TV-Tipp für den 10. Dezember: Das Ende der Wahrheit

Dezember 9, 2025

3sat, 23.00

Das Ende der Wahrheit (Deutschland 2019)

Regie Philipp Leinemann

Drehbuch: Philipp Leinemann

BND-Mitarbeiter Martin Behrens will herausfinden, warum seine heimliche Geliebte, die investigative Journalistin Aurice Köhler, bei einem Bombenanschlag auf ein Münchner Café starb. Denn es ist möglich, dass sie wegen seiner Arbeit und Informationen, die sie von ihm erhielt, gezielt ermordet wurde.

Gelungener deutscher Polit-Thriller mit zahlreichen vertrauten Wendungen und einem arg naiven Helden. Immerhin ist der BND-Zentralasienexperte Behrens knietief in den Kampf gegen den Terrorismus verwickelt.

mit Ronald Zehrfeld, Alexander Fehling, Katharina Lorenz, Claudia Michelsen, Axel Prahl, Antje Traue, August Zirner

Hinweise

Filmportal über „Das Ende der Wahrheit“

Moviepilot über „Das Ende der Wahrheit“

Wikipedia über „Das Ende der Wahrheit“


TV-Tipp für den 28. Januar: Die Frau in Gold

Januar 27, 2025

MDR, 22.55

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)

Regie: Simon Curtis

Drehbuch: Alexi Kaye Campbell

Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.

Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu

Hinweise

Moviepilot über „Die Frau in Gold“

Metacritic über „Die Frau in Gold“

Rotten Tomatoes über „Die Frau in Gold“

Wikipedia über „Die Frau in Gold“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood über „Die Frau in Gold“

Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „My Week with Marilyn“ (My Week with Marilyn, GB 2011)

Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ (Woman in Gold, GB/USA 2015)


TV-Tipp für den 19. Januar: Kundschafter des Friedens

Januar 18, 2025

3sat, 21.45

Kundschafter des Friedens (Deutschland 2017)

Regie: Robert Thalheim

Drehbuch: Oliver Ziegenbalg, Robert Thalheim

Bevor die ‚Kundschafter des Friedens‘, eine Gruppe ehemaliger DDR-Spione im inzwischen fortgeschrittenen Rentenalter, im Kino ab dem 23. Januar Kuba besuchen, zeigt 3sat ihren ersten Einsatz.

In der früheren Sowjetrepublik Katschekistan wird wurde der designierte Präsident des Landes entführt. Die einzigen Agenten, die sich in dem Land auskennen, sind Jochen Falk und seine seit Ewigkeiten pensionierten Männer.

Gut, die Grundidee erinnert an „Space Cowboys“, aber es macht Spaß, wenn an alte Agentenfilme erinnert wird, spielerisch mit Vorurteilen über die DDR und die BRD umgegangen und die alten Säcke den Jungspunden zeigen, wo…

mit Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Antje Traue, Jürgen Prochnow, Thomas Thieme, Winfried Glatzeder, Florian Panzner, Wladimir Tarasjanz, Walter Kreye, Milan Peschel

Hinweise

Filmportal über „Kundschafter des Friedens“

Wikipedia über „Kundschafter des Friedens“

Meine Besprechung von Robert Thalheims „Eltern“ (Deutschland 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: Superheld „The Flash“ spielt mit der Zeit

Juni 15, 2023

Du kannst die Vergangenheit nicht verändern.“

Wirklich? Es geht um meine Mutter. Sie darf nicht sterben.“

Zufällig entdeckt „The Flash“ Barry Allen, dessen Superfähigkeit ist, dass er sich wahnsinnig schnell bewegen kann, dass er in der Zeit zurückreisen kann; – wobei hier wohl zurücklaufen das zutreffendere Wort ist. Ihm ist natürlich klar, dass er bei so einer Zeitreise nichts großes verändern darf. Also beispielsweise einen Diktator töten. Aber wenn er eine Kleinigkeit verändert, die dazu führt, dass seine geliebte Mutter nicht ermordet und sein Vater für diese Tat nicht angeklagt wird, dann dürfte das kein Problem sein.

Ist es doch.

Zuerst einmal begegnet er in der Vergangenheit seinem jüngeren Ich, das ein verpeilter, vergnügungssüchtiger Slacker-Student ist. Barry ist dagegen ein überaus ernsthafter, junger Mann, der äußerst intelligent und schüchtern ist. Außerdem hat sein jüngeres Ich noch keine Ahnung von seinen Superheldenfähigkeiten. Er findet sie aber, als er davon erfährt, cool.

Dann gestaltet die geplante Rückreise in die Gegenwart sich als schwieriger als angenommen.

Und dann taucht auch noch General Zod auf. Er ist, wie Fans der DC-Superman-Geschichten und der vorherigen Kinofilme des DC Extended Universe (DCEU) wissen, ein Bösewicht vom Supermans Heimatplaneten Krypton. Er will die Erde vernichten.

Barry will das verhindern. Dafür braucht er die Hilfe seiner aus seiner Welt bekannten Freunde von der Justice League. Sie ist eine Superheldentruppe, zu der unter anderem Batman, Superman, Wonder Woman und Aquaman gehören.

Schon bei „Batman“ Bruce Wayne erlebt er seine erste Überraschung. Dieser Bruce Wayne lebt in einem heruntergekommenen Wayne Manor und er ist ein langhaariger, unrasierter Zausel, der wie Michael Keaton aussieht. Der Batman, den er kennt, sieht aus wie Ben Affleck.

Keaton-Batman erklärt ihm, mit der Hilfe von Spaghetti und Tomatensauce, was Barry mit seiner Zeitreise angerichtet hat. Auch im DC-Multiverse gibt es, wie uns vor einigen Tagen in „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ für das Marvel-Multiverse erklärt wurde, viele verschiedene Zeitstränge, die voneinander unabhängig existieren. Dabei gibt es bestimmte Ereignisse, die in jedem Fall eintreffen. Einige Ereignisse können eintreffen. Und einiges kann ganz ganz anders sein. Aber in jedem Fall beeinflussen diese Zeitstränge sich nicht. Und Zeitreisen gibt es auch nicht. Wenn doch, führt das zu einem ziemlichen Chaos.

Nach dieser Erkärung machen sie sich auf die Suche nach Superman – und zum eine gute Stunde dauerndem Endkampf, der in seiner Ödnis nie die Brillanz der ersten Actionszene des Films erreicht. In dieser Szene überzeugt The Flash als gewitzer und improvisationsfreudiger Babretter. Im Finalkampf wird dann nur noch stumpf gegen General Zod gekämpft, während links und rechts, oben und unten gesichtslose Fußsoldaten sterben.

Nein, die Überraschungen bei „The Flash“ liegen nicht in der Hauptstory, sondern in den zahlreichen Auftritten bekannter Schauspieler und Figuren. Denn mit dem Multiverse gibt es jetzt nicht einen oder zwei, sondern unendlich viele Batmans. Bruce Wayne kann also in einem Film nicht nur aussehen wie Ben Affleck und Michael Keaton, sondern auch, nun, anders. Gleiches gilt auch für alle anderen Figuren. Nur General Zod wird, wie in vorherigen DCEU-Filmen, wieder von einem hoffnungslos unterfordertem Michael Shannon gespielt. Und einige Details wurden zwischen den Welten geändert. Zum Beispiel wie Batmans Haus und Höhle aussehen. Das ist dann etwas für die Fans, die munter eine Liste mit erkannten Anspielungen und Zitaten erstellen.

Andy Muschietti, der vorher die überzeugenden Horrorfilme „Mama“ und „Es“ inszenierte, erfüllt in seinem neuen Film klaglos die Anforderungen, die an einen Superheldenfilm gestellt werden. Das tut er gut, aber auch ohne irgendeine Überraschung. Das Ergebnis ist die Spielfilmversion von Malen nach Zahlen.

Deshalb unterscheiden sich die Kritikpunkte an „The Flash“ nicht von den aus fast allen neueren Superheldenfilmen bekannten Kritikpunkten. Das sind ein vergessenswerter Bösewicht, teils angesichts des Budgets atemberaubend schlechte Tricks und eine schlampig erzählte Geschichte. So dauert es in „The Flash“ ewig, bis General Zod auftaucht. Bis dahin zeigt Andy Muschietti uns, wie sehr Barry seine Mutter liebt, wie er sich in eine ehemalige Mitschülerin, die er jetzt als Journalistin wieder trifft, verliebt, wie er mit seinem jüngeren Ich plaudert und wie er mit Batman kämpft. Das ist unterhaltsam, aber auch immer wieder länger als nötig und so ähnlich inzwischen aus vorherigen Superheldenfilmen bekannt. Mit einer Szene am Ende des Abspanns, kommt „The Flash“ dann auf die inzwischen für Superheldenfilme übliche Laufzeit von ungefähr zweieinhalb Stunden.

Das gesagt steht „The Flash“ vor allem als Einzelfilm, der seit Jahren angekündigt und in der Planung war. Er kann auch ohne das Wissen des DCEU gesehen werden. Wobei etwas Wissen über die Figuren hilfreich ist. Aber alles für diesen Film wichtige erklärt Barry seinem jüngeren Ich.

The Flash“ könnte der erste und letzte Solofilm mit Ezra Miller als The Flash sein. Das liegt einerseits an seinem Verhalten in der Öffentlichkeit und damit verbundenen Rechtsstreitigkeiten. Inzwischen hat er gesagt, er habe psychische Probleme gehabt und befinde sich in Behandlung. Andererseits richten James Gunn und Peter Safran, die aktuell die Verantwortung für das DCEU haben, dieses komplett neu aus. Es ist dabei unklar, welchen Stellenwert Ezra Miller und The Flash im Rahmen dieser Neuausrichtung haben werden.

The Flash (The Flash, USA 2023)

Regie: Andy Muschietti

Drehbuch: Christina Hodson (nach einer Filmgeschichte von John Francis Daley, Jonathan Goldstein und Joby Harold, basierend auf DC-Figuren)

mit Ezra Miller, Sasha Calle, Ben Affleck, Michael Keaton, Michael Shannon, Ron Livingston, Antje Traue, Jeremy Irons, Temuera Morrison, Kiersey Clemons, Maribel Verdú

Länge: 144 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „The Flash“

Metacritic über „The Flash“

Rotten Tomatoes über „The Flash“

Wikipedia über „The Flash“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis „Mama“ (Mama, Spanien/Kanada 2012)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis Stephen-King-Verfilmung „Es“ (It, USA 2017)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis Stephen-King-Verfilmung „Es Kapitel 2“ (It Chapter 2, USA 2019)


TV-Tipp für den 3. Juni: Das Ende der Wahrheit

Juni 2, 2021

Arte, 21.45

Das Ende der Wahrheit (Deutschland 2019)

Regie Philipp Leinemann

Drehbuch: Philipp Leinemann

BND-Mitarbeiter Martin Behrens will herausfinden, warum seine heimliche Geliebte, die investigative Journalistin Aurice Köhler, bei einem Bombenanschlag auf ein Münchner Café starb. Denn es ist möglich, dass sie wegen seiner Arbeit und Informationen, die sie von ihm erhielt, gezielt ermordet wurde.

TV-Premiere. Gelungener deutscher Polit-Thriller mit zahlreichen vertrauten Wendungen und einem arg naiven Helden. Immerhin ist der BND-Zentralasienexperte Behrens knietief in den Kampf gegen den Terrorismus verwickelt. 

mit Ronald Zehrfeld, Alexander Fehling, Katharina Lorenz, Claudia Michelsen, Axel Prahl, Antje Traue, August Zirner

Hinweise

Filmportal über „Das Ende der Wahrheit“

Moviepilot über „Das Ende der Wahrheit“

Wikipedia über „Das Ende der Wahrheit“


TV-Tipp für den 4. April: Die Frau in Gold

April 3, 2021

Arte, 20.15

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)

Regie: Simon Curtis

Drehbuch: Alexi Kaye Campbell

Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.

Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu

Wiederholung: Dienstag, 6. April, 13.50 Uhr

Hinweise
Moviepilot über „Die Frau in Gold“
Metacritic über „Die Frau in Gold“
Rotten Tomatoes über „Die Frau in Gold“
Wikipedia über „Die Frau in Gold“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „Die Frau in Gold“
Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „My Week with Marilyn“ (My Week with Marilyn, GB 2011)

Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ (Woman in Gold, GB/USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: Deutsche Genreversuche: Der „Spielmacher“ manipuliert den Fußball

April 13, 2018

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis rutscht der ehemalige Fußballspieler und Deutsch-Kroate Ivo schnell…und hier kommen wir schon zu dem zentralen Problem von „Spielmacher“. In seinem Spielfilmdebüt verschenkt Timon Modersohn grundlos viel von dem Potential, das seine Geschichte hat. Am Ende ist „Spielmacher“ nur ein okayer Gangsterfilm über illegale Sportwetten, in dem ein deutlich besserer Film versteckt ist.

Um das zu erklären, müssen wir uns kurz mit den Grundlagen des Erzählens beschäftigen. In einer Geschichte, jedenfalls in der Theorie, präsentiert der Erzähler Informationen so, dass sie einen sinnvollen Zusammenhang ergeben. Eine Handlung ergibt die nächste und wir sind emotional involviert, weil wir wissen, was für die einzelnen Personen auf dem Spiel steht und was sie wollen. Die Grundstruktur ist dabei immer, dass jemand ein genau definiertes Ziel gegen große Widerstände erreichen will. Dafür müssen wir wissen, was der Protagonist erreichen will, was für eine Person er ist und gegen welche Widerstände er kämpfen muss. In einem „Tatort“ will der Kommissar den Fall aufklären. Dafür muss er unter all den Verdächtigen den Täter finden.

Manchmal gibt es am Ende eine Überraschung, die dazu führt, dass wir all die vorherigen Ereignisse unter einem anderen Blickwinkel betrachten. Die bekanntesten Beispiele dafür dürften immer noch „Die üblichen Verdächtigen“ und „The Sixth Sense“ sein. Meistens, und das ist gut so, verzichtet der Erzähler auf eine solche Überraschung. Auch „Spielmacher“, und das kann ich verraten, verzichtet auf eine solche Pointe, die wir hätten, wenn Ivo zum Beispiel ein Undercover-Polizist wäre und wir das in der letzten Minute erfahren.

Wenn ich jetzt den begonnen Satz mit „wieder“ weiterführe, verrate ich, dass Ivo bereits Kontakte zum kriminellen Wettmilieu hatte. Wenn ich stattdessen nur schreibe „lernt einen Mann kennen, der illegale Wetten im großen Stil organisiert“, behaupte ich, dass Ivo bislang keinen Kontakt zu dem Milieu hatte, dass er verführt wird und in ein ihm bislang unbekanntes kriminelles Milieu abrutscht.

In jedem Fall ist jede Geschichte möglich. Aber die eine Geschichte schließt die andere aus.

Und das ist kein Punkt, der am Filmanfang unklar sein sollte. Immerhin geht es um das zentrale Handlungsmotiv des Protagonisten in einer ziemlich einfachen Geschichte. Denn Ivo, der es in keinem Job lange aushält, soll für Dejan, eine Halb- und Unterweltfigur, die illegale Fußballwetten organisiert, arbeiten. Er soll Fußballspieler beobachten, Empfehlungen geben und kleine Botengänge erledigen.

Während er das tut, befreundet er sich mit Lukas, einem jungen aufstrebendem Spieler in seinem alten Fußballclub, und verliebt sich in dessen alleinerziehende Mutter Vera.

Dieses schlechte Informationsmanagement betrifft nicht nur den Protagonisten. Es zieht sich durch den gesamten Film. So gibt es, um nur ein Beispiel zu nennen, eine Szene, in der ein Spielbeobachter, der über den Aufstieg von Spielern in andere Vereine entscheidet, Lukas beim Spielen beobachtet. Eigentlich ist Lukas gut genug für den anderen Verein. Aber er erhält die erhoffte Empfehlung dann doch nicht. Danach sehen wir, wie der Spielbeobachter Geld erhält. Es handelt sich selbstverständlich um die Bezahlung für die vorher erfolgte Nicht-Empfehlung.

So erzählt ist das eine langweile Abfolge von Ereignissen. Wenn wir allerdings zuerst sehen, dass der honorige Spielbeobachter Geld erhält, damit er etwas tut, wird die anschließende Szene, in der er die Spieler beobachtet, plötzlich spannend. Wir fragen uns in dem Moment, ob er den Jungen aufgrund seiner Leistungen empfehlen wird oder ob er das Schmiergeld annimmt. So erzählt ist diese Szene plötzlich dramatisch. Dafür hätten die Macher nur zwei Szenen umstellen müssen.

Und damit kommen wir zum Bösewicht, der von Oliver Masucci überzeugend gespielt wird. Es gibt nur ein Problem: Dejan lebt die aus schlechten Gangsterfilmen bekannte Hollywood-Marotte exzessiv aus, alle Menschen schwer zu verletzen oder umzubringen, die seine Befehle nicht zu seiner Zufriedenheit ausführen. Das ist keine effektive Form der Personalrekrutierung und -fortentwicklung. Auch wenn nächtliche Mitarbeitergespräche in einem Steinbruch, inklusive der bewährten ‚in die Grube werfen‘-Entsorgungsmethode, das Auge des Cineasten erfreuen.

So ist „Spielmacher“ ein Gangsterthriller, der ein interessantes Thema hat (illegale Wetten im Fußball), glaubwürdig in der Milieuzeichnung ist, gute Schauspieler hat und überzeugend inszeniert ist. Aber er ist ganz schlecht im Erzählen seiner Geschichte. Sie funktioniert immer noch. Schließlich sind alle wichtigen Teile vorhanden. Nur meistens am falschen Platz.

Wie es besser geht zeigte Özgür Yildirim vor wenigen Wochen in seinem Gangsterfilm „Nur Gott kann mich richten“.

Spielmacher (Deutschland 2018)

Regie: Timon Modersohn

Drehbuch: Christian Brecht, Timon Modersohn

mit Frederick Lau, Oliver Masucci, Antje Traue, Mateo Wansing Lorrio, Paul Faßnacht, Karl Markovics

Länge: 99 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Filmportal über „Spielmacher“

Moviepilot über „Spielmacher“

 


TV-Tipp für den 27. September: Die Frau in Gold

September 26, 2017

RBB, 23.00

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)

Regie: Simon Curtis

Drehbuch: Alexi Kaye Campbell

Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.

Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu

Hinweise
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Film-Zeit über „Die Frau in Gold“
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Wikipedia über „Die Frau in Gold“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „Die Frau in Gold“
Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „My Week with Marilyn“ (My Week with Marilyn, GB 2011)

Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ (Woman in Gold, GB/USA 2015)


TV-Tipp für den 16. Juli: Die Frau in Gold

Juli 15, 2017

Wer den Film am Mitwoch verpasste

One, 20.15

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)

Regie: Simon Curtis

Drehbuch: Alexi Kaye Campbell

Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.

Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu

Wiederholung: Samstag, 22. Juli, 10.00 Uhr

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Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ (Woman in Gold, GB/USA 2015)


TV-Tipp für den 12. Juli: Die Frau in Gold

Juli 11, 2017

ARD, 20.15

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)

Regie: Simon Curtis

Drehbuch: Alexi Kaye Campbell

Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.

TV-Premiere. Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu

Wiederholung: Donnerstag, 13. Juli, 00.30 Uhr (Taggenau!)

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Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ (Woman in Gold, GB/USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Sam Garbarskis neuen Film „Es war einmal in Deutschland…“

April 8, 2017

Frankfurt am Main, 1946: die Stadt liegt in Trümmern. Die amerikanischen Besatzer überprüfen die Nazi-Vergangenheit der Deutschen. Der Jude David Bermann (Moritz Bleibtreu), der die Nazi-Zeit im KZ überlebte, will jetzt, mehr oder weiger schnell, in die USA, das gelobte Land. Dafür braucht er Geld, das er sich mit dem Handel von feinster Wäsche an deutsche Frauen verdienen will. Das hat er schon vor dem Krieg in dem seiner Familie gehörendem, noblen Wäschehaus gemacht.

Allerdings verweigert die US-Militärregierung ihm die Geschäftslizenz. Im Transitlager, in dem er lebt, bequatscht er einen anderen Juden, die Lizenz zu beantragten. Dann scharrt er einige Juden um sich, die mit ihm das Geschäft eröffnen. Als Wäscheverkäufer reisen sie, höchst erfolgreich, durch das vom Krieg zerstörte Land.

Zur gleichen Zeit muss Bermann, was er vor seinen Geschäftspartnern verschweigt, immer wieder in das US-Hauptquartier. Dort verhört ihn US Special Agent Sara Simon (Antje Traue). Sie glaubt, dass Bermann mit den Nazis zusammenarbeitete. Das würde sein Überleben im KZ, seinen Besuch auf dem Obersalzberg und seine beiden Pässe erklären

Also beginnt Bermann ihr seine Geschichte, die wir in Rückblenden sehen, zu erzählen. Und dass der Überlebenskünstler es dabei mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, wissen wir schon bevor er seinen Mund aufmacht.

Es war einmal in Deutschland..“ hat eine schöne Idee – Juden, die nach dem Krieg in Deutschland ihr Glück versuchen -, die auf zwei semi-autobiographischen Romanen von Michael Bergmann (Jahrgang 1945) basiert. Zusammen mit Regisseur Sam Garbarski (Jahrgang 1948) schrieb er das Drehbuch, das aus der schönen Ausgangsidee wenig macht.

Die viel zu ausführlichen Rückblenden in die Nazi-Zeit, in denen Berman Simon von seinen Erlebnissen im KZ und wie er es überlebte, erzählt, stören nur die in der Gegenwart spielende Geschichte. Sie bringen sie nicht voran. Sie steigern auch nicht die Spannung. Schon bei der ersten Begegnung von Bermann und Simon ist klar, dass er ihr irgendetwas vorflunkern und so seinen Hals aus der Schlinge ziehen wird. Schließlich ist Bermann ein Schlawiner. Ein geborener Verkäufer, der aus einer Händlerdynastie stammt. Bis jetzt überlebte er, weil er, immer auch auf seinen eigenen Vorteil bedacht, den Menschen das erzählte, was sie hören wollten.

Entsprechend wenig steht für ihn während des gesamten Films auf dem Spiel. Da hilft es auch nichts, dass Moritz Bleibtreu sich hundertfünfzigprozentig in die Rolle wirft und Bermann als sympathischen Schlawiner, dem man gerne zuhört, porträtiert.

In der Gegenwart verschenkt Garbarski die wenigen Ansätze für ein Sittengemälde des Nachkriegsdeutschlands. Bermanns Verkäufer bleiben, obwohl es ein Ensemblefilm ist, austauschbare Nebenfiguren. Die Verkaufstouren und -gespräche bleiben im anekdotenhaften stecken. Und das gezeigte Kriegs- und Nachkriegsdeutschland hat immer den Flair einer sauber hergerichteten Kulisse.

Garbarski erzählt das alles recht gemütlich-bräsig mit einem biederen Fünfziger-Jahre-Humor, der niemand weh tut und sich mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner begnügt. Bekanntes wird lediglich bestätigt, während der Film, zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselnd, eine Anekdote an die nächste reiht.

Insofern bewegt sich der neue Film des „Irina Palm“-Regisseurs in den gleichen altmodischen Gewässern wie sein vorheriger Film „Vijay und ich“. Der war ebenfalls mit Moritz Bleibtreu und er war auch damals der Grund, sich den Film anzusehen.

Es war einmal in Deutschland… (Deutschland/Luxemburg/Belgien 2017)

Regie: Sam Garbarski

Drehbuch: Michael Bergmann, in Zusammenarbeit mit Sam Garbarski

LV: Michael Bergmann: Die Teilacher, 2010; Machloikes, 2011

mit Moritz Bleibtreu, Antje Traue, Tim Seyfi, Mark Ivanir, Anatole Taubman, Hans Löw, Pál Mácsai, Václav Jakoubek

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Meine Besprechung von Sam Garbarskis „Vijay & ich – Meine Frau geht fremd mit mir“ (Vijay and I, Deutschland/Belgien/Luxemburg 2012)


Neu im Kino/Filmkritik: Helen Mirren ist nicht „Die Frau in Gold“

Juni 4, 2015

Wem gehört das Bild „Adele Bloch-Bauer I“ (auch „Goldene Adele“) von Gustav Klimt? Viele Jahre war es in Wien in der Österreichischen Galerie Belvedere ausgestellt. 1998 behauptete eine alte, in Kalifornien lebende Dame, die rechtmäßige Besitzerin des Gemäldes zu sein. Die 1916 geborene Maria Altmann war während der Nazi-Diktatur mit ihrem Mann Fritz Altmann, einem Opernsänger, aus Wien in die USA geflüchtet.
Als ihre Schwester stirbt, findet sie in ihren Briefen Hinweise, dass ihr, neben weiteren Klimt-Werken, das Bild, ein Porträt ihrer über alles geliebten Tante Adele, gehört.
Zusammen mit dem jungen Anwalt Randy Schoenberg (ein Enkel von Arnold Schönberg) nimmt sie den Kampf auf. Dabei will er, weil er gerade am Anfang einer Karriere als Anwalt in einer großen Kanzlei steht, mit dieser alten und auf den ersten Blick hoffnungslosen Geschichte nichts zu tun haben. Dennoch verbeißt er sich zunehmend in den Fall; ohne zu ahnen, dass er über mehrere Jahre und durch alle Instanzen und mit allen juristischen Finessen um die Rückgabe der Kunstwerke an ihre rechtmäßige Besitzerin kämpfen muss. Denn der österreichische Staat spekuliert in einer perfiden Hinhaltetaktik auf den Tod der betagten Klägerin. Immerhin geht es für Österreich nicht nur um ein wichtiges Werk von Klimt, sondern auch um eine Ikone der österreichischen Identität und die gibt man nicht so einfach weg in die Hände einer im Ausland lebenden Privatperson.
Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ erzählt diese wahre Geschichte als David-gegen-Goliath-Kampf, in dem die Rollen entsprechend klar verteilt sind. Mit den elegant in die Erzählung eingefügten Rückblenden verleiht er der Geschichte eine zusätzliche emotionale Dimension. So erfahren wir, welche Erinnerungen Maria Altmann an dieses Bild hat, wie wohlhabend sie als Tochter einer kunstinteressierten Großbürgertumfamilie war und wie begeistert die Österreicher sich Hitler-Deutschland anschlossen und bei der Unterdrückung und Verfolgung der Juden mitmachten.
Vor diesem historischen Hintergrund wird die Politik Östereichs, die in der Öffentlichkeit vollmundig behauptete, Raubkunst ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben, noch unmoralischer. Denn Österreich will aus rein egoistischen Motiven so ein wertvolles und identitätsstiftendes Gemälde keinesfalls ihrer Besitzerin zurückgeben, von der ein sehr altruistisches Bild gezeichnet wird.
Getragen wird der Film von den vielen guten, teilweise nur in kleinen Rollen auftretenden Schauspielern. Im Zentrum stehen dabei die beidne Hauptdarsteller: Ryan Reynolds als junger, pausbäckiger Anwalt und Helen Mirren als resolute alte Dame, die ihn zurecht weist und ihm auch schon einmal ungefragt die Brille putzt, wenn sie nach ihrer Ansicht schmutzig ist.
Das ist gutes, gefällig inszeniertes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen. Allerdings ist „Die Frau in Gold“ auch, in bester Hollywood-Tradition, immer einen Tick zu eindeutig und damit ist die Geschichte zu fein säuberlich in Gut und Böse getrennt.
P. S.: Ich empfehle die Originalfassung. In ihr wird deutsch (bei den in der Vergangenheit in Wien spielenden Teilen) und englisch (fast durchgängig bei den in der Gegenwart spielenden Teilen) gesprochen. Diese Zweisprachigkeit macht die Geschichte authentischer.
P. P. S.: Ja, es wurden einige Details geändert. „Die Frau in Gold“ ist ein Spielfilm, der von der BBC-Dokumentation „Stealing Klimt“ inspiriert ist.

Die Frau in Gold - Plakat

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)
Regie: Simon Curtis
Drehbuch: Alexi Kaye Campbell
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Länge: 110 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
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Film-Zeit über „Die Frau in Gold“
Moviepilot über „Die Frau in Gold“
Metacritic über „Die Frau in Gold“
Rotten Tomatoes über „Die Frau in Gold“
Wikipedia über „Die Frau in Gold“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „Die Frau in Gold“
Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „My Week with Marilyn“ (My Week with Marilyn, GB 2011)

Die Doku „Art of the Heist: The Lady in Gold“ (2007) über die wahren Hintergründe

Ein Intervies mit Simon Curtis über den Film (bescheidener Ton)


Neu im Kino/Filmkritik: Der „Seventh Son“ kämpft gegen Hexen, Dämonen und böse Geister

März 5, 2015

Fans von Jeff Bridges und Julianne Moore können getrost auf „Seventh Son“ verzichten.
Auch die Fans von Joseph Delaneys Jugendbuch „Spook – Der Schüler des Geisterjägers“ dürften von „Seventh Son“ enttäuscht sein. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass Delaneys Roman, der der Auftakt einer erfolgreichen Kinder-/Jugendbuch-Serie, die es inzwischen auf dreizehn Romane gebracht hat, so schlecht wie Sergei Bodrovs Verfilmung ist. Und, wenn wir gerade dabei sind, Sergei Bodrovs vorherige Filme, wie „Der Mongole“, dürften auch alle besser als dieses halbgare Fantasy-Abenteuer sein, das nie weiß, welche Geschichte es denn nun erzählen möchte, während die Programmierer sich im Pixelrausch austoben.
In der „Seventh Son“-Fantasy-Welt gibt es natürlich Hexen und sonstige nicht ganz menschliche Wesen. Als Kämpfer gegen sie und die Schwarze Magie gibt es sogenannte Spooks. Einer von ihnen ist John Gregory (Jeff Bridges im „True Grit“-Modus), dessen Schüler gerade von der Hexe Mutter Malkin (Julianne Moore in „Razzie“-Hoffnung) getötet wurde. Also sucht Gregory einen neuen Schüler, der der siebte Sohn eines siebten Sohns sein muss. Das sind nämlich ganz starke Jünglinge. Tom (Ben Barnes) ist der Auserwählte, der auch der Sohn einer Hexe ist; was für seine seherischen Qualitäten gut ist. Ach ja: es gibt drei Arten von Hexen: die Guten, die Bösen und die, die es noch nicht wissen. – – – Kein Kommentar zu diesem Hexenkonzept. Immerhin ist nicht jede Frau eine Hexe.
Jedenfalls bandelt der Jüngling auch mit einer Schönheit an, die sich als Hexe entpuppt. Sie sagt, dass sie keine böse Hexe sei und schon steht ihrer Liebe nichts mehr im Weg. Außerdem ist seine Mutter auch eine Hexe.
Weil es demnächst wieder einen Blutmond gibt und Mutter Malkin dann halt tun will, was böse Hexen so tun, muss Gregory Tom schnell ausbilden und mit dem Jüngling in die Schlacht ziehen.
Und irgendwann erfahren wir auch, dass Toms Lehrmeister und Mutter Malkin eine gemeinsame Vergangenheit haben.
Bodrov erzählt diese Geschichte nach einem Drehbuch von Charles Leavitt („The Mighty – Gemeinsam sind sie stark“, „K-PAX – Alles ist möglich“, „Blood Diamond“) und Steven Knight („Tödliche Versprechen – Eastern Promises“, „No turning back“, „Peaky Blinders – Gangs of Birmingham“), die hier wohl ihr schlechtestes Werk ablieferten. Denn nie kann sich der Film entscheiden, ob er jetzt die Geschichte von John Gregory, dem Lehrer, der gegen seine frühere Geliebte kämpfen muss, und der einen großen Verschleiß an Auszubildenden hat, oder die von Tom, der von Jungen zum Mann wird, erzählen will. Also werden einfach einige Szenen nacheinander abgehandelt, die wohl so etwas wie die Origin Story von Tom ergeben sollen, die aber vor allem langweilen. Und – auch wenn das Drehbuch vielleicht viel besser war – ist der Film einfach nur eine lustlose Abfolge sattsam bekannter Szenen mit viel CGI und wenig Herz. Natürlich in 3D.
Da sieht man sich besser noch einmal Percy Jackson an.
P. S.: Gedreht wurde der Film bereits 2012. Danach gab es zwischen den Studios etwas Hin und Her.

Seventh Son - Plakat
Seventh Son (Seventh Son, USA/Großbritannien 2014)
Regie: Sergei Bodrov
Drehbuch: Charles Leavitt, Steven Knight, Matt Greenberg (Filmgeschichte)
LV: Joseph Delaney: The Spook’s Apprentice, 2004 (US-Titel: The Last Apprentice: Revenge of the Witch) (Spook – Der Schüler des Geisterjägers)
mit Jeff Bridges, Ben Barnes, Julianne Moore, Alicia Vikander, Antje Traue, Olivia Williams, John DeSantis, Kit Harington, Djimon Hounsou, Gerard Plunkett, Jason Scott Lee
Länge: 102 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Seventh Son“
Moviepilot über „Seventh Son“
Metacritic über „Seventh Son“
Rotten Tomatoes über „Seventh Son“
Wikipedia über „Seventh Son“ (deutsch, englisch)
Homepage von Joseph Delaney

Auf der Comic-Con. 2011. Vor dem Start der Dreharbeiten reden Sergei Bodrow, Jeff Bridges, Ben Barnes und Alicia Vikander über den Film

2013 waren sie wieder auf der Comic-Con. Sergei Bodrow, Jeff Bridges, Ben Barnes, Antje Traue und Kit Harrington reden über den Film (Bild- und Tonqualität sind nicht so gut)