TV-Tipp für den 30. Dezember: Sherlock – Die Braut des Grauens

Dezember 30, 2016

RBB, 22.45

Sherlock: Die Braut des Grauens (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)

Regie: Douglas Mackinnon

Drehbuch: Mark Gatiss, Steven Moffat

Um die Wartezeit zwischen der dritten und vierten „Sherlock“-Staffel (in einigen Tagen im Original, in einigen Monaten in Deutschland zu sehen) zu verkürzen, schrieben die beiden „Sherlock“-Erfinder Mark Gatiss und Steven Moffat ein am Neujahrstag in England ausgestrahltes „Special“, das von zwölf Millionen Zuschauern gesehen wurde und Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. John Watson (Martin Freeman) ins viktorianische London führt. Also die Zeit, in der die von Sir Arthur Conan Doyle geschriebenen Sherlock-Holmes-Geschichten spielen.

Inspektor Lestrade bittet Holmes in einem schwierigen Fall um Hilfe: Emilia Ricoletti, die titelgebende Braut des Grauens, hat sich am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit erschossen. Einige Stunden später bringt sie, obwohl ihre Leiche im Leichenschauhaus liegt, ihren Mann um.

Der Fall wird noch mysteriöser, weil die tote Emilia Ricoletti fortan weitere Morde verübt haben soll. Nur, und ist sich Sherlock Holmes sicher, Geister gibt es nicht und Emilia Ricoletti ist tot.

Und dann taucht auch noch Professor Moriarty in der Wohnung von Sherlock Holmes auf.

Nach der enttäuschenden dritten „Sherlock“-Staffel, die zwar gute Zuschauerquoten hatte, sich aber zu sehr auf die Hauptcharaktere und ihre Befindlichkeiten konzentrierte, während die Fälle noch nicht einmal als Nebensache wichtig und erinnerungswürdig waren, ist „Die Braut des Grauens“ eine wohltuende Rückkehr zu einem starken Fall, garniert mit vielen Anspielungen auf die vorherigen „Sherlock“-Filme (auch weil alle bekannten und wichtigen Charaktere, teils in veränderter Erscheinung, auftreten) und einem herrlichen Spiel zwischen Fakt und Fiktion und zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Denn obwohl „Die Braut des Grauens“ im viktorianischen London spielt, schließt sie auch unmittelbar an „Sein letzter Schwur“, die letzte Folge der dritten „Sherlock“-Staffel an.

Und die einfallsreiche Regie tut ihren Teil dazu.

Absolut sehenswert! Für alte „Sherlock“-Fans und auch für neue „Sherlock“-Fans, die allerdings etwas verunsichert von den vielen eingestreuten Anspielungen und dem wilden Spiel mit und im Holmes-Kosmos sein könnten.

Die vierte Staffel wurde im Frühjahr/Sommer 2016 gedreht werden und wird Anfang 2017 ausgestrahlt werden. Die Gründe für den großen Abstand zwischen der dritten Staffel, die Anfang 2014 gezeigt wurde, und vierten Staffel sind ziemlich banal: die Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat brauchen Zeit, um die Drehbücher zu schreiben und Benedict Cumberbatch und Martin Freeman sind seit dem weltweiten Erfolg von „Sherlock“ gefragte Schauspieler mit einem vollen Terminkalender. D. h.: die vierte Staffel könnte auch die letzte Staffel sein.

Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Andrew Scott, Louise Brealey, Amanda Abbington, Jonathan Aris, Catherine McCormack, Tim McInnerny, Natasha O’Keeffe

Wiederholung: BR, Sonntag, 1. Januar, 23.20 Uhr

Die DVD

Sherlock - Die Braut des Grauens - DVD-Cover 4

Parallel zur ersten TV-Ausstrahlung erschien (offiziell erschienen am 29. März 2016) die DVD/Blu-ray als „Special Edition“. Neben dem Film gibt es eine zweite DVD mit neunzig Minuten sehenswertes Bonusmaterial, das hauptsächlich von den beiden „Sherlock“-Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat bestritten wird.

Und weil jedes Eingehen auf das Bonusmaterial auch Details der vertrackten Handlung verrät, hülle ich den Mantel des Schweigens darüber.

DVD

Polyband

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial (mit deutschen Untertiteln, 86 Minuten): Mark Gatiss: A Study in Sherlock, Mark Gatiss: Production Diary, Writer’s Interview, Creating the Look: 8 inside looks at how this unique Special was created, The creators of Sherlock answer questions from Sherlock’s ‚1 fan site, 12-seitiges Booklet

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

 

Hinweise

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (Sherlock, GB 2012)

Meine Besprechung von „Sherlock – Staffel 3“ (Sherlock, GB 2014)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ gibt es viele alte Bekannte

Mai 27, 2016

Vor sechs Jahren war Tim Burtons Version von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ an der Kinokasse so unglaublich erfolgreich, dass eine Fortsetzung nur eine Frage der Zeit war. Außerdem hatte Carroll mit „Through the Looking-Glass“ quasi eine Fortsetzung geschrieben, von der man den Titel verwenden konnte. Denn, so Produzentin Suzanne Todd: „’Alice hinter den Spiegeln‘ ist im Grunde eine Ansammlung beliebiger und bizarrer Episoden aus Carrolls Leben, die eigentlich in keinem Zusammenhang zueinander stehen. Linda Woolverton hatte eine völlig neue Geschichte geschrieben, die von dem Buch inspiriert war und all den Figuren folgt, die wir im ersten Film liebgewonnen haben. Wir erleben, was mit ihnen seit dem ersten Film passiert ist. Und wir folgen ihnen in ihre Vergangenheit und erfahren noch mehr über sie. Alle waren begeistert.“

Trotzdem dauerte es sechs Jahre, bis mit „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ die Fortsetzung fertig war. Linda Woolverton schrieb wieder das Drehbuch, in dem sie die Geschichte von Alice weitererzählt. Die Regie übernahm James Bobin („Muppets most wanted“). Etliche Schauspieler, die bei „Alice im Wunderland“ mitspielten, sind wieder dabei und der poppig-künstliche Zuckerschock-Stil wurde beibehalten.

Am Ende von „Alice im Wunderland“ brach Alice Kingsleigh (Mia Wasikowska) als Seefahrerin in Richtung China auf.

Am Anfang von „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ kann sie, drei Jahre später, mit einem waghalsigen Manöver in sturmumtoster See einigen Piraten entkommen. Zurück in England erfährt Alice, dass ihre Mutter kurz davor steht, die Reederei zu verkaufen. An den Schnösel Hamish Ascot, der sie schon vor Jahren nicht heiraten wollte, und eine Gruppe alter Männer, die sich Frauen nur als Hausfrauen vorstellen können.

Alice tritt durch einen Spiegel ins Unterland, das sie in den vergangenen Jahren nicht besuchte. Erschrocken sieht sie, was sich aller veränderte. Vor allem der Verrückte Hutmacher Tarrant Hightopp (Johnny Depp) ist nicht mehr er selbst. Er ist, nachdem er eine Spur von seinen verstorbenen Eltern entdeckte, todunglücklich. Er bittet Alice um Hilfe. Aber wie sollen Tode wieder ins Leben zurückkehren?

Trotzdem versucht Alice ihren Freund zu retten und während ihrer Rettungsmission erfahren wir auch viel über das Wunderland und seine Bewohner in früheren Jahren. Insofern ist „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ ein Sequel und ein Prequel, wobei gerade dieser Teil der alleruninteressanteste ist. Denn wollen wir wirklich wissen, wie und warum Mirana, die Weiße Königin (Anne Hathaway), und Iracebeth, die Rote Königin (Helena Bonham Carter) sich zerstritten und Iracebeth so böse wurde? Hat sie uns nicht gerade wegen ihrer nicht erklärten Bösartigkeit im ersten Film so gut gefallen? Und wollen wir wirklich alles über die Eltern und Kindheit vom Verrückten Hutmacher erfahren? Nicht wirklich.

Auch Alices Rettungsmission im Unterland, die natürlich von Ereignissen in der realen Welt inspiriert ist und auch zwischen Gegenwart und Vergangenheit etwas hin und her springt, und es um den Besitz der Chronosphäre, die von der Zeit (Sacha Baron Cohen) beherrscht und gepflegt wird, wird eher lustlos präsentiert. Mit einer gehören Portion Unglaubwürdigkeit. Denn die taffe Seefahrerin soll jetzt, immerhin spiegeln ihre Abenteuer im Unterland ihre aktuellen Probleme in der realen Welt, an sich zweifeln und sich ernsthaft überlegen, ob sie nicht doch zum Heimchen am Herd wird.

Da helfen dann auch nicht mehr die Auftritte der alten Bekannten aus dem ersten Film und die bunten, hauptsächlich aus dem Computer generierten Bilder. Wobei jetzt das Zusammenspiel von Schauspielern und CGI-Figuren besser funktioniert als im ersten Teil.

Eine riesige Enttäuschung ist dagegen die erschreckend beliebig vor sich hin plätschernde Musik von Danny Elfman; – wobei: zur Lektüre von Carrolls Alice-Geschichten könnte sie eine gute Geräuschkulisse sein.

null

Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (Alice through the looking glass, USA 2016

Regie: James Bobin

Drehbuch: Linda Woolverton

LV: Lewis Carroll: Through the Looking-Glass, 1871 (Alice hinter den Spiegeln)

mit Johnny Depp, Mia Wasikowska, Helena Bonham Carter, Anne Hathaway, Sacha Baron Cohen, Rhys Ifans, Matt Lucas, Lindsay Duncan, Leo Bill, Geraldine James, Andrew Scott, Richard Armitage, Ed Speleers, Alan Rickman (Stimme), Timothy Spall (Stimme), Paul Whitehouse (Stimme), Stephen Fry (Stimme), Barbara Windsor (Stimme), Michael Sheen (Stimme)

Länge: 113 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“

Metacritic über „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“

Rotten Tomatoes über „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“

Wikipedia über „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 28. März – und DVD-Kritik: Sherlock: Die Braut des Grauens

März 28, 2016

ARD, 21.45

Sherlock: Die Braut des Grauens (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)

Regie: Douglas Mackinnon

Drehbuch: Mark Gatiss, Steven Moffat

Um die Wartezeit zwischen der dritten und vierten „Sherlock“-Staffel zu verkürzen, schrieben die beiden „Sherlock“-Erfinder Mark Gatiss und Steven Moffat ein am Neujahrstag in England ausgestrahltes „Special“, das von zwölf Millionen Zuschauern gesehen wurde und Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. John Watson (Martin Freeman) ins viktorianische London führt. Also die Zeit, in der die von Sir Arthur Conan Doyle geschriebenen Sherlock-Holmes-Geschichten spielen.

Inspektor Lestrade bittet Holmes in einem schwierigen Fall um Hilfe: Emilia Ricoletti, die titelgebende Braut des Grauens, hat sich am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit erschossen. Einige Stunden später bringt sie, obwohl ihre Leiche im Leichenschauhaus liegt, ihren Mann um.

Der Fall wird noch mysteriöser, weil die tote Emilia Ricoletti fortan weitere Morde verübt haben soll. Nur, und ist sich Sherlock Holmes sicher, Geister gibt es nicht und Emilia Ricoletti ist tot.

Und dann taucht auch noch Professor Moriarty in der Wohnung von Sherlock Holmes auf.

Nach der enttäuschenden dritten „Sherlock“-Staffel, die zwar gute Zuschauerquoten hatte, sich aber zu sehr auf die Hauptcharaktere und ihre Befindlichkeiten konzentrierte, während die Fälle noch nicht einmal als Nebensache wichtig und erinnerungswürdig waren, ist „Die Braut des Grauens“ eine wohltuende Rückkehr zu einem starken Fall, garniert mit vielen Anspielungen auf die vorherigen „Sherlock“-Filme (auch weil alle bekannten und wichtigen Charaktere, teils in veränderter Erscheinung, auftreten) und einem herrlichen Spiel zwischen Fakt und Fiktion und zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Denn obwohl „Die Braut des Grauens“ im viktorianischen London spielt, schließt sie auch unmittelbar an „Sein letzter Schwur“, die letzte Folge der dritten „Sherlock“-Staffel an.

Und die einfallsreiche Regie tut ihren Teil dazu.

Absolut sehenswert! Für alte „Sherlock“-Fans und auch für neue „Sherlock“-Fans, die allerdings etwas verunsichert von den vielen eingestreuten Anspielungen und dem wilden Spiel mit und im Holmes-Kosmos sein könnten.

Die vierte Staffel soll im Frühjahr/Sommer 2016 gedreht werden und dürfte Anfang 2017 (ein offizieller Termin ist noch nicht bekannt) ausgestrahlt werden. Die Gründe für den großen Abstand zwischen der dritten Staffel, die Anfang 2014 gezeigt wurde, und vierten Staffel sind ziemlich banal: die Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat brauchen Zeit, um die Drehbücher zu schreiben und Benedict Cumberbatch und Martin Freeman sind seit dem weltweiten Erfolg von „Sherlock“ gefragte Schauspieler mit einem vollen Terminkalender.

Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Andrew Scott, Louise Brealey, Amanda Abbington, Jonathan Aris, Catherine McCormack, Tim McInnerny, Natasha O’Keeffe

Wiederholung: Mittwoch, 30. März, 00.00 Uhr (Taggenau! – um 01.35 Uhr folgt „Sherlock Holmes und das Halsband des Todes“ mit Christopher Lee als Meisterdetektiv)

Die DVD

Sherlock - Die Braut des Grauens - DVD-Cover 4

Parallel zur TV-Ausstrahlung erschien (hab sie schon am Gründonnerstag im Geschäft gesehen, obwohl sie offiziell erst am 29. März erscheint) die DVD/Blu-ray als „Special Edition“. Neben dem Film gibt es eine zweite DVD mit neunzig Minuten sehenswertes Bonusmaterial, das hauptsächlich von den beiden „Sherlock“-Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat bestritten wird.

Und weil jedes Eingehen auf das Bonusmaterial auch Details der vertrackten Handlung verrät, hülle ich den Mantel des Schweigens darüber.

DVD

Polyband

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial (mit deutschen Untertiteln, 86 Minuten): Mark Gatiss: A Study in Sherlock, Mark Gatiss: Production Diary, Writer’s Interview, Creating the Look: 8 inside looks at how this unique Special was created, The creators of Sherlock answer questions from Sherlock’s ‚1 fan site, 12-seitiges Booklet

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

 

Hinweise

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (Sherlock, GB 2012)

Meine Besprechung von „Sherlock – Staffel 3“ (Sherlock, GB 2014)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: James Bond kämpft gegen „Spectre“

November 5, 2015

Der neue James-Bond-Film „Spectre“ ist der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.
Das klingt jetzt vielleicht etwas negativ und natürlich ist die Zeit des Kalten-Kriegs-James-Bonds schon lange vorbei und die Serie muss sich, wie die Geheimdienste neuen technischen Entwicklungen (wozu vor allem die ständige Überwachung gehört) und geopolitischen Herausforderungen, anpassen. Wobei James Bond bei den geopolitischen Herausforderungen immer angenehm abgehoben war. Gut, früher gab es den russischen Geheimdienst SMERSCH und natürlich SPECTRE, eine Zusammenballung von bösen Terroristen, deren Agenda „Weltherrschaft“ war. Da waren dann der Nordirlandkonflikt, der Linksterrorismus der siebziger Jahre, die Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt (vulgo „den Kolonien“) und, seit den Achtzigern, der religiöse Terrorismus und die immer größere Rolle Chinas in der Weltpolitik vernachlässigbares Störfeuer. Immer waren die James-Bond-Filme in erster Linie Eskapismus und Kleine-Jungs-Fantasien. Ich meine, welcher Zwölfjährige will nicht gerne Frauen im Dutzend verführen, mit einem unbegrenzten Spesenkonto um die Welt jetten, Alkohol ohne Kopfschmerzen trinken (andere Drogen spielen im Bond-Universum keine Rolle), die neuesten Spielzeuge ausprobieren und, ohne dass die Eltern (vulgo M) meckern, zerdeppern. Zum Finale jedes ordentlichen Bond-Films gehört natürlich, dass die pompöse Zentrale des Bösewichts lustvoll zerstört wird.
Und dann kam Daniel Craig als James Bond. In seinem ersten Einsatz „Casino Royale (2006) wurden vieler dieser Bondismen über Bord geworfen. Kritik und Publikum waren begeistert. In „Skyfall“ (2012) erfuhren wir dann alles, was wir niemals über Bonds Herkunft wissen wollten. Der Film war an der Kinokasse wahnsinnig erfolgreich und „Spectre“ schließt an die vorherigen Craig-Bonds an, weshalb er jetzt anderen Ballast mit sich herumschleppt. Die vorherigen Filme sollen als Ouvertüre für „Spectre“ angesehen werden.
Es ist daher auch wieder ein persönlicher Fall. Denn Bond kennt Franz Oberhauser (Christoph Waltz), den Bösewicht des Films, aus Kindertagen. Er war für zwei Jahre in den Alpen sein Freund, während Franz‘ Vater den beiden Jungs all die Dinge beibrachte, die man in den Alpen zwischen Bergsteigen und Skifahren zum Überleben braucht. Das hat auf der einen Seite gerade anekdotischen Wert, weil es für die Handlung, abgesehen von einigen spitzen Bemerkungen Oberhausers unerheblich ist. Andererseits sollen wir glauben, dass Oberhauser das alles – die Anschläge, Spectre und den ganzen Rest – nur macht, um sich an James Bond zu rächen, weil dieser ihm irgendwie, vor allem gefühlt, seinen Vater nahm. Das ist, auch wenn diese Konstruktion in anderen Geschichten (wie den Blomkvist/Salander-Romanen oder etlichen Superheldencomics) benutzt wird, mal wieder, arg bescheuert.
Da waren die alten Bond-Gegner, wie Ernst Stavro Blofeld, der legendäre Kopf von Spectre, gegen dessen Gehilfen James Bond (damals gespielt von Sean Connery) in den ersten Bond-Filmen kämpfte, von einem ganz anderen Kaliber. Seinen ersten richtigen Auftritt hatte Blofeld in „Feuerball“, wo er seine weiße Katze streichelte und hochrangige Spectre-Mitglieder, die bei ihrer Arbeit versagten, töten ließ. In „Man lebt nur zweimal“, „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ und „Diamantenfieber“ kämpfte Bond dann dreimal direkt gegen ihn und seine Schergen. Blofeld war, wie die anderen legendären Bond-Bösewichter, einfach nur Böse. Auf psychologische Feinheiten und seit Kindertagen gepflegte Konflikte mit dem Helden wurde verzichtet.
Damals arbeitete James Bond auch, abgesehen von „Lizenz zum Töten“, immer im Auftrag ihrer Majestät. In „Spectre“ zieht Bond wieder einmal auf eigene Faust los. Immerhin wird er von seinem Vorgesetzten M (Ralph Fiennes), dessen Sekretärin Miss Moneypenny (Naomie Harris) und dem Tüftler Q (Ben Whishaw) unterstützt, die ihm gegen Max Denbigh, genannt C und der neue Chef von MI5 (Andrew Scott, bekannt als Moriarty aus „Sherlock“), helfen. Denbigh will nämlich die 00-Abteilung schließen, weil sie anachronistisch ist und deren Einsätze zu hohe Kolleteralschäden haben; was Bond natürlich nicht daran hindert, nach der Aktion in Mexico City, verstreut über den halben Globus weitere Gebäude zu zerstören. Denbigh will ein riesiges Überwachungssystem installieren und Terroristen mit Drohnen bekämpfen. Die Zustimmung der meisten Regierungen dafür hat er schon.
Diese Prämisse erinnert natürlich an den letzten, äußerst kurzweiligen „Mission: Impossible“-Film „Rogue Nation“. Nicht nur von der Story, sondern auch von den Handlungsorten. Und beide Male ist der Höhepunkt des Thrillers in London.
Die Story von „Spectre“ ist letztendlich eine ausgedehnte Schnitzeljagd, garniert mit grandiosen Actionszenen. Wobei die Pre-Titel-Sequenz, die in Mexico City während des Tages der Toten spielt, ein feines Kabinettstück ist, das mit einer langen Plansequenz beginnt und auch danach extrem selten geschnitten wird.
Die weiteren ausgedehnten Actionszenen können dieses Niveau nicht mehr halten. Das gilt für die Autoverfolgungsjagd durch Rom, einer Auto-Flugzeug-Verfolgungsjagd in den Alpen, den Besuch in Oberhausers Zentrale in der marokkanischen Wüste (die etwas an Blofelds Zentrale in einem Vulkankrater in „Man lebt nur zweimal“ erinnert), die erschreckend schnell zerstört wird, und dem Höhepunkt in London, bei dem dann zu Land, zu Wasser und in der Luft gekämpft wird, bis die Innenstadt von London umfassend renoviert werden muss. Sie sind gut, aber nicht so gut wie der schwer zu überbietende Auftakt.
Bis dahin haben gestandene Bond-Fans viele Anspielungen auf ältere Bond-Filme entdeckt.
Allerdings sind die Bondinen durchweg enttäuschend. Stephanie Sigman wird in Mexiko City in einem Hotelzimmer zurückgelassen. Monica Bellucci hat letztendlich einen Auftritt und Léa Seydoux ist – vor allem wenn man an „Blau ist eine warme Farbe“ denkt – die wohl unerotischste Bondine, die es jemals gab. Sie begleitet den suspendierten Geheimagenten um die halbe Welt ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Natürlich hat „Spectre“ beträchtliche Schauwerte, die, wie immer bei Bond, auf der großen Leinwand ihren wahren Reiz entfalten, und die ausgedehnten, vor Ort inszenierten Actionszenen sind gewohnt gut. Hier sieht man, wofür die Macher das Geld ausgaben. Aber „Spectre“ leidet an seinem episodischen Drehbuch (weshalb man auch ohne Probleme eine halbe Stunde herausschneiden könnte; man müsste nur ein, zwei Sätze ändern), einem schwachen Bösewicht (Oberhauser hat zu wenige Szenen und Max Denbigh wurde leider nicht als der große Bösewicht des Films eingeführt) und einer blassen Bondine.

Spectre - Plakat

Spectre (Spectre, USA/Großbritannien 2015)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth
LV: Charakter von Ian Fleming
mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman
Länge: 148 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Spectre“
Moviepilot über „Spectre“
Metacritic über „Spectre“
Rotten Tomatoes über „Spectre“
Wikipedia über „Spectre“ (deutsch, englisch)

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romanen “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung von John Gardners “James Bond – Kernschmelze” (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel “Countdown für die Ewigkeit”)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung des James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte

 


Neu im Kino/Filmkritik: Auf „Pride“ kann jeder Stolz sein

Oktober 31, 2014

Großbritannien, 1984: Premierministerin Margaret Thatcher regiert mit harter Hand das Land. Die streikenden Berg- und Minenarbeiter, die gegen zahlreiche Zechenstilllegungen und Entlassungen von über 20.000 Arbeitern protestierten, werden von der Polizei zusammengeknüppelt und die konservativen Medien schlagen verbal auf die Arbeiter ein.
In London bemerkt der junge Aktivist Mark Ashton Parallelen zwischen der Situation der auf dem Land lebenden Arbeiter und seinem Leben als Homosexueller. Auch er kennt, wie alle Schwulen, die Anfeindungen der Konservativen und die Schläge der Polizei. Also entschließt er sich, ihnen zu helfen und er versucht, zunächst erfolglos, seine schwulen Freunde zu überzeugen, Geld für die Arbeiter zu sammeln. Mit einigen Freunden gründet er die LGSM (Lesbians and Gays Support the Miners). Sie sammeln, wenn sie nicht zusammengeschlagen werden, Geld, das die Gewerkschaft nicht annehmen will. Denn ihre Situation ist nicht und wird niemals schlecht genug sein, um sich von den Perversen aus der Großstadt helfen zu lassen.
Per Zufallsprinzip wählen Mark und seine Freunde, die das gesammelte Geld unbedingt spenden wollen, den kleinen Walisischen Ort Onllwyn aus, der irgendwo im Nirgendwo ist. Die dort lebenden Menschen können jeden Cent gut gebrauchen. Denn sie haben, wie die anderen Streikenden, kein Einkommen, erhalten keine Unterstützung von der Regierung, Strom und Gas wurden abgestellt und die Kinder von der Schulspeisung ausgeschlossen. Der Gemeindevorstand Dai, der den Namen am Telefon nicht richtig versteht, fährt nach London, um das Geld abzuholen. Es ist immerhin die größte Einzelspende, die sie bislang erhielten.
In London kann Dai seinen ersten Schock nur mühsam verbergen. Aber er ist dankbar für das Geld, durchaus offen und er hält es für selbstverständlich, die LGSM nach Onllwyn einzuladen, was für Probleme, neue Einsichten und, auf lange Sicht, zu überraschenden Bündnissen führt.
Denn bis dahin lebten die Arbeiter und die Schwulen in verschiedenen Welten, die nichts miteinander zu tun hatten, außer ihrer tiefen Abneigung gegen die rückständigen Arbeiter (aus Schwulensicht) und die perversen Schwulen, die man ungestraft beleidigen und schlagen durfte (aus Arbeitersicht).
Das unglaublichste an der Geschichte von „Pride“, die sich wie die Geschichte eines auf die Tränendrüse drückenden Feelgood-Movies liest, ist, dass er auf Tatsachen basiert und den historischen Ereignissen auch, abgesehen von kleinen Änderungen, genau folgt.
Die LGSM, die letztendlich elf Abteilungen in Großbritannien hatte, war eine der zahlreichen Unterstützergruppen für die Streikenden, die es damals gab. Sie warb am lautesten für die Solidarität mit den Streikenden und die Londoner Gruppe, die auch das erfolgreiche Benefiz-Konzert „Pits and Perverts“ mit Bronski Beat und anderen Band organisierte, sammelte für die Streikenden mehr Geld als jede andere Gruppierung. Über 20.000 Pfund sammelte sie, was damals ungefähr 80.000 Deutsche Mark waren. Den heutigen Euro-Wert könnt ihr selbst ausrechnen.
Drehbuchautor Stephen Beresford und Regisseur Matthew Warchus, beides vor allem Theatermänner, entfalten in ihrem Film ein großes Ensemble unterschiedlicher Charaktere, von denen jeder, auch dank der guten Schauspieler, schnell zu einem dreidimensionalem Charakter mit nachvollziehbaren Wünschen und Problemen wird. Sie erzählen, kurzweilig und pointiert, immer witzig, mit dem Herzen auf dem rechten Fleck und ohne Beschönigungen, viele kleine Episoden aus dem Kampf der Arbeiter und der LGSM, welche gegenseitigen Vorurteile sie überwinden mussten und wie sie zu Verbündeten und Freunden wurden. Dabei zerfasert „Pride“ nie und bricht auch nicht unter der Last seiner vielen Charaktere und Plots zusammen. Denn in jeder Sekunde geht es um das titelgebende Thema „Stolz“ beziehungsweise Selbstbewusstsein geht. Jede Handlung hat damit zu tun. Jeder Charakter muss für sich und in seinem Verhältnis zu den anderen klären, was für ein Mensch er sein will und wie stolz er auf sich und seine Fähigkeiten ist.
„Pride“ ist einer der schönsten Filme des Jahres. Erzählt in einem rauhen, unsentimentalem, aber auch humorvollem Tonfall, der das Herz wärmt und zeigt, wie Veränderungen geschehen können. So ist das Schlussbild, wenn die Bergarbeiter im gespendeten LGSM-Bus nach London kommen und bei dem Gay-Pride-Marsch mitdemonstrieren ein schönes Schlussbild. Der Schlusstext erwähnt dann noch weitere Veränderungen, die durch die LGSM angestoßen wurden.

Pride - Plakat 4

Pride (Pride, Großbritannien 2014)
Regie: Matthew Warchus
Drehbuch: Stephen Beresford
mit Ben Schnetzer, George Mackay, Dominic West, Andrew Scott, Bill Nighy, Imelda Staunton, Paddy Considine, Jessica Gunning, Paye Marsay
Länge: 120 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Pride“
Moviepilot über „Pride“
Metacritic über „Pride“
Rotten Tomatoes über „Pride“
Wikipedia über „Pride“ (deutsch, englisch)
The Guardian über „Pride“ und die historischen Hintergründe (18. September 2014) (es wird ein „A -“ für die historische Genauigkeit vergeben)
The Guardian über „Pride“: Ausführliche Reportage und Interviews über die historischen Hintergründe des Films (31. August 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: Ken Loach besucht „Jimmy’s Hall“

August 14, 2014

Das war’s. „Jimmy’s Hall“ sei sein letzter Film. Der 1936 geborene Ken Loach will keinen weiteren Film mehr inszenieren und wer kann ihm das in seinem Alter verübeln? Aber schon jetzt, während ich diese Besprechung schreibe, merke ich, wie sehr uns in den nächsten Jahren seine Stimme fehlen wird. Denn „Jimmy’s Hall“ vereint wieder einmal und jetzt auch zum letzten Mal all seine Themen. Es ist eine Geschichte der kleinen Leute, ein Aufruf zum Selbstbewusstsein und Widerstand und ein sehr menschlicher Film, der das Herz auf dem rechten Fleck (was bei Loach „links“ heißt) hat. Es ist daher auch eine Gesellschaftsanalyse und dieses Mal wieder ein Beitrag zur Geschichtsschreibung. Es ist ein erbaulicher, Mut machender und zum Aktivismus aufrufender Film, der dabei nie den agitatorischen Ton einer Parteitags- oder Demonstrationsrede anstimmt.

Ken Loach erzählt, nach einem Drehbuch von Paul Laverty, mit dem er seit „Carla’s Song“ (1996) zusammenarbeitete, die Geschichte des 1886 geborenen Jimmy Gralton, der 1932 nach einem zehnjährigen Zwangsexil wegen revolutionärer Umtriebe aus den USA in seine irische Heimat, die Grafschaft Leitrim, zurückkehrt. Jetzt will der kämpferische Sozialist nur in Ruhe leben und sich um den Hof und seine Mutter kümmern.

Aber schon bald fragen ihn die Jugendlichen, ob er die „Pearse-Connolly Hall“ wieder aufbauen will. Diese Halle war ein Gemeindezentrum, in dem getanzt, gelacht, gelesen, unterrichtet und Sport getrieben wurde. Es war ein Ort, der den Menschen das gab, was die Kirche und der Staat ihnen nicht gaben.

Zehn Jahre später, bei seiner Rückkehr, hat sich daran, trotz der Kämpfe der vergangenen Jahre, nichts geändert. Schnell liegt Jimmy Gralton, nach dem Wiederaufbau der Halle, wieder im Clinch mit den Landbesitzern und den Geistlichen, die bei jeder Predigt gegen die unmoralischen und unchristlichen Umtriebe in der Pearse-Connolly Hall wettern und von der Kanzel die Namen der Besucher der Tanzhalle verkünden. Neu sind nur die Jazz-Schallplatten und Tänze, die Gralton aus den USA mitbrachte.

James ‚Jimmy‘ Gralton gab es wirklich. Er war am 13. August 1933 ohne einen Prozess als illegaler Einwanderer aus seiner Heimat ausgewiesen worden. Das ging, weil er auch einen US-amerikanischen Pass hatte und die Machthaber sich so elegant eines Problems entledigen konnten. Anschließend wurden auch die Akten zu dem Vorgang vernichtet.

Jimmy’s Hall“ nimmt sich, auch weil es nur wenige Dokumente über Gralton gibt, Freiheiten. So ist die Liebesgeschichte historisch nicht verbürgt und Gralton gründete gleich nach seiner Ankunft eine Revolutionäre Arbeitsgruppe, die Teil eines Netzwerkes war, aus dem eine neue kommunistische Partei entstand. Der Wiederaufbau der Pearse-Connolly Hall ging dann allerdings, wie auch im Film, auf Bitten der örtlichen Jugendlichen zurück, die nicht mehr auf der Straße tanzen wollten.

Loachs Film ist daher kein Biopic, sondern eine Geschichte, die auch in einem Pub oder einer Tanzhalle bei einigen Pint Bier erzählt werden könnte mit klar konturierten Charakteren und Konflikten (wobei Loach sich auf den Konflikt zwischen Gralton und der katholischen Kirche konzentriert), ohne didaktische Dialoge und erhobenen Zeigefinger, aber mit Herz, Witz und einem aufbauendem Ende. Dabei spitzen Laverty und Loach die Konflikte im teilweise arg betulich vor sich hin plätscherndem Film nicht so zu, wie es möglich wäre. Denn mit der Tanzhalle legte Gralton sich mit allen mächtigen Gruppen in der Gegend, wozu auch die IRA gehörte, an.

Jimmy’s Hall“ ist sicher nicht Ken Loachs bester Film, aber es ist ein würdiger Abschluss eines Lebenswerkes, der gerade dadurch in einem milderen Licht erscheint. Denn wer erzählt künftig Ken-Loach-Geschichten im Kino?

Jimmys Hall - Plakat

Jimmy’s Hall (Jimmy’s Hall, Großbritannien/Irland/Frankreich 2014)

Regie: Ken Loach

Drehbuch: Paul Laverty

mit Barry Ward, Simone Kirby, Jim Norton, Aisling Franciosi, Aileen Henry, Francis Magee, Andrew Scott, Brian F. O’Byrne

Länge: 109 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film 

Film-Zeit über „Jimmy’s Hall“

Moviepilot über „Jimmy’s Hall“

Metacritic über „Jimmy’s Hall“

Rotten Tomatoes über „Jimmy’s Hall“

Wikipedia über „Jimmy’s Hall“

Ken Loach über „Jimmy’s Hall“

Die Pressekonferenz in Cannes

und, als Zugabe, eine Podiumsrunde mit Ken Loach und Paul Laverty am 14. Februar 2014 während der diesjährigen Berlinale, mit deutscher Übersetzung


TV-Tipp für den 29. Mai: Sherlock: Der leere Sarg

Mai 29, 2014

ARD, 21.45
Sherlock: Der leere Sarg (Großbritannien 2014, Regie: Jeremy Lovering)
Drehbuch: Mark Gatiss
Erfinder: Mark Gatiss, Steven Moffat
LV: die Sherlock-Holmes-Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes und Dr. John Watson sollen einen Anschlag auf das britische Parlament verhindern.
Das Warten hat ein Ende: nachdem die zweite „Sherlock“-Staffel mit „Der Reichenbachfall“ und dem Tod von Sherlock Holmes endete, kehrt der Detektiv jetzt zurück. Allerdings erfahren wir auch jetzt nicht, wie er seinen Tod inszenierte. Dafür gibt es etliche, mehr oder weniger abstruse, Theorien.
Und das ist ein Problem der dritten „Sherlock“-Staffel: während in den beiden vorherigen Staffeln die Fälle gut konstruiert und spannend waren, liefern die Macher hier nur vernachlässigbare Fälle (Kann einer zehn Minuten nach dem Abspann den Fall erklären?) und durchaus rasante und witzige, aber auch erschreckend selbstgenügsame Unterhaltung.
Da sollte es in der schon angekündigten vierten Staffel wieder ein back to basics geben.
Die nächsten beiden Filme der dritten „Sherlock“-Staffel folgen an Pfingsten. Am Pfingstsonntag, den 8. Juni, läuft um 21.45 Uhr „Im Zeichen der Drei“. Am Pfingstmontag, den 9. Juni, läuft um 21.45 Uhr „Sein letzter Schwur“.
mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Amanda Abbington, Andrew Scott

Hinweise

The Science of Deduction (Homepage von Sherlock Holmes)

John Watson’s Blog

Molly Hooper’s Diary

BBC über „Sherlock“

BBC Germany über „Sherlock“

ARD über „Sherlock“

Hartswood Film über „Sherlock“

YouTube-Kanal „Sherlock“

Wikipedia über „Sherlock“ (deutsch, englisch)

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Anthony Horowitzs „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (GB 2012)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 8. Mai: Sherlock: Der Reichenbachfall

Mai 8, 2013

 

WDR, 23.05

Sherlock: Der Reichenbachfall (GB 2012, R.: Toby Haynes)

Drehbuch: Steve Thompson

Erfinder: Mark Gatiss, Steven Moffat

Ab Donnerstag ist Benedict Cumberbatch in „Star Trek into Darkness“ der Bösewicht, heute löst er als Sherlock Holmes in der grandiosen Abschlussfolge der zweiten „Sherlock“-Staffel den Reichenbachfall, der für Sherlock-Holmes-Fans eine besondere Bedeutung hat.

Die Serienmacher haben sich aber noch einen besonderen Dreh einfallen gelassen. Denn sein Gegner Jim Moriarty entlarvt Sherlock Holmes als Scharlatan und auch die Öffentlichkeit, die Sherlock Holmes bislang bewunderte, ändert ihre Meinung.

Zum Glück ist die dritte Staffel in Arbeit.

mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Andrew Scott

Hinweise

The Science of Deduction (Homepage von Sherlock Holmes)

John Watson’s Blog

Molly Hooper’s Diary

BBC über „Sherlock“

BBC Germany über „Sherlock“

ARD über „Sherlock“

Hartswood Film über „Sherlock“

YouTube-Kanal „Sherlock“

Wikipedia über „Sherlock“ (deutsch, englisch)

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Anthony Horowitzs „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2“ (GB 2012)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte