LV: Charles Williams: Dead calm, 1963 (Tödliche Flaute)
Das Ehepaar Ingram fischt einen Mörder aus dem Wasser. Aus Dankbarkeit will er sie umbringen.
Spannender Drei-Personen-Thriller mit Nicole Kidman, Sam Neill, Billy Zane
Stellvertretend für die vielen euphorischen Stimmen: Todesstille „bewegt sich vielmehr auf der differenzierten, fast altmodischen Ebene einer Gattung von Filmen, die seit Jahren nahezu ausgestorben schien, jener kalkulierten Spannungsstücke, die mit einem Minimum an Konfliktstoff auskommen und deren Effekt sich vornehmlich aus der Machart ableitet.“ (film-dienst)
Der Film startete schon im Januar in den Kinos und hier in Berlin läuft „Hannah Arendt“ derzeit immer noch in zwei Kinos. Das gelingt nur wenigen Filmen.
Danach gibt es einige Anmerkungen dazu und ich beschäftige mich mit dem Bonusmaterial.
Die Filmkritik
Hannah Arendt.
Große Philosophin.
Hat „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ und „Eichmann in Jerusalem – Ein Bericht über die Banalität des Bösen“ geschrieben.
Und wenn Ihr Wissen über Hannah Arendt ungefähr jetzt erschöpft ist, dürfte es ihnen wie mir gehen.
Aber das ist auch keine schlechte Ausgangsposition, um sich Margarethe von Trottas neuen Film anzusehen, der ganz banal „Hannah Arendt“ heißt und vier Jahre aus ihrem Leben als reife Frau erzählt. Es sind die Jahre, in denen die damals hochgeachtete Philosophin in New York lebte, am Brooklyn College in New York lehrte, einen Kreis teils deutschstämmiger Intellektueller um sich gescharrt hatte (entsprechend flüssig wechseln sie in ihren Gesprächen die Sprachen) und sich normalerweise an ihr Alterswerk gemacht hätte, wenn nicht der Mossad 1960 Adolf Eichmann in Argentinien gefangen genommen hätte und der noch junge Staat Israel ihn vor Gericht stellen wollte. Nur vor welches? Eine internationale Gerichtsbarkeit, wie wir sie heute kennen, gab es noch nicht und Deutschland hatte an so einem Prozess überhaupt kein Interesse. Also wurde Eichmann in Jerusalem vor ein Gericht gestellt und die am 14. Oktober 1906 geborene, 1933 nach kurzer Inhaftierung aus Deutschland geflüchtete Jüdin Hannah Arendt, die bis dahin gut in ihren philosophischen Gedankengebäuden lebte, wollte in Israel den Prozess beobachten und darüber schreiben.
Margarethe von Trotta zeigt in ihrem fantastischen Film die Konfrontation der Denkerin mit dem Bürokraten und welche Folgen das für ihr Denken hatte. Dabei bleibt sie anscheinend immer sehr nahe bei den Fakten und dem damaligen Wissen. Denn neuere Forschungen über Eichmann zeichnen ein anderes Bild von ihm. Jedenfalls wollte Eichmann vor Gericht für sein Handeln keine Verantwortung übernehmen. Er habe schließlich nur Befehle befolgt. Und das sagte der unscheinbar-ungelenkte Bürokrat in ebenso bürokratischen und grammatikalisch haarsträubenden Sätzen. Dieser Unterschied zwischen monströsen Taten und unscheinbarer Person brachte Arendt auf ihren weltberühmten Begriff „die Banalität des Bösen“. In der mit zweijähriger Verspätung erschienenen Artikelserie „Eichmann in Jerusalem“ für den „The New Yorker“ und dem darauf basierendem Buch weigerte sie sich, Eichmann, wie man es von ihr erwartet hatte, zu dämonisieren. Stattdessen beschrieb sie ihn, wie sie ihn während des Prozesses erlebte und griff auch die Rolle der Judenräte an.
Sie erhielt hasserfüllte Briefe, wurde von anderen Juden angegriffen und auch Freunde wanden sich von ihr ab. Von Trottas Film endet mit einer Rechtfertigungsrede von Hannah Arendt in einem überfüllten Hörsaal, die gerade in ihrer Sprödigkeit und intellektuellen Schärfe, wie der gesamte Film, beeindruckt.
Die Regisseurin, die vor allem für ihre Porträts starker Frauen, wie „Rosa Luxemburg“, bekannt ist, zeigt Hannah Arendt (glänzend gespielt von Barbara Sukowa) als kantige, teils harsche, immer scharfsinnige Denkerin, die Spaß am intellektuellen Diskurs hatte, heftig streiten konnte und dabei niemals ihre Freundschaften vergaß. So endet mehr als ein lautstarker Disput mit einem „So, und jetzt ist gut. Lasst uns einen Tee trinken!“ und einem kleinmädchenhaftem Lachen.
Sie stand für ihre Überzeugungen, verteidigte sie, hörte aber auch den anderen zu und war bereit ihre Meinung zu ändern, weil sie verstehen und nicht verurteilen wollte. – Und gerade hier zeigt sich in ihrem Charakter und in ihrer fast ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Auseinandersetzung über ihre Texte über Eichmann (zuerst die Zeitungsartikel, später das Buch) die Aktualität des Films, der fragt, ob wir selbst denken wollen, ob wir für unsere Überzeugungen kämpfen wollen und wie wichtig uns Freundschaften sind.
Dabei ist „Hannah Arendt“ kein in blinder Ehrfurcht erstarrendes Heldinnenporträt, sondern ein mitreisendes Stück Kino, das auch einen Einblick in die damalige Ostküsten-Intellektuellenszene und das damalige Denken liefert, mit scharfzüngigen Dialogen, die, aufgrund des Themas und der Charaktere, in Richtung Thesentheater gehen. Denn wenn der „Tribe“, wie der Intellektuellenzirkel, der sich regelmäßig in Hannah Arendts Wohnung traf, miteinander stritt, dann stritten einige der größten Denker des Jahrhunderts miteinander.
Beim zweiten Ansehen fällt mir auf, wie kunstvoll Margarethe von Trotta und ihre Kamerafrau Caroline Champetier (zuletzt „Holy Motors“, „Von Menschen und Göttern“ und „Eine fatale Entscheidung“) das Cinemascope-Format ausnutzen und wie viele Einstellungen sie in der Halbtotale drehen, die natürlich für die große Leinwand gut geeignet ist, ein Gefühl des Raums vermittelt und auch oft mehrere Schauspieler miteinander interagieren lässt. Das ist nicht das banale „Totale“ damit wir wissen, wo die Szene spielt und dann ein Schnitt-Gegenschnitt von Gesichtern. „Hannah Arendt“ ist für die große Leinwand gemacht.
Seit dem Kinostart erhielt der Film beim Deutschen Filmpreis die Auszeichnung „Bester Spielfilm in Silber“ und Barbara Sukowa wurde als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Nominiert waren außerdem die Regie, das Drehbuch, die Maske und die Kostüme. Außerdem erhielt „Hannah Arendt“ den diesjährigen Gilde-Filmpreis als bester Film.
Und bei Rotten Tomatoes ist „Hannah Arendt“ mit einem Frischegrad von 88 Prozent ihr am höchsten bewerteter Film; – wobei Rotten Tomatoes bei nicht-englischsprachigen Filmen nicht besonders aussagekräftig ist und bei älteren Filmen die Bewertung eher der heutigen als der damaligen Bewertung entspricht, weil oft zeitgenössische Bewertungen und nicht-englischsprachige Besprechungen in der Datenbank fehlen. So gibt es für „Das zweite Erwachen der Christa Klages“, „Die bleierne Zeit“ und „Rosa Luxemburg“, weil es nicht genug Kritiken gibt, keine Frischegrade.
Das Bonusmaterial
Auf den ersten Blick sieht das Bonusmaterial nach dem Üblichen aus: Geschnittene Szenen, Hinter den Kulissen, zwei Clips von Premieren und ein Audiokommentar. Es ist aber mehr. Vor allem der Audiokommentar – ein informatives Gespräch zwischen Filmjournalist Robert Fischer und Regisseurin Margathe von Trotta – ist grandios. Hier zeigt sich wieder einmal, dass es eine gute Idee ist, dem Regisseur einen Gesprächspartner an die Hand zu geben. Fischer und von Trotta gehen in ihrem Kommentar, immer wieder ausgehend von den Bildern, aber nicht an ihnen festklebend, vor allem auf die realen Hintergründe und die Dreharbeiten ein. Sie erzählt auch ein wenig von den Reaktionen auf den Film. Hier war sicher der Abstand zwischen Film- und DVD-Premiere hilfreich.
Das „Behind the Scenes“ ist ein Etikettenschwindel. Denn es ist ein fundiertes, informatives und sehr journalistisches halbstündiges „Making of“, das uns fast vollständig von den üblichen „Making of“-Lobhuddeleien verschont, was sicher auch daran liegt, dass vor allem von Trotta und ihre Drehbuchautorn Pamela Katz reden.
Die beiden Premierenberichte „Premiere in Essen“ und „Premiere in Stuttgart“ sind vor allem werblich-unkritische Premierenberichte. Immerhin gibt es bei der „Premiere in Stuttgart“ längere Szenen aus Margarethe von Trottas und Winfried Kretschmanns Gespräch mit dem Publikum.
Die „Deleted Scenes“ bestehen aus einem gestrichenen Szene über einen Verkehrsunfall, den Hannah Arendt hatte, der für die Geschichte des Films nicht wirklich nötig war und der deshalb zu Recht gestrichen wurde.
Oh, und es gibt den Trailer.
Hannah Arendt (Deutschland 2012)
Regie: Margarethe von Trotta
Drehbuch: Pamela Katz, Margarethe von Trotta
mit Barbara Sukowa, Axel Milberg, Janet McTeer, Julia Jentsch, Ulrich Noethen, Michael Degen, Victoria Trauttmansdorff, Klaus Pohl, Nicholas Woodeson
–
DVD
NFP/EuroVideo
Bild: 16:9 (2.35:1)
Ton: Deutsch, Englisch (genaugenommen Deutsch und Englisch durcheinander)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Deleted Scenes, Behind the Scenes, Premiere in Essen, Premiere in Essen, Trailer, Audiokommentar, Hörfilmfassung für Blinde, Booklet
LV: Ken Bruen: Blitz or Brant Hits the Blues, 2002
London: Detective Sergeant Brant jagt einen Polizistenmörder und kümmert sich dabei wenig um Recht und Gesetz.
Harter Copfilm nach einem harten Polizeiroman von Ken Bruen, dem Erfinder von Jack Taylor. Seine sieben „Inspector Brant“-Romane sind bis jetzt noch nicht übersetzt.
Wahrscheinlich wird eine gekürzte Fassung gezeigt.
mit Jason Statham, Paddy Considine, Aidan Gillen, David Morrisey, Luke Evans
LV: Frederick Forsyth: The O. D. E. S. S. A. File, 1972 (Die Akte Odessa)
Ein Reporter will einem Nazi-Geheimbund auf die Spur kommen.
Durchaus spannender Polit-Thriller, der niemals die Regeln des Genres sprengt, einen Hang zur Kolportage hat und aus heutiger Sicht mit viel Lokalkolorit aufwarten kann (Deutschland vor gut vierzig Jahren).
Mit Jon Voight, Maximilian Schell, Maria Schell, Klaus Löwitsch, Towje Kleiner
Der HR stellte etliche Gespräche, die er auf der Frankfurter Buchmesse führte (wahrscheinlich gibt es demnächst noch weitere), online:
Ein Gespräch mit Rita Falk und Sebastian Bezzel (Hauptdarsteller) und Kerstin Schmidbauer (Produzentin) zur Rita-Falk-Verfilmung „Dampfnudelblues“
Ein Gespräch mit Gregor Weber über seinen Krimi „Keine Vergebung“
Ein Gespräch mit der Redakteurin Esther Schapira (HR) zu Marc Bauders Film „Master of the Universe“ (in dem ein Ex-Investmentbanker von seiner Arbeit erzählt; Kinostart ist am 7. November):
Der Schrei der Eule (D/F/GB/Kan 2009, R.: Jamie Thraves)
Drehbuch: Jamie Thraves
LV: Patricia Highsmith: The Cry of the Owl, 1962 (Der Schrei der Eule)
Robert beobachtet nachts heimlich die schöne Jenny. Sie verliebt sich in ihn und verlässt ihren Verlobten Greg. Als Greg nach einer Schlägerei spurlos verschwindet, wird Robert des Mordes verdächtigt.
Bereits Claude Chabrol und Tom Toelle verfilmten 1987 den Krimi. Beide Verfilmungen ähneln sich sehr und sind, wenn man die Prämisse akzeptiert, auch gelungen. Inzwischen ist Toelles Film, weil er nie im TV läuft und auch nicht auf DVD erschienen ist, fast vergessen.
Die dritte Verfilmung des Romans ist auch gelungen, obwohl sie sich kaum von den vorherigen unterscheidet, und inzwischen dürfte sie auch die bekannteste Verfilmung des Highsmith-Romans sein.
Wer heute in einen Helge-Schneider-Film geht und dabei einen normalen Film erwartet, hat die letzten zwanzig Jahre wahrscheinlich in einer Höhle verbracht und hat auch niemals den 1986er Kultfilm „Johnny Flash“ von Werner Nekes mit ihm als Hauptdarsteller gesehen.
Schon mit seinem ersten Spielfilm, dem Anti-Western „Texas – Doc Snyder rettet die Welt“ (1993), pervertierte er alle Erwartungen, die man an einen Western oder eine Westernkomödie haben kann. Der Film war ein Überraschungshit im Kino, es gab ausverkaufte Kinovorstellungen vor studentischem Publikum, den Hit „Katzenklo“, Helge wurde zum Star und spielte plötzlich in großen Sälen vor einem Publikum, das seinen Anti-Humor nicht verstand und einfach von der ersten bis zur letzten Minute lachte.
Zwei Jahre später folgte „00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter“, ein gelungener Anti-Edgar-Wallace-Sechziger-Jahre-Trash-Krimi und der Rest ist Geschichte. Wobei Helge Schneider in den vergangenen Jahren, nach seinem bislang letzten Film „Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm“ 2004, vor allem als Romanautor und Musiker mit einer verdammt guten Jazzband jazzte.
Etliche seiner Bandkollegen spielen auch in seinem neuesten Film „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ mit und sie hatten sicher ihren Spaß bei den improvisierten Dreharbeiten zu diesem überall ausfransendem Werk, das noch nicht einmal rudimentär von einer Story zusammengehalten wird. Denn die Jagd von 00 Schneider nach dem gefährlichen Verbrecher Jean-Claude Pillemann, der wegen seiner seltsamen Bewegungen und seiner ätzenden Spucke „Die Eidechse“ genannt wird, nimmt nur einige Szenen ein neben den zahlreichen anderen Geschichten und Episoden, die mal mehr, mal weniger gelungen sind, aber zu nichts führen. Nicht nach den konventionellen dramaturgischen Regeln, aber auch nicht nach dem ständigen Verweigern dieser Regeln.
Wenn „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ eine Free-Jazz-Improvisation wäre, wäre es eine, in der die Musiker sich irgendwann hoffnungslos auseinanderbewegen und irgendwann aufhören, weil ihnen die Luft ausgeht. Die Ideen sind ihnen schon vorher ausgegangen und vieles, was witzig gemeint ist oder witzig sein könnte, ist es dann doch nicht, weil die Szene einfach zu lange dauert (zum Beispiel beim Zahnarzt) oder nicht konsequent geplant wurde (zum Beispiel 00 Schneiders Interview zu seinen Memoiren in seiner Wohnung) oder es einfach nicht witzig ist (zum Beispiel 00 Schneiders falsche Tante aus Amerika, die von einem Mann gespielt wird) oder aus dem Set-Up nichts gemacht wird (zum Beispiel der im Polizeirevier abgestellte Koffer oder der Staubsaugervertreter oder der Verkehrspolizist).
Immer bleibt der Eindruck, dass Helge Schneider mit seinem Team mehr aus der Geschichte hätte herausholen können. So ist „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“, gemessen am Helge-Schneider-Standard, ein enttäuschendes Werk, das nie die Qualität seines ersten „00 Schneider“-Films erreicht. Dafür ist der Anti-Film, der natürlich auch keine Krimi-Parodie sein will, einfach zu unkonzentriert und zu selbstgenügsam.
Da helfen auch keine pathetischen Spaghetti-Western-Anklänge, Eddie-Constantine-Handkanten, eine Tatortbesichtigung, die die Bestohlene mehr schädigt als der vorherige Diebstahl oder ein Undercovereinsatz von Kommissar 00 Schneider als Straßenprostituierte.
00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse (Deutschland 2013)
Regie: Helge Schneider, Andrea Schumacher (Co-Regie)
Drehbuch: Helge Schneider, Andrea Schumacher, Pete York (Mitarbeit Buch), Bodo Österling (Mitarbeit Buch)
mit Helge Schneider, Tyree Glenn Jr., Rocko Schamoni, Peter Thoms, Willy Ketzer, Rudi Olbricht, Ira Coleman, Salvatore Bonarrigo, Pete York
Weltgeschichte durch die Augen eines Butlers. Warum nicht? Vor allem wenn der Butler im Weißen Haus arbeitet und unter sieben Präsidenten von 1957 bis 1986 diente. Also von Kennedy über Nixon bis zu Reagan. Das war ja, wie man pathetisch sagt, eine Zeit großer Veränderungen in den Vereinigten Staaten.
Und wenn dann noch Lee Daniels, der Regisseur des Oscar-prämierten Dramas „Precious“ und des interessant gescheiterten Trash-Thrillers „Pete Dexters The Paperboy“, Regie führt und viele bekannte und gute Schauspieler – die Oscar-Dichte ist enorm hoch – mitspielen, dann sollte doch wenigstens gutes Kino herauskommen.
Aber „Der Butler“ ist eigentlich eine Demonstration im Scheitern.
Beginnen wir mit den Stars, die fast alle nur ein, zwei, drei Szenen haben und wahrscheinlich auch nicht mehr Drehtage hatten, aber viel Zeit in der Maske verbringen durften: Robin Williams spielt Dwight Eisenhower, James Marsden spielt John F. Kennedy, Liev Schreiber spielt Lyndon B. Johnson, John Cusack spielt Richard Nixon, Jane Fonda spielt Nancy Reagan und Alan Rickman spielt Ronald Reagan.
Nicht gerade die Schauspieler, die einem bei einem Ähnlichkeitswettbewerb sofort einfallen würden und die alle einmal durch die Kulisse laufen dürfen.
Forest Whitaker als Butler Cecil Gaines und Oprah Winfrey als seine Ehefrau Gloria sind vor allem als junges Ehepaar viel zu alt für die Rollen. Er ist Jahrgang 1961, sie 1954. Später fällt das weniger auf, aber Whitaker spielt den älteren Cecil Gaines dann wie den Tattergreis, den wir aus den entsprechend unwitzigen Komödien kennen.
Allerdings spielt der größte Teil des Films zwischen Gaines‘ Jugend und den späten sechziger Jahren und damit vor seinem fünfzigstem Geburtstag.
Die Filmgeschichte folgt dabei chronologisch dem Leben von Cecil Gaines. Die Inspiration für Gaines war Eugene Allen (1919 – 2010) und sein Name wurde, nachdem schon Allens halbe Biographie für den Film verändert wurde, geändert, um den fiktionalen Charakter des Films zu betonen. Denn Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig, aber allein dem Sujet geschuldet und man wollte nicht auf die schönen Worte „nach einer wahren Geschichte“ verzichten.
Gaines wuchs als Sklave auf den Baumwollfeldern auf, flüchtete und erhielt schließlich 1957 eine Stelle als Butler im Weißen Haus. Diese Aufstiegsgeschichte ist auch der interessantes Teil des Films. Denn hier will Gaines noch etwas und Lee Daniels nimmt sich Zeit beim Erzählen.
Später, im Weißen Haus, versucht Gaines dann – erfolgreich – möglichst nicht aufzufallen. Denn als Butler ist man ein Diener, eine helfende Hand. Mehr nicht. Weltgeschichte, die Gaines während seiner Arbeit erlebt, taucht höchstens in Splittern auf, wenn er einen Raum betritt und sich in ihm gerade der Präsident mit einem hohen Gast oder seinem Stab unterhält. Einen Einfluss auf das Leben von Gaines hat es nicht.
Den hat schon eher sein Sohn, der als politischer Aktivist Teil des Civil Rights Movement ist, der deshalb in den Sechzigern entsprechend oft Ärger mit dem Gesetz hat und zufällig ungefähr bei jedem wichtigen Ereignis der Bürgerrechtsbewegung dabei ist. Aber nach seinen wilden Jugendjahren und Aktionen, die sein Vater alle vollständig ablehnte, fällt er plötzlich aus dem Film heraus und taucht erst am Filmende, zur Versöhnung, wieder auf.
Außerdem eilt Daniels im Weißen Haus im episodischen Sauseschritt durch die Weltgeschichte, die Familiengeschichte von Gaines, die oft die Qualität einer TV-Soap hat, und die Jahrzehnte.
Und Cecil Gaines ist als weitgehend passiver Protagonist, der nie um etwas kämpfen musste, ein rechter Langweiler, dessen Haltungslosigkeit sich auf die gesamte Geschichte überträgt.
So ist der „Der Butler“, ein Überraschungserfolg an der US-Kinokasse, nur eine stargespickte Nummernrevue, in der US-amerikanische Geschichte aus afroamerikanischer Perspektive von der rechtlosen Knechtschaft auf Baumwollfeldern bis zur Präsidentschaft von Barack Obama als langweilig-biederes, unpolitisches Ausstattungskino erzählt wird, die nicht mehr Tiefe als ein Familienfotoalbum hat und auch ungefähr genauso interessant ist.
Der Butler (Lee Daniels‘ The Butler/The Butler, USA 2013)
Regie: Lee Daniels
Drehbuch: Danny Strong
LV: Will Haygood: A Butler Well Served by This Election (Zeitungsreportage, Washington Post, 2008)
mt Forest Whitaker, Oprah Winfrey, John Cusack, Jane Fonda, Cuba Gooding Jr., Terrence Howard, Lenny Kravitz, James Marsden, David Oyelowo, Vanessa Redgrave, Alan Rickman, Liev Schreiber, Robin Williams, Yaya Alafia, Colman Domingo, Nelsan Ellis, Minka Kelly, Mariah Carey, Clarence Williams III
Red Riding – Yorkshire Killer: 1983 (GB 2009, R.: Anand Tucker)
Drehbuch: Tony Grisoni
LV: David Peace: Nineteen Eighty-Three, 2002 (1983)
Anwalt John Piggott soll den unschuldig verurteilten, psychisch kranken Kindermörder Michael Myshkin frei bekommen. Gleichzeitig hadert der Polizist Maurice Jobson mit seinem Gewissen. Denn er ist tief in die schmutzigen Geschäfte und verbrecherischen Ermittlungsmethoden der Yorkshire-Polizei verwickelt. Und wieder ist ein Mädchen verschwunden.
Die demnächst startende Verfilmung von Orson Scott Cards Debütroman „Enders Spiel“ bescherte uns jetzt auch die deutsche Ausgabe der bereits vor fünf Jahren in den USA erschienenen Comics, die dort ziemlich erfolgreich sind. Immerhin gibt es genügend Nachschub.
In seinem mit dem Nebula- und Hugo-Preis ausgezeichneten Roman erzählt Card von einer Zukunft, in der bereits Kinder zu Soldaten ausgebildet werden. Sie sollen dann gegen einen gefährlichen außerirdischen Feind, der die Menschheit bereits einmal fast besiegt hätte, kämpfen.
Der junge Andrew ‚Ender‘ Wiggin ist dabei, so die Militärs, ein überragendes Talent, das einmal der größte Krieger aller Zeiten werden könnte. Dafür wird er als Sechsjähriger von seinen Eltern getrennt. In der Akademie durchläuft er eine harte Ausbildung, die im Mittelpunkt von „Ender’s Game – Das große Spiel“ steht.
Allerdings verzichteten Orson Scott Card, der die Oberaufsicht über die Comicserie hat, und Autor Christopher Yost auf sämtliche Hintergründe zur Gesellschaft und zur außerirdischen Bedrohung. Enders Ausbildung erscheint hier, obwohl sie dem Roman akkurat folgt, als reiner Selbstzweck, durchgeführt von einem menschenverachtendem Militär in einer ebenso menschenverachtenden Gesellschaft gegen einen nicht existierenden Feind.
Und die Ausbildung verläuft immer gleich: Ender kommt als jüngstes Mitglied in eine Gruppe, er wird gehänselt (was von dem Militärs gewünscht ist, weil sie glauben, dass Ender einerseits sehr beeinflussbar ist, aber andererseits gegen seine Feinde unerbittlich vorgeht und solange er keine Freunde hat, wird er ein guter Krieger sein), beweist sich und kommt, als Jüngster, in die nächste Klasse, in der er wieder gehänselt wird. Das liest sich schnell etwas redundant. Auch wenn die weitgehend gesichtslosen Militärs, nur Colonel Hyrum Graff, Direktor der Primarerziehung der Internationalen Flotte (halt des Militärs), taucht öfter auf, Enders Leben hemmungslos manipulieren und seltsame Entwicklungen in Enders Märchenland, einem Gedankenspiel, das auch vom Unterbewusstsein des Spielers gesteuert wird, feststellen.
Der Comic „Ender’s Game – Das große Spiel“ liest sich wie die Skizze für ein größeres Werk. Allerdings sind in dem ersten Sammelband auch nur die ersten Stationen von Enders Ausbildung enthalten.
Der Folgeband „Kommandanten-Schule“ ist für den 19. November angekündigt.
Orson Scott Card (Projektleitung)/Christopher Yost (Skript)/Pasqual Ferry (Zeichnungen): Ender’s Game – Das große Spiel (Band 1)
(übersetzt von Bluna Williams)
Panini, 2013
132 Seiten
14,95 Euro
–
Originalausgabe
Ender’s Game: Battle School 1 – 5
Marvel 2008/2009
(2009 als Sammelband)
–
Die Vorlage
Orson Scott Card: Enders Spiel
(übersetzt von Karl-Ulrich Burgdorf)
Heyne, 2012
464 Seiten
8,99 Euro
–
Originalausgabe
Ender’s Game
Tor, 1985
(1991 erschien eine vom Autor leicht überarbeitete Ausgabe)
–
Frühere deutsche Ausgaben als „Das große Spiel“ und, als Doppelband mit dem zweiten Ender-Roman, als „Ender“.
–
Orson Scott Card: Enders Schatten
(übersetzt von Regina Winter)
Heyne, 2013
592 Seiten
8,99 Euro
–
Originalausgabe
Ender’s Shadow
Tor, 1999
–
Die Verfilmung
Ender’s Game – Das große Spiel (Ender’s Game, USA 2013)
Regie: Gavin Hood
Drehbuch: Gavin Hood
LV: Orson Scott Card: Ender’s Game
mit Asa Butterfield, Harrison Ford, Ben Kingsley, Abigail Breslin, Hailee Steinfeld, Moises Arias, Viola Davis, Nonso Anozie, Aramis Knight, Jessica Harthcock
Und es war Mittwoch – – – der 16. Oktober 2013 nach Christi, als in Berlin an zwei Orten Krimis gelesen werden und an beiden Abenden die Krimibuchhandlung „Hammett“ ihre Finger im mörderischen Spiel hat.
Doch genug gealbert. Ab jetzt gibt es, in schönster Copy&Paste-Tradition, Fakten, Fakten, Fakten.
Ulrich Ritzel
liest
um 20:00 Uhr (Einlass ab 19:00 Uhr)
im F 40 – English Theatre Berlin, Fidicinstraße 40, 10965 Berlin-Kreuzberg (Nähe U-Bahnhof „Platz der Luftbrücke“)
Vorwahlkampf in Berlin. Eine energische und populäre, weil hart durchgreifende Staatsanwältin soll als Kandidatin für das Amt des Regierenden Bürgermeisters aufgebaut werden. Noch mehr wird sie ins Rampenlicht gerückt, als sie die Ermittlungen in zwei Mordfällen übernimmt: Innerhalb von 24 Stunden waren ein Senatsangestellter und ein Polizeihauptkommissar erschossen worden, und zwar mit ein- und derselben Waffe. Zuerst mit Verwunderung, dann mit Verdruss stellen Staatsanwältin und die Beamten der Mordkommission fest, dass sich ein privater Ermittler in den Fall einzumischen beginnt. Hans Berndorf, Ex-Kommissar aus Ulm.
Veranstalter der Lesung sind der Verlag btb und die Krimibuchhandlung Hammett.
im Café Rizz, Grimmstraße 21, 10967 Berlin-Kreuzberg (Nähe U-Bahnhof Schönleinstraße und Südstern)
aus seinem neuesten Thriller „Drecksspiel“.
Und darum geht es in dem neuen Krist:
Schlüssel rasseln an der Tür. »Ich hab mich hübsch gemacht«, wispert Hannah, während ihr Mann Philip hinter ihr den Raum durchquert. Seine Hand streift ihren Nacken. Sie neigt den Kopf und … sieht Handschuhe voller Blut. Finger schließen sich um ihre Kehle. Als sie wieder zu sich kommt, ist sie an einen Stuhl gefesselt. Vor ihr ein fremder Mann. Nur ein Gedanke peinigt sie in diesem Moment: Er darf Millie nicht finden! – Hannahs Tochter schläft im Zimmer nebenan. Seit der Expolizist David Gross vor Jahren untertauchen musste, arbeitet er als diskreter Problemlöser. Diesmal ist es ein grauenvoller Entführungsfall …
Veranstalter der Lesung sind der Ullstein Verlag, das Café Rizz und die Krimibuchhandlung Hammett.
Klingt ja spannend und ich habe das Unglück, mich nicht zwischen diesen beiden Serientätern entscheiden zu müssen, weil ich an einem anderen Ort sein werde.
Red Riding: Yorkshire Killer 1980 (GB 2009, R.: James Marsh)
Drehbuch: Tony Grisoni
LV: David Peace: Nineteen Eighty, 2001 (1980)
Yorkshire, 1980: Der Yorkshire Killer ist immer noch nicht geschnappt. Jetzt soll der von außen kommende Sonderermittler Peter Hunter sich noch einmal die Akten ansehen und den Ermittlungen einen neuen Drive verpassen. Dummerweise ist Hunter kein Blödkopf und er entdeckt einige Fehler in den Akten.
Der Mittelteil der grandiosen Red-Riding-Trilogie ist ein noirischer Polizeifilm. Grisoni gelang in seinen Büchern für die TV-Miniserie (Yep, die Filme entstanden für das Fernsehen.) die beim Lesen unverfilmbar erscheinenden Bücher kongenial in ein anderes Medium zu übertragen.
Morgen zeigt 3sat um 22.25 Uhr den dritten und letzten Teil „Red Riding: Yorkshire Killer 1983“.
Mit Paddy Considine, Warren Clarke, James Fox, David Calder, David Morrissey
Eine Sache hat – so sieht es jedenfalls im Moment noch aus – bei unserem neuen Hauptstadtflughafen geklappt: die Korruptionsbekämpfung. Vor Baubeginn schloss die Bauherrengesellschaft Flughafen Berlin-Schönefeld GmbH (FBS) einen Integritätspakt mit Transparency International ab, der anscheinend wirklich dazu führte, dass es bei der Vergabe und dem Bau keine Korruption gab.
Dafür wurde, wenig erstaunlich, von bei Ausschreibungen unterlegenen Firmen emsig geklagt; ebenso von Anwohnern. Die klagten gegen den ungünstigen Standort, den Nachtflug, den Lärm und die nachträgliche Veränderung der Flugrouten, die dazu führte, dass Anwohner und Gemeinden, die vorher nicht vom Fluglärm betroffen waren, dann doch betroffen waren. Dafür waren dann andere Gemeinden nicht mehr oder erheblich weniger von Fluglärm betroffen.
Abgesehen davon ging ungefähr alles bei dem von den Bundesländern Berlin und Brandenburg und dem Bund finanzierten und beaufsichtigten Flughafenbau schief, der immer noch im Bau ist und, nachdem er schon 2010, 2011, 2012 und 2013 (wobei diese Termine niemand in Berlin und Brandenburg mehr ernst nahm) eröffnen sollte und im Moment keinen Eröffnungstermin hat. Aber die gut informierten Kreise spekulieren auf allerfrühestens 2015. Da wird es dann auch irgendeine Eröffnung geben, weil im Frühjahr 2015 die Baugenehmigung abläuft. Dann begänne das gesamte Genehmigungsverfahren von vorne. Mit ungewissem Ausgang.
Die weniger gut informierten Kreise, also der normale großmäulige Berliner Pöbel, hält spätere Termine für viel wahrscheinlicher und spottet, dass niemand die Absicht habe, einen Flughafen zu eröffnen.
Selbstverständlich stiegen seitdem die Kosten. Derzeit gibt es keine seriöse Prognose über die endgültigen Kosten.
In dieser Situation, in der wirklich noch kein Ende abzusehen ist, schrieb der berliner Flugverkehrjournalist Rainer W. During sein Sachbuch „Lachnummer BER – Das Debakel um den Hauptstadtflughafen: Eine Chronik“, das deshalb auch nicht mehr als eine vorläufige Bestandsaufnahme sein kann.
Er zeichnet den Weg von den ersten Planungen, die es schon in den späten achtziger Jahren zu Vorwendezeiten gab, bis zur Gegenwart nach. Dabei geht er strickt chronologisch vor, verzichtet auf Schuldzuweisungen und damit verbundenen tiefergehenden Analysen. Zum Beispiel ob die Konstruktion der Bauherrengesellschaft und des Aufsichtsrates zu einer organisierten Unveranwortlichkeit führten.
Das wäre natürlich der spannende Teil gewesen, aber die nackte Chronik genügt schon, um das gigantische Versagen von Politikern und Planern aufzuzeigen. Immerhin vergisst man so schnell so unglaublich viele Details und, wer nicht in Berlin oder Brandenburg lebt, hat wahrscheinlich noch nicht einmal die zahlreichen Streitigkeiten und Probleme mitbekommen. Deshalb wären eine Kurzchronik mit den wichtigsten Eckdaten, ein Personenverzeichnis (so wie früher in den alten rororo-Kriminalromanen), einige Grafiken, zum Beispiel zum Fluggastaufkommen und den Flugrouten und ein Verzeichnis mit weiterführenden Links hilfreich gewesen.
Insgesamt ist der Zwischenbericht ein lesenswertes Buch, dem sicher noch weitere Bücher folgen werden. Schon jetzt liegen die Erlebnisberichte „Black Box BER“ vom Flughafenarchitekten Meinhard von Gerkan (dessen Firma auch Generalplaner war und dem, nachdem die Eröffnung am 3. Juni 2012 kurzfristig abgesagt wurde, fristlos gekündigt wurde) und „Der Hauptstadtflughafen: Politik und Missmanagement. Ein Insider berichtet“ von Controller Matthias Roth vor.
Ergänzend kann man sich ja schon einmal in den von verschiedenen Untersuchungsausschüssen in den vergangenen Jahren erstellten Untersuchungsberichten austoben und die Arbeit des aktuellen Untersuchungsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus verfolgen.
Denn die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende und mit Überraschungen ist zu rechnen.
–
Rainer W. During: Lachnummer BER – Das Debakel um den Hauptstadtflughafen: Eine Chronik
Red Riding: Yorkshire Killer 1974 (GB 2009, R.: Julian Jarrold)
Drehbuch: Tony Grisoni
LV: David Peace: Nineteen Seventy-Four, 1999 (1974)
Yorkshire, 1974: Der ehrgeizige Lokaljournalist Eddie Dunford recherchiert im Fall eines verschwundenen Mädchens. Er entdeckt Parallelen zu ähnlichen Fällen.
Auftakt der grandiosen, aus drei Filmen bestehenden Verfilmung der Red-Riding-Romane von David Peace. Den zweiten Film, “1980″, zeigt 3sat am Mittwoch um 22.25 Uhr und den Abschluss, “1983″, gibt es am Donnerstag um 22.25 Uhr.
Mit Andrew Garfield, Eddie Marsan, John Henshaw, Sean Bean
Skandalfilm. In Russland verboten. Explizite Sexszenen. Klingt gut. Aber die Werbung weckt Erwartungen, die dann Maja Milos‘ Spielfilmdebüt „Clip“, auch wenn es mit expliziten Sexszenen auf den Skandal spekuliert, nicht einhalten kann. Sie erzählt von Jasna, einer im Süden Belgrads lebenden Schülerin, die auf Partys erste Erfahrungen mit Sex und Drogen macht und dabei ihre Erlebnisse filmt. So weit, so undramatisch. Dramatischer wird es auch nicht, als sie mit Djole eine Beziehung anfängt. Djole interessiert sich für sie weniger als für eines seiner Computerspiele. Denn Sex mit ihr erträgt er anfangs eher passiv als willkommene Triebabfuhr ohne Verpflichtungen. Er scheint dann von ihre Filmerei während des Aktes angezogen zu sein und steckt auch etwas mehr Energie in den Sex. In die Beziehung zu ihr allerdings nicht. Auch deshalb bleibt die Beziehung zwischen Jasna und Djole im luftleeren Raum hängen. Aber vielleicht sieht Milos das auch als Statement zur Gefühlskälte und Unentschlossenheit der heutigen serbischen Jugend.
So plätschert „Clip“ vor trister Kulisse durch Jasnas Leben in aneinandergereihten Episoden und es ist nicht besonders interessant, einige Teenager gemeinsam oder allein beim Posieren vor der Kamera (einige dieser Szenen wurden auch mit einem Smartphone aufgenommen) oder beim Taumeln durch das Nachtleben zwischen himmelhoch jauchzend und in den Rinnstein kotzend zu beobachten.
Die expliziten Sexszenen beschränken sich weitgehend auf das Zeigen des männlichen Geschlechtsteils, bevorzugt in Jasnas Mund. Meistens nicht besonders lang und die Szenen hätte man auch ohne Verluste aus dem Film herausschneiden können. Im Gegenteil! Dann wäre der Film als Porträt einer weiteren verloren-ziellosen Generation, sozusagen die Girlie-Version von „Slacker“ oder „Kids“, besser geworden.
Hitchcocks Einstand in Hollywood: ein viktorianisches Thrillermelodrama über die junge Frau de Winter, die in dem Familienschloss Manderley überall Spuren der verstorbenen Rebecca de Winter findet und anscheinend von ihrem Mann und der Haushälterin in den Tod getrieben werden soll.
Obwohl David O. Selznick gerade sehr mit „Gone with the wind“ beschäftigt war und Hitch deshalb in Ruhe arbeiten ließ, ist „Rebecca“ in erster Linie ein Selznick-Film.
Hitchcock war von dem Film nicht begeistert: „Das ist kein Hitchcock-Film. Das ist eine Art Märchen,…eine ziemlich vorgestrige, altmodische Geschichte. Es gab damals viele schriftstellernde Frauen. Dagegen habe ich nichts, aber Rebecca ist eine Geschichte ohne jeden Humor.“
Mit Laurence Olivier, Joan Fontaine, George Sanders, Judith Anderson, Nigel Bruce, Leo G. Carroll