TV-Tipp für den 1. November: Im Rausch der Tiefe

Oktober 31, 2023

Arte, 22.10

Im Rausch der Tiefe – The Big Blue (La grand bleu, Frankreich/USA/Italien 1988)

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson, Roger Garland

Bildgewaltiges Drama über zwei Kinderfreunde, die begeisterte Taucher sind und jetzt gegeneinander antreten. Es geht um den Weltrekord im Tauchen ohne Sauerstoffgerät.

Ein frühes Werk von Luc Besson, das in Frankreich ein Kassenhit war.

Anschließend, um 00.25 Uhr, zeigt Arte die knapp einstündige Doku „Jacques Mayol, Dolphin Man: Mit einem Atemzug in die Tiefe“. Mayol ist die Inspiration für einen der beiden Taucher im Film.

mit Jean-Marc Barr, Jean Reno, Rosanna Arquette, Paul Shenar, Sergio Castellitto, Jean Bouise, Griffin Dunne

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Im Rausch der Tiefe“

Wikipedia über „Im Rausch der Tiefe“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Léon – Der Profi“ (Léon, Frankreich 1994)

Meine Besprechung von Luc Bessons „The Lady – Ein geteiltes Herz“ (The Lady, Frankreich/Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Lucy“ (Lucy, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (Valerian and the City of a thousand Planets, Frankreich 2017)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Anna“ (Anna, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von Luc Bessons „Dogman“ (Dogman, Frankreich/USA 2023)

Luc Besson in der Kriminalakte

 


Cover der Woche

Oktober 31, 2023


DVD-Kritik: Über Brad Andersons Horrorfilm „Blood“

Oktober 31, 2023

Als ihr Hund mit einem „Friedhof der Kuscheltiere“-Blick aus dem Wald auftaucht, ist Krankenschwester Jess (Michelle Monaghan) alarmiert. Aber ehe sie es verhindern kann, wird ihr Sohn Owen gebissen. In Lebensgefahr schwebend kommt er ins Krankenhaus. Die Ärzte retten ihn. Aber schon bald verschlimmert sich sein Zustand.

Jess entdeckt, dass sie ihren Sohn mit Menschenblut am Leben erhalten kann. Owens Zustand verbessert sich. Aber er braucht immer mehr Blut

Die originellste Horrorgeschichte erzählt Brad Anderson nach einem Drehbuch von Will Honley in „Blood“ nicht. „Friedhof der Kuscheltiere“ ist das übermächtige Vorbild. In seinem Regiedebüt „Maggie“ erzählte Henry Hobson eine ähnliche Geschichte. In dem Horrorfilm pflegt Arnold Schwarzenegger seine Tochter, die zum Zombie wird. In „The Walking Dead“ und George A. Romeros Zombiefilmen gibt es immer wieder Plots, in denen Erwachsene ihre Zombiekinder nicht töten wollen. Dort wird die Geschichte normalerweise aus der Perspektive eines Mannes erzählt. In „Blood“ wird sie aus der Perspektive einer Frau erzählt, die am Ende auch versucht, die Quelle des Übels zu vernichten

Anderson erzählt diese Geschichte, mit überzeugenden Schauspielern, ziemlich zügig und einer Konzentration auf Jess, ihren Sohn Owen und ihre Tochter Tyler. Dabei drängt sich, je weiter die Geschichte voranschreitet, immer mehr die Frage auf, wie sehr Kinder ihre Eltern aussaugen.

Schlecht ist das nicht, aber „Blood“ erreicht nicht die Qualität von Andersons früheren Werken, wie „Session 9 (2001), „The Machinist“ (2004), „Transsiberian“ (2008), „The Call – Leg nicht auf!“ (2013) und „Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst du nie verlassen“ (2014). Eher schon handelt es sich bei „Blood“ um eine zu lang geratene „Twilight Zone“-Episode.

Blood (Blood, USA 2022)

Regie: Brad Anderson

Drehbuch: Will Honley

mit Michelle Monaghan, Skeet Ulrich, Finlay Wojtak-Hissong, June B. Wilde, Jennifer Rose Garcia

DVD

SquareOne Entertainment

Bild: 2,39:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Deutscher Trailer

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Der Film ist digital, auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Hinweise

Moviepilot über „Blood“

Metacritic über „Blood“

Rotten Tomatoes über „Blood“

Wikipedia über „Blood“

Meine Besprechung von Brad Andersons „The Call – Leg nicht auf!“ (The Call, USA 2013)

Meine Besprechung von Brad Andersons „Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst du nie verlassen“ (Stonehearst Asylum, USA 2014)


DVD-Kritik: „As they made us“, unsere schrecklich lieben Eltern

Oktober 31, 2023

In ihrem Spielfilmdebüt porträtiert Mayim Bialik (bekannt aus „The Big Bang Theory“ als Amy Farrah Fowler) eine leicht dysfunktionale Familie. Eugene (Dustin Hoffman) wird älter und immer hilfsbedüftiger. Seine Frau Barbara (Candice Bergen) will das nicht einsehen. Sie ist eine herrische Trinkerin, die für ihre Kinder immer wieder, aber nicht immer, die Hölle auf Erden ist. Auch Eugene ist ein durchaus zwiespältiger Charakter: ein Witzbold, der seine Kinder auch mal schlägt. Ihre geschiedene Tochter Abigail (Dianna Agron) kümmert sich ihre beiden Kinder und ihre Eltern. Abigails Bruder Nathan (Simon Helberg, aka Howard Wolowitz in „The Big Bang Theory“) hat schon vor Jahrzehnten mit Eugene und Barbara gebrochen. Er will sie nicht mehr sehen.

Trotzdem kontaktiert Abigail ihn.

Bialik erzählt die Geschichte dieser Familie und ihrer Beziehung zueinander mit vielen Rückblenden. Dabei ist sie vor allem an einem Stimmungsbild und einer Beschreibung des Verhältnisses der vier Familienmitglieder inszeniert. Die Hauptrolle hat die aus der TV-Serie „Glee“ als Quinn Fabray bekannte Dianna Agron. Dustin Hoffman kann in einer Nebenrolle als zunehmend hilfsbedüftiges Familienoberhaupt wieder einmal sein Können beweisen.

Angenehm ist Bialiks Mut, diese Familie als ein komplexes Gebilde zu zeigen, in dem die einzelnen Familienmitglieder erstaunlich viele unsympathische Seiten haben. So vermittelt Bialiks Drama eine Ahnung von der Komplexität familiärer Beziehungen. Allerdings kratzt sie nur an der Oberfläche. Das ist ordentlich gemacht, unterhaltsam beim Ansehen, aber nach dem Abspann bleibt nichts länger im Gedächtnis.

As they made us (As they made us, USA 2022)

Regie: Mayim Bialik

Drehbuch: Mayim Bialik, Jonathan Cohen

mit Dianna Agron, Dustin Hoffman, Candice Bergen, Simon Helberg, Justin Chu Cary, Charlie Weber, Julian Gant

DVD

EuroVideo

Bild: 1,66:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Trailer

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Auch auf Blu-ray und bei den bekannten Streamingdiensten erhältlich.

Hinweise

Moviepilot über „As they made us“

Metacritic über „As they made us“

Rotten Tomatoes über „As they made us“

Wikipedia über „As they made us“


TV-Tipp für den 31. Oktober: Freaky

Oktober 30, 2023

Nitro, 22.00

Freaky (Freaky, USA 2020)

Regie: Christopher Landon

Drehbuch: Christopher Landon, Michael Kennedy

Aufgrund eines Fluchs tauschen der gefürchtete Serienmörder ‚Blissfield Butcher‘ (Vince Vaughn) und die 17jährige Millie Kessler (Kathryn Newton) ihre Körper. Der Mörder ist begeistert. Denn niemand würde vermuten, dass eine schnuckelige Schülerin ein gefürchteter Mörder ist. Er erkundet sofort neue, ihm vorher verschlossene Jagdreviere. Die Schülerin hätte dagegen gerne ihren alten Körper zurück.

Die Halloween-TV-Premiere. Köstlicher Bodyswitch-Slasherfilm mit einer ordentlichen Portion Slapstick (wenn der Riese Vaughn eine 17-jährige spielt) und voller gelungener Anspielungen und Zitate auf Horrorfilme.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Vince Vaughn, Kathryn Newton, Celeste O’Connor, Misha Osherovich, Katie Finneran, Dana Drori, Uriah Shelton, Alan Ruck

Hinweise

Moviepilot über „Freaky“

Metacritic über „Freaky“

Rotten Tomaotes über „Freaky“

Wikipedia über „Freaky“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Christopher Landons „Freaky“ (Freaky, USA 2020)


TV-Tipp für den 30. Oktober: Die Macht der Frauen

Oktober 29, 2023

ZDF, 20.15

Die Macht der Frauen (Deutschland 2022)

Regie: Lars Becker

Drehbuch: Lars Becker

Dieses Mal gibt es keine „Nachtschicht“ von Lars Becker, sondern einige Fälle der Anwältin Annabelle Martinelli, die sich auf das Sexualstrafrecht spezialisiert hat. Zum Beispiel den einer Politikergattin, die sich gegen die Schläge ihres Mannes wehrt, und den einer Polizistengattin. Seine Kollegen helfen ihm und lassen Beweise verschwinden.

Bereits 2019 in „Wahrheit oder Lüge“ spielte Natalie Wörner die Anwältin Annabelle Martinelli.

Das Lexikon des internationalen Films ist nicht begeistert: „Ambivalenzen fehlen ihr ebenso wie den anderen Charakteren, was den auch dramaturgisch öden Film vorhersehbar und zäh macht.“

mit Natalie Wörner, Nurit Hirschfeld, Fritz Karl, David Schütter, Sabrina Amali

Hinweise

Filmportal über „Die Macht der Frauen“

ZDF über „Die Macht der Frauen“

Wikipedia über Lars Becker

Lexikon der deutschen Krimi-Autoren über Lars Becker

Lars Becker in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 29. August: Tod auf dem Nil (2022)

Oktober 28, 2023

Sat.1, 20.15

Tod auf dem Nil (Death on the Nile, USA/Großbritannien 2022)

Regie: Kenneth Branagh

Drehbuch: Michael Green

LV: Agatha Christie: Death on the Nile, 1937 (Der Tod auf dem Nil)

Wenn Hercule Poirot Ägypten besucht, dann bleibt für das normale Touristenprogramm wenig Zeit. Denn es gibt einen Tod auf dem Nil – und jeder, der zum Tatzeitpunkt auf dem Touristendampfer war, gehört zu den Verdächtigen.

TV-Premiere. Zweiter Poirot-Film von und mit Kenneth Branagh, wieder ein Remake einer allseits bekannten Poirot-Verfilmung und wieder solala.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Kenneth Branagh, Gal Gadot, Armie Hammer, Rose Leslie, Emma Mackey, Letitia Wright, Annette Bening, Russell Brand, Tom Bateman, Jennifer Saunders, Dawn French, Ali Fazal, Sophie Okonedo

Die Vorlage (im Filmcover)

Agatha Christíe: Der Tod auf dem Nil – Ein Fall für Poirot

(übersetzt von Pieke Biermann)

Atlantik Verlag, 2022

320 Seiten

12 Euro

Originalausgabe

Death on the Nile

HarperCollins, London 1937

Zahlreiche frühere Übersetzungen und Ausgaben.

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Tod auf dem Nil“ (2022)

Metacritic über „Tod auf dem Nil“ (2022)

Rotten Tomatoes über „Tod auf dem Nil“ (2022)

Wikipedia über „Tod auf dem Nil“ (2022) (deutsch, engllisch)

Thrilling Detective über Hercule Poirot

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs „Jack Ryan: Shadow Recruit“ (Jack Ryan: Shadow Recruit, USA 2013)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs „Cinderella“ (Cinderella, USA 2015)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, USA 2017)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“ (Death on the Nile, USA/Großbritannien 2022)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs „Belfast“ (Belfast, USA 2021)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „A Haunting in Venice“ (A Haunting in Venice, USA 2023)

Homepage von Agatha Christie

Krimi-Couch über Agatha Christie

Meine Besprechung von Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, 1934)

Meine Besprechung von John Guillermins Agatha-Christie-Verfilmung “Tod auf dem Nil” (Death on the Nile, Großbritannien 1978)

Meine Besprechung von Michael Winners Agatha-Christie-Verfilmung „Rendezvous mit einer Leiche“ (Appointment with Death, USA 1988)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, USA 2017)

Meine Besprechung von Gilles Paquet-Brenner Agatha-Christie-Verfilmung „Das krumme Haus“ (Crooked House, USA 2017) (und Buchbesprechung)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“ (Death on the Nile, USA/Großbritannien 2022) (und Buchbesprechung)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „A Haunting in Venice“ (A Haunting in Venice, USA 2023) (und Buchbesprechung)


Impressionen aus Berlin: Karlsruhe/Rastatt-Edition

Oktober 28, 2023

Ehe die Bilder auf meiner Festplatte den Weg ins digitale Vergessen finden, poste ich einige Postkarten-Impressionen von meinem jetzt auch schon gut zwei Wochen zurückliegendem Besuch in Karlsruhe und Rastatt (das Schloss, das Schloss, der Fluss):

P. S.: Also, ehrlich, wenn ein Postkartenverlag…


TV-Tipp für den 28. Oktober: Mord im Orient-Express (2017)

Oktober 27, 2023

Sat.1, 20.15

Mord im Orientexpress (Murder on the Orient Express, USA 2017)

Regie: Kenneth Branagh

Drehbuch: Michael Green

LV: Agatha Christie: Murder on the Orient Express, 1934 (Mord im Orientexpress)

Wenn ein Detektiv eine Reise tut, geschieht ein Mord. So auch hier: Während einer Fahrt im Orientexpress wird Edward Ratchett ermordet. Und weil der Täter noch im Zug ist, strengt Privatermittler Hercule Poirot seine kleinen grauen Zellen an. Denn, wie es sich für einen guten Rätselkrimi gehört, hat jeder der Mitreisenden ein überzeugendes Mordmotiv.

Kenneth Branaghs starbesetzte Agatha-Christie-Verfilmung ist nicht so gut wie Sidney Lumets grandiose Verfilmung des gleichen Romans. Aber im Kino kam Branaghs Version gut an. Seitdem folgten zwei weitere Poirot-Filme von und mit ihm. Am morgigen Sonntag zeigt Sat.1, um 20.15 Uhr seine zweite Poirot-Verfilmung „Tod auf dem Nil“.

Da kann man sich sich, als Vorbereitung, den „Mord im Orientexpress“ wieder ansehen. Der Rätselkrimi ist nostalgisches Ausstattungskino mit einer 1-A-Besetzung, die an etlichen dramaturgischen Fehlentscheidungen und einer irritierend schwachen zweiten Hälfte leidet.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Kenneth Branagh, Daisy Ridley, Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Penélope Cruz, Judi Dench, Willem Dafoe, Josh Gad, Lucy Boynton, Marwan Kenzari, Olivia Colman, Miranda Raison, Derek Jacobi, Tom Bateman, Sergei Polunin , Manuel Garcia-Rulfo, Leslie Odom, jr.

Wiederholung: Sonntag, 29. Oktober, 15.45 Uhr

Hinweise

Moviepilot über „Mord im Orientexpress“ (2017)

Metacritic über „Mord im Orientexpress“ (2017)

Rotten Tomatoes über „Mord im Orientexpress“ (2017)

Wikipedia über „Mord im Orientexpress“ (Roman [deutsch, englisch], Lumet-Verfilmung [deutsch, englisch], Schenkel-Verfilmung [englisch], Martin-Verfilmung [deutsch], Branagh-Verfilmung [deutsch, englisch]) und Agatha Christie (deutsch, englisch)

Thrilling Detective über Hercule Poirot

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs „Jack Ryan: Shadow Recruit“ (Jack Ryan: Shadow Recruit, USA 2013)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs „Cinderella“ (Cinderella, USA 2015)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, USA 2017)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“ (Death on the Nile, USA/Großbritannien 2022)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs „Belfast“ (Belfast, USA 2021)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „A Haunting in Venice“ (A Haunting in Venice, USA 2023)

Homepage von Agatha Christie

Krimi-Couch über Agatha Christie

Meine Besprechung von Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, 1934)

Meine Besprechung von John Guillermins Agatha-Christie-Verfilmung “Tod auf dem Nil” (Death on the Nile, Großbritannien 1978)

Meine Besprechung von Michael Winners Agatha-Christie-Verfilmung „Rendezvous mit einer Leiche“ (Appointment with Death, USA 1988)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, USA 2017)

Meine Besprechung von Gilles Paquet-Brenner Agatha-Christie-Verfilmung „Das krumme Haus“ (Crooked House, USA 2017) (und Buchbesprechung)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“ (Death on the Nile, USA/Großbritannien 2022) (und Buchbesprechung)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „A Haunting in Venice“ (A Haunting in Venice, USA 2023) (und Buchbesprechung)


Neu im Kino/Filmkritik: Der Hauslehrer erhält „The Lesson“

Oktober 27, 2023

Liam Somers (Daryl McCormack) kann sein Glück nicht fassen: ihm wird eine Stelle als Hauslehrer bei der Familie Sinclair angeboten. Er soll Bertie auf die Universität vorbereiten. Gleichzeitig wird der frischgebackene Absolvent der englischen Literaturwissenschaft in unmittelbarer Nähe von Berties Vater J. M. Sinclair (Richard E. Grant) sein. Sinclair ist ein von Liam hochverehrter Schriftsteller. Er schrieb seine Abschlussarbeit über ihn. Er kennt seinen Stil in und auswendig. Und er würde selbst gerne ein erfolgreicher Schriftsteller werden.

Der arrogante Starautor Sinclair befindet sich schon seit längerem in einer Schaffenskrise. Der Hauptgrund dafür ist der zwei Jahre zurückliegende Tod seines erstgeborenen Sohns. Über dem Tod und die Umstände, die dazu führten, wird im Haushalt der Sinclairs geschwiegen. Über einige andere Dinge wird auch geschwiegen.

Nach mehreren TV-Arbeiten ist „The Lesson“ Alice Troughtons Spielfilmdebüt. Es ist ein schöner kleiner Noir, der sich die britische Klassengesellschaft und, nebenbei, den Literaturbetrieb, mit süffigem schwarzen Humor vornimmt. Jeder hat hier seine kleinen und großen Geheimnisse. Jeder lügt und betrügt. Unterschiedlich erfolgreich. Alle leiden unter den diktatorischen Launen des Hausherrn. Bei ihm wird die Abstimmung über die Musik, die beim Abendessen gehört wird, zu einer Machtprobe, die er locker gewinnt. Grant spielt diesen Fiesling mit Schreibblokade mit spürbarer Lust.

Gleichzeitig, weil über Großbritannien nicht gesprochen werden kann, ohne über die dortige Klassengesellschaft und die Dünkel der Oberschicht zu reden, ist „The Lesson“ auch ein satirisches Porträt der britischen Gesellschaft. Troughton arbeitet diese kleinen, feinen Unterschiede schön heraus. Es sind der für uns schreiend komisch erscheinende, für Großbritannien verzweifelte, aber auch vollkommen verständliche und vernünftige Versuch der Sinclairs, die nicht per Geburt zur Upper Class gehören, ihren Sohn auf die renommierteste Elite-Universität des Landes zu schicken. Wenn er die Universität besucht, lernt er die richtigen Leute kennen und erhält später die richtigen Jobs. Es sind die kleinen Gesten, die zeigen, wer zu welcher Klasse gehört und wo er hin gehört. So verrät schon der lange Weg, den Liam vom Eingangstor des riesigen Landsitz der Sinclairs zu seinem kleinen Zimmer gehen muss, alles über seine Stellung bei den Sinclairs.

Von seinem Zimmer aus kann Liam, während er den Unterricht vorbereitet und sein Romandebüt schreibt, in Sinclairs Arbeitszimmer blicken. Er beobachtet sein Idol beim stundenlangen Sitzen und Arbeiten am Schreibtisch. Und beim Sex mit seiner Frau Hélène (Julie Delpy), einer Französin, Kunstkuratorin und Strippenzieherin im Sinclairschen Haushalt. Es ist ein Geschlechtsverkehr, der wie eine Inszenierung für Liam wirkt. In dem Moment ist er schon tief in das für ihn ausgeworfene Netz verstrickt. In das begab er sich, als er die ihm von Hélène Sinclair hingehaltene Verschwiegenheitserklärung unterzeichnete, ohne sie durchzulesen.

Gleichzeitig geht es um die Schriftstellerei, den Literaturbetrieb, das Verhältnis von idealisiertem Idol und Bewunderer. Es geht auch um das Verhältnis zwischen einem Starautor und seinen Kindern, die ebenfalls Bücher veröffentlichen wollen.

Diese Mischung aus gut geplotteter, gespielter und inszenierter Mischung aus Noir, Psychothriller und Gesellschaftssatire gefällt. Auch wenn viele Wendungen und Enthüllungen ziemlich offensichtlich sind und sich das Drama auf drei Figuren – den Schriftsteller, seine Frau und den Nachhilfelehrer – konzentriert.

Das alles erinnert auch an Claude Chabrols hundsgemeine Bloßstellungen der französischen Bourgeoisie.

The Lesson (The Lesson, Deutschland/Großbritannien 2023)

Regie: Alice Troughton

Drehbuch: Alex MacKeith

mit Richard E. Grant, Julie Delpy, Daryl McCormack, Stephen McMillan, Crispin Letts, Tomas Spencer

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „The Lesson“ (weil er mit deutschen Fördergeldern entstand und in Norddeutschland gedreht wurde)

Moviepilot über „The Lesson“

Metacritic über „The Lesson“

Rotten Tomatoes über „The Lesson“

Wikipedia über „The Lesson“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Die Theorie von Allem“ im Multiversum des Kinos

Oktober 27, 2023

Dieser Film soll sich anfühlen ein Traum.“

(Timm Kröger, Regie)

1974 hat Johannes Leinert in einer Talkshow einen seltsamen Auftritt. Er hat einen Science-Fiction-Roman veröffentlicht und behauptet jetzt, dass es Multiversen und Parallelewelten gibt und dass er in seinem Roman eine Geschichte erzähle, die er selbst erlebt habe.

Danach springt die Geschichte zwölf Jahre zurück und wir erfahren die Hintergründe, die zu seinem Buch und dem Auftritt in der Talkshow führten. 1962 wurde Leinert von Dr. Julius Strathen, seinem Doktorvater, zu einem Kongress ins noble Hotel Esplanade in den Schweizer Alpen eingeladen. Der Höhepunkt soll der Vortrag eines iranischen Wissenschaftlers zur Quantenmechanik sein. In ihm will er die Theorie von Allem entwerfen.

Doch der Stargast kommt nicht. Die Gäste pendeln zunächst zwischen Dinnerpartys und Skiausflügen. Leinert arbeitet weiter an seiner Promotion in theoretischer Physik. Er trifft eine Femme-Fatale-Hotelpianistin, die Dinge über ihn weiß, die sie nicht wissen kann. Selbstverständlich verliebt er sich in die geheimnisvolle Schönheit. Als die Tagung abgesagt wird, leert sich das Hotel. Gleichzeitig häufen sich seltsame Ereignisse. Ein Tagungsteilnehmer wird tot aufgefunden. Die beiden ermittelnden Polizisten vermuten einen Mord.

Noch schneller als wir uns an die Bergluft gewöhnen können, spielt die Konferenz der Physiker keine Rolle mehr. Sie löst sich in Luft auf. Dabei hätte man so schön über universitäre und elitäre Dünkel und abgehobene physikalische Theorien schwadronieren können. Mit der abgesagten Konferenz sind dann auch schwuppdiwupp eigentlich alle Hotelgäste weg. Alles wird zunehmend beliebig. Erklärt werden die seltsamen und widersprüchlichen Ereignisse mit der Existenz von Paralleluniversen. Diese Erklärung führt in „Die Theorie von Allem“ zu der gleichen Laxheit im Denken, die wir auch in den Superheldenfilmen, die in Multiversen spielen, ertragen müssen. Alles ist möglich. Nichts ist wichtig.

Am Ende hatte ich, wieder einmal, den Eindruck, dass die Macher sich nicht weiter darum kümmerten, wie ihre Welten zusammenhängen und miteinander interagieren. Sie sind, vor allem in den Superheldenfilmen, voneinander vollkommen unabhängige Spielwiesen, in denen ausprobiert wird, was dem Publikum gefällt. Was gefällt, wird fortgefüht; was nicht gefällt wird fortan ignoriert und schnellstens vergessen. In „Die Theorie von Allem“ wird ähnlich verfahren. Es gibt die verschiedenen Welten, die in irgendeiner Verbindung zueinander stehen. Oft ist unklar, in welcher Welt die Szene gerade spielt, wie viele es gibt und in welcher Beziehung sie zueinander stehen.

Im Gegensatz zu den Filmen von David Lynch (den Timm Kröger als eine Inspiration für seinen Film nennt) bleibt sein Film emotional leer. „Die Theorie von Allem“ ist kein Abstieg in einen „Twin Peaks“-Wahnsinn, sondern eine zunehmend egale intellektuelle Spielerei mit vielen Anspielungen auf andere Filme. Diese Anspielungen und die vorzügliche Kameraarbeit von Roland Stuprich trösten etwas darüber hinweg, wie eine gute Ausgangsidee nach einem überzeugenden Anfang in den Sand oder, in der Sprache des Films, ein anderes Universum gesetzt wurde.

folgen wir hier der tragischen (& vielleicht allzu altbekannten) Geschichte eines unentdeckten Genies oder betrachten wir die leicht paranoiden Verirrungen eines unfertigen Idioten, der metaphysischen Schatten hinterherjagt? Dieser Film tut immer beides. Schrödingers Katze ist hier sozusagen genial und hirntot zugleich.“

(Timm Kröger, Co-Drehbuchautor)

Die Theorie von allem (Deutschland/Österreich/Schweiz 2023)

Regie: Timm Kröger

Drehbuch: Timm Kröger, Roderick Warich

mit Jan Bülow, Olivia Ross, Hanns Zischler, Gottfried Breitfuß, Philippe Graber, David Bennent, Ladina Carla von Frisching, Imogen Kogge

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Die Theorie von Allem“

Moviepilot über „Die Theorie von Allem“

Rotten Tomatoes über „Die Theorie von Allem“

Wikipedia über „Die Theorie von Allem“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 27. Oktober: Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod

Oktober 26, 2023

Arte, 21.45

Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod (Deutschland 2022)

Regie: Cem Kaya

Drehbuch: Cem Kaya, Mehmet Akif Büyükatalay

TV-Premiere. „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“ (so der Kinotitel) ist ein fulminanter Überblick über sechzig Jahre Musik- und Integrationsgeschichte, die fast nie von der deutschsprachigen Öffentlichkeit wahrgenommen wurde.

Es kann sein, dass eine für das Fernsehen gekürzte Fassung gezeigt wird. Im Kino dauerte die Doku 102 Minuten. Im Fernsehen ist sie als 90-minütiger Film angekündigt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit İsmet Topçu, Ömer Boral, Yüksel Ergin, İhsan Ergin, Metin Türköz, Adnan Türköz, Yüksel Özkasap, Cevdet Yıldırım, Ercan Demirel, Cavidan Ünal, Ata Canani, Betin Güneş, Aykut Şahin, Fehiman Uğurdemir, Cengiz Öztunç, Dede Deli, Mustafa Çetinol, Erdal Karayağız, İzzet Nihat Yarsaloğlu, Hatay Engin, Yasin Kıran, Aytaç Kıran, Serdar Saydan, Serkan Kaynarcalı, Rüştü Elmas, Mustafa Deniz, Oktay Vural, Orhan Amuroğlu, Ümit Gücüyener, Sultan Korkmaz, Bekir Karaoğlan, Ümit Çağlar, Ali Ekber Aydoğan, Killa Hakan, Kabus Kerim, Derya Yıldırım, Tümay Koyuncuoğlu, Rossi Pennino, Kutlu Yurtseven, Erci Ergün aka Erci E., Alper Ağa, Boe B., Tahir Çevik aka Tachi, Volkan Türeli, Nellie, Muhabbet, Aziza A., İmran Ayata, Bülent Kullukcu, Ibrahim Ertalay, Ilkay Kökel, Mehmet Yozgut

Hinweise

Arte über die Doku (bis 24. Januar 2024 in der Mediathek)

Homepage zum Film

Filmportal über „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“

Moviepilot über „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“

Wikipedia über „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“

Berlinale über „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“

Meine Besprechung von Cem Kayas „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“ (Deutschland 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: Willkommen im ”Halloween Park”

Oktober 26, 2023

Dass das Besuchen von Vergnügungsparks nach Sonnenuntergang eine schlechte Idee ist, wissen Horrorfans. Die kleine Gruppe von fünf Freunden, die eine exclusive Sneak-Peak nach den normalen Öffnungszeiten und nach Sonnenuntergang gewonnen haben, freuen sich dagegen auf eine Nacht, in der sie in dem Vergnügungspark alles ausprobieren dürfen. Fiona, die im Park arbeitet, soll ihnen alles zeigen und alle Wünsche erfüllen. Außer ihnen ist nur noch der Nachtwächter, der ihr Vater sein könnte, im Park – und, das kommt jetzt für Horrorfilmfans nicht überraschend, ein maskierter Killer, der sie umbringen will. Er sieht mit seinen Zöpfen wie ein Mädchen aus, das vor einem Jahr starb. Fiona und die fünf Sneak-Peak-Gewinner, mit denen sie damals befreundet war, haben etwas mit ihrem Tod zu tun.

Ihr merkt schon: die Story von ”Halloween Park” birgt für Horrorfilmfans keine großen Überraschung. Gemordet wird umständllich und nach einem fehleranfälligem Plan, aber immer spritzt das Blut in Fontänen. Täter und Motiv sind schnell offensichtlich. Aber Simon Sandquist erzählt die bekannte Geschichte in neunzig Minuten nordisch unterkühlt, ziemlich flott mit unverbrauchten Gesichtern und einigen Vergnügungspark-Attraktionen, die in Horrorfilmen eher selten bei den Morden eine Rolle spielen.

Das Ergebnis des Gemetzels ist insgesamt okaye, gut aussehende Halloween-Unterhaltung, der die künstliche Hysterie ähnlich gelagerter Hollywood-Produktionen fehlt.

Halloween Park (Karusell, Schweden 2023)

Regie: Simon Sandquist

Drehbuch: Mårten Gisby, Filip Hammarström, Henry Stenberg

mit Wilma Lidén, Amanda Lindh, Emil Algpeus, Michael Brolin, Ludvig Deltin, Omar Rudberg

Länge: 94 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über ”Halloween Park”

Wikipedia über ”Halloween Park”


Neu im Kino/Filmkritik: Über das sehenswerte Trinkerdrama „One for the Road“

Oktober 26, 2023

Ich glaube zwar nicht, dass es notwendig ist, aber: Spoilerwarnung.

Passend zu Til Schweigers Eingeständnis, dass er in der Vergangenheit zu viel Alkohol getrunken habe und ihm das in den vergangenen Jahren auch immer wieder von einigen Freunden gesagt wurde LINK, läuft Markus Gollers neuer Film „One for the Road“ an. Sein Drama illustriert und kommentiert Schweigers Eingeständnis erstaunlich präzise; fast so, als habe Schweiger das ‚Interview zum Film‘ gegeben.

Im Mittelpunkt des Spielfilms steht Mark Jung (Frederick Lau), ein Alkoholiker, der bei einer Verkehrskontrolle stockbetrunken in seinem Auto erwischt und direkt zum MPU-Vorbereitungskurs geschickt wird.

Dort sitzt er und denkt, dass er kein Alkoholproblem hat. Im Gegensatz zu den anderen Kursteilnehmern. Schließlich ist er ein erfolgreicher Bauleiter. Aktuell ist er für die große Baustelle am Alexanderplatz zuständig. Trinken tut der Junggeselle nach der Arbeit. Mit seinen Kumpels in der Kneipe. Dabei sorgt er für gute Stimmung. Jeder Abend ist für ihn eine Party.

Die einzige Kursteilnehmerin, mit der er sich sofort versteht, ist Helena (Nora Tschirner). Die Grundschullehrerin kennt den Kurs und die damit verbundenen Abläufe und Gefühle. Sie ist schlagfertig. Sie fordert ihn heraus und lässt sich kein X für ein U vormachen. Entsprechend höhnisch reagiert sie auf sein Versprechen, er werde, bis er seinen Führerschein wieder hat, keinen Tropfen Alkohol trinken. Sie weiß, wie schwer das ist.

One for the Road“ ist nicht „Das verlorene Wochenende“ (The lost Weekend, USA 1945), „Unter dem Vulkan“ (Under the Volcano, USA 1984) oder „Leaving Las Vegas“ (USA 1995), drei der besten Trinkerdramen, die es gibt.

Aber der neue Film von Regisseur Markus Goller und Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg, von denen auch das vergnügliche und an der Kinokasse erfolgreiche Road-Movie „25 km/h“ ist, ist ein (erstaunlich) gelungenes und sehr stimmiges Trinkerporträt. Im Rahmen eines Mainstream-Films behandeln sie das Thema Alkoholismus und bleiben durchgehend nah an der Realität. Sie verzichten auf den didaktisch erhobenen Zeigefinger. Bei ihnen gibt es keine einfachen Antworten, die dann ebenso einfach wie falsch sind. Es gibt kein verlogenes Alles-ist-gut-Kitsch-Happy-End und die Liebesgeschichte des Films fällt auch flach.

Mark und Helena sind nicht zusammen, weil sie sich lieben, sondern weil sie die einzigen beiden Menschen in der Therapiestunde sind, die nach der Stunde noch miteinander reden wollen. Und sich dabei in Marks Stammbar betrinken. Wenn Helena ein Mann gewesen wäre, hätte ihn das auch nicht gestört. Sie ist einfach für die nächsten Tage sein Teilzeit-Kumpel, der ihm auf dem Weg zur Erkenntnis, dass er Alkoholiker ist, zur Seite steht. Seine Freunde und Arbeitskollegen wissen das schon lange. Auch wir wissen es nach wenigen Minuten. Dafür muss Mark noch nicht einmal besoffen in sein Auto einsteigen.

Wenn „One for the Road“ dazu führt, dass einige über ihren Drogenkonsum nachdenken, hat er sein Ziel erreicht. Goller und Ziegenbalg erzählen nämlich in erster Linie einfach nur die Geschichte eines alleinstehenden Mannes, der für sein Leben immer noch nicht die Verantwortung übernommen hat und der mit mindestens einer Lebenlüge aufräumen muss. In ihrem Film zeigen sie, wie schwer dieser erste Schritt ist.

Zum Schluss noch ein vom Herzen kommender Lektüretipp: Die US-amerikanischen Krimi-Autoren Lawrence Block und James Lee Burke erfanden mit Matthew Scudder und Dave Robicheaux Ermittler, die über Jahre mit ihrem Alkoholismus kämpfen. Während Burkes Robicheaux-Romane zuletzt in einer immer ermüdenderen Wiederholungsschleife gefangen sind, erzählt Block in vielen in jeder Beziehung sehr, sehr lesenswerten Romanen Scudders sich langsam vollziehende Entwicklung von einem Alkoholiker, der zuerst einmal erkennen muss, dass er ein Alkoholiker ist (was nicht in einem Buch geschieht) und der in den folgenden Jahren unzählige Treffen der Anonymen Alkoholiker besucht. Es gibt Rückfälle, aber die Tage, Wochen, Monate, Jahre, in denen er keinen Alkohol trinkt, werden länger.

One for the Road (Deutschland 2023)

Regie: Markus Goller

Drehbuch: Oliver Ziegenbalg

mit Frederick Lau, Nora Tschirner, Burak Yiğit, Friederike Becht, Godehard Giese, Nina Kunzendorf, Henning Peker, Eva Weißenborn, Lena Schmidtke

Länge: 115 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „One for the Road“

Moviepilot über „One for the Road“

Meine Besprechung von Markus Gollers „25 km/h“ (Deutschland 2018)


TV-Tipp für den 26. Oktober: Molly’s Game – Alles auf eine Karte

Oktober 25, 2023

Servus TV, 20.15

Molly’s Game – Alles auf eine Karte (Molly’s Game, USA 2017)

Regie: Aaron Sorkin

Drehbuch: Aaron Sorkin

LV: Molly Bloom: Molly’s Game: The True Story of the 26-Year-Old Woman Behind the Most Exclusive, High-Stakes Underground Poker Game in the World, 2014 (Molly’s Game)

In seinem Regiedebüt erzählt der grandiose Drehbuchautor Aaron Sorkins („The Social Network“, „Steve Jobs“, „The West Wing“) die Geschichte von Molly Bloom. Sie organisierte illegale Pokerspiele mit und für vermögende Spieler, die mit entsprechend hohen Einsätzen spielten. Das füllt ihr Bankkonto, führt zu Kontakten mit der Mafia und Problemen mit dem FBI.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera, Jeremy Strong, Chris O’Dowd, Bill Camp, Brian d’Arcy James, Graham Greene

Wiederholung: Freitag, 27. Oktober, 00.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Molly’s Game“

Metacritic über „Molly’s Game“

Rotten Tomatoes über „Molly’s Game“

Wikipedia über „Molly’s Game“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood über „Molly’s Game“

Meine Besprechung von Aaron Sorkins „Molly’s Game – Alles auf eine Karte“ (Molly’s Game, USA 2017) (mit mehreren Gesprächen mit Aaron Sorkin, Jessica Chastain und Idris Elba über den Film)


Neu im Kino/Filmkritik: An Halloween im Kino: Lars von Triers TV-Serie „Geister – Exodus“

Oktober 25, 2023

Einige Kinos zeigen an Halloween als Event Lars von Triers „Geister – Exodus“. Und deshalb gibt es jetzt schon meine Kritik; sozusagen als Werbung für die eine Nacht, an der die dritte und, so heißt es, finale Staffel der schwarzhumorigen, konventionelle Sehgewohnheiten und Erwartungen ignorierenden Krankenhausserie im Kino läuft.

Die erste Staffel von „Geister“ (bzw. „Hospital der Geister“) lief 1994, die zweite 1997 – und damals reagierte die Kritik ziemlich euphorisch auf diese durchgeknallte Mischung, die, wie „Twin Peaks“ (1990/1991) so ziemlich alle TV-Sehgewohnheiten auf den Kopf stellte. Von Trier nannte David Lynchs Serie als einen Einfluss für seine Serie. Die grandiose, von Trier wahrscheinlich unbekannte österreichische Serie „Kottan ermittelt“ mit ihrer zunehmend respektlosen Mischung aus Satire und Krimi, lassen wir mal links liegen.

Jetzt kehrt Lars von Trier in das Reichskrankenhaus in Kopenhagen zurück. Einige aus den ersten beiden Staffeln bekannten Figuren sind wieder dabei. Und natürlich das Krankenhaus, das auf den alten Bleichteichen der Stadt erbaut wurde. Seitdem gibt es dort eine ungute Verbindung von mittelalterlichem Aberglauben und modernster Medizin. Die Geister der Toten kehren zurück. Das Böse scheint, aus dem Untergrund kommend, durch die Gänge des Krankenhauses zu wabern. Das Personal ist etwas merkwürdig und die Ärzte sind noch merkwürdiger in dieser absurd-surreal-abgedrehten Welt.

Mehr oder weniger im Zentrum des Geschehens stehen Karen Svensson, eine ältere Schlafwandlerin, die im Traum von einer mysteriösen Stimme in das Reichskrankenhaus gerufen wird und fortan im und unter dem Krankenhaus nach Antworten sucht, der neue aus Schweden kommende, die Dänen aus tiefster Seele hassende Chefarzt Dr. Helmer Jr., der in der Klinik mehr über seinen verstorbenen Vater herausfinden will, ein leitender Arzt, der alle mit seinen nervigen Fragen nervt und der panische Angst vor einem fröhlich geiferndem Fahrstuhl-Troll hat, und Krankenhausdirektor Bob, der unter Fußwarzen und Minderwertigkeitskomplexen leidet und sich in einem Kleinkrieg mit dem Computer befindet.

Dann gibt es noch sich höchst seltsam verhaltende Krankenpfleger:innen, eine Gruppe „Anonymer Schweden“ die schnell von einer Selbsthilfe- zu einer Selbstjustizgruppe wird, und einen Tellerwäscher, der mit seinem Roboter-Kollegen philosophiert. Der hat anscheinend eine Fehlfunktion. Denn er lässt. als Running-Gag, stoisch die sauberen, gerade abgetrockneten Teller fallen.

Oh, und Lars von Trier tritt ebenfalls auf. Erwähnt wird auch mehrmals, nicht unbedingt lobend, die Serie „Geister“.

Von Trier erzählt das in konsequent ungesund-farbentsättigten Farben und mit einer Wackelkamera auf, die nerven soll. Gleichzeitig ist diese Handkamera eine heute dringend nötige Hommage an das von von Trier mit initiierte, heute ziemlich vergessene Dogma-95-Manifest.

Für Menschen mit einem speziellem Humor und einer hohen Frustrationstoleranz ist „Geister – Exodus“ ein Fest. Alle anderen werden wahrscheinlich schon während der ersten Episode entnervt den Saal verlassen.

Und, auch wenn einem der Stil und der Inhalt gefällt, sind fünf Stunden ein hartes Brot. Wer sich das nicht in einem Rutsch antun will, muss bis zum 25. Januar 2024 warten. Dann erscheint die DVD/Blu-ray-Box. Ob im Rahmen dieser Veröffentlichung auch die ersten beiden Staffeln wieder erscheinen und ob es eine Komplettbox gibt, ist noch unklar.

Geister – Exodus (Riget: Exodus, Dänemark 2022)

Regie: Lars von Trier

Drehbuch: Lars von Trier, Niels Vørsel

mit Bodil Jørgensen, Mikael Persbrandt, Lars Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Tuva Novotny, David Dencik, Ghita Nørby, Nicolas Bro, Søren Pilmark, Peter Mygind, Laura

Christensen, Alexander Skarsgård, Willem Dafoe, Udo Kier

Länge: 306 Minuten (5 Episoden)

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Geister – Exodus“

Rotten Tomatoes über „Geister – Exodus“

Wikipedia über die Miniserie „Geister“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Lars von Triers „Nymphomaniac – Teil 1 (Nymphomaniac – Volume 1, Dänemark/Deutschland/Frankreich/Schweden 2013)

Meine Besprechung von Lars von Triers „Nymphomaniac – Teil 2“ (Nymphomaniac – Volume 2, Dänemark/Deutschland/Frankreich/Schweden 2013)

Meine Besprechung von Lars von Triers „The House that Jack built“ (The House that Jack built, Dänemark/Schweden/Frankreich/Deutschland 2018)


TV-Tipp für den 25. Oktober: Aushilfsgangster

Oktober 24, 2023

Nitro, 20.15

Aushilfsgangster (Tower Heist, USA 2011)

Regie: Brett Ratner

Drehbuch: Ted Griffin, Jeff Nathanson (nach einer Geschichte von Adam Cooper, Bill Collage und Ted Griffin)

Kurzweilige Komödie über die Beschäftigten eines in Manhattan liegenden Luxus-Miethauses, die sich an einem stinkreichen Finanzbetrüger, der ihren Pensionsfond verzockte, rächen wollen. Sie beschließen, ihn zu bestehlen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ben Stiller, Eddie Murphy, Casey Affleck, Alan Alda, Matthew Broderick, Stephen Henderson, Judd Hirsch, Téa Leoni, Michael Peña, Gabourey Sidibe, Nina Arianda, Zeljko Ivanek

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Aushilfsgangster“

Wikipedia über „Aushiflsgangster“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Brett Ratners „Aushilfsgangster“ (Tower Heist, USA 2011)

Meine Besprechung von Brett Ratners „Hercules“ (Hercules, USA 2014)


Cover der Woche

Oktober 24, 2023


TV-Tipp für den 24. Oktober: Die besten Thriller aller Zeiten

Oktober 23, 2023

Kabel Eins, 22.30

Die besten Thriller aller Zeiten (Deutschland 2023)

TV-Premiere. Das wird für uns Thriller-Fans sicher eine vergnügliche Veranstaltung, bei der wir geruhsam unsere eigene Best-of erstellen können.

Jedenfalls werden in ungefähr siebzig Minuten (inclusive Werbung) die ‚zehn besten Thriller aller Zeiten‘ vorgestellt. Das gibt pro Film immerhin so fünf, sechs, sieben Minuten. „Das Schweigen der Lämmer“ und „Sieben“ dürften dabei sein. „Psycho“ und „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ sollten dabei sein.

Davor gibt es „Die purpurnen Flüsse“, danach „Die purpurnen Flüsse 2“. Auch eine Aussage zu den besten Thriller.


TV-Tipp für den 23. Oktober: Was der Himmel erlaubt

Oktober 22, 2023

Arte, 20.15

Was der Himmel erlaubt (All that Heaven allows, USA 1955)

Regie: Douglas Sirk

Drehbuch: Peggy Fenwick (nach einer Geschichte von Edna Lee und Harry Lee)

Eine Witwe verliebt sich in ihren 15 Jahre jüngeren Gärtner. Für die Kleinstadtgesellschaft ein Skandal.

Eine lebensferne, sentimentale Kinogeschichte in gepflegter Inszenierung. Die Sozialmelodramen der 50er Jahre des Fassbinder Vorbildes Douglas Sirk (= Detlef Sierck) sind inzwischen als Standardwerke eines spezifischen Gefühlskinos anerkannt.“ (Lexikon des internationalen Films)

Als Teenager war ich von diesen Frauenfilmen nicht begeistert. Aber inzwischen bin ich älter – und sehe so einen Klassiker vielleicht mit anderen Augen.

Rainer Werner Fassbinders Version der Geschichte heißt „Angst essen Seele auf“.

mit Jane Wyman, Rock Hudson, Agnes Moorehead, Conrad Nagel, Virginia Grey, Gloria Talbott, Willliam Reynolds, David Janssen

Wiederholung: Dienstag, 24. Oktober, 14.15 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Was der Himmel erlaubt“

Wikipedia über „Was der Himmel erlaubt“ (deutsch, englisch)