Botschafter der Angst (USA 1962, Regie: John Frankenheimer)
Drehbuch: George Axelrod
LV: Richard Condon: The Manchurian Candidate, 1959 (Botschafter der Angst, Der Manchurian Kandidat)
Sergeant Raymond Shaw erhielt von den Sowjets im Korea-Krieg eine Gehirnwäsche. Jetzt ist er eine gefühllose Killermaschine, die einen Präsidentenkandidaten umbringen soll. Major Bennett Marco versucht den Anschlag zu verhindern.
2004 kam Jonathan Demmes durchaus gelungenes Remake “Der Manchurian Kandidat” (seltsamerweise fand ich im Kino die Prämisse – trotz der besseren technischen Möglichkeiten – unglaubwürdiger als in den alten Agentenfilmen. Liegt vielleicht auch daran, dass die Industrie die Politik nicht mit einer komplizierten Gedankenwäsche überzeugen muss. Etwas Kleingeld tut’s auch.) in die Kinos.
Der Filmdienst hielt beim Filmstart in Deutschland nichts von dem Werk: „Der Film ist so durch und durch amerikanisch im schlechten Sinne, dass einem förmlich übel werden kann. (…) das alles wird zu einer mysteriösen Kolportagegeschichte vermengt, die Glaubwürdigkeit und Sachlichkeit zugunsten faustdicker Polemik über Bord wirft. Dabei bedient man sich einer Typologie, die bestenfalls für Groschenheft-Niveau reicht.“
Ganz anders liest es sich in Gerald Pratleys schönem Buch „The Films of John Frankenheimer“: „The impact of this film war enormous…It established him as the most important film-maker at work in America or elsewhere. …’The Manchurian Candidate’, based on Condon’s book which Axelrod follows faithfully in his screenplay, provoked its expected share of criticism and cries for censorship. Fortunately, the film was too great an achievement, both commercially and artistically, to go down before it.”
Mit Frank Sinatra, Laurence Harvey, Janet Leigh, Angela Lansbury, Henry Silva
Auf einem Campingplatz am Krossinsee am südöstlichen Ortsrand von Berlin wird ein Mann tot aufgefunden. Während Kommissar Martin Nettelbeck noch rätselt, ob es ein Mord oder, immerhin wurde der Revolver neben dem Toten gefunden, ein Suizid war, wissen wir, dass René Walcha ermordet wurde. Er war mit seinen drei Freunden unterwegs, die ebenfalls hochrangige Polizisten sind. Vor zwanzig Jahren studierten sie gemeinsam an der Polizeiakademie. Jetzt arbeiten sie über ganz Deutschland verstreut und treffen sich immer noch zweimal im Jahr. Dieses Mal war ihr halbjährliches Treffen eine mehrtägige Radtour.
Aufgrund ihrer Position sollen die Ermittlungen schnell abgeschlossen werden und sie müssen fehlerfrei durchgeführt werden. Immerhin will das LKA sich nicht vor den Kollegen blamieren. Da hilft es nicht, dass Nettelbeck schnell einige Geheimnisse und Widersprüche aufdeckt, die ihn weiter im Leben der Kollegen herumschnüffeln lassen.
Nachdem der dritte Nettelbeck-Krimi „Frettchenland“ von Rainer Wittkamp ein waschechter Polit-Thriller mit mehr als einem Touch Ross Thomas war, ist der vierte Nettelbeck-Krimi „Stumme Hechte“ ein eher konventioneller Ermittlerkrimi, der durch das Opfer und seine Verstrickungen (es geht auch um Wirtschaftskriminalität, Korruptionsvorwürfe und Seitensprünge) an Spannung gewinnt. Allerdings sind Nettelbecks Ermittlungen, weil unklar ist, ob es sich um einen Mord oder einen Suizid handelt, lange ein Stochern im Nebel. Dazu kommt, fast schon nach Lehrbuch, etwas Privatleben und ein zweiter Fall, in dem Nettelbecks Tochter Efua Marie von der gerade aus der Haft entlassenen Nadine Lemmnitz entführt wird. Sie will sich an ihm rächen.
Weil Wittkamp die Geschichte wieder einmal auf etwas über zweihundert Seiten erzählt, kommt keine Langeweile auf und für die Berliner gibt es genug Lokalkolorit, um die Handlungsorte zu erkennen, ohne dass der Roman zu einem Reiseführer mit Krimibeilage wird.
Spring Breakers (Spring Breakers, USA/Frankreich 2012)
Regie: Harmony Korine
Drehbuch: Harmony Korine
Vier Mädels wollen in Florida den Spring Break, dieses infantile Megabesäufnis, erleben.
Viel Story hat Harmony Korines assoziativ aufgebauter, sich in endlosen Schleifen wiederholender Skandalfilm „Spring Breakers“ nicht. Aber weil einige Disney-Channel-Kinderstars gegen ihr Image anspielten und er auch sonst erfolgreich auf Provokation setzte, ist „Spring Breakers“ sein kommerziell erfolgreichster Film.
Das große Fressen (Frankreich/Italien 1973, Regie: Marco Ferreri)
Drehbuch: Marco Ferreri, Rafael Azcona, Francis Blanche (Dialoge)
Vier in der Midlife-Crisis steckende, zum Bürgertum gehörende Männer treffen sich in einer Villa. Sie wollen dort ihren Trieben, nämlich Sex und Essen, bis zum Tod nachgehen.
3sat schrieb im Begleittext zu einer Ausstrahlung des Films „eine groteske schwarze Komödie“. Im „Großen Filmlexikon“ von TV Spielfilm steht „zügellose schwarze Satire“. Nur das „Lexikon des internationalen Films“ ist nicht amüsiert: „Die Allegorie auf eine nur am Konsum orientierten Gesellschaft geht in der vordergründigen Inszenierung unter.“
Einer der Skandalfilme der siebziger Jahre und deshalb der naturgegebene Beginn der Arte-Reihe „Summer of Scandals“.
Mit Philippe Noiret, Marcello Mastroianni, Ugo Tognazzi, Michel Piccoli, Andrea Ferréol
Hausfrau Thelma und ihre Freundin, die Kellnerin Louise, brechen zu einem Wochenende ohne Männer auf. In einer Bar wird ein Mann zudringlich. In Notwehr erschießt Louise ihn. Weil ihnen das aber niemand glaubt, fliehen Thelma und Louise nach Mexiko. Verfolgt von der Polizei.
Ein feministisches Roadmovie, ein Kassen- und Kritikererfolg und inzwischen ein Klassiker.
Callie Khouri erhielt für ihr Drehbuch unter anderem den Oscar, einen Golden Globe und den Preis der Writers Guild of America. In ihren späteren Werken konnte sie an diesen Erfolg nicht anknüpfen.
mit Susan Sarandon, Geena Davis, Harvey Keitel, Michael Madsen, Brad Pitt
„It’s the story of someone we should all be so lucky to be annoyed with sometimes: a mother who loves us a little to much.“ (Lorne Scafaria über ihren Film)
Eltern und ihre Kinder – nachdem „Toni Erdmann“ den Feelbad-Weg wählte, wählte Lorene Scafaria bei ihrem zweiten Spielfilm „Mit besten Absichten“ den Feelgood-Weg. Susan Sarandon (die wegen des für sie unverständlichen Drehbuchs eine Rolle in „Independence Day: Wiederkehr“ ablehnte) spielt Marnie Minervini, die sich immer noch ungefragt in das Leben ihrer Tochter Lori (Rose Byrne) einmischt. Dass sie inzwischen kein fünfjähriges Kind, sondern Mitte Dreißig ist und an der Westküste in Hollywood als erfolgreiche TV-Autorin arbeitet, stört Marnie nicht. Immerhin ist ihr Ehemann gerade gestorben und in ihrer Heimatstadt New Jersey hält sie nichts mehr. Also zieht sie um nach Los Angeles – und mischt sich zuerst in das Leben ihrer allein lebenden Tochter ein, die davon nicht besonders begeistert ist.
Daneben hilft sie anderen Menschen, die ihre Einmischung erheblich freudiger aufnehmen. Da sind ein junger afroamerikanischer Telefonverkäufer, den sie auf eine Abendschule schickt, und die Freundinnen ihrer Tochter, von denen eine heiraten möchte. Marnie beginnt gleich die Hochzeit zu organisieren. Mit allem Drum und Dran. Immerhin hat sie nach dem Tod ihres Mannes keine Geldsorgen mehr.
Und dann trifft sie Zipper (J. K. Simmons), einen überaus verständigen und geduldigen Ex-Polizisten, der jetzt an Filmsets für die Security zuständig ist und bei seiner Arbeit auf Marnie trifft. Denn Marnie spazierte zufällig in ein Filmset.
Die Inspiration für Scafarias zweiten Spielfilm war der Tod ihres Vaters und der Umzug ihrer Mutter Gail während der Dreharbeiten für ihr Regiedebüt „Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt“. Die aus New Jersey nach Los Angeles umgezogene Gail mischte sich in alles ein und als typische italienische Mutter half sie, wo sie konnte. Gefragt und ungefragt. Für den Film änderte Scafaria selbstverständlich die Geschichte bis sie zu einer Liebeserklärung an alle Mütter wurde. Dabei ist Marnie, auch wenn sie es nur gut meint, eine Helikoptermutter mit ausgeprägtem Helfersyndrom. Also genau die Person, die man zum Therapeuten schicken möchte, damit sie sich endlich einmal um sich kümmert. Auch wenn man in Lori einiges von sich selbst und in Marnie einiges von seiner Mutter erkennt.
Dank der feinfühligen Regie von Scafaria, die nicht über Marnie urteilt oder sie verurteilt, sondern ihre positive Weltsicht einnimmt, steht man auf Marnies Seite, wenn sie ungefragt Fremden hilft und sich nachhaltig in deren Leben einmischt. Nur bei ihrer ganz gut auf eigenen Füßen stehenden Tochter sollte sie weniger tun. Obwohl das die komödiantischsten Teile der liebenswert-warmherzigen Komödie sind.
„Mit besten Absichten“ ist auch eine weitere Traumrolle für Susan Sarandon die Marnie als zuletzt an sich selbst denkende, überaus coole Glücksfee spielt. Kein Wunder, dass Zipper sie zu sich nach Hause einlädt.
Mit besten Absichten (The Meddler, USA 2015)
Regie: Lorene Scafaria
Drehbuch: Lorene Scafaria
mit Susan Sarandon, Rose Byrne, J. K. Simmons, Jerrod Carmichael, Cecily Strong, Lucy Punch, Casey Wilson
Cotton Club (USA 1983, Regie: Francis Ford Coppola)
Drehbuch: William Kennedy, Francis Ford Coppola (nach einer Geschichte von William Kennedy, Francis Ford Coppola und Mario Puzo)
Coppolas Liebeserklärung an den Cotton Club. Nicht schlecht, wie er hier Gangsterfilm mit Liebesfilm mit Tanzfilm mit einem halben Dutzend weiterer Genres verbindet. Aber auch weit von der Qualität seiner ersten beiden Paten-Filme entfernt.
Während der Dreharbeiten unterhielten die verschiedensten Skandalmeldungen (Drehbuch, Budget, künstlerische Auseinandersetzungen, um nur einige zu nennen) die Öffentlichkeit.
Mit Richard Gere, Gregory Hines, Diane Lane, Bob Hoskins, James Remar, Nicolas Cage, Larry Fishburne, Tom Waits, Joe Dallesandro, Woody Strode
Zuerst waren die Deutschen begeistert, dass nach acht Jahren wieder ein deutscher Film im Wettbewerb von Cannes lief.
Dann waren die Kritiker begeistert. Sie hätten „Toni Erdmann“ gerne den Hauptpreis und alle möglichen und unmöglichen anderen Trophäen gegeben. Aber die Jury ignorierte den Film bei der Preisvergabe.
Und jetzt startet der mit vielen Vorschusslorbeeren und einhelligem Kritikerlob bedachte Film in unseren Kinos.
Toni Erdmann ist ein von dem Musiklehrer Winfried (Peter Simonischek) erfundene Kunstgestalt. Der desillusionierte, megaschlaffe 68er mit einem Hang zu abgestandenen und unwitzigen Witzen erfindet Toni Erdmann, als er in Bukarest seine Tochter Ines (Sandra Hüller) besucht. Sie ist eine taffe Unternehmensberaterin, die gerade einer Firma die Gründe für eine Massenentlassung liefern soll. Zu ihrem Vater, der das komplette Gegenteil von ihr ist, vermeidet sie schon seit Jahren den Kontakt.
Jetzt sitzt er in der Lobby ihrer Firma und sie muss ihn notgedrungen zu Empfängen mit Geschäftspartnern mitnehmen, auf denen er mit seinem unberechenbarem Verhalten, seiner Missachtung der Etikette und seinen lauen Scherzen die Anwesenden verzückt. Jedenfalls tun sie so.
Der große Krach zwischen Vater und Tochter ist vorgezeichnet. Aber anstatt Bukarest zu verlassen, kehrt er als Coach Toni Erdmann mit schlecht sitzender Perücke und Gebiss zurück. Ines geht, wie alle anderen, auf die Scharade ein.
Mit gut drei Stunden ist „Toni Erdmann“ sehr lang, ohne jemals wirklich zu langweilen. Das liegt an Maren Ades präzisem und unerbittlichem, aber die Charaktere nicht denunzierendem Blick für peinliche Situationen. Eigentlich reiht sich eine peinliche Situation an die nächste. Als Zuschauer denkt man ‚ja, genauso ist es‘, während die Kamera dran bleibt, bis auch wirklich die letzte Reaktion und der missglückte Versuch, die Peinlichkeit zu überspielen, gezeigt wurde. Die Fremdschäm-Grenze ist in diesem Moment schon lange überschritten. Denn kein Witz von Toni Erdmann ist witzig. Keine Verkleidung überzeugt.
Seine Tochter Ines ist als das komplette Gegenteil zu ihrem tiefenentspanntem Vater immer zu angespannt, zu gereizt, genervt und penibel, um als Mensch oder als Beraterin zu überzeugen.
Sie sind Kunstfiguren in einer Abfolge ausgedachter Situationen, die Teil einer gnadenlos durchgezogenen Versuchsanordnung sind, in denen es für die Charaktere keine Entwicklung, keine irgendwie geartete Erlösung und auch keine Veränderung gibt.
Dank der genauen Beobachtung und dem Talent von Peter Simonischek und Sandra Hüller geraten die absurden und peinlichen Szenen durchaus kurzweilig. Das häufige Lachen des wohlbehalten im dunklen Kinosaal sitzenden Publikums ist allerdings eher ein verzweifeltes Lachen, ein Ventil für das latente Unwohlsein, das fast jede Szene des Films hervorruft.
Es ist ein Feelbad-Film, den man nicht unbedingt ein zweites Mal sehen will und der keine große Geschichte erzählt, sondern nur Momente aneinanderreiht. Wobei Lehrer Winfried einmal meint, das Leben bestehe aus Erinnerungen an Momente.
Toni Erdmann (Deutschland/Österreich/Rumänien 2016)
Regie: Maren Ade
Drehbuch: Maren Ade
mit Peter Simonischek, Sandra Hüller, Michael Witterborn, Thomas Loibl, Trystan Pütter, Hadewych Minis, Lucy Russell
Vor zwanzig Jahre besiegten die Menschen Aliens, die die Erde vernichten wollten, mit einem Computervirus.
Jetzt kehren die Aliens zurück und dieses Mal wollen sie die Erde endgültig zerstören.
In der Zwischenzeit haben die Menschen zu einem friedlichen Miteinander gefunden, mit der Alien-Technologie enorme Fortschritte im Bereich der Technik gemacht und auf dem Mond haben sie eine Abwehrstation gegen die nächste Alien-Invasion errichtet, die so sicher wie das Amen in der Kirche kommen wird. Behaupten jedenfalls einige tapfere, alienkampferprobte Männer.
Und bis auf Will Smith, der, je nach Quelle, nach „After Earth“ nicht gleich einen weiteren Science-Fiction-Film drehen wollte oder dessen Gagenforderung zu hoch war, sind auch etliche der aus dem Blockbuster „Independence Day“ vertrauten Charaktere dabei, wie Jeff Goldblum als David Levinson (inzwischen ist der Wissenschaftler Präsident der Earth Space Defense), Bill Pullman als von Alien-Visionen geplagten US-Präsident Thomas J. Whitmore, Judd Hirsch als Julius Levinson, Robert Loggia als General William Grey und Vivica A. Fox als Jasmine Hiller. Sie heiratete Captain Steven Hiller (Will Smith).
Es gibt auch einige Neuzugänge, wie Jessie Usher als ihr Sohn Dylan Hiller, der in die Kampfpiloten-Fußstapfen seines Vaters tritt, Liam Hemsworth als mit ihm verfeindeter, heroischer Kampfpilot Jake Morrison, der gerne mal einen Befehl ignoriert, Maika Monroe als US-Präsidententochter Patricia Whitmore und Love-Interest der beiden Jungs, Charlotte Gainsbourg als Dr. Catherine Marceaux und Ex-Geliebte von Levinson, Deobia Oparei als afrikanischer Krieger Dikembe Umbutu, der schon einige Aliens in der Wüste erledigte, Sela Ward als US-Präsidentin Lanford und William Fichtner als General Adams, der nach ihrem Tod die Amtsgeschäfte übernehmen muss. Sie alle haben schauspielerisch ziemlich wenig zu tun in dieser überaus bekannten Geschichte, die im Gegensatz zu „Independence Day“ eine überaus müde Angelegenheit ist. Die zitatenstrotzende Geschichte war auch schon in „Independence Day“ nicht wahnsinnig innovativ, aber sie wurde unterhaltsam präsentiert, man mochte die Charaktere, konnte mit ihnen mitfühlen und die Spezialeffekte beeindruckten. Es war halt ein B-Picture mit Megabudget und einer Heerschar bekannte Schauspieler, die den Charakteren mehr Tiefe gaben als das Drehbuch vorsah.
In „Independence Day: Wiederkehr“ sind die inzwischen computergenerierten Tricks nach all den Superheldenfilmen, in denen Städte und Galaxien in Schutt und Asche zerlegt werden, nicht mehr so beeindruckend. Da hilft es auch nichts, dass dieses Mal ganz London in Sekundenbruchteilen in Schutt und Asche zerlegt wird. Dagegen war die Zerstörung des Weißen Hauses in „Independence Day“ in jeder Beziehung beeindruckender. Das Bild brannte sich in unser kollektives Gedächtnis ein. Das Gebäude hat, nachdem es wieder aufgebaut wurde, in „Independence Day: Wiederkehr“ eine Special Appearance.
Die auch aus anderen Filmen bekannte Marotte, fast jede Zerstörungsszene und jede Arbeitsstätte nur von Computerbildschirmen ausleuchten zu lassen, nervt. Als gäbe es keine Lichtschalter und keine Arbeitsplatzverordnung.
Immerhin findet das Finale am helllichten Tag in der Wüste, nahe der legendären Area 51, statt. Dank der Alien-Technologie können dann auch alle wichtigen Charaktere, die vorher an verschiedenen Orten auf der Welt und im Weltall waren, in Sekundenbruchteilen zum Ort des Geschehens reisen. Die Plot-Löcher konnte die Alien-Technologie dagegen nicht stopfen.
Die Geschichte von „Independence Day: Wiederkehr“ wiederholt, mit einigen Veränderungen und vielen Anspielungen auf „Independence Day“ die aus zahlreichen Alien-Invasionsfilmen bekannte Geschichte, ohne jemals einen eigenen Ton zu finden. Es gibt einfach zu viele Charaktere die zu wenig zu tun haben und die Struktur ist bei weitem nicht so klar wie in „Independence Day“.
So ist „Independence Day: Wiederkehr“ eine mit knapp zwei Stunden (ohne Abspann) für einen Blockbuster erstaunlich kurze, aber auch reichlich dröge Angelegenheit, die, trotz anderslautender Statements von Roland Emmerich, wie eine lästige und vollkommen überflüssige Pflichterfüllung aussieht.
Am Ende des Films gibt es einen Witz, der die Tür zu einer Fortsetzung öffnet, die wirklich unterhaltsamer als „Indepence Day: Wiederkehr“ sein könnte. Dann werden, wenn das Einspielergebnis stimmt und wie Emmerich schon in einem aktuellen Interview sagte, fremde Planeten und Galaxien besucht. Den Film hätte er schon jetzt drehen sollen.
Independence Day: Wiederkehr (Independence Day: Resurgence, USA 2016)
Regie: Roland Emmerich
Drehbuch: Nicolas Wright, James A. Woods, Dean Devlin, Roland Emmerich, James Vanderbilt (nach einer Geschichte von Dean Devlin, Roland Emmerich, Nicolas Wright und James A. Woods, basierend auf Charaktere von Dean Devlin und Roland Emmerich)
mit Liam Hemsworth, Jeff Goldblum, Jessie T. Usher, Bill Pullman, Maika Monroe, Sela Ward, William Fichtner, Judd Hirsch, Brent Spiner, Vivica A. Fox, Charlotte Gainsbourg, Deobia Oparei, Nicolas Wright, Robert Loggia, Angelababy, Chin Han, Travis Tope
1870: Bandit McQueen flieht vor dem Gesetz und früheren Kumpels in die Berge.
„Vogelfrei“ ist die Western-Adaption von Burnetts Gangster-Roman „High Sierra“, den Walsh bereits 1941 mit Humphrey Bogart verfilmte und für Bogart ein wichtiger Schritt in seiner Karriere hin zu einem Hauptdarsteller war.
Der Western „ist die beste Filmversion des Stoffes, und die Schlußszenen mit dem Tod des Liebespaares gehören zum Besten, was Walsh je gedreht hat.“ (Joe Hembus: Das Western-Lexikon)
Jetzt liegt das Finale von George A. Romeros Zombie-Comic „Empire of the Dead“ vor. Jetzt werden all die Konflikte, die er in den vorherigen beiden Akten (die aus jeweils fünf Heften bestanden, die dann in Bücher zusammengefasst wurden) etablierte, zu Ende erzählt. Wieder besteht der Akt aus fünf Heften und weil „Empire of the Dead“ von Anfang an auf fünfzehn Hefte geplant war, konnte George A. Romero, wie bei einem Spielfilm, alles auf ein von Anfang an geplantes Finale hin schreiben. Da gab es während des Schreibens keine Überraschungen mit einem frühzeitigem Ende (wegen mangelndem Publikum) oder einem hinausgeschobenem Ende (wegen nicht mangelndem Publikum).
Und Konflikte, die auf eine Lösung warten, gibt es genug in dieser Zombie-Welt.
In New York leben Menschen in einer schwer bewachten Festung. Bürgermeister Chandrake befindet sich gerade im Wahlkampf. Er und seine Vertrauten sind Vampire, was die Menschen nicht wissen und auch nicht wissen sollen.
Die Wissenschaftlerin Penny Jones sucht weiter nach Anzeichen von Intelligenz bei den Zombies. Der ehemalige Polizistin Xavier zeigt dabei als Zombie erstaunlich viele menschliche Regungen. Xavier will ihre menschliche Freundin Jo finden, die am Ende des zweiten Akts entführt wurde.
Das Mädchen Jo wird auf einer von Chandrake betriebenen Farm gefangenen gehalten. Jo soll, wie die anderen Kinder, als Nahrung für die Vampire dienen.
Währenddessen nähern sich, was die New Yorker nicht wissen, aus den Südstaaten Rebellen, die die Stadt angreifen wollen.
Das sind die wichtigsten Erzählstränge der ersten beiden „Empire of the Dead“-Sammelbänden, die jetzt zu einem Ende kommen müssen. Und, immerhin sind auch Romeros Zombie-Filme nichts für zartbesaitete Gemüter, es dürfte blutig werden. So wie in seinem Film „Land of the Dead“ (USA 2005), der, bis auf die Vampire, ein ähnliches Setting hatte.
Trotzdem hat man bei „Empire of the Dead – Dritter Akt“ nie das Gefühl, dass die Geschichte demnächst endet. Wie schon im „Zweiten Akt“, den man als Vorbereitung für das Finale las, plätschern die verschiedenen Plots vor sich hin bis zum enttäuschenden Finale, das eigentlich kein Ende ist. Höchstens, wie wir es aus inzwischen fast jeder TV-Serie kennen, ein Staffelfinale, das uns zum Einschalten der nächsten Staffel animieren soll.
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George A. Romero/Andrea Mutti: Empire of the Dead – Dritter Akt
Den Mörder trifft man am Buffet (Frankreich 1979, Regie: Bertrand Blier)
Drehbuch: Bertrand Blier
Alphonse hat Mordfantasien. Als ein Buchhalter mit seinem Messer erstochen wird, kann er sich nicht an die Tat erinnern. Ein Inspektor will den Mord nicht aufklären. Und da geschieht der nächste Mord.
„Ein kleines Meisterwerk des Nonsense, in dem weder Logik noch Zynismus, sondern allein das Absurde zählt, Alice im Wunderland der Mörder auftritt und Jack the Ripper in die Burlesken eines W. C. Fields gerät.“ (Fischer Film Almanach 1993)
Die deutsche Premiere war 1992 im ZDF und seitdem wurde der Film kaum wiederholt.
Blier erhielt für seinen Drehbuch einen César.
Bertrand Blier inszenierte unter anderem „Die Ausgeblufften“, „Frau zu verschenken“, „Abendanzug“, „Zu schön für Dich!“, „Mein Mann – Für deine Liebe mache ich alles“ und „Und wie sehr liebst du mich?“. Immer spielt er in seinen Komödien sehr gelungen mit den gesellschaftlich-bürgerlichen Konventionen, die er lustvoll negiert.
Vor „Tangerine L. A.“ (seit Donnerstag im Kino) inszenierte Sean Baker „Starlet“, ein hochgelobtes Indie-Drama über eine Porno-Darstellerin, die sich mit einer älteren Dame befreundet.
„Unaufgeregt und ohne die Profession seiner Hauptfigur zu skandalisieren, erkundet der Film das Lebenim sonnendurchfluteten, aber gänzlich unglamourös gezeigten ‚Porn Valley‘.“ (Lexikon des internationalen Films)
mit Dree Hemingway, Stella Maeve, Besedka Johnson, James Ransone, Karren Karagulian
Das nennt man wohl einen Arbeitsbesuch. Denn zum Vergnügen fährt Bruce Wayne nicht nach Europa. Als Batman kämpft er gegen einen Virus, das ihn innerhalb einer Woche tötet. Bis dahin nehmen seine Kräfte ab und seine Sinne schwinden. Sein Intimfeind, der Joker, der Clown des Verbrechens, wurde ebenfalls infiziert und nur wenn die Beiden zusammen arbeiten, können sie überleben. Die erste Spur führt nach Berlin. Dann geht es weiter nach Prag, Paris und Rom in dieser vierteiligen Geschichte von Brian Azzarello und Matteo Casali geschriebenen Geschichte, die eine zwiespältigen Eindruck hinterlässt.
Auf der einen Seite ist die gelungene Prämisse. Auf der anderen Seite das Städte-Hopping, in dem Berlin, Prag, Paris und Rom nur die austauschbare Kulisse für jeweils eine Konfrontation sind, die dann die beiden todsterbenskranken Notverbündeten in die nächste Stadt schickt. Die europäischen Städte haben in „Batman: Europa“ keinen erzählerischen und auch keinen wirklich visuellen Mehrwert. Die Geschichte könnte genausogut in Gotham City, Batmans vertrautem Schlachtfeld, spielen.
Die Geschichte selbst und vor allem die zeichnerische Umsetzung, vor allem wenn die Panels (Layouts: Giuseppe Camuncoli, Zeichnungen: Diego Latorre [Paris], Gerald Parel [Rom]) in dem zweiten Heft zunehmend unscharf, abstrakt und experimentell werden, spiegeln kongenial die zunehmend getrübte Wahrnehmung von Batman, der immer weniger zwischen Fieberwahn und Realität unterscheiden kann. Auch die Geschichte ähnelt in diesen Momenten mehr einem Fiebertraum.
Am Ende der erstmals 2004 angekündigten Miniserie bleibt die Erkenntnis, dass ein Bösewicht Batman einen längeren Europa-Aufenthalt spendieren sollte.
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Brian Azzarello/Matteo Casali: Batman: Europa – 1 (von 2)
(übersetzt von Alexander Rösch)
Panini, 2016
68 Seiten
5,99 Euro
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enthält
Batman: Europa 1 – Berlin (DC Comics, Januar 2016)
Batman: Europa 2 – Prague (DC Comics, Februar 2016)
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Brian Azzarello/Matteo Casali: Batman: Europa – 2 (von 2)
(übersetzt von Alexander Rösch)
Panini, 2016
68 Seiten
5,99 Euro
–
enthält
Batman: Europa 3 – Paris (DC Comics, Februar 2016)
Barkeeper Don Jon (Joseph Gordon-Levitt) ist ein echter Frauenschwarm, der aber Internetpornos jeder echten Beziehung vorzieht. Da lernt er Barbara (Scarlett Johansson) kennen und verliebt sich in die Schönheit, die an die große, romantische Liebe glaubt und dummerweise seine Internetsucht nicht tolerieren will.
Nach einigen Kurzfilmen das überaus gelungene Spielfilmdebüt von Joseph Gordon-Levitt, der ein ernstes Thema unterhaltsam inszenierte.
mit Joseph Gordon-Levitt, Scarlett Johansson, Julianne Moore, Tony Danza, Brie Larson
Händler der vier Jahreszeiten (Deutschland 1972, Regie: Rainer Werner Fassbinder)
Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder
München, fünfziger Jahre: der Obsthändler Hans Epp versucht, nachdem er schon in anderen Berufen scheiterte, über die Runden zu kommen, während er von seiner Frau und seiner Mutter drangsaliert wird.
Ein früher Fassbinder-Klassiker und die erste Auseinandersetzung des Jungen Deutschen Films mit den fünfziger Jahren.
mit Hans Hirschmüller, Irm Hermann, Hanna Schygulla, Kurt Raab, Gusti Kreissl, Klaus Löwitsch, Ingrid Caven, Peter Chatel, Walter Sedlmayer, Hark Bohm