TV-Tipp für den 20. Februar: Man nannte ihn Hombre

Februar 19, 2020

Servus TV, 22.55

Man nannte ihn Hombre (Hombre, USA 1967)

Regie: Martin Ritt

Drehbuch: Irving Ravetch, Harreit Frank jr.

LV: Elmore Leonard: Hombre, 1961 (Man nannte ihn Hombre)

Arizona, 1880: John Russell (Paul Newman) ist ein Weißer, der als Kind von Apachen entführt wurde und seitdem freiwillig bei ihnen lebt. Aufgrund einer Erbschaft benutzt er mit einigen Weißen die letzte Postkutsche von Sweetmary. Als die Postkutsche von Banditen überfallen wird, muss er sich entscheiden, ob er seinen Mitreisenden helfen will.

Extrem selten gezeigter, von der Kritik gelobter und vom Publikum geliebter Klasse-Western, nach einem Frühwerk von Elmore Leonard. Die Western Writers of America nahmen „Hombre“ in ihre Liste der 25 besten Western auf.

„Ein Markstein wie John Fords ‚Stagecoach‘, nach dessen Rezept er aufgebaut ist und von dem ihn ein Vierteljahrhundert Western-Geschichte trennen. Wieder fährt die Postkutsche durch Arizona, aber diesmal sitzt der Indianer drinnen und die Schurken, von denen es drinnen und draußen wimmelt, sind Weiße.“ (Joe Hembus: Das Western-Lexikon)

mit Paul Newman, Frederic March, Richard Boone, Diane Cilento, Cameron Mitchell, Barbara Rush, Martin Balsam

Wiederholung: Freitag, 21. Februar, 02.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Man nannte ihn Hombre“

Wikipedia über „Man nannte ihn Hombre“ (deutsch, englisch)

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leoanrds “Raylan” (Raylan, 2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards “Raylan” (2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Dschibuti“ (Djibouti, 2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Djibouti“ (2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Road Dogs“ (Road Dogs, 2009)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Meine Meldung von Elmore Leonards Tod

Elmore Leonard in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Frank Göhre/Alf Mayers „King of Cool – Die Elmore-Leonard-Story“ (2019)


Übersetzen? Ken Bruen: Once were Cops

Februar 19, 2020

Nach dem Lesen einer dicken Schwarte, die einem nicht gefallen hat, ist die Lektüre eines kurzen Buches ein willkommener Ausgleich. Vor allem wenn in dem Roman die Geschichte mit atemberaubender Geschwindigkeit und viel schwarzem und trockenem Humor erzählt wird. Ken Bruen ist dafür die erste Adresse. Er ist der Erfinder von Inspector Brant, einem Londoner Polizisten, der jedes Dienstverfahren, das ihm angehängt werden könnte, verdient hat, und Privatdetektiv Jack Taylor, einem Ex-Polizisten und praktizierendem Alkoholiker (Hey, der Mann ist Ire!). Taylor hat auch einen Miniauftritt in „Once were Cops“.

Im Mittelpunkt des Einzelwerks steht der irische Polizist Michael O’Shea. Als er von einem Austauschprogramm mit der New Yorker Polizei hört, beschließt er, daran teilzunehmen und mit einer kleinen Erpressung seines Vorgesetzten gelingt es ihm. In die USA will er, weil die Polizisten dort Schusswaffen tragen und auch benutzen dürfen.

Außerdem ist er ein Soziopath, der in New York schnell zum Serienmörder von Frauen wird.

Sein Partner vom NYPD ist Kurt Browski, genannt Kebar, nach einem Schlagstock, den er oft im Dienst anwendet. Außerdem ist der Einzelgänger Kebar korrupt.

Nach einer kurzen Kennenlernphase – Kebar wirft O’Shea in den Matsch, O’Shea rettet Kebar bei einem Einsatz wegen häuslicher Gewalt das Leben – werden sie ein Buddy-Team aus der Hölle. Denn Kebar ist im Fokus von Ermittlungen der Internen Ermittler und, nachdem er weiß, dass seine Tage als Cop gezählt sind, hält ihn nichts mehr davon ab, bei der Arbeit gegen alle Vorschriften zu verstoßen. O’Shea beginnt sich fröhlich durch New Yorks junge Frauen zu morden und er zettelt einen Krieg mit dem Mob an.

All das passiert schon auf den ersten Seiten von Ken Bruens „Once were Cops“. Danach nimmt die Geschichte bis zu ihrem Ende noch einige halsbrecherische Wendungen. Bruen erzählt dies in seinem bekannten reduzierten Stil, in dem ganze Konflikte und Lebensgeschichten konsequent auf einige wenige Sätze heruntergebrochen werden:

Thing is, I always loved cop movies. Thing was, being a Guard didn’t jell with the cop movies I watched.

I mean, do you really think you’re going to see a movie titled:

The Guards?

Yeah, like that’s going to happen.

First, the Guards don’t carry guns.

Fuck that.

Right.

Das führt dazu, dass man nicht aufhören kann weiterzulesen, wie zwei Polizisten eine ganz spezielle Verbrechenswelle in New York lostreten und versuchen, mit den Folgen klarzukommen.

Das ist ganz großes Kino.

Ken Bruen: Once were Cops

Minotaur Books, New York, 2008

304 Seiten

20,99 US-Dollar (Paperback)

(Bei Amazon kann die Taschenbuchausgabe aktuell für 16,99 Euro gekauft werden. Die gebundene Ausgabe ist etwas günstiger.)

(Die 304 Seiten sind dem großzügigem Layout geschuldet, das natürlich auch dazu beiträgt, die Lesegeschwindigkeit zu erhöhen.)

Hinweise

Homepage von Ken Bruen

Mein Besprechung von Ken Bruens „Brant“ (Blitz – or… Brant hits the Blues, 2002)

Meine Besprechung von Ken Bruens „Füchsin“ (Vixen, 2003)

Meine Besprechung von Ken Bruens „Kaliber“ (Calibre, 2006)

Meine Besprechung von Ken Bruens Jack-Taylor-Privatdetektivromanen

Meine Besprechung von Ken Bruens „Jack Taylor fliegt raus“ (The Guards, 2001)

Meine Besprechung von Ken Bruens “Jack Taylor liegt falsch” (The Killing of the Tinkers, 2002)

Meine Besprechung von Ken Bruens „Kaliber“ (Calibre, 2006)

Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Flop“ (Bust, 2006)

Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Crack“ (Slide, 2007)

Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Attica“ (The MAX, 2008)

Meine Besprechung von Ken Bruens „Sanctuary“ (2008)

Meine Besprechung von Ken Bruen/Reed Farrel Colemans “Tower” (Tower, 2009)

Mein Porträt von Ken Bruen und Jason Starr in „Alligatorpapiere [Print] – Magazin für Kriminalliteratur – No. 2/2010“

Meine Besprechung von William Monahans Ken-Bruen-Verfilmung “London Boulevard” (London Boulevard, USA/GB 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie “Jack Taylor” (Irland 2010/2011/2013 – basierend auf den Romanen von Ken Bruen)

Ken Bruen in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 19. Februar: Körper und Seele

Februar 18, 2020

Arte, 22.05

Körper und Seele (Teströl és lélekröl, Ungarn 2017)

Regie: Ildikó Enyedi

Drehbuch: Ildikó Enyedi

TV-Premiere des Berlinale-Gewinners von 2017: die behutsam erzählte Annäherung zweier einsamer Seelen, die sich in ihren Träumen müheloser näherkommen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Géza Morcsányi, Alexandra Borbély, Réka Tenki, Zoltán Schneider, Ervin Nagy, Tamás Jordán, Itala Békés

Hinweise

Moviepilot über „Körper und Seele“

Metacritic über „Körper und Seele“

Rotten Tomatoes über „Körper und Seele“

Wikipedia über „Körper und Seele“ (deutsch, englisch)

Berlinale über „Körper und Seele“

Meine Besprechung von Ildikó Enyedis „Körper und Seele“ (Teströl és lélekröl, Ungarn 2017)


Cover der Woche

Februar 18, 2020


TV-Tipp für den 18. Februar: Victoria

Februar 17, 2020

WDR, 22.10

Victoria (Deutschland 2015)

Regie: Sebastian Schipper

Drehbuch: Sebastian Schipper, Olivia Neergaard-Holm, Eike Frederik Schulz

Eine Nacht in Berlin: vier Jungs treffen eine Spanierin. Sie zeigen ihr ihren Kiez, reden mit ihr, nehmen sie zu einem Banküberüberfall mit, der schiefgeht und müssen flüchten.

Inzwischen dürfte der große Clou von Schippers Film bekannt sein: er drehte die Liebes- und Gangstergeschichte ohne einen einzigen Schnitt.

Dafür hat Kameramann Sturla Brandth Grøvlen, der mit der schweren Kamera die Protagonisten an all die Orte begleiten musste, ein Extra-Lob verdient.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit, Max Mauff, André Hennicke

Hinweise
Homepage zum Fillm
Berlinale über „Victoria“
Filmportal über „Victoria“
Film-Zeit über „Victoria“
Moviepilot über „Victoria“
Wikipedia über „Victoria“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Sebastian Schippers „Victoria“ (Deutschland 2015)

Meine Besprechung von Sebastian Schippers „Roads“ (Deutschland/Frankreich 2019)


Ex-Mafiosi Michael Franzese über Mafiafilme

Februar 17, 2020

Die Bewertung der Glaubwürdigkeit der einzelnen Szenen aus Mafiafilmklassikern (Der Pate, Donnie Brasco, Die Unbestechlichen, viel Scorsese), den Sopranos und einer Animationsserie verstehe ich nicht.

Aber die Erklärungen von Michael Franzese sind sehr interessant. Er war in New York Capo der Colombo-Mafiafamilie. 1995, nach einer Haftstrafe, verabschiedete er sich vom Verbrecherleben. Seitdem publiziert er Bücher und hält Reden.


„Mein Name ist Robicheaux“ und ich mache jetzt viel Lärm um; – ja, was eigentlich?

Februar 17, 2020

Ein Dave-Robicheaux-Krimi“ steht auf dem Cover. Robicheaux hat als Ich-Erzähler unbestritten die Hauptrolle. Ein Krimi ist der sechshundertseitige Wälzer allerdings nur, wenn man die breitestmögliche Definition von ‚Krimi‘ nimmt, nach der im Mittelpunkt eines Krimis Verbrechen stehen. Wer allerdings eine etwas engere Definition nimmt, wie in einem Krimi stehe die Aufklärung eines Verbrechens im Mittelpunkt, wird schon viele Probleme mit James Lee Burkes neuem und inzwischen 21. Robicheaux-Romans haben.

Nach dem Klappentext wird T. J. Dartez eines Nachts ermordet. Dartez überfuhr Molly, die Frau von Dave Robicheaux. Robicheaux, ein Detective der Polizei von New Iberia, Louisiana, und trockener Alkoholiker, kann sich nicht an die Tatnacht erinnern, weil er betrunken war. Er hat auch keine Ahnung, woher die Wunden an seinen Händen kommen. Damit wird Robicheaux zu einem Tatverdächtigen mit einem überzeugendem Motiv. Robicheaux selbst glaubt, dass ihm jemand den Mord anhängen will. Auch wenn er es nicht für vollkommen ausgeschlossen hält, dass er Dartez getötet hat.

In einem normalen Kriminalroman würde der Ermittler auf den folgen Seiten versuchen, seine Unschuld zu beweisen und, immerhin ist es ein US-amerikanischer Roman und langjährige Robicheaux-Fans wissen, wie wenig Robicheaux sich letztendlich um (Dienst)vorschriften kümmert, der Ermittler würde bei der Mörderjagd über Leichen gehen.

Aber in „Mein Name ist Robicheaux“ lässt Robicheaux einen von ihm verachteten neuen Kollegen mit zweifelhafter Vergangenheit in dem Fall ermitteln, während er selbst Dienst nach Vorschrift verrichtet.

Dazwischen hilft er seinem cholerischen Kumpel Clete Purcel, der sich gerade bei den falschen Leuten extrem verschuldet hat. Er bringt einen vermögenden Großgrundbesitzer mit dem Autor eines im 19. Jahrhundert in Louisiana spielenden Romans zwecks einer Verfilmung zusammen. Er ermittelt in einem merkwürdigem Vergewaltigungsfall und er startet einen Kleinkrieg mit einem in einem Trailer lebenden, gewalttätigen Meth-Dealer über das Sorgerecht für seinen Sohn. Währenddessen beginnt Robicheaux‘ Tochter Alafair einen Drehbuchentwurf zu schreiben. Später ist sie als Autorin in die Dreharbeiten involviert und kurz vor der Mitte des Romans macht sich ein skrupelloser Killer auf den Weg nach New Iberia.

Damit sind, bis auf die Geister, die dieses Mal überhaupt nicht erscheinen, alle Elemente vorhanden, die man aus den vorherigen Robicheaux-Romanen kennt. Die Handlung wird, wieder einmal, in unendlich viele Szenen aufgelöst, die die Handlung kaum bis überhaupt nicht voranbringen. Stattdessen entwickelt sich ein schon aufgrund der vielen beteiligten Personen verwirrendes Netz von Beziehungen. Erst am Ende fügt sich alles halbwegs zu einem Bild. Doch in dem Moment hat Burke, so wirkt es angesichts der lustlosen und arg kryptischen Auflösung, entweder den Überblick oder das Interesse an seinen Figuren und ihren Verbrechen verloren. Bis dahin wurden etliche der Fälle in Nebensätzen aufgelöst. Das gilt auch für den Mörder von Dartez. Dieser Fall ist bereits deutlich vor der Mitte des Romans geklärt.

Die Figuren benehmen sich wie dauerpubertierende Teenager, die sich ständig beleidigen und schlagen. Das ist auf die Dauer ziemlich ermüdend und, gerade bei Robicheaux und seinem Freund Clete Purcel, auch zunehmend unglaubwürdig. Schließlich ist Robicheaux, wie im Roman mehrmals betont wird, Vietnam-Veteran, was ihn (wenn er in den frühen Siebzigern, kurz vor dem Abzug der Truppen, in Vietnam gewesen wäre) zu einem Siebzigjährigem macht; wenn man die in den ersten Robicheaux-Romanen genannten biographischen Daten heranzieht, ist der Detective als alter ego von Burke, gut achtzig Jahre alt. In jedem Fall ist es unglaubwürdig, dass er in diesem Alter immer noch als Polizist arbeitet.

Ein noch größeres Problem ist, dass Robicheaux keinerlei körperliche Gebrechen hat. Er klagt nicht über Schmerzen, er hat keinerlei körperliche Beeinträchtigungen und er benimmt sich wie ein Dreißigjähriger, der immer noch in seiner Halbstarkenphase steckt und nach dem Motto „regelmäßige Prügeleien sind gut für mein seelisches Gleichgewicht“ handelt.

Anderen Autoren, wie Lawrence Block (der mit Matt Scudder erstmals einen fiktiven Ermittler in Echtzeit altern ließ), gelingt es wesentlich besser, ihre Figuren altern zu lassen. Und dabei zu zeigen, wie sich das Leben des Serienhelden verändert, weil er aus seinen Erfahrungen lernt und Beziehungen sich verändern.

In seinen vorherigen Romanen konnte Burke mit seiner poetischen Sprache und den dichten Beschreibungen der Landschaft und des Wetters von diesem Stillstand in Robicheaux‘ Entwicklung ablenken. Dieses Sprachgefühl hat ihn hier vollständig verlassen. Am Übersetzer, dem zuverlässigen Jürgen Bürger, der schon einige Romane von Burke übersetzte, kann es nicht liegen.

Mein Name ist Robicheaux“ ist – und das sage ich als langjähriger Robicheaux-Fans, der viele seiner Romane im Original las, weil es über viele Jahre keine Übersetzungen gab – ein Desaster.

In den USA erschien vor wenigen Wochen der 22. Robicheaux-Roman „The New Iberia Blues“.

James Lee Burke: Mein Name ist Robicheaux

(übersetzt von Jürgen Bürger)

Pendragon, 2019

600 Seiten

22 Euro

Originalausgabe

Robicheaux

Simon & Schuster, 2018

Hinweise

Perlentaucher über „Mein Name ist Robicheaux“

Bookmarks über „Mein Name ist Robicheaux“

Homepage von James Lee Burke

Thrilling Detective über „the Great Lost P. I.“ Dave Robicheaux

Wikipedia über James Lee Burke (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bertrand Taverniers James-Lee-Burke-Verfilmung „In the Electric Mist – Mord in Louisiana“ (In the Electric Mist, USA 2009)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Neonregen“ (The Neon Rain, 1987)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Blut in den Bayous“ (Heaven’s Prisoners, 1988)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Mississippi Jam“ (Dixie City Jam, 1994)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Sumpffieber“ (Sunset Limited, 1998)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Straße der Gewalt“ (Last Car to Elysian Fields, 2003)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Flucht nach Mexiko – Ein Dave-Robicheaux-Krimi“ (Crusader’s Cross, 2005 )

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Sturm über New Orleans“ (The Tin Roof Blowdown, 2007)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Regengötter“ (Rain Gods, 2009)

 


TV-Tipp für den 17. Februar: Weißer Terror

Februar 16, 2020

https://www.youtube.com/watch?v=zwgMuDQzm2I

Arte, 21.55

Weißer Terror (The Intruder, USA 1962)

Regie: Roger Corman

Drehbuch: Charles Beaumont

LV: Charles Beaumont: The Intruder, 1959

In der Südstaatenkleinstadt Caxton dürfen per Gesetz Schwarze eine bislang nur Weißen besuchte Schule besuchen. Der Politiker Adam Cramer (William Shatner) stachelt mit Hetzparolen die weiße Bevölkerung zur Gewalt gegen die Schwarzen an.

Ob Roger Corman damals dachte, dass sein Film heute immer noch aktuell ist?

Ein routiniert inszeniertes Melodram, das zwar unterm Strich allzu kompromissbereit ausgefallen sein mag, aber in seiner eindringlichen Problemstellung durchaus fesselt.“ (Lexikon des internationalen Films)

mit William Shatner, Frank Maxwell, Beverly Lunsford, Robert Emhardt, Charles Beaumont, George Clayton Johnson, William F. Nolan

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Weißer Terror“

Wikipedia über „Weißer Terror“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Roger Cormans „Die Folterkammer des Hexenjägers“ (The haunted palace, USA 1963)


TV-Tipp für den 16. Februar: Mississippi Burning – Die Wurzeln des Hasses

Februar 15, 2020

Tele 5, 20.15

Mississippi Burning – Die Wurzeln des Hasses (Mississippi Burning, USA 1988)

Regie: Alan Parker

Drehbuch: Chris Gerolmo

Südstaaten, 1964: Mitten im Hochsommer verschwinden im ländlichen Jessup County drei Bürgerrechtler spurlos. Ein älterer und ein jüngerer FBI-Agent sollen den Fall aufklären und wenn sie nur auf eine Mauer des Schweigens stoßen würden, wären sie froh.

Packender, auf einem wahren Fall basierender Polizei-Thriller. Zum Filmstart sah der Fischer Film Almanach das anders (wobei damals die Filmkritik auch anders war): „Parker lässt zu, dass ‚Mississippi Burning‘ sich zu einem konventionellen Reißer entwickelt, zu einem Polizeifilm, der mit den fragwürdigen Methoden seiner Protagonisten sympathisiert. Doch damit wird er seinem Thema nicht mehr gerecht. Ein Film der verschenkten Möglichkeiten.“ Dabei wird der erste Teil des Films wegen seiner dokumentarischen Qualitäten gelobt.

„Parkers von gewalttätigen Eruptionen durchsetzter FBI-Thriller ist wegen seiner (historisch unhaltbaren) Glorifizierung des FBI und wegen seiner Tendenz, die Rolle der Bürgerrechtler und der Schwarzen zu verfälschen (sie sind mehr oder weniger Randfiguren des Dramas), heftig kritisiert worden.“ (Wolfgang Schweiger: Der Polizeifilm, 1989)

Der Film feierte seine Premiere auf der Berlinale. Der immer überzeugende Gene Hackman erhielt den Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller. Und bei den US-Kritikern kam der Film besser an als bei den deutschen Kritikern.

mit Gene Hackman, Willem Dafoe, Frances McDormand, Brad Dourif, R. Lee Ermey, Michael Rooker, Pruitt Taylor Vince, Tobin Bell (damals noch ein kleiner Nebendarsteller in seinem ersten namentlich genanntem Spielfilmauftritt)

Wiederholung: Mittwoch, 19. Februar, 01.36 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Mississippi Burning“

Wikipedia über „Mississippi Burning“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 15. Februar: Ich, Daniel Blake

Februar 15, 2020

3sat, 20.15

Ich, Daniel Blake (I, Daniel Blake, Großbritannien/Frankreich/Belgien 2016)

Regie: Ken Loach

Drehbuch: Paul Laverty

TV-Premiere – und ein dickes, ehrlich gemeintes Lob für den Ausstrahlungstermin!

Gutes, packendes, konventionell erzähltes und gefilmtes Sozialdrama über den titelgebenden Schreiner Daniel Blake, der nach einem Schlaganfall in die Fänge der Sozialbürokratie gerät.

In Cannes erhielt „Ich, Daniel Blake“ die Goldene Palme.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Dave Johns, Hayley Squires, Dylan McKiernan, Briana Shann, Kate Rutter, Sharon Percy, Kema Sikazwe

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Ich, Daniel Blake“

Metacritic über „Ich, Daniel Blake“

Rotten Tomateos über „Ich, Daniel Blake“

Wikipedia über „Ich, Daniel Blake“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ken Loachs „Jimmy’s Hall“ (Jimmy’s Hall, Großbritannien/Irland/Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Ken Loachs „Ich, Daniel Blake“ (I, Daniel Blake, Großbritannien/Frankreich/Belgien 2016)

Meine Besprechung von Ken Loachs „Sorry, we missed you“ (Sorry we missed you, Großbritannien/Frankreich/Belgien 2019)


Neu im Kino/Filmkritik: „La Gomera“, pfeifende Gangster, viel Geld und viele Fragezeichen

Februar 14, 2020

Beginnen wir mit der offiziellen Synopse:

Der Polizist Cristi (Vlad Ivanov) lässt sich mit der Mafia ein und fliegt auf. Nun folgen ihm verdeckte Ermittler auf Schritt und Tritt und hören seine Wohnung ab. Daher gibt sich die schöne Gilda (Catrinel Marlon) als seine Geliebte aus und drängt ihn zu einer Reise nach La Gomera. Cristi soll die geheime Pfeifsprache der Inselbewohner lernen, damit er trotz Überwachung mit der Gaunerbande kommunizieren kann. Pfeifend versuchen sie den Matratzenfabrikanten Zsolt (Sabin Tambrea) aus dem Gefängnis zu befreien, denn der ist der einzige, der weiß, wo die 30 Millionen des letzten Coups versteckt sind. Doch alle Beteiligten spielen ein doppeltes Spiel und bald geraten die Ereignisse außer Kontrolle.

Das klingt nach einem zünftigem Kriminalfilm und er beginnt auch schön atmosphärisch mit der Ankunft des korrupten Polizisten auf der Kanareninsel. Musikalisch knackig, aber auch etwas einfallslos mit Iggy Pops „The Passenger“ unterlegt.

Danach springt die Geschichte in zahllosen Kapiteln zwischen La Gomera und Bukarest, zwischen der Gegenwart und verschiedenen Zeitpunkten in der Vergangenheit hin und her, ohne dass eine nachvollziehbare Geschichte erkennbar wird. Die kann man sich erst nach dem Abspann mühsam zusammenpuzzeln. Bis zum Ende hinterlassen die willkürlich angeordneten Kapitel vor allem Fragezeichen. Die Motive, Interessen und Konflikte der einzelnen Figuren und in welcher Beziehung sie zueinander stehen, bleiben im Dunkeln.

Einzelne witzige Szenen, wie Polizist Cristi beim Lernen der Pfeifsprache, und die Anspielungen auf, vor allem, den Film Noir, mal in der Figurenzeichnung, mal bei den Konflikten und Handlungsmustern (was beim Sehen immerhin etwas interpretatorische Gewissheit verschafft), mal durch ein konspiratives Treffen in einem Kino, in dem der Westernklassiker „Der schwarze Falke“ läuft, erfreuen selbstverständlich das Herz des Cineasten. Aber sie ändern nichts daran, dass schnell der Eindruck entsteht, in „La Gomera“ werde durch eine fragmentierte Erzählweise von einer inhaltlichen Leere und nicht schlüssigen Figurenzeichnungen abgelenkt.

La Gomera (La Gomera, Rumänien/Frankreich/Deutschland 2019)

Regie: Corneliu Porumboiu

Drehbuch: Corneliu Porumboiu

mit Vlad Ivanov, Catrinel Marlon, Rodica Lazar, Sabin Tambrea, Antonio Buíl, Agustí Villaronga, George Pistereanu

Länge: 97 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Filmportal über „La Gomera“

Moviepilot über „La Gomera“

Metacritic über „La Gomera“

Rotten Tomatoes über „Lo Gomera“

Wikipedia über „La Gomera“


TV-Tipp für den 14. Februar: Der Moment der Wahrheit

Februar 13, 2020

One, 22.40

Der Moment der Wahrheit (Truth, USA 2015)

Regie: James Vanderbilt

Drehbuch: James Vanderbilt

LV: Mary Mapes: Truth and Duty: The Press, The President and The Privilege of Power, 2005

Im Sommer 2004 erfährt „60 Minutes II“-Produzenten Mary Mapes (Cate Blanchett), dass US-Präsident George Bush bei den Angaben zu seiner Militärzeit log. Sie und ihr Reporterteam recherchieren für eine TV-Reportage, die von Dan Rather (Robert Redford) präsentiert wird. Danach bricht, mitten im Wahlkampf, ein wahrer Shitstorm über sie herein.

Ein auf wahren Ereignissen basierendes, oft zu einseitig auf Mapes‘ Seite stehendes Journalistendrama. Letztendlich ist Vanderbilts von guten Absichten und guten Schauspielern getragenes Regiedebüt nur solala.

Gegen das wenige Monate vorher in den Kinos angelaufene, mit dem Oscar als bester Film des Jahres ausgezeichnete Drama „Spotlight“ sieht „Der Moment der Wahrheit“ reichlich blass aus.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Cate Blanchett, Robert Redford, Topher Grace, Dennis Quaid, Elisabeth Moss, Bruce Greenwood, Stacy Keach, John Benjamin Hickey, Dermot Mulroney

Hinweise

Moviepilot über „Der Moment der Wahrheit“

Metacritic über „Der Moment der Wahrheit“

Rotten Tomatoes über „Der Moment der Wahrheit“

Wikipedia über „Der Moment der Wahrheit“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Vanderbilts „Der Moment der Wahrheit“ (Truth, USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: „Bombshell – Das Ende des Schweigens“ über sexuelle Belästigung

Februar 13, 2020

Eine Vorkämpferin für den Feminismus oder die Gleichberechtigung von Frauen war keine von ihnen. Schließlich arbeiteten sie an einem Ort, der täglich dagegen kämpfte. Und es immer noch tut.

Sie arbeiteten bei Fox News, einem US-TV-Sender, der sich Nachrichtensender nennt, damals mit dem Slogan „fair and balanced“ warb, es nicht war und seit der Wahl von Donald J. Trump zum US-Präsidenten endgültig dessen Haussender und Echokammer ist. Dabei kam schon 2011 eine empirische Studie zu dem Ergebnis, dass Zuschauer von Fox News über das tatsächliche politische Tagesgeschehen am wenigsten wüssten. Zuschauer anderer Sender und sogar US-Amerikaner, die keine Nachrichten sehen, waren besser informiert.

Am 6. Juli 2016 klagte Gretchen Carlson, das hübsche Gesicht der Fox-Morningshow „Fox & Friends“, gegen Roger Ailes, den Gründer und Chef des Senders, wegen sexueller Belästigung. Ihre ehemaligen langjährigen Kollegen erklärten öffentlich auf Fox News, dass das die Vorwürfe einer irregeleiteten Frau seien und die Arbeitsatmosphäre bei Fox News fantastisch sei. Das war eine Lüge. Denn Carlson hatte vor ihrer Klage eifrig Beweise gesammelt und auch andere Frauen berichteten von Belästigungen durch Ailes und andere Männer bei Fox News.

Der Skandal wurde so groß, dass Fox News hohe Entschädigungssummen zahlen musste und Fox-News-Eigentümer Robert Murdoch (und, als treibende Kräfte bei Ailes‘ Entlassung, seine beiden Söhne) Ailes am 21. Juli 2016 entließ.

Davor, bereits im August 2015, hatte Megyn Kelly, die ‚First Lady von Fox News‘ und Gastgeberin der „The Kelly File“, Ärger mit ihrem Chef Roger Ailes. Sie hatte in einer Wahlkampfdebatte den damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump auf seine sexistischen Äußerungen angesprochen. Ailes-Freund und Fox-Quotenbringer Trump beleidigte sie danach öffentlich und Ailes sagte ihr, sie solle dazu schweigen.

In seinem Spielfilm „Bombshell – Das Ende des Schweigens“ konzentrieren Regisseur Jay Roach („Trumbo“) und sein Drehbuchautor Charles Randolph („The Big Short“) sich bei ihrem Sittengemälde von Fox News auf Megyn Kelly (Charlize Theron), Gretchen Carlson (Nicole Kidman) und Kayla Pospisil (Margot Robbie). Diese drei Frauenschicksale zeigen verschiedene Facetten des Falls auf; – wobei die Geschichte von Pospisil die schwächste des Films ist. Im Gegensatz zu den realen Fox-News-Moderatorinnen Kelly und Carlson ist sie eine fiktive Figur, die als junge, aufstiegswillige und karrierebewusste Reporterin nichts zum Fortgang der historischen Ereignisse beiträgt.

Stilistisch und erzählerisch orientieren Roach und Randolph an den Werken von Aaron Sorkin („The Social Network“, „Steve Jobs“, „Molly’s Game“) und an Adam McKays „The Big Short“ und „Vice“. Ihr Film ist allerdings bei weitem nicht so dicht wie diese Filme, in denen man jede Sekunde hellwach sein muss, um nicht in der Flut von wichtigen und noch wichtigeren Informationen zu versinken. Da ist der Fall von Fox News und Roger Ailes deutlich einfacher gelagert.

Im Mittelpunkt von „Bombshell“ steht auch nicht das akkurate nacherzählen der verschiedenen Winkelzüge, sondern die intensive Beschreibung eines toxischen Umfelds, in dem sexuelle Belästigung von den Vorgesetzten geduldet und gefördert wird, während die Untergebenen und die Frauen das tolerieren und oft willig mitmachen. Das beginnt schon beim Einstellungsgespräch, wenn Ailes unverhohlen Gefälligkeiten einfordert und die künftigen Fox-News-Moderatorinnen nach ihrem Aussehen – blond, schlank, vollbusig, mit langen Beinen, die im Fernsehen ausführlich präsentiert werden – auswählt. Daneben ist die Firmenkultur von Paranoia, Hass und einer kultischen Gefolgschaft geprägt. Es ist ein Freund-Feind-Denken, das aus einer gefeierten Moderatorin innerhalb weniger Minuten eine Aussätzige macht, die von ihren früheren Kollegen mit Schmutz beworfen wird.

Zum Weitersehen: Am Montag, den 24. Februar, zeigt ZDFinfo um 21.45 Uhr Alexis Blooms spielfilmlange Doku „Sex, Trump & Fox News – Aufstieg und Fall des Roger Ailes“ (Divide and Conquer: The Story of Roger Ailes, 2018). Bloom zeichnet in einer gelungenen Mischung aus aktuellen Interviews und Archivmaterial das Leben des Fox-News-Gründers Roger Ailes nach. Seine Karriere als Politikberater begann er für Richard Nixon. Zuletzt unterstützte er mit seinem Sender die Wahlkampagne von Donald Trump. Er machte ihn zum Präsidenten.

Bombshell – Das Ende des Schweigens (Bombshell, USA/Kanada 2019)

Regie: Jay Roach

Drehbuch: Charles Randolph

mit Charlize Theron, Nicole Kidman, Margot Robbie, John Lithgow, Kate McKinnon, Allison Janney, Connie Britton, Mark Duplass, Nazanin Boniadi, Malcolm McDowell

Länge: 110 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Bombshell“

Metacritic über „Bombshell“

Rotten Tomatoes über „Bombshell“

Wikipedia über „Bombshell“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jay Roachs „Trumbo“ (Trumbo, USA 2015)

Ein Q&A mit Charlize Theron, Nicole Kidman, John Lithgow und Jay Roach (mit arg unruhiger Kamera)

DP/30 unterhält sich mt Drehbuchautor Charles Randolph über den Film

DP/30 unterhält sich mit Regisseur Jay Roach über den Film

Script to Screen unterhält sich mit Jay Roach über den Film

Megyn Kelly spricht mit einigen ehemaligen Fox-News-Kolleginnen über den Film und die damaligen Ereignisse


TV-Tipp für den 13. Februar: Moonlight

Februar 13, 2020

3sat, 22.25

Moonlight (Moonlight, USA 2016)

Regie: Barry Jenkins

Drehbuch: Barry Jenkins

LV: Tarell Alvin McCraney: In Moonlight Black Boys look Blue (Theaterstück)

TV-Premiere des überraschenden Gewinners des Oscars für den besten Film des Jahres: ein in jeder Beziehung beeindruckendes Drama über das Erwachsenwerden. In drei in sich abgeschlossenen Kapiteln erzählt Barry Jenkins die Geschichte von Chiron, einem schwarzen, in ärmlichsten Verhältnissen in Miami lebendem Jungen, und seiner Beziehung zu seiner drogensüchtigen Mutter, einem Drogendealer, der zu seinem Ersatzvater wird, und einem Schulkameraden, der mehr als ein Freund ist. Chiron wird gespielt von Alex Hibbert (in „Little“), Ashton Sanders (in „Chiron“) und Trevante Rhodes (in „Black“).

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Alex Hibbert, Ashton Sanders, Trevante Rhodes, Naomie Harris, Mahershala Ali, Janelle Monáe, Jaden Piner, Jharrel Jerome, André Holland

Hinweise

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Meine Besprechung von Barry Jenkins‘ „Moonlight“ (Moonlight, USA 2016) und der DVD

Meine Besprechung von Barry Jenkins‘ „Beale Street“ (If Beale Street could talk, USA 2018) und der DVD


Neu im Kino/Filmkritik: Willem Dafoe, Abel Ferrara, „Tommaso und der Tanz der Geister“

Februar 13, 2020

Einige Jahre war Abel Ferrara mit seinen gewalttätigen Neo-Noirs im Einklang mit dem Publikum. Sie reflektierten das damalige New York als eine gewalttätige, von Kriminalität, Sex und Trieben beherrschten Sündenpfuhl. Seine Filme, wie „The Driller Killer“ (1979, mit Ferrara in der Hauptrolle als psychopathischer Killer), „Die Frau mit der 45er Magnum“ (Ms. 45; Angel of Vengeance, 1981), „Krieg in Chinatown“/“China Girl“ (China Girl, 1987), „King of New York“ (1989) und „Bad Lieutenant“ (1992), hatten immer wieder Probleme mit der Zensur. Mit seinen Geldgebern hatte er ebenfalls immer wieder Probleme.

Diese Neo-Noirs und seine darauf folgenden Filme, wie „Snake Eyes“ (Dangerous Game, 1993; mit Madonna), „The Addiction“ (1994), „Das Begräbnis“ (The Funeral, 1996) und „The Blackout“ (1997), waren auch immer radikal persönliche Filme, die sich wenig um eingefahrene Publikumserwartungen kümmerten. Schließlich hätte Ferrara nach dem Erfolg von „King of New York“ und „Bad Lieutenant“ locker als zweiter Martin Scorsese weiter Gangsterfilme inszenieren können. Ferrara, der sich inzwischen als Buddhist bezeichnet, wurde erzkatholisch erzogen und die katholischen Kategorien von Schuld und Sühne sind ein wichtiger Pfeiler in seinem Werk. In den Neo-Noirs hatte er auch die ideale Form gefunden, um breitenwirksam von Schuld und Sühne zu erzählen.

Seit seiner William-Gibson-Verfilmung „New Rose Hotel“ (1998) versank er allerdings weitgehend in der Obskurität. Seine Filme, wie „Go Go Tales“ (2007), „Welcome to New York“ (2014) und „Pasolini“ (2014), wurden kaum noch vertrieben. In Deutschland erschienen sie oft irgendwann auf DVD und wurden einmal im Fernsehen gezeigt.

Mit seinem neuesten Film „Tommaso und der Tanz der Geister“ kehrt er jetzt, nach über zwanzig Jahren, wieder in die deutschen Kinos zurück. Mit einem weiteren radikal persönlichem Werk, das thematisch an seine früheren Filme anknüpft und, vom Ende betrachtet, ein Noir ist.

Tommaso (Willem Dafoe) ist ein amerikanischer Künstler, der mit seiner deutlich jüngeren ukrainisch-russisch-stämmigen Frau, und ihrer dreijährigen Tochter in Rom lebt.

Abel Ferrara nimmt sich viel Zeit, Tommasos Alltag zu schildern. Er beobachtet ihn mit seiner Frau und Tochter in ihrer Wohnung, auf dem Spielplatz und den Straßen Roms, beim Italienisch lernen, beim Einkaufen in seinem Viertel, bei seinen Yoga-Übungen, bei von ihm gegebenen Schauspielkursen, beim Entwickeln eines neuen Filmprojekts und bei den Treffen einer Selbsthilfegruppe ehemaliger Süchtiger, die sich Geschichten aus ihrem Leben als Süchtige erzählen. In diesen Szenen verfolgt Ferrara wie ein Voyeur mit unruhiger Handkamera Dafoe. Er lässt ihm alle Zeit der Welt, sich vor der Kamera zu präsentieren, ohne dass in diesen improvisierten und oft zu langen Alltagsbeobachtungen eine Geschichte vorangetrieben wird.

Willem Dafoe, der wieder mit Abel Ferrara zusammenarbeitet und inzwischen, wie Ferrara, in Rom lebt, spielt diesen Amerikaner in Rom als einen freundlichen Mann. So entspannt, so bürgerlich normal und so oft lachend sah man Dafoe noch nie in einem Film. Er ist ein freundlicher, aufgeschlossener Künstler. Nach turbulenten Jahren ist er in Rom zur Ruhe gekommen. Offensichtlich genießt er sein ruhiges, drogenfreies Leben als Ehemann einer deutlich jüngeren Frau und eines gemeinsamen Kindes. Als er seine Frau mit einem anderen Mann sieht, ändert sich das.

Diese Eifersuchtsgeschichte beginnt allerdings erst sehr spät im Film und sie wirkt mit ihrem Ende auch wie ein Fremdkörper in einem Film, der aufgrund der zahlreichen, gewollten autobiographischen Bezüge mühelos als ein Selbstporträt von Ferrara (mehr) und Dafoe (weniger) gelesen werden kann. Dazu trägt auch bei, dass Ferraras Ehefrau Cristina Chiriac Tommasos Frau spielt und ihre Tochter Anna Tommasos Tochter spielt.

Tommaso und der Tanz der Geister (Tommaso, Italien/Großbritannien/USA 2019)

Regie: Abel Ferrara

Drehbuch: Abel Ferrara

mit Willem Dafoe, Anna Ferrara, Cristina Chiriac

Länge: 117 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Meine Besprechung von Abel Ferraras “King of New York” (King of  New York, USA 1989)

Abel Ferrara in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 12. Februar: Die Nile Hilton Affäre

Februar 11, 2020

Arte, 20.15

Die Nile Hilton Affäre (The Nile Hilton Incident, Schweden/Deutschland/Dänemark 2017)

Regie: Tarik Saleh

Drehbuch: Tarik Saleh

Kairo, 2011, kurz vor dem Beginn des Arabischen Frühlings: Kommissar Noredin Mostafa (Fares Fares) untersucht den Mord an einer Sängerin in einer Luxussuite des Nile Hilton Hotels. Seine Ermittlungen führen ihn zu einem erfolgreichen Unternehmer und Freund der Präsidentenfamilie.

TV-Premiere. Sehr atmosphärischer, an guten französischen Kriminalfilmen orientierter Noir.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung dieser Filmperle.

mit Fares Fares, Mari Malek, Yaser Maher, Ahmed Seleem, Slimane Dazi, Hania Amar, Hichem Yacoubi, Mohamed Yousry, Ger Duany

Hinweise

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Meine Besprechung von Tarik Salehs „Die Nile Hilton Affäre“ (The Nile Hilton Incident, Schweden/Deutschland/Dänemark 2017)


Cover der Woche

Februar 11, 2020


TV-Tipp für den 11. Februar: Out of Inferno

Februar 10, 2020

Tele 5, 22.05

Out of Inferno (Táo Chūshēng Tiān, China/Hongkong 2013)

Regie: Danny Pang, Oxide Pang

Drehbuch: Tang Nicholl, Danny Pang, Oxide Chun Pang, Szeto Kam-Yuen, Tang Nicholl, Wu Meng Zhang

In einem Hochhaus in der südchinesischen Millionenstadt Guangzhou, bricht an einem heißen Tag ein Feuer aus – und dann passiert das, was in Katastrophenfilmen immer passiert: Katastrophe reiht sich an Katastrophe, Menschen sterben, Menschen werden gerettet und die Stuntmänner müssen Überstunden schieben.

Trotzdem gefällt das Drama der Pang-Brüder („Bangkok Dangerous“) mit etlichen spektakulären Szenen, Explosionen und viel Feuer als flott erzählter, entsprechend kurzweiliger und eher unpathetischer Katastrophenfilm in der Tradition von „Flammendes Inferno“ mit weniger Stars (jedenfalls für uns Westler) und mit hundert Minuten deutlich kürzer als das Hollywood-Dreistundenepos.

mit Louis Koo, Sean Lau, Chen Si Cheng, Crystal Lee, Marc Ma, Jin Qiao Qiao, Crystal Lee, Zang Jin Sheng

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Out of Inferno“

Wikipedia über „Out of Inferno“

Meine Besprechung von Danny und Oxide Pangs „Out of Inferno“ (Táo Chūshēng Tiān, China/Hongkong 2013)


„Spuren – Die Opfer des NSU“ mit der Regisseurin Aysun Bademsoy diskutieren

Februar 10, 2020

Als nächsten Film unserer „One World Berlin – Menschenrechte aktuell“ zeigen wir, zwei Tage nach dem Kinostart, am Samstag, den 15. Februar, um 18.00 Uhr, im Lichtblick-Kino (Kastanienallee 77, Prenzlauer Berg/Berlin) den beeindruckenden Dokumentarfilm „Spuren – Die Opfer des NSU“. Regisseurin Aysun Bademsoy wird danach Fragen beantworten und weil ich den Abend moderiere, beschränke ich mich hier auf die Ankündigung:

 Zwischen September 2000 und April 2007 wurden zehn Menschen von der rechtsextremen Terrorgruppe NSU ermordet. Die Ermittlungen wurden zunächst ausschließlich im Umfeld der nichtdeutschen Opfer mit Verdacht auf organisierte Kriminalität geführt. Die Familien der Ermordeten wurden so erneut zu Opfern, diesmal von vorurteilsvoller Stigmatisierung.

Spuren – das sind nicht nur Hinweise am Tatort, sondern auch die Verletzungen und Narben bei den Angehörigen der Opfer und in der gesamten Gesellschaft.

Regisseurin Aysun Bademsoy begibt sich auf die Suche nach diesen Spuren und stellt sich dabei die Frage, welcher Prozess diese Verletzungen überhaupt heilen könnte. Ein vielschichtiger Dokumentarfilm, der das Scheitern von Ermittlern und Justiz beleuchtet – und den Angehörigen der Opfer endlich eine Stimme gibt.

Fünf von fünf möglichen Sternen (epd Film)


One World Berlin – Menschenrechte aktuell – eine monatliche Filmreihe mit Dokumentarfilmen über Bürger- und Menschenrechte wird organisiert von der Humanistischen Union, Deutschlands ältester Bürgerrechts-Organisation (mitbegründet von Fritz Bauer), One World Berlin Human Rights Film Festival, das sich seit 2004 durch Menschenrechts-Filmarbeit engagiert, und dem Lichtblick-Kino. Filmemacher*innen und Expert*innen diskutieren mit dem Publikum über Fragen, die Menschen in der Stadt bewegen, lokal und global: Recht auf Wohnraum, gegen Überwachung und Datenspeicherung, für Menschsein und Menschenrechte in der digitalen Welt.

»One World Berlin – Menschenrechte aktuell« versteht sich auch als Plattform für Berliner Bürger- und Menschenrechtsinitiativen, die zu den in den Filmen verhandelten Fragen arbeiten.

Ort & Kinokarten

Lichtblick-Kino (Kastanienallee 77, Prenzlauer Berg)

Kartenvorverkauf im Lichtblick-Kino oder bei Kinoheld

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Spuren – Die Opfer des NSU“

Moviepilot über „Spuren – Die Opfer des NSU“

https://www.youtube.com/watch?v=76KDMpEyQdU


TV-Tipp für den 10. Februar: Nocturama

Februar 10, 2020

Arte, 22.15

Nocturama (Nocturama, Frankreich/Deutschland/Belgien 2016)

Regie: Bertrand Bonello

Drehbuch: Bertrand Bonello

Eine Gruppe jugendlicher Attentäter aus unterschiedlichen sozialen Milieus platzieren in Paris an wichtigen Orten Bomben. Später treffen sie sich an einem Ort, an dem sie niemand suchen wird: einem leerstehendem Nobelkaufhaus.

TV-Premiere. Philosophischer, auf Erklärungen verzichtender Thriller von Bertrand Bonello („Der Pornograph“, „Saint Laurent“).

Porträt einer Jugend zwischen Aufbegehren und Melancholie mit dem Genrekino verknüpft“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Finnegan Oldfield, Vincent Rottiers, Hamza Meziani, Manal Issa, Martin Petit-Guyot, Jamil McCraven, Rabah Nait Oufella, Laure Valentinelli

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Nocturama“

Wikipedia über „Nocturama“ (deutsch, englisch, französisch)