Neu im Kino/Filmkritik Über die Robert-Littell-Verfilmung „The Amateur“

April 10, 2025

Charlie Heller (Rami Malek) arbeitet bei der CIA und er ist das komplette Gegenteil von so taffen Agenten wie James Bond (okay, Brite), Jason Bourne (okay, entlassen) und Ethan Hunt (hm, nie so richtig beim CIA angestellt), sondern ein Dechiffrierexperte. Er sitzt in der CIA-Zentrale im Keller, starrt Computerbildschirme an, entschlüsselt Dokumente und versucht aus Informationskrümeln ein Bild zu erstellen, das dann die Grundlage für die Einsätze von den im Feld arbeitenden Agenten ist. Privat ist er ein introvertierter Tüftler, der auch beim Zusammenschrauben eines alten Flugzeugs eine Krawatte trägt, die er nicht beschmutzt. Er ist glücklich verheiratet. Sarah ist die Liebe seines Lebens.

Als sie in London während einer Tagung bei einem Attentat erschossen wird und seine Vorgesetzten ihn mit höflichen Floskeln abspeisen, beginnt er die Mörder seiner Frau auf eigene Faust zu verfolgen. Dabei verfügt er, wie ein kurzzeitiger Ausbildungsversuch bei dem CIA-Ausbilder Henderson (Laurence Fishburne) zeigt, über keinerlei Fähigkeiten, die ein Spezialagent benötigt. So trifft er mit einer Pistole sein Ziel, wenn er unmittelbar vor ihm steht. Halbwegs.

Aber Heller ist schlau. Er ist nicht der Jäger, der seiner Beute hinterherläuft, sondern er stellt ihr Fallen und lässt sie in diese hineinlaufen.

The Amateur“ ist die zweite Verfilmung von Robert Littells im Original 1981 erschienenem Agententhriller. Die erste Verfilmung war 1981 von Charles Jarrott mit John Savage als Charlie Heller. Sie ist inzwischen weitgehend vergessen.

Eine zweite Verfilmung war in Hollywood seit Jahren im Gespräch. Schließlich ist die Geschichte von dem schlauen Normalbürger auf Rachemission ein guter Filmstoff. 2006 sollte Hugh Jackman die Hauptrolle übernehmen. Jetzt spielt Rami Malek die Hauptrolle.

James Hawes übernahm die Regie. Zu seinen früheren Arbeiten gehören die Pilotfolge von „DCI Banks“ und Episoden für „Black Mirror“, „Snowpiercer“ und „Slow Horses“.

Das Drehbuch ist von Ken Nolan und Gary Spinelli und etlichen weiteren nicht genannten Autoren, wie Evan Katz (er war 2006 mit dem Schreiben des Drehbuchs beauftragt), Scott Z. Burns, Scott Frank, Robert Littell und Patrick Ness. Wie groß ihr Einfluss auf das jetzt verfilmte Drehbuch ist, ist unklar, aber klar ist, dass „The Amateur“ lange in der Entwicklungshölle feststeckte.

Nolan, der auch das Drehbuch für die auf Robert Littells gleichnamigem Roman basierende TV-Miniserie „The Company“ (über die CIA während des Kalten Krieges) schrieb und der aktuell an mindestens einer weiteren Robert-Littell-Verfilmung arbeitet, und Spinelli (u. a. „Barry Seal – Only in America“) verlegten die im Kalten Krieg spielende Rachegeschichte in die Gegenwart. Hawes verfilmte sie als durch Europa globetrottenden, angenehm altmodischen Agenten- und Rachethriller mit arg vorhersehbarer Geschichte. Letztendlich arbeitet Heller einfach die Liste der Täter ab.

Die Terroristen, die für den Tod von Hellers Frau verantwortlich sind, sind keine ideologisch überzeugten Täter, sondern von einem unbekanntem und unbekannt bleibendem Auftraggeber angeheuerte skrupellose Söldner, die ihre Dienste meistbietend verkaufen. Während ihr Motiv Geld ist, sind die Motive der Auftraggeber unklar. Entsprechend politikfrei ist der gesamte Film.

Nach Sarahs Tod geht es um Trauer, Rache und, vor allem, wie ein schlauer Mann Bösewichter tötet. Nach seiner ersten Tat wollen sie ihn töten. Das macht für ihn in der Theorie die Jagd gefährlicher. Seine Vorgesetzten wollen ihn von weiteren Morden abhalten. Während die Bösewichter nur dazu da sind, von Heller umgebracht zu werden, sind seine Vorgesetzten, weil wir mehr über ihre Motive erfahren, etwas weniger eindimensional.

Action gibt es wenig. Schließlich ist Heller kein Nahkämpfer. Der Anti-James-Bond lockt seine Gegner in Fallen und bringt sie anderweitig um. Teils spektakulär und mit hohem Sachschaden, aber ohne Unschuldige zu verletzen.

Das ist dann, wie die Romanvorlage, näher an John le Carré als an Ian Fleming.

The Amateur (The Amateur, USA 2025)

Regie: James Hawes

Drehbuch: Ken Nolan, Gary Spinelli

LV: Robert Littell: The Amateur, 1981 (Sein oder Nichtsein…)

mit Rami Malek, Laurence Fishburne, Rachel Brosnahan, Caitríona Balfe, Jon Bernthal, Michael Stuhlbarg, Holt McCallany, Julianne Nicholson, Adrian Martinez, Danny Sapani

Länge: 123 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „The Amateur“

Metacritic über „The Amateur“

Rotten Tomatoes über „The Amateur“

Wikipedia über „The Amateur“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Hawes‘ „Inspector Banks – Mord in Yorkshire: Die komplette erste Staffel`“ (DCI Banks, Großbritannien 2010/2011)

Meine Besprechung von John Hawes‘ „Der Verdacht des Mr. Whicher: Der Mord von Road Hill House“ (The Suspicions of Mr Whicher: The Murder at Road Hill House, Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von James Hawes‘ „One Life – Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (One Life, Großbritannien 2023)

Meine Besprechung von Robert Littels „Zufallscode“/“Der Gastprofessor“ (The Visiting Professor, 1993)

Meine Besprechung von Robert Littells „ Philby – Porträt des Spions als junger Mann“ (Philby: Portrait de l’espion en jeune homme, 2011)


Neu im Kino/Filmkritik: Wer „One Life“ rettet, rettet die ganze Welt

März 28, 2024

Natürlich erinnert die Geschichte auf den ersten Blick an „Schindlers Liste“. Ein Mann hilft während der Nazi-Diktatur Juden bei ihrer Flucht aus Deutschland. Er rettet viele Leben. Nach dem Krieg kennt ihn niemand, auch weil der Retter über seine Taten schweigt. Fast zeitgleich, ungefähr vierzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, erfuhr die große Öffentlichkeit von ihnen und ihren selbstlosen Taten.

Bei dem 1974 verstorbenen Oskar Schindler war es 1982 die Publikation von Thomas Keneallys halbdokumentarischem Roman „Schindlers Liste“. Er wurde mit dem Booker Prize ausgezeichnet und später von Steven Spielberg verfilmt.

Bei Sir Nicholas ‚Nicky‘ Winton (1909 – 2015) war es 1988 die BBC-Sendung „That’s Life“. In ihr wurde über seine Taten berichtet. Er war Gast in der Sendung und ein Millionpublikum erfuhr von seinen Taten.

Natürlich hat Sir Anthony Hopkins, dessen Name an erster Stelle auf dem Plakat steht und dessen Kopf das halbe Plakat einnimmt, nur eine durchaus wichtige Nebenrolle in der Verfilmung von Wintons Leben. Er spielt Sir Nicholas Winton, den britischen Oskar Schindler, als alten Mann. Im Zentrum stehen aber nicht die Ereignisse aus den achtziger Jahren, als er sich fragt, was aus den Kindern wurde, die er gerettet hat und er sich schuldig fühlt, weil er nicht mehr Kinder retten konnte, sondern die Ereignisse aus seinen jungen Jahren, als er in den späten dreißiger Jahren, vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, jüdischen Kindern half. Als er in Prag in den Flüchtlingslagern die vor sich vegetierenden Kinder sieht, ist der humanitär bewegte Börsenmakler schockiert. Er will ihnen helfen und das ginge, indem er sie nach Großbritannien bringt. Das tut er zusammen mit dem „British Commitee for Refugees in Czechoslovakia“, einer nur aus wenigen Mitgliedern bestehenden, finanziell klammen Organisation, und seiner energischen Mutter, die in London alles für die Ankunft der Kinder organisiert.

Dabei merkt Winton schnell, dass niemand diese Kinder will. Trotzdem gibt er nicht auf. Er erstellt Mappen, in denen er alles wichtige über sie notiert. Mit Hilfe dieser Mappen sucht seine Mutter in England Pflegefamilien, die für die Kosten selbst aufkommen werden. Das ist, nachdem der englische Staat alle anderen Optionen ablehnt, die einzige Möglichkeit, die Kinder vor dem sicheren Tod zu retten. Die Kinder, die für eine unbekannte Zeitdauer Adotivfamilien gefunden haben, sollen in Zügen von Prag quer durch Europa nach England gebracht werden. Falls der Zug sein Ziel erreicht.

Der für den 1. September 1939 geplante Transport mit 250 Kindern verließ nie den Bahnhof von Prag. Der am gleichen Tag erfolgte Überfall von Adolf Hitler auf Polen und der damit zusammenhängende Beginn des Zweiten Weltkriegs verhindern weitere Transporte.

Innerhalb eines knappen Jahres retteten Winton und seine Helfer 669 Kinder vor dem ziemlich sicheren Tod.

In seinem sich auf seine Schauspieler verlassendem Drama „One Life“ erzählt James Hawes diese Geschichte. Er erzählt Wintons Geschichte, beide Male chronologisch, auf zwei Zeitebenen. Dabei ist der in den späten achtziger Jahren spielende Teil ausführlicher als nötig und kann nur durch den Wunsch der Macher gerechtfertigt werden, mit Hopkins‘ Namen für den Film zu werben. Im Zentrum stehen Wintons Erlebnisse 1938/1939 in Prag. Der junge Winton wird von Johnny Flynn gespielt.

Insgesamt inszeniert Hawes Wintons Geschichte bewusst etwas spröde. Er vermeidet so weitgehend die potentiellen Kitschfallen. Die große Ausnahmen ist Wintons zweimalige Teilnahme an der leichtgewichtigen BBC-Verbraucherberatungssendung „That’s Life“. Beide Male steuert die Geschichte dann eindeutig auf den erwartbaren Taschentuchmoment hin.

Angesichts aktueller Debatten über Fluchthilfe ist das sehenswerte Drama erschreckend aktuell.

One Life“ ist das Spielfilmdebüt von James Hawes. Trotzdem ist er ein alter Profi. Seit 1990 inszenierte er TV-Filme und Episoden für TV-Serien wie „Doctor Who“, „Inspector Banks“, „Penny Dreadful“, „Snowpiercer“ und „Slow Horses“.

One Life – Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt (One Life, Großbritannien 2023)

Regie: James Hawes

Drehbuch: Lucinda Coxon, Nick Drake

LV: Barbara Winton: It it’s not impossible…: The Life of Sir Nicholas Winton, 2014

mit Anthony Hopkins, Johnny Flynn, Helena Bonham Carter, Lena Olin, Romola Garai, Alex Sharp, Marthe Keller, Jonathan Pryce

Länge: 113 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „One Life“

Metacritic über „One Life“

Rotten Tomatoes über „One Life“

Wikipedia über „One Life“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Hawes‘ „Inspector Banks – Mord in Yorkshire: Die komplette erste Staffel`“ (DCI Banks, Großbritannien 2010/2011)

Meine Besprechung von John Hawes‘ „Der Verdacht des Mr. Whicher: Der Mord von Road Hill House“ (The Suspicions of Mr Whicher: The Murder at Road Hill House, Großbritannien 2011)


Kleinkram

März 8, 2022

Diese Verfilmungen von lesenswerten Krimis, die es demnächst leider nur auf verschiedenen Streamingportalen gibt, könnten gut sein:

die Olen-Steinhauer-Verfilmung „All the Old Knives“ (deutsche Übersetzung: „Der Anruf“, Karl Blessing Verlag – und hier abgefeiert), nach einem Drehbuch von Steinhauer, inszeniert von Janus Metz („Borg/McEnroe“) und ab dem 8. April 2022 bei Amazon Prime Video.

„Slow Horses“ ist die Verfilmung des ersten Falles von Jackson Lamb und seiner Spezialeinheit von MI5-Agenten, die bei früheren Fällen grandios versagten. Apple TV+ zeigt die aus sechs Episoden bestehende TV-Serie ab dem 1. April 2022. James Hawes inszenierte alle Folgen.  Gary Oldman spielt Lamb.

Die zweite Staffel ist schon bestellt. Sie besteht wieder aus sechs Episoden und in ihr wird die Geschichte des zweiten Lamb-Roman „Dead Lions“ erzählt. Wann sie veröffentllicht wird, ist unklar.

Die seit 2010 erscheinenden Jackson-Lamb-Romane von Mick Herron gewinnen alle wichtigen Preise und erhalten viel Kritikerlob. Bei Diogenes erschien im Herbst der vierte Lamb-Thriller „Spook Street“. Es geht um den Großvater von Lamb-Mitarbeiter River Cartwright. Der zunehmend vergessliche Greis und frühere hochrangige Geheimagent erschoß einen nächtlichen Besucher, der wahrscheinlich geheime Informationen von ihm wollte. In einem zweiten Fall müssen sie herausfinden, wer in London eine Bombe zündete. Bei der Explosion starben mehrere Jugendliche.

In England sind bereits weitere Lamb-Romane und Kurzromane erschienen. Für Nachschub von der „Nummer 1 des Spionagethrillers“ (The Times, London) ist also gesorgt.

Mick Herron: Spook Street

(übersetzt von Stefanie Schäfer)

Diogenes, 2021

464 Seiten

18 Euro

Patricia Highsmith wird weiterhin verfilmt. Dieses Mal von Adrian Lyne. „Deep Water“ ist sein erster Film nach zwanzig Jahren. Zu seinen früheren Werken gehören „Flashdance“, „9 1/2 Wochen“ und „Eine verhängnisvolle Affäre“. Der Thriller soll zweieinhalb Stunden dauern und wird ab dem 18. März 2022 bei, so wie ich aktuell den Überblick habe, Hulu (in den USA) und Amazon Prime Video (Rest der Welt) gestreamt .

Ach ja: Die Romane von Patricia Highsmith gibt es ebenfalls im Diogenes Verlag.


DVD-Kritik: „Der Verdacht des Mr. Whicher“ führt viermal zum Täter

August 1, 2016

Vor Sherlock Holmes gab es Jack Whicher. Er ermittelte im viktorianischen England der 1860er und 1870er Jahre und – das kommt jetzt für einige Holmesianer vielleicht als Schock – Jack Whicher ist eine reale Gestalt, die eine Inspiration für Charles Dickens‘ Inspector Bucket in „Bleak House“ war. Er war Scotland-Yard-Inspector und einer seiner bekanntesten Fälle war der Mord von Road Hill House 1860, der 2008 von Kate Summerscale in dem Sachbuch „The Suspicions of Mr Whicher or The Murder at Road Hill House“ verarbeitet wurde. Das Buch war dann die Vorlage für den gleichnamigen Film, der den Auftakt zu einer kleinen, betulich erzählten Filmreihe bildete. Insgesamt entstanden zwischen 2011 und 2014 vier spielfilmlange Filme mit Paddy Considine als Jack Whicher. Dabei ist er nur in „Der Mord von Road Hill House“ Polizist. In „Der Mord in Angel Lane“, „Mein Fleisch und Blut“ und „Der Schein trügt“ arbeitet er als Privatdetektiv.

In „Der Mord von Road Hill House“ versucht er den Mord an einem dreijährigem Kind aufzuklären. Der Mörder muss, weil es keine Einbruchspuren gibt, jemand aus der Familie oder des Personals sein. Der wahre Fall ist ein echter Rätselkrimi, ein Locked-Room-Mystery, das damals von der Öffentlichkeit interessiert verfolgt wurde und in der Literatur seine Spuren hinterließ, wie in Wilkie Collins‘ „Der Monddiamant“.

In „Der Mord in der Angel Lane“ arbeitet Jack Whicher nicht mehr als Polizist. Er wird von Lady Susan Spencer gebeten, ihre schwangere Nichte Mary Spencer, die in London spurlos verschwunden ist, zu suchen. Da wird ihre Leihe gefunden. Whicher sucht ihr verschwundenes Kind und ihren Mörder.

In „Mein Fleisch und Blut“ bittet Sir Edward Shore Whicher ihn um Hilfe. Sein Sohn, der einige Zeit in Indien lebte, wird in London von einem Inder verfolgt. Anscheinend will der Inder Charles Shore umbringen, weil dieser in Indien etwas getan hat.

In „Der Schein trügt“ beschattet Whicher die Frau von Sir Henry Coverly. Es gelingt ihm, Beweise für ihre Untreue zu beschaffen. Als ihr Liebhaber ermordet wird, beginnt Whicher den Täter zu suchen.

Wer von „Der Verdacht des Mr. Whicher“ eine Variante von Sherlock Holmes, vor allem in seinen neuen Inkarnationen, erwartet, – immerhin wird die Serie mit dem Spruch „Im viktorianischen England beruht die Gerechtigkeit auf dem Verdacht des Mr. Whicher.“ beworben -, und es gerne etwas stylisch in Richtung „Peaky Blinders“ oder „Ripper Street“ hätte, dürfte enttäuscht sein. Mr. Whicher ist doch ein ziemlich normaler Mann. Er ist kein Exzentriker oder Genie, sondern eher ein Kommissar Maigret oder ein notorisch schlecht gelaunter Inspector Barnaby. Seine Ermittlungen stützen sich weniger auf Spuren, als auf Befragungen von Menschen, die mehr oder weniger viel zu verbergen haben und mehr oder weniger schamlos lügen. Dabei ist er mit Fällen und Motiven konfrontiert, die jederzeit spielen könnten. Gesellschaftliche Zwänge und Regeln werden nicht, wie in anderen in der Vergangenheit spielenden Krimis, als wichtiger Teil der Ermittlung angesprochen.

Aber das Zeitkolorit ist mit den Gebäuden, den Kutschen und den Kleidern gut getroffen, Paddy Considine ist immer ein Gewinn, die anderen Schauspieler sind auch gut und allzuviele historische Kriminalfilme gibt es nicht.

Als Bonusmaterial gibt es ein informatives kurzes „Behind the Scenes“ zum ersten Whicher-Film „Der Mord von Road Hill House“.

Der Verdacht des Mr. Whicher: Der Mord von Road Hill House (The Suspicions of Mr Whicher: The Murder at Road Hill House, Großbritannien 2011)

Regie: James Hawes

Drehbuch: Neil McKay

LV: Kate Summerscale: The Suspicions of Mr Whicher or The Murder at Road Hill House, 2008 (Der Verdacht des Mr Whicher oder Der Mord von Road Hill House)

mit Paddy Considine, Peter Capaldi, Tom Georgeson, William Beck, Emma Fielding, Tim Pigott-Smit, Kathe O’Flynn

Der Verdacht des Mr. Whicher: Der Mord in der Angel Lane (The Suspicions of Mr Whicher: The Murder in Angel Lane, Großbritannien 2013)

Regie: Christopher Menaul

Drehbuch: Neil McKay

mit Paddy Considine, Olivia Colman, William Beck, Shaun Dingwall

Der Verdacht des Mr. Whicher: Mein Fleisch und Blut (The Suspicions of Mr Whicher: Beyond the Pale, Großbritannien 2014)

Regie: David Blair

Drehbuch: Helen Edmundson

mit Paddy Considine, Nancy Carroll, John Hefferman, Adrian Quinton, Laura Frances-Morgan, Raphael Brandman, Tyler Bennett, Nicholas Jones, Ellora Torchia, Tim Pigott-Smith

Der Verdacht des Mr. Whicher: Der Schein trügt (The Suspicions of Mr Whicher: The Ties that bind, Großbritannien 2014)

Regie: Geoffrey Sax

Drehbuch: Helen Edmundson

mit Paddy Considine, Helen Bradbury, Nancy Caroll, Ristead Cooper, Joanna Horton, James Northcote, Luke Thompson

Die DVDs

Der Verdacht des Mr Whicher - Road Hill House - Angel Lane - DVD-Cover - 4

Der Verdacht des Mr. Whicher: Der Mord von Road Hill House/Der Mord in der Angel Lane

Polyband

Bild 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Behind the Scenes

Länge: 180 Minuten (2 x 90 Minuten)

FSK: ab 12 Jahre

Der Verdacht des Mr Whicher - Fleisch und Blut - Schein - DVD-Cover - 4

Der Verdacht des Mr. Whicher: Mein Fleisch und Blut/Der Schein trügt

Polyband

Bild 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: –

Länge: 180 Minuten (2 x 90 Minuten)

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Verdacht des Mr. Whicher“

Wikipedia über „Der Verdacht des Mr. Whicher“ und Jack Whicher


TV-Tipp für den 30. Januar: Inspector Banks – Der Solist

Januar 30, 2014

Arte, 20.15

Inspector Banks – Der Solist (GB 2010, R.: James Hawes)

Drehbuch: Robert Murphy

LV: Peter Robinson: Aftermath, 2001 (Wenn die Dunkelheit fällt)

East Yorkshire: Bei einem Routineeinsatz stirbt ein Polizist, ein Mann wird ins Koma geprügelt und seine schwerverletzte Frau landet im Krankenhaus. Im Keller des Einfamilienhauses entdecken die Polizisten vier Mädchenleichen – und DCI Alan Banks will von dem im Koma liegendem Mann (einem Lehrer) erfahren, wo ein fünftes verschwundenes Mädchen und wer sein Helfer ist.

In „Aftermath“ (so der Originaltitel) hat der von Peter Robinson erfundene DCI Banks seinen ersten Filmauftritt. Inzwischen ist „DCI Banks“ (so der Serientitel) in England in Serie gegangen. Ob diese Folgen, die alle auf Romanen von Peter Robinson basieren, auch bei gezeigt werden, ist noch unklar.

Der erste Fall, der bei uns unter dem dümmlichen Titel „Banks – Der Solist“ läuft, ist ein spannend-düsterer Polizeithriller, der Genrejunkies gefallen wird: komplexe Charaktere, gute Wendungen und ein zwiespältiges Ende. Die Lösung ist allerdings ziemlich vorhersehbar und im zweiten Teil wird es, wegen der vielen Plotlinien, etwas hektisch. „DCI Banks: Aftermath“ hat nicht die Qualität von „Luther“ (die sich von Folge zu Folge steigerte) oder „Sherlock“ (von der ersten Sekunde an grandios), aber besser als unsere handelsüblichen „Tatorte“ ist „DCI Banks“ allemal.

mit Stephen Tompkinson, Andrea Lowe, Charlotte Riley, Sian Breckin, Monica Dolan, Lorraine Bourroughs, Colin Tierney

Wiederholung: Samstag, 8. Februar, 01.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Arte über „Banks – Der Solist“

Crime Time Preview über “DCI Banks”

Homepage von Peter Robinson

Krimi-Couch über Peter Robinson

Wikipedia über Peter Robinson (deutsch, englisch) und “DCI Banks”

Meine Besprechung von „Inspector Banks: Mord in Yorkshire“


DVD-Kritik: Peter Robinsons „Inspector Banks – Mord in Yorkshire“ ermittelt auch im Film

August 30, 2013

Es dauerte weit über zwanzig Jahre, bis mit „Aftermath“ ein Roman von Peter Robinson verfilmt wurde. Dabei gehören die in Yorkshire spielenden, vielfach nominierten und ausgezeichneten Polizeiromane mit DCI Alan Banks schon lange zu den bei Krimilesern beliebten Serien. Inzwischen hat Robinson 21 Banks-Romane veröffentlicht und damit haben die Macher der TV-Serie „Inspector Banks – Mord in Yorkshire“ (DCI Banks) theoretisch mehr als genug Vorlagen für die kommenden Jahre. Denn „Aftermath“, in England als Zweiteiler ausgestrahlt (mit Werbung wurden aus dem Neunzigminüter zwei einstündige Sendungen), war überraschend erfolgreich und der TV-Sender ITV produzierte mit Left Bank Pictures weitere „Inspector Banks“-Filme. In England wurden bis jetzt sieben Filme ausgestrahlt; in Deutschland, hauptsächlich im ZDF, die vier, die es jetzt auf der DVD „Inspector Banks – Mord in Yorkshire: Die komplette erste Staffel“ gibt. Weitere drei Filme, die wieder als Zweiteiler gezeigt werden sollen, werden derzeit gedreht und sollen Anfang 2014 in England ausgestrahlt werden. Für Nachschub ist also gesorgt.

Weil die Romane teilweise schon älter sind – der erste Banks-Roman „Falle für Peeping Tom“/“Augen im Dunkeln“ (Gallows View) erschien 1987 – und die Polizeiarbeit sich seitdem rapide änderte, wurden die Geschichten an die Gegenwart angepasst und, weil die TV-Macher sich nicht an die Chronologie der Romane halten, wurden bei den vernachlässigbaren privaten Subplots ebenfalls die nötigen Anpassungen vorgenommen.

Doch das dürfte höchstens Fans der Romane, die eine buchstabengetreue Umsetzung wollen, stören. Denn im Mittelpunkt der „Inspector Banks“-Filme steht der Fall.

In „Aftermath“ werden im Keller eines Wohnhauses vier Mädchenleichen entdeckt. Dabei stirbt ein Polizist und der mutmaßliche Täter landet im Koma. Außerdem ist ein weiteres Mädchen verschwunden. Lucy Payne,die Frau des Mörders, zu der Banks eine besondere Beziehung aufbaut, schweigt und Banks muss sich mit DI Annie Cabbot, einer neuen, überaus ambitionierten Kollegin, herumschlagen.

Nach der spektakulären Pilotfolge steuern die nächsten drei „Inspector Banks“-Filme ruhigere Gewässer an. Banks und Cabbot arbeiten gut zusammen. Obwohl ihre Ambitionen und der damit einhergehende immer wieder fehlenden Teamgeist bei Banks auf wenig Gegenliebe stoßen und die Fälle immer schwierige moralische und emotionale Prüfungen für Banks und Cabbot enthalten.

In „Kein Rauch ohne Feuer“ sterben bei einem Schiffsbrand zwei Menschen. Ihre erste Spur führt in das Milieu von Kunstfälschern. Aber auch die Familie des zweiten Opfers hat etwas zu verbergen.

In „Wenn die Dämmerung naht“ wird auf einem Kliff eine schwer behinderte Frau ermordet. Es war Lucy Payne, die wir aus „Aftermath“ kennen. Während bei den Verfilmungen der Abstand von nur einem Jahr zwischen den beiden Fällen unglaubwürdig kurz geraten ist, erschienen die gleichnamigen Romane 2001 und 2007, in denen Payne verurteilt, schwer verletzt wurde und eine neue Identität erhielt.

Während Cabbot Paynes Mörder sucht, sucht Banks den Mörder des Teenagers Hayley Daniels, die nach einem feuchtfröhlichem Abend in einer Gasse der Altstadt ermordet wurde. Letztendlich haben beide Fälle dann doch etwas miteinander zu tun und die Mörderin von Payne ist, im Gegensatz zum Roman, von Anfang an bekannt. Weil sie im Film eine prominentere Rolle hat, wird aus einer banalen Tätersuche ein Psychoduell, in dem es um die Frage geht, wie Täter bestraft werden sollen.

In „Kalt wie das Grab“ ermitteln Banks und Cabbot wieder in zwei verschiedenen Fällen, die dann doch miteinander verknüpft sind. Nach einem missglückten Raubüberfall wird ein Täter in seinem Wohnwagen erschlagen. Cabbot sucht den Mörder, während Banks von seinem Vorgesetzten gebeten wird, in London seine von zu Hause abgehauene Tochter zu suchen.

Die vier jeweils neunzigminütigen Fälle sind gute britische Polizeikrimis, in denen immer wieder gezeigt wird, dass Polizeiarbeit Teamarbeit ist und dass an einem Fall viele Polizisten arbeiten. Das ist traditionsbewusste Krimikost, die sich auf das gute Erzählen ihrer Geschichten konzentriert. Dabei stehen die Fälle im Mittelpunkt. Über das Privatleben von Banks und Cabbot erfahren wir fast nichts und das ist gut so.

Inspector Banks“ ist zwar nicht so innovativ wie „Sherlock“ oder „Luther“, aber flott erzählte Krimiunterhaltung mit einem düsteren Unterton ist es allemal.

Die deutschen Ausgaben der Banks-Romane erschienen im Ullstein Verlag. Derzeit sind keine weiteren Übersetzungen geplant.

Inspector Banks - DVD-Cover - 4

Inspector Banks – Mord in Yorkshire: Die komplette erste Staffel (DCI Banks, GB 2010/2011)

LV: Romane von Peter Robinson

mit Stephen Tompkinson (DCI Alan Banks),Andrea Lowe (DS Annie Cabbot), Lorraine Burroughs (DS Winsome Jackman), Jack Deam (DC Ken Blackstone), Colin Tierney (Chief Supt Gerry Rydell)

DVD

Polyband

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: –

Bonusmaterial: –

Länge: 360 Minuten (4 Folgen à 90 Minuten, 2 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre

Die ersten verfilmten Fälle von DCI Banks

Robinson - Aftermath - 2Robinson - Wenn die Dunkelheit fällt - 2

Aftermath (Aftermath, GB 2010)

Regie: James Hawes

Drehbuch: Robert Murphy

LV: Peter Robinson: Aftermath, 2001 (Wenn die Dunkelheit fällt)

TV-Erstausstrahlung als „Banks – Der Solist“

Kein Rauch ohne Feuer (Playing with Fire, GB 2011)

Regie: Paul Whittington

Drehbuch: Robert Murphy

LV: Peter Robinson: Playing with Fire, 2004 (Kein Rauch ohne Feuer)

Robinson - Wenn die Dämmerung nahtRobinson - Kalt wie das Grab

Wenn die Dämmerung naht (Friend of the Devil, GB 2011)

Regie: Bill Anderson

Drehbuch: Laurence Davey

LV: Peter Robinson: Friend of the Devil, 2007 (Wenn die Dämmerung naht)

Kalt wie das Grab (Cold is the Grave, GB 2011)

Regie: Marek Losey

Drehbuch: Robert Murphy

LV: Peter Robinson: Cold is the Grave, 2000 (Kalt wie das Grab)

Hinweise

BBC Germany über „Inspector Banks“

Homepage von Peter Robinson

Krimi-Couch über Peter Robinson

Wikipedia über Peter Robinson (deutsch, englisch) und „Inspector Banks“