Neu im Kino/Filmkritik: „IF: Imaginäre Freunde“ auf der Suche nach neuen und alten Freunden

Mai 17, 2024

Die zwölfjährige Bea muss in New York einige Tage bei ihrer Oma, die sie seit Ewigkeiten nicht gesehen hat, verbringen. Ihr Vater, ein immer gut gelaunter Spaßmacher, der sich seine kindliche Seite bewahrt hat, liegt dort im Krankenhaus. Der alleinerziehende Witwer wartet auf eine Operation, über die wir nichts genaues erfahren, weil seine Krankheit nicht im Zentrum der Filmgeschichte steht.

Bea wird in ihrem Kinderzimmer einquartiert. Zufällig entdeckt sie, dass in dem Apartment über ihrem Zimmer einige ungewöhnliche und seltsam aussehenden Wesen leben, die nur sie sehen kann. Diese Wesen, wie eine Schmetterlingsdame mit riesigen Augen, verschiedene Teddybären und ein riesiges, unförmiges Plüschwesen, waren früher „Imaginäre Freunde“ von Kindern. Als die Kinder älter wurden, haben sie ihre imaginären Freunde vergessen. Einige IFs leben zusammen mit Cal. Viele weitere IFs leben in einem Altersheim für IFs, das sie lieber gestern als heute verlassen würden. Für diese IFs sucht Cal Kinder, die sie als IFs akzeptieren. Das ist leichter gedacht als verwirklicht. Eine Freundschaft kann nämlich nur entstehen, wenn das Kind ein IF erkennt. Und Kinder können da sehr wählerisch sein.

Bea, die in New York keine Freunde hat, will Cal und den IFs helfen. Als die Suche nach neuen Freunden für die IFs erfolglos verläuft, schlägt sie vor, anstatt neue Freunde zu suchen, einfach wieder die alten Freunde zu besuchen und sie zu fragen, ob sie ihre Freundschaft zu ihrem imaginärem Freund erneuern wollen. Auch das ist leichter gesagt als getan.

Das Konzept eines Imaginären Freundes ist ohne große Erklärungen verständlich und ein Imaginärer Freund kann einem Kind bei seiner Entwicklung helfen. Es scheint sich dabei um eine Idee zu handeln, die in den USA verbreiteter als in Deutschland ist. Jedenfalls zuckten die Eltern, mit denen ich mich in den vergangenen Tagen und Wochen darüber unterhielt, hilflos mit den Schultern. Sie oder ihre Kinder hatten fast alle keine imaginären Freunde. Ob solche imaginären Freunde jetzt etwas gutes oder etwas schlechtes sind, mögen andere beurteilen.

Im Film „IF: Imaginäre Freunde“ sind sie jedenfalls gute, nette, wohlwollende, manchmal tapsige Gesellen und eine Verbindung zur Fantasie der Kindheit. Geschrieben und inszeniert wurde der Film von John Krasinski, der zuletzt Horror- und Science-Fiction-Fans mit seinen beiden „A Quiet Place“-Filmen begeisterte. Jetzt drehte er einen Film, der wohl eine Fantasy-Komödie für Kinder mit Disney-Touch sein soll und bei dem die Schauspieler mit animierten Figuren interagieren. Früher, beispielsweise in „Elliot, das Schmunzelmonster“ oder in „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, agierten Schauspieler mit Zeichentrickfiguren. Heute agieren sie mit CGI-Figuren, die in diesem Fall auf den ersten Blick als Trickfiguren erkennbar sind. Das ist durchaus gut gemacht.

Aber ein Film besteht nicht nur aus bunten Bildern. Und schon sind wir bei den Problemen von „IF: Imaginäre Freunde“. Für eine Komödie gibt es zu wenig zu lachen. Auch schmunzeln fällt schwer. Es herrscht immer ein forcierter Humor. Er missachtet die Regeln die er aufstellt, nach Belieben. So sollen nur Bea, Cal und der Freund des IFs einen IF sehen können. So sind IFs imaginäre Wesen. Trotzdem gibt es immer wieder Szenen, die gegen diese Regeln verstoßen. Die Story ist während des Sehens nicht erkennbar. Es ist einfach unklar, worum es geht und warum es wichtig ist, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Es ist auch unklar, warum es wichtig ist einen IF zu haben; oder anders gesagt: was tut ein IF für seinen Freund? Die Schlußpointe erklärt dann einiges. Gleichzeitig hat sie ihre eigenen Probleme. Das erkennbare Thema des Films, der Verlust der Kindheit und die Aufforderung sich diese Kindheit zurückzuholen, richtet sich dann nicht an Kinder (die haben ihre IFs ja noch), sondern an Erwachsene; also an die Erwachsenen, die einen IF hatten und jetzt die Gefühle und Freundschaften ihrer Kindheit verdrängt haben.

IF: Imaginäre Freunde“ ist ein Möchtegern-Disney-Film, dem die Magie und der Charme eines guten Disney-Films fehlt.

IF: Imaginäre Freunde (IF, USA 2024)

Regie: John Krasinski

Drehbuch: John Krasinski

mit Cailey Fleming, Ryan Reynolds, John Krasinski, Fiona Shaw, Liza Colón-Zayas, Alan Kim

(im Original den Stimmen von) Steve Carell, Phoebe Waller-Bridge, Louis Gossett Jr., Emily Blunt, Matt Damon, Maya Rudolph, Jon Stewart, Sam Rockwell, Sebastian Maniscalco, John Krasinski, Christopher Meloni, Richard Jenkins, Awkwafina, George Clooney, Keegan-Michael Key, Matthew Rhys, Bradley Cooper, Blake Lively, Amy Schumer, Brad Pitt

(in der deutschen Fassung den Stimmen von) Rick Kavanian, Christiane Paul, Lina Larissa Strahl, herrH

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „IF: Imaginäre Freunde“

Metacritic über „IF: Imaginäre Freunde“

Rotten Tomatoes über „IF: Imaginäre Freunde“

Wikipedia über „IF: Imaginäre Freunde“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Krasinskis „A quiet Place“ (A quiet Place, USA 2018)

Meine Besprechung von John Krasinskis „A quiet Place 2“ (A Quiet Place: Part II, USA 2021)


TV-Tipp für den 6. September: Nur ein kleiner Gefallen

September 5, 2020

Pro7, 20.15

Nur ein kleiner Gefallen (A simple Favor, USA 2018)

Regie: Paul Feig

Drehbuch: Jessica Sharzer

LV: Darcey Bell: A simple Favor, 2017 (Nur ein kleiner Gefallen – A simple Favor)

Die mondäne, so überhaupt nicht in die Vorstadt passende Emily bittet Stephanie, für einige Stunden auf ihren Sohn aufzupassen. Die mustergültige Vorstadtmom Stephanie tut es: Als Emily ihren Sohn nicht abholt, sondern spurlos verschwindet, beginnt sie sie zu suchen und entdeckt so einige Geheimnisse.

TV-Premiere. Äußerst gelungener Drahtseilakt zwischen harmloser Krimikomödie und fiesem Neo-Noir, der gerade weil er so unvereinbare Stile miteinander kombiniert, bis zum Schluss spannend bleibt. Paul Feig inszenierte hier einen Krimi, der auch Alfred Hitchcock ohne den Schatten eines Zweifels gefallen hätte.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des „Suburban Noir“ (Paul Feig).

mit Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding, Andrew Rannells, Jean Smart, Bashir Salahuddin, Joshua Satine, Ian Ho, Rupert Friend

Hinweise

Moviepilot über „Nur ein kleiner Gefallen“

Metacritic über „Nur ein kleiner Gefallen“

Rotten Tomatoes über „Nur ein kleiner Gefallen“

Wikipedia über „Nur ein kleiner Gefallen“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Spy – Susan Cooper Undercover“ (Spy, USA 2015)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Ghostbusters“ (Ghostbuster, USA 2016)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Nur ein kleiner Gefallen“ (A simple Favor, USA 2018) und der DVD

Meine Besprechung von Paul Feigs „Last Christmas“ (Last Christmas, Großbritannien 2019)


DVD-Kritik: „Nur ein kleiner Gefallen“, etwas penetrante Neugier und einige Verbrechen in der Vorstadt

Mai 1, 2019

Zum Kinostart schrieb ich ziemlich begeistert über diesen „Suburban Noir“ (Feig über den Film):

Einen solchen Film hätte man von Paul Feig nicht erwartet. Er ist vor allem als Regisseur von enorm erfolgreichen Komödien bekannt. „Brautalarm“, „Taffe Mädels“ (The Heat) „Spy: Susan Cooper Undercover“ und „Ghostbusters“. Immer mit Frauen in den Hauptrollen, immer mit Melissa McCarthy und immer mehr als nur einen Tick über dem Klamauk der meisten improvisationsfreudigen US-Komödien, die Infantilität als Humor verkaufen.

Da ist „Nur ein kleiner Gefallen“ eine Überraschung. Denn obwohl es einiges zu Lachen gibt, ist der Film mehr ein Neo-Noir als eine Komödie.

Im Mittelpunkt steht Stephanie Smothers (Anna Kendrick). Die allein erziehende Witwe ist eine typische Soccer-Mum, die Kuchen für alle backt, hilfsbereit bis zur Selbstaufgabe ist und einen Vlog hat, in dem sie Küchentipps gibt und vor laufender Kamera, vor sich hin plappernd, Essen kocht.

Da trifft sie Emily Nelson (Blake Lively, kälter als eiskalt). Ihr Sohn Nicky geht in die gleiche Klasse wie Stephanies Sohn Miles. Emily ist eine für die Vorstadt mehr als mondäne, in New York arbeitende Mode-PR-Chefin, die mit einem erfolgreichen englischen Autor verheiratet ist. Wobei Sean Townsend (Henry Golding) nach seinem gefeierten Debüt kein weiteres Buch mehr schrieb. Inzwischen bestreitet Emily das Familieneinkommen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund findet Emily die unbeholfene und arg naive Stephanie sympathisch. Sie schüttet ihr ihr Herz aus. Auch dass ihr Mann gar nicht so nett sei, wie er auf den ersten Blick erscheine. Die beiden ungleichen Frauen werden beste Freundinnen. Der gewiefte Krimifan vermutet bei dieser Freundschaft selbstverständlich sehr unschöne Hintergedanken von Emily und auch die anderen Schuleltern trauen dieser Freundschaft nicht.

Eines Tages bittet Emily Stephanie um einen Gefallen: sie soll einige Stunden auf ihren Sohn aufpassen. Aber Emily holt Nicky nie ab. Sie verschwindet spurlos.

Stephanie setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um Emily zu finden. Sie schnüffelt herum, sie ruft ihre Follower auf, ihr bei der Suche nach Emily zu helfen. Sie fragt sich, ob Emily verschwunden ist oder von ihrem Mann Sean umgebracht wurde.

Wir fragen uns, ob Stephanie wirklich so unschuldig ist, wie sie tut. Schließlich ist auch sie immer so nervig überdreht naiv und freundlich, dass sie schon dadurch verdächtig wirkt. Und natürlich wäre Sean ein gut aussehender und vermögender Ehemann, der mit einer liebevollen Ehefrau sicher wieder Bücher schreiben würde.

Weil Feig in „Nur ein kleiner Gefallen“ herrlich unbekümmert zwischen Neo-Noir und banaler Krimikomödie pendelt, ist auch lange unklar, wie die Geschichte endet. Denn während in einem Noir alles in schönster Verzweiflung endet und alle Pläne scheitern, endet in einer Krimikomödie alles viel optimistischer. Vor allem in erfolgreichen Serien wie „Monk“, „Psych“ (beides TV, aber auch einige Buchfälle) und den Stephanie-Plum-Krimis von Janet Evanovich (Romane, aber auch ein Kinofilm, der wie der Auftakt zu einer TV-Serie aussieht) endet alles immer harmonisch, bis der Ermittler nächste Woche einen neuen Fall hat. Stephanie Smothers gehört in diesen Krimikosmos. Sie hätte als eine Wiedergängerin von Miss Marple und all den anderen, die Polizei nervenden Ermittler, das Potential für eine nette, beschauliche Krimiserie. So in Richtung „Mord mit Aussicht“ oder flauschigem Regiokrimi, in denen nie etwas wirklich Schlimmes passiert und am Ende die Welt in Ordnung ist.

Aber schon bevor Emily verschwindet, ist klar, dass in „Nur ein kleiner Gefallen“ jeder jeden betrügt, man jedem mühelos die schlimmsten Absichten unterstellen kann und irgendwo vor unseren Augen ein ziemlich gemeiner Betrug oder Mord verborgen ist. Das ist dann, in schönster Neo-Noir-Tradition, ziemlich nah an „Wild Things“. Wenn da nicht die ach so tölpelhafte Stephanie wäre, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird.

Nur ein kleiner Gefallen“ ist als Drahtseilakt zwischen harmloser Krimikomödie und fiesem Neo-Noir ein ziemlicher Spaß, der gerade weil er so unvereinbare Stile miteinander kombiniert, bis zum Schluss spannend bleibt.

 

Jetzt ist die auch von Alfred Hitchcock inspirierte Komödie auf DVD (und Blu-ray) mit einer satten Portion Bonusmaterial erschienen. Während, so mein Eindruck, die Zahl von DVDs, die über keinerlei nennenswertes Bonusmaterial verfügen, steigt, gibt es bei „Nur ein kleiner Gefallen“ einen sehr lebhaften, entsprechend kurzweiligen und sehr informativen, deutsch untertitelten Audiokommentar mit Regisseur Paul Feig, Drehbuchautorin Jessica Sharzer, Kameramann John Schwartzman, Kostümbildnerin Renee Ehrlich Kalfus und Produzentin Jessie Henderson und, wenn man den Trailer und den dreiminütigen Gag Reel dazu zählt, über neunzig Minuten Bonusmaterial,

Es gibt mehrere ausführliche Featurettes, ein alternatives Ende (eine Tanznummer wurde gedreht, aber dann als unpassend verworfen) und zehn geschnittene Szenen.

Das sich auf die Dreharbeiten konzentrierende Bonusmaterial ist durchgehend unterhaltsam. Der Informationswert ist allerdings überschaubar. So werden die Interviews zu kurzen Schnipseln zerstückelt. Mit Paul Feig hätte man ruhig ein ausführliches ungeschnittenes Interview führen können. Es gibt auch viele Bilder von den Dreharbeiten, bei denen Paul Feig immer heraussticht. Denn er trägt immer einen Anzug. Für ihn ist das einfach die normaler Arbeitskleidung, in der er sich wohlfühlt.

Und die Noir-Komödie ist natürlich immer noch sehenswert. Inzwischen hat sie auch einige, wenige Preise gewonnen. Besonders gut gefällt mir der Preis der Gay and Lesbian Entertainment Critics Association (GALECA). „Nur ein kleiner Gefallen“ erhielt den Dorian Award als „Campy Flick of the Year“. Das klingt doch nach einer gut abgeschmeckten Empfehlung.

Nur ein kleiner Gefallen (A simple Favor, USA 2018)

Regie: Paul Feig

Drehbuch: Jessica Sharzer

LV: Darcey Bell: A simple Favor, 2017 (Nur ein kleiner Gefallen – A simple Favor)

mit Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding, Andrew Rannells, Jean Smart, Bashir Salahuddin, Joshua Satine, Ian Ho, Rupert Friend

DVD

Studiocanal

Bild: 2,0:1 (anamorph)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Audiokommentar, Featurettes: „Gravestone Martinis“, „Suburban Noir: der visuelle Stil von ‚Nur ein kleiner Gefallen‘“, „Tagebuch eines modebewussten Regisseurs“, „Dreiecksbeziehungen“, „Style by Paul“, „Dennis Nylon“, „Nur so ein kleines Playdate“, „Flash Mob: das Making Of“; Alternatives Ende; Geschnittene Szenen; Gag Reel; Trailer; Wendecover

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Blu-ray identisch.

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Nur ein kleiner Gefallen“

Metacritic über „Nur ein kleiner Gefallen“

Rotten Tomatoes über „Nur ein kleiner Gefallen“

Wikipedia über „Nur ein kleiner Gefallen“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Spy – Susan Cooper Undercover“ (Spy, USA 2015)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Ghostbusters“ (Ghostbuster, USA 2016)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Nur ein kleiner Gefallen“ (A simple Favor, USA 2018)


TV-Tipp für den 6. April (und ein Hinweis auf Don Winslows „Jahre des Jägers“): Savages – Im Auge des Kartells

April 5, 2019

Drogenkrieg wie wir ihn kennen

ZDFneo, 22.00
Savages – Im Auge des Kartells (Savages, USA 2012)
Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Shane Salerno, Don Winslow, Oliver Stone
LV: Don Winslow: Savages, 2010 (Zeit des Zorns)
Chon und Ben stellen Super-Heroin her und mit Ophelia leben sie in Laguna Beach in einer offenen Dreierbeziehung. Alles ist in bester Ordnung, bis ein mexikanisches Drogenkartell (angeführt von einer Frau) bei Chon und Ben einsteigen möchte und die beiden Jungs das Angebot nicht annehmen, sondern aus dem Drogengeschäft aussteigen wollen.
Don-Winslow-Verfilmung, die nicht als Ersatz, sondern als Anreiz zur Romanlektüre dienen sollte. Denn „Savages“ ist zwar kein wirklich schlechter Film, aber eine letztendlich enttäuschende Don-Winslow-Verfilmung.
Warum habe ich hier ausführlicher begründet (und dort gibt es auch noch einige Clips).
mit Aaron Taylor-Johnson, Blake Lively, Taylor Kitsch, Benicio Del Toro, Salma Hayek, John Travolta, Demián Bichir, Shea Whigham, Sandra Echeverria, Emile Hirsch

Wiederholung: Sonntag, 7. April, 01.45 Uhr (Taggenau!)

Buchhinweis

Neu erschienen, ziemlich dick und in keiner Beziehung eine Gute-Nacht-Lektüre, aber mit ziemlicher Sicherheit ein verdammt gutes Buch: das neue Opus von Don Winslow. In „Jahre des Jägers“ erzählt er die Geschichte von „Tage der Toten“ und „Das Kartell“ weiter. Es geht also wieder um den schon seit Jahrzehnten währenden amerikanisch-mexikanischen Drogenkrieg. Mit seinem neuen Roman, der der Abschluss einer Trilogie sein soll, hat er diesen Krieg in all seinen Verästelungen von 1975 bis in die Gegenwart nacherzählt. Der Abschluss der Trilogie spielt zwischen 2012 und April 2017, mit einem Epilog im Mai 2018. Viel näher an die Gegenwart kann ein Roman wohl kaum kommen. Vor allem weil Winslows Art-Keller-Trilogie immer nah an der Wirklichkeit geschrieben wurde. Teilweise las sie sich wie eine kaum verhüllte Serie von Zeitungsreportagen und Kurzmeldungen.

In „Jahre des Jägers“ kämpft der US-Drogenfahnder Art Keller wieder gegen den mexikanischen Kartell-Boss Adán Barrera.

Don Winslow: Jahre des Jägers

(übersetzt von Conny Lösch)

Droemer, 2019

992 Seiten

26 Euro

Originalausgabe

The Border

William Morrow, New York, 2019

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Metacritic über „Savages“

Rotten Tomatoes über „Savages“

Wikipedia über „Savages“

Hollywood & Fine: Interview mit Don Winslow (11. Juli 2012)

Homepage von Don Winslow

Deutsche Homepage von Don Winslow (von Suhrkamp)

Don Winslow twittert ziemlich oft

Meine Besprechung von Don Winslows “London Undercover” (A cool Breeze on the Underground, 1991)

Meine Besprechung von Don Winslows “China Girl” (The Trail to Buddha’s Mirror, 1992)

Meine Besprechung von Don Winslows „Way Down on the High Lonely – Neal Careys dritter Fall“ (neue Übersetzung von „Das Schlangenmaul“; Way Down on the High Lonely, 1993)

Meine Besprechung von Don Winslows „A long Walk up the Water Slide – Neal Careys vierter Fall“ (A long Walk up the Water Slide, 1994)

Meine Besprechung von Don Winslows „Palm Desert“ (While Drowning in the Desert, 1996)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Private“ (The Dawn Patrol, 2008)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Paradises“ (The Gentlemen’s Hour, 2009) und „Tage der Toten“ (The Power of the Dog, 2005)

Meine Besprechung von Don Winslows „Bobby Z“ (The Death and Life of Bobby Z, 1997)

Meine Besprechung von Don Winslows „Satori“ (Satori, 2011)

Mein Interview mit Don Winslow zu “Satori” (Satori, 2011)

Meine Besprechung von Don Winslows “Savages – Zeit des Zorns” (Savages, 2010)

Meine Besprechung von Don Winslows “Kings of Cool” (The Kings of Cool, 2012)

Meine Besprechung von Don Winslows „Vergeltung“ (Vengeance, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Don Winslows „Missing. New York“ (Missing. New York, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Oliver Stones Don-Winslow-Verfilmung „Savages“ (Savages, USA 2012)

Meine Besprechung von Don Winslows „Das Kartell“ (The Cartel, 2015)

Meine Besprechung von Don Winslows „Germany“ (Germany, 2016 – noch nicht erschienen)

Mein Hinweis auf Don Winslows „London Undercover – Neal Careys erster Fall“ (A Cool Breeze on the Underground, 1991)

Don Winslow in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Oliver Stones „Snowden“ (Snowden, USA/Deutschland 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: „Nur ein kleiner Gefallen“ für eine andere Vorstadt-Mum

November 9, 2018

Einen solchen Film hätte man von Paul Feig nicht erwartet. Er ist vor allem als Regisseur von enorm erfolgreichen Komödien bekannt. „Brautalarm“, „Taffe Mädels“ (The Heat) „Spy: Susan Cooper Undercover“ und „Ghostbusters“. Immer mit Frauen in den Hauptrollen, immer mit Melissa McCarthy und immer mehr als nur einen Tick über dem Klamauk der meisten improvisationsfreudigen US-Komödien, die Infantilität als Humor verkaufen.

Da ist „Nur ein kleiner Gefallen“ eine Überraschung. Denn obwohl es einiges zu Lachen gibt, ist der Film mehr ein Neo-Noir als eine Komödie.

Im Mittelpunkt steht Stephanie Smothers (Anna Kendrick). Die allein erziehende Witwe ist eine typische Soccer-Mum, die Kuchen für alle backt, hilfsbereit bis zur Selbstaufgabe ist und einen Vlog hat, in dem sie Küchentipps gibt und vor laufender Kamera, vor sich hin plappernd, Essen kocht.

Da trifft sie Emily Nelson (Blake Lively, kälter als eiskalt). Ihr Sohn Nicky geht in die gleiche Klasse wie Stephanies Sohn Miles. Emily ist eine für die Vorstadt mehr als mondäne, in New York arbeitende Mode-PR-Chefin, die mit einem erfolgreichen englischen Autor verheiratet ist. Wobei Sean Townsend (Henry Golding) nach seinem gefeierten Debüt kein weiteres Buch mehr schrieb. Inzwischen bestreitet Emily das Familieneinkommen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund findet Emiliy die unbeholfene und arg naive Stephanie sympathisch. Sie schüttet ihr ihr Herz aus. Auch dass ihr Mann gar nicht so nett sei, wie er auf den ersten Blick erscheine. Die beiden ungleichen Frauen werden beste Freundinnen. Der gewiefte Krimifan vermutet bei dieser Freundschaft selbstverständlich sehr unschöne Hintergedanken von Emily und auch die anderen Schuleltern trauen dieser Freundschaft nicht.

Eines Tages bittet Emily Stephanie um einen Gefallen: sie soll einige Stunden auf ihren Sohn aufpassen. Aber Emily holt Nicky nie ab. Sie verschwindet spurlos.

Stephanie setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um Emily zu finden. Sie schnüffelt herum, sie ruft ihre Follower auf, ihr bei der Suche nach Emily zu helfen. Sie fragt sich, ob Emily verschwunden ist oder von ihrem Mann Sean umgebracht wurde.

Wir fragen uns, ob Stephanie wirklich so unschuldig ist, wie sie tut. Schließlich ist auch sie immer so nervig überdreht naiv und freundlich, dass sie schon dadurch verdächtig wirkt. Und natürlich wäre Sean ein gut aussehender und vermögender Ehemann, der mit einer liebevollen Ehefrau sicher wieder Bücher schreiben würde.

Weil Feig in „Nur ein kleiner Gefallen“ herrlich unbekümmert zwischen Neo-Noir und banaler Krimikomödie pendelt, ist auch lange unklar, wie die Geschichte endet. Denn während in einem Noir alles in schönster Verzweiflung endet und alle Pläne scheitern, endet in einer Krimikomödie alles viel optimistischer. Vor allem in erfolgreichen Serien wie „Monk“, „Psych“ (beides TV, aber auch einige Buchfälle) und den Stephanie-Plum-Krimis von Janet Evanovich (Romane, aber auch ein Kinofilm, der wie der Auftakt zu einer TV-Serie aussieht) endet alles immer harmonisch, bis der Ermittler nächste Woche einen neuen Fall hat. Stephanie Smothers gehört in diesen Krimikosmos. Sie hätte als eine Wiedergängerin von Miss Marple und all den anderen, die Polizei nervenden Ermittler, das Potential für eine nette, beschauliche Krimiserie. So in Richtung „Mord mit Aussicht“ oder flauschigem Regiokrimi, in denen nie etwas wirklich Schlimmes passiert und am Ende die Welt in Ordnung ist.

Aber schon bevor Emily verschwindet, ist klar, dass in „Nur ein kleiner Gefallen“ jeder jeden betrügt, man jedem mühelos die schlimmsten Absichten unterstellen kann und irgendwo vor unseren Augen ein ziemlich gemeiner Betrug oder Mord verborgen ist. Das ist dann, in schönster Neo-Noir-Tradition, ziemlich nah an „Wild Things“. Wenn da nicht die ach so tölpelhafte Stephanie wäre, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird.

Nur ein kleiner Gefallen“ ist als Drahtseilakt zwischen harmloser Krimikomödie und fiesem Neo-Noir ein ziemlicher Spaß, der gerade weil er so unvereinbare Stile miteinander kombiniert, bis zum Schluss spannend bleibt.

Nur ein kleiner Gefallen (A simple Favor, USA 2018)

Regie: Paul Feig

Drehbuch: Jessica Sharzer

LV: Darcey Bell: A simple Favor, 2017 (Nur ein kleiner Gefallen – A simple Favor)

mit Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding, Andrew Rannells, Jean Smart, Bashir Salahuddin, Joshua Satine, Ian Ho, Rupert Friend

Länge: 117 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Nur ein kleiner Gefallen“

Metacritic über „Nur ein kleiner Gefallen“

Rotten Tomatoes über „Nur ein kleiner Gefallen“

Wikipedia über „Nur ein kleiner Gefallen“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Spy – Susan Cooper Undercover“ (Spy, USA 2015)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Ghostbusters“ (Ghostbuster, USA 2016)

Voll Retro, voll gut: das unbekannte Filmplakat


TV-Tipp für den 16. Juni: Savages – Im Auge des Kartells

Juni 16, 2017

ZDFneo, 23.25
Savages – Im Auge des Kartells (Savages, USA 2012)
Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Shane Salerno, Don Winslow, Oliver Stone
LV: Don Winslow: Savages, 2010 (Zeit des Zorns)
Chon und Ben stellen Super-Heroin her und mit Ophelia leben sie in Laguna Beach in einer offenen Dreierbeziehung. Alles ist in bester Ordnung, bis ein mexikanisches Drogenkartell (angeführt von einer Frau) bei Chon und Ben einsteigen möchte und die beiden Jungs das Angebot nicht annehmen, sondern aus dem Drogengeschäft aussteigen wollen.
Don-Winslow-Verfilmung, die nicht als Ersatz, sondern als Anreiz zur Romanlektüre dienen sollte. Denn „Savages“ ist zwar kein wirklich schlechter Film, aber eine letztendlich enttäuschende Don-Winslow-Verfilmung.
Warum habe ich hier ausführlicher begründet (und dort gibt es auch noch einige Clips).
mit Aaron Taylor-Johnson, Blake Lively, Taylor Kitsch, Benicio Del Toro, Salma Hayek, John Travolta, Demián Bichir, Shea Whigham, Sandra Echeverria, Emile Hirsch
Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Savages“

Metacritic über „Savages“

Rotten Tomatoes über „Savages“

Wikipedia über „Savages“

Hollywood & Fine: Interview mit Don Winslow (11. Juli 2012)

Homepage von Don Winslow (etwas veraltet, weil eigentlich eine Verlagsseite)

Deutsche Homepage von Don Winslow (von Suhrkamp)

Don Winslow twittert ziemlich oft

Meine Besprechung von Don Winslows “London Undercover” (A cool Breeze on the Underground, 1991)

Meine Besprechung von Don Winslows “China Girl” (The Trail to Buddha’s Mirror, 1992)

Meine Besprechung von Don Winslows „Way Down on the High Lonely – Neal Careys dritter Fall“ (neue Übersetzung von „Das Schlangenmaul“; Way Down on the High Lonely, 1993)

Meine Besprechung von Don Winslows „A long Walk up the Water Slide – Neal Careys vierter Fall“ (A long Walk up the Water Slide, 1994)

Meine Besprechung von Don Winslows „Palm Desert“ (While Drowning in the Desert, 1996)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Private“ (The Dawn Patrol, 2008)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Paradises“ (The Gentlemen’s Hour, 2009) und „Tage der Toten“ (The Power of the Dog, 2005)

Meine Besprechung von Don Winslows „Bobby Z“ (The Death and Life of Bobby Z, 1997)

Meine Besprechung von Don Winslows „Satori“ (Satori, 2011)

Mein Interview mit Don Winslow zu “Satori” (Satori, 2011)

Meine Besprechung von Don Winslows “Savages – Zeit des Zorns” (Savages, 2010)

Meine Besprechung von Don Winslows “Kings of Cool” (The Kings of Cool, 2012)

Meine Besprechung von Don Winslows „Vergeltung“ (Vengeance, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Don Winslows „Missing. New York“ (Missing. New York, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Oliver Stones Don-Winslow-Verfilmung „Savages“ (Savages, USA 2012)

Meine Besprechung von Don Winslows „Das Kartell“ (The Cartel, 2015)

Meine Besprechung von Don Winslows „Germany“ (Germany, 2016 – noch nicht erschienen)

Mein Hinweis auf Don Winslows „London Undercover – Neal Careys erster Fall“ (A Cool Breeze on the Underground, 1991)

Don Winslow in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Oliver Stones „Snowden“ (Snowden, USA/Deutschland 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: Besuchen Sie mit Woody Allen das „Café Society“

November 10, 2016

Der jährliche Woody-Allen-Film entführt uns wieder einmal in die Dreißiger Jahre an die Ost- und Westküste, nach Hollywood und in einen New Yorker Nachtclub, in dem sich die bessere Gesellschaft trifft.

Aber zuerst muss Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg als Woody Allen) nach Los Angeles. Der jüdische Junge will nicht im Geschäft seines Vaters arbeiten. Weil die Dorfmans mit Phil Stern (Steve Carell) einen erfolgreichen Hollywood-Agenten in der Familie haben, gibt es auch gleich familiäre Beziehungen, die ausgenutzt werden können. Onkel Phil soll sich um Bobby kümmern. Und wie das so ist mit lästigen Verwandten, hat der großkotzige Agent keine Zeit für das entfernte Familienmitglied. Also lässt er ihn von seiner Sekretärin Vonnie (Kristen Stewart) durch Hollywood kutschieren. Dabei verlieben sich die beiden.

Dummerweise ist Vonnie auch mit Onkel Phil liiert und dieser überlegt jetzt ernsthaft, seine Frau für die Geliebte zu verlassen.

Dieses Liebesgeschichte steht zwar einerseits so halbwegs im Zentrum von „Café Society“, andererseits erzählt der Film, den Woody Allen nach eigenem Bekunden wie einen Roman strukturierte, vor allem ein Jahr aus dem Leben von Bobby, ergänzt um zahlreiche Episoden aus dem Leben seiner Familienmitglieder. Diese Episoden sind durchaus vergnüglich. Oft als Gags. Aber sie bringen den Hauptplot nicht voran. Und auch der Hauptplot ist eher eine Nebensache.

In der Filmmitte beginnt eine vollkommen neue Geschichte, die im Gegensatz zur Hollywood-Filmhälfte lustlos, ziellos und unkonzentriert heruntergespult wird. Bobby zieht zurück nach New York. Er betreibt, was für Ärger sorgen wird, zusammen mit seinem Verbrecher-Bruder einen Nachtclub, verliebt sich in eine andere Frau (Blake Lively) und heiratet sie. Erst als Phil mit seiner neuen Frau im Nachtclub wieder auftaucht, trifft Bobby seine erste Liebe wieder. Beide haben wir, während wir uns fragte, wie die Geschichte enden soll, nicht wirklich vermisst. Aber dann ist Silvester und das Jahr und der Film sind um, ohne dass wir klüger sind. Auch wenn die letzten Bilder eine bestimmte Interpretation nahe legen, hat das abrupte Ende von „Café Society“ nicht die Eleganz des Endes von „Match Point“. Und auch nie dessen erzählerische Stringenz und Eleganz.

Denn „Café Society“ ist ein Desaster. Da helfen auch nicht die stilbewusste Ausstattung, die schönen Hollywood-Locations, fein fotografiert von Vittorio Storaro, der beschwingte Jazz-Soundtrack, und die sympathischen, engagiert spielenden Schauspieler; auch wenn Steve Carell einfach nur wieder den bösen Kapitalisten spielt. Es hilft nicht, weil das Drehbuch einfach nur, zusammengehalten durch einen Erzähler (im Original von Woody Allen gesprochen), Episoden aneinanderreiht. Oft mit dem bekannten Allen-Witz, aber auch vollkommen beliebig austauschbar. Man hätte auch locker die Hälfte der Szenen durch andere Szenen ersetzen können, ohne dass man es bemerken würde. Eisenberg als Woody-Allen-Imitator wird von Szene zu Szene geschoben, ohne dass jemals klar wird, was er den will. Naja, eigentlich will er nichts. Weder in Hollywood, noch in New York. Dabei wiederholt Allen seine vertrauten Themen, die er in früheren Filmen deutlich besser behandelte als in dieser redundanten Abfilmung seiner Notizzettel.

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Café Society (Café Society, USA 2016)

Regie: Woody Allen

Drehbuch: Woody Allen

mit Jesse Eisenberg, Jeannie Berlin, Steve Carell, Blake Lively, Parker Posey, Kristen Stewart, Corey Stoll, Ken Stott

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Café Society“

Metacritic über „Café Society“

Rotten Tomatoes über „Café Society“

Wikipedia über „Café Society“ (deutsch, englisch)

Homepage von Woody Allen

Deutsche Woody-Allen-Seite

Meine Besprechung von Robert B. Weides „Woody Allen: A Documentary“ (Woody Allen: A Documentary, USA 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “To Rome with Love” (To Rome with Love, USA/Italien 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “Blue Jasmine” (Blue Jasmine, USA 2013)

Meine Besprechung von Woody Allens “Magic in the Moonlight” (Magic in the Moonlight, USA 2014)

Meine Besprechung von John Turturros “Plötzlich Gigolo” (Fading Gigolo, USA 2013 – mit Woody Allen)

Meine Besprechung von Woody Allens “Irrational Man” (Irrational Man, USA 2015)

Woody Allen in der Kriminalakte  


Neu im Kino/Filmkritik: „The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“ für Blake Lively

August 26, 2016

Nancy (Blake Lively) will in der einsam gelegenen, traumhaften Bucht nur etwas surfen. Aber dann wird sie von einem Hai angegriffen, kann auf ein Felsstück, das bei Ebbe aus dem Wasser ragt, flüchten und sie fragt sich, wie sie sich aus ihrer misslichen Lage befreien kann. Denn Hilfe ist nicht in Sicht und ihr Handy liegt am Strand, der nur wenige hundert Meter entfernt ist. Meter, in denen ein extrem schlecht gelaunter Weißer Hai schwimmt, der sie und alle weiteren Eindringlinge in sein Revier als Mahlzeit betrachtet.

Gut, die Prämisse wirkt auf den ersten Blick etwas weit hergeholt, aber da bei Überschwemmungen schon Menschen in ihrem Keller ertrinken, ist Nancys Malaise durchaus glaubwürdig und Regisseur Jaume Collet-Serra erzählt die Geschichte nach einem ruhigen Anfang, der wie ein Werbevideo für Traumurlaube an unberührten Stränden und Surfen wirkt, in knackigen achtzig Minuten (ohne den Abspann). Es ist ein Thriller mit einem klaren Konflikt, ohne Subplots und Umwege. Es geht nur um eine junge Frau, die um ihr Überleben kämpft.

Das erinnert in seiner konsequenten Reduktion an J. C. Chandors Seglerdrama „All is lost“, in dem Robert Redford mitten im Indischen Ozean gegen sein sinkendes Schiff kämpfte. Oder, auch wenn es dort kein Wasser gibt, an Alfonso Cuaróns „Gravity“, in dem Sandra Bullock im Weltraum um ihr Überleben kämpfte. Da folgte die Geschichte etwas zu starr dem Drehbuchratgeber, aber dafür beeindruckten im Kino auf der großen Leinwand die Bilder vom dunklen Weltraum und 3D wurde endlich einmal sinnvoll eingesetzt.

Und genau wie bei diesen Filmen waren die Dreharbeiten für „The Shallows“ schwierig. Gedreht wurde, auch wenn die Filmgeschichte aus was für Gründen auch immer in Mexiko spielt, auf der zu Australien gehörenden Lord-Howe-Insel, die Teil des Unesco-Weltkulturerbes ist. Der Drehort war abgelegen. Die gesamte für den Dreh nötige Technik musste dorthin gebracht werden. Der im Film unberührte Strand musste, nachdem die Filmcrew durchmarschiert war, immer wieder in den unberührten Zustand versetzt werden. Die Möwe, mit der Nancy sich unterhält, musste trainiert werden. Immerhin musste der Hai nicht trainiert werde, weil er, beängstigend echt, aus dem Computer kommt. Allerdings mussten während dem Dreh die Bewegungen des Hai und das von ihm verdrängte Wasser erzeugt werden. Das sind dann Herausforderungen, die erklären, warum bestimmte Geschichten so selten verfilmt werden.

Für Jaume Collet-Serra war „The Shallows“ auch eine Auszeit von seinen Filmen mit Liam Neeson in der Hauptrolle. Er inszenierte mit Neeson die durchweg sehenswerten Thriller „Unknown Identity“, „Non-Stop“ und „Run all night“. Derzeit dreht er mit ihm „The Commuter“. Der Thriller soll im November 2017 bei uns anlaufen.

Und Blake Lively, die wir aus der TV-Serie „Gossip Girl“, der Don-Winslow-Verfilmung „Savages“ und der Romanze „Für immer Adaline“ kennen, zeigt, dass sie ganz allein einen Film tragen kann. Auch wenn sie bis zum Ende viel zu gut aussieht für die Strapazen, die sie erleiden muss.

Am Ende von „The Shallows“ erscheint ein rappelvoller Strand mit nervigen, oft viel zu knapp bekleideten Badegästen als eine gar nicht mehr so schlechte Option; wenn es da nicht die Sache mit „Der weiße Hai“ gäbe.

The Shallows - Plakat

The Shallows – Gefahr aus der Tiefe (The Shallows, USA 2016)

Regie: Jaume Collet-Serra

Drehbuch: Anthony Jaswinski

mit Blake Lively – außerdem, nicht unwichtig, aber im Cameo-Bereich Óscar Jaenada, Angelo Jose, Lozano Corzo, Jose Manual, Trujillo Salas, Brett Cullen, Sedona Legge, Pablo Calva, Diego Espejel, Janelle Bailey, Ava Dean, Chelsea Moody, Sully ‚Steven‘ Seagall (Debüt!)

Länge: 87 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Shallows“

Metacritic über „The Shallows“

Rotten Tomatoes über „The Shallows“

Wikipedia über „The Shallows“

Meine Besprechung von Jaume Collet-Serras “Non-Stop” (Non-Stop, USA 2013)

Meine Besprechung von Jaume Collet-Serras „Run all Night“ (Run all Night, USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: „Für immer Adaline“ – Unsterblichkeit und Liebe, Liebe, Liebe

Juli 11, 2015

Unsterblichkeit macht nicht unbedingt glücklich. Jedenfalls sieht Adaline Bowman (Blake Lively), die nach einem Autounfall 1935 nicht mehr alterte, im San Francisco der Gegenwart ziemlich unglücklich aus. Die 29-jährige ist zwar bei ihren Arbeitskollegen in der Stadtbibliothek beliebt und verbringt jedes Jahr an Silvester ihre Geburtstagsfeier (sie war 1906 in San Francisco das erste Baby des neuen Jahres) mit einer blinden, deutlich älteren Freundin, weil sie keinen Freund hat. Denn irgendwann, spätestens wenn er sich fragt, warum er altert und sie immer noch keine Falten hat, müsste sie ihn verlassen. Deshalb wechselt Adaline alle zehn Jahre ihre Identität und zieht in eine andere Stadt um. Nur ihre Tochter Flemming (Ellen Burstyn), inzwischen schon Achtzig und kurz vor dem Umzug in ein Altersheim, kennt ihr Geheimnis.
Auf der diesjährigen Silvesterparty in einem Ballsaal in San Francisco, in dem sie schon vor achtzig Jahren, in den wilden Dreißigern Silvester feierte, trifft sie Ellis Jones (Michiel Huisman), einen jungen Privatier und Philantrophen, der sich vor allem für Altertümer interessiert und der sie fortan mit charmanter Galanterie verfolgt. Er könnte die Liebe ihres Lebens sein, wenn es da nicht die Sache mit der Unsterblichkeit gäbe.
Wirklich schwierig wird es für Adaline allerdings erst, als Ellis sie zu einem Wochenende bei seinen seit vierzig Jahren verheirateten Eltern einlädt. Denn, was sie allerdings erst zu spät erfährt, Ellis‘ Vater William (Harrison Ford) ist ein früherer Liebhaber von ihr. Bevor er Kathy (Kathy Baker) heiratete, lernte er in England Adaline kennen und sie verbrachten einige wundervolle Tage miteinander, ehe sie ihn sitzen ließ. William reagiert, zu Recht, etwas verwirrt, als er seine Jugendliebe sieht, die noch genauso aussieht, wie er sie in Erinnerung hat.
Machen wir es kurz: „Für immer Adaline“ ist „Highlander“ für Mädchen, inszeniert in einem zeitlosen Stil, der sich deutlich am Dreißiger-Jahre-Hollywood-Schnulzenkino, mit einem Touch Douglas Sirk, orientiert und der Adaline erstaunlich unberührt und unbeteiligt von allen weltpolitischen, innenpolitischen und kulturellen Veränderungen durch die Jahrzehnte schweben lässt als stünde seit 1935 nicht nur ihre biologische Uhr still. Der Film umschifft wirklich alle Tiefen des Themas „Unsterblichkeit“ weiträumig bis hin zu der grotesken Pointe, dass ihre Unsterblichkeit zwar einzigartig ist, aber niemand, der davon erfährt, darüber erstaunt ist.
Als nostalgischer Liebesfilm funktioniert „Für immer Adaline“ allerdings ohne Probleme.

Für immer Adaline - Plakat

Für immer Adaline (The Age of Adaline, USA 2015)
Regie: Lee Toland Krieger
Drehbuch: J. Mills Goodloe, Salvador Paskowitz
mit Blake Lively, Michiel Huisman, Harrison Ford, Ellen Burstyn, Kathy Baker, Amanda Crew
Länge: 113 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Amerikanische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Für immer Adaline“
Moviepilot über „Für immer Adaline“
Metacritic über „Für immer Adaline“
Rotten Tomatoes über „Für immer Adaline“
Wikipedia über „Für immer Adaline“ 


TV-Tipp für den 2. Februar: Savages – Im Auge des Kartells

Februar 2, 2015

ZDF, 22.15
Savages – Im Auge des Kartells (Savages, USA 2012)
Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Shane Salerno, Don Winslow, Oliver Stone
LV: Don Winslow: Savages, 2010 (Zeit des Zorns)
Chon und Ben stellen Super-Heroin her und mit Ophelia leben sie in Laguna Beach in einer offenen Dreierbeziehung. Alles ist in bester Ordnung, bis ein mexikanisches Drogenkartell (angeführt von einer Frau) bei Chon und Ben einsteigen möchte und die beiden Jungs das Angebot nicht annehmen, sondern aus dem Drogengeschäft aussteigen wollen.
Don-Winslow-Verfilmung, die nicht als Ersatz, sondern als Anreiz zur Romanlektüre dienen sollte. Denn „Savages“ ist zwar kein wirklich schlechter Film, aber eine letztendlich enttäuschende Don-Winslow-Verfilmung.
Warum habe ich hier ausführlicher begründet (und dort gibt es auch noch einige Clips).
mit Aaron Taylor-Johnson, Blake Lively, Taylor Kitsch, Benicio Del Toro, Salma Hayek, John Travolta, Demián Bichir, Shea Whigham, Sandra Echeverria, Emile Hirsch
Wiederholung: Mittwoch, 4. Februar, 00.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Savages“

Metacritic über „Savages“

Rotten Tomatoes über „Savages“

Wikipedia über „Savages“

Hollywood & Fine: Interview mit Don Winslow (11. Juli 2012)

Homepage von Don Winslow (etwas veraltet, weil eigentlich eine Verlagsseite)

Deutsche Homepage von Don Winslow (von Suhrkamp)

Don Winslow twittert ziemlich oft

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Private“ (The Dawn Patrol, 2008)

Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Paradises“ (The Gentlemen’s Hour, 2009) und „Tage der Toten“ (The Power of the Dog, 2005)

Meine Besprechung von Don Winslows „Bobby Z“ (The Death and Life of Bobby Z, 1997)

Meine Besprechung von Don Winslows „Satori“ (Satori, 2011)

Mein Interview mit Don Winslow zu “Satori” (Satori, 2011)

Meine Besprechung von Don Winslows “Savages – Zeit des Zorns” (Savages, 2010)

Meine Besprechung von Don Winslows “Kings of Cool” (The Kings of Cool, 2012)

Meine Besprechung von Don Winslows „Vergeltung“ (Vengeance, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Don Winslows „Missing. New York“ (Missing. New York, noch nicht erschienen)

Meine Besprechung von Oliver Stones Don-Winslow-Verfilmung „Savages“ (Savages, USA 2012)

Don Winslow in der Kriminalakte