LV: Victor Canning: The rainbird pattern, 1972 (später “Family plot”; „Auf der Spur“)
Mrs. Rainbird verspricht dem Medium Blanche 10.000 Dollar, wenn sie ihren vor Jahrzehnten verstossenen Neffen findet. Dieser finanziert inzwischen seinen Lebensunterhalt mit Entführungen und unterstellt Blanche und ihrem Freund George niedere Motive.
Was für ein Abgang: eine lockere Krimikomödie mit tiefschwarzem Humor.
Ernest Lehman: „Was Hitchcock wirklich an diesem Filmprojekt faszinierte, war die Idee von zwei getrennt ablaufenden unterschiedlichen Geschichten, die langsam zueinander finden und letztlich zu einer Geschichte werden. Ich ließ nicht locker, ihn darauf hinzuweisen, dass das Publikum nicht einen Film aufgrund seiner einzigartigen Struktur sehen will – es sei denn, Hitchcock plane, den Film als eine Art Dozent zu begleiten und ihn den Zuschauern zu erklären.“ – Mmh, da hat er Recht. „Family Plot“ (hübsch doppeldeutiger Titel) ist beim zweiten, dritten Sehen besser als beim Ersten. Und die Rückprojektionen sind schlecht wie immer.
Mit Karen Black, Bruce Dern, Barbara Harris, William Devane, Ed Lauter, Cathleen Nesbitt
Das gibt es schon einige Jahre und wer mit der Idee von Open-Air-Filmvorstellungen etwas anfangen kann (mir persönlich fehlt da ja der mücken- und regenfreie, dunkle, klimatisierte Kinosaal mit bequemen Sitzen), der sollte die Tage ins Freiluftkino Friedrichshain gehen, mit vielen Menschen auf Holzbänken sitzen, Bier trinken und einige Höhepunkte der diesjährigen Berlinale, natürlich in der Originalfassung (mit Untertiteln) ansehen. Mit anschließenden Filmgesprächen und Verlosungen.
Gezeigt werden:
Donnerstag, 24. Juli, 21.30 Uhr
Eröffnung Sommer Berlinale – Perspektive deutsches Kino ANDERSWO
Vorgestellt von Knut Elstermann (radioeins), Linda Söfka (Leiterin Perspektive Deutsches Kino) und der Regisseurin Ester Amrami.
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Freitag, 25. Juli, 21.30 Uhr THE WAY HE LOOKS
Der Leiter der Berlinale-Sektion Panorama Wieland Speck stellt den diesjährigen Teddy-Award-Gewinner und Publikumspreis-Zweiten vor.
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Samstag, 26. Juli, 21.30 Uhr FEUERWERK AM HELLLICHTEN TAG. (Black Coal, Thin Ice)
Anke Leweke stellt den diesjährigen Gewinner des Golden Bären vor.
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Sonntag, 27. Juli, 21.30 Uhr DIE ENTFÜHRUNG DES MICHEL HOUELLEBECQ
Vorgestellt vom Leiter der Sektion Forum Christoph Terhechte.
Anscheinend ist das die einzige Kopie des schrägen Films, der als „Französisches Original mit englischen Untertiteln“ gezeigt wird.
Catch me if you can (USA 2002, Regie: Steven Spielberg)
Drehbuch: Jeff Nathanson
LV: Frank Abagnale (mit Stan Redding): Catch me if you can: The Amazing True Story of the Youngest and Most Daring Con Man in the History of Fun and Profit, 1980 (Mein Leben auf der Flucht, Catch me if you can)
Spielberg erzählt kurzweilig die wahre Geschichte des Hochstaplers Frank Abagnale. Der Film „ist eine swingende, schwerelose Krimikomödie, die durch Tempo, Charme und Verspieltheit überzeugt.“ (Berliner Zeitung, 30. Januar 2003)
Mit Leonardo DiCaprio, Tom Hanks, Christopher Walken, Martin Sheen, Nathalie Baye, James Brolin, Jennifer Garner
Normalerweise fasse ich ja die Handlung einer Geschichte selbst zusammen, aber bei „Shocking Shorts 2014“, einer Sammlung von zehn deutschen Kurzfilmen, die vor allem spannend sein sollen, wurde das bereits vom Verleih und der Presseagentur gut erledigt. Deshalb gibt es jetzt, mit kleinen Ergänzungen, erst einmal die Filmzusammenfassungen und danach meine Kritik: 1) Au Pair
Regie: Marc Schießer
Drehbuch: Marc Schießer
Deutschland, 2013
Länge: 25:03 Minuten
Darsteller: Pia Slomczyk, Yvonne Yung Hee, Darell Montoya, Janina Grün
Das französische Au-Pair-Mädchen Joline (Pia Slomczyk) kommt für einige Zeit nach Deutschland, um im chinesischen Restaurant „Blue Dragon“ zu arbeiten. Zwischen ihr und ihrer Gastmutter Frau Zhou (Yvonne Yung Hee) entsteht ein zunehmend angespanntes Verhältnis, das sich schnell zu einem Psycho-Duell zuspitzt.
– 2) Dunkler Wald
Regie: Felix F. Walz
Drehbuch: Florian Wentsch
Deutschland, 2013
Länge: 05:15 Minuten
Darsteller: Sarah Maria Besgen, Oliver Franck
Die junge Simone (Sarah Maria Besgen) erwacht in ihrem Badezimmer. Die Wände sind blutverschmiert und irgendwo in ihrem Haus ertönen merkwürdige Geräusche. Ängstlich und zugleich von Neugier getrieben macht sich Simone auf, um herauszufinden, was geschehen ist. Die Spuren scheinen sie zuerst in die Irre zu führen. Doch als sie einem Auto in den nahen Wald folgt, macht sie eine schockierende Entdeckung.
– 3) Vollnarkose
Regie: Johannes Furrer
Drehbuch: Johannes Furner
Deutschland, 2013
Länge: 12:53 Minuten
Darsteller: Christian Furrer, Jonas Müller-Liljeström, Bernd Michael Straub, Carolin Freund
Der junge Anästhesist Peter (Christian Furrer) wird bei einer OP mit seiner Vergangenheit konfrontiert: Auf dem Operationstisch liegt ein Mann, mit dem Peter noch eine Rechnung offen hat. Hin- und hergerissen zwischen seiner ärztlichen Pflicht und seinen Rachegelüsten, kämpft er mit der Erinnerung.
– 4) Revolve
Regie: Andreas Olenberg, Nils Klatt
Drehbuch: Andreas Olenberg, Nils Klatt, Daniel Littau
Deutschland, 2013
Länge: 17:36 Minuten
Darsteller: Alwin Barg, Martin Geuer, Hans Morgeneyer, Sebastian Sellner
Sechs Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen in einem abgelegenen Gasthaus zusammengekommen sind, eint ein Ziel: Sie wollen die Nacht überleben. Sie spielen mit hohen Einsätzen und kompromisslosen Regeln. Eine Waffe in der Mitte, in jeder zweiten Kammer eine Patrone, 50 Prozent Überlebenschance, für den, der an der Reihe ist. Und nur ein Gewinner. Wozu ist der Mensch bereit, wenn er nichts zu verlieren hat?
– 5) Anti Cupido
Regie: Andreas Pakull
Drehbuch: Andreas Pakull
Deutschland, 2014
Länge: 15:00 Minuten
Darsteller: Thomas Krutmann, Meike Gottschalk, Christof Düro, Laurenz Dietz
Ein Ehepaar wird von einer bizarren Gestalt (Thomas Krutmann) aus dem Schlaf gerissen und mit einer Armbrust bedroht. Doch der Fremde will das Ehepaar nicht berauben, sondern ein Gespräch erzwingen. Schnell stellt sich heraus, dass „Anti Cupido“ mehr über die beiden weiß, als ihnen recht ist.
– 6) Antlitz des Bösen
Regie: Jasmin Lord
Drehbuch: Jasmin Lord, Marco J. Riedl
Deutschland, 2014
Länge: 17:00 Minuten
Darsteller: Tamara Rohloff, Philipp Danne, Francisco Medina
Die erfolgreiche Autorin Nina Sanders (Tamara Rohloff) lädt den jungen Journalisten Daniel (Philipp Danne) zu einem ihrer seltenen Interviewtermine ein. Daniel recherchiert über einen Serienmörder, der in der Stadt sein Unwesen treibt. Auch Nina wurde als junges Mädchen von einem Psychopathen gefangen gehalten und missbraucht, konnte jedoch fliehen. Während des Interviews stellt sich heraus, dass Daniel mehr als nur Hintergrundwissen eines ehemaligen Opfers will.
– 7) Malik
Regie: Gregor Bös
Drehbuch: Gregor Bös, Thomas Bünger, Laurenz Lerch
Deutschland, 2013
Länge: 08:00 Minuten
Darsteller: Hubert Burczek, Laurenz Lerch, Canan Kir
David (Laurenz Lerch) arbeitet als Barkeeper. Beim Flirt mit der hübschen Sophie (Canan Kir) wird er von einem mysteriösen Mann (Hubert Burczek) gestört, der ihm eine perfide Wette vorschlägt: Er verspricht David einen Sportwagen, sollte sein Feuerzeug zehnmal hintereinander funktionieren. Doch bleibt die Flamme nur einmal aus, verliert David etwas viel Wertvolleres.
– 8) Rotkäppchen: Eine Erzählung von Blut und Tod
Regie: Florian von Bornstädt, Martin Czaja
Drehbuch: Florian von Bornstädt
Deutschland, 2013
Länge: 17:19 Minuten
Darsteller: Cornelia Werner, Alexx Grimm, Vivien Ciskowska
Als Markus (Alexx Grimm) vor seinem Wohnhaus ein verdrecktes Mädchen (Vivien Ciskowska) entdeckt und es mit in seine Wohnung nimmt, ahnt seine Frau Annika (Cornelia Werner) schnell, dass mit diesem Kind etwas nicht stimmt. Sie fühlt sich nicht wohl bei dem Gedanken, es über Nacht in der Wohnung zu haben und soll schnell Recht behalten. Das Mädchen kennt intime Geheimnisse des Ehepaars. Bald beginnt ein Psychospiel, das blutig enden soll.
– 9) die Prüfung
Regie: Claudio Franke
Drehbuch: Claudio Franke
Deutschland, 2014
Länge: 06:00 Minuten
Darsteller: Markus Knüfken, Valentin Teufel, Melanie Herbe
„Weil du jetzt zwölf bist. Jeder muss diese Prüfung ablegen.“ Als Léon (Valentin Teufel) zwölf wird, steht die Prüfung an. Der Staat, in dem er lebt, testet jeden Bürger im Alter von zwölf Jahren. Léons Mutter (Melanie Herbe) erklärt ihm, dass es eine Art Intelligenztest sei. Da er immer ein guter Schüler war, macht sich der Junge keine Sorgen. Doch seine Eltern verhalten sich merkwürdig.
– 10) Abbitte eines Mörders
Regie: Julian Cohn
Drehbuch: Julian Cohn
Deutschland, 2013
Länge: 21:30 Minuten
Darsteller: Olaf Krätke, Bernd Gnann, Ludwig Blochberger, David Heim, Marc Adler
Eine Kirche. Ein junger Pater (Ludwig Blochberger) im Beichtstuhl. Ein alter Mann (Olaf Krätke) in der Nachbarkabine. Er will Buße tun – so scheint es zumindest. Doch schon bald wird klar, dass keiner der beiden, der ist, der er vorgibt zu sein.
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Na, das klingt doch ganz spannend und insgesamt fallen die zehn Kurzfilme auch überraschend spannend aus, sind kurzweilig und haben eine gelungene Pointe, auch wenn einige überdeutlich von bekannten Vorbildern inspieriert sind („Malik“ von einer Episode aus „Four Rooms“) oder die Pointe absehbar ist, vor allem bei den Psychodramen „Abbitte eines Mörders“ oder „Anlitz des Bösen“, dem Gewinner des diesjährigen Shocking Shorts Award, der seit fünfzehn Jahren vom TV-Sender 13th Street vergeben wird.
Ansonsten geht es quer durch die Genres und Genrevarianten zwischen Crime und Horror. Mal mehr, mal weniger ernst. So erzählt „Anti Cupido“, grotesk übersteigert und witzig, von einer Paartherapie der anderen Art. Der Horrorfilm „Dunkler Wald“ beeindruckt durch seine expressionistische SW-Noir-Kamera – und ist der stilistische Gewinner. „die Prüfung“ ist eine hundsgemeine Dystopie, die auf einer Kurzgeschichte von Henry Sleaser, einem Meister der kurzen Form, basiert.
Das sind die drei besten Filme, aber auch das stilisierte „Au Pair“, „Revolve“ (letztendlich ein lupenreiner Gangsterkrimi), die als Drogentrip abfallende „Vollnarkose“ und das in Richtung Fantasy gehende „Rotkäppchen: Eine Erzählung von Blut und Tod“ brauchen sich nicht zu verstecken.
Als Bonusmaterial gibt es einen gut neunminütigen „Bericht vom Shocking Shorts Award 2013“, der ungefähr die Tiefe einer Boulevard-Reportage hat. Da wären einige Hintergrundinformationen zu den für wenig Geld herstellten Kurzfilmen und den Machern deutlich spannender gewesen.
3sat, 22.25 Sperling und die letzte Chance (Deutschland 2003, Regie: Thomas Jahn)
Drehbuch: Lars Becker, Thomas Jahn
Heute wird Sperling (Dieter Pfaff) von seiner Vergangenheit eingeholt und wir erfahren, weshalb er eine Abneigung gegen Waffen hat.
Denn ein alter Freund will das Geld für eine lebensrettende Operation beschaffen, indem er einen seiner Geldtransporter ausraubt.
Ein weiterer grandioser „Sperling“-Krimi, der anscheinend seit seiner Erstausstrahlung nicht wiederholt wurde und heute zum Auftakt des 3sat-Krimisommers gezeigt wird.
„Ein sehr persönlicher Fall des sympathischen Fernseh-Kommissars, der allein seinem Gewissen verantwortlich ist.“ (Lexikon des internationalen Films)
Mit Dieter Pfaff, Philipp Moog, Hans-Joachim Gruber, Anna Böttcher, Carin C. Tietze, Walter Kreye, Anneke Kim Sarnau Hinweise Fernsehserien über „Sperling“ Wikipedia über „Sperling“
Zwei Polizisten verhören einen dicken Mann. Ein Monstrum, das eine so unvorstellbare Tat begangen hat, dass die Beamten bis zum Äußersten gefordert sind und das Verhör mehrmals unterbrechen müssen. Dabei wissen wir in Manu Larcenets Comic „Blast“, dessen dritter Band „Augen zu und durch“ (von vier) kürzlich erschien, lange nicht, was Polza Mancini, 38 Jahre, ohne festen Wohnsitz, Alkoholiker, mehrfache Aufenthalte in der Psychiatrie, vorgeworfen wird. Denn er besteht darauf, dass er die Geschichte in seinem eigenen Tempo erzählt. Er erzählt von seiner Jugend, seiner Karriere als geachteter Gastrokritiker, wie er dann plötzlich sein Leben aufgab, in den Wald zog, eine neue Freiheit spürte und mit anderen gesellschaftlichen Außenseitern zusammenlebte. Er erzählt auch, wie er Carole Oudinot, die er später versuchte zu töten (sie liegt in einem künstlichem Koma), kennen lernte. Und er erzählt von seiner Drogensucht. Seinen geistigen Aussetzern, die er „Blast“ nennt und die von Manu Larcenet wie ein überirdischer Drogenrausch, bei dem alle Synapsen im Gehirn explodieren, in farbigen Panels gezeichnet wurde.
Allerdings nimmt Mancini es – wie die Polizisten öfter sagen – mit der Wahrheit nicht so genau. Daher könnte seine gesamte Geschichte auch das Hirngespinst eines Wahnsinnigen sein.
Manu Larcenet erzählt die Geschichte vor allem über die atmosphärischen SW-Panels, in denen die Menschen immer wieder grotesk überzeichnet sind und so einen Blick in Mancinis derangierte Psyche liefern. Das fasziniert von der ersten Seite an und weil „Blast“, trotz der Aufteilung in vier Bände (der vierte Band soll nächstes Jahr erscheinen), eine zusammenhängende, düstere Geschichte, nämlich die Biographie Mancinis in seiner Interpretation mit Korrekturen der Beamten, erzählt, sollte man sie unbedingt chronologisch lesen.
– Manu Larcenet: Blast: Augen zu und durch (Band 3) (übersetzt von Ulrich Pröfrock) Reprodukt, 2014 208 Seiten
29 Euro
– Orignalausgabe
Blast 3 – La Tête la première
Dargaud, 2012
– Das Geständnis des Herrn Mancini
Blast: Masse (Band 1) (Blast 1 – Grasse Carcasse, 2009)
Blast: Die Apokalypse des Heiligen Jacky (Band 2) (Blast 2 – L’Apocalypse selon Saint Jacky, 2011)
Blast: Augen zu und durch (Band 3) (Blast 3 – La Tête la premieère, 2012)
Blast 4 – Pourvu que les bouddhistes se trompent, 2014
– Hinweise Homepage über Manu Larcenet Reprodukt über Manu Larcenet
Wikipedia über Manu Larcenet (deutsch, französisch) und „Blast“
Am Ende einer Flucht – The Statement (Kanada(Frankreich/Großbritannien 2003, Regie: Norman Jewison)
Drehbuch: Ronald Harwood
LV: Brian Moore: The Statement, 1995 (Hetzjagd)
Frankreich, 1991: Staatsanwältin Livi will den Vichy-Kollaborateur Pierre Brossard fangen. Doch dieser wird seit Jahrzehnten von einem reaktionären katholischen Orden beschützt.
Im Kino kaum gezeigter Politthriller, der im Fernsehen etwas öfter gezeigt wird. Die meisten Kritiker lobten die Leistung von Michael Caine und ließen an der vorhersehbaren Geschichte kein gutes Haar.
Mit Michael Caine, Tilda Swinton, Jeremy Northam, Alan Bates, Charlotte Rampling, John Neville
R. i. P. James Garner (7. April 1928, Norman, Oklahoma – 19. Juli 2014, Los Angeles, Kalifornien)
Wie Variety meldet, starb James Garner gestern.
Am bekanntesten ist Garner als Privatdetektiv Jim Rockford, eine enorm populäre und stilbildende 70er-Jahre-Krimiserie des produktiven Stephen J. Cannell. In den Neunzigern gab es auch acht spielfilmlange Episoden, die allerdings – jedenfalls bei uns – nicht so populär wie die TV-Serie „Detektiv Rockford – Anruf genügt“ (The Rockford Files), die von 1974 bis 1980 lief, sind.
Bekannt wurde Garner als Bret Maverick in der gleichnamigen Western-TV-Serie (1957 – 1962). Danach trat er in einigen auch heute noch bekannten Spielfilmen wie „Gesprengte Ketten“, „Getrennte Betten“, „Duell in Diablo“, „Grand Prix“, „Die fünf Geächteten“, die Raymond-Chandler-Verfilmung „Die Dritte im Hinterhalt“ (sozusagen sein Rockford-Bewerbungsfilm) und natürlich den immer wieder gern gesehenen Western-Komödien „Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe“ und „Latigo“ auf.
Seine letzten großen Kinoauftritte waren 1998 in Robert Bentons traditionsbewusstem Neo-Noir „Im Zwielicht“ und 2000 in Clint Eastwoods Weltraumabenteuer „Space Cowboys“.
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Tele 5, 00.20/04.05 Sie küßten und sie schlugen ihn (Frankreich 1959, Regie: Francois Truffaut)
Drehbuch: Francois Truffaut, Marcel Moussy
1959 erhielt der siebenundzwanzigjährige Francois Truffaut für seinen ersten Spielfilm, „Sie küssten und sie schlugen ihn“ (Les quatre cents coups), den Großen Preis von Cannes für die Regie. In dem Film begann er den von ihm formulierten Anspruch für einen neuen Spielfilm in die Tat umzusetzen. Denn die Geschichte von Antoine Doinel (verkörpert von dem Dreizehnjährigen Jean-Pierre Léaud) weist etliche Gemeinsamkeiten mit seiner Biographie auf. In dem Film erzählt Truffaut von Antoine, der in einer dysfunktionalen Familie aufwächst. Seine Mutter geht fremd. Sein Stiefvater flüchtet sich in sein Hobby und Antoine Doinel, der nach einem Vorbild sucht, flüchtet in die Welt des Kinos und der Bücher. Er beginnt zu stehlen, wird erwischt und landet in einem Erziehungsheim, aus dem er wieder flüchtet. Ein Klassiker der Nouvelle Vague – und der erste Antoine-Doinel-Film (die ich hier ausführlich besprochen habe).
mit Jean-Pierre Léaud, Albert Rémy, Claire Maurier, Patrick Auffay
Pro7, 22.40 Long Weekend( Australien 2008, Regie: Jamie Blanks)
Drehbuch: Everett De Roche
Die zerstrittenen Eheleute Peter und Carla wollen ein Campingwochenende an einem einsamen Strand verbringen. Aber schon bald häufen sich die seltsamen Ereignisse. Es ist, als ob die Natur sich gegen die Besucher wehrt. Hübscher kleiner Öko-Thriller, der ein Remake des gleichnamigen Films von 1978 ist, den wahrscheinlich niemand kennt. Denn im TV läuft der nie.
mit Jim Caviezel, Claudia Karvan
Wiederholung: Sonntag, 20. Juli, 01.55 Uhr (Taggenau!)
Diese Tat erinnert „Punisher“ Frank Castle an seine Vergangenheit: im Central Park geraten Elitesoldat Jake Niman, seine Frau und seine Tochter in einen Schusswechsel zwischen Mafiosi. Nimans Familie stirbt. Er selbst überlebt schwer verletzt mit mehreren Schusswunden und Verbrennungen dritten Grades. Noch während er im Koma liegt, beginnt Castle, dessen Familie vor Jahren bei einem ähnlichem Anschlag starb, die Täter zu suchen.
Als Niman überraschend schnell von den Verletzungen genest, macht er sich mit Castle auf die Jagd. Dabei bemerkt Castle, dass das Militär an Niman genetische Experimente durchführte, die ihn unbesiegbar machen. Denn Nimans Verletzungen heilen atemberaubend schnell und mit jeder Verletzung wird er stärker. Niman wird zu Nightmare und der Punisher, der sich normalerweise mit höchst irdischen Gegner (vulgo verbrecherischem Abschaum) herumschlagen muss, hat es dieses Mal mit einem Gegner zu tun, der eher in den „Batman“- und Superhelden-Kosmos passt.
Scott M. Gimple, der auch Bücher für die TV-Serien „Life“, „Flash Forward“ und „The Walking Dead“ und den Film „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ (okay, bei dem Nicolas-Cage-Desaster hatten noch einige andere Autoren ihre Finger im Spiel) schrieb, schrieb die fünfteilige Miniserie „Nightmare“, die in dem gleichnamigem Sammelband komplett vorliegt, über zwei Geistesverwandte, die sich schnell bekämpfen und dabei ein mörderisches Spektakel abbrennen, bei dem es auch einige, eher homöopathische Dosen Kritik am Militär, dem Militärisch-Industriellem-Komplex und den US-Kriegen der letzten Jahrzehnte gibt. Castle ist Vietnam-Veteran, Niman Afghanistan-Veteran – und beide wurden in dieser Zeit unbesiegbar.
Aber Castle, der bekanntlich einer sehr alttestamentarischen Moral folgt, hat immer noch ein Gewissen.
– Scott M. Gimple (Autor)/Mark Texeira (Zeichner): 100 % Marvel 72 – Punisher: Nightmare (übersetzt von Robert Syska) Panini, 2014 124 Seiten
16.99 Euro
– Originalausgabe
Punisher: Nightmare # 1 – 5
Marvel, März 2013
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RTL II, 20.15 Iron Sky (Finnland/Deutschland/Australien 2012, Regie: Timo Vuorensola)
Drehbuch: Michael Kalesniko, Johanna Sinisalo (nach einem Konzept von Jarmo Puskala)
Irre! Die Nazis landeten 1945 auf dem Mond und bereiten 2018, nachdem sie von einem afroamerikanischem Astronauten (den sie gleich bleichen) entdeckt werden, ihre Rückkehr auf die Erde vor. Jetzt soll gelingen, was 1945 scheiterte.
Herrlich abgedrehter, liebevoll gemachter Science-Fiction-Spaß mit Trash-Faktor und einigen Polit-Satiren, die wahrscheinlich schon heute erklärungsbedürftig sind. Mehr, auch über die Finanzierung, in meiner ausführlichen Besprechung.
mit Julia Dietze, Götz Otto, Udo Kier, Christopher Kirby, Tilo Prückner, Peta Sergeant, Stephanie Paul Wiederholung: Sonntag, 20. Juli, 00.55 Uhr (Taggenau!)
Nachdem Anne wegen Eigenbedarf (die Tochter der Vermieterin studiert) aus ihrer Wohnung fliegt, hat sie eine Idee: Zurück in die Vergangenheit! Sie will wieder mit ihren alten WG-Genossen aus Studientagen zusammenziehen. Macho Eddi und Softie Johannes sind nach kurzem Zögern dabei und als sie in ihre alte WG einziehen, erleben die drei Sixty-Somethings ihr blaues Wunder. Die drei über ihnen wohnenden Studierenden sind wahre Spießer, die nur an ihren Studienabschluss, Ehe und Karriere denken. Sie sind jetzt schon angepasster als Anne, Eddie und Johannes es jemals sein werden.
In seinem neuen Film „Wir sind die Neuen“ zelebriert Ralf Westhoff (Shoppen, Der letzte schöne Herbsttag) das Aufeinandertreffen der Generationen mit Gisela Schneeberger, Heiner Lauterbach und Michael Wittenborn als den junggebliebenen Alten und Claudia Eisinger, Karoline Schuch und Patrick Güldenberg als den erschreckend alten Jungen, die sich zunächst mit herrlich gemeinen Sätzen bekämpfen, ehe die Fassade der Jungen bröckelt. Wobei auch bei den Alten in ihrer Zweckgemeinschaft nicht alles in Ordnung ist. Aber sie nehmen ihr Schicksal in die Hand, feiern, haben Lust auf Neues und sie haben auch die besseren Pointen gegenüber den blassen Jungen, die schon bei den kleinsten Problemen überfordert sind.
Dass die Komödie dabei die Ästhetik eines TV-Films hat, kann man da verzeihen.
Wir sind die Neuen (Deutschland 2014)
Regie: Ralf Westhoff
Drehbuch: Ralf Westhoff
mit Gisela Schneeberger, Heiner Lauterbach, Michael Wittenborn, Claudia Eisinger, Karoline Schuch, Patrick Güldenberg, Julia Koschitz, Gustav Peter Wöhler
Länge: 92 Minuten
FSK: ab 0 Jahre
– Hinweise Homepage zum Film Film-Zeit über „Wir sind die Neuen“ Moviepilot über „Wir sind die Neuen“
Nach drei „Transformers“-Filmen von Michael Bay sind die Eckpunkte gesetzt und es wäre schon arg scheinheilig über diese Eckpunkte zu meckern, als ob sie einen überraschen würden. Denn selbstverständlich ist auch Michael Bays vierter „Transformers“-Film ein überlanges, überlautes und alogisches Effektspektakel, bei dem Roboter wegen irgendeines wichtigen Dingsbumms munter aufeinander einschlagen, dabei mindestens eine Metropole verwüsten und einige bekannte Schauspieler durch das Bild laufen. Ihre Dialoge beschränken sich auf Varianten von „Oh, nein. Nein, oh, nein.“. Auch die Dialoge der Roboter erreichen gerade mal so das Niveau einer schlechten Kinderserie. Die Handlung macht ungefähr null Sinn. Dafür sind die Tricks gut und in die Transformers steckten die Programmierer deutlich mehr Liebe als die Macher in das Drehbuch. Das ist bekannt und trifft auch auf den vierten „Transformers“-Film „Transformers: Ära des Untergangs“ zu,
Dieses Mal empfiehlt Michael Bay, den Film in 3D in einem IMAX zu genießen. Da würde er sein volles Potential entfalten – und auch den höchsten Eintritt kosten.
Diese zusätzliche Ausgabe – falls überhaupt ein IMAX in Ihrer Nähe ist – lohnt sich allerdings absolut nicht. Denn in 3D im IMAX sah der ungefähr 210 Millionen Dollar teure Film erschreckend schlecht aus und hörte sich furchtbar an.
Die wichtigste Meldung bei „Transformers: Ära des Untergangs“ ist, dass Bay seinen kompletten menschlichen Cast auswechselte. Jetzt sind Mark Wahlberg (blass), Stanley Tucci (unterfordert), Kelsey Grammer, Titus Welliver (beide ebenfalls verschwendet), Nicola Peitz (nicht wirksames Eye-Candy), Bingbing Li, Sophia Myles und Jack Reynor dabei. Auch storytechnisch wurde ein Neustart versprochen. Der beschränkt sich darauf, dass Mark Wahlberg einen armen, aber ehrlichen, in Texas auf dem Land lebenden Bastler spielt, der zufällig den guten Autobots-Anführer Optimus Prime in der Inkarnation eines alten Lasters findet. In einem alten Kino; – vielleicht wollte Optimus sich ein, zwei Filmklassiker ansehen. Der Bastler hat auch eine schöne Tochter, die er wie seinen Augapfel hütet. Sie hat einen Freund, den der Witwer natürlich ablehnt. Aber ehe zu lang Familienprobleme gewälzt werden (und sie werden viel zu lang gewälzt), taucht der Geheimdienst auf und die Endlosklopperei beginnt. Zuerst zwischen Mensch und Maschine im schönen Texas, wo immer die Sonne fotogen untergeht. Dann in Chicago (wieder einmal) kloppen die Maschinen, also die guten Autobots und die bösen Deceptions, auch, wieder einmal, aufeinander ein und im laaaangen Finale in Hongkong und Peking (Bitte kommt mir jetzt nicht mit Geographie!) verkloppen sich die guten und bösen Transformers. Es tauchen auch Dinobots (also Transformers, die wie Dinosaurier aussehen) auf. Optimus Prime darf auf so einem Dinobots reiten und wir dürfen auch einen Blick in das Raumschiff der Transformers werfen. Es sieht wie ein verlassenes „Alien“-Set aus.
Dazwischen läuft Stanley Tucci als Unternehmer, der Transformers herstellen will, durchs Bild. Irgendwie gehört er zuerst zu den Bösen, aber nach einem Gespräch mit Daddy Wahlberg besinnt er sich seiner Erfindergene und er wird zu einem der Guten.
Wie schon in den vorherigen „Transformers“-Filmen ist die Story unlogischer Mumpitz, der kaum seine Funktion als Entschuldigung für die Action erfüllt. Aber bei „Transformers: Ära des Untergangs“ fehlt der Humor der vorherigen Filme.
Auch die deutlich erkennbaren politischen Anspielungen und der durchaus vorhandene politische Subtext, der in den vorherigen Filmen vorhanden war und sich von Film zu Film änderte, fehlt hier vollständig. Was nicht unbedingt ein Vorteil ist. Es gibt nur noch einen Geheimdienstler, der unterschiedslos alle Transformers umbringen will, weil sie böse sind – und ihre Meinungsverschiedenheiten bevorzugt in belebten Großstädten austragen. Und Transformers, die sich gegenseitig eins auf die Hauptplatine geben.
Die Drehorte, vor allem Hongkong und China, bleiben austauschbar. Während man in den vorherigen „Transformers“-Filmen noch die Landschaft, wie die Pyramiden in Ägypten, bewundern konnte, ist dieses Mal der Dreh vor Ort komplett verschenkt. Außer einigen austauschbaren Postkartenansichten wird Hongkong auf einen Hinterhof (der immerhin sehr unamerikanisch aussieht) und Kämpfe in austauschbaren Straßenschluchten reduziert. Nur das Product Placement ist überbordend und die Actionszenen sind gewohnt konfus inszeniert.
Die Special-Effects sind allerdings erstaunlich schlecht. Da war Michael Bay in den vorherigen Filmen schon weiter.
Die Bilder – was auch teilweise an dem IMAX-Format liegt, das dem TV-Bild gleicht – sind schlecht. Der Bildaufbau lässt jede Finesse vermissen. Michael Bays Marotte, fast jedes Bild mit Lens Flares zu verschönern, weil J. J. Abrams das in „Star Trek“ und „Super 8“ ja auch gemacht hat, nervt. Und oft gibt es im Bildhintergrund Unschärfen und irritierende Doppelbelichtungen, die aussehen, als ob man sich einen 3D-Film ohne 3D-Brille ansieht.
Der Ton ist vor allem laut. Sehr laut. Was natürlich auch daran liegt, dass die meiste Zeit gute gegen böse Transformers kämpfen, Soldaten rumballern, vieles in die Luft geht und Gebäude einstürzen. Da darf es schon etwas rummsen und scheppern. Aber hier rummst und scheppert es wie in einem schlecht abgemischtem Heavy-Metal-Konzert. Es sind keine Differenzen zu hören. Vom der Leinwand kommt eine einzige Soundwand, während die anderen Boxen meistens pausieren.
„Transformers: Ära des Untergangs“ ist ein 166 Minuten langer Film, der sich viel länger anfühlte und schlechter als die vorherigen „Transformers“-Filme ist, die auch nicht gut waren. Immerhin weiß man nach diesem humorlosen Desaster, wie gut die Schauspieler der ersten drei „Transformers“-Filme waren und wie viel Shia LaBeouf im Gegensatz zu Mark Wahlberg aus der vollkommen undankbaren Heldenrolle heraus holte.
ARD, 22.45 Wer wenn nicht wir (Deutschland 2011, Regie: Andres Veiel)
Drehbuch: Andres Veiel
LV: Gerd Koenen: Vesper, Ensslin, Baader – Urszenen des deutschen Terrorismus, 2003
Drama über die Beziehung zwischen Schriftsteller Bernward Vesper und Gudrun Ensslin, die ihn später wegen Andreas Baader verließ und RAF-Terroristin wurde.
Ein sehenswerter, facettenreicher Blick auf die bundesdeutsche Vergangenheit der sechziger und siebziger Jahre und die Anfänge des Linksterrorismus von Andreas Veiel (Black Box BRD).
mit August Diehl, Lena Lauzemis, Alexander Fehling, Thomas Thieme, Imoge Kogge, Michael Wittenborn, Susanne Lothar Wiederholungen
Eins Festival, Freitag, 18. Juli, 20.15 Uhr
Eins Festival, Samstag, 19. Juli, 01.25 Uhr (Taggenau!) Hinweise
Auf den Bahamas wird in einem Hotelzimmer ein radikaler US-Kritiker, sein Leibwächter und ein Journalist, der ihn gerade interviewen wollte, erschossen.
Wenige Tage später bittet die New Yorker Bezirksstaatsanwältin Nance Laurel Lincoln Rhyme um Hilfe. Der fast vollständig gelähmte Ermittler, der die Polizei immer wieder in schwierigen Fällen berät und dabei vor allem an Spuren, an kleinste forensische Beweise, glaubt, soll ihr helfen, das Attentat aufzuklären. Sie will vor allem Shreve Metzger anklagen. Dieser ist Chef der New Yorker Niederlassung der NIOS (National Intelligence and Operations Service), einer Mischung aus CIA und NSA. Er gab den Tötungsbefehl auf den US-Bürger Roberto Moreno, der als radikaler politischer Aktivist gegen die Ausbeutung der Dritten Welt durch die USA kämpfte. Für diesen Tötungsbefehl, so Laurel, überschritt Metzer seine Kompetenzen, manipulierte Beweise, machte aus einem friedlichem Aktivisten einen gemeingefährlichen Terroristen und plante die Tat in New York. Er kann deshalb in New York wegen der Verabredung zur Verübung einer Straftat angeklagt werden. Rhyme soll die nötigen Beweise besorgen, die die Anklage wasserdicht machen.
Wenige Seiten später verrät Jeffery Deaver uns in seinem neuem Roman „Todeszimmer“ auch den Namen des Killers. Es ist Jacob Swann, der jetzt beginnt, alle Zeugen und potentiellen Zeugen des Anschlages bestialisch zu ermorden. In diesem Moment – wir sind noch im ersten Zehntel des Romans – ist die weitere Geschichte von „Todeszimmer“ erschreckend eindeutig vorgezeichnet. Denn natürlich wird Metzger Rhyme und seine Partnerin Amelia Sachs ausspionieren und all die freiheitsgefährdenden Kompetenzen nutzen, die die Geheimdienste seit 9/11 haben und die seit den Snowden-Enthüllungen allgemein bekannt sind. Und der sadistische Killer Swann wird versuchen Sachs und Rhyme zu töten. Es wird auf eine große Konfrontation zwischen ihnen hinauslaufen und der Geheimdienst wird dabei viele Informationen nicht oder vollkommen falsch lesen. Auch das ist spätestens seit den mit Drohnen ausgeführten Anschlägen auf Terroristen, vermeintliche Terroristen und Pechvögel bekannt.
Für einen handelsüblichen Polit-Thriller ist dieser Kampf zwischen einem allmächtigen, skrupellosem Geheimdienst und einem Einzelnen, der gegen die übermächtige Regierung kämpt, ein guter Fahrplan.
Aber für einen Jeffery-Deaver-Roman? Immerhin ist er für seine Storytwists, vor allem am Romanende, bekannt und berüchtigt. Und seine Lincoln-Rhyme-Romane sind vor allem hochspannende Rätselkrimis. Whodunits, bei denen die Suche nach dem Mörder im Mittelpunkt steht und der Mörder sich anhand von Spuren, die er am Tatort hinterlässt, verrät.
Nun, diese Überraschungen gibt es auch und sie machen „Todeszimmer“, den zehnten Lincoln-Rhyme-Roman, zu einem echten Deaver; – und mehr zu verraten, würde doch etliche Überraschungen unnötig spoilern.
Trotzdem würde sich eine ausführliche Diskussion über das Ende und die damit mehr oder weniger verbundenen Botschaften lohnen…
– Jeffery Deaver: Todeszimmer (übersetzt von Thomas Haufschild) Blanvalet, 2014 608 Seiten
19,99 Euro
– Originalausgabe
The Kill Room
Grand Central Publishing, 2013
Sommer vorm Balkon (Deutschland 2005, Regie: Andreas Dresen)
Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase
Ein Fest für Berliner und Berlin-Freunde: Andreas Dresen verfolgt in seinem wahrscheinlich leichtesten Film die beiden Mittdreißigerinnen Nike und Katrin. Beide sind aus dem Leben gegriffene Charaktere, die ihre alltäglichen Probleme auch mit viel Humor kaum bewältigen können. Dank des liebevoll-melancholisch-humorvollen Tonfalls schwebt ein sehr angenehmer Hauch von Nouvelle Vague durch den skizzenhaften Film. Da fällt die dünne Story kaum auf.
Mit Nadja Uhl, Inka Friedrich, Andreas Schmidt, Stefanie Schönfeld
Als ein führerloses Schiff die Dänemark und Schweden verbindende Öresundbrücke rammt und in ihm fünf bewußtlose junge Menschen aus den beiden Ländern entdeckt werden, haben Saga Norén (Sofia Helin) und Martin Rohde (Kim Bodna) wieder einen Grund, um zusammen zu arbeiten. Für Rohde ist es auch der Versuch, mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. Denn am Ende der ersten Staffel von „Die Brücke – Transit in den Tod“ war sein Sohn August tot und der Mörder, ein ehemaliger Kollege, kam ins Gefängnis. Dabei hätte Rohde ihn am liebsten getötet. Norén verhinderte das.
Auch die zweite Staffel von „Die Brücke – Transit in den Tod“ besteht wieder aus fünf spielfilmlangen Episoden. In insgesamt gut zehn Stunden erzählt Hans Rosenfeldt, der Erfinder und Hauptautor der Serie, wieder einen Fall, der schnell ziemlich unüberschaubare Dimensionen annimmt. Das entwickelt, wie bei „Kommissarin Lund“, einen enormen Sog. Auch weil der Fall schnell größer wird: die im Schiff betäubten dänischen und schwedischen Jugendlichen waren mit der Pest infiziert, im Internet bekennt sich eine Öko-Terrorgruppe dazu und kündigt weitere Anschläge an, Lebensmittel werden vergiftet, ein Tanklaster wird in Malmö im Hafen in die Luft gejagt und weitere, größere Anschläge sind geplant.
Dieser Krimiplot wird mit Episoden aus dem Privatleben der Ermittler und weiterer Personen, die in den Fall involviert sind, großzügig angereichert. Denn neben den Terroristen, die von einem Hintermann gesteuert werden, und den Polizisten werden etliche Charaktere eingeführt, deren Bedeutung für die Geschichte teilweise über mehrere Folgen vollkommen unklar bleibt. Das gilt vor allem für eine Verlegerin, eine todkranke Firmenbesitzerin, ihren Bruder, eine Veranstaltungsmanagerin, ihren fremd gehenden Ehemann, einen Gigolo und einen jungen Schüler, der mit dem Tod seines Bruders aus der Geschichte verschwindet. Einerseits wissen wir, dass sie für die Geschichte irgendwann wichtig werden, aber Eheprobleme und die Arbeit an einer Biographie sind nicht sonderlich spannend, auch wenn natürlich – wie in einem Dorf – alle Charaktere irgendwie etwas miteinander zu tun haben.
Dahinter verschwindet der Fall immer wieder. Teilweise vollkommen. Vor allem nachdem am Ende der zweiten Folge die Terroristen – jedenfalls die erste Gruppe – von einem Unbekannten ermordet wurde, gibt es in der dritten und vierten Folge viele verschiedene Taten, die teilweise schnell aufgeklärt werden und so den Eindruck hinterlassen, dass alles furchtbar kompliziert ist, es eine große Verschwörung gibt und die verschiedenen Taten und Zusammenhänge unmöglich noch sinnvoll logisch rekonstruiert werden können. Es sind einfach zu viele Verbrechen und zu viele Täter, die teilweise nach einem kurzen Auftritt von der Bildfläche verschwinden, was aber die Spannung auf einem konstanten Level hält, auch wenn die Ermittler in ihrem Hauptfall nicht voran kommen und die letzte Stunde von „Die Brücke“ dann – immerhin geht es um das Verhindern eines Terror-Attentates und damit um ein „24“-Szenario – doch eher vor sich hin plätschert. Da spielt die Thriller-Serie „24“ dann doch in einer anderen Liga, aber „Die Brücke“ schlägt sich als Krimi-Serie wacker.
Im Zentrum stehen dabei die schon aus der ersten „Die Brücke“-Staffel bekannten Ermittler Sofia Norén und Martin Rohde. Er ist ein stinknormaler Kriminalpolizist aus Dänemark, der derzeit, weil er noch mit den psychischen Nachwirkungen des vorherigen „Die Brücke“-Falls zu kämpfen hat, getrennt von seiner Frau lebt, sie aber regelmäßig besucht und ein gutes Verhältnis zu ihr und ihren zahlreichen gemeinsamen Kindern hat. Und er hat, wie es sich für skandinavische Ermittler gehört, ein mehr als erfülltes Sexualleben und einen anscheinend unwiderstehlichen Sex-Appeal auf das andere Geschlecht.
Die Schwedin Norén ist dank ihres ihr Asperger-Syndroms eine begnadete Ermittlerin (sie kann sich wirklich alles merken), aber auch vollkommen beziehungsgestört. Dennoch lebt sie jetzt mit einem Comic-Zeichner zusammen. Aber ihr sprunghaftes und vollkommen undiplomatisches Verhalten deutet schon schnell das Ende der Beziehung an. So findet sie es okay, dass er bei ihr lebt, aber er soll seine Kartons nicht auspacken und auch nichts in der Wohnung verändern. Auch in der Arbeit agiert sie oft wie ein Terminator, der stur sein Ziel verfolgt und überhaupt nicht versteht, dass Menschen Gefühle haben. Das sorgt immer wieder für absurde Situationen. Aber mir erschien diese Situationskomik hier oft etwas zu dick aufgetragen. Denn Norén benimmt sich wie ein kleines Kind oder ein gerade aus einer fremden Galaxie gekommener Alien.
Das klingt jetzt alles furchtbar negativ, dabei ist „Die Brücke“ insgesamt nicht schlecht. Immerhin gelingt es den Machern, die Spannung und das Interesse über gut zehn Stunden aufrecht zu erhalten.
Der Drehstart der dritten Staffel ist im September und die meisten Stammschauspieler sind wieder dabei.
Die Brücke – Transit in den Tod – Staffel 2 (Bron; Broen, Schweden/Dänemark/Deutschland 2013)
Regie: Kathrine Windfeld, Morten Arnfred, Mikael Hansson
Drehbuch: Hans Rosenfeldt, Nikolaj Scherfig, Maren Loiuse Kaehne, Camilla Ahlgren
Erfinder: Mans Marlind, Hans Rosenfeldt, Björn Stein
mit Sofia Helin, Kim Bodnia, Dag Malmberg, Sarah Boberg, Rafael, Pettersson, Henrik Lundström, Vickie Bak Laursen, Lars Simonsen, Camilla Bendix
– DVD
Edel
Bild: 16:9
Ton: Deutsch, Dänisch/Schwedisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Bonusmaterial: Interviews mit den Darstellern (circa 30 Minuten)
Länge: 578 Minuten (5 DVDs)
FSK: ab 12 Jahre
–
Hinweise