Die zwei Gesichter des Januars (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)
Regie: Hossein Amini
Drehbuch: Hossein Amini
LV: Patricia Highsmith: The two Faces of January, 1964 (Unfall auf Kreta, Die zwei Gesichter des Januars)
Athen, 1962: Der kleine Betrüger Rydal (Oscar Isaac) schlägt sich als Fremdenführer durch, trifft das amerikanische Ehepaar Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) und wird in einem Mordfall verwickelt. Denn auch Chester ist in betrügerische Geschäfte verwickelt.
Sehr stilbewusste Highsmith-Verfilmung. Zu einer ziemlich unmöglichen Uhrzeit.
Den Menschen so fern (Loin des Hommes, Frankreich 2014)
Regie: David Oelhoffen
Drehbuch: David Oelhoffen
LV (frei nach): Albert Camus: L’Hôte, 1957 (Der Gast, Erzählung)
Algerien, 1954: Der Ex-Soldat und Lehrer Daru soll den des Mordes angeklagten Bauern Mohamed in die nächste Stadt bringen, wo er zum Tod verurteilt wird. Während Daru ihn nicht dorthin bringen will, will Mohamed unbedingt dorthin
Tolles existenzialistisches Drama vor einer menschenleeren Western-Kulisse, musikalisch spärlich untermalt von Nick Cave und Warren Ellis.
Das „Negro Motorist Green Book“ war ein Reiseratgeber, der Tony ‚The Lip‘ Vallelonga (Viggo Mortensen) am Anfang seiner Tätigkeit als Fahrer, Bodyguard und Problemlöser für Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) in die Hand gedrückt wird. In dem Buch sind die Hotels und Gaststätten aufgeführt, in denen Afroamerikaner in den Südstaaten bedient werden. Das war 1962 und Dr. Don Shirley war damals ein anerkannter klassischer Pianist, der in New York in einem riesigen Apartment über der Carnegie Hall wohnte. Jetzt hat er sich entschlossen, mit seinem Trio eine mehrwöchige, an Weihnachten endende Tour durch die Südstaaten zu machen. Dafür braucht der distinguierte Schwarze einen Fahrer, der auch mal zulangen kann.
Vallelonga ist Rausschmeißer im legendären Nachtclub „Copacabana“. Als Shirley sich nach einem geeigneten Fahrer umhörte, empfahlen ihm mehrere Personen Vallelonga. Weil das „Copacabana“ gerade für mehrere Monate geschlossen ist, hat der Italo-Amerikaner Zeit. Das Geld kann er auch gut gebrauchen. Vor allem, weil er keine Jobs für Mafiosi erledigen will.
Vallelonga ist vor allem streetsmart (Bauernschlau beschwört das falsche Bild herauf). Er ist ungebildet und ein Rassist. So wirft er in der eigenen Wohnung die Gläser, aus denen die schwarzen Handwerker getrunken haben, in den Müll (und seine Frau holt sie wieder heraus). Aber er hat letztendlich das Herz auf dem rechten Fleck und er sieht den einzelnen Menschen, der anständig behandelt werden soll.
Denn während er auf der Tour in ordentlichen Hotels übernachtet, muss Shirley mit Absteigen vorlieb nehmen. Vor einem Konzert in einer Villa soll Shirley die im Gebüsch stehende Holzlatrine benutzen und selbstverständlich darf er in einem Nobelhotel, in dem er auftritt, nicht mit den weißen Gästen zu Abend essen.
Der New Yorker Vallelonga beobachtet das zunächst befremdet. Auch dass Shirley all die offenen und versteckten Diskriminierungen geduldig erträgt.
Bekannt wurde Peter Farrelly mit den Komödien „Dumm und Dümmer“ und Verrückt nach Mary“. Sein neuer, aus Vallelongas Perspektive erzählter Film „Green Book“ passt überhaupt nicht zu seinem bisherigen Werk. Denn „Green Book“ ist ein Feelgood-Movie, das sich entlang vertrauter Pfade und Konflikte bewegt und immer wieder eindrückliche Bilder für die damals alltägliche Diskriminierung von Schwarzen findet. Die Inszenierung ist punktgenau. Die Schauspieler überzeugen. Viggo Mortensen und Mahershala Ali wurden für zahlreiche Preise, aktuell die Oscars, nominiert und sie erhielten auch schon etliche Preise. Wobei Mahershala Ali als Dr. Don Shirley und als Vector in dem am 14. Februar startendem Science-Fiction-Film „Alita: Battle Angel“ etwas zu sehr die Rolle des leicht hochnäsigen, extrem beherrschten Schwarzen kultiviert.
Seit seiner Premiere beim Toronto International Film Festival erhielt „Green Book“, neben Kritikerlob, zahlreiche Preise und Nominierungen. Zuletzt die Golden Globes als Bester Film (in der Kategorie „Comedy/Musical“ [beides ist der Film nicht – und „Bohemian Rhapsody“ erhielt den Golden Globe als Bester Film]), Bester Nebendarsteller (Mahershala Ali) und Bestes Drehbuch. Er ist für fünf Oscar nominiert. Nämlich in den Kategorien Bester Film, Bester Hauptdarsteller (Viggo Mortensen), Bester Nebendarsteller (Mahershala Ali), Bestes Filmdrehbuch (Nick Vallelonga, Brian Currie, Peter Farrelly) und Bester Schnitt (Patrick J. Don Vito).
Green Book – Eine besondere Freundschaft (Green Book, USA 2018
Regie: Peter Farrelly
Drehbuch: Peter Farrelly, Nick Vallelonga, Brian Currie
mit Viggo Mortensen, Mahershala Ali, Linda Cardellini, Sebastian Maniscalco, Dimiter D. Marinov, P. J. Byrne
Innerhalb einer klassischen Genre-Geschichte (ein Cop jagt den Mörder seines Partners) präsentiert Harris eine melancholische und desillusionierte Charakterstudie über Männer, deren gescheiterte Beziehungen und großspurigen Pläne. Dabei laufen die Geschichten weitgehend unverbunden nebeneinander. Kein Klassiker, aber ein unterschätzter Film, der im Trailer zu Unrecht als Action-Film verkauft wird und viel zu wenig von Dennis Hopper zeigt. Aber Wesley Snipes war damals mit den erfolgreichen Filmen „New Jack City“, „Weiße Jungs bringen’s nicht“ und „Passagier 57“ der aufstrebende Star. „Demolition Man“ und „Die Wiege der Sonne“ starteten kurz darauf und festigten seinen Status; – auch wenn das angesichts der letzten Filme von Wesley Snipes heute schwer vorstellbar ist.
James B. Harris produzierte die frühen Kubrick-Filme, wie “Die Rechnung ging nicht auf” und “Lolita”.
Mit Wesley Snipes, Dennis Hopper, Viggo Mortensen, Lolita Davidovich, Seymour Cassel, Tony Lo Bianco, Tobin Bell, Dan Hedaya, Paul Gleason
Die zwei Gesichter des Januars (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)
Regie: Hossein Amini
Drehbuch: Hossein Amini
LV: Patricia Highsmith: The two Faces of January, 1964 (Unfall auf Kreta, Die zwei Gesichter des Januars)
Athen, 1962: Der kleine Betrüger Rydal (Oscar Isaac) schlägt sich als Fremdenführer durch, trifft das amerikanische Ehepaar Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) und wird in einem Mordfall verwickelt. Denn auch Chester ist in betrügerische Geschäfte verwickelt.
Sehr stilbewusste Highsmith-Verfilmung. Zu einer ziemlich unmöglichen Uhrzeit.
Die Gesetzeshüter Virgil Cole und Everett Hitch sollen in Appaloosa für Recht und Ordnung sorgen. Denn Farmer Bragg terrorisiert die Einwohner und er hat auch den vorherigen Marshall erschossen.
Gelungene, werkgetreue Verfilmung eines Westerns von Robert B. Parker, dem Autor der Spenser- und Jesse-Stone-Kriminalromane, der seine bekannten Themen von Freundschaft, Loyalität, Recht und Gesetz in einem anderen Setting ausprobiert.
„Appaloosa“ erhielt beim Boston Film Festival den Preis für den besten Film und das beste Drehbuch.
Den Menschen so fern (Loin des Hommes, Frankreich 2014)
Regie: David Oelhoffen
Drehbuch: David Oelhoffen
LV (frei nach): Albert Camus: L’Hôte, 1957 (Der Gast, Erzählung)
Algerien, 1954: Der Ex-Soldat und Lehrer Daru soll den des Mordes angeklagten Bauern Mohamed in die nächste Stadt bringen, wo er zum Tod verurteilt wird. Während Daru ihn nicht dorthin bringen will, will Mohamed unbedingt dorthin
TV-Premiere eines tollen existenzialistischem Dramas vor einer menschenleeren Western-Kulisse, musikalisch spärlich untermalt von Nick Cave und Warren Ellis.
Die zwei Gesichter des Januars (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)
Regie: Hossein Amini
Drehbuch: Hossein Amini
LV: Patricia Highsmith: The two Faces of January, 1964 (Unfall auf Kreta, Die zwei Gesichter des Januars)
Athen, 1962: Der kleine Betrüger Rydal (Oscar Isaac) schlägt sich als Fremdenführer durch, trifft das amerikanische Ehepaar Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) und wird in einem Mordfall verwickelt. Denn auch Chester ist in betrügerische Geschäfte verwickelt.
Die TV-Premiere der sehr stilbewussten Highsmith-Verfilmung erfolgt arg spät. Sehenswert ist der Krimi trotzdem.
3sat, 23.30 Eine dunkle Begierde (A dangereous method, Deutschland/Kanada/Großbritannien/Schweiz 2011)
Regie: David Cronenberg
Drehbuch: Christopher Hampton (nach dem Roman „A dangerous method“ von John Kerr und dem Theaterstück „The talking cure“ von Christopher Hampton)
Auf Tatsachen basierender Film über die Beziehung zwischen C. G. Jung, seiner Patientin Sabina Spielrein (die später eine geachtete Psychologin wird) und Sigmund Freud. Ein toller Schauspielerfilm, der aber mehr wie eine besonders gute Arte-Produktion und weniger wie ein David-Cronenberg-Film wirkt.
mit Viggo Mortensen, Keira Knightley, Michael Fassbender, Vincent Cassel, Sarah Gadon, André Hennicke, Arndt Schwerin-Sohnrey, Anna Thalbach Hinweise
Der Traum vom unabhängigen Leben in der Wildnis. Ben Cash hat ihn mit minimalem Kontakt zur kapitalistischen Konsumgesellschaft verwirklicht. Aber nicht als einsam in einer Blockhütte lebender Einzelgänger, sondern mit seiner Frau Leslie und seinen sechs, teilweise fast erwachsenen Kindern. In den vergangenen zehn Jahren erhielten die Kinder in den Blockhütten und im Wald eine vollumfängliche Ausbildung. Sie können nicht nur allein in der Wildnis überleben, sie kennen sich auch in Mathematik, logischem Denken, Geschichte und Literatur aus. Er bringt ihnen bei, sich selbstständig eine Meinung zu bilden und diese argumentativ zu verteidigen. Bevorzugt aus der marxistisch-linken Perspektive. Die Schulmedizin und die Gesellschaft lehnen sie ab. Sie sind der Prototyp einer glücklichen, funktionierenden Familie, die Weihnachten zugunsten des Noam-Chomsky-Tages abgeschafft hat.
Als die manisch-depressive Leslie in einem Krankenhaus Suizid begeht und ihr Vater sie kirchlich beerdigen will, brechen Ben Cash und seine Kinder auf. Mit ihrem Hippie-Bus fahren sie vom Nordwesten der USA zur Beerdigung nach Albuquerque, New Mexiko. Allerdings nicht, um mit den Eltern, Freunden und Bekannten während des Gottesdienstes zu trauern, sondern um die Leiche ihrer über alles geliebte Mutter zu stehlen. Leslie lehnte die Kirche ab und wollte daher auch keine kirchliche Beerdigung. Ben und seine Kinder wollen ihr die Beerdigung zu geben, die sie sich wünschte.
Im Mittelpunkt von „Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück“ steht die Fahrt der Cashs quer durch die USA zur Beerdigung. Dabei müssen sie selbstverständlich ihre eingefahrenen Routinen und ihren Lebensstil überprüfen.
Diese Geschichte erzählt Schauspieler Matt Ross in seinem zweiten Langfilm, der dieses Jahr in Cannes in der Sektion „Un Certain Regard“ den Regiepreis erhielt, humorvoll mit einem Blick für die Landschaft und die Beziehungen der Familie untereinander. Es ist eine Familie, die von Leslie, die wir nur in einigen kurzen Rückblenden sehen, zusammen gehalten wurde. Deshalb muss Ben sich jetzt auch an die Mutterrolle gewöhnen, während vor allem seine älteren Kinder sich fragen, ob sie das abgeschiedene Leben in der Wildnis weiter leben oder die Welt erkunden wollen. Denn, auch wenn Ben positiv gezeichnet wird, er seine Kinder liebt und ihnen die bestmögliche Erziehung und Bildung geben will und Viggo Mortensen ihn als sympathischen Patriarchen spielt, ist er mit seinen starken antikapitalistischen Überzeugungen ein Sektenführer (auch wenn die Sekte klein ist), der totalitär über seine Untergebenen herrscht. Und es ist eine Frage, wie lange Ross ihn nicht als Tyrannen und Durchgeknallten zeichnet.
Denn Ben ist, das merken wir schnell, kein schlechter Vater. Aber ist er auch ein gute Vater?
Im dritten Akt, wenn Ben und seine Kinder bei Leslies Vater ankommen und es um die Frage geht, ob die Kinder weiter bei Ben bleiben dürfen oder sie zu Leslies Eltern kommen sollen, verheddert sich Ross ein wenig zwischen den möglichen Enden und einiges wird plakativer als nötig angesprochen.
Aber auch das ändert nichts daran, dass „Captain Fantastic“ ein grundsympathischer Feelgood-Film ist, der ein großes Herz für gesellschaftliche Außenseiter hat.
Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück (Captain Fantastic, USA 2016)
Regie: Matt Ross
Drehbuch: Matt Ross
mit Viggo Mortensen, Steve Zahn, Frank Langella, Missy Pyle, Kathryn Hahn, George McKay, Samantha Isler, Annalie Basso, Nicholas Hamilton, Shree Crocks, Charlie Shotwell, Ann Dowd, Erin Moriarty
Drehbuch: Earl W. Wallace, William Kelley (nach einer Geschichte von William Kelley, Pamela Wallace und Earl W. Wallace)
In Philadelphia beobachtet ein achtjähriger Amish-Junge einen Polizistenmord. Auf dem Polizeirevier kann der Junge die Mörder identifizieren: es sind Kollegen des ermittelnden Detective John Book. Book muss mit dem Zeugen und seiner Mutter bei den Amish untertauchen. Dort entdeckt er eine Welt, die das Gegenteil seiner Eigenen ist.
Polizeifilmklassiker, der im Genrekostüm die Geschichte eines Culture Clash erzählt.
„Weir hat einen überaus spannenden (Kriminal-)Film geschaffen, der auf Action – mit Ausnahme der gewalttätigen Schlusssequenz, die sich aber aus der Fabel völlig motiviert – weitgehend verzichten kann, weil er von Menschen handelt, die von sich aus faszinierend genug sind.“ (Fischer Film Almanach 1986)
Das Drehbuch erhielt den Edgar Allan Poe Award, den Writers Guild of America Award (WGA Award) und den Drehbuchoscar. Peter Weir und Harrison Ford waren für Oscars nominiert und als bester Film war „Der einzige Zeuge“ ebenfalls nominiert. Die Schmonzette „Jenseits von Afrika“ erhielt dann den Oscar als bester Film.
mit Harrison Ford, Kelly McGillis, Jan Rubes, Josef Sommer, Lukas Haas, Alexander Godunov, Danny Glover, Viggo Mortensen (Debüt)
Tödliche Versprechen – Eastern Promises (Großbritannien/USA/Kanada 2007, Regie: David Cronenberg)
Drehbuch: Steven Knight
Eine Hebamme gerät zwischen die Fronten der Russenmafia. Denn sie besitzt ein Tagebuch, das einige Verbrecher belastet. Ein Killer soll sie umbringen.
Hartes, in London spielendes, top besetztes Gangsterdrama von David Cronenberg.
Steven Knight schrieb unter anderem das Oscar- und BAFTA-nominierte und mit dem Edgar Allan Poe-Preis ausgezeichnete Drehbuch zum Stephen Frears-Film „Kleine schmutzige Tricks“ (Dirty Pretty Things, GB 2002).
„Eastern Promises“, wurde, oft in den Kategorien, bester Film, beste Regie, beste Hauptrolle und bestes Drehbuch, für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch einige. Knights Drehbuch war für den Edgar nominiert.
mit Viggo Mortensen, Naomi Watts, Armin Müller-Stahl, Vincent Cassel
Wiederholung: Donnerstag, 9. Dezember, Eins Plus, 22.15 Uhr
1954 unterrichtet Ex-Soldat Daru (Viggo Mortensen) in Algerien in einem abgelegenem Tal eine Gruppe Kinder. Es sind die ersten Tage des Algerienkrieges, der bis 1962 dauerte, unzählige Leben forderte und mit der Unabhängigkeit des Landes von den französischen Kolonialherren endete.
Eines Tages wird Daru von den örtlichen Machthabern gezwungen, den Bauern Mohamed (Reda Kaleb) in die nächste Stadt zu bringen. Er soll ein Mitglied einer anderen Familie getötet haben. In der Stadt erwartet ihn, nach einer Gerichtsverhandlung nach französischem Recht, der sichere Tod. Trotzdem will Mohammed unbedingt dorthin. Nur so könne der Kreislauf der Blutrache durchbrochen werden.
Auf der gefährlichen Reise durch das Gebirge – immerhin tobt im Land gerade ein Bürgerkrieg und sie werden von auf Blutrache sinnenden Reitern verfolgt – lernen sie sich näher kennen. Außerdem versucht Daru Mohamed zu überzeugen, nicht in den sicheren Tod zu gehen.
Aber welche andere Möglichkeit hat er?
Der Hinweis, dass David Oelhoffens grandioser und stilbewusster Western „Den Menschen so fern“ auf einer Geschichte des Philosophen Albert Camus basiert, könnte vielleicht einige Menschen abhalten. Was Schade wäre. Denn sie würden dann einen glänzend gespieltes Drama vor der prächtigen Kulisse des Atlasgebirges (gedreht wurde in Marokko, die Geschichte spielt im benachbarten Algerien) verpassen, musikalisch stimmig unterlegt von Nick Cave und Warren Ellis, die hier eine ähnlich reduzierte Musik abliefern wie Ry Cooder zu Wim Wenders „Paris, Texas“. Oelhoffen inszenierte nach seinem Drehbuch einen Western, der sich immer noch aktuellen philosophischen Fragen widmet und der auf die Kraft seiner Bilder und dem reduzierten Spiel der beiden Hauptdarsteller vertraut. Da können sich die Dialoge, vor allem die Gespräche zwischen Daru und Mohamed, auf das Notwendigste beschränken.
A History of Violence (USA/Kanada 2005, Regie: David Cronenberg)
Drehbuch: Josh Olson
LV: John Wagner/Vince Locke: A History of Violence, 1997 (Graphic Novel)
Tom Stall ist ein gewöhnlicher Schnellrestaurantbesitzer irgendwo in Indiana. Als zwei Killer sein Restaurant ausrauben wollen, tötet er sie im Affekt. Danach ist er der Held des Tages und zwei Mafiosi aus Philadelphia tauchen auf. Sie behaupten, Tom von früher zu kennen. Damals war er ein Mafiakiller und der Philly-Mob habe noch eine Rechnung mit ihm offen.
Ein eiskaltes, klar strukturiertes Noir-Drama von Cronenberg, der hier eine altbekannte Genregeschichte und gleichzeitig viel mehr erzählt.
Das Drehbuch von Josh Olson war für den Edgar-Allan-Poe-Preis als bestes Drehbuch nominiert. „Syriana“ erhielt die Trophäe.
David Cronenbergs neuester Film „Maps to the Stars“ erscheint am 23. Februar (Verleih) und am 3. März (Kauf) auf DVD und Blu-ray mit, unter anderem, etlichen Interviews mit den Hauptdarstellern, Autor Bruce Wagner und David Cronenberg .
Mit Viggo Mortensen, Maria Bello, Ed Harris, William Hurt
Arte, 20.15 Eine dunkle Begierde (A dangereous method, Deutschland/Kanada/Großbritannien/Schweiz 2011)
Regie: David Cronenberg
Drehbuch: Christopher Hampton (nach dem Roman „A dangerous method“ von John Kerr und dem Theaterstück „The talking cure“ von Christopher Hampton)
Auf Tatsachen basierender Film über die Beziehung zwischen C. G. Jung, seiner Patientin Sabina Spielrein (die später eine geachtete Psychologin wird) und Sigmund Freud. Ein toller Schauspielerfilm, der aber mehr wie eine besonders gute Arte-Produktion und weniger wie ein David-Cronenberg-Film wirkt.
Sein neuester Film „Maps to the Stars“ erscheint am 23. Februar (Verleih) und am 3. März (Verkauf) auf Blu-ray und DVD. Als Bonusmaterial sind Interviews mit David Cronenberg, Julianne Moore, Mia Wasikowska, John Cusack, Robert Pattinson, Olivia Williams, Evan Bird, Bruce Wagner, Martin Katz; B-Roll; Trailer; Audiodeskription und Untertitel für Hörgeschädigte angekündigt.
mit Viggo Mortensen, Keira Knightley, Michael Fassbender, Vincent Cassel, Sarah Gadon, André Hennicke, Arndt Schwerin-Sohnrey, Anna Thalbach Wiederholung: Freitag, 30. Januar, 00.15 Uhr (Taggenau!)
Mit „Der Fremde im Zug“ hatte Patricia Highsmith einen glänzenden Start ihrer Karriere. Immerhin wurde ihr erster Roman von Alfred Hitchcock verfilmt. Der Film und die Vorlage, die mir besser als der Film gefällt, sind heute Klassiker. In den folgenden Jahren wurden weiterer ihrer Romane verfilmt. Besonders die Geschichten mit Tom Ripley sind bei Filmemachern beliebt. Mal wurden sie in die Gegenwart verlegt, mal nicht.
Jetzt ist mit „Die zwei Gesichter des Januars“ eine weitere Patricia-Highsmith-Verfilmung im Kino, die durchgängig vom Patina der Vergangenheit umweht ist. In Athen besucht Chester MacFarland mit seiner Frau Colette 1962 die Akropolis. Der reiche Geschäftsmann entdeckt dabei einen jungen Reiseführer, den sie kurz darauf in einem Café wieder sehen. Es ist Rydal Keener. Ebenfalls ein Amerikaner, der hier einen mehr als ausdehnten Sommer verbringt und sich als Reiseführer und mit kleineren Betrügereien sein Geld verdient. Chester engagiert ihn als ihre Begleitung für die nächsten Tage.
Das könnte eine nette kleine Urlaubsepisode bleiben, wenn Chester nicht eines Abends in seinem Hotelzimmer von einem Privatdetektiv, der ihn im Namen von einigen vermögenden Gläubigern verfolgte, zur Rede gestellt würde. Am Ende des Gesprächs ist der Detektiv, durch einen unglücklichen Unfall, tot und als Chester die Leiche verschwinden lassen will, wird er von Rydal entdeckt.
Ab jetzt ist das ungleiche Betrügertrio auf der Flucht. Denn Rydal wittert ein gutes Geschäft und er hat auch ein Auge auf Colette geworfen.
„Die zwei Gesichter des Januars“ ist das Regiedebüt von Hossein Amini, der bislang die Drehbücher für die Henry-James-Verfilmung „Die Flügel der Taube“, die A.-E.-W.-Mason-Verfilmung „Die vier Federn“, die Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot – Gnadenlose Jagd“, die James-Sallis-Verfilmung „Drive“, die modernisierte Schneewittchen-Variante „Snow White and the Huntsman“ und die demnächst startende John-le-Carré-Verfilmung „Our Kind of Traitor“ (Verräter wie wir) schrieb.
Sein Drehbuch sprach dann auch Viggo Mortensen, Kirsten Dunst und Oscar Isaac, der zuletzt in „Inside Llewyn Davis“ als glückloser Musiker überzeugte, an. Denn es verlässt sich auf die Schauspieler und die Dynamik innerhalb des mehr als halbseidenen Trios. Vieles wird nicht gesagt. Fast immer entsprechen ihre Worte nicht ihren Absichten und Amini will überhaupt nicht alles erklären. Immerhin hat er mit Mortensen, Dunst und Isaac drei gute Schauspieler, die auch schweigend viel sagen können. Dazu kommt noch die zauberhafte Landschaft. Gedreht wurde unter anderem auf Kreta, in Athen und Istanbul an Orten, die sich in den verganenen fünfzig Jahren nicht veränderten.
Insgesamt wirkt „Die zwei Gesichter des Januars“ wie ein in den frühen Sechzigern, kurz nach „Nur die Sonne war Zeuge“, gedrehter Kriminalfilm. P. S.: 1985 entstand eine deutsche Verfilmung des Romans. Regie bei „Die zwei Gesichter des Januar“ (auf das „s“ wurde verzichtet) führte Wolfgang Storch, der zusammen mit Karl Heinz Willschrei das Drehbuch schrieb. Charles Brauer, Yolande Gilot und Thomas Schücke spielten mit und mir gefiel der Film, als ich ihn vor Jahren sah. Er müsste endlich mal wieder im TV gezeigt werden.
Innerhalb einer klassischen Genre-Geschichte (ein Cop jagt den Mörder seines Partners) präsentiert Harris eine melancholische und desillusionierte Charakterstudie über Männer, deren gescheiterte Beziehungen und großspurigen Pläne. Dabei laufen die Geschichten weitgehend unverbunden nebeneinander. Kein Klassiker, aber ein unterschätzter Film, der im Trailer zu Unrecht als Action-Film verkauft wird und viel zu wenig von Dennis Hopper zeigt. Aber Wesley Snipes war damals mit den erfolgreichen Filmen „New Jack City“, „Weiße Jungs bringen’s nicht“ und „Passagier 57“ der aufstrebende Star. „Demolition Man“ und „Die Wiege der Sonne“ starteten kurz darauf und festigten seinen Status; – auch wenn das angesichts der letzten Filme von Wesley Snipes heute schwer vorstellbar ist.
James B. Harris produzierte die frühen Kubrick-Filme, wie “Die Rechnung ging nicht auf” und “Lolita”.
Mit Wesley Snipes, Dennis Hopper, Viggo Mortensen, Lolita Davidovich, Seymour Cassel, Tony Lo Bianco, Tobin Bell, Dan Hedaya, Paul Gleason
Die Gesetzeshüter Virgil Cole und Everett Hitch sollen in Appaloosa für Recht und Ordnung sorgen. Denn Farmer Bragg terrorisiert die Einwohner und er hat auch den vorherigen Marshall erschossen.
Gelungene, werkgetreue Verfilmung eines Westerns von Robert B. Parker, dem Autor der Spenser- und Jesse-Stone-Kriminalromane, der seine bekannten Themen von Freundschaft, Loyalität, Recht und Gesetz in einem anderen Setting ausprobiert.
„Appaloosa“ erhielt beim Boston Film Festival den Preis für den besten Film und das beste Drehbuch.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Romans.
Ich gebe zu: damit hatte ich vor einem Jahr nicht gerechnet. Dass bei uns mal wieder ein waschechter Westernroman veröffentlicht wird. Und dann auch noch als Hardcover. Jedenfalls hat der Europa Verlag, mit etwas Hilfe von Robert B. Parkers deutschem Verlag Pendragon, jetzt „Appaloosa“ veröffentlicht und ich kann einfach (aber nach kritischer Durchsicht und mit kleinen Änderungen) meine alte Besprechung von „Appaloosa“ reposten:
Obwohl Robert B. Parker in seinen erfolgreichen Romanen mit dem Privatdetektiv Spenser immer wieder Western-Motive aufgreift, wandte er sich erst 2001 dem Western zu. Da erschienen der Spenser-Roman „Potshot“, ein Quasi-Western, und „Gunman’s Rhapsody“ über Wyatt Earp, seine Liebe zu dem Revuemädchen Josie Marcus und wie es zu der Schießerei am O. K. Corral kam.
2005 folgte „Appaloosa“, der erste Roman mit Virgil Cole und Everett Hitch, die als Revolvermänner ihre Art von Recht und Gesetz durchsetzen. Denn gerade Coles Selbstrechtfertigung, dass er sich immer an das Gesetz halte, wenn er jemand erschieße und ihn das von anderen Revolvermännern, die für Geld jeden erschießen, wird immer fadenscheiniger, weil Cole sich nur an die von ihm propagierten Gesetze hält.
Jetzt werden sie nach Appaloosa gerufen. Dort erschoss der Ranchbesitzer Randall Bragg kaltblütig den City Marshal. Virgil Cole, der in der Vergangenheit bereits mehrere Städte mit Everett Hitch (der die Geschichte erzählt) befriedete, wird von den Stadtoberen als sein Nachfolger eingestellt. Als erstes hängt Cole seine Gesetze aus – und wer sich nicht an sie hält, wird, nachdem er freundlich darauf hingewiesen wurde, erschossen. Das bekommt auch Bragg zu spüren, den sie, nachdem ein Zeuge für den Mord an dem City Marshal auftaucht, verhaften.
„Appaloosa“ nimmt selbstverständlich die bekannten Themen von Freundschaft, Ehre und Verantwortung auf, die wir aus Robert B. Parkers anderen Romanen kennen und die Gespräche zwischen Cole und Hitch sind gar nicht so weit entfernt von den Gesprächen zwischen Spenser und seinem skrupellosen Freund Hawk oder ihm und seiner Freundin Susan. Entsprechend vertraut klingen sie für langjährige Parker-Leser.
Die Geschichte liest sich wie ein Best-of der aus zahlreichen anderen Western bekannten Motive und Situationen. So verhaften Cole und Hitch Bragg, sperren ihn im Gefängnis ein, müssen das Gefängnis gegen die Gefolgsleute von Bragg verteidigen, Bragg wird später aus einem Zug befreit, es gibt eine Verfolgungsjagd durch die Wildnis, eine Belagerung von Indianern, ein Shoot Out in einem Kaff und Bragg, der später versucht, die Stadt mit seinem Geld zu kaufen.
Insofern überzeugt „Appaloosa“ durchaus als zünftiger Western, der den Eindruck hinterlässt, dass Robert B. Parker sich hier beim Schreiben etwas mehr Gedanken über die Handlung gemacht hat, als bei seinen letzten Spenser-Romanen: – was vielleicht auch daran liegt, dass „Appaloosa“, nachdem sie sich bei dem TV-Western „Monte Walsh“ (USA 2003) kennen lernten, als Drehbuch für einen Western mit Tom Selleck begann und, via Romanveröffentlichung, zu einem gelungenen Western mit Ed Harris, Viggo Mortensen, Renée Zellweger, Jeremy Irons und Lance Henriksen wurde, der dem Buch bildgewaltig ohne große Änderungen folgt.
Trotzdem hatte ich beim Lesen von „Appaloosa“ den Eindruck, dass mehr möglich gewesen wäre. So ist es nur ein flott zu lesender Western, in dem Robert B. Parker seine vertrauten Themen in einem anderen Setting behandelt.
Die ARD zeigt den Western „Appaloosa“ am Samstag, den 2. März, um 22.15 Uhr (Wiederholung einige Stunden später, nach dem ebenfalls sehenswertem Thriller „Spurlos – Die Entführung der Alice Creed“ um 02.40 Uhr).
Ihr habt also noch genug Zeit, vorher den Roman zu lesen.
–
Robert B. Parker: Appaloosa
(übersetzt von Emanuel Bergmann)
Europa Verlag AG Zürich, 2012
208 Seiten
22 Euro
–
Originalausgabe
Appaloosa
G. P. Putnam’s Sons, 2005
–
Verfilmung
Appaloosa (Appaloosa, USA 2008)
Regie: Ed Harris
Drehbuch: Robert Knott, Ed Harris
mit Ed Harris, Viggo Mortensen, Renée Zellweger, Jeremy Irons, Lance Henriksen
(Boston Film Festival: Preis für bester Film und bestes Drehbuch)