Neu im Kino/Filmkritik: „Wicked: Teil 2“, das Ende der Geschichte der Bösen Hexe des Westens

November 19, 2025

Wie „Kill Bill“ wurde „Wicked“ von Anfang an als Zweiteiler gedreht. Das ist die einzige Gemeinsamkeit zwischen Quentin Tarantinos Meisterwerk und Jon M. Chus Musical „Wicked“. Bei „Kill Bill“ war die Begründung, dass zu viel gutes Material für einen Film vorhanden sei. Bei „Wicked“ war es nur die von Anfang an abstruse Behauptung, dass das Musical zu lang für einen einzigen Spielfilm sei. Jetzt haben wir zwei Filme, die es auf insgesamt gut dreihundert Minuten bzw. fünf Stunden schaffen. Der erste Film erzahlt die Ereignisse des Musicals bis zur Pause. Der zweite Film die Ereignisse nach der Pause – und weil bei einem Theaterstück niemand erst in der Pause ins Theater kommt, gibt es auch keine Einführung in die Geschichte. Die Macher gehen davon aus, dass alle den ersten Teil gesehen haben.

Das erleichtert mir auch etwas die Arbeit. Ich kann auf meine Kritik zum ersten Teil verweisen und betonen, dass alles, was ich am ersten Teil furchtbar fand, auch auf den zweiten Teil zutrifft.

Inzwischen leben Elphaba (Cynthia Erivo) und Glinda (Ariana Grande) in Oz in verschiedenen Welten. Laut Drehbuch sind sie beste Freundinnen. Dass diese beiden gegensätzlichen, eindimensionalen Figuren – hier die auf ihre Aussehen bedachte Dumpfnudel, da die überschlaue, wegen ihrer Hautfarbe ausgestoßene Zauberin – beste Freundinnen sind, war schon im ersten Teil eine unglaubwürdige Drehbuchbehauptung. Im zweiten Teil ist diese Behauptung kein Jota glaubwürdiger und führt durchgehend zu absurden Verhaltensänderungen zwischen abgrundtiefem Hass und tiefster Freundschaft. Es ist, laut Drehbuch, eine dieser Freundschaften, die den Tod übersteht. Irgendwie.

Elphaba, inwischen geächtet als die Böse Hexe des Westens, lebt in einer riesigen Baumhöhle und versucht mit kindischen Aktionen, wie einem aufklärerischem Schriftzug in den Wolken, den Bewohnern von Oz zu sagen, dass der Zauberer von Oz ein Schwindler ist. Ihre Aktionen scheitern.

Glinda lebt in einem Palast in der Smaragdstadt. Sie posiert inzwischen als von allen verehrtes Symbol des Guten und steht kurz vor der Hochzeit mit dem gut aussehendem, tapferen und edlen Offizier Prinz Fiyero (Jonathan Bailey).

Während des Musicals gibt es etwas Kuddelmuddel mit Affen, die Flügel haben, Elphabas in einem Rollstuhl sitzende Schwester, undurchschaubaren Intrigen am Hof, in die irgendwie der über keinerlei Zauberkräfte verfügende Zauberer von Oz (Jeff Goldblum) und die über Zauberkräfte verfügende Madame Akaber (Michelle Yeoh) verwickelt sind. Die meisten dieser in ihrer Bedeutung für die Geschichte nicht nachvollziehbaren Aktionen füllen nur die Zeit bis zum Abspann. Irgendwann taucht Dorothy aus Kansas auf. Die Heldin von L. Frank Baums Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“ und der gleichnamigen legendären Verfilmung von 1939 hat in „Wicked: Teil 2“ einen der schrägsten denkbaren Kurzauftritte. Er verrät nur, wann die Filmgeschichte spielt. Ansonsten sind Dorothy und ihre Begleiter, die immer nur teilweise im Bild sind, für die Geschichte von „Wicked: Teil 2“ egal.

Die Filmgeschichte, die auf Gregory Maguires revisionistischem und sich an eine erwachsene Leserschaft richtendem Roman „Wicked – Die Hexen von Oz“ und dem gleichnamigen, die Gesellschaftskritik des Romans weitgehend ignorierendem Broadway-Musical basiert, wird ziemlich schnell zu einer Abfolge unzusammenhängender Szenen, in denen Dinge passieren, während das Warum weitgehend nebulös bleibt. Die aus dem Musical bekannten Songs und die zwei neuen, von Stephen Schwartz geschriebenen Lieder „No Place Like Home“ und „The Girl in the Bubble“ sind nicht weiter erwähnenswert oder erinnerungswürdig. Das gilt auch für die beiden in diesem Zusammenhang mitreisenden Songs, die während der Pressevorführung von euphorischen Kennern des Bühnenstücks gleich mit Szenenapplaus bedacht wurden. Die Gesangsnummern, die in einem Musical gern der Auftakt für atemberaubende Massenszenen mit singenden und tanzenden Menschen sind, fügen sich in „Wicked: Teil 2“ nahtlos an die Gesangsnummern aus „Wicked“ an. Sie haben nichts von der Experimentierlust, die Jon M. Chu in seinem Musical „In the Heights“ zeigte. Auch in „Wicked: Teil 2“ orientiert er sich nicht daran, was heute möglich wäre, sondern was schon vor über achtzig Jahren in Musicals besser gemacht wurde.

Ansonsten wiederholt der insgesamt etwas dunklere, aber genauso CGI-lastige Film die Gesellschaftsvorstellungen und Bildmotive des ersten Films. Weil Chu beide Filme gleichzeitig drehte und sie zusammen eine Geschichte erzählen, war das zu erwarten. So bestätigen die Bilder wieder sattsam bekannte Stereotype, anstatt sie zu unterlaufen oder einer Neubetrachtung zu unterziehen.

Das gesagt, wird das Musical „Wicked: Teil 2“ sein Publikum finden. Der erste Teil spielte 750 Millionen US-Dollar Millionen ein. Die damaligen Zuschauer dürften zu einem großen Teil wieder besoffen vor Begeisterung ins Kino stürmen. Wem der erste Teil gefiel, wird auch der zweite Teil gefallen.

Wicked: Teil 2 (Wicked: For Good, USA 2025)

Regie: Jon M. Chu

Drehbuch: Winnie Holzman, Dana Fox

LV: Stephen Schwartz/Winnie Holzman: Wicked, 2003 (Musical); Gregory Maguire: Wicked – The Life and Times of the Wicked Witch of the West, 1995 (Wicked – Die Hexen von Oz)

mit Cynthia Erivo, Ariana Grande, Jonathan Bailey, Ethan Slater, Bowen Yang, Marissa Bode, Michelle Yeoh, Jeff Goldblum, Colman Domingo (Stimme, im Original), Peter Dinklage (Stimme, im Original)

Länge: 138 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Der Film läuft in verschiedenen Sprachfassungen im Kino.

Die Vorlage

Gregory Maguire: Wicked – Die Hexen von Oz

(übersetzt von Hans-Ulrich Möhring)

Hobbit Presse/Klett-Cotta 2024 (Filmausgabe)

544 Seiten

16 Euro

Deutsche Erstausgabe

Hobbit Presse/Klett-Cotta 2008

Originalausgabe

Wicked – The Life and Times of the Wicked Witch of the West

Regan Books, 1995

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Wicked: Teil 2“

Metacritic über „Wicked: Teil 2“

Rotten Tomatoes über „Wicked: Teil 2“

Wikipdia über „Wicked: Teil 2“ (Film deutsch, englisch; Musical deutsch, englisch; Roman deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jon M. Chus „G.I. Joe 3D: Die Abrechnung“ (G.I. Joe: Retaliation, USA/Kanada 2013)

Meine Besprechung von Jon M. Chus „Die Unfassbaren 2 – Now you see me“ (Now you see me 2, USA 2016) und der DVD

Meine Besprechung von Jon M. Chus „In the Heights: Rhythm of New York“ (In the Heights, USA 2021)

Meine Besprechung von Jon M. Chus „Wicked“ (Wicked, USA 2024)


TV-Tipp für den 3. August: Grand Budapest Hotel

August 2, 2025

Arte, 20.15

Grand Budapest Hotel (The Grand Budapest Hotel, USA/Deutschland 2014)

Regie: Wes Anderson

Drehbuch: Wes Anderson (nach einer Geschichte von Wes Anderson und Hugo Guiness)

1932: Monsieur Gustave H., der Chefconcierge des Grand Budapest Hotels, erbt von Madame D. ein wertvolles Gemälde und weil der Sohn der Verstorbenen dem Concierge das Gemälde nicht gönnt, gerät Gustave H. in Teufels Küche.

„The Grand Budapest Hotel“ ist ein sehr kurzweiliger, temporeicher, starbesetzter Spaß voller Zitate, Witze und Überraschungen. Eine wahre cineastische Wundertüte, die man auch einfach als spritzige Komödie genießen kann.

mit Ralph Fiennes, Tony Revolori, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Jude Law, Bill Murray, Edward Norton, Saoirse Ronan, Jason Schwartzman, Léa Seydoux, Tilda Swinton, Tom Wilkinson, Owen Wilson, Florian Lukas, Bob Balaban, Lisa Kreuzer

Wiederholung: Mittwoch, 6. August, 13.55 Uhr

Hinweise

Moviepilot über „The Grand Budapest Hotel“

Metacritic über „The Grand Budapest Hotel“

Rotten Tomatoes über „The Grand Budapest Hotel“

Wikipedia über „The Grand Budapest Hotel“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ (The Grand Budapest Hotel, USA/Deutschland 2014)

Meine Besprechung von Wes Andersons „Isle of Dogs – Ataris Reise“ (Isle of Dogs, USA 2018)

Meine Besprechung von Wes Andersons „The French Dispatch“ (The French Dispatch, USA/Deutschland 2021)

Meine Besprechung von Wes Andersons „Asteroid City“ (Asteroid City, USA 2023)

Meine Besprechung von Wes Andersons „Der phönizische Meisterstreich“ (The Phoenician Scheme, USA/Deutschland 2025)


TV-Tipp für den 19. Juni: Jurassic Park

Juni 18, 2025

Während Kabel 1 einen „Der weiße Hai“-Marathon präsentiert, können wir als Vorbereitung für Gareth Edwards‘ „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ (Kinostart: 2. Juli 2025) noch einmal den ersten Film der Reihe ansehen:

Vox, 20.15

Jurassic Park (Jurassic Park, USA 1993)

Regie: Steven Spielberg

Drehbuch: Michael Crichton, David Koepp

LV: Michael Crichton: Jurassic Park, 1990 (DinoPark, Jurassic Park)

Milliardär John Hammond will einigen Wissenschaftlern vor der großen Eröffnung seinen neuen Vergnügungspark präsentieren. Auf einer Tropeninsel hat er ein Disneyworld mit echten Dinosauriern erschaffen. Dummerweise geht bei der Präsentation etwas schief und die Dinos beginnen die Menschen über die Insel zu jagen.

Unglaublich erfolgreiche Bestsellerverfilmung mit mehreren direkten Fortsetzungen. Sensationell waren damals die am Computer entstandenen Dinosaurier; wobei Spielberg sich auch auf bewährtes Trickhandwerk verließ.

mit Sam Neill, Laura Dern, Jeff Goldblum, Richard Attenborough, Bob Peck, Martin Ferrero, B. D. Wong, Samuel L. Jackson

Wiederholung: Freitag, 20. Juni, 22.15 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Jurassic Park“

Wikipedia über „Jurassic Park“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” (Indiana Jones and the kingdom of the skull, USA 2008)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Gefährten” (War Horse, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Lincoln” (Lincoln, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ (Bridge of Spies, USA 2015)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „BFG – Big Friendly Giant (The BFG, USA 2016)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ (The Post, USA 2017)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Ready Player One“ (Ready Player One, USA 2018)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „West Side Story“ (West Side Story, USA 2021)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Die Fabelmans“ (The Fabelmans, USA 2022)

Steven Spielberg in der Kriminalakte

Meine Besprechung von David Koepps „Mortdecai – Der Teilzeitgauner“ (Mortdecai, USA 2015)

Meine Besprechung von David Koepps „Cold Storage – Es tötet“ (Cold Storage, 2019)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World“ (Jurassic World, USA 2015)

Meine Besprechung von J. A. Bayonas „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (Jurassic World: Fallen Kingdom, USA 2018)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (Jurassic World: Dominion, USA 2022)


TV-Tipp für den 21. April: Die Körperfresser kommen

April 20, 2025

Arte, 21.55

Die Körperfresser kommen (Invasion of the Body Snatchers, USA 1978)

Regie: Philip Kaufman

Drehbuch: W. D. Richter

LV: Jack Finney: The Body Snatchers, 1955 (Unsichtbare Parasiten, Die Körperfresser kommen )

Außerirdische Sporen landen auf der Erde und entwickeln sich zu Doppelgängern von Menschen. Sie beginnen die Macht auf der Erde zu übernehmen. Dr. Matthew Benell versucht die Menschheit zu warnen.

Die damalige Kritik war ziemlich ungnädig gegenüber dem aus heutiger Sicht gelungenem und, wie die regelmäßigen Wiederholungen zeigen, beständigem Remake mit einem legendären Ende. Auch die Grundidee, „dass es die urbane Entfremdung praktisch unmöglich macht, zwischen Zombies und Menschen zu unterscheiden“ (Phil Hardy, Hrsg.: Die Science Fiction Filmenzyklopädie, 1998) ist heute, wo alle mit dem Blick auf das Smartphone und dem Kopfhörer über den Ohren, aktueller denn je.

Entsprechend positiv sind heutige Einschätzung des SF-Films.

Hier einige zeitgenössische Kritiken:

Nur in wenigen Sequenzen erreicht er die albtraumhafte Qualität des Originals“ (Hans C. Blumenberg, Die Zeit)

Durch die auf äußere Effekte ausgerichtete Inszenierung wird die tiefere Dimension der Horrorgeschichte nicht erfasst.“ (Lexikon des internationalen Films)

Philip Kaufmans Remake ist zwar nicht weniger spannend, hat die Geschichte jedoch stark verflacht und die nach innen gelagerte Dramatik dieses Stoffes den äußerlichen Effekten geopfert.“ (Fischer Film Almanach 1980)

Das Remake kommt „bei weitem nicht an das Original heran“ (Ronald M. Hahn/Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction Films, 1983)

Später wurde es, wie gesagt, positiver:

Dies ist eines der interessantesten Remakes innerhalb der Neuverfilmungen, die Hollywood in den siebziger Jahren hervorbrachte.“ (Phil Hardy, Hrsg.: Die Science Fiction Filmenzyklopädie, 1998)

effektvolle Gruselthriller“ (Manfred Hobsch: Mach’s noch einmal!, 2002)

Das 1956 von Don Siegel inszenierte Original „Die Dämonischen“ (Invasion of the Body Snatchers) könnte auch mal wieder gezeigt werden.

Ebenso Abel Ferraras ebenfalls sehenswerte 1992er Version der Geschichte „Body Snatchers – Angriff der Körperfresser“.

Mit Donald Sutherland, Brooke Adams, Leonard Nimoy, Veronica Cartwright, Jeff Goldblum, Art Hindle, Kevin McCarthy, Don Siegel, Robert Duvall

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Körperfresser kommen“

Wikipedia über „Die Körperfresser kommen“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Philip Kaufmans „Der große Minnesota-Überfall“ (The great Northfield Minnesota Raid, USA 1972)


Neu im Kino/Filmkritik: „Wicked“, der erste Teil der Musical-Vorgeschichte von „Der Zauberer von Oz“

Dezember 13, 2024

Die Kritiken sind euphorisch. Die Fans vom Musical sind begeistert. Bei der Vorführung, die ich besuchte, gab es nach den bekannten Songs Szenenapplaus. Inzwischen werden der Film und Regisseur Jon M. Chu für alle möglichen Preise gehandelt. Zweifellos wird der Film sein Publikum finden.

Ich bin dagegen mehr als minderbegeistert.

Doch beginnen wir zuerst mit einigen Fakten. Chus „Wicked“ basiert auf dem erfolgreichen gleichnamigem Muscial. Das Stück wird seit 2003 ununterbrochen am Broadway vor vollen Häusern gespielt. Mehrere Tourneen und Produktionen in anderen Städten und Ländern in festen Häusern folgten. Die deutschsprachige Erstaufführung war 2007 in Stuttgart. Michael Kunze schrieb die deutschen Liedtexte. Das Musical basiert auf Gregory Maguires Roman „Wicked – Die Hexen von Oz“ von 1995. Er erzählt die Vorgeschichte zu dem 1939er Musicalklassiker „Der Zauberer von Oz“, der auf L. Frank Baums gleichnamigem Kinderbuch von 1900 basiert.

Maguire erzählt ‚Die wahre Geschichte der Bösen Hexe des Westen‘ (Buchuntertitel). Er erzählt auf über fünfhundert Seiten, wie und warum sie böse würde. In seinem Buch, das für Erwachsene geschrieben wurde, geht es neben der Frage, warum Menschen böse werden, auch um Terrorismus und Propaganda. Dabei unterzieht er Baums Kinderbuch und Victor Flemings Verfilmung einer umfassenden Neubetrachtung.

Schon für das Musical wurden diese erwachsenen Themen eher ignoriert zugunsten einer bunten Erinnerung an den Film „Der Zauberer von Oz“ und seinem popkulturellem Einfluss.

In the Heights: Rhythm of New York“-Regisseur Chu verfilmte jetzt das Musical und, dank vieler Songs, epischer Laufzeit. Schon vor dem Start der Dreharbeiten wussten sie, dass das Stück zu lang für einen Spielfilm von halbwegs normaler Länge ist. Also wurde beschlossen, den Film in zwei Teile zu teilen. Der erste Teil endet nach ungefähr 150 Minuten (mit dem Abspann sind es 161 Minuten) an dem Punkt der Geschichte, an dem im Theater die Pause beginnt. Der zweite Teil kommt, so ist es im Moment geplant, Ende November 2025 in die Kinos.

Für die Fans des Musicals gibt es im Kino also eine Extended Version des Stücks mit den bekannten Songs, größeren Schauwerten, viel CGI, Bonbonfarben und auch einigen neuen Figuren und Handlungsorten.

Ich konnte mit den lahmen Popsongs nichts anfangen. Der CGI-Exzess störte mich. Jedes Bild im Film wurde bearbeitet. Vorgeschichten interessieren mich wenig. Meistens fügen sie der bekannten Geschichte und Figur nichts wesentliches bei. Und die Story funktioniert im Kino nicht. Da gibt es zu viele Lücken in der Erzählung, den Figuren und den Konflikten. Im Theater ist das anders.

Der Film beginnt mit der Nachricht, dass die Böse Hexe des Westens tot sei. Auf einem dörflichem Marktplatz wird Glinda (Ariana Grande) gebeten, zu erzählen, wie die Böse Hexe starb. Aber zuerst erzählt sie, wie sie sie kennen lernte und wie sie sich miteinander befreundeten.

Das erste Mal treffen sie sich an der Universität Glizz. Die aus einem reichen Haus stammende Blondine Glinda ist an der Schule die allseits beliebte, eine Gefolgschaft ihr treu ergebener Jungs und Mädels um sich scharende Diva. Sie ist gleichzeitig ehrgeizig, nur auf Äußerlichkeiten bedacht und strohdumm.

Sie reizt Elphaba Thropp (Cynthia Erivo) gleich wegen ihrer für alle schockierenden grünen Hautfarbe. Elphaba ist die einzige grünhäutige Person in Oz. Sie ist das Gegenteil von Glinda. Sie kümmert sich um ihre im Rollstuhl sitzende Schwester. Sie ist intelligent, wissbegierig und eher nicht auf die Anerkennung von anderen angewiesen. Manchmal aber doch. Als sie nach Glindas Provokationen wütend wird, erkennt Madame Akaber, die Dekanin der Zauberwissenschaft (Michelle Yeoh), sofort, dass Elphaba über unglaubliche Zauberkräfte verfügt. Sie nimmt sie als Zauberlehrling auf.

Trotz der anfänglichen Abneigung entwickelt sich zwischen Elphaba und Glinda, die sich ein Zimmer teilen müssen, so etwas wie eine Freundschaft/Hassliebe.

Gleichzeitig versuchen zunächst unbekannte Kräfte, einen Keil zwischen die Menschen und die ebenfalls intelligenten Tiere zu treiben. So leitet ein Ziegenbock die historische Fakultät der Universität Glizz.

Außerdem möchten Elphaba und Glinda, wie alle, unbedingt eine Audienz bei dem Zauberer von Oz haben. Diese und die Entdeckung, die Elphaba und Glinda dabei machen, bildet den Höhepunkt des Films und des ersten Akts.

Die im Mittelpunkt des Films stehende Beziehung zwischen Elphaba und Glinda wirkt nie glaubwürdig. Sie kann als eine Variante von Tina Feys fast zeitgleich zur Premiere des Musicals entstandenen Filmkomödie „Girls Club – Vorsicht bissig!“ (Mean Girls) verstanden werden. Später verarbeitete Fey die Geschichte zu einem Broadway-Musical, das 2024 verfilmt wurde. Bei ihr gestaltet sich die Beziehung zwischen dem Schulneuling und der Anführerin der rein auf Äußerlichkeiten setztenden Reichenclique viel glaubwürdiger.

In „Wicked“ springen die beiden Hauptfiguren, ohne nennenswerte Entwcklung, zwischen Freundschaft, Feindschaft und dem Wunsch nach Freundschaft hin und her. Und die nerdige Elphaba soll sich plötzlich für Äußerlichkeiten interessieren.

Hin und her geht es auch bei der Bild- und Zeichensprache. Jedes Bild ist auf maximalen Effekt hin komponiert. Einige erinnern an Victor Flemings Klassiker „Der Zauber von Oz“ (1939), der die Geschichte von „Wicked“ weiter erzählt. Einige sind offensichtlich nur für das Plakat, Poster und den Trailer gemacht worden.

In seiner Bildsprache schwankt Chu zwischen einer Wiederholung rassistischer Stereotype, die wir aus alten Filmen kennen, und einer revisionistischen Lesart dieser Bilder, die eine Sekunde später untergraben wird. Besonders verstörend ist dabei das Greenfacing der Schwarzen Hauptdarstellerin Cynthia Erivo. Es ist ein, in jeder Beziehung, lediglich ein Blackfacing mit einer anderen Farbe und einer Wiederholung altbekannter Klischees über Schwarze.

Bei dem von Jeff Goldblum gewohnt unterhaltsam gespieltem Zauberer von Oz setzt sich das fort. Er entspricht dem aus Hollywoods Goldener Ära bekanntem Klischee eines asiatischen Bösewichts.

Hier fügt Chu sich erstaunlich bruchlos in die Sprache des klassischen Hollywoodkinos ein. Dabei hätte er, wie Maguire in seinem Roman oder andere Regisseure in ihren Filmen, beispielsweise Spike Lee in seiner ätzenden Mediensatire „ It’s Showtime“ (Bamboozled, 2000), eben diese Bilder und Themen einer Neubetrachtung unterziehen können und müssen.

Wicked (Wicked, USA 2024)

Regie: Jon M. Chu

Drehbuch: Winnie Holzman, Dana Fox

LV: Stephen Schwartz/Winnie Holzman: Wicked, 2003 (Musical); Gregory Maguire: Wicked – The Life and Times of the Wicked Witch of the West, 1995 (Wicked – Die Hexen von Oz)

mit Ariana Grande, Cynthia Erivo, Jonathan Bailey, Ethan Slater, Bowen Yang, Marissa Bode, Peter Dinklage, Michelle Yeoh, Jeff Goldblum

Länge: 161 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Der Film wird im Kino in mehreren Fassungen gezeigt.

Die Vorlage

Gregory Maguire: Wicked – Die Hexen von Oz

(übersetzt von Hans-Ulrich Möhring)

Hobbit Presse/Klett-Cotta 2024 (Filmausgabe)

544 Seiten

16 Euro

Deutsche Erstausgabe

Hobbit Presse/Klett-Cotta 2008

Originalausgabe

Wicked – The Life and Times of the Wicked Witch of the West

Regan Books, 1995

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Wicked“

Metacritic über „Wicked“

Rotten Tomatoes über „Wicked“

Wikipdia über „Wicked“ (Film deutsch, englisch; Musical deutsch, englisch; Roman deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jon M. Chus „G.I. Joe 3D: Die Abrechnung“ (G.I. Joe: Retaliation, USA/Kanada 2013)

Meine Besprechung von Jon M. Chus „Die Unfassbaren 2 – Now you see me“ (Now you see me 2, USA 2016) und der DVD

Meine Besprechung von Jon M. Chus „In the Heights: Rhythm of New York“ (In the Heights, USA 2021)


TV-Tipp für den 7. Juni: Ein Mann sieht rot

Juni 6, 2024

heute ohne Werbepausen

BR, 22.50

Ein Mann sieht rot (Death Wish, USA 1974)

Regie: Michael Winner

Drehbuch: Wendell Mayes

LV: Brian Garfield: Death Wish, 1972 (Ein Mann sieht rot)

Nachdem seine Frau und Tochter in ihrem New Yorker Apartment überfallen und vergewaltigt werden und seine Frau von den Verbrechern ermordet wird, sieht der friedliebende, linksliberale Paul Kersey (Charles Bronson) rot.

Selbstjustiz-Klassiker, der das schlechte Vorbild für unzählige weitere Vigilantenfilme war. Das gilt auch für die direkten „Ein Mann sieht rot“-Fortsetzungen.

Michael Winner inszenierte die krude Geschichte kraftvoll, ohne große Subtilitäten mit eindeutiger Botschaft. Trotzdem ist sein Film immer wieder ambivalenter als das Publikum den Kassenhit damals sah.

Brian Garfield, der Autor der Vorlage, ist überzeugt, dass Gewalt nur Gegengewalt erzeugt und sie zu einem moralischen Verfall des Täters führt. Weil er fand, dass seine Botschaft von Michael Winner falsch dargestellt wurde, schrieb er die „Ein Mann sieht rot“-Fortsetzung „Death Sentence“ (1975). Der Roman wurde 2007 von James Wan als äußerst pessimistische Studie über Selbstjustiz verfilmt. In anderen Romanen erzählt Garfield, wie seine Protagonisten erfolgreich und ohne Gewalt anzuwenden gegen Gewalttäter vorgehen.

Zu „Ein Mann sieht rot“ erklärte Garfield: „I meant it (if you believe in the influence of subtext) as a cautionary lesson, not a recommendation. Revenge is a universal fantasy but, in practice, it isn’t a solution, it’s a problem.“

Hauptdarsteller Charles Bronson äußerte sich in Interviews über den Film ähnlich. Und Winners Film hat durchaus ein Interesse an dieser Frage. Sein Film spielt vor einem konkreten sozialen und politischen Hintergrund: dem New York der frühen siebziger Jahre, als die Millionenstadt in einem Sumpf von Gewalt und Verbrechen versank.

2018 drehte Eli Roth mit Bruce Willis ein vollkommen missglücktes Remake von Michael Winners Film.

mit Charles Bronson, Hope Lange, Vincent Gardenia, Steven Keats, William Redfield, Stuart Margolin, Stephen Elliott, Jeff Goldblum (sein Debüt)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Ein Mann sieht rot“

Wikipedia über „Ein Mann sieht rot“ (deutsch, englisch)

Homepage von Brian Garfield

Meine Besprechung von Michael Winners Brian-Garfield-Verfilmung „Ein Mann sieht rot“ (Death Wish, USA 1974)

Meine Besprechung von Joseph Rubens  “The Stepfather” (The Stepfather, USA 1986, nach einer Geschichte von Brian Garfield)

Meine Besprechung von Eli Roths Brian-Garfield-Verfilmung „Death Wish“ (Death Wish, USA 2018)

Mein Nachruf auf Brian Garfield

Meine Besprechung von Michael Winners „Rendezvous mit einer Leiche“ (Appointment with Death, USA 1988)

Mein Nachruf auf Michael Winner


TV-Tipp für den 18. Mai: Jurassic Park

Mai 17, 2024

ZDFneo, 20.15

Jurassic Park (Jurassic Park, USA 1993)

Regie: Steven Spielberg

Drehbuch: Michael Crichton, David Koepp

LV: Michael Crichton: Jurassic Park, 1990 (DinoPark, Jurassic Park)

Milliardär John Hammond will einigen Wissenschaftlern vor der großen Eröffnung seinen neuen Vergnügungspark präsentieren. Auf einer Tropeninsel hat er ein Disneyworld mit echten Dinosauriern erschaffen. Dummerweise geht bei der Präsentation etwas schief und die Dinos beginnen die Menschen über die Insel zu jagen.

Unglaublich erfolgreiche Bestsellerverfilmung mit mehreren direkten Fortsetzungen. Sensationell waren damals die am Computer entstandenen Dinosaurier; wobei Spielberg sich auch auf bewährtes Trickhandwerk verließ.

Um 22.10 Uhr zeigt ZDFneo „Vergessene Welt: Jurassic Park“ (USA 1997) und um 00.05 Uhr „Jurassic Park 3“ (USA 2001).

mit Sam Neill, Laura Dern, Jeff Goldblum, Richard Attenborough, Bob Peck, Martin Ferrero, B. D. Wong, Samuel L. Jackson

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Jurassic Park“

Wikipedia über „Jurassic Park“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” (Indiana Jones and the kingdom of the skull, USA 2008)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Gefährten” (War Horse, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Lincoln” (Lincoln, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ (Bridge of Spies, USA 2015)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „BFG – Big Friendly Giant (The BFG, USA 2016)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ (The Post, USA 2017)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Ready Player One“ (Ready Player One, USA 2018)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „West Side Story“ (West Side Story, USA 2021)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Die Fabelmans“ (The Fabelmans, USA 2022)

Steven Spielberg in der Kriminalakte

Meine Besprechung von David Koepps „Cold Storage – Es tötet“ (Cold Storage, 2019)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World“ (Jurassic World, USA 2015)

Meine Besprechung von J. A. Bayonas „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (Jurassic World: Fallen Kingdom, USA 2018)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (Jurassic World: Dominion, USA 2022)


TV-Tipp für den 3. März: Die Fliege

März 2, 2024

3sat, 23.15

Die Fliege (The Fly, USA 1986)

Regie: David Cronenberg

Drehbuch: David Cronenberg, Charles Edward Pogue

LV: George Langelaan: The Fly, 1957 (Die Fliege und andere Erzählungen aus der phantastischen Wirklichkeit; Kurzgeschichte)

Biologe Seth erforscht den molekularen Transport von Lebewesen (vulgo „beamen“). Bei einem Versuch transportiert er sich selbst und eine Fliege von dem einen Teleporter zum nächsten. Die, von David Cronenberg, liebevoll bis zum letzten Detail ausgemalte Konsequenz, ist, dass Seth und die Fliege immer mehr zu einem Wesen werden.

Grandioses Remake von einem Science-Fiction-Horrorfilmklassiker, der von Cronenberg vom Kopf auf die Füße gestellt wurde.

mit Jeff Goldblum, Geena Davis, John Getz, Jay Boushel, David Cronenberg

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Fliege“

Wikipedia über „Die Fliege“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Marcus Stigleggers “David Cronenberg” (2011)

Meine Besprechung von David Cronenbergs „Cosmopolis“ (Cosmopolis, Frankreich/Kanada 2012)

Meine Besprechung von David Cronenbergs “Maps to the Stars” (Maps to the Stars, Kanada/USA/Deutschland/Frankreich 2014) (und die DVD-Kritik)

Meine Besprechung von David Cronenbergs „Crimes of the Future“ (Crimes of the Future, Kanada/Frankreich/Griechenland/Großbritannien 2022)

David Cronenberg in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Welcome to „Asteroid City“, Mr. Wes Anderson

Juni 15, 2023

Asteroid City gibt es nicht. Es ist, wie ein sich superseriös gebender, anscheinend direkt aus den Fünfzigern kommender TV-Sprecher am Filmanfang erklärt, eine erfundene Stadt für ein Theaterstück, das jetzt präsentiert wird. Mit einem Blick hinter die Kulissen der Produktion des Theaterstücks, das jetzt ein Film ist, der im Film gezeigt wird. Mit diesem Wissen betreten wir die Welt von Asteroid City, einer Kleinstadt im Südwesten der USA. 87 Einwohner. Eine Tankstelle, Imbiss, Telefonzelle, ein Motel mit zehn Zimmern, eine Sternwarte und ein von einem Asteroideneinschlag verursachter Krater. Zuggleise und eine Straße führen durch die Ansammlung sehr sauberer, frisch gestrichener Bretterbuden. Die Straße wird immer wieder von einem sich vor der Polizei auf der Flucht befindendem Gangsterpärchen benutzt. Sie schießen auf den sie mit Blaulicht verfolgenden Polizeiwagen und rasen durch Asteroid City. Mal in die eine, mal in die andere Richtung.

An diesem Wochenende wird in Asteroid City, wie jedes Jahr, der Asteroidentag gefeiert. Mit mehreren jugendlichen Sternguckern, einem Wettbewerb für sie, einem Fünf-Sterne-General und einer Astronomin. Im Hintergrund sehen wir immer wieder einen Atompilz.

Wir befinden uns in den fünfziger Jahren, als der US-amerikanische Traum intakt war. Das US-Militär führt in der Wüste Tests mit Atombomben durch. Niemand stört sich daran. Die Ufo-Hysterie erreicht ungeahnte Ausmaße. Ein Außerirdischer stört dann auch die Feierlichkeiten zum Asteroidentag. Danach verhängt die Regierung erst einmal eine Quarantäne unbekannter Dauer über Asteroid City.

Wes Anderson beobachtet in seiner neuen Komödie „Asteroid City“ die zufällig in dem Ort in der Wüste (und im Film, im Theaterstück und den Proben für das Stück) zusammengewürfelten, überwiegend weißen Menschen. Gespielt werden sie von Hollywood-Stars, wie Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Bryan Cranston, Edward Norton, Adrien Brody, Liev Schreiber, Steve Carell, Matt Dillon, Willem Dafoe, Margot Robbie, Tony Revolori und Jeff Goldblum als Alien. Die meisten spielten bereits in früheren Wes-Anderson-Filmen mit. Einige von ihnen haben nur kleine bis kleinste, aber prägnante Rollen. Teilweise sind sie in ihren Kostümen nicht zu erkennen.

Nach der Verhängung der Quarantäne warten sie. Sie langweilen sich. Sie reden miteinander über sich, Gott, die Welt und den Alien, der sie besucht hat und der sich mehr für einen Stein als für sie interessierte. Ein Plot will sich daraus nicht entwickeln. Wes Anderson versucht es noch nicht einmal. Er belässt es beim Spiel mit Meta-Ebenen, bei Zitaten, Anspielungen, Witzen und sorgsam inszenierten Beobachtungen. Einige Personen, wie der Kriegsfotograf Augie Steenbeck, ein Witwer und Vater von vier Kindern (die erst in Asteroid City erfahren, dass ihre Mutter seit drei Wochen tot ist und sie in einer Tupperdose begleitet), und die Marilyn-Monroe-blonde Schauspielerin Midge Campbell, sind öfter im Bild. Aber nicht mehr. Auch ihre Szenen bleiben Vignetten, die jeweils für sich allein stehen und die sich vor allem auf die sichtbare Oberfläche konzentrieren.

Das ist dann wie das Ansehen von präzise arrangierten Postkartenbildern. Jede Farbe stimmt. Im Hintergrund gibt es immer noch etwas zu entdecken. Und es ist wunderschön verschachtelt als Film im Theaterstück in den Proben und Arbeiten für das Theaterstück, das immer wieder von den Figuren kommentiert wird.

Intellektuell ist das natürlich ein Spaß. Auch beim zweiten oder dritten Ansehen.

Aber dieses Mal ist der Spaß auch äußerst blutleer. Keine Figur hat ein nennenswertes Eigenleben. Eine Story gibt es auch nicht. Es gibt nur einige Menschen, die einige Tage in Asteroid City festsitzen, warten und danach wieder ihr Leben leben.

Asteroid City“ ist eine Ansammlung von bekannten Wes-Anderson-Momenten, von denen jeder einzelne für sich gelungen und witzig ist. Als Gesamtwerk ist es trotzdem nicht mehr als ein sorgfältig kuratiertes Fotoalbum für seine Fans.

Asteroid City (Asteroid City, USA 2023)

Regie: Wes Anderson

Drehbuch Wes Anderson (basierend auf einer Idee von Wes Anderson und Roman Coppola)

mit Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Bryan Cranston, Edward Norton, Adrien Brody, Liev Schreiber, Hope Davis, Stephen Park, Rupert Friend, Maya Hawke, Steve Carell, Matt Dillon, Hong Chau, Willem Dafoe, Margot Robbie, Tony Revolori, Jake Ryan, Jeff Goldblum, Grace Edwards, Aristou Meehan, Sophia Lillis, Ethan Josh Lee

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Filmportal über „Asteroid City“ (weil auch deutsche Geld involviert ist)

Moviepilot über „Asteroid City“

Metacritic über „Asteroid City“

Rotten Tomatoes über „Asteroid City“

Wikipedia über „Asteroid City“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Wes Andersons „The Grand Budapest Hotel“ (The Grand Budapest Hotel, USA/Deutschland 2014)

Meine Besprechung von Wes Andersons „Isle of Dogs – Ataris Reise“ (Isle of Dogs, USA 2018)

Meine Besprechung von Wes Andersons „The French Dispatch“ (The French Dispatch, USA/Deutschland 2021)


TV-Tipp für den 12. Juni: Der Stadtneurotiker

Juni 11, 2022

ARD, 00.05

Der Stadtneurotiker (Annie Hall, USA 1977)

Regie: Woody Allen

Drehbuch: Woody Allen, Marshall Brickman

Der vierzigjährige, neurotische Komiker Alvy Singer erzählt von seinem Leben und seiner Beziehung zu Annie Hall.

Woody Allens bekanntester Film. Hier ist für uns Zuschauer kein Unterschied zwischen Woody Allen und dem von ihm erfundenen Alvy Singer zu spüren – und dabei ist letztendlich doch alles erfunden. Jedenfalls irgendwie.

„Annie Hall“ erhielt die Oscars für den besten Film, Regie, Drehbuch und Hauptdarstellerin (Diane Keaton) und zahlreiche weitere Preise.

Mit Woody Allen, Diane Keaton, Tony Roberts, Carol Kane, Paul Simon, Janet Margolin, Shelley Duvall, Christopher Walken, Marshall McLuhan (als er selbst), Jeff Goldblum (Partygast), Walter Bernstein (Annies Date vor dem Theater), Sigourney Weaver (Alvys Date vor dem Theater), Truman Capote (Capote Look-Alike)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Stadtneurotiker“

Wikipedia über „Der Stadtneurotiker“ (deutsch, englisch)

Homepage von Woody Allen

Deutsche Woody-Allen-Seite

Meine Besprechung von Robert B. Weides „Woody Allen: A Documentary“ (Woody Allen: A Documentary, USA 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “To Rome with Love” (To Rome with Love, USA/Italien 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “Blue Jasmine” (Blue Jasmine, USA 2013)

Meine Besprechung von Woody Allens “Magic in the Moonlight” (Magic in the Moonlight, USA 2014)

Meine Besprechung von John Turturros “Plötzlich Gigolo” (Fading Gigolo, USA 2013 – mit Woody Allen)

Meine Besprechung von Woody Allens „Irrational Man“ (Irrational Man, USA 2015)

Meine Besprechung von Woody Allens „Café Society“ (Café Society, USA 2016)

Meine Besprechung von Woody Allens „Wonder Wheel“ (Wonder Wheel, USA 2017)

Meine Besprechung von Woody Allens „A rainy Day in New York“ (A rainy Day in New York, USA 2019)

Woody Allen in der Kriminalakte  


Neu im Kino/Filmkritik: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ soll das Ende sein

Juni 9, 2022

Es gibt viele Dinosaurier; also wirklich sehr viele. Nämlich insgesamt 27 verschiedene Dinosaurierarten. Zehn davon sind neu. Das dürfte die eingefleischten Dinosaurier-Fans des „Jurassic Park“-Franchises begeistern. Alle anderen fragen sich natürlich, ob es außer Dinosaurier noch andere Gründe für einen Kinobesuch gibt.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ ist angekündigt als der Abschluss der aktuellen „Jurassic World“-Trilogie und, indem er die „Jurassic World“-Trilogie eindeutig mit der vorherigen „Jurassic Park“-Trilogie verbindet, ist dieser Dinosaurierfilm auch der Abschluss der „Jurassic Park/Jurassic World“-Filmreihe. So wurde der Film jedenfalls in den vergangenen Monaten angekündigt.

Abgesehen von den Dinosauriern vereinigt Colin Trevorrow in seinem neuesten „Jurassic World“-Film ungefähr alles, was aktuell an Blockbuster-Filmen so nervig und schlecht ist.

Beginnen wir mit der Story, in der eigentlich alle bekannten Hauptfiguren und wichtige Nebenfiguren aus den vorherigen fünf „Jurassic Park“/“Jurassic World“-Filmen wieder auftauchen.

Inzwischen sind die Dinosaurier überall und nirgends. Es gibt auch einen florierenden Schwarzmarkt mit Dinosauriern und irgendwie können sie sich fortpflanzen und doch nicht. Das Verhältnis zwischen Dinosauriern und Menschen ist unklar.

Owen Grady (Chris Pratt) und Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), die Hauptdarsteller der „Jurassic World“-Filme, leben inzwischen seit Jahren mit der inzwischen pubertierenden Maisie Lockwood (Isabella Sermon) abseits der Zivilisation in den amerikanischen Wäldern. Lockwood ist, wie wir in „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ erfahren haben, ein genetischer Klon von Sir Benjamin Lockwoods Tochter. Sie wird von Männern des Biotech-Konzerns Biosyn gesucht – und gefunden. Sie entführen das Mädchen und flüchten, über Umwege, in die Dolomiten.

Grady und Dearing verfolgen die Entführer.

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort in den USA entdeckt Paläobotanikerin Dr. Ellie Sattler (Laura Dern), dass Dinosaurier-Heuschrecken an diesem Ort die gesamte Ernte gefressen haben. Also einerseits nur die Ernte, die nicht mit einem bestimmten Saatgut behandelt wurde, andererseits würden diese Heuschrecken innerhalb kürzester Zeit alle Ernten vernichten (Hatte ich schon gesagt, dass Logik nicht die große Stärke des Films ist? Anyway…).

Sattler trifft den Paläontologen Dr. Alan Grant (Sam Neill) an seiner aktuellen Dinosaurier-Ausgrabungsstätte. Gemeinsam machen die beiden alten Bekannten sich auf den Weg in die Dolomiten. Dort hat der Biotech-Konzern Biosyn in einem Tal ein neues Dinosaurier-Forschungszentrum mit universitärem Lehrbetrieb eingerichtet. Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) arbeitet dort (Keine Ahnung warum; wahrscheinlich weil es so im Drehbuch steht.). Er ist der firmeninterne Philosoph und er hat seine alten Freunde Sattler und Grant eingeladen. Denn – Überraschung! – in dem Forschunglabor wird mit Dinosaurier-DNA experimentiert. Biosyn, verkörpert von ihrem CEO Lewis Dodgson (Campbell Scott als Bösewicht des Films), und ihre Top-Forscher, unter anderem der ebenfalls aus den vorherigen Filme bekannte Dr. Henry Wu (BD Wong), benötigen für ihre Experimente Lockwood.

Kurz nach der entführten Lockwood treffen auch Grady und Dearing in den Dolomiten ein. Bruchlandend in einem eisbedecktem Staudamm des Firmengeländes. Die Temperaturen in dem restlichen Gelände scheinen dagegen eher tropisch zu sein. Geflogen wurden die Schrottmaschine, und damit ist die Combo unserer furchtlosen Helden endlich komplett, von der Cargopilotin Kayle Watts (DeWanda Wise).

Ab diesem Moment müssen sie in dem Gelände gegen frei herumlaufende Dinosaurier und Biosyn-Wachleute kämpfen und sie müssen herausfinden, was Biosyn plant.

Die Story wirkt wie die Visualisierung eines Brainstormings. Da werden alle Figuren, die einem einfallen, aufgeschrieben. Sattler, Grant, Malcolm und Wu aus dem ersten „Jurassic-Park“-Film. Malcolm hatte bereits in „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ ein Cameo, das beim Publikum gut ankam. Wu ist auch in den beiden vorherigen „Jurassic World“-Filmen dabei. Selbstverständlich werden die aus den aktuellen „Jurassic World“-Filmen bekannten Figuren genannt. Also sind auch Dearing und Grady dabei; um nur die wichtigsten Figuren zu nennen.

Einer erinnert sich an Lewis Dodgson. Der wollte in „Jurassic Park“ Dino-Embryonen aus dem noch nicht eröffnetem Vergnügungspark schmuggeln. Jetzt ist er der CEO von Biosyn und damit der Bösewicht des Films. Weil der Originaldarsteller Cameron Thor eine mehrjährige Haftstrafe wegen sexueller Übergriffe bei einer Dreizehnjährigen verbüßt, übernahm Campbell Scott die Rolle. In allen anderen Fällen übernahmen die Schauspieler wieder die Rollen, die sie bereits in früheren Filmen des Franchises gespielt hatten. Und ihr werdet überrascht sein, wer von den Hauptpersonen alles nicht stirbt.

Über die Altersdifferenz zwischen ‚Indiana Jones‘ Grant und Sattler, die sich jetzt ihre Liebe gestehen, schweigen wir; wie der Film.

Dann werden einige Plot-Points aufgeschrieben. Und Handlungsorte. Die Orte, die schon einmal gezeigt wurde, werden dann wieder entfernt. Also keine Dinos auf einer Insel und auch keine Dinos, die eine Großstadt verwüsten. Das geschah schon in „Vergessene Welt: Jurassic Park“ mit San Diego. Aber Dinos in der Prärie und den Bergen gab es noch nicht. Irgendjemand im Meeting liebt die Dolomiten. Also spielt der gesamte dritte und auch der größte Teil des zweiten Aktes dort. Im ersten Akt werden die Figuren vorgestellt, die irgendwo in Amerika sind. Die Zahl der Orte erinnert an die Produktionsorte eines deutschen Films, der von mehreren Bundesländern Gelder erhielt und jetzt deshalb dort Geld ausgeben muss. Die Vorstellung der Figuren und ihre Charakterisierungen geraten arg dünn. Die Macher gehen einfach davon aus, dass wir die vorherigen Filme noch kennen, aber sie nicht gut genug kennen, um über Veränderungen in ihrem Charakter kundig reden zu können. Bei neuen Figuren muss dann eine knappe Beschreibung, wie eiskalte Killerin, taffe Pilotin und böser Firmenchef, alles erklären.

Sowieso wird die Motivation der Figuren von der Bruchpilotin Watts, nachdem sie Grady und Dearing vor einer Trupp Killer und mordgieriger Dinosaurier rettete, treffend mit einem ‚fragen Sie nicht‘ auf den Punkt gebracht.

Das gilt auch für die gesamte Filmgeschichte. Die Story, soweit sie überhaupt erkennbar ist, setzt vor allem den ersten „Jurassic Park“-Film fort und ergänzt sie um einige Handlungselemente und Figuren aus den späteren Filmen. „Jurassic World“ wird dabei weitgehend bis vollständig ignoriert. Das ist der beste Film der aktuellen Trilogie und eigentlich ein Reboot des ersten „Jurassic Park“-Films, nur dass der Dinosaurier-Vergnügungspark inzwischen eröffnet ist und die Dinosaurier dann durchdrehen.

Absolut störend, vor allem nach dem Realismus von „Top Gun: Maverick“, ist, dass in „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ mal wieder so gut wie alles vor Green Screens in Studiohallen gedreht wurden. Da gibt es keine Verbindung zwischen den CGI-Dinosauriern, den Menschen und ihrer Umwelt. So laufen sie durch den Schnee, aber wir sehen niemals ihren Atem und frieren tun sie auch nicht. Sie reiten ohne wehende Haare. Sie rasen auf einem Motorrad durch enge Gassen und drehen sich ständig nach ihren Verfolgern um. Sie können, immer wieder, schneller als ein Dinosaurier laufen. Und ihn, müheloser als ein wildes Pferd, mit einem handelsüblichem Lasso und etwas gutem Willen fangen. Das hat dann noch nicht einmal den Realismus einer alten Hollywood-Studioproduktion.

Was für ein Desaster; oder, anders gesagt: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ ist die konsequente Fortsetzung des ebenfalls misslungenen zweiten Teils „Jurassic World: Das gefallene Königreich“.

Ach ja: Das dürfte niemanden überraschen: inzwischen reden die Macher schon über weitere mögliche „Jurassic Park“-Filme.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter (Jurassic World: Dominion, USA 2022)

Regie: Colin Trevorrow

Drehbuch: Emily Carmichael, Colin Trevorrow (nach einer Geschichte von Derek Connolly und Colin Trevorrow, basierend auf Charakteren von Michael Crichton)

mit Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Laura Dern, Jeff Goldblum, Sam Neill, DeWanda Wise, Mamoudou Athie, BD Wong, Omar Sy, Isabella Sermon, Campbell Scott, Justice Smith, Scott Haze, Dichen Lachman, Daniella Pineda

Länge: 147 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“

Metacritic über „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“

Rotten Tomatoes über „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“

Wikipedia über „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World“ (Jurassic World, USA 2015)

Meine Besprechung von J. A. Bayonas „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (Jurassic World: Fallen Kingdom, USA 2018)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „The Book of Henry“ (The Book of Henry, USA 2017)


TV-Tipp für den 4. Juni: Jurassic Park

Juni 3, 2022

Als Vorbereitung für „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“gibt es heute die ersten drei „Jurassic Park“-Filme. „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ startet am Donnerstag. Dann gibt es meine Besprechung des Finales der aktuellen Trilogie, die auch an die erste Trilogie anknüpft und einige aus dem ersten „Jurassic Park“-Film bekannte Figuren mitspielen lässt.

Der heutige Dino-Abend beginnt mit

ZDFneo, 20.15

Jurassic Park (Jurassic Park, USA 1993)

Regie: Steven Spielberg

Drehbuch: Michael Crichton, David Koepp

LV: Michael Crichton: Jurassic Park, 1990 (DinoPark, Jurassic Park)

Milliardär John Hammond will einigen Wissenschaftlern vor der großen Eröffnung seinen neuen Vergnügungspark präsentieren. Auf einer Tropeninsel hat er ein Disneyworld mit echten Dinosauriern erschaffen. Dummerweise geht bei der Präsentation etwas schief und die Dinos beginnen die Menschen über die Insel zu jagen.

Unglaublich erfolgreiche Bestsellerverfilmung mit mehreren direkten Fortsetzungen. Sensationell waren damals die am Computer entstandenen Dinosaurier; wobei Spielberg sich auch auf bewährtes Trickhandwerk verließ.

Um 22.10 Uhr zeigt ZDFneo „Vergessene Welt: Jurassic Park“ (USA 1997) und um 00.05 Uhr „Jurassic Park 3“ (USA 2001).

mit Sam Neill, Laura Dern, Jeff Goldblum, Richard Attenborough, Bob Peck, Martin Ferrero, B. D. Wong, Samuel L. Jackson

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Jurassic Park“

Wikipedia über „Jurassic Park“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” (Indiana Jones and the kingdom of the skull, USA 2008)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Gefährten” (War Horse, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Lincoln” (Lincoln, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ (Bridge of Spies, USA 2015)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „BFG – Big Friendly Giant (The BFG, USA 2016)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ (The Post, USA 2017)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Ready Player One“ (Ready Player One, USA 2018)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „West Side Story“ (West Side Story, USA 2021)

Steven Spielberg in der Kriminalakte

Meine Besprechung von David Koepps „Cold Storage – Es tötet“ (Cold Storage, 2019)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World“ (Jurassic World, USA 2015)

Meine Besprechung von J. A. Bayonas „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (Jurassic World: Fallen Kingdom, USA 2018)

 


TV-Tipp für den 20. März: Die Fliege

März 19, 2022

Tele 5, 22.15

Die Fliege (The Fly, USA 1986)

Regie: David Cronenberg

Drehbuch: David Cronenberg, Charles Edward Pogue

LV: George Langelaan: The Fly, 1957 (Die Fliege und andere Erzählungen aus der phantastischen Wirklichkeit; Kurzgeschichte)

Biologe Seth erforscht den molekularen Transport von Lebewesen (vulgo „beamen“). Bei einem Versuch transportiert er sich selbst und eine Fliege von dem einen Teleporter zum nächsten. Die, von David Cronenberg, liebevoll bis zum letzten Detail ausgemalte Konsequenz, ist, dass Seth und die Fliege immer mehr zu einem Wesen werden.

Grandioses Remake von einem Science-Fiction-Horrorfilmklassiker, der von Cronenberg vom Kopf auf die Füße gestellt wurde.

mit Jeff Goldblum, Geena Davis, John Getz, Jay Boushel, David Cronenberg

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Fliege“

Wikipedia über „Die Fliege“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Marcus Stigleggers “David Cronenberg” (2011)

Meine Besprechung von David Cronenbergs „Cosmopolis“ (Cosmopolis, Frankreich/Kanada 2012)

Meine Besprechung von David Cronenbergs “Maps to the Stars” (Maps to the Stars, Kanada/USA/Deutschland/Frankreich 2014) (und die DVD-Kritik)

David Cronenberg in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 19. Dezember: Die Fliege

Dezember 18, 2021

Tele 5, 22.25

Die Fliege (The Fly, USA 1986)

Regie: David Cronenberg

Drehbuch: David Cronenberg, Charles Edward Pogue

LV: George Langelaan: The Fly, 1957 (Die Fliege und andere Erzählungen aus der phantastischen Wirklichkeit; Kurzgeschichte)

Biologe Seth erforscht den molekularen Transport von Lebewesen (vulgo „beamen“). Bei einem Versuch transportiert er sich selbst und eine Fliege von dem einen Teleporter zum nächsten. Die, von David Cronenberg, liebevoll bis zum letzten Detail ausgemalte Konsequenz, ist, dass Seth und die Fliege immer mehr zu einem Wesen werden.

Grandioses Remake von einem Science-Fiction-Horrorfilmklassiker, der von Cronenberg vom Kopf auf die Füße gestellt wurde.

Danach, um 00.25 Uhr, zeigt Tele 5 ein weiteres gelungenes Remake eines Horrorfilmklassikers, das inzwischen ebenfalls ein Klassiker ist: „Katzenmenschen“ von Paul Schrader.

mit Jeff Goldblum, Geena Davis, John Getz, Jay Boushel, David Cronenberg

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Fliege“

Wikipedia über „Die Fliege“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Marcus Stigleggers “David Cronenberg” (2011)

Meine Besprechung von David Cronenbergs „Cosmopolis“ (Cosmopolis, Frankreich/Kanada 2012)

Meine Besprechung von David Cronenbergs “Maps to the Stars” (Maps to the Stars, Kanada/USA/Deutschland/Frankreich 2014) (und die DVD-Kritik)

David Cronenberg in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Boss Baby – Schluss mit Kindergarten“, jetzt geht es in die Schule

Oktober 15, 2021

Fünf Jahre nach dem an der Kinokasse sehr erfolgreichem Animationsfilm„Boss Baby“ erzählt „Boss Baby – Schluss mit Kindergarten“ eine weitere Geschichte aus dem Leben der Familie Templeton. Die damaligen Babys sind inzwischen erwachsen. Ted ist der erzkapititalistische Chef einer riesigen Firma und vor allem an Weihnachten spendabel. Sein Bruder Tim ist glücklich verheiratet und liebevoller Vater von zwei Mädchen, für die er immer Zeit hat. Tina ist noch ein Baby. Ihre siebenjährige Schwester Tabitha ist überaus ehrgeizig, bewundert Ted und will so schnell wie möglich wie er werden. Wir können sie uns als eine 150-prozentige weibliche Version von Christian Lindner vorstellen. Selbstverständlich ist sie die Klassenbeste. Sie besucht das Acorn Center for Advanced Childhood. Auf dieser Eliteschule bahnt sich eine Katastrophe an. Denn der Schuldirekter Dr. Erwin Armstrong will mit seinen Schülern die Welt beherrschen. Er ist, salopp gesagt, der typische größenwahnsinnige James-Bond-Bösewicht mit einem teuflischen Plan.

Verhindern können den nur die Templetons. Die Baby Corp., hier vertreten durch Baby Tina, verjüngt dafür die Brüder Tim und Ted auf Baby-/Kleinkindalter und gemeinsam mit Tabitha, die nichts davon weiß, betreten sie die Schule.

Boss Baby – Schluss mit Kindergarten“ ist ein rätselhafter Film. Nicht wegen der Handlung. Die ist, auch wenn sie in unzählige unzusammenhängende Episoden und Nebenstränge zerfällt, ziemlich simpel.

Vollkommen unklar ist dagegen das von Regisseur Tom McGrath und Drehbuchbautor Michael McCullers, die bereits gemeinsam „Boss Baby“ erzählten, anvisierte Zielpublikum. Ihr Animationsfilm ist einerseits eine Abfolge von Gags, die einer rein episodischen Dramaturgie gehorchen und immer wieder in lärmend-anspruchslosem, oft auch nervigem Klamauk enden. Das kann sogar ein unaufmerksames Kind verfolgen. Ihm wird auch die fehlende erzählerische Kohärenz nicht auffallen. Stattdessen geschieht ständig irgendetwas. Es ist laut. Es ist bunt.

Andererseits ist die von Baby Corp. und den anderen Figuren verfolgte Ideologie und auch die Konflikte der einzelnen Figuren (soweit vorhanden) für Erwachsene gedacht. Denn welches Kind interessiert sich schon für den Konflikt des Vaters zwischen Beruf und Familie, seinen Ambitionen und der Realität? Welches Kind versteht die hier verfochtene erzkapititalistische Ideologie? Welches Kind fragt sich, welche Probleme Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder haben? Das sind durchaus wichtige Fragen. Es sind allerdings Fragen und Probleme, für die sich kein Kind (und auch kein Teenager) interessiert. Es sind Fragen für Erwachsene, die auf ihre erste Midlife-Crisis zusteuern. Für dieses Publikum werden diese Fragen allerdings, zwischen plattem Klamauk, viel zu platt behandelt.

Boss Baby – Schluss mit Kindergarten“ ist wie ein umgedrehter Pixar-Film. Während es den Pixar-Filmen gelingt, gleichzeitig Kinder und Erwachsene auf einem hohen Niveau anzusprechen, gelingt das dem zweiten „Boss Baby“-Film nie. Dieser Animationsfilm ist das Negativ eines Pixar-Films.

Boss Baby – Schluss mit Kindergarten (The Boss Baby: Family Business, USA 2021)

Regie: Tom McGrath

Drehbuch: Michael McCullers (nach einer Geschichte von Tom McGrath und Michael McCullers)

mit (im Original den Stimmen von) Alec Baldwin, James Marsden, Amy Sedaris, Ariana Greenblatt, Jeff Goldblum, Eva Longoria, Jimmy Kimmel, Lisa Kurdrow, Tom McGrath

(in der deutschen Fassung den Stimmen von) K. Dieter Klebsch, Timmo Niesner, Irina Bentheim, Samira Özcan, Hans Bayer, Sally Öczan, Karlo Hackenberger, Ulrike Stürzbecher

Länge: 107 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Boss Baby – Schluss mit Kindergarten“

Metacritic über „Boss Baby – Schluss mit Kindergarten“

Rotten Tomatoes über „Boss Baby – Schluss mit Kindergarten“

Wikipedia über „Boss Baby – Schluss mit Kindergarten“


TV-Tipp für den 5. August: Jurassic Park

August 4, 2021

Vox, 20.15

Jurassic Park (Jurassic Park, USA 1993)

Regie: Steven Spielberg

Drehbuch: Michael Crichton, David Koepp

LV: Michael Crichton: Jurassic Park, 1990 (DinoPark, Jurassic Park)

Milliardär John Hammond will einigen Wissenschaftlern vor der großen Eröffnung seinen neuen Vergnügungspark präsentieren. Auf einer Tropeninsel hat er ein Disneyworld mit echten Dinosauriern erschaffen. Dummerweise geht bei der Präsentation etwas schief und die Dinos beginnen die Menschen über die Insel zu jagen.

Unglaublich erfolgreiche Bestsellerverfilmung mit mehreren direkten Fortsetzungen. Sensationell waren damals die am Computer entstandenen Dinosaurier; wobei Spielberg sich auch auf bewährtes Trickhandwerk verließ.

mit Sam Neill, Laura Dern, Jeff Goldblum, Richard Attenborough, Bob Peck, Martin Ferrero, B. D. Wong, Samuel L. Jackson

Wiederholung: Freitag, 6. August, 22.10 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Jurassic Park“

Wikipedia über „Jurassic Park“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” (Indiana Jones and the kingdom of the skull, USA 2008)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Gefährten” (War Horse, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Lincoln” (Lincoln, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ (Bridge of Spies, USA 2015)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „BFG – Big Friendly Giant (The BFG, USA 2016)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ (The Post, USA 2017)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Ready Player One“ (Ready Player One, USA 2018)

Steven Spielberg in der Kriminalakte

Meine Besprechung von David Koepps „Cold Storage – Es tötet“ (Cold Storage, 2019)

Meine Besprechung von Colin Trevorrows „Jurassic World“ (Jurassic World, USA 2015)

Meine Besprechung von J. A. Bayonas „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (Jurassic World: Fallen Kingdom, USA 2018)

 


TV-Tipp für den 20. Januar: Die Tiefseetaucher

Januar 19, 2021

Arte, 20.15

Die Tiefseetaucher (The Life Aquatic with Steve Zissou, USA 2004)

Regie: Wes Anderson

Drehbuch: Wes Anderson, Noah Baumbach

Steve Zissou, von sich selbst und seiner Grandiosität überzeugter Meeresforscher und -filme im Geist von Jacques-Yves Cousteau, jagt für seinen neuen Film einen Hai, der einen seiner Weggefährten gefressen hat.

Und weil „Die Tiefseetaucher“ ein Film von Wes Anderson ist, gibt es viele schrullige Figuren und absurde Begegnungen. Ein höchst vergnüglicher Über- und Unterwassertrip.

mit Bill Murray, Owen Wilson, Cate Blanchett, Anjelica Huston, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Michael Gambon, Noah Taylor, Bud Cort, Seu Jorge

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Tiefseetaucher“

Wikipedia über „Die Tiefseetaucher“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Wes Andersons „The Grand Budapest Hotel“ (The Grand Budapest Hotel, USA/Deutschland 2014)

Meine Besprechung von Wes Andersons „Isle of Dogs – Ataris Reise“ (Isle of Dogs, USA 2018)


TV-Tipp für den 26. Juni: Hotel Artemis

Juni 25, 2020

RTL II, 22.25

Hotel Artemis (Hotel Artemis, USA 2018)

Regie: Drew Pearce

Drehtuch: Drew Pearce

Los Angeles, 2028: die Stadt versinkt in Straßenschlachten. Mitten in dem Chaos verarztet die ‚Schwester‘ im Hotel Artemis Gangster, die sie für ihre Dienste gut bezahlen. Als die Schwester einer verletzten Polizistin hilft, beginnen die Dinge in dem Hotel aus dem Ruder zu laufen.

TV-Premiere. Zwiespältiges Regiedebüt von Drehbuchautor Drew Pearce („Iron Man 3“, „Fast & Furious Presents: Hobbs & Shaw“): gute Schauspieler, viel fotogene Noir-Stimmung, aber keine fesselnde Geschichte, sondern nur eine Abfolge von Situationen und nicht so wahnsinnig interessanten Gesprächen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jodie Foster, Sterling K. Brown, Dave Bautista, Sofia Boutella, Jeff Goldblum, Brian Tyreee Henry, Jenny Slate, Zachary Quinto, Charlie Day, Kennth Choi

Wiederholung: Montag, 29. Juni, 00.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Hotel Artemis“

Metacritic über „Hotel Artemis“

Rotten Tomatoes über „Hotel Artemis“

Wikipedia über „Hotel Artemis“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Drew Pearces „Hotel Artemis“ (Hotel Artemis, USA 2018)


TV-Tipp für den 16. April: Ein Mann sieht rot

April 15, 2020

Tele 5, 22.00

Ein Mann sieht rot (Death Wish, USA 1974)

Regie: Michael Winner

Drehbuch: Wendell Mayes

LV: Brian Garfield: Death Wish, 1972 (Ein Mann sieht rot)

Nachdem seine Frau und Tochter in ihrem New Yorker Apartment überfallen und vergewaltigt werden und seine Frau von den Verbrechern ermordet wird, sieht der friedliebende, linksliberale Paul Kersey (Charles Bronson) rot.

Selbstjustiz-Klassiker, der das schlechte Vorbild für unzählige weitere Vigilantenfilme war. Das gilt auch für die direkten „Ein Mann sieht rot“-Fortsetzungen.

Michael Winner inszenierte die krude Geschichte kraftvoll, ohne große Subtilitäten mit eindeutiger Botschaft. Trotzdem ist sein Film immer wieder ambivalenter als das Publikum den Kassenhit damals sah.

Brian Garfield, der Autor der Vorlage, ist überzeugt, dass Gewalt nur Gegengewalt erzeugt und sie zu einem moralischen Verfall des Täters führt. Weil er fand, dass seine Botschaft von Michael Winner falsch dargestellt wurde, schrieb er die „Ein Mann sieht rot“-Fortsetzung „Death Sentence“ (1975). Der Roman wurde 2007 von James Wan als äußerst pessimistische Studie über Selbstjustiz verfilmt. In anderen Romanen erzählt Garfield, wie seine Protagonisten erfolgreich und ohne Gewalt anzuwenden gegen Gewalttäter vorgehen.

Zu „Ein Mann sieht rot“ erklärte Garfield: „I meant it (if you believe in the influence of subtext) as a cautionary lesson, not a recommendation. Revenge is a universal fantasy but, in practice, it isn’t a solution, it’s a problem.“

Hauptdarsteller Charles Bronson äußerte sich in Interviews über den Film ähnlich. Und Winners Film hat durchaus ein Interesse an dieser Frage. Sein Film spielt vor einem konkreten sozialen und politischen Hintergrund: dem New York der frühen siebziger Jahre, als die Millionenstadt in einem Sumpf von Gewalt und Verbrechen versank.

2018 drehte Eli Roth mit Bruce Willis ein vollkommen missglücktes Remake von Michael Winners Film.

mit Charles Bronson, Hope Lange, Vincent Gardenia, Steven Keats, William Redfield, Stuart Margolin, Stephen Elliott, Jeff Goldblum (sein Debüt)

Wiederholung: Samstag, 18. April, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Ein Mann sieht rot“

Wikipedia über „Ein Mann sieht rot“ (deutsch, englisch)

Homepage von Brian Garfield

Meine Besprechung von Joseph Rubens  “The Stepfather” (The Stepfather, USA 1986, nach einer Geschichte von Brian Garfield)

Mein Nachruf auf Brian Garfield

Meine Besprechung von Michael Winners „Rendezvous mit einer Leiche“ (Appointment with Death, USA 1988)

Mein Nachruf auf Michael Winner


TV-Tipp für den 8. August: Ein Mann sieht rot

August 8, 2019

Tele 5, 22.25

Ein Mann sieht rot (Death Wish, USA 1974)

Regie: Michael Winner

Drehbuch: Wendell Mayes

LV: Brian Garfield: Death Wish, 1972 (Ein Mann sieht rot)

Nachdem seine Frau und Tochter in ihrem New Yorker Apartment überfallen und vergewaltigt werden und seine Frau von den Verbrechern ermordet wird, sieht der friedliebende, linksliberale Paul Kersey (Charles Bronson) rot.

Selbstjustiz-Klassiker, der das schlechte Vorbild für unzählige weitere Vigilantenfilme war. Das gilt auch für die direkten „Ein Mann sieht rot“-Fortsetzungen.

Michael Winner inszenierte die krude Geschichte kraftvoll, ohne große Subtilitäten mit eindeutiger Botschaft. Trotzdem ist sein Film immer wieder ambivalenter als das Publikum den Kassenhit damals sah.

Brian Garfield, der Autor der Vorlage, ist überzeugt, dass Gewalt nur Gegengewalt erzeugt und sie zu einem moralischen Verfall des Täters führt. Weil er fand, dass seine Botschaft von Michael Winner falsch dargestellt wurde, schrieb er die „Ein Mann sieht rot“-Fortsetzung „Death Sentence“ (1975). Der Roman wurde 2007 von James Wan als äußerst pessimistische Studie über Selbstjustiz verfilmt. In anderen Romanen erzählt Garfield, wie seine Protagonisten erfolgreich und ohne Gewalt anzuwenden gegen Gewalttäter vorgehen.

Zu „Ein Mann sieht rot“ erklärte Garfield: „I meant it (if you believe in the influence of subtext) as a cautionary lesson, not a recommendation. Revenge is a universal fantasy but, in practice, it isn’t a solution, it’s a problem.“

Hauptdarsteller Charles Bronson äußerte sich in Interviews über den Film ähnlich. Und Winners Film hat durchaus ein Interesse an dieser Frage. Sein Film spielt vor einem konkreten sozialen und politischen Hintergrund: dem New York der frühen siebziger Jahre, als die Millionenstadt in einem Sumpf von Gewalt und Verbrechen versank.

2018 drehte Eli Roth mit Bruce Willis ein vollkommen missglücktes Remake von Michael Winners Film.

mit Charles Bronson, Hope Lange, Vincent Gardenia, Steven Keats, William Redfield, Stuart Margolin, Stephen Elliott, Jeff Goldblum (sein Debüt)

Wiederholung: Samstag, 10. August, 02.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Ein Mann sieht rot“

Wikipedia über „Ein Mann sieht rot“ (deutsch, englisch)

Homepage von Brian Garfield

Meine Besprechung von Joseph Rubens  “The Stepfather” (The Stepfather, USA 1986, nach einer Geschichte von Brian Garfield)

Mein Nachruf auf Brian Garfield

Meine Besprechung von Michael Winners „Rendezvous mit einer Leiche“ (Appointment with Death, USA 1988)

Mein Nachruf auf Michael Winner