Als Osgood Perkins 2023 wegen des monatelangen Hollywood-Arbeitsstreiks die Arbeit an seiner Stephen-King-Verfilmung „The Monkey“ ruhen lassen musste, suchte er nach einem Projekt, das er schnell und unter den gültigen Streik-Richtlinien realisieren konnte.
Dieses Projekt war „Keeper“. Perkins drehte, nach einem Buch von Nick Lepard, den minimalistischen Zwei-Personen-Horrorfilm in Kanada mit Tatiana Maslany („Orphan Black“) und Rossif Sutherland (Sohn von Donald Sutherland, u. a. „Possessor“ und die TV-Serie „Murder in a small town“) in den Hauptrollen.
Sie spielen die Malerin Liz und den Arzt Malcolm. Die beiden wollen ein gemeinsames Wochende in einer abgelegenen und ziemlich noblen, der Familie gehörenden Hütte verbringen. Der einzige Nachbar in Sichtweite ist Malcolms nerviger Cousin, der sie aber, so versichert er Liz, in Ruhe lassen werde.
Schon während der Fahrt zur Hütte deutet Perkins an, dass etwas Unheimliches im Wald lebt und sie beoachtet. Und spätestens wenn das Liebespaar die Haustür öffnet, können Horrorfans die weitere, sich auf das Paar konzentrierende und weitgehend in der Hütte spielende Geschichte vorausformulieren und wahrscheinlich zutreffende Vermutungen über das Wesen im Wald anstellen.
Das Zwei-Personenstück ist ein sanfter psychologischer Horrorfilm. In seiner Inszenierung betont Perkins durchgehend ein Gefühl, dass Liz und Malcolm beobachtet werden. Dabei sät er in einigen wenigen Momenten Zweifel an diesem Wesen im Wald. Er deutet dann an, dass Liz sich alles einbilden könnte, dass sie an Wahnvorstellungen leidet und psychisch sehr labil ist. Dies wird besonders deutlich, wenn Malcolm sie für einige Stunden allein lassen muss, weil er zu einem Notfall in die Klinik gerufen wird. Schon vor der Abfahrt ist er ungewöhnlich besorgt und sie erleidet in dieser Zeit einen Nervenzusammenbruch.
Aber letztendlich ist klar, wie die Geschichte enden wird. Und weil, wie auch in anderen psychologischen Horrorfilmen und Folk-Horrorfilmen, die Enthüllung über das Wesen der Bedrohung auf das Filmende verschoben wird, besteht die Filmgeschichte über neunzig Minuten in unheilvollen Andeutungen und bedeutungsschwangerem Geraune. Mehr passiert nicht in dieser sich auf die Inszenierung konzentrierenden Fingerübung.
Immerhin endet die klassische Horrorgeschichte, die mit einem überschaubarem Budget, wenigen Drehorten und wenigen Schauspielern realisiert werden konnte, mit einer kleinen, etwas arg elliptisch herbeigeführten Überraschung. Trotzdem hätte „Keeper“ besser als „Twilight Zone“-Episode funktioniert.
Keeper(Keeper, USA 2025)
Regie: Osgood Perkins
Drehbuch: Nick Lepard
mit Tatiana Maslany, Rossif Sutherland, Birkett Turton, Eden Weiss
Zuerst ist er für die Zwillingsbrüder Hal und Bill nur ein seltsam aussehendes Spielzeug. Ein breit grinsender Zirkusaffe, der, wenn er aufgezogen wird, die kleinen Blechbecken, die er in seinen Händen hält, zusammenschlägt. Aber dann bemerken sie, dass jedes Mal, wenn der Affe die Zimbel zusammenschlägt, jemand stirbt, den sie kennen.
Also werfen sie, nach mehreren Todesfällen, den Affen in einen tiefen, im Wald hinter ihrem Haus liegenden und seit Ewigkeiten nicht mehr benutzten Brunnen und vergessen ihn.
25 Jahre später ist der Affe wieder da und das Morden beginnt von neuem.
Osgood Perkins neuer Horrorfilm basiert auf einer 1980 von Stephen King geschriebenen Kurzgeschichte, die er auf Spielfilmlänge ausbaute. Er behält selbstverständlich die Grundidee von dem dämonisch bessessenem Gegenstand, einem Spielzeug, einer Puppe oder in diesem Fall einem Zirkusaffen, bei. Er steigt tiefer in die Geschichte der Familie von Bill und Hal ein, verändert dabei auch einiges – so sind Bill und Hall bei King Brüder, bei Perkins Zwillingsbrüder – und er zeigt die Todesfälle genauer. Was bei King in einem Satz gesagt wird, ist bei Perkins ein in seinen blutig-grotesken Details gezeigter tödlicher Unfall. Und es gibt viele dieser Unfälle, die beim geneigten Horrorfilmfan für Entzücken sorgen.
Außerdem, und das ist die größte Veränderung, veränderte er das Finale zu einem grotesk überzeichnetem Weltuntergangsszenario, das jede Glaubwürdigkeit und Plausibilität grimmig ignoriert.
Andere Veränderungen sind vernachlässigbar. „Longlegs“-Regisseur Perkins erzählt die Geschichte, im Gegensatz zu King, chronologisch. Er verlegte sie im ersten Teil in die neunziger Jahre und im zweiten Teil in die Gegenwart. Die von ihm gezeichnete Welt verströmt dabei immer das Patina abgeranzter Provinz-Siebziger-Jahre, als dort noch voller Stolz die Mode der fünfziger Jahre getragen wurde. Das verleiht seinem Film eine heimelige Zeitlosigkeit.
Wer vom neuen Film des „Longlegs“-Regisseurs mehr als eine Reihe schwarzhumorig-blutig inszenierter tödlicher Unfälle erwartet, wird enttäuscht werden. Sicher, die Schauspieler sind gut, und sie haben auch einige gute Szenen, die Ausstattung ist stilecht und das Spiel mit der im Verlauf des Films zwischen den Brüdern wechselnden Erzählerstimme zeigt, dass er sich einige Gedanken über die Geschichte machte, aber noch mehr Hirnschmalz investierte er in die Inszenierung der Todesfälle.
The Monkey (The Monkey, USA/Großbritannien 2025)
Regie: Osgood Perkins
Drehbuch: Osgood Perkins
LV: Stephen King: The Monkey, 1980 (Der Affe, Kurzgeschichte, enthalten in „Blut – Skeleton Crew“)
mit Theo James, Christian Convery, Tatiana Maslany, Colin O’Brien, Rohan Campbell, Sarah Levy, Adam Scott, Elijah Wood, Osgood Perkins, Danica Dreyer, Laura Mennell, Nicco Del Rio
Länge: 98 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Die Vorlage
„Der Affe“ (The Monkey) ist eine Kurzgeschichte aus Stephen Kings zweiter Sammlung von Kurzgeschichten. „Skeleton Crew“ erschien in den USA 1985. In Deutschland erschienen die 22 Kurzgeschichten zuerst getrennt in „Im Morgengrauen“, „Der Gesang der Toten“ und „Der Formit“.
Das in der aktuell erhältlichen Heyne-Ausgabe gut neunhundert Seiten dicke Buch enthält alle Geschichten:
Der Nebel (The Mist, 1980 – verfilmt 2007 von Frank Darabont als „Der Nebel“ [The Mist])
Hier Seyen Tiger (Here there be Tygers, 1968)
Der Affe (The Monkey, 1980 – verfilmt 2025 von Osgood Perkins als „The Monkey“ [The Monkey])
Kains Aufbegehren (Cain rose up, 1968)
Mrs. Todds Abkürzung (Todd’s Shortcut, 1984)
Der Jaunt (The Jaunt, 1981)
Der Hochzeitsempfang (The Wedding Gig, 1980)
Paranoid: Ein Gesang (Paranoid: A Chant, 1985)
Das Floss (The Raft, 1982)
Textcomputer der Götter (Word Processor of the Gods, 1983)
Der Mann, der niemand die Hand geben wollte (The Man who wold not shake Hands, 1982)
Dünenwelt (Beachworld, 1985)
Das Bildnis des Sensenmanns (The Reaper’s Image, 1969)
Nona (Nona, 1978)
Für Owen (For Owen, 1985)
Überlebenstyp (Survivor Type, 1982)
Onkel Ottos Lastwagen (Uncle Otto’s Truck, 1983)
Morgenlieferung (Morning Deliveries, 1985)
Große Räder: Eine Geschichte aus dem Wäschereigeschäft (Big Wheels: A Tale of the Laundry Game, 1982)
Omi (Gramma, 1984)
Die Ballade von der flexiblen Kugel (The Ballad of the Flexible Bullett, 1984)
Die Meerenge (The Beach, 1981)
Weggelassen habe ich die TV- und One-Dollar-Baby-Adaptionen.
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Stephen King: Blut – Skeleton Crew
(übersetzt von Joachim Körber, Alexandra von Reinhardt, Monika Hahn und Martin Bliesser)
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Den Abschluss der kleinen Reihe von Filmen, die in den vergangenen Wochen in unseren Kinos anliefen („Aquaman“, „Der verlorene Sohn“, „Mein Bester & Ich“) und in denen Nicole Kidman ihre schauspielerische Bandbreite zeigt, endet mit „Destroyer“.
Der harte Neo-Noir-Cop-Thriller verlangt ihr in puncto Aussehen das Meiste ab. Denn bei den in der Gegenwart spielenden Teilen ist sie auch auf den zweiten und dritten Blick kaum zu erkennen. Sie ist ein klappriges Alkoholwrack, das seit Jahren nur noch mit der Hilfe von Drogen den Tag überlebt. Als Mutter und Kollegin ist Erin Bell die Totalkatastrophe, die den „Bad Lieutenant“ (egal ob in der Version von Abel Ferrara oder Werner Herzog) zum Mitarbeiter des Monats macht.
Als junge FBI-Agentin war Erin Bell Teil eines gefährlichen Undercover-Einsatz gegen Silas und seine skrupellose Bankräuberbande. Der Einsatz ging schief. Wie und warum verrät der Neo-Noir erst gegen Ende.
Siebzehn Jahre später kehrt Silas zurück nach Los Angeles. Er raubt weiterhin Banken aus und es können alte Rechnungen beglichen werden. Aber zuerst muss LAPD Detective Bell Silas finden. Und wie es sich für einen harten Cop gehört, geht Bell nicht zimperlich vor.
Viel mehr kann über Karyn Kusamas „Destroyer“ nicht verraten werden, ohne den gesamten Film zu spoilern. Denn sie erzählt die letztendlich sehr einfache Geschichte durchgehend und in jeder Beziehung fragmentarisch. Das entspricht der Wahrnehmung eines Drogensüchtigen.
Gleichzeitig ist es schwer, sich mit Bell zu identifizieren. Nicht weil sie drogensüchtig und konsequent unhöflich ist, sondern weil ihre Handlungsmotive teilweise bis zum Ende rätselhaft bleiben. So werden die Ereignisse der siebzehn Jahre zurückliegenden Undercover-Operation, die auch der Beginn ihrer Suchtbiographie ist, erst langsam enthüllt. Das ganze Bild hat man erst am Ende. Und erst in der letzten Minute weiß man, wie die verschiedenen Zeitebenen zusammenhängen. Das ist, wenn man Filme gerne mit einem Notizblock ansieht, interessant. Aber emotional involviert ist man nicht. Jedenfalls nicht in diesem Fall.
Dazu kommen im Rahmen des sich realistisch gebenden Noirs hoffnungslos unrealistische Szenen. Zum Beispiel beobachtet Bell bei einer Observation einen Banküberfall. Anstatt auf das Spezialeinsatzkommando zu warten, stürmt sie mit einer Maschinenpistole im Arm und zwei zufällig anwesenden Streifenpolizisten im Schlepptau in die Bank und beginnt eine Schießerei, die eindeutig von „Heat“ inspiriert ist. Menschen sterben. Panik bricht aus. Und sie befördert am helllichten Tag auf einem gut einsehbarem Parkplatz mitten in der Stadt einen der Bankräuber in den Kofferraum ihres Autos. Später im Film wird diese Schießerei und ihre Entführung (Verhaftung kann es nicht genannt werden) nicht einmal erwähnt. Es ist, als habe es den Schusswechsel und die zahlreichen Toten niemals gegeben.
Karyn Kusama, die nach ihren Spielfilmen „Girlfight“, „Æon Flux“ und „Jennifer’s Body“ in den vergangenen Jahren vor allem Episoden für Serien wie „Chicago Fire“, „Halt and Catch Fire“, „The Man in the High Castle“ und „Billions“ inszenierte, ist durch diese TV-Arbeiten den schnellen, effektiven Dreh mit einem überschaubarem Budget gewohnt. Auch bei „Destroyer“ war das Budget mit neun Millionen Dollar überschaubar. Aber dem an ausschließlich an Originalschauplätzen in Los Angeles gedrehtem Film sieht man das niedrige Budget nicht an.
Die Bilder und vor allem Nicole Kidman überzeugen. Sie hält den Film zusammen. Sie ist unbestritten das Zentrum des Films, der seine altbekannte Geschichte viel zu umständlich erzählt.
Destroyer (Destroyer, USA 2018)
Regie: Karyn Kusama
Drehbuch: Phil Hay, Matt Manfredi
mit Nicole Kidman, Toby Kebbell, Tatiana Maslany, Sebastian Stan, Scott McNairy, Bradley Whitford, Toby Huss, James Jordan, Beau Knapp, Bradley Whitford
Länge: 122 Minuten
FSK: ab 12 Jahre (hätte eher mit FSK-16 gerechnet)
Als Sarah Manning vor fünf Jahren auf einem Bahnsteig den Suizid einer Frau beobachtete, klaute sie anschließend die Tasche der Toten. Sie will die Identität der Toten, die wie ihr Zwilling aussieht,annehmen und sich so aus ihrer desaströsen finanziellen Lage zu retten.
Das war der Auftakt zu der von John Fawcett und Graeme Manson erfundenen und, abgesehen von der zerfaserten dritten Staffel, durchgehend auf hohem Niveau erzählten Science-Fiction-Serie, „Orphan Black – Ein Klon ist niemals allein“, die jetzt mit der fünften Staffel ihren würdigen und spannenden Abschluss findet.
Schnell fand Sarah Manning heraus, dass sie Teil eines Klon-Experiments ist, dass es noch weitere identische Klone gibt (die alles von Tatiana Maslany gespielt werden), dass dahinter der Konzern Dyad steckt und dass dieser über gute Kontakte zur Regierung, zur Polizei und zum Militär verfügt. Es gibt sogar eine Versuchsreihe mit männlichen Klonen, die hochgezüchtete Soldaten waren. Dieser Erzählstrang mit den männlichen Klonen in der dritten Staffel führte allerdings ins Nichts und wurde schnell fast vollständig fallengelassen.
Zusammen mit ihren Klon-Schwestern, ihrer Pflegemutter Mrs. S., die als Mitglied der „Birdwatchers“-Freiheitskämpfer immer noch über gute Kontakte zu einem Untergrund-Netzwerk verfügt, ihrem Pflegebruder Felix und einigen Freunden und Vertrauten, wie dem Polizisten Art Bell, versucht Sarah Manning in der SF-Serie herauszufinden, wer sie warum gemacht hat. Und sie kämpft um ihr Leben und ihre Identität. Denn wie kann sie eine eigenständige Person sein, wenn sie nur der identische Klon eines andere Klons ist?
Am Ende der vierten Staffel waren Sarah und Cosima (ihre Wissenschaftler-Klonschwester) auf einer malerischen Insel, auf der Percival Westmoreland leben soll. Sarah war schwer verletzt.
Westmoreland, der Gründer des Neolutionismus, hat, wie wir in der fünften Staffel erfahren, auf der Insel sein Reich errichtet. Wie Dr. Moreau experimentiert er an und mit Menschen. Er hat eine treue Gefolgschaft, die zu ihm auf die Insel gekommen sind. Sie wollen, wie er, ewig leben.
Die fünfte „Orphan Black“-Staffel schließt unmittelbar an die vierte Staffel an und bringt die Geschichte zu einem befriedigendem Ende. Auch wenn die große Verschwörung am Ende erstaunlich leicht aufgedeckt und die Verantwortlichen besiegt werden können. Und die Öffentlichkeit sich danach, was ich für sehr unglaubwürdig halte, nicht für die Klonschwestern und -brüder und die illegalen Klonexperimente von Westmoreland und dem Dyad-Konzern zu interessieren scheint.
Gelungen ist die Idee der Macher, in dieser Staffel in mehreren Episoden einzelne Klone und für die Serie wichtige Charaktere in den Mittelpunkt zu stellen. In diesen Episodengeschichte und den Rückblenden sehen wir, wie sehr sie sich in den vergangenen Staffeln veränderten und was für sie jetzt auf dem Spiel steht.
Durch diese Entscheidung steuert die finale Staffel nicht gradlinig auf das Finale zu, sondern sie nimmt sich viel Zeit und lässt einen noch einmal in die unterschiedlichen Welten der verschiedenen Charaktere eintauchen. Damit ist diese Staffel immer wieder sehr kontemplativ.
Zu dieser Stimmung passt auch die Entscheidung der Macher, die Serie nicht mit einer großen Konfrontation, einem Kampf, bei dem kein Stein mehr auf dem anderen bleibt, sondern mit einem langen gemeinsamen Abhängen der Klone und ihrer Familie im Garten von Soccer-Mum Alison Hendrix (die inzwischen auch etwas lockerer geworden ist), zu beenden. In dem Moment kann Tatiana Maslany in einer Szene in einem halben Dutzend Rollen brillieren.
Das Bonusmaterial der DVD besteht aus fünf Featurettes, die insgesamt gut siebzig Minuten dauern und sehr informativ auf die Hintergründe zu bestimmten Episoden eingehen. Mal sind es technische Fragen (wie die Szene, in der zwei Klone in einer ungeschnittenen Szene ihre Kleider tauschen), meistens werden aber bestimmte Aspekte der Geschichte erklärt. Und mehr kann ich über die Featurettes ohne massive Plot-Spoiler nicht sagen. Deshalb sollte das Bonusmaterial auch erst nach dem Genuss der Serie angesehen werden.
Orphan Black: Ein Klon ist niemals allein – Staffel 5 (Orphan Black, Kanada 2017
Regie: John Fawcett, David Wellington, Helen Shaver, Grant Harvey, David Frazee, Aaron Morton
Drehbuch: Graeme Manson, Jeremy Boxen, Alex Levine, Greg Nelson, Jenn Engels, David Bezmozgis, René St. Cyr, Aisha Porter-Christie
Erfinder: John Fawcett, Graeme Manson
Mit Tatiana Maslany (Sarah Manning/Alison Hendrix/Cosima Niehaus/Rachel Duncan/Helena), Jordan Gavaris (Felix ‚Fee‘ Dawkins), Kevin Hanchard (Detective Art Bell), Evelyne Brochu (Delphine Cormier), Maria Doyle Kennedy (Siobhán Sadler, aka Mrs. S), Ari Millen (Ira Blair), Skyler Wexler (Kira Manning), Kristian Bruun (Donnie Hendrix), James Frain (Ferdinand Chevalier), Rosemary Dunsmore (Susan Duncan), Lauren Hammersley (Adele), Josh Vokey (Scott Smith), Cynthia Galant (Junge Rachel Duncan/Charlotte Bowles), Matt Frewer (Dr. Aldous Leekie), Rosemary Dunsmore (Susan Duncan), Kyra Harper (Virginia Coady), Stephen McHattie (Percival ‚P. T.‘ Westmoreland/John Paterick Mathieson), Elyse Levesque (Detective Maddy Enger)
–
DVD
Polyband
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch)
Bonusmaterial (67 Minuten): Island of lost souls, The epic clone shot, Clone-centric, The Beginning of the End, Out of the Black
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
TV-Premiere. Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Jeder glaubt, dass er einzigartig sei. Aber ein Blick in verschiedene Statistiken zeigt, dass man dann doch nicht so einzigartig ist. Es kann auch passieren, dass man in einer Menschenmenge jemand sieht, der einem auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sieht. Normalerweise ist das kein großes Drama.
Für Sarah Manning ist die erste Begegnung mit ihrem ‚Zwilling‘ schon unangenehmer. Denn ihr ‚Zwilling‘ springt vor einen fahrenden Zug.
In der ersten Staffel der grandiosen Science-Fiction-TV-Serie „Orphan Black“ nahm die Teilzeit-Mutter, Betrügerin und kleine Drogenhändlerin Sarah Manning dann, in der Hoffnung auf etwas Geld, die Identität der Toten an. Schnell erfuhr sie, dass die tote Polizistin ihr nicht zufällig zum Verwechseln ähnlich sah. Sie ist ein Klon und es gibt noch über zwei Dutzend Klone von ihr, die irgendwo auf der Welt herumlaufen. Mit einigen ihrer Klonschwestern will sie herausfinden, wer sie warum erzeugte und jetzt töten will.
Inzwischen ist die vierte Staffel der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten BBC-America-Serie auf DVD erschienen. Sie beginnt mit einer fast die gesamte erste Folge einnehmenden Rückblende, in der wir mehr über die Ereignisse erfahren, die zum Suizid der Kriminalpolizistin Beth Childs führten. Dieser Plot wird in der vierten Staffel immer wieder aufgenommen, während im Hauptplot Sarah versucht herauszufinden, was die Neolution plant. Sie experimentiert inzwischen mit biotechnischen Implantate und leitet eine Geburtsklinik, die einwandfreie Babys garantiert.
Nach der hoffnungslos vergurkten dritten Staffel, die in ihren zahllosen Subplots ertrank, ohne den Hauptplot erkennbar zu befruchten, haben die „Orphan Black“-Macher sich jetzt wieder auf die Sarah-Klone konzentriert. Die männlichen Castor-Klone, die Teil eines geheimen Militärprojektes waren/sind, wurden ersatzlos aus der Geschichte gestrichen. Nur ein Castor-Klon, der nie Teil des Militärprojekts war, ist Teil der Geschichte der vierten Staffel. Er pflegt auf einer Insel Sarahs skrupellose Klonschwester Rachel, die sich langsam von ihren Verletzungen erholt und eine wichtige Position bei den Neolutionisten übernehmen möchte.
Die vierte Staffel konzentriert sich – und das ist gut so – auf Machtkämpfe innerhalb der Neolution, den damit zusammenhängenden geheimen Forschungen und, auf der Seite von Sarah und ihren Klon-Schwestern, auf ihre Versuche, mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden und die Angriffe der Neolution zu überleben. Die hat anscheinend überall Verbündete.
Auch durch die Rückblenden tauchen in der vierten Staffel viele altbekannte, teils schon verstorbene Charaktere, wie Dyad-Chef und bekennender Neolutionist Aldous Leekie, wieder auf.
Im Mittelpunkt der Serie steht immer und in fast jeder Szene Hauptdarstellerin Tatiana Maslany, die alle weiblichen Klone spielt; teilweise in der gleichen Szene. Mit ihrem facettenreichen Spiel (und Kleidung und Frisur) porträtiert sie die verschiedenen Klone so unterschiedlich, dass man sie nicht miteinander verwechselt und sie immer als individuelle Charaktere begreift. Das gilt natürlich auch für die neuen Sarah-Klone.
Die Serie selbst entwickelt in der vierten, teils sehr elliptisch erzählten Staffel wieder den Sog, den man aus den ersten beiden Staffeln kennt, in denen sich die Geschichte unerbittlich fortbewegte. Deshalb sollte man sich vor der vierten Staffel auch die erste und zweite Staffel ansehen. Die dritte Staffel, so meine derzeitige Meinung, kann man dagegen getrost ignorieren.
Die finale fünfte, wieder aus zehn Episoden bestehende Staffel wird in Kanada und den USA ab dem 10. Juni 2017 ausgestrahlt. Ein deutscher Sendetermin steht noch nicht fest.
Das Bonusmaterial ist dieses Mal mit einer Stunde Laufzeit deutlich umfangreicher als bei den vorherigen Staffeln ausgefallen. Es ist, mit ganz wenigen Überschneidungen (insgesamt zwei, drei Minuten), unterteilt in drei längere Features und zehn kurze Featurettes, in den über bestimmte Details jeder Episode gesprochen wird und in denen wichtige Details der Handlung verraten werden.
Orphan Black – Ein Klon ist niemals allein: Staffel 4 (Orphan Black, Kanada 2016)
Regie: John Fawcett, Ken Girotti, Peter Stebbins, David Wellington, Grant Harvey, David Frazee, Aaron Morton
Drehbuch: Graeme Manson, Russ Cochrane, Aubrey Nealon, Alex Levine, Kate Melville, Chris Roberts, Nikolijne Troubetzkoy, Peter Mohan
Erfinder: John Fawcett, Graeme Manson
Mit Tatiana Maslany (Sarah Manning/Alison Hendrix/Cosima Niehaus/Rachel Duncan/Helena/Elizabeth ‚Beth‘ Childs/Krystal Goderitch/Veera ‚M. K.‘ Suominen), Dylan Bruce (Paul Dierden), Jordan Gavaris (Felix Dawkins), Kevin Hanchard (Detective Art Bell), Evelyne Brochu (Delphine Cormier), Maria Doyle Kennedy (Mrs. S), Ari Millen (Ira), Skyler Wexler (Kira Manning), Kristian Bruun (Donnie Hendrix), James Frain (Ferdinand Chevalier), Rosemary Dunsmore (Susan Duncan), Lauren Hammersley (Adele), Alison Steadman (Kendall Malone), Jessalyn Wanlin (Evie Cho), Gord Rand (Detective Duko), Matt Frewer (Dr. Aldous Leekie)
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DVD
Polyband
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bonusmaterial (60 Minuten): Back to the Beginning, Body Horror, Closer Looks
Wem gehört das Bild „Adele Bloch-Bauer I“ (auch „Goldene Adele“) von Gustav Klimt? Viele Jahre war es in Wien in der Österreichischen Galerie Belvedere ausgestellt. 1998 behauptete eine alte, in Kalifornien lebende Dame, die rechtmäßige Besitzerin des Gemäldes zu sein. Die 1916 geborene Maria Altmann war während der Nazi-Diktatur mit ihrem Mann Fritz Altmann, einem Opernsänger, aus Wien in die USA geflüchtet.
Als ihre Schwester stirbt, findet sie in ihren Briefen Hinweise, dass ihr, neben weiteren Klimt-Werken, das Bild, ein Porträt ihrer über alles geliebten Tante Adele, gehört.
Zusammen mit dem jungen Anwalt Randy Schoenberg (ein Enkel von Arnold Schönberg) nimmt sie den Kampf auf. Dabei will er, weil er gerade am Anfang einer Karriere als Anwalt in einer großen Kanzlei steht, mit dieser alten und auf den ersten Blick hoffnungslosen Geschichte nichts zu tun haben. Dennoch verbeißt er sich zunehmend in den Fall; ohne zu ahnen, dass er über mehrere Jahre und durch alle Instanzen und mit allen juristischen Finessen um die Rückgabe der Kunstwerke an ihre rechtmäßige Besitzerin kämpfen muss. Denn der österreichische Staat spekuliert in einer perfiden Hinhaltetaktik auf den Tod der betagten Klägerin. Immerhin geht es für Österreich nicht nur um ein wichtiges Werk von Klimt, sondern auch um eine Ikone der österreichischen Identität und die gibt man nicht so einfach weg in die Hände einer im Ausland lebenden Privatperson.
Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ erzählt diese wahre Geschichte als David-gegen-Goliath-Kampf, in dem die Rollen entsprechend klar verteilt sind. Mit den elegant in die Erzählung eingefügten Rückblenden verleiht er der Geschichte eine zusätzliche emotionale Dimension. So erfahren wir, welche Erinnerungen Maria Altmann an dieses Bild hat, wie wohlhabend sie als Tochter einer kunstinteressierten Großbürgertumfamilie war und wie begeistert die Österreicher sich Hitler-Deutschland anschlossen und bei der Unterdrückung und Verfolgung der Juden mitmachten.
Vor diesem historischen Hintergrund wird die Politik Östereichs, die in der Öffentlichkeit vollmundig behauptete, Raubkunst ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben, noch unmoralischer. Denn Österreich will aus rein egoistischen Motiven so ein wertvolles und identitätsstiftendes Gemälde keinesfalls ihrer Besitzerin zurückgeben, von der ein sehr altruistisches Bild gezeichnet wird.
Getragen wird der Film von den vielen guten, teilweise nur in kleinen Rollen auftretenden Schauspielern. Im Zentrum stehen dabei die beidne Hauptdarsteller: Ryan Reynolds als junger, pausbäckiger Anwalt und Helen Mirren als resolute alte Dame, die ihn zurecht weist und ihm auch schon einmal ungefragt die Brille putzt, wenn sie nach ihrer Ansicht schmutzig ist.
Das ist gutes, gefällig inszeniertes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen. Allerdings ist „Die Frau in Gold“ auch, in bester Hollywood-Tradition, immer einen Tick zu eindeutig und damit ist die Geschichte zu fein säuberlich in Gut und Böse getrennt.
P. S.: Ich empfehle die Originalfassung. In ihr wird deutsch (bei den in der Vergangenheit in Wien spielenden Teilen) und englisch (fast durchgängig bei den in der Gegenwart spielenden Teilen) gesprochen. Diese Zweisprachigkeit macht die Geschichte authentischer.
P. P. S.: Ja, es wurden einige Details geändert. „Die Frau in Gold“ ist ein Spielfilm, der von der BBC-Dokumentation „Stealing Klimt“ inspiriert ist.
Am Ende der ersten Staffel der Science-Fiction-Serie „Orphan Black“ verschwanden Sarah Mannings Tochter Kira und ihre Pflegemutter, Mrs. S, spurlos.
Die zweite Staffel beginnt wenige Sekunden später und, nachdem die erste Staffel öfter etwas ziellos vor sich hin plätscherte, thrillt die zweite Staffel von der ersten Sekunde an. Sarah Manning ist – für alle, die die erste Staffel nicht gesehen oder meine Besprechung nicht gelesen haben – ein Klon. Das erfährt sie zufällig, als sie auf einem Bahnsteig einen Suizid beobachtet, die Tasche ihrer Doppelgängerin klaut und deren Identität annimmt. Kurz darauf trifft sie auf eine weitere Doppelgängerin und, ehe sie komplett den Überblick über ihre Zwillinge verliert, erfährt sie von einer der Doppelgängerinnen, dass sie alle Klone sind und in verschiedenen Städten auf verschiedenen Kontinenten leben. Eigentlich hätten sie sich niemals begegnen dürfen. Sie wollen jetzt herausfinden, wer ihr Erzeuger ist und warum sie geklont wurden. Es gibt einige Hinweise, die alle zum Dyad-Konzern und Doktor Leekie führen.
Diese Hinweise werden in der zweiten Staffel konkreter, es gibt einige überraschende Enthüllungen, Sarah Manning trifft auch auf ihren Erzeuger und sie und ihre geklonten Schwestern müssen sich mit einer christlichen Sekte herumschlagen, während die Hintergründe, inklusive den Verwicklungen zwischen privater Wirtschaft und Militär, immer komplexer werden.
Und weil Klone gleich aussehen, werden sie alle von Tatiana Maslany gespielt, die hier eindrücklich ihr Können zeigt. Nicht nur, dass es immer wieder Szenen gibt, in denen die Klone im gleichen Raum miteinander diskutieren, was dann schon einmal ein halbes Dutzend Frauen sind. Das ist vor allem eine logistische Herausforderung beim Dreh. Viel beeindruckender ist, wie Maslany die verschiedenen Klone spielt. Sie sind sofort klar unterscheidbare, glaubwürdige Charaktere, die man nie miteinander verwechselt: die Straßengöre, die Vorstadtmutter, die Wissenschaftlerin, die Psychopathin und neue Klone, wie die eiskalte Geschäftsfrau und der Transgender-Klon. Und sicher habe ich jetzt einige von ihr gespielte Klone vergessen.
Nachdem die erste Staffel öfters seltsam ziellos vor sich hin plätscherte, haben die Macher in der zweiten Staffel ihren Rhythmus gefunden, in dem sie vor allem auf Thriller-Spannung setzen und pausenlos zwischen den verschiedenen Handlungssträngen (vulgo Klonen) hin und her wechseln und jeder Klon vor der Frage steht, wem sie vertrauen kann. Das führt dann zu einigen grandiosen Wendungen, die hier nicht verraten werden.
Jedenfalls machen sie neugierig auf die dritte „Orphan Black“-Staffel, die in Kanada und den USA am 18. April anläuft.
Orphan Black – Ein Klon ist niemals allein: Staffel 2 (Orphan Black, Kanada 2014)
Regie: John Fawcett, T. J. Scott, David Frazee, Helen Shaver, Brett Sullivan, Ken Girotti
Drehbuch: Graeme Manson, Karen Walton, Alex Levine, Russ Cochrane, Tony Elliott, Chris Roberts, Aubrey Nealon
Erfinder: John Fawcett, Graeme Manson
Mit Tatiana Maslany (Sarah Manning/Alison Hendrix/Cosima Niehaus/Rachel Duncan/Helena), Dylan Bruce (Paul Dierden), Jordan Gavaris (Felix Dawkins), Kevin Hanchard (Detective Art Bell), Evelyne Brochu (Delphine Cormier), Maria Doyle Kennedy (Mrs. S), Matt Frewer (Dr. Aldous Leekie), Skyler Wexler (Kira), Kristian Bruun (Donnie Hendrix), Inga Cadranel (Detective Angela DeAngelis)
– DVD
Polyband
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bonusmaterial: Featurette „A look inside“
Länge: 450 Minuten (10 Folgen à 45 Minuten) (3 DVDs)
FSK: ab 16 Jahre
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ZDFneo, 22.45 Orphan Black: Flucht nach vorn/Glaube und Verstand(Kanada 2014)
Regie: John Fawcett
Drehbuch: Graeme Manson, Karen Walton
Erfinder: John Fawcett, Graeme Manson
Am Ende der ersten Staffel verschwanden Kira, Sarahs Tochter, und Mrs. S, Sarahs Pflegemutter, spurlos. Auch Sarah ist auf der Flucht, während die anderen Klonen, die ihre Zwillingsschwestern sind, sich arrangiert haben.
Der große Pluspunkt der in der Gegenwart spielenden Science-Fiction-Fiction „Orphan Black“ ist Tatiana Maslany, die ein gutes Dutzend Klone spielen muss und das bravourös meistert.
Und während bei der ersten Staffel die Geschichte öfters vor sich hin plätscherte, thrillt die erste Episode der zweiten Staffel ordentlich. Denn Sarah versucht sofort, ihre Tochter und Mrs. S zu finden, legt sich dabei mit Dr. Leekies Konzern an (vulgo ihrem Erzeuger), wird von der Polizei und einer seltsamen Gruppe junger Männer (von denen einer die erste Begegnung mit ihr nicht überlebt) verfolgt.
„Flucht nach vorn“ ist der furiose Auftakt der zweiten, wieder aus zehn Folgen bestehenden Staffel, die wirklich neugierig auf die weiteren Folgen macht. ZDFneo zeigt sie in Doppelfolgen dienstags.
Die dritte Staffel ist für 2015 angekündigt.
Mit Tatiana Maslany (Sarah Manning/Alison Hendrix/Cosima Niehaus/Rachel Duncan/Helena), Dylan Bruce (Paul Dierden), Jordan Gavaris (Felix Dawkins), Kevin Hanchard (Detective Art Bell), Evelyne Brochu (Delphine Cormier), Maria Doyle Kennedy (Mrs. S), Matt Frewer (Dr. Aldous Leekie), Skyler Wexler (Kira), Kristian Bruun (Donnie Hendrix), Inga Cadranel (Detective Angela DeAngelis) Hinweise
Auf der einen Seite verstehe ich die Begeisterung für „Orphan Black“. Die Serie hat eine gute Prämisse und die Hauptdarstellerin ist genial. Immerhin muss Tatiana Maslany sieben Rollen spielen, unter anderem eine Polizistin, eine Kleinkriminelle, eine Soccer-Mom, eine nerdige Wissenschaftlerin und eine religiöse Fanatikerin. Allerdings wirkt die 1985 geborene Tatiana Maslany immer viel zu jung für ihre Rolle; – vor allem für die der erfahrenen Polizistin.
Diese wirft sich in den ersten Minuten der Serie vor einen Zug. Sarah Manning, die das beobachtet, schnappt sich die Tasche der Toten und verschwindet. Sie hat wegen eines Drogendiebstahls mächtig Ärger und will untertauchen. Eine neue Identität scheint da ein guter Ausweg zu sein. Vor allem wenn die neue Identität an eine hübsche Wohnung gekoppelt ist. Dummerweise war Beth Childs Polizistin, die gerade ein Verfahren wegen eines dubiosen tödlichen Schusswaffeneinsatzes im Dienst hat.
Und dann setzt sich eine junge Frau in ihr, also in Childs‘ Auto. Sie sieht wie eine weitere, ihr unbekannte Zwillingsschwester aus und sie wird sofort erschossen.
Als Sarah kurz darauf die Vorstadt-Mutter Alison Hendrix und die Doktorandin Cosima Niehaus trifft, erfährt sie, dass sie alle Klone sind, es vielleicht noch weitere Klone gibt (Ja!) und jemand sie töten will. Sie haben allerdings keine Ahnung wer sie warum töten will. Sie wissen auch nicht, warum es sie gibt und woher sie kommen.
Wenn bei „Orphan Black“ nur die Hauptdarstellerin immer zu jung – eher wie eine Zwanzigjährige und nicht wie eine Dreißigjährige – gewirkt hätte, hätte mir die aus zehn 45-minütigen Folgen bestehende erste Staffel der Serie als Science-Fiction-Thrillerserie gefallen können.
Aber es gibt immer wieder extrem unwahrscheinliche Momente: so bemerkt Beths Partner Art Bell nicht, dass er mit einer anderen Person arbeitet. Auch keiner ihrer anderen Arbeitskollegen bei der Polizei oder ihr Freund wird misstrauisch.
Außerdem bildet die erste Staffel eher den Auftakt für die weiteren Staffeln, die beim Dreh noch nicht absehbar waren. Entsprechend wenig erfahren wir über die Hintergründe. Eigentlich erfahren wir nur, wer ihr Schöpfer ist, wer der unbekannte Mörder ist (aber nichts über die Hintermänner) und dass beide Fraktionen quasi unendliche Ressourcen haben. Das ist dann doch etwas wenig für zehn Folgen. Auch weil der Science-Fiction-Anteil immer wieder heruntergespielt wird; was auch daran liegt, dass die Serie in der Gegenwart spielt und damit die Klone Mitte der achtziger Jahre gezeugt wurden. Die auf der Hand liegenden philosophischen Fragen bleiben immer vernachlässigbar. Also Fragen nach der Individualität von Klonen, dem damit verbundenen Konflikt zwischen Freiheit des Einzelnen und genetischer Vorherbestimmung, die den Klonen keinen Raum für Individualität gibt und der Rolle des sozialen Umfeldes. Der Thrilleranteil ist nie so spannend wie möglich. Die globale Verschwörung, – immerhin wurden die Klonen in verschiedenen Ländern auf verschiedenen Kontinenten geboren -, erschöpft sich weitgehend in einem doppelten Spiel der engsten Freunde und Freundinnen der Klone. Dabei läge hier noch einiges an Potential, das vielleicht in den kommenden Folgen ausgeschöpft wird. Eine dritte Staffel ist bereits bestellt. Und die Aufklärung am Ende der ersten Staffel ist unbefriedigend; jedenfalls, was ja bei mauen Quoten möglich gewesen wäre, als potentielles Serienende.
So wirkt die erste Staffel wie ein zu lang geratener Prolog; – was auch verständlich ist: immerhin will Serienerfinder Graeme Manson die Geschichte von Sarah Manning über acht Staffeln und einen Kinofilm erzählen. Da will man in den ersten Stunden nicht alles enthüllen. Dennoch hätte er in der ersten Staffel mehr über die Hintergründe verraten, die Geschichten dichter miteinander verbinden und einige durchaus vergnügliche Subplots, die den Hauptplot nicht voran bringen, weglassen können.
Als Bonusmaterial gibt es eine halbe Stunde Infos, von denen die Statements der Macher und der Hauptdarstellerin interessant sind. Vor allem, wenn gezeigt wird, wie die Szenen entstanden, in denen Tatiana Maslany sich in einem Raum mit ihren Klonen unterhält. Aber insgesamt ist das Bonusmaterial eine Ansammlung von eher uninteressanten Werbeschnipseln.
Orphan Black – Ein Klon ist niemals allein: Staffel 1(Orphan Black, Kanada 2013)
Regie: John Fawcett (Episode 1, 2, 6, 10), David Frazee (Episode 3), Grant Harvey (Episode 4), T. J. Scott (Episode 5, 9), Brett Sullivan (Episode 7), Ken Girotti (Episode 8)
Drehbuch: Graeme Manson (Episode 1, 2, 3, 10), Karen Walton (Episode 4), Alex Levine (Episode 5, 9), Will Pascoe (Episode 6), Tony Elliott (Episode 7), Karen Walton (Episode 8)
Erfinder: John Fawcett, Graeme Manson
mit Tatiana Maslany (Sarah Manning und ihre Klone), Dylan Bruce (Paul Dierden), Jordan Gavaris (Felix Dawkins), Kevin Hanchard (Detective Art Bell), Maria Doyle Kennedy (Mrs. S), Skyler Wexler (Kira), Evelyne Brochu (Delphine Cormier), Kristian Bruun (Donnie Hendrix), Inga Cadranel (Detective Angela DeAngelis), Michael Mando (Vic), Matt Frewer (Dr. Aldous Leekie)
– DVD Polyband
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bonusmaterial: Send in the Clones, Orphan Black on the Nerdist, Insiders
Länge: 400 Minuten (10 x 45 Minuten) (3 DVDs)
FSK: ab 16 Jahre
– Hinweise BBC über „Orphan Black“