Children’s Books/Amistad)
The Prince of Venice Beach, von Blake Nelson (Little, Brown Books for Young Readers)

Best Television Episode Teleplay
Episode 1, Happy Valley, Drehbuch von Sally Wainwright (Netflix)
nominiert
The Empty Hearse (Der leere Sarg), Sherlock, Drehbuch von Mark Gatiss (Hartswood Films/Masterpiece)
Unfinished Business, Blue Bloods, Drehbuch von Siobhan Byrne O’Connor (CBS)
Dream Baby Dream, The Killing, Drehbuch von Sean Whitesell (Netflix)
Episode 6, The Game, Drehbuch von Toby Whithouse (BBC America)

The Simon & Schuster/Mary Higgins Clark Award
The Stranger You Know, von Jane Casey (Minotaur)
nominiert
A Dark and Twisted Tide, von Sharon Bolton (Minotaur)
Invisible City, von Julia Dahl (Minotaur)
Summer of the Dead, von Julia Keller (Minotaur)
The Black Hour, von Lori Rader-Day (Seventh Street)

Robert L. Fish Memorial Award
Getaway Girl, von Zoë Z. Dean (EQMM)

Grand Master
Lois Duncan
James Ellroy

Raven Awards
Ruth und Jon Jordan, Crimespree Magazine
Kathryn Kennison, Magna Cum Murder

Ellery Queen Award
Charles Ardai, Herausgeber und Gründer von Hard Case Crime

Herzliche Glückwunsch an alle nominierten und ausgezeichneten Autoren.
(via The Rap Sheet)


„Bosch“ geht in die zweite Runde

März 18, 2015

Freudig erregt verbreite ich diese Pressemitteilung ohne weiteren Kommentare weiter. Denn die Fakten (es wird eine zweite Staffel mit dem von Michael Connelly erfundenem LA-Polizisten Harry Bosch geben) und die Zitate (siehe unten) stimmen ja. Hier kann man sich die erste Folge kostenlos im Original ansehen. Die deutsche Fassung soll es im Sommer geben.

Also, die Pressemitteilung:

Amazon bestellt zweite Staffel von Bosch

Serie bricht in den USA Rekorde: Bosch feierte das erfolgreichste Start-Wochenende aller Amazon Originals Serien und ist in seinen ersten vier Wochen auf dem Service der meistgesehene Titel bei Prime Instant Video sowohl im Film- als auch im Serien-Bereich.

Auf Basis der internationalen Bestseller von Michael Connelly, die inzwischen rund 50 Millionen Mal verkauft wurden, kehrt Bosch mit Titus Welliver (Lost, The Good Wife), Jamie Hector (The Wire), Amy Aquino (Being Human), Lance Reddick (Fringe, The Wire) und Sarah Clarke (24) in den Hauptrollen zurück. Michael Conelly, Eric Overmyer (The Wire, Treme), Henrik Bastin von Fabrik Entertainment (The Killing, Odyssey) einem Unternehmen der Red Arrow Entertainment Group sowie Pieter Jan Brugge (Heat, The Insider) fungieren als Executive Producer.

 

München, 18. März 2015 — Einen Monat nach dem Rekordstart von Bosch in den USA bestellt Amazon eine zweite Staffel seiner ersten einstündigen Dramaserie. Auf Basis der internationalen Bestseller von Michael Connelly, die inzwischen rund 50 Millionen Mal verkauft wurden, feierte Bosch in den USA das erfolgreichste Debüt-Wochenende aller Amazon Originals Serien: Die Serie ist in den USA seit ihrem Start vor vier Wochen der meistgesehene Titel bei Prime Instant Video im Film- und Serien-Bereich. Bosch hat derzeit eine IMDb-Bewertung von 8,5 von 10 sowie eine Amazon-Kundenbewertung von 4,6 von 5 Sternen. Die zweite Staffel wird auf Connellys Bestseller-Romanen Trunk Music und The Drop aufbauen. In den neuen Episoden kehren Titus Welliver (Lost, The Good Wife, Sons of Anarchy) als Harry Bosch, Jamie Hector (The Wire) als sein Partner Jerry Edgar, Amy Aquino (Being Human) als Lieutenant Gnade Billets, Lance Reddick (Fringe, The Wire) Deputy Chief Irvin Irving und Sarah Clarke (24) als Eleanor Wish zurück. Die Serie wurde von Eric Overmyer (Treme, The Wire, Homicide: Life on the Streets) entwickelt. Overmyer, Connelly, Henrik Bastin (The Killing, Odyssey, The Comedians) und Pieter Jan Brugge (Heat, The Insider, The Clearing) fungieren als Executive Producer.

„Wir sind begeistert, wie beliebt Bosch bei Amazon-Kunden ist“, betont Roy Price, Vice President, Amazon Studios. „Fans kommen schon bald in den Genuss der Fortsetzung der Serie, die vor allem durch die außergewöhnlich gute Besetzung glänzt.“

„Ich freue mich sehr auf die zweite Staffel von Bosch”, so Michael Connelly. „Wir haben mit der ersten Staffel einen hervorragenden Start hingelegt. Unsere Pläne für die zweite Runde machen die Serie sogar noch besser und bringen den Charakter von Harry Bosch noch gelungener zur Geltung. Die Besetzung und Crew sind großartig und wir alle haben ein Jahr mehr Erfahrung im Gepäck. Ich kann es kaum erwarten.“

„Es ist eine tolle Nachricht, dass es dank des großen Erfolgs der ersten Staffel auf Amazon bald eine Fortsetzung von Bosch geben wird“, ergänzt Henrik Pabst, Managing Director Red Arrow International. „Die Reaktion der internationalen Rundfunkanstalten, Zuschauer und der Presse ist phänomenal. Wir freuen uns, dass diese neue Krimi-Reihe eine Zukunft hat und genießen den Erfolg zusammen mit Amazon. Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten.“

In der zweiten Staffel von Bosch untersucht der unnachgiebige LAPD-Detective den Mord an einem Hollywood-Produzenten. Dieser soll Geld für die Mafia gewaschen haben. Außerdem verfolgt er den Serienkiller Chilton Hardy. Die Ermittlungen treiben Bosch von den Hollywood Hills in die düsteren Gassen von LA und nach Las Vegas. Dabei kommen auch seine Liebsten in Gefahr: seine Tochter im Teenageralter und seine Ex-Frau. Seit 1992 wurden 19 Romane über Harry Bosch veröffentlicht, darunter der Nummer-Eins-Bestseller The Burning Room aus dem Jahr 2014.

Mitglieder von Amazon Prime in Deutschland und Österreich können die erste Staffel von Bosch exklusiv genießen. Die zehn Folgen sind in der englischen Originalversion verfügbar, eine synchronisierte deutsche Fassung folgt im Laufe dieses Jahres. Die erste Episode ist für alle Amazon-Kunden kostenlos.

 


Thriller-Autoren betreiben in „FaceOff – Doppeltes Spiel“

Dezember 9, 2014

Baldacci HRSG - FaceOff - 2

Die Idee für den neuesten Sammelband der International Thriller Writers (ITW), der internationalen Vereinigung von Thriller-Autoren hat etwas: bekannte Autoren lassen in einer Kurzgeschichte ihre bekannten Charaktere aufeinandertreffen. Das sind
Patrick Kenzie trifft Harry Bosch (geschrieben von Dennis Lehane und Michael Connelly)
John Rebus trifft Roy Grace (geschrieben von Ian Rankin und Peter James)
Slappy, der Puppenmann trifft Aloysius Pendergast (geschrieben von R. L. Stine, Douglas Preston und Lincoln Child)
Malachai Samuels trifft D. D. Warren (geschrieben von M. J. Rose und Lisa Gardner)
Paul Madriani trifft Alexandra Cooper (geschrieben von Steve Martini und Linda Fairstein)
Lincoln Rhyme trifft Lucas Davenport (geschrieben von Jeffery Deaver und John Sandford)
Michael Quinn trifft Handyman Jack (geschrieben von Heather Graham und F. Paul Wilson)
Sean Reilly trifft Glen Garber (geschrieben von Raymond Khoury und Linwood Barclay)
Wyatt Hunt trifft Joe Troma (geschrieben von John Lescroat und T. Jefferson Parker)
Cotton Malone trifft Gray Pierce (geschrieben von Steve Berry und James Rollins)
Jack Reacher trifft Nick Heller (geschrieben von Lee Child und Joseph Finder)
Und die Idee, das muss ehrlich gesagt werden, ist auch das beste an „FaceOff – Doppeltes Spiel“. Denn was auf dem Papier wie ein Zusammentreffen von James Bond und George Smiley oder von Georg Wilsberg und Frank Thiel/Karl-Friedrich Börne klingt, hat in der Ausführung mit einigen Problemen zu kämpfen. So sind die Romancharaktere nicht so bekannt wie die eben genannten Filmcharaktere, was dazu führt, dass man nicht alle Charaktere kennt. Außerdem sind die Seriencharaktere in Romanen etwas austauschbarer, weil sie vor allem bestimmte Prinzipien und eine Sicht auf die Welt verkörpern. Sie lösen im Roman die Ereignisse aus oder kanalisieren sie in einer bestimmten Form. Aber ein unverwechselbares und für alle sofort erkennbares Gesicht haben sie nicht. So ist die Aufregung über das Gesicht des neuen James-Bond-Darstellers jedesmal sehr laut, aber wenn ein Autor eine bekannte Serie fortführt, ist die Aufregung geringer und, siehe die verschiedenen Post-Ian-Fleming-James-Bond-Romane, anders. Denn es geht darum, wie sehr der neue Autor den Geist, vulgo den Tonfall, des Erfinders bewahrt.
Eben dieser unverwechselbare Erzählton eines Autors fehlt in „FaceOff“, weil hier immer zwei Autoren ihre Geschichten zusammen geschrieben haben. Es kann auch etwas am Übersetzer liegen. Denn während die Autoren normalerweise verschiedene Übersetzer haben, übersetzte hier Leo Strohm alle Geschichten.
Und normalerweise haben die Autoren einen ganzen Roman von oft deutlich über vierhundert Seiten, um ihre Geschichte zu erzählen. In „FaceOff“ haben sie nur so um die vierzig Seiten, was letztendlich ungefähr die Länge einer Action-Szene ist.
Das gesagt, ist „FaceOff“ natürlich für Thriller-Fans ein sehr interessanter Sammelband, weil hier erstmals bekannte Charaktere zusammen auftreten und bekannte Autoren gemeinsam eine Geschichte erzählen. Einige Autoren, wie Lee Child, schreiben fast nie Kurzgeschichten und natürlich ist der Kneipenabend von Jack Reacher und Nick Heller in „Entgeltliche Gegenleistung“ vergnüglich, wenn sie sich blind verstehen und während eines Baseballspiels schnell und handgreiflich für etwas Gerechtigkeit sorgen. Bei Wyatt Hunt und Joe Trona artet ein Angelausflug in eine Schlacht mit einem Drogenkartell aus. Sean Reilly und Glen Garber beginnen nach einem kurzen Stop in einer Raststätte, nachdem ein Bösewicht Glens Tochter entführt, eine halsbrecherische Autoverfolgungsjagd über die Autobahn. Die Begegnung von John Rebus und Roy Grace bewegt sich dann in den ruhigeren Gewässern einer Polizeiermittlung und Michael Quinn und Handyman Jack erleben eine infernalische Nacht.
Für Thriller-Novizen geben die elf Geschichten mit den kurzen Einführungen und den ziemlich ausführlichen Autorenbiographien einen guten Einblick in die derzeitige Thriller-Szene und zeigen auch ihre Bandbreite von traditionellen Detektivgeschichten (vor allem der fast achtzigseitige Auftritt von Lincoln Rhyme und Lucas Davenport) über halbe Gangstergeschichten bis hin zu Action-Thrillern, von rein rationalen Geschichten mit realistischen Protagonisten bis hin zu Begegnungen mit mehr oder weniger übersinnlichen Charakteren.
Und so ist „FaceOff“ eine unterhaltsame Zusammenstellung, die etwas an ein Benefiz-Konzert erinnert: die Stimmung ist gut, auch wenn die Musiker nicht ihr bestes Konzert geben.

David Baldacci (Herausgeber): FaceOff – Doppeltes Spiel
(übersetzt von Leo Strohm)
Goldmann, 2014
448 Seiten
9,99 Euro

Originalausgabe
FaceOff
Simon & Schuster, 2014

Hinweis
Homepage der International Thriller Writers


Die KrimiZeit-Bestenliste November 2014

November 6, 2014

Wetter immer noch sommerlich. Empfehlungsliste der KrimiZeit-Kritiker immer noch mörderisch:
1 (3) Franz Dobler: Ein Bulle im Zug
2 (4) Liza Cody: Lady Bag
3 (-) James Lee Burke: Regengötter
4 (2) Wolf Haas: Brennerova
5 (1) Orkun Ertener: Lebt
6 (-) Ian Rankin: Schlafende Hunde
7 (-) Max Annas: Die Farm
8 (5) Nic Pizzolatto: Galveston
9 (-) Oliver Harris: London Underground
10 (-) Daniel Suarez: Control

In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.

Cody, Rankin (Blindtipp, weil immer gut), Annas, Pizzolatto („True Detective“ fand ich zwar hoffnungslos überbewertet, aber „Galveston“ ist angenehm kurz), Harris und Suarez stehen auch auf meiner Zu-Lesen-Liste.
Aber die Tage habe ich „Der Fall Moriarty“ (Insel Verlag) von Anthony Horowitz gelesen (Ah, ja. Das Interview war gut und Horowitz – das war meiner Aufmerksamkeit entgangen – schreibt den neuen James-Bond-Roman, auf den ich mich sehr freue. Immerhin sind seine Sherlock-Holmes-Geschichten grandios, er hat Erfahrung mit historischen Stoffen und er hat schon einen James-Bond-Charakter erfunden.) und bin jetzt, neben Michael Althens „Liebling, ich bin im Kino!“ (Texte über Filme, Schauspieler und Schauspielerinnen, Karl Blessing Verlag), bei „FaceOff – Doppeltes Spiel“ (Goldmann), einem Kurzkrimi-Sammelband der International Thriller Writers, in dem bekannte Ermittler erstmals gemeinsam ermitteln. Zum Beispiel Patrick Kenzie und Harry Bosch oder Lincoln Rhyme und Lucas Davenport oder Jack Reacher und Nick Heller. Und die Erfinder haben die Geschichten gemeinsam geschrieben. Also Dennis Lehane und Michael Connelly. Jeffery Deaver und John Sandford. Undsoweiter. Die ersten Geschichten haben mir gefallen. Aber mir gefällt auch alles von Dennis Lehane, Michael Connelly, Ian Rankin,…

Und dann gibt es noch „Der Seidenspinner“, der neue Roman von „Harry Potter“ Robert Galbraith, der 670 Seiten lang ist,  am 24. November erscheint und schon jetzt in der aktuellen „Zeit“ (dieses Mal mit einer kleinen Krimibeilage) besprochen wird.


Don Winslow demnächst bei Droemer Knaur

April 14, 2014

Don Winslow wechselt den Verlag. Mal wieder, denkt der langjährige Fan, während sein Blick über das Don-Winslow-Regal wandert. Piper, Goldmann, Heyne (sein Trevanian-Ausflug) und Suhrkamp, der ihn in Deutschland in den vergangenen Jahren, nach einer elend langen Publikationspause, in der Don Winslow in den USA wichtige Preise erhielt und abgefeiert wurde, wieder aufbaute und erfolgreich machte. Als Winslow 2012 in Berlin sein neuestes Buch vorstellte, war der ziemlich große Saal bis auf den letzten Stehplatz ausverkauft. Muss ich noch mehr sagen?
Nun wechselt er von Suhrkamp zu Droemer Knaur, dem aktuellen Verlag von Michael Connelly und Friedrich Ani.
Don Winslow sagt zum Verlagswechsel: „Ich blicke gerne auf die jahrelange Zusammenarbeit mit Suhrkamp zurück und bin den Mitarbeitern sehr dankbar für alles, was sie für mich getan haben. Trotzdem haben mich die aktuellen Entwicklungen sowie der Abgang meiner zentralen Ansprechpartner dort veranlasst, mir einen neuen Verlagspartner in Deutschland zu suchen. Ich freue mich sehr darauf, mit Hans-Peter Übleis und dem Team von Droemer Knaur zusammenzuarbeiten. Ich freue mich außerdem bekanntzugeben, dass bei Droemer Knaur zahlreiche neue Bücher von mir erscheinen werden, darunter auch die Fortsetzung von Tage der Toten.“
Und Droemer Knaur freut sich über diesen Fang.


Martin Cruz Smith, Arkadi Renko und „Tatjana“

Februar 12, 2014

Dass eine Leiche verschwindet, ist in Moskau nichts Ungewöhnliches. Dass es sich dieses Mal um die Leiche der Enthüllungsjournalistin Tatjana Petrowna handelt, die aus dem sechsten Stock stürzte, ist auch nicht besonders ungewöhnlich. So etwas passiert halt schon einmal in einer chaotischen Millionenstadt in den zahlreichen Leichenschauhäusern. Außerdem ist der Fall sowieso schon abgeschlossen. Es war Suizid. Und sowieso wollte niemand die Leiche für eine Beerdigung haben.

Aber Arkadi Renko, der unbestechliche Polizist, der seinen ersten Auftritt 1981 in „Gorki Park“ hatte und seitdem immer wieder in Konflikt mit seinen Vorgesetzten und den Machthabern geriet, ist neugierig. Auch weil in der gleichen Woche ein milliardenschwerer Verbrecher erschossen wurde. Er schnüffeln etwas herum, entdeckt mehrere Spuren nach Kaliningrad, dem Heimathafen der Baltischen Flotte, und Verbindungen zwischen der Journalistin und dem Verbrecher.

Mit „Tatjana“, dem achten Arkadi-Renko-Roman, setzt Martin Cruz Smith seine Chronologie des Wandels in der Sowjetunion fort, die sich wie ein Blick in die aktuellen Schlagzeilen liest: ein dysfunktionaler Staat, der von Oligarchen und zu Demokraten gewandelten Apparatschiks beherrscht wird, bittere Armut von vielen und obszöner Reichtum von wenigen Menschen, mit dem Leben bedrohte Journalisten, schmutzige Geschäfte zwischen Staat, Verbrechern und Militärs und eine Missachtung von Menschenleben.

Hinter diesem eindrücklichem Porträt einer korrupten Gesellschaft, in der das Recht des Stärkeren und die Macht der Korrupten herrscht, verschwindet die Krimihandlung. Denn wer auch nur einige Polit-Thriller gelesen hat, wird in „Tatjana“ das Komplott ziemlich schnell durchschauen. Aber auch in den vorherigen Renko-Romanen war die Krimihandlung nicht gerade der wirklich starke Teil der Geschichte, die man nicht mit der russischen Wirklichkeit verwechseln sollte. Auch wenn es schwer fällt. Denn „Tatjana“ ist kein Tatsachenbericht, aber so nah an der Wirklichkeit, dass man das gerne vergisst.

Ein lesenswerter Thriller, in dem wir auch Renkos aus den vorherigen Romanen bekannten Freunden wieder begegnen, ist es sowieso.

Smith - Tatjana - 2

Martin Cruz Smith: Tatjana

(übersetzt von Susanne Aeckerle)

C. Bertelsmann, 2013

320 Seiten

14,99 Euro

Originalausgabe

Tatjana

Simon and Schuster, New York, 2013

Hinweise

Homepage von Martin Cruz Smith

Meine Besprechung von Martin Cruz Smiths „Stalins Geist“ (Stalin’s Ghost, 2007)

Meine Besprechung von Martin Cruz Smiths „Die goldene Meile“ (Three Stations, 2010)

Meine Besprechung von Martin Cruz Smiths „Gorki Park“ (Gorky Park, 1981)

Und hier ein schöner Ausschnitt aus einem aktuellen Gespräch zwischen Martin Cruz Smith und Michael Connelly

Das ganze Gespräch

Das erinnert mich daran, dass der neue Connelly, wieder mit Harry Bosch, bei mir rumliegt und er auch – ungelesen – ein absoluter Lesetipp ist

Connelly - Der Widersacher - 2

Michael Connelly: Der Widersacher

(übersetzt von Sepp Leeb)

Knaur, 2014

464 Seiten

9,99 Euro

Originalausgabe

The Drop

Little, Brown and Company, 2011


Bouchercon 2012: Und jetzt die Anthonys

Oktober 8, 2012

Auf der diesjährigen Bouchercon in Cleveland, Ohio, wurden selbstverständlich auch die Anthony Awards verliehen:

Best Novel

A Trick of the Light, von Louise Penny (Minotaur)

nominiert

The End of Everything, von Megan Abbott (Reagan Arthur/Little, Brown)

Hurt Machine, von Reed Farrel Coleman (Tyrus)

The Drop, von Michael Connelly (Little, Brown)

One Was a Soldier, von Julia Spencer-Fleming (Thomas Dunne/Minotaur)

Best First Novel

Learning to Swim, von Sara J. Henry (Crown)

nominiert

Nazareth Child, von Darrell James (Midnight Ink)

All Cry Chaos, von Leonard Rosen (The Permanent Press)

Who Do, Voodoo?, von Rochelle Staab (Berkley Prime Crime)

The Informationist, von Taylor Stevens (Crown)

Purgatory Chasm, von Steve Ulfelder (Thomas Dunne/Minotaur)

Before I Go to Sleep, von S.J. Watson (HarperCollins)

Best Paperback Original

Buffalo West Wing, von Julie Hyzy (Berkley Prime Crime)

nominiert

The Company Man, von Robert Jackson Bennett (Orbit)

Choke Hold (Die Rachegöttin), von Christa Faust (Hard Case Crime)

Death of the Mantis, von Michael Stanley (HarperCollins)

Fun & Games (Der Bewacher), von Duane Swierczynski (Mulholland)

Vienna Twilight, von Frank Tallis (Random House)

Best Short Story

Disarming, von Dana Cameron (Ellery Queen Mystery Magazine, June 2011)

nominiert

The Case of Death and Honey, von Neil Gaiman (aus A Study in Sherlock, herausgegeben von Laurie R. King and Leslie S. Klinger; Bantam)

Palace von the Lake, von Daryl Wood Gerber (aus Fish Tales: The Guppy Anthology, herausgegeben von Ramona DeFelice Long; Wildside)

Truth and Consequences, von Barb Goffman (aus Mystery Times Ten, herausgegeben von MaryChris Bradley; Buddhapuss Ink)

The Itinerary, von Roberta Isleib (aus Mystery Writers of America Presents The Rich and the Dead, herausgegeben von Nelson DeMille; Grand Central)

Happine$$, von Twist Phelan (aus Mystery Writers of America Presents The Rich and the Dead)

Best Critical Non-fiction Work

The Sookie Stackhouse Companion, herausgegeben von Charlaine Harris (Ace)

nominiert

Books, Crooks and Counselors: How to Write Accurately About Criminal Law and Courtroom Procedure, von Leslie Budewitz (Quill Driver/Linden)

Agatha Christie: Murder in the Making: More Stories and Secrets from Her Notebooks, von John Curran (HarperCollins)

On Conan Doyle: Or, The Whole Art of Storytelling, von Michael Dirda (Princeton University Press)

Detecting Women: Gender and the Hollywood Detective Film, von Philippa Gates (SUNY Press)

Die anderen auf der Bouchercon vergebenen Krimipreise sind hier aufgelistet.

(via The Rap Sheet)


Die Anthony-Nominierungen 2012

Juni 13, 2012

Die Nominierungen für den diesjährigen Anthony Award sind draußen:

Best Novel

The End of Everything, von Megan Abbott (Reagan Arthur/Little, Brown)

Hurt Machine, von Reed Farrel Coleman (Tyrus)

The Drop, von Michael Connelly (Little, Brown)

A Trick of the Light, von Louise Penny (Minotaur)

One Was a Soldier, von Julia Spencer-Fleming (Thomas Dunne/Minotaur)

Best First Novel

Learning to Swim, von Sara J. Henry (Crown)

Nazareth Child, von Darrell James (Midnight Ink)

All Cry Chaos, von Leonard Rosen (The Permanent Press)

Who Do, Voodoo?, von Rochelle Staab (Berkley Prime Crime)

The Informationist, von Taylor Stevens (Crown)

Purgatory Chasm, von Steve Ulfelder (Thomas Dunne/Minotaur)

Before I Go to Sleep, von S.J. Watson (HarperCollins)

Best Paperback Original

The Company Man, von Robert Jackson Bennett (Orbit)

Choke Hold (Die Rachegöttin), von Christa Faust (Hard Case Crime)

Buffalo West Wing, von Julie Hyzy (Berkley Prime Crime)

Death of the Mantis, von Michael Stanley (HarperCollins)

Fun & Games (Der Bewacher), von Duane Swierczynski (Mulholland)

Vienna Twilight, von Frank Tallis (Random House)

Best Short Story

Disarming, von Dana Cameron (Ellery Queen Mystery Magazine, June 2011)

The Case of Death and Honey, von Neil Gaiman (aus „A Study in Sherlock“, herausgegeben von Laurie R. King und Leslie S. Klinger; Bantam)

Palace von the Lake, von Daryl Wood Gerber (aus „Fish Tales: The Guppy Anthology“, herausgegeben von Ramona DeFelice Long; Wildside)

Truth and Consequences, von Barb Goffman (aus „Mystery Times Ten“, herausgegeben von Mary Chris Bradley; Buddhapuss Ink)

The Itinerary, von Roberta Isleib (aus „Mystery Writers of America Presents The Rich and the Dead“, herausgegeben von Nelson DeMille; Grand Central)

Happine$$, von Twist Phelan (aus „Mystery Writers of America Presents The Rich and the Dead“)

Best Critical Non-fiction Work

Books, Crooks and Counselors: How to Write Accurately About Criminal Law and Courtroom Procedure, von Leslie Budewitz (Quill Driver/Linden)

Agatha Christie: Murder in the Making: More Stories and Secrets from Her Notebooks, von John Curran (HarperCollins)

On Conan Doyle: Or, The Whole Art of Storytelling, von Michael Dirda (Princeton University Press)

Detecting Women: Gender and the Hollywood Detective Film, von Philippa Gates (SUNY Press)

The Sookie Stackhouse Companion, herausgegeben von Charlaine Harris (Ace)

Die Preisverleihung ist im Oktober auf der Bouchercon in Cleveland, Ohio. Wo auch sonst? Immerhin ist der nach Anthony Boucher benannte Anthony Award der Bouchercon-Preis

(via The Rap Sheet)

 


Eine Hitzewelle mit NYPD-Detective Nikki Heat

Mai 4, 2012

Seit Jahren dürfen wir in der TV-Serie „Castle“ den Krimi-Bestsellerautor Richard Castle bei seinen Recherchen für seine Nikki-Heat-Romane begleiten. Das Vorbild für Nikki Heat ist die New Yorker Polizistin Kate Beckett, die er bei einem Mordfall kennen lernte. Der Herzensbrecher war sofort von der taffen Polizistin fasziniert und, nach einem Gespräch mit dem Bürgermeister, durfte er sie und ihr Team bei ihren Ermittlungen begleiten.

Der erste Nikki-Heat-Thriller „Heat Wave“ war in den USA auch ein großer Erfolg, stand mehrere Wochen auf der „New York Times“-Bestsellerliste und liegt jetzt endlich auf Deutsch vor. Dabei ist Richard Castle, wie die Zuschauer von „Castle“ wissen, bei seinen Schriftstellerkollegen und Pokerkumpels James Patterson, Michael Connelly, Dennis Lehane und dem 2010 verstorbenen Stephen C. Cannell (der vor allem für seine TV-Serien, wie das „A-Team“ und „21 Jump Street“, bekannt ist) ein hoch geschätzter Kollege, der schon, wie Michael Crichton, während dem College seinen ersten Roman „In a Hail of Bullets“ veröffentlichte und dafür den selten verliehenen und entsprechend begehrten Tom-Straw-Preis der Nom-DePlume-Gesellschaft erhielt. Ein Preis, den Donald E. Westlake sicher gerne erhalten hätte, aber nie erhielt. Naja, Westlake sagte auch über J. Morgan Cunninghams „Comfort Station“: „I wish I had written this book.“

Vor allem mit seinen Derrick-Storm-Thrillern, die bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurden, wurde Richard Castle dann zu einem Bestsellerautor.

Mit „Heat Wave – Hitzewelle“ startet er, nachdem er Derrick Storm spektakulär sterben ließ, eine neue Serie und es ist nicht sein stärkster Roman.

Dabei ist der Mordfall gar nicht so schlecht. Immobilienmogul Matthew Starr stürzt aus dem sechsten Stock des noblen Apartmenthauses The Guilford. Bei ihren Ermittlungen stoßen Detective Nikki Heat, ihre Kollegen Ochoa und Raley, begleitet von dem vorlauten Journalisten Jameson Rook, schnell auf einige Menschen, die alle ein verdammt gutes Mordmotiv und ein noch besseres Alibi haben.

Aber die von Richard Castle erfundenen Charaktere sind zu nah an den echten Polizisten Kate Beckett, Javier Esposito und Kevin Ryan, und dass er sich als Journalist und Pulitzer-Preisträger Jameson Rook als Möchtegernpolizist und Begleiter von Nikki Heat in das Buch hineinschreibt (und dabei ein Ego hat, das locker mit dem von G. M. Ford erfundenem True-Crime-Journalisten Frank Corso konkurrieren kann) zeugt von einer mangelnden Distanz Richard Castles zu seiner Muse und ihrem Team.

Ich habe keine Ahnung, ob es die normalen Anlaufschwierigkeiten bei einer neuen Serie sind oder eine verunglückte Übersetzung ist, aber der zweite Nikki-Heat-Roman „Naked Heat – In der Hitze der Nacht“ erscheint demnächst und der soll besser sein.

Richard Castle: Heat Wave – Hitzewelle

(übersetzt von Anika Klüver)

Cross Cult 2012

288 Seiten

11,80 Euro

Originalausgabe

Heat Wave

Hyperion, 2009

Hinweise

Homepage von Richard Castle

Wikipedia über Richad Castle

ABC-Seite über „Castle“

Kabel-1-Seite über “Castle”

Wikipedia über „Castle“ (deutsch, englisch)

The Futon Critic interviewt Andrew W. Marlowe (21. November 2009)

„Castle“-Fanseite

Richard Castle in der Kriminalakte (eins, zwei, drei , vier und beim Paley Fest)


TV-Tipp für den 11. September: Fegefeuer der Eitelkeiten

September 11, 2011

Arte, 20.15

Fegefeuer der Eitelkeiten (USA 1990, R.: Brian De Palma)

Drehbuch: Michael Cristofer

LV: Tom Wolfe: The Bonfire of the Vanities, 1987 (Fegefeuer der Eitelkeiten)

Ein Yuppie überfährt nachts einen Afroamerikaner und alle haben endlich die Story ihres Lebens.

Damals zu Unrecht verrissene und geflopte eigenständige Verfilmung eines grandiosen Buches über New York, die Achtziger, Ehrgeiz, Yuppies, Schwarze, Bürgermeister und – in diesem Sumpf niederer Gelüste – ein Richter als moralische Instanz. Noir im Gewand von Satire, Sittenbild und hoher Literatur.

Michael Cristofer schrieb auch das Drehbuch zu „Die Hexen von Eastwick“, zur vor Ewigkeiten geplanten und inzwischen auf unbekannte Zeiten verschobenen Michael Connelly-Verfilmung „Im Schatten des Mondes“ (Void Moon) und zum in Planung befindlichen „The Thomas Crown Affair II“ (wieder mit Pierce Brosnan und basierend auf Eric Amblers „Topkapi“). Außerdem drehte er die Cornell Woolrich-Verfilmung „Original Sin“.

Mit Bruce Willis, Tom Hanks, Melanie Griffith, Kim Cattrall, Morgan Freeman, F. Murray Abraham

Wiederholung: Montag, 12. September, 14.30 Uhr

Hinweise

Homepage von Tom Wolfe

Time: Artikel über Tom Wolfe (2004)

Die Welt: Interview mit Tom Wolfe (2007)

Tom Wolfe in der Charlie Rose Show (2007 – außerdem mit Kurt Vonnegut)

Guardian: Interview mit Tom Wolfe (2008 – mit Podcast)

Seed Magazine: Gespräch zwischen Tom Wolfe und Michael Gazzaniga (2008 )


Neu im Kino/Filmkritik: die rundum geglückte Michael-Connelly-Verfilmung „Der Mandant“

Juni 23, 2011

Los Angeles ist eine große Stadt. Deshalb hat Mickey Haller (Matthew McConaughey) sich eines Tages entschlossen, seine Büroarbeit nicht mehr im Büro, sondern in einem Lincoln Town Car zu erledigen, während er sich von seinem Chauffeur (einem seiner Mandanten, der so seine Schulden abfährt) von einem Gerichtsort zum nächsten fahren lässt. Haller ist einer dieser unzähligen Strafverteidiger, die versuchen für ihre Mandanten vor Gericht das Beste herauszuholen. Dass seine Mandanten normalerweise schuldig und oft schlecht zahlende Stammkunden sind, gehört zum Geschäft. Ebenso dass er die Ermittlungsfehler der Polizei schamlos ausnutzt und versucht das Verfahren bereits vor dem ersten Verhandlungstag beizulegen. Er ist kein Großverdiener. Aber er kommt über die Runden und er hat auch zu seiner Ex-Frau immer noch ein gutes Verhältnis.

Als er den stinkreichen Schnösel Louis Roulet (Ryan Phillippe) verteidigen soll, freut er sich über das erkleckliche Honorar für den einfachen Fall. Roulet wird Vergewaltigung und versuchter Mord vorgeworfen. Haller und sein Ermittler, der Privatdetektiv Frank Levin (William H. Macy mit Hippie-Matte), finden schnell genug Indizien, die die Version der Staatsanwaltschaft erschüttern. Aber Roulet will vor Gericht gehen, damit die ganze Welt erfährt, dass er unschuldig ist.

Und Mickey Haller fragt sich, als er in alten Fällen stöbert, ob Roulet nicht doch schuldig ist (was, wie gesagt, für Haller kein großes Problem wäre), er in den vergangenen Jahren mehrere Frauen ermordete und Haller vor einigen Jahren Jesus Martinez (Michael Pena), der immer seine Unschuld beteuerte, für einen von Roulets Morden ins Gefängnis brachte.

Jetzt will Haller diesen Fehler korrigieren. Aber Roulet will ihn als Verteidiger behalten und Haller muss alles, auch seine Zulassung, riskieren.

Bereits die Titelsequenz (Ja, es gibt endlich mal wieder eine Titelsequenz!) deutet an, wohin die Reise geht: ins Hollywoodkino alter Schule, als dort Filme für Erwachsene gemacht wurden, die an einem Samstagabend niveauvoll unterhalten werden wollen. „Der Mandant“ erinnert an das heute kaum noch vorhandene Hollywood-Kino der siebziger Jahre, an Filme wie „Die drei Tage des Condor“, „Die Unbestechlichen“, „Zeuge einer Verschwörung“ und „Hundstage“. Spannende Unterhaltung, bei der man sein Hirn nicht ausschalten muss. Die Regie ist straff. Das Drehbuch hat die Vorlage geschickt für die Leinwand adaptiert, ohne der Vorlage bis auf’s Komma zu folgen. Das taten zuletzt, mit wechselndem Erfolg, aber auch begleitet von der Frage, warum man sich einen Film ansehen soll, wenn man doch bereits die Vorlage gelesen hat, „The Killer inside me“ und „True Grit“. Regie und Kamera haben ungewöhnliche Bilder von Los Angeles eingefangen. Die Schauspieler sind glaubwürdig in ihren Rollen und Matthew McConaughey ist Mickey Haller. Denn danach wird es einem, auch bei der Lektüre von Connellys grandiosen Romanen, schwerfallen, ein anderes Gesicht als das von Matthew McConaughey als leicht zwiespältigen, aber letztendlich sympathischen Strafverteidiger Mickey Haller zu sehen.

Brad Furmans spannender Old-School-Thriller ist eine eigenständige Version von Michael Connellys Roman. Und wer bis jetzt den grandiosen Justizthriller „Der Mandant“ noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt und ganz schnell ändern.

Der Mandant (The Lincoln Lawyer, USA 2011)

Regie: Brad Furman

Drehbuch: John Romano

LV: Michael Connelly: The Lincoln Lawyer, 2005 (Der Mandant)

mit Matthew McConaughey, Ryan Phillippe, Marisa Tomei, William H. Macy, Josh Lucas, John Leguizamo, Michael Pena, Bob Gunton, Frances Fisher, Bryan Cranston

Länge: 119 Minuten


Die Vorlage

Michael Connelly: Der Mandant – Der Roman zum Film

(übersetzt von Sepp Leeb)

Heyne, 2011

544 Seiten

9,99 Euro

Deutsche Erstausgabe

Heyne, 2007

Originalausgabe

The Lincoln Lawyer

Little, Brown and Company, 2005

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Der Mandant“

Michael Connelly unterhält sich mit Matthew McConaughey über den Film

Meine Besprechung der Filmausgabe von Michael Connellys „Der Mandant“

 

Homepage von Michael Connelly

Meine Besprechung von Michael Connellys „The Lincoln Lawyer“ (2005, deutscher Titel: Der Mandant)

Meine Besprechung von Michael Connellys „Vergessene Stimmen“ (The Closers, 2005)

Meine Besprechung von Michael Connellys “L. A. Crime Report” (Crime Beat, 2004)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Kalter Tod” (The Overlook, 2007)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Echo Park” (Echo Park, 2006)

Michael Connelly in der Kriminalakte


Don Winslow und die Auferstehung des „Bobby Z“

Mai 6, 2011

Vor „Bobby Z“ hatte Don Winslow fünf, teilweise übersetzte Kriminalromane mit dem Privatdetektiv Neal Carey und das etwas als Fremdkörper in seinem Werk stehende „Isle of Joy“ (über einen Privatdetektiv, der in den fünfziger Jahren in New York in ein Komplott gerät) veröffentlicht.

In „Bobby Z“ ließ Don Winslow erstmals einen Roman in Südkalifornien in der dortigen Surferszene spielen. Denn der Loser Tim Kearney soll, nachdem er den Hell’s Angel Stinkdog im Knast ermordete, bei einem Gefangenenaustausch den verschwundenen Drogenhändler und Surferlegende Bobby Z (die Kurzform für Robert James Zacharias) spielen. Danach, so sichert ihm DEA-Agent Tad Grusza zu, erhält er eine neue Identität. Kearney willigt ein – und gerät schneller als ihm lieb ist zwischen die Fronten von mexikanischen Drogenkartellen, rachedurstigen Hell’s Angels, verschiedenen Polizeibehörden und alten Bekannten von Bobby Z. Kurz gesagt: seine Überlebensaussichten tendieren gegen Null; was auch daran liegt, dass DEA-Agent Grusza von Anfang an davon ausging, dass Kearney während des Austausches erschossen wird.

Oh, und dann ist da auch noch der echte Bobby Z, der eigentlich tot sein sollte, aber quicklebendig ist, und Kearney muss Papa für einen sechsjährigen Jungen spielen, der ihn für seinen Vater, den Surfer Bobby Z, hält.

Don Winslow erzählt diese ziemlich abgedrehte Geschichte, die Michael Connelly zu recht an Elmore Leonard erinnerte, in seinem, auch aus seinen späteren Werken bekanntem, lakonischem Hardboiled-Tonfall. Gleichzeitig brennt Winslow ein furioses Feuerwerk an absurden Situation und rasanten Action-Szenen (gerne auch zusammen) ab, das die Erlebnisse von Tim Kearney zu einem höchst kurzweiligem Vergnügen werden lässt.

Winslows nächster Roman war der mit dem Shamus ausgezeichnete, bislang nicht übersetzte Privatdetektivkrimi „California Fire & Live“, dann kam das Epos „Tage der Toten“ (The Power of the Dog) und spätestens seitdem ist Don Winslow der Chronist des Verbrechens an der kalifornisch-mexikanischen Grenze und der Surfer.

Seit dem 1997 erschienenem „Bobby Z“ hat Don Winslow in seinen Romanen diese Gegend südlich von Hollywood nicht mehr verlassen und mit jedem Roman stieg die Zahl seiner Fans.

Erst jetzt, mit dem Thriller „Satori“, einem Prequel zu Trevanians „Shibumi“, über die Lehr-und Wanderjahre des Killers Nikolai Hel, der 1952 in Peking einen Mann ermorden soll, verlässt er wieder seinen Hinterhof und man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass Winslow mit dem angenehm altmodischem Politthriller (so mein Eindruck nach dem ersten Drittel) noch bekannter wird.

Die unterschätzte Verfilmung von „Bobby Z“ ist unterhaltsames, humoristisch gefärbtes Old-School-Action-Kino. „Kill Bobby Z – Ein Deal um Leben und Tod“ macht, wie das Buch, einfach Spaß und Keith Carradine Bruce Dern, spärlich bekleidet am Strand stehend, als durchgeknallter Erzähler der Geschichte des legendären Surfers Bobby Z ist einen Blick wert.

Don Winslow: Bobby Z

(übersetzt von Judith Schwaab)

Suhrkamp, 2011

288 Seiten

8,95 Euro

Originalausgabe

The Death and Life of Bobby Z

Alfred A. Knopf, New York 1997

Frühere deutsche Taschenbuchausgabe

Don Winslow: Die Auferstehung des Bobby Z.

Goldmann, 2001

Deutsche Erstausgabe im festen Einband

Karl Blessing Verlag, 1997

Verfilmung

Kill Bobby Z – Ein Deal um Leben und Tod (The Death and Life of Bobby Z, USA 2007, R.: John Herzfeld)

Drehbuch: Bob Krakower, Allen Lawrence

Mit Paul Walker, Laurence Fishburne, Olivia Wilde, Jason Flemyng, Keith Carradine, Joaquim de Almeida, J.R. Villarreal, Jason Lewis, Jacob Vargas, Michael Bowen

Hinweise

Homepage von Don Winslow

Deutsche Homepage von Don Winslow

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Private“ (The Dawn Patrol, 2008)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Paradises“ (The Gentlemen’s Hour, 2009) und „Tage der Toten“ (The Power of the Dog, 2005)

Don Winslow in der Kriminalakte


ITW nominiert beste Thriller 2011

April 14, 2011

Die amerikanische Autorenvereinigung International Thriller Writers (ITW) hat die Nominierungsliste für ihren diesjährigen Thriller Award veröffentlicht:

Best Hard Cover Novel

Michael Connelly: The Reversal (Little Brown)

Jeffery Deaver: Edge (Simon & Schuster)

Brian Freeman: The Burying Place (Minatour)

Mo Hayder: Skin (Grove)

John Sandford: Bad Blood (Putnam)

Best Paperback Original

Robert Gregory Browne: Down Among The Dead Men (St. Martin’s)

Max Allan Collins/Matthew Clemens: You Can’t Stop Me (Pinnacle)

J.T. Ellison: The Cold Room (Mira)

Shane Gericke: Torn Apart (Pinnacle)

John Trace: The Venice Conspiracy (Hachette Digital)

Best First Novel

Carla Buckley: The Things That Keep Us Here (Random House)

Paul Doiron: The Poacher’s Son (Minatour)

Reece Hirsch: The Insider (Berkley)

Thomas Kaufman: Dring The Tea (Minatour)

Chevy Stevens: Still Missing (St. Martin’s)

Best Short Story

Mike Carey: Second Wind (in „The New Dead“, St. Martin’s)

Michael Connelly: Blue on Black (Strand Magazine)

Richard Helms: The God for Vengeance Cry (Dell Magazine)

Harley Jane Kozak: Madeeda (Crimes By Midnight)

Nicolas Kaufman: Chasing the Dragon (ChiZine Magazine)

Mickey Spillane/Max Allan Collins: Long Time Dead (Strand Magazine)

Die Preisverleihung ist während des Thriller Fest am 9. Juli 2011 im Grand Hyatt, New York City.

Bis jetzt wurde (wenn ich mich nicht irre) noch kein nominiertes Buch übersetzt, aber gerade die in der Kategorie „bestes Hardcover“ nominierten Thriller dürften demnächst alle übersetzt werden.