TV-Tipp für den 29. Juli: Die üblichen Verdächtigen

Juli 28, 2025

HR, 22.30

Die üblichen Verdächtigen (The usual Suspects, USA 1995)

Regie: Bryan Singer

Drehbuch: Christopher McQuarrie

„Wer ist Keyser Soze?“ fragen sich einige nur scheinbar zufällig in eine Gefängniszelle eingesperrte Verbrecher und, nach einem Massaker im Hafen von San Pedro, auch ein Zollinspektor. Er lässt sich von dem einzigen Überleben erzählen, wie es zu dem Blutbad im Hafen kam.

Nach zwei Stunden gibt es die überraschende Enthüllung. Heute dürfte das Ende bekannt sein.

„Einer der intelligentesten Thriller des Jahres.“ (Fischer Film Almanach 1997)

McQuarries Drehbuch erhielt unter anderem den Edgar und den Oscar.

Mit Kevin Spacey, Chazz Palminteri, Stephen Baldwin, Gabriel Byrne, Benicio Del Toro, Kevin Pollak, Pete Postlethwaite, Suzy Amis, Giancarlo Esposito, Dan Hedaya, Paul Bartel, Louis Lombardi

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die üblichen Verdächtigen“

Wikipedia über “Die üblichen Verdächtigen” (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (X-Men: Days of Future Past, USA 2014)

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Apocalypse“ (X-Men: Apocalypse, USA 2016)

Meine Besprechung von Bryan Singer/Dexter Fletchers „Bohemian Rhapsody“ (Bohemian Rhapsody, USA 2018)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rouge Nation“ (Mission Impossible: Rouge Nation, USA 2015)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Fallout“ (Mission: Impossible – Fallout, USA 2018)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ (Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One, USA 2023)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ (Mission: Impossible – The Final Reckoning, USA 2025)


Neu im Kino/Filmkritik: „From the World of John Wick: Ballerina“ ballert, schlägt und mordet

Juni 5, 2025

Nach mehreren Fortsetzungen, in denen wir immer mehr über die Welt erfuhren, in der der Killer John Wick lebt, und der ebenfalls in dieser Welt spielenden TV-Miniserie „The Continental“ geht es jetzt im Kino weiter. „From the World of John Wick: Ballerina“ heißt das Werk. Len Wiseman übernahm die Regie. Zu seinen früheren Werken gehören die ersten beiden Filme der von ihm gestarteten „Underworld“-Reihe, der vierte „Stirb langsam“-Film „Live Free or Die Hard“ und das langweilige Remake „Total Recall“. Action mit schlagkräftigen Frauen in einer Fantasiewelt kann er.

Mit einer furiosen Actionszene beginnt sein neuer Film „Ballerina“. In einem malerisch am Wasser gelegenem Palast wird in einem Feuergefecht, bei dem viele, sehr viele, wirklich sehr viele bis an die Zähne bewaffnete Angreifer sterben, wird der Vater von Eve Maccaro getötet.

Zwölf Jahre später lebt Eve (Ana de Armas) in der von der Direktorin in New York City geleiteten Ballettschule, die gleichzeitig ein Ausbildungslager der streng geheimen, seit Ewigkeiten global tätigen Verbrecherorganisation Ruska Roma ist.

Als Eve einen Hinweis auf die Identität der Mörder ihres Vaters erhält, macht sie sich von New York City über Prag auf den Weg in das verschneite, malerisch an einem See gelegene Alpendorf Hallstatt. Dort kommt es, nachdem es schon vorher viel Action gab, zu einem actionreichen Showdown, bei dem auch Flammenwerfer eine wichtige Rolle spielen.

Ballerina“ erzählt eine actionreiche, gewohnt stylische Geschichte aus dem „John Wick“-Universum mit vielen Auftritten von aus den „John Wick“-Filmen bekannten Figuren, Orten und Regeln. In „Ballerina“ wird diese Welt weniger erweitert, sondern in noch mehr Details ausgemalt. Und das ist dann auch das Problem von diesem Film und den anderen geplanten Filmen und Serien: der Charme der „John Wick“-Welt bestand anfangs aus dem vollkommen übertriebenen Konzept einer Killergilde mit ehernen Regeln und einer seit Jahrhunderten in unserer Welt unentdeckt operienden globalen Organisation. Je genauer sie jetzt ausgemalt wird, desto mehr und öfter stellt sich die Frage, wie realistisch so eine Gilde ist. Vor allem wenn noch weitere Organisationen dazu kommen, das Regelwerk und die personellen Verflechtungen immer umfangreicher werden und immer mehr Antworten auf Fragen gegeben werden, die wir niemals wissen wollten.

Dessen ungeachtet scheinen die Killer sich inzwischen vor allem damit zu beschäftigen, sich gegenseitig umzubringen. In dem Moment stellt sich Frage nach dem Zweck der Organisation nicht mehr. Die Polizei existiert in dieser Welt nicht und es gibt einige hoffnungslos unglaubwürdige Actionszenen. Die Idee von Hallstatt als Killerstadt und Sitz des Bösewichts funktioniert gut. Aber ein von Eve in einer vollen Discothek ausgeführter Mord, der eine offensichtliche Reminiszenz an Luc Bessons „Nikita“ ist, funktioniert weniger gut. Aus einer unauffälligen Tat wird hier ein sich durch den gesamten Club ziehendes Gemetzel. Aber die Besucher tanzen munter weiter, als würden um sich schießende und schlagende Menschen zu einem normalen Discobesuch dazugehören, In „John Wick: Chapter 4“ wurde ein ähnlicher Kampf in einem berliner Nachtclub glaubwürdiger inszeniert.

Keanu Reeves ist in dem während dem dritten und vor dem vierten „John Wick“-Film spielendem Film „Ballerina“ mit zwei Auftritten, einer in der Ballettschule, einer an einem anderen Ort, dabei. Trotz einer gewissen Wichtigkeit für die Story reichen sie, kaum über die Länge eines größeren Cameos hinaus.

Das Ende von „Ballerina“ ist natürlich nicht das Ende der Welt von John Wick. Solange sich ein Publikum findet, werden die Macher weitermachen. Konkret sind aktuell – neben zahlreichen potentiellen Filmen, Serien und Crossovers – ein Film mit dem aus „John Wick: Chapter 4“ bekanntem blinden Killer Caine, ein Prequel-Film und ein fünfter „John Wick“-Film geplant. Denn – Überraschung! – John Wick ist am Ende von „John Wick 4“ doch nicht gestorben.

From the World of John Wick: Ballerina (From the World of John Wick: Ballerina, USA 2025)

Regie: Len Wiseman

Drehbuch: Shay Hatten

mit Ana de Armas, Gabriel Byrne, Anjelica Huston, Lance Reddick, Catalina Sandino Moreno, Norman Reedus, Ian McShane, Keanu Reeves

Länge: 126 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „From the World of John Wick: Ballerina“

Metacritic über „From the World of John Wick: Ballerina“

Rotten Tomatoes über „From the World of John Wick: Ballerina“

Wikipedia über „From the World of John Wick: Ballerina“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Chad Stahelskis „John Wick“ (John Wick, USA 2014)

Meine Besprechung von Chad Stahelskis „John Wick: Kapitel 2“ (John Wick: Chapter 2, USA 2017)

Meine Besprechung von Chad Stahelskis „John Wick: Kapitel 3“ (John Wick: Chapter 3 – Parabellum, USA 2019) und der Blu-ray

Meine Besprechung von Chad Stahelskis „John Wick: Kapitel 4“ (John Wick: Chapter 4, USA 2023)

Meine Besprechung von Len Wisemans Philip-K.-Dick-Verfilmung „Total Recall“ (Total Recall, USA 2012)

 


TV-Tipp für den 27. März: Fräulein Smillas Gespür für Schnee

März 26, 2025

RBB, 20.15

Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Smilla’s Sense of Snow, Deutschland/Dänemark/Schweden 1996)

Regie: Bille August

Drehbuch: Ann Biderman

LV: Peter Høeg: Frøken Smillas fornemmelse for sne, 1992 (Fräulein Smillas Gespür für Schnee)

Für die Polizei ist der Tod des kleinen Jungen ein tragischer Unfall. Für Fräulein Smilla ist es Mord. Die Suche nach dem Mörder führt sie in die Arktis.

Erstklassig besetzte, eher durchschnittliche Literaturverfilmung. Ist halt Qualitätskino ohne Ecken und Kanten.

Mit Julia Ormond, Gabriel Byrne, Richard Harris, Vanessa Redgrave, Robert Loggia, Mario Adorf

Wiederholung: Freitag, 28. März, 23.30 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“

Wikipedia über „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ (deutsch, englisch


TV-Tipp für den 15. April: Die üblichen Verdächtigen

April 14, 2024

Arte, 20.15

Die üblichen Verdächtigen (The usual Suspects, USA 1995)

Regie: Bryan Singer

Drehbuch: Christopher McQuarrie

„Wer ist Keyser Soze?“ fragen sich einige nur scheinbar zufällig in eine Gefängniszelle eingesperrte Verbrecher und, nach einem Massaker im Hafen von San Pedro, auch ein Zollinspektor. Er lässt sich von dem einzigen Überleben erzählen, wie es zu dem Blutbad im Hafen kam.

Nach zwei Stunden gibt es die überraschende Enthüllung. Heute dürfte das Ende bekannt sein.

„Einer der intelligentesten Thriller des Jahres.“ (Fischer Film Almanach 1997)

McQuarries Drehbuch erhielt unter anderem den Edgar und den Oscar.

Mit Kevin Spacey, Chazz Palminteri, Stephen Baldwin, Gabriel Byrne, Benicio Del Toro, Kevin Pollak, Pete Postlethwaite, Suzy Amis, Giancarlo Esposito, Dan Hedaya, Paul Bartel, Louis Lombardi

Wiederholung: Freitag, 19. April, 01.43 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die üblichen Verdächtigen“

Wikipedia über “Die üblichen Verdächtigen” (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (X-Men: Days of Future Past, USA 2014)

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Apocalypse“ (X-Men: Apocalypse, USA 2016)

Meine Besprechung von Bryan Singer/Dexter Fletchers „Bohemian Rhapsody“ (Bohemian Rhapsody, USA 2018)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rouge Nation“ (Mission Impossible: Rouge Nation, USA 2015)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Fallout“ (Mission: Impossible – Fallout, USA 2018)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ (Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One, USA 2023)


TV-Tipp für den 27. Januar: Die üblichen Verdächtigen

Januar 26, 2024

ZDFneo, 23.35

Die üblichen Verdächtigen (The usual Suspects, USA 1995)

Regie: Bryan Singer

Drehbuch: Christopher McQuarrie

„Wer ist Keyser Soze?“ fragen sich einige nur scheinbar zufällig in eine Gefängniszelle eingesperrte Verbrecher und, nach einem Massaker im Hafen von San Pedro, auch ein Zollinspektor. Er lässt sich von dem einzigen Überleben erzählen, wie es zu dem Blutbad im Hafen kam.

Nach zwei Stunden gibt es die überraschende Enthüllung. Heute dürfte das Ende bekannt sein.

„Einer der intelligentesten Thriller des Jahres.“ (Fischer Film Almanach 1997)

McQuarries Drehbuch erhielt unter anderem den Edgar und den Oscar.

Mit Kevin Spacey, Chazz Palminteri, Stephen Baldwin, Gabriel Byrne, Benicio Del Toro, Kevin Pollak, Pete Postlethwaite, Suzy Amis, Giancarlo Esposito, Dan Hedaya, Paul Bartel, Louis Lombardi

Wiederholung: Sonntag, 28. Januar, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die üblichen Verdächtigen“

Wikipedia über “Die üblichen Verdächtigen” (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (X-Men: Days of Future Past, USA 2014)

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Apocalypse“ (X-Men: Apocalypse, USA 2016)

Meine Besprechung von Bryan Singer/Dexter Fletchers „Bohemian Rhapsody“ (Bohemian Rhapsody, USA 2018)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rouge Nation“ (Mission Impossible: Rouge Nation, USA 2015)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Fallout“ (Mission: Impossible – Fallout, USA 2018)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ (Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One, USA 2023)


TV-Tipp für den 31. Mai: Hereditary – Das Vermächtnis

Mai 30, 2023

Tele 5, 22.00

Hereditary – Das Vermächtnis (Hereditary, USA 2018)

Regie: Ari Aster

Drehbuch: Ari Aster

Eigentlich ist Annie Graham über den Tod ihrer dominanten Mutter ganz froh. Trotzdem versucht sie sie während einer Séance zu kontaktieren. Dass das keine gute Idee ist, wissen gestandene Horrorfilmfans. Dass in diesem Moment schon die gesamte Familie Graham sich wie traumatisiert und von Dämonen getrieben durch das einsam gelegene Haus bewegt, trägt dann auch zur Beunruhigung gestandener Horrorfilmfans bei.

Überaus gelungenes, souverän inszeniertes Filmdebüts, das ein wirklicher Feel-Bad-Film ist. Auch sein zweiter Horrorfilm, „Midsommar“ überzeugte. Im Moment läuft sein dritter, deutlich schlechterer Film „Beau is afraid“ im Kino.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Toni Collette, Gabriel Byrne, Alex Wolff, Milly Shapiro, Ann Dowd

Hinweise

Moviepilot über „Hereditary“

Metacritic über „Hereditary“

Rotten Tomatoes über „Hereditary“

Wikipedia über „Hereditary“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ari Asters „Hereditary – Das Vermächtnis“ (Hereditary, USA 2018)

Meine Besprechung von Ari Asters „Midsommar“ (Midsommar, USA 2019)

Meine Besprechung von Ari Asters „Beau is afraid“ (Beau is afraid, USA 2023)

 


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Cohenmania: „Death of a Ladies‘ Man“ mit vielen Leonard-Cohen-Songs – und einige Worte zu Philippe Girards Comic-Biographie „Leonard Cohen: Lika a Bird on a Wire“

April 8, 2022

Samuel O’Shea ist Leonard-Cohen-Fan. Das macht ihn schon einmal grundsympathisch. Allerdings ist der Literaturprofessor auch ein alter Sack, Schürzenjäger und Trinker. Das macht ihn schon deutlich unsympathischer.

In letzter Zeit hat O’Shea zunehmend Wahnvorstellungen. Seine Ärztin diagnostiziert einen riesigen Tumor in seinem Gehirn. Bevor er sich darum kümmert, macht er sich von Montreal auf den Weg nach Irland zu einer einsam am Meer gelegenen Hütte und Matt Bissonettes Film beginnt zunehmend zu zerfasern. Das Spiel zwischen Realität und Halluzinationen wird immer chaotischer und willkürlicher. Die Geschichte immer beliebiger und auch egaler. O’Shea führt lange Gespräche mit seinem schon lange totem Vater. Er verliebt sich in eine jüngere Frau. Er wird, selbstverständlich wegen dieser Frau, zu einem Mörder. Oder auch nicht.

Der anfängliche Spaß über einen Lehrer, der mit der Wirklichkeit und seinem Leben hadert, weicht zunehmend dem Gefühl eines gelangweilten anything goes. Garniert und grundiert wird das mit sieben Songs von Leonard Cohen. Unter anderem „Heart with no Companion“, „Did I ever love you“, „Bird on the Wire“ und, selbstverständlich „Hallelujah“. Diese ausführlich ausgespielten Songs sind ein Pluspunkt des Films. Der andere ist Gabriel Byrne, der Samuel O’Shea spielt.

Aber auch er kann nichts daran ändern, dass am Ende die Enttäuschung überwiegt.

Death of a Ladies‘ Man (Death of a Ladies‘ Man, Kanada/Irland 2020)

Regie: Matt Bissonnette

Drehbuch: Matt Bissonnette

mit Gabriel Byrne, Jessica Paré, Brian Gleeson, Suzanne Clément, Antoine Olivier Pilon

Länge: 101 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Death of a Ladies‘ Man“

Metacritic über „Death of a Ladies‘ Man“

Rotten Tomatoes über „Death of a Ladies‘ Man“

Wikipedia über „Death of a Ladies‘ Man“

Erheblich näher an der Realität ist Philippe Girards Comic „Leonard Cohen: Like a Bird on a Wire“. Er rast auf nicht einmal hundertzehn Seiten durch Leonard Cohens Leben. Alle paar Seiten wird in ein neues Jahr gesprungen. Bekannte Musiker haben Kurzauftritte. Cohens Frauen ebenso. Aber ein roter Faden ist nicht erkennbar. Am Ende bleibt nur eine Abfolge von Episoden, die ohne ein Wissen über Cohens Leben und das Rockmusikbusiness fast unverständlich sind.

Eine verpasste Chance.

Philippe Girard: Leonard Cohen: Like a Bird on a Wire

(übersetzt von Anne Bergen)

Cross Cult, 2021

120 Seiten

25 Euro

Originalausgabe

Leonard Cohen – Sur un fil

Casterman, 2021

Hinweise

Wikipedia über Philippe Girard und über Leonard Cohen (deutsch, englisch)

AllMusic über Leonard Cohen

Homepage von Leonard Cohen

Meine Besprechung von Nick Broomfields Leonard-Cohen-Doku „Marianne & Leonard: Words of Love“ (Marianne & Leonard: Words of Love, USA 2019)


TV-Tipp für den 25. Februar: Hereditary – Das Vermächtnis

Februar 24, 2021

3sat, 23.00

Hereditary – Das Vermächtnis (Hereditary, USA 2018)

Regie: Ari Aster

Drehbuch: Ari Aster

Eigentlich ist Annie Graham über den Tod ihrer dominanten Mutter ganz froh. Trotzdem versucht sie sie während einer Séance zu kontaktieren. Dass das keine gute Idee ist, wissen gestandene Horrorfilmfans. Dass in diesem Moment schon die gesamte Familie Graham sich wie traumatisiert und von Dämonen getrieben durch das einsam gelegene Haus bewegt, trägt dann auch zur Beunruhigung gestandener Horrorfilmfans bei.

TV-Premiere eines überaus gelungenen, souverän inszenierten Filmdebüts, das ein wirklicher Feel-Bad-Film ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Toniy Collette, Gabriel Byrne, Alex Wolff, Milly Shapiro, Ann Dowd

Hinweise

Moviepilot über „Hereditary“

Metacritic über „Hereditary“

Rotten Tomatoes über „Hereditary“

Wikipedia über „Hereditary“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ari Asters „Hereditary – Das Vermächtnis“ (Hereditary, USA 2018)

Meine Besprechung von Ari Asters „Midsommar“ (Midsommar, USA 2019)


TV-Tipp für den 25. März: Fräulein Smillas Gespür für Schnee

März 24, 2020

Arte, 20.15

Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Smilla’s Sense of Snow, Deutschland/Dänemark/Schweden 1996)

Regie: Bille August

Drehbuch: Ann Biderman

LV: Peter Høeg: Frøken Smillas fornemmelse for sne, 1992 (Fräulein Smillas Gespür für Schnee)

Für die Polizei ist der Tod des kleinen Jungen ein tragischer Unfall. Für Fräulein Smilla ist es Mord. Die Suche nach dem Mörder führt sie in die Arktis.

Erstklassig besetzte, eher durchschnittliche Literaturverfilmung. Ist halt Qualitätskino ohne Ecken und Kanten.

Mit Julia Ormond, Gabriel Byrne, Richard Harris, Vanessa Redgrave, Robert Loggia, Mario Adorf

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“

Wikipedia über „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 4. Oktober: Der Staatsfeind Nr. 1

Oktober 3, 2019

Schon als junger Mann musste „Gemini Man“ Will Smith gegen den Staat kämpfen als

RTL II, 20.15

Der Staatsfeind Nr. 1 (Enemy of the State, USA 1998)

Regie: Tony Scott

Drehbuch: David Marconi

Anwalt Robert Clayton Dean gelangt unwissentlich in den Besitz eines Videos, das den Mord an einem Politiker zeigt. Der Täter, ein hochrangiger Abgeordneter, setzt den ganzen Geheimdienst-Überwachungsapparat ein, um den Zeugen zu beseitigen. Und los geht die Hatz durch die USA.

Spannender, etwas lang geratener Thriller von Produzent Jerry Bruckheimer, der heute aktueller als damals ist. Denn wer geht heute noch ohne Handy vor die Haustür?

mit Will Smith, Gene Hackman, Jon Voight, Lisa Bonet, Regina King, Stuart Wilson, Tom Sizemore, Loren Dean, Barry Pepper, Jack Busey, Scott Caan, Gabriel Byrne

Wiederholung: Samstag, 5. Oktober, 09.35 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Staatsfeind Nr. 1“

Metacritic über „Der Staatsfeind Nr. 1“

Wikipedia über „Der Staatsfeind Nr. 1“ (deutsch, englisch)

Tony Scott in der Kriminalakte

Ein informatives Gespräch mit Tony Scott über den Film


TV-Tipp für den 4. Mai: Die üblichen Verdächtigen

Mai 3, 2019

Servus TV, 22.05

Die üblichen Verdächtigen (The usual Suspects, USA 1995)

Regie: Bryan Singer

Drehbuch: Christopher McQuarrie

„Wer ist Keyser Soze?“ fragen sich einige nur scheinbar zufällig in eine Gefängniszelle eingesperrte Verbrecher und, nach einem Massaker im Hafen von San Pedro, auch ein Zollinspektor. Er lässt sich von dem einzigen Überleben erzählen, wie es zu dem Blutbad im Hafen kam.

Nach zwei Stunden gibt es die überraschende Enthüllung. Heute dürfte das Ende bekannt sein.

„Einer der intelligentesten Thriller des Jahres.“ (Fischer Film Almanach 1997)

McQuarries Drehbuch erhielt unter anderem den Edgar und den Oscar.

Mit Kevin Spacey, Chazz Palminteri, Stephen Baldwin, Gabriel Byrne, Benicio Del Toro, Kevin Pollak, Pete Postlethwaite, Suzy Amis, Giancarlo Esposito, Dan Hedaya, Paul Bartel, Louis Lombardi

Wiederholung: Sonntag, 5. Mai, 01.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die üblichen Verdächtigen“

Wikipedia über “Die üblichen Verdächtigen” (deutsch, englisch)

Drehbuch „The Usual Suspects“ von Christopher McQuarrie

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (X-Men: Days of Future Past, USA 2014)

Meine Besprechung von Bryan Singers „X-Men: Apocalypse“ (X-Men: Apocalypse, USA 2016)

Meine Besprechung von Bryan Singer/Dexter Fletchers „Bohemian Rhapsody“ (Bohemian Rhapsody, USA 2018)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rouge Nation“ (Mission Impossible: Rouge Nation, USA 2015)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Fallout“ (Mission: Impossible – Fallout, USA 2018)


TV-Tipp für den 29. Januar: Das Ende – Assault on Precinct 13

Januar 28, 2019

Tele 5, 20.15

Das Ende – Assault on Precinct 13 (Assault on Precinct 13, USA/Frankreich 2005)

Regie: Jean-François Richet

Drehbuch: James DeMonaco (nach dem Drehbuch von John Carpenter)

Jahreswende in Detroit: In einem abgelegenem Polizeirevier, das demnächst aufgelöst werden soll, muss wegen eines Schneesturms über die Nacht ein berüchtigter Gangster untergebracht werden. Einige korrupte Polizisten, die verhindern wollen, dass der Gangster redet, wollen ihn umbringen. Sie belagern das Revier. Der Revierleiter nimmt den Kampf auf – und muss dabei auch dem Gefangenen vertrauen.

Fetziges Remake von John Carpenters gleichnamigem Film; wobei John Carpenter die Story auch geklaut hat (und nie ein Geheimnis daraus gemacht hat).

Drehbuchautor James DeMonaco schrieb und inszenierte anschließend die „The Purge“-Filme.

Jean-François Richet inszenierte das aus zwei Kinofilmen bestehende Biopic „Public Enemy No. 1″ über den Verbrecher Jacques Mesrine.

mit Ethan Hawke, Laurence Fishburne, Gabriel Byrne, Maria Bello, John Leguizamo, Brian Dennehy, Kim Coates, Hugh Dillon

Wiederholung: Mittwoch, 30. Januar, 02.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über „Das Ende – Assault on Precinct 13“

Rotten Tomatoes über „Das Ende – Assault on Precinct 13“

Wikipedia über „Das Ende – Assault on Precinct 13“ (deutsch, englisch


Neu im Kino/Filmkritik: Der Horror! Der Horror in „Hereditary – Das Vermächtnis“

Juni 15, 2018

Hereditary – Das Vermächtnis“, der Debütfilm von Ari Aster, gehört zu den Horrorfilmen, die schon von der ersten Minute an erkennbar höhere Ambitionen haben, als der üblicher Slasher-Jumpscare-Found-Footage-Horrorfilm für Teenager, in denen Sex die Vorstufe für Tod ist.

Asters Film beginnt mit einer Beerdigung, die wie unzählige andere Beerdigungen ist: eine Ansammlung trauernder Menschen, die sich teilweise zum ersten und letzten Mal sehen. Die Verstorbene ist Annie Grahams Mutter. Über sie erfahren wir während des Films wenig, außer dass sie eine dominante Person war. So dominant, dass Annie (Toni Collette) zu Lebzeiten nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte und sich jetzt förmlich zum Trauern zwingen muss. Trotzdem will sie später, während einer Séance, Kontakt zu ihr aufnehmen – und man muss keine Myriaden von Horrorfilmen gesehen haben, um zu wissen, wie das ausgeht. In dem Moment bewegt sich Annies Familie – ihre beiden Kinder Peter (Alex Wolff), kurz vor dem Erwachsenwerden, und seine noch vor der Pubertät stehende, einzelgängerische Schwester Charlie (Milly Shapiro) und ihr Mann Steve (Gabriel Byrne in einer Nebenrolle) – bereits wie traumatisiert durch den Film und das einsam gelegene große Haus der Grahams.

In dem Haus arbeitet Annie als Künstlerin. Sie baut Modellwelten mit Miniaturfiguren. Dabei sind ihre Landschaften keine Fantasielandschaften, sondern fotorealistische Darstellungen von Ereignissen aus ihrem Leben. Oft geht es um das Sterben und den Tod von Menschen, zu denen sie eine enge Beziehung hatte. Wie ihrer Mutter.

Aster lässt schon in den ersten Filmminuten die Grenze zwischen der Realität und den Miniaturlandschaften verschwimmen. Bereits in diesem Moment bewegen die Grahams sich in ihrem Haus wie in einem Puppenhaus, das zu einer Bühne umfunktioniert wurde und sie zu Marionetten macht. Die Inszenierung unterstreicht diesen Effekt durchgehend. Die Kamera ist oft so unnatürlich positioniert, dass die Zimmer im Grahamschen Haus immer wie ein sorgfältig arrangierter Teil einer Theaterbühne aussehen. Es wird selten geschnitten und die Szenen dauern meisten länger, als man es gewohnt ist. Manchmal quälend lang. Und dabei geht es nicht um Bilder von herausquellenden Gedärmen, sondern um Bilder von Gesichtern, die etwas sehen. All das trägt, neben dem Spiel der Schauspieler, zur irrealen Feel-Bad-Atmosphäre bei.

Die Themen die Aster dabei anspricht – Trauer, Schuld und Schuldgefühle in einer unangenehm verkorksten Familie – steigern das. Denn die Familie Graham will über ihre Geheimnisse nicht sprechen.

Mit zunehmender Laufzeit wird allerdings auch ein erzählerischer Stillstand deutlich. Anstatt sich für einen Charakter zu entscheiden und dann dessen Geschichte zu erzählen, mutiert „Heriditary“ zu einem Best-of des Okkult-Horrors. Jeder Charakter darf sich mit dem Dämon seiner Wahl herumschlagen. Wie diese Bedrohungen miteinander zusammenhängen und welcher Dämon der fieseste ist, bleibt unklar. Und nach zwei Stunden gibt es eine kryptische Erklärung, die doch aus ziemlich heiterem Himmel kommt.

So ist „Heriditary“ ein Horrorfillm für Menschen, die auch etwas Nachdenken wollen, inszeniert von einem Regisseur, der seine Vorbilder genau studiert hat und sie jetzt mit einem beträchtlichen Gestaltungswillen innerhalb einer Familienaufstellung verarbeitet. Es ist allerdings auch ein Feel-Bad-Film, der im Vergleich zu anderen aktuellen und hochgelobten Horrorfilmen nicht so packend ist, wie er sein könnte.

Und, ja, ich habe um den Plot herumgeschrieben und keine anderen Filme genannt, um keine Hinweise auf den Verlauf und das Ende der Geschichte zu geben. Die entwickelt sich nämlich an mehreren Stellen konträr zu allen Erwartungen.

Darüber können wir dann zum DVD-Start sprechen.

Hereditary – Das Vermächtnis (Hereditary, USA 2018)

Regie: Ari Aster

Drehbuch: Ari Aster

mit Toniy Collette, Gabriel Byrne, Alex Wolff, Milly Shapiro, Ann Dowd

Länge: 128 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Hereditary“

Metacritic über „Hereditary“

Rotten Tomatoes über „Hereditary“

Wikipedia über „Hereditary“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 2. Februar: Der Staatsfeind Nr. 1

Februar 2, 2018

https://youtu.be/llKmTqGv1dQ

RTL II, 20.15

Der Staatsfeind Nr. 1 (USA 1998, Regie: Tony Scott)

Drehbuch: David Marconi

Anwalt Robert Clayton Dean gelangt unwissentlich in den Besitz eines Videos, das den Mord an einem Politiker zeigt. Der Täter, ein hochrangiger Abgeordneter, setzt den ganzen Geheimdienst-Überwachungsapparat ein, um den Zeugen zu beseitigen. Und los geht die Hatz durch die USA.

Spannender, etwas lang geratener Thriller von Produzent Jerry Bruckheimer, der heute aktueller als damals ist. Denn wer geht heute noch ohne Handy vor die Haustür?

mit Will Smith, Gene Hackman, Jon Voight, Lisa Bonet, Regina King, Stuart Wilson, Tom Sizemore, Loren Dean, Barry Pepper, Jack Busey, Scott Caan, Gabriel Byrne

Wiederholung: Samstag, 3. Februar, 02.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Staatsfeind Nr. 1“

Metacritic über „Der Staatsfeind Nr. 1“

Wikipedia über „Der Staatsfeind Nr. 1“ (deutsch, englisch)

Tony Scott in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 30. Januar: Das Ende – Assault on Precinct 13

Januar 30, 2018

Tele 5, 20.15

Das Ende – Assault on Precinct 13 (Assault on Precinct 13, USA/Frankreich 2005)

Regie: Jean-François Richet

Drehbuch: James DeMonaco (nach dem Drehbuch von John Carpenter)

Jahreswende in Detroit: In einem abgelegenem Polizeirevier, das demnächst aufgelöst werden soll, muss wegen eines Schneesturms über die Nacht ein berüchtigter Gangster untergebracht werden. Einige korrupte Polizisten, die verhindern wollen, dass der Gangster redet, wollen ihn umbringen. Sie belagern das Revier. Der Revierleiter nimmt den Kampf auf – und muss dabei auch dem Gefangenen vertrauen.

Fetziges Remake von John Carpenters gleichnamigem Film; wobei John Carpenter die Story auch geklaut hat (und nie ein Geheimnis daraus gemacht hat).

Drehbuchautor James DeMonaco schrieb und inszenierte anschließend die „The Purge“-Filme. Der vierte „The Purge“-Film „The Island“ ist für den 4. Juli 2018 (US-Premiere) angekündigt.

Jean-François Richet inszenierte das aus zwei Kinofilmen bestehende Biopic „Public Enemy No. 1″ über den Verbrecher Jacques Mesrine.

mit Ethan Hawke, Laurence Fishburne, Gabriel Byrne, Maria Bello, John Leguizamo, Brian Dennehy, Kim Coates, Hugh Dillon

Wiederholung: Donnerstag, 1. Februar, 01.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über „Das Ende – Assault on Precinct 13“

Rotten Tomatoes über „Das Ende – Assault on Precinct 13“

Wikipedia über „Das Ende – Assault on Precinct 13“ (deutsch, englisch


TV-Tipp für den 26. Oktober: Das Kino des Ken Loach

Oktober 26, 2016

Arte, 21.55

Das Kino des Ken Loach (Großbritannien 2016, Regie: Louise Osmond)

Drehbuch: Louise Osmond

Spielfilmlange Doku über Ken Loach, das soziale Gewissen des englischen Kinos. Sein neuester, selbstverständlich sehenswerter Film „Ich, Daniel Blake“, der in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet, läuft bei uns am 24. November an. In England hatte er jetzt den besten Kinostart eines Loach-Films.

Davor, um 20.15 Uhr, zeigt Arte sein Sozialdrama „Sweet Sixteen“ (Großbritannien/Deutschland/Spanien 2002).

mit Ken Loach, Tony Garnett, Paul Laverty, Gabriel Byrne, Chris Menges, Alan Parker

Hinweise

Arte über Ken Loach

Wikipedia über Ken Loach (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ken Loachs „Jimmy’s Hall“ (Jimmy’s Hall, Großbritannien/Irland/Frankreich 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: „69 Tage Hoffnung“ für die Bergleute und ihre Familien

Februar 13, 2016

Das Schlussbild beschreibt eigentlich ziemlich genau das Problem von „69 Tage Hoffnung“. Wir sehen, in Schwarzweiß, die 33 echten Minenarbeiter, die 2010 die titelgebenden 69 Tage in der San José Mine in der Nähe von Copiapó in Chile in einer eingestürzten Mine eingeschlossen waren, einträchtig nebeneinander am Strand. Es ist ein harmonisches Familienbild. Und der Film davor setzte ihnen ein Denkmal, das in jedem Fall dazu führt, dass sie nicht vergessen werden und das vielleicht dazu führt, dass sie entschädigt werden. Denn bislang erhielten sie von ihrem Arbeitgeber, der Minengesellschaft Compañía Minera San Esteban Primera, kein Geld. Dabei führte deren Missachtung von Warnungen und Sicherheitsbestimmungen zu dem Grubenunglück am 5. August 2010.
Nach dem Unglück entwickelt sich in Patricia Riggens Film, wie in der Realität, die Geschichte in mehreren Erzählsträngen zwischen den 700 Meter unter der Erde eingeschlossenen 33 Minenarbeitern, ihren Familien, die vor den Toren der Mine in der Zeltstadt Camp Esperanza (Hoffnung) ausharren, den Rettern, die zunächst versuchen herauszufinden, ob überhaupt jemand gegen alle Wahrscheinlichkeit das Unglück überlebte, und der Politik, die sich, durch den Druck der Familien und Medien, dazu bereit erklärt, die Rettungsmaßnahmen tatkräftig zu unterstützen.
Diese Situation hat schon auf den ersten Blick viel dramatisches Potential. Aber dann, und wahrscheinlich kann man „69 Tage Hoffnung“ am besten darüber beschreiben, was er nicht ist, umschiffen die Macher diese Konflikte, weil die Rettungsmaßnahmen nach anfänglichen Problemen gut laufen. Aus der ganzen Welt kommen Bohrexperten, das Geld für die Rettungsmaßnahmen fließt und, nachdem es einen Kontakt zu den Bergarbeitern gibt (die vorher, weil die Bergwerksgesellschaft auch an der Notverpflegung sparte, fast verhungert wären), entwickelt sich der Aufenthalt unter der Erde, was auch an der Organisation der Arbeiter lag, zu einem erstaunlich konfliktfreien Club Med. Gerade das dürfte, wie wir aus jedem Urlaub wissen, nicht der Realität entsprechen, aber die Bergarbeiter und ihre Familien berieten die Filmemacher und natürlich lässt man hier – was für beide Seiten gilt – einiges weg.
Insofern ist „69 Tage Hoffnung“ kein Survival-Drama à la „The Revenant“ oder „Everest“. Es ist auch kein Polit-Thriller, der die Umtriebe der Bergwerksgesellschaft kritisiert. Sie gefährdet für ihren Profit das Leben der Bergarbeiter. Es ist auch keine Darstellung des komplexen Verhältnisses zwischen Staat und Kapital in einem südamerikanischen Staat. Es ist auch keine Medienkritik; das erledigte Billy Wilder schon 1951 mit „Reporter des Satans“ (Ace in the Hole). Außerdem sind in „69 Tage Hoffnung“ die Journalisten viel zu sehr Staffage, die vor allem dazu dient, ab und an, schnell einige für das Verständnis nötige Informationen zu transportieren. So ist Riggens Film eine gut gefilmte, gut gespielte, etwas zu sehr in Richtung glattes Hollywood-Kino gehende Erinnerungspostkarte der Eingeschlossenen und ihrer Familien. Und, als wichtige Nebenfiguren, ihrer Retter.
Aus kommerziellen Gesichtspunkten ist das verständlich. Mit 26 Millionen Dollar Kosten ist es für einen südamerikanischen Film eine große Produktion, die auf den Weltmarkt schielt und mit einer internationalen Besetzung aufwartet. Auch wenn diese Entscheidung „69 Tage Hoffnung“ einiges von seinem dramatischen Potential raubt, das er mit einer Zuspitzung gehabt hätte. Eine Zuspitzung, die in punkto Einspielergebnis ein Risiko gewesen wäre und auch, wie wir es von anderen auf wahren Ereignissen basierenden Filmen kennen, für Diskussionen gesorgt hätte, ob die Geschichte wirklich richtig interpretiert wird.
Gedreht wurde vor Ort und das ist ein eindeutiger Pluspunkt des Films. Die Minenaufnahmen entstanden in Kolumbien in den Minen von Nemocón und Zipaquira; die anderen Aufnahmen entstanden wenige Kilometer vom Unglücksort in Chile in der Atacama Wüste und dieser Realismus trägt natürlich, zwischen all den CGI-Katastrophenfilmen (wie „San Andreas“), zur angenehm altmodischen Qualität des Films bei. Man hofft, auch wenn man sich noch an den Ausgang der Geschichte erinnert, dass die Bergarbeiter überleben. Am 13. Oktober 2010 erblickten sie wieder das Tageslicht. Vor laufenden Kameras, die ihre Bilder in die ganze Welt sendeten.
So ist das betont unkontroverse und traditionell inszenierte Drama, das den zutreffenden deutschen Titel „69 Tage Hoffnung“ hat, nicht so beeindruckend, wie es hätte sein könnte. Es ist halt näher an einer Stadtchronik als an einer Reportage.

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69 Tage Hoffnung (The 33, USA/Chile 2015)
Regie: Patricia Riggen
Drehbuch: Mikko Alanne, Craig Borten, Michael Thomas (nach einer Geschichte von Jose Rivera)
LV: Hector Tobar: The 33: Deep Down Dark – The untold Stories of 33 Men buried in a Chilean Mine, and the Miracle that set them free, 2014
mit Antonio Banderas, Rodrigo Santoro, Juliette Binoche, Gabriel Byrne, James Brolin, Lou Diamond Phillips, Mario Casas, Jacob Vargas, Juan Pablo Raba, Oscar Nuñez
Länge: 127 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Englische Homepage zum Film
Moviepilot über „69 Tage Hoffnung“
Metacritic über „69 Tage Hoffnung“
Rotten Tomatoes über „69 Tage Hoffnung“
Wikipedia über „69 Tage Hoffnung“ (deutsch, englisch) und das Unglück (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 11. Februar: Hanna K.

Februar 11, 2016

Arte, 22.50
Hanna K. (Frankreich/Israel 1983, Regie: Constantin Costa-Gavras)
Drehbuch: Franco Solinas, Constantin Costa-Gavras
Die israelische Anwältin Hanna Kaufman soll den illegal ins Land gekommenen, unter Terrorverdacht stehenden Palästinenser Selim Bakri verteidigen. Er behauptet allerdings, keinen Anschlag geplant zu haben, sondern er will nur das illegal beschlagnahmte Haus seiner Eltern wieder haben. Hanna fragt sich, ob Selim die Wahrheit sagt.
Die deutsche Premiere erlebte „Hanna K.“ am 12. Oktober 1990 in der ARD und der „Fischer Film Almanach“ schrieb damals: „In der emotionalen Betroffenheit unabhängiger Frauen (…) werden politische und gesellschaftliche Probleme in allen Facetten ihrer Widersprüchlichkeit greifbar. Im Engagement der Protagonistinnen treffen sich die Argumente aller beteiligten Parteien. Ihr Entscheidungskonflikt zwingt auch den Zuschauer zu Identifikation und Stellungnahme.“
Das Lexikon des internationalen Films meint: „Melodram vor dem Hintergrund der oft tabuisierten israelischen Besiedlungspolitik, in dessen Verlauf das Private das Politische überlagert. Eindrücklich und ohne Klischees werden die Probleme einer Frau gezeigt, die versucht, gegen gesellschaftliche Normen und die Widerstände der offiziellen Politik ihren eigenen Weg zu gehen.“
Costa-Gavras zeigte in einem Film erstmals die palästinensische Seite des Konflikts, viele Kritiker warfen ihm sofort eine Anti-israelische Haltung vor, in den USA wurde der Film kaum besprochen und er verschwand dort und in anderen Ländern rasend schnell aus den Kinos. In die deutschen Kinos kam er überhaupt nicht. Da scheint Costa-Gavras einige Jahre zu früh gewesen zu sein.
mit Jill Clayburgh, Jean Yanne, Gabriel Byrne, Mohammed Bakri, David Clennon
Hinweise
Arte über die Costa-Gavras-Filmreihe
Rotten Tomatoes über „Hanna K.“
Wikipedia über „Hanna K.“ (englisch, französisch)


TV-Tipp für den 1. Januar: Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Dezember 31, 2015

Eins Plus, 20.15 (VPS 20.14)
Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Deutschland/Dänemark/Schweden 1996, Regie: Bille August)
Drehbuch: Ann Biderman
LV: Peter Høeg: Frøken Smillas fornemmelse for sne, 1992 (Fräulein Smillas Gespür für Schnee)
Für die Polizei ist der Tod des kleinen Jungen ein tragischer Unfall. Für Fräulein Smilla ist es Mord. Die Suche nach dem Mörder führt sie in die Arktis.
Erstklassig besetzte, eher durchschnittliche Literaturverfilmung. Ist halt Qualitätskino ohne Ecken und Kanten.
Mit Julia Ormond, Gabriel Byrne, Richard Harris, Vanessa Redgrave, Robert Loggia, Mario Adorf
Hinweise
Rotten Tomatoes über „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“
Wikipedia über „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 22. Mai: Der Staatsfeind Nr. 1

Mai 22, 2015

https://www.youtube.com/watch?v=llKmTqGv1dQ

Pro Sieben, 20.15

Der Staatsfeind Nr. 1 (USA 1998, Regie: Tony Scott)

Drehbuch: David Marconi

Anwalt Robert Clayton Dean gelangt unwissentlich in den Besitz eines Videos, das den Mord an einem Politiker zeigt. Der Täter, ein hochrangiger Abgeordneter, setzt den ganzen Geheimdienst-Überwachungsapparat ein, um den Zeugen zu beseitigen. Und los geht die Hatz durch die USA.

Spannender, etwas lang geratener Thriller von Produzent Jerry Bruckheimer, der heute aktueller als damals ist. Denn wer geht heute noch ohne Handy vor die Haustür?

mit Will Smith, Gene Hackman, Jon Voight, Lisa Bonet, Regina King, Stuart Wilson, Tom Sizemore, Loren Dean, Barry Pepper, Jack Busey, Scott Caan, Gabriel Byrne

Wiederholung: Sonntag, 24. Mai, 15.05 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Staatsfeind Nr. 1“

Metacritic über „Der Staatsfeind Nr. 1“

Wikipedia über „Der Staatsfeind Nr. 1“ (deutsch, englisch)

Tony Scott in der Kriminalakte