Neu im Kino/Filmkritik: „Perfect Days“ – ein Weihnachtsgeschenk von Wim Wenders

Dezember 21, 2023

Es begann mit einem Brief, in dem er gefragt wurde, ob er in Tokio etwas zu einem sozialen und architektonischem Projekt machen wolle. Bekannte Architekten hatten in der Großstadt ein gutes Dutzend prächtig aussehender, in Parks stehender öffentlicher Toiletten gebaut. Ihm wurde vollkommene künstlerische Freiheit und beste Arbeitsbedigungen zugesichert.

Mit dem Angebot rannte Krreativdirektor Takuma Takasaki, der jetzt auch Co-Autor von „Perfect Days“ ist, bei dem bekennenden Japan-Fan Wenders offene Türen ein.

Wenders verliebte sich in den spätern Siebzigern in Tokio und Japan. Seitdem hielt er seine Liebe zu dem Land und der Kultur in mehreren Filmen fest. Erstmals tat er das in seinem Dokumentarfilm „Tokyo-Ga“ (1985), der sich auch mit dem von ihm bewunderten Yasujiro Ozu, seinem Meister, beschäftigt. In „Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten“ (1989) porträtierte er den japanischen Modeschöpfer Yohji Yamamoto.

Ausgehend von dem Angebot besuchte Wenders Tokio einige Tage. Danach schlug er vor, mit dem Geld, das ihm zur Verfügung stehen sollte, nicht mehrere Kurzfilme sondern einen Spielfilm zu drehen. Und dieser Spielfilm, gedreht an sechzehn Tagen in Tokio, ist sein schönster, vollendester, geschlossenster und zugleich offenster Film seit Ewigkeiten. „Perfect Days“ ist ein Wim-Wenders-Film ohne all das Prätentiöse und Verkopfte, das bei seinen Filmen immer wieder nervt.

Im Mittelpunkt steht Hirayama (Kôji Yakusho), ein schweigsamer Mann mit einer Vergangenheit, über die er nicht redet. Er ist ein typischer Wim-Wenders-Mann und zugleich das Gegenteil. Hirayama führt ein auf den ersten Blick eintöniges Leben. Er fährt morgens zur Arbeit und hört dabei alte Musikkassetten mit den Hits, die auch auf einer Wim-Wenders-All-Time-Favourite-Playlist wären.

Danach putzt er öffentliche, im Park stehende Toiletten. Die im Film gezeigten Toiletten sind kleine architektonische Kunstwerke, die wirklich zum Verweilen einladen.

Seine Pause verbringt Hirayama im Park. Er ißt seine Mahlzeit und fotografiert mit einer Pocketkamera Komorebis, also Bilder in denen das Sonnenlicht durch Blätter fällt und Schatten wirft. Es sind poetische Zufallsbilder von Ästen, Blättern, Licht und Schatten.

Nach seiner Arbeit kauft er ein und verbringt einige Zeit in einem Imbiss. Er wäscht sich in einer öffentlichen Badeanstalt. Vor dem Einschlafen liest er in seiner frugal eingerichteten Wohnung Bücher, die bereits von anderen Menschen gelesen und weggeben wurden. Beispielsweise ein Roman von Patricia Highsmith.

Für die Schilderung des ersten Tages nimmt Wenders sich eine halbe Stunde Zeit. Die nächsten Tage schildert er etwas kürzer und durch die Wiederholungen bemerken wir auch die kleinen Abweichungen in Hirayamas Tagesablauf. Hier ein kurzes Gespräch. Da ein Besuch seiner Nichte und, später, seiner Schwester. Bei der Arbeit gibt es auch kleine Veränderungen.

Gerade diese Monotonie sorgt für ein genaues Hinsehen und auch ein angenehm entspanntes, friedfertiges Gefühl.

In „Perfect Days“ porträtiert Wim Wenders einen Menschen, der mit sich selbst im Reinen ist. Dabei fragt er auch nach dem Sinn des Lebens, regt zum Nachdenken darüber an und zeigt Tokio als einen poetischen Ort, an dem man gerne einige Tage verbringen möchte. In der Stadt und in den städtischen Toiletten.

Es endet, jedenfalls vorläufig, damit, dass „Perfect Days“ inzwischen für Japan auf der Shortlist für den Oscar als „Bester internationaler Spielfilm“ steht. Damit steigen die Chancen weiter, dass Wim Wenders für Japan den Preis für den besten Film erhält. Es wäre sein erster Oscar. Nominiert wurde er bereits dreimal. Immer für den Dokumentarfilm-Oscar.

P. S.: Neben „Perfect Days“ stehen „Das Lehrerzimmer“ (für Deutschland) und „The Zone of Interest“ (für Großbritannien, aber in dem in Deutschland spielendem Drama wird nur Deutsch gesprochen) auf der Shortlist. Da stehen die Chancen für eine Oscar doch ganz gut.

Perfect Days (Japan/Deutschland 2023)

Regie: Wim Wenders

Drehbuch: Takuma Takasaki, Wim Wenders

mit Kôji Yakusho, Tokio Emoto, Arisa Nakano, Aoi Yamada, Yumi Asô, Sayuri Ishikawa, Tomokazu Miura, Min Tanaka

Länge: 125 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Filmportal über „Perfect Days“

Moviepilot über „Perfect Days“

Metacritic über „Perfect Days“

Rotten Tomatoes über „Perfect Days“

Wikipedia über „Perfect Days“ (deutsch, englisch) und über Wim Wenders (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Eric Fiedlers „It must schwing – The Blue Note Story“ (Deutschland 2018)

Meine Besprechung von Wim Wenders’ “Hammett” (Hammett, USA 1982)

Meine Besprechung von Wim Wenders/Juliano Ribeiro Salgados “Das Salz der Erde” (The Salt of the Earth, Frankreich/Deutschland 2013)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Every thing will be fine“ (Deutschland/Kanada/Norwegen/Schweden 2015)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Die schönen Tage von Aranjuez“ (Les beaux jours d‘ Aranjuez, Deutschland/Frankreich 2016)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ (Pope Francis: A Man of his Word, Deutschland 2018)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Grenzenlos“ (Submergence, USA 2017)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ “Anselm – Das Rauschen der Zeit” (Deutschland/Frankreich 2023)

Mein Gespräch mit Wim Wenders über „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ (Deutschland/Frankreich 2023)

Wim Wenders in der Kriminalakte

Homepage von Wim Wenders


Neu im Kino/Filmkritik: „Die wandernde Erde II“, inspiriert von Cixin Liu

Dezember 21, 2023

Formal ist der Titel „Die wandernde Erde II“ korrekt, aber auch irgendwo zwischen Irreführung und Unfug. Denn „Die wandernde Erde II“ erzählt nicht, was nach, sondern was vor den in „Die wandernde Erde“ geschilderten Ereignissen passierte. Deshalb muss man, um „Die wandernde Erde II“ zu verstehen, „Die wandernde Erde“ nicht gesehen haben. In China war „Die wandernde Erde“ vor vier Jahren ein Kassenerfolg. Entsprechend schnell war eine Fortsetzung war schnell beschlossen. Bei uns lief der Sciende-Fiction-Film auf Netflix.

Von Cixin Lius Novelle „Die wandernde Erde“ hat „Die wandernde Erde II“ nur die Idee der wandernden Erde übernommen. In seiner Geschichte erzählt Liu die Reise der Erde aus unserem Sonnensystem in ein anderes Sonnensystem. Diese hundert Generatationen dauernde Reise nach Proxima Centauri ist nötig, weil Wissenschaftler prognostizierten, dass unsere Sonne in vierhundert Jahren (im Film sind es nur noch hundert Jahre) die Erde zerstören wird. Zur Rettung der Menschheit schlagen sie letztendlich vor, die Erde in ein Raumschiff zu verwandeln. So und nur so kann die gesamte Menschheit gerettet werden. Diese Lösung wird umgesetzt.

In „Die wandernde Erde II“ ezählt Frant Gwo, der auch „Die wandernde Erde“ inszenierte, wie es zu der Reise der Erde aus unserem Sonnensystem nach Proxima Centauri kommt. Dabei entwirft er ein breites Panorama von Verhandlungen in New York im Hauptquartier der Vereinten Nationen und verschiedenen Forschungsstationen und für das Projekt wichtigen riesigen Einrichtungen auf der Erde und dem Mond. Es gibt tapfere Ingenieure und Raumfahrer, die auf ihren Einsatz vorbereitet werden. Es gibt Angriffe von Terroristen und Soldaten, die die riesigen, für die Reise wichtigen Anlagen gegen die Angriffe verteidigen. Es gibt den Kampf zwischen den Menschen, die das Projekt „Berg versetzen“ (also die Erde auf eine 2500 Jahre dauernde Reise schicken) forcieren und denen, die dem anders gelagerten Projekt „Digitales Leben“ (also einem Transfer unseres Geistes in eine virtuelle Welt) anhängen. Es gibt , wie wir es aus anderen Katastrophenfilmen kennen, eine bekömmliche Mischung aus viel Action, etwas Wissenschaftlerslang, Heroismus und Herzschmerz.

Das ist Blockbuster-Kino in schönster Hollywood-Tradiion. Nur dass dieses Mal die Welt nicht von US-Amerikanern, sondern von Chinesen gerettet wird. Weil der Film weltweit verkauft werden soll, ist die chinesische Propaganda nicht so patriotisch-flaggenschwenkend wie in einem Hollywood-Film. Und, auch wenn die Helden Chinesen sind, wird sich doch immer um einem globalen Blick bemüht.

Das alles erzählt Gwo in seiner ‚Roland Emmerich goes China‘-Variante so todernst, so heroisch und bei den Geschlechterrollen so konservativ (das wäre Emmerich nicht passiert), dass es schon wieder einen spaßigen Retro-Charme hat.

Stilistisch ist „Die wandernde Erde II“ ein atemberaubend stilloses Werk. Da stehen grandios inszenierte Szenen neben peinlich schlechten. Da changieren die Spezialeffekte zwischen hunderprozentig gelungen und indiskutabel schlecht.

Trotzdem ist „Die wandernde Erde II“ ein zukunftsoptimistisches Action-Spektakel für die große Leinwand. Die drei Stunden, in denen tapfere Männer etliche Katastrophen verhindern und so das Projekt immer retten, vergehen angenehm flott.

Die wandernde Erde II (liúlàng dìqiú II, China 2023)

Regie: Frant Gwo

Drehbuch: Yang Zhixue, Gong Geer, Frant Gwo, Ruchang Ye

LV (Idee): Cixin Liu: liúlàng dìqiú (Kurzgeschichte, Erstveröffentlichung in Science Fiction World, Juli 2000) (deutsche Veröffentlichung: Die wandernde Erde, 2019)

mit Andy Lau, Jing Wu, Zhi Wang, Xuejian Li, Yi Sha, Ning Li, Yanmanzi Zhu, Jing Wu

Länge: 173 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage (Yeah, ein Lesetipp)

Cixin Liu: Die wandernde Erde

(übersetzt von Karin Betz, Johannes Fiederling und Marc Hermann)

Heyne, 2019

688 Seiten

14,99 Euro

Originalausgabe

Liulang diqiu

Beijing Wenyi Chubanshe, 2008

Hinweise

Moviepilot über „Die wandernde Erde II“

Metacritic übr „Die wandernde Erde II“

Rotten Tomatoes über „Die wanderde Erde II“

Wikipedia über „Die wandernde Erde II“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Cixin Lius „Spiegel“ (Jingzi, 2004)

Meine Besprechung von Cixin Lius „Die drei Sonnen“ (San Ti, 2008) (und der anderen Werke von Liu)

Meine Besprechung von Cixin Lius „Die wandernde Erde“ (Liulang diqiu, 2008)

Meine Besprechung von Baoshus „Botschafter der Sterne – Ein Trisolaris-Roman“ (三体X:观想之宙, 2011) (Roman spielt in der von Cixin Liu erfundenen Welt)

Mene Besprechung von Christophe Bec/Stefano Raffaele: Die wandernde Erde (2020) (Comicversion von Cixin Lius Geschichte)


TV-Tipp für den 21. Dezember: Wo in Paris die Sonne aufgeht

Dezember 20, 2023

Servus TV, 22.15

Wo in Paris die Sonne aufgeht (Les Olympiades, Frankreich 2021)

Regie: Jacques Audiard

Drehbuch: Céline Sciamma, Léa Mysius, Jacques Audiard

LV: Adrian Tomine: Amber Sweet, Killing and Dying, Hawaiian Getaway (3 Comics)

TV-Premiere. Wunderschöner SW-Ensemblefilm im Stil der Nouvelle Vague. Jacques Audiard verfolgt vier junge Menschen, die zutiefst verunsichert über sich und ihre Lebenspläne sind, in Paris durch das 13. Arrondissement stolpern und sich dabei immer wieder begegnen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Lucie Zhang, Makita Samba, Noémie Merlant, Jehnny Beth, Camille Léon-Fucien, Océane Cairaty, Anaïde Rozam, Pol White, Geneviève Doan

Wiederholung: Freitag, 22. Dezember, 01.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Homepage zum Film

AlloCiné über „Wo in Paris die Sonne aufgeht“

Moviepilot über „Wo in Paris die Sonne aufgeht“

Metacritic über „Wo in Paris die Sonne aufgeht“

Rotten Tomatoes über „Wo in Paris die Sonne aufgeht“

Wikipedia über „Wo in Paris die Sonne aufgeht“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Jacques Audiards „The Sisters Brothers“ (The Sisters Brothers, Frankreich/Spanien/Rumänien/USA/Belgien 2018)

Meine Besprechung von Jacques Audiards „Wo in Paris die Sonne aufgeht“ (Les Olympiades, Frankreich 2021)


Alter Scheiß? A. D. G.: Die Nacht der kranken Hunde

Dezember 20, 2023

Bereits auf den ersten Seiten von A. D. G.s im ländlichen Frankreich in den frühen siebziger Jahren spielendem Noir „Die Nacht der kranken Hunde“ gibt es die größte Überraschung des Romans. Sicher, später gibt es weitere Überraschungen, aber die sind genre-immanent. Die erste Überraschung ist es nicht.

Eine Reinmachefrau entdeckt in einem Schloss die Leiche der Hausbesitzerin Mademoiselle de Sébillet. de Sébillet ist eine ältere, allein lebende, sehr fromme, misstrauische und im Dorf unbeliebte Dame. Die alte Jungfer wurde in ihrem Bett erwürgt. Alle Fensterläden und Türen waren verriegelt. Vom Täter gibt es keine Spur.

Aber die Einheimischen verdächtigen nicht die Gruppe Hippies, die wenige Stunden vorher in der Nähe des Dorfes auf einem brachliegendem Stück Land ihr Lager aufschlugen. Für die Dörfler scheiden die Hippies aus einem einfachen Grund als Täter aus. Die Ermordete war gegenüber anderen Menschen so misstrauisch, dass sie niemals jemand Fremdes, vor allem nicht nach Einbruch der Dunkelheit, in ihr Haus gelassen hätte.

Also muss ein anderer Täter gesucht werden.

Für dieses Tätersuchspiel und den Krimiplot interessiert A. D. G. sich in seinem 1972 in Frankreich erstmals veröffentlichten Noir nicht. Sicher, es passiert einiges und unter der friedlichen Oberfläche eines Provinzdorfes, enthüllt A. D. G. erstaunlich viele Verbrechen, die teilweise weit in die Vergangenheit zurückreichen. Aber im Zweifelsfall zieht der Erzähler sich in die Dorfkneipe zurück oder er hängt mit der Gruppe Neuankömmlinge ab und plaudert mit ihnen und neugierigen Journalisten über Gott und die Welt.

Trotzdem ist der frühe Country-Noir „Die Nacht der kranken Hunde“ für die Fans des französischen Noirs eine willkommene Wiederentdeckung. Schließlich ist der Autor A. D. G., bürgerlich Alain Fournier (1947 – 2004), ein bekannter Noir-Autor, dessen Werke immer wieder ins Deutsche übersetzt wurden. Die literarische Qualität seiner Romane wurde nie bestritten. Aber es gab noch die andere Seite von A. D. G.. Er bezeichnete sich als rechten Anarchisten und wurde auch das literarische Alibi des Front National genannt.

In seinem Nachwort zur Neuausgabe von „Die Nacht der kranken Hunde“ ordnet Martin Compart, der im Elsinor-Verlag die Noir-Reihe herausgibt, Autor, Leben und Werk gewohnt umfangreich und kundig ein: „Seine Energie, seine Vorliebe für spannende Intrigen und verdrehte Plots und sein poetisches Schreiben haben A. D. G. zu einer herausragenden Figur im Noir-Thriller gemacht. Sein Werk ist politisch nicht leicht einzuordnen. Allen Romanen wohnt eine virulente Gesellschaftskritik inne, die ideologisch auch als ‚links‘ fasslich wäre.“

In den Siebzigern waren seine Neo-Polars, die in der einflussreichen „Série Noire“ des Verlags Gallimard erschienen, Bestseller. Andere Krimiautoren, wie Jean-Patrick Manchette, Patrick Raynal, Frédéric H. Fajardie und Jean Vautrin, lobten seine Werke. Sie gehörten zu den Begründern des Neo-Polars und damit des modernen französischen Kriminalromans.

A. D. G.s zunehmend rechte politische Einstellung war seinen Krimis nicht anzumerken. Der persönliche Umgang mit ihm wurde schwieriger. Spätestens ab Mitte der siebziger Jahre war er ideologisch eindeutig im ultrarechten Lager angekommen. 1982 zog er in das französische Übersee-Departement Neukaledonien. Er schrieb weiter Kriminalromane; wobei ihm die drei letzten seiner damals für die „Série Noire“ geschriebenen Noirs nachträglich nicht mehr gefielen. Zwischen 1988 und 2003 veröffentlichte er keine Romane.

In Neukaledonien engagierte er sich politisch als Herausgeber einer Zeitschrift und beim Aufbau von Strukturen für die Front National (seit 2018 Rassemblement National). Er kandidierte auch für die damals offen, sich inzwischen um ein bürgerliches Anlitz bemühende rechtsextreme Partei. Zu seiner Beerdigung im November 2004 kamen zahlreiche rechte Politiker, unter anderem Jean-Marie und Marine Le Pen.

Das war allerdings alles Jahre nach der Veröffentlichung von „Die Nacht der kranken Hunde“. Der Noir überzeugt vor allem als angenehm respektlos geschriebenes Porträt eines Dorfes und der Verbrechen, die seine Bewohner verüben.

A. D. G.: Die Nacht der kranken Hunde

(übersetzt von Kurt Müller) (mit einem Nachwort von Martin Compart)

Elsinor, 2023

196 Seiten

19 Euro

Deutsche Erstausgabe

König Verlag, München, 1973

Originalausgabe

La nuit des grands chiens malades

Éditions Gallimard, Paris, 1972

Hinweise

Elsinor über das Buch

Wikipedia über A. D. G.


TV-Tipp für den 20. Dezember: „Der kleine Prinz“ – Man sieht nur mit dem Herzen gut

Dezember 19, 2023

Arte, 22.25

Der kleine Prinz“ – Man sieht nur mit dem Herzen gut (Frankreich 2023)

Regie: Vincent Nguyen

Drehbuch: Vincent Nguyen

Brandneue einstündige Doku über die letzten Jahre von Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944) und die Entstehung von „Der kleine Prinz“. Sein äußerst populäres modernes Kunstmärchen ist schon lange ein Klassiker der Weltliteratur.

Hinweise

Arte über die Doku (bis zum 23. Juli 2024 in der Mediathek)

Wikipedia über „Der kleine Prinz“ (deutsch, englisch, französisch)


Cover der Woche

Dezember 19, 2023

Bald.


TV-Tipp für den 19. Dezember: Tatort: Schwarzes Wochenende

Dezember 18, 2023

WDR, 22.15

TATORT: Schwarzes Wochenende (Deutschland 1986)

Regie: Dominik Graf

Drehbuch: Dominik Graf, Bernd Schwamm, Michael Hatry

Möbelfabrikant Hencken wird vor Schimanskis Stammhotel „Ideal“ erschossen. Für Schimanski, der die Intrigen zweier verfeindeter Familien aufklären muss, der Auftakt zu einem wirklich schwarzen Wochenende. Und das alles ohne seine geliebte Jacke.

Damals war Dominik Grafs „Tatort“ bei der Kritik ziemlich schlecht weggekommen, heute wird er – zu Recht – als einer der düsteren Klassiker gefeiert. Einer der Höhepunkte des Films ist eine halbstündige Verhörsequenz. Heute undenkbar.

Mit Götz George, Eberhard Feik, Ulrich Matschoss, Dieter Pfaff, Marita Breuer, Marie-Louise Millowitsch

Hinweise

Wikipedia über „Tatort: Schwarzes Wochenende“

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung der von Dominik Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“

Meine Besprechung von Chris Wahl/Jesko Jockenhövel/Marco Abel/Michael Wedel (Hrsg.) “Im Angesicht des Fernsehens – Der Filmemacher Dominik Graf”

Meine Besprechung von Dominik Grafs “Die geliebten Schwestern” (Deutschland/Österreich 2013/2014)

Meine Besprechung von Dominik Grafs Erich-Kästner-Verfilmung „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ (Deutschland 2021)

Meine Besprechung von Domink Graf/Felix von Boehms (Co-Regie) „Jeder schreibt für sich allein“ (Deutschland 2023)

Dominik Graf in der Kriminalakte


Amtlich geprüfte mörderische Weihnachten auf der Insel, Jahrgang 2023 – und der Doktor ist auch dabei

Dezember 18, 2023

Verschneite Weihnachten gibt es nur noch in diesen kitschigen Weihnachtsfilmen, die sich niemand ansieht. Oder in den typisch englischen Rätselkrimis, in denen sich an Weihnachten die gesamte Familie im Landhaus versammelt und den Abend mit dem Mord an einem allseits verhassten Familienmitglied beendet. Manchmal tut es auch eine Gruppe Menschen, die sich zufällig beispielsweise in einem Zug oder einem Dampfschiff treffen und die zufällig alle einen guten Grund für den Mord hatten. Agatha Christie war eine Meisterin im Erfinden dieser Rätselkrimis. Eine ihrer Nachahmerinnen ist Alexandra Benedict. Doch bevor wir uns ihrem „Mord im Christmas Express“ widmen, werden wir einen Blick in die unlängst erschienene Kurzgeschichtensammlung „Weihnachten mit Agatha Christie – Alle Geschichten zum Fest“. Auf 272 Seiten sind alle von Agatha Christie geschriebenen Kurzgeschichten gesammelt, die irgendetwas mit Weihnachten zu tun haben.

Manchmal ist Weihnachten nur noch daran erkennbar, dass Christie in der Geschichte sagt, es sei Weihnachten. Und nicht jede ihrer Weihnachtsgeschichten ist eine Kriminalgeschichte; – eigentlich sind sogar erstaunlich viele der Geschichten keine Kriminalgeschichten. Sicher. Es gibt Kriminalgeschichten mit Miss Marple und Hercule Poirot (wozu auch beide Versionen der Geschichte mit dem Plumpudding gehören) und einigen Kriminalgeschichten ohne ihre weltbekannten Ermittler. Im ersten Text des Sammelbandes erinnert sich Agatha Christie an ihre zahlreichen „Weihnachten auf Abney Hall“. Außerdem wurden die sechs Geschichten, die in „Es begab sich aber… . Bezaubernde Geschichten von himmlischen und irdischen Wundern, die immer und überall geschehen können“ enthalten sind, wieder abgedruckt. Da gibt es dann „Die Fahrt auf der Themse“, die eine Frau, die Menschen nicht mag, verändert, und eine sich über mehrere Kurzgeschichten erstreckende alternative Erzählung der Geschichte von Jesus Geburt.

Zwei Dinge fallen bei dieser Kurzgeschichtensammlung auf. So schrieb Agatha Christie in ihrem langen Schriftstellerleben erstaunlich wenige Kurzgeschichten, die etwas mit Weihnachten zu tun haben. Vierzehn Geschichten und eine Erinnerung sind in dem Buch abgedruckt. Ohne die Geschichte „Die Ankunft des Mr Quin“, die an Silvester spielt, wäre das Buch sogar gut dreißig Seiten dünner geraten. Und es fällt auf, dass Agatha Christie keine gute Kurzgeschichtenautorin war. Ihre Romane sind besser.

Agatha Christie: Weihnachten mit Agatha Christie – Alle Geschichten zum Fest

(übersetzt von Günter Eichel, Lia Franken, Hans Erik Hausner, Michael Mundhenk, Renate Orth-Guttmann und Lotte Schwarz)

Atlantik, 2023

272 Seiten

22 Euro

enthält:

Weihnachten auf Abney Hall (aus Die Autobiographie, 1977)

Die Versuchung (1965)

Die Pralinenschachtel (1923)

Der unfolgsame Esel (1965)

Eine Weihnachtstragödie (1930)

Die Fahrt auf der Themse (1965)

Ein Weihnachtsabenteuer (1923; eine frühe Fassung von „Das Geheimnis des Plumpuddings“)

In der Abendkühle (1965)

Die Pfarrerstochter (1923)

Das Rote Haus (1923)

Die vierzehn Nothelfer (1965)

Das Geheimnis des Plumpuddings (1960)

Der Traum vom Glück (1924)

Die Insel (1965)

Die Ankunft des Mr Quin (1924)

Hinweise

Wikipedia über Agatha Christie (deutsch, englisch)

Homepage von Agatha Christie

Krimi-Couch über Agatha Christie

Meine Besprechung von Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, 1934)

Meine Besprechung von John Guillermins Agatha-Christie-Verfilmung “Tod auf dem Nil” (Death on the Nile, Großbritannien 1978)

Meine Besprechung von Michael Winners Agatha-Christie-Verfilmung „Rendezvous mit einer Leiche“ (Appointment with Death, USA 1988)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ (Murder on the Orient Express, USA 2017)

Meine Besprechung von Gilles Paquet-Brenner Agatha-Christie-Verfilmung „Das krumme Haus“ (Crooked House, USA 2017) (und Buchbesprechung)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“ (Death on the Nile, USA/Großbritannien 2022) (und Buchbesprechung)

Meine Besprechung von Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „A Haunting in Venice“ (A Haunting in Venice, USA 2023) (und Buchbesprechung)

Viel Schnee gibt es in Alexandra Benedicts „Mord im Christmas Express“. Rosalind ‚Roz‘ Parker ist am 23. Dezember auf dem Weg nach Schottland. Bis vor kurzem war sie Detective bei der Londoner Polizei. Künftig will sie sich um ihre Tochter und ihre Enkelin, die früher zur Welt kommt als geplant, kümmern.

Kurz vor dem Ziel bleibt der Nachtzug im Schnee stecken. Und es gibt eine Leiche. Die Influencerin Meg Forth wurde tot in ihrem Abteil aufgefunden. Es ist von innen verschlossen. Es gibt keine Spuren im Schnee. Trotzdem sind Roz und alle anderen Mitreisenden überzeugt, dass Meg ermordet wurde. Wahrscheinlich von ihrem Freund Grant McVey.

Als gewiefter Krimileser schließt man ihren jähzornigen und besitzergreifenden Freund sofort als Täter aus. Das liegt vor allem daran, dass Benedict im Prolog explizit Meg als Opfer und Grant als Täter nennt. Für eine Rätselkrimi wäre dieses Verraten des Täters durch den Autor auf den ersten Seiten kontraproduktiv und ein ultimativer Verrat an den Regeln des Spiels, das von Benedict gespielt wird. „Mord im Christmas Express“ soll nämlich ein in der Gegenwart spielender, nichtsdestotrotz traditioneller Rätselkrimi sein. So erwähnt sie mehrmals Agatha Christe und ihren „Mord im Orientexpress“. Der Mord geschieht, wie wir es aus den Cozies kennen, erst ziemlich spät. In diesem Fall wird Megs Leiche in der Buchmitte entdeckt. Bis dahin stellt Benedict die verschiedenen Zugpassagiere vor und streut Verdachtsmomente gegen sie ge. Danach werden verschiedene Spuren verfolgt und Roz fragt sich, wie der Mörder das von innen verschlossene Abteil verlassen konnte.

Als Rätselkrimi ist Alexandra Benedicts „Mord im Christmas Express“ trotzdem eine ziemliche Enttäuschung. Ein Rätselkrimi lebt von den kunstvoll gelegten falschen Fährten und der überraschenden, im nachhinein überzeugenden Auflösung. Beides ist hier bestenfalls in homöopathischen Dosen vorhanden.

Der Rest ist dann locker vor sich hin erzählt und wir erfahren mehr über Roz‘ Leben, ihre Gefühle und Wünsche als wir jemals über Miss Marple und Hercule Poirot erfahren haben.

In Großbritannien hat Alexander Benedict seit 2005 zwanzig Bücher, teils Cozy-Krimis, teils Science-Fiction, teils Mystery, teils historische Liebesgeschichten, teils Serien, teils Einzelromane, veröffentlicht. „Mord im Christmas Express“ ist der erste von ihr auf Deutsch veröffentlichte Roman und bislang ein Einzelroman.

Alexandra Benedict: Mord im Christmas Express

(übersetzt von Anke Caroline Burger)

Tropen, 2023

336 Seiten

17 Euro

Originalausgabe

Murder on the Christmas Express

Simon & Schuster, London, 2022

Hinweise

Homepage von Alexandra Benedict

Fantastic Fiction über Alexandra Benedict

Es ist kein Weihnachtskrimi.“ sagt Richard Osman über seinen neuen Krimi „Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt“. Der Roman beginnt an Weihnachten. Aber der Anlass für den Mord und der Mord geschehen erst am 27. Dezember. An diesem Tag nach Weihnachten gibt bei dem Antiquitätenhändler Kuldesh Shamar ein Drogenkurier ein Terrakottagefäß ab. Es enthält eine Ladung Drogen. Shamar soll als zwangsrekrutierter Zwischenhändler das Gefäß am nächsten Tag weiterverkaufen. Am Abend wird er in einem Waldstück erschossen. Seine Leiche wird erst am 1. Januar von einem Spaziergänger entdeckt.

Weil die Mitglieder des Donnerstagsmordclubs – einem wöchentlichen Treffen von vier Bewohnern der noblen Seniorenresidenz Coppers Chase in der südostenglischen Grafschaft Kent – das Opfer kennen, beginnen Joyce Meadowcroft, Elizabeth Best, Ron Ritchie und Ibrahim Arif mit der Suche nach dem Täter. Liebevoll unterstützt werden sie von aus früheren Mordfällen mit ihnen befreundeten Polizisten. Die lokalen Drogenbanden, die den Handel in der Gegend unter sich aufgeteilt haben, treiben sie mit ihrer bewährten Mischung aus Gebrechlichkeit, Penetranz und Schrulligkei in den Wahnsinn. Und schnell stapeln sich in der Gegend die Leichen.

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt“ ist der bereits vierte „Donnerstagsmordclub“-Krimi von Richard Osman, der sich kaum von seinen vorherigen Krimis unterscheidet. Alles ist ziemlich cozy, mild humoristisch und dialoggetrieben. Der Plot ist eher vernachlässigbar. Der Rätselplot sowieso. Die „Donnerstagsmordclub“-Krimis sind, auch wenn sie auf den ersten Blick so wirken, keine klassischen Rätselkrimis. Der Verkaufserfolg immens. Alle „Donnerstagsmordclub“-Krimis wurden Bestseller. Im Moment steht der vierte Band der Serie auf dem dritten Platz der Spiegel-Bestsellerliste.

 

Richard Osman: Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt

(übersetzt von Sabine Roth)

List, 2023

432 Seiten

17,99 Euro

Originalausgabe

The last Devil to die

Viking, UK, 2023

Hinweise

Wikipedia über Richard Osman (deutsch, englisch)

List über Richard Osman

BookMarks über „Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt“

Meine Besprechung von Richard Osmans „Der Donnerstagsmordclub“ (The Thursday Murder Club, 2020)

Meine Besprechung von Richard Osmans „Der Mann, der zweimal starb“ (The Man who died twice, 2021)

Mein Bericht über Richard Osmans Besuch 2022 in Berlin

Mein Interview mit Richard Osman über „Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt“ (The last Devil to die, 2023)

In seinem Krimi „Das Geheimnis der Silvesternacht“ schickt Nicholas Blake seinen Ermittler, Privatdetektiv Nigel Strangeways, ins malerisch verschneite Downcombe. Im Auftrag der Abteilung für Innere Sicherheit soll er über die Weihnachtsferien Professor Alfred Wragby beschützen. Wragby ist ein Physiker, der gerade eine Entdeckung gemacht hat, für die sich auch Russland interessiert. Für Strangeways klingt das nach einigen entspannten Tagen in einem eingeschneiten Landsitz im Südwesten Englands.

Weil Wragby ein unbestechlicher Wissenschaftler ist, entführen die russischen Agenten und ihre Handlanger kurz nach Weihnachten Wragbys achtjährige Tochter Lucy. Sie wollen sie freilassen, wenn er ihnen alles über seine Entdeckung verrät. Allerdings haben die Entführer nicht mit Wragbys Sturheit und Lucys Schlauheit gerechnet.

Zwischen 1935 und 1966 schrieb Nicholas Blake sechzehn Strangeways-Kriminalromane. „Das Geheimnis der Silvesternacht“ ist der fünfzehnte Strangeways-Krimi und Strangeways hat nur eine Nebenrolle in dem Entführungsthriller, in dem die Täter von Anfang an bekannt sind (im ersten Kapitel des Krimis besprechen sie ausführlich ihren Plan) und Blake die Geschichte parallel aus mehreren Perspektiven erzählt. Die Formel, die die Entführer von Wragby erpressen wollen ist dabei nur ein austauschbarer MacGuffin. Der Ost/West-Konflikt ist nur die ebenso austauschbare Kulisse für eine Entführungsgeschichte, die 1962/1963 spielen soll, aber wie eine Geschichte aus den Fünfzigern oder einem noch früherem Jahrzehnt wirkt.

Nicholas Blake: Das Geheimnis der Silvesternacht

(neu übersetzt von Dorothee Merkel)

Klett-Cotta, 2023

336 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

The Sad Variety

Collins Crime Club, Glasgow, 1964

Deutsche Erstausgabe

Ein Engel soll sterben

Gebrüder Weiss Verlag, 1966

Hinweise

Wikipedia über Nicholas Blake (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Nicholas Blakes „Das Geheimnis von Dower House – Eine weihnachtliche Kriminalgeschichte“ (Thou Shell of Death, 1936)

Zugegeben, das letzte Buch dieser Kolumne mit in diesem Jahr neu oder erstmals veröffentlichten, in England spielenden Weihnachtskrimis ist kein Kriminalroman, noch nicht einmal ein Buch mit Kurzkrimis (auch wenn es die ein oder andere Straftat gibt), aber etliche Geschichten spielen in Großbritannien, meistens in London, der Held der Geschichten ist eine britische Institution und alle zwölf Geschichten sind äußerst kurzweilige Weihnachtsgeschichten. Jacqueline Rayner, Colin Brake, Richard Dungworth, Mike Tucker, Gary Russel und Scott Handcock schrieben Geschichten mit den damals, als das Buch im Original veröffentlicht wurde, bekannten zwölf Doktoren. Inzwischen ist die langlebige BBC-Serie „Doctor Who“ beim fünfzehnten Doktor angelangt.

Der Doktor beziehungsweise Doctor Who ist ein durch Raum und Zeit reisender Timelord vom Planeten Gallifrey. Er kann sich in neuer Gestalt mehr oder weniger vollständig regenerieren; – was eine ebenso geniale wie einfache Idee der TV-Serienmacher war, um Schauspielerwechsel und damit verbundene Veränderungen zu erklären. Das Raumschiff von Doctor Who, die TARDIS, sieht wie eine normale englische Polizei-Notrufzelle aus. Innen ist sie riesig. Meistens reist der Doktor allein. Aber er hat nichts gegen wechselnde menschliche Mitreisende.

Seine Abenteuer führen ihn in dem Sammelband „Die zwölf Doktoren der Weihnacht“ ziemlich oft nach London zu verschiedenen Jahren. Er besucht auch andere Orte auf der Erde. Einmal, am Heiligabend 1968, trifft er sich mit der Besatzung der Apollo 8 auf der erdabgewandten Seite des Mondes. In der Raumkapsel wurde nämlich ein Päckchen für den Doktor deponiert. Er holt es ab, zeigt den Astronauten seine TARDIS und lässt sie anschließend weiterfliegen. Zurück in ihrer Raumkapsel fragen sie sich, ob sie ihren Kollegen von der Begegnung mit dem im Weltraum ohne Atemgerät schwebenden Doktor erzählen sollen.

Und es geht noch weiter in den Weltraum zu unbemannten Frachtschiffen und für uns sehr fremden Planeten, auf denen der Doktor nicht immer willkommen ist.

Alle Geschichten, über die hier nicht mehr verraten werden soll, spielen an Weihnachten, es wird oft sehr weihnachtlich und, was noch wichtiger ist, alle Geschichten sind sehr vergnüglich.

Im Original erschien der Sammelband in der „BBC Children’s Book“-Reihe. Beim Lesen ist mir nicht aufgefallen, dass die Geschichten speziell für Kinder und Jugendliche geschrieben wurden.

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Da empfehle doch jetzt tatsächlich in einer Kolumne über Weihnachtskrimis, die dieses Jahr erstmals oder in einer neuen Ausgabe erschienen sind, am vollmundigsten eine Sammlung von Science-Fiction-Kurzgeschichten mit einer TV-Serienfigur als Hauptfigur.

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Unglaublich, aber wahr. Jedenfalls in diesem Universum.

V. A.: Doctor Who – Die zwölf Doktoren der Weihnacht

(übersetzt von Isabelle Gore)

Cross Cult, 2023

304 Seiten (+ 24 Seiten Illustrationen)

24 Euro

Originalausgabe

Doctor Who – Twelve Doctors of Christmas

BBC Children’s Books/Puffin Books/Penguin Random House, 2016

enthält

Jacqueline Rayner: Der Weihnachtswunsch (All I want for Christmas)

Colin Brake: Ein Winternachtsalbtraum (A Comedy of Terrors)

Jacqueline Rayner: Die Weihnachtsinversion (The Christmas Inversion)

Richard Dungworth: Drei Weise aus dem Abendland (Three Wise Men)

Mike Tucker: Sontars Helferlein (Sontar’s Little Helpers)

Gary Russel: Ein Märchen von New New York (Fairy Tale of New New York)

Mike Tucker: Die Weihnachtswerkstatt (The Grotto)

Scott Handcock: Geist der vergangenen Weihnacht (Ghost of Christmas Past)

Gary Russell: Das rote Fahrrad (The Red Bicycle)

Richard Dungworth: Flüchtiger Äther (Loose Wire)

Scott Handcock: Das Geschenk (The Gift)

Colin Brake: Die Beständigkeit der Erinnerung (The Persistence of Memory)

(Naa, da wecken die Originaltitel aber einige Assoziationen.)

Hinweise

BBC über „Doctor Who“ (englisch)

Wikipedia über „Doctor Who“ (deutsch, englisch)

BBC-YouTube-“Doctor Who“-Kanal (zum Abtauchen in den Strudel jenseits von Raum und Zeit)

Meine Besprechung von Stephen Baxters „Doctor Who: Rad aus Eis“ (Dcotor Who: The Wheel of Ice, 2012)

Meine Besprechung des Sammelbandes „Doctor Who: 11 Autoren – 11 Geschichten“ (Doctor Who – 11 Doctors 11 Stories, 2013)

Meine Besprechung von Justin Richards‘ „Doctor Who: Silhouette“ (Doctor Who: Silhouette, 2014)

Meine Besprechung von Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Christoper Jones/Marco Leskos „Doctor Who – Der siebte Doctor: Tanz auf dem Vulkan“ (Doctor Who – The Seventh Doctor: Operation Volcano, 2018)

Meine Besprechung von Terry McDonoughs Spielfilm über die Anfänge von „Doctor Who“ „Ein Abenteuer in Raum und Zeit“ (An Adventure in Space and Time, Großbritannien 2013)


Ihr wollt noch mehr Tipps für Weihnachtskrimis?

Gerne: hier und hier und es gibt Zyankali vom Weihnachtsmann.

 


TV-Tipp für den 18. Dezember: Die Brücken am Fluss

Dezember 17, 2023

Arte, 20.15

Die Brücken am Fluß (The Bridges of Madison County, USA 1995)

Regie: Clint Eastwood

Drehbuch: Richard LaGravenese

LV: Robert James Waller: The Bridges of Madison County, 1992 (Die Brücken am Fluß)

Francesca (Meryl Streep) stellt sich auf ihrer abgelegenen Farm auf vier ruhige Tage ohne ihren Mann und die Kinder ein. Da taucht ein Fotograf (Clint Eastwood) auf, der sie nach dem Weg zu den titelgebenden Brücken fragt. Sie zeigt ihm den Weg und verliebt sich in den geheimnisvollen Fremden.

Die Vorlage soll furchtbar kitschig sein. Der Film ist es nicht.

„Ein meisterhafter Film der Gefühle ohne Duselei, mit Geist, Charme und Lebenserfahrung.“ (Fischer Film Almanach 1996)

Danach, um 22.25 Uhr, zeigt Arte die Doku „Meryl Streep: Die unverstellte Göttin“ (Frankreich 2020) und danach, um 23.20 Uhr, die Doku „Clint Eastwood“ (Frankreich 2022).

mit Clint Eastwood, Meryl Streep, Annie Carley, Victor Slezak

Wiederholung: Mittwoch, 20. Dezember, 14.10 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Brücken am Fluß“

Wikipedia über „Die Brücken am Fluß“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Hereafter – Das Leben danach“ (Hereafter, USA 2010)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods “Jersey Boys” (Jersey Boys, USA 2014)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „American Sniper“ (American Sniper, USA 2014)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Sully“ (Sully, USA 2016)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „The Mule“ (The Mule, USA 2018)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Der Fall Richard Jewell“ (Richard Jewell, USA 2019)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Cry Macho“ (Cry Macho, USA 2021)

Meine Besprechung von Kai Blieseners „Clint Eastwood – Mann mit Eigenschaften“ (2020)

Clint Eastwood in der Kriminalakte


Die Krimibestenliste 2023

Dezember 17, 2023

Also dann: das sind laut der von Deutschlandfunk Kultur jeden Monat präsentierten Krimibestenliste die zehn besten Krimis des Jahres 2023. Ausgewählt wurden sie von der Krimibestenliste-Jury aus den 64 Krimis, die im Lauf des Jahres in ihrer monatlichen Krimibestenliste erwähnt wurden:

1) James Kestrel: Fünf Winter

(Aus dem Englischen von Stefan Lux)

Suhrkamp, 499 Seiten, 20 Euro

2) Megan Abbott: Aus der Balance

(Aus dem Englischen von Karen Gerwig und Angelika Müller)

Pulp Master, 416 Seiten, 16 Euro

3) Percival Everett: Die Bäume

(Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl)

Hanser, 365 Seiten, 26 Euro

4) Deepti Kapoor: Zeit der Schuld

(Aus dem Englischen von Astrid Finke)

Blessing, 686 Seiten, 28 Euro

5) Nicola Lagioia: Die Stadt der Lebenden

(Aus dem Italienischen von Verena von Koskull)

btb, 508 Seiten, 25 Euro

6) Yasmin Angoe: Echo der Gewalt

(Aus dem Englischen von Karin Diemerling)

Suhrkamp, 424 Seiten, 18 Euro

7) Andreas Pflüger: Wie sterben geht

Suhrkamp

448 Seiten, 25 Euro

8) Jan Costin Wagner: Einer von den Guten

Galiani Berlin

203 Seiten, 23 Euro

9) Laurent Mauvignier: Geschichten der Nacht

(Aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer)

Matthes & Seitz, 511 Seiten, 28 Euro

10) Mathijs Deen: Der Taucher

(Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke)

mare, 318 Seiten, 22 Euro

 


TV-Tipp für den 17. Dezember: Todeszug nach Yuma

Dezember 16, 2023

3sat, 23.15

Todeszug nach Yuma (3:10 to Yuma, USA 2007)

Regie: James Mangold

Drehbuch: Halsted Welles, Michael Brandt, Derek Haas

LV: Elmore Leonard: Three-Ten to Yuma, 1953 (Die Kurzgeschichte erschien zuerst in Dime Western, später in den Sammlungen „The Tonto Woman and other Western stories“ und „Complete Western stories“)

Der arme, integere Farmer Dan Evans erklärt sich bereit, den charismatischen und skrupellosen Banditen Ben Wade durch die Prärie zum Zug nach Yuma zu bringen. Wades Bande will das verhindern.

Das Remake von „Zähl bis drei und bete“ (USA 1957, Regie: Delmer Daves) ist in jeder Beziehung größer als das kammerspielartige Original. Sogar der Zug hat Verspätung.

Trotzdem ein schöner Western, eine gute Leonard-Verfilmung (bei Western war die Trefferquote sowieso schon immer höher), mit einem leicht vermurksten Schluss.

„Todeszug nach Yuma“ erhielt den Bronze Wrangler der Western Heritage Awards als bester Western des Jahres.

Mit Russell Crowe, Christian Bale, Peter Fonda, Gretchen Mol, Ben Foster, Dallas Roberts

Hinweise

Metacritic über “Todeszug nach Yuma”

Rotten Tomatoes über “Todeszug nach Yuma”

Wikipedia über „Todeszug nach Yuma“ (deutsch, englisch)

zu James Mangold

Meine Besprechung von James Mangolds “Wolverine – Weg des Kriegers” (The Wolverine, USA 2013)

Meine Besprechung von James Mangolds „Logan – The Wolverine“ (Logan, USA 2017)

Meine Besprechung von James Mangolds „Le Mans 66: Gegen jede Chance“ (Ford v Ferrari, USA 2019)

Meine Besprechung von James Mangolds „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ (Indiana Jones and the Dial of Destiny, USA 2023)

zu Elmore Leonard

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leoanrds “Raylan” (Raylan, 2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards “Raylan” (2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Dschibuti“ (Djibouti, 2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Djibouti“ (2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Road Dogs“ (Road Dogs, 2009)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Meine Meldung von Elmore Leonards Tod

Elmore Leonard in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Frank Göhre/Alf Mayers „King of Cool – Die Elmore-Leonard-Story“ (2019)


Neu im Kino/Filmkritik: Über das Road-Movie „791 km“, das Drama „All eure Gesichter“, den Noir „Eileen“ und das Biopic „Munch“

Dezember 16, 2023

Wegen eines Sturmtief stellt die Bahn ihren Betrieb ein und verteilt Taxi-Gutscheine an die am Abend in München im Hauptbahnhof gestrandeten Passagiere. Die pensionierte Professorin und verbal rüstige Alt-Prostlerin Marianne (Iris Berben), das zerstrittene Pärchen Tiana (Nilam Farooq), die am nächsten Vormittag eine für ihr Start-Up wichtige Präsentation, und Freund, der tiefenentspannte Schluffi Philipp (Ben Münchow), und die geistig behinderte Susi (Lena Urzendowsky) entern Josephs Taxi. Jeder von ihnen muss aus einem anderen wichtigen Grund am nächsten Tag in Hamburg sein.

Als der notorisch schlecht gelaunte Joseph (Joachim Król) die Taxi-Gutscheine sieht und erfährt, dass er jeden Gutschein einzeln abrechnen kann, ist er bereit von München nach Hamburg zu fahren.

In seinem Feelgood-Film „791 km“ erzählt Tobi Baumann („Faking Hitler“), wie die fünf Menschen, die sich zufällig getroffen haben, sich auf der nächtlichen Fahrt quer durch Deutschland näher kommen. Und wie es das Drehbuch so will, sind sie alle gegensätzliche und sich entsprechnd gut ergänzende Archetypen, die auch ein Spiegelbild der deutschen Gesellschaft sind. Das ist immer eine Spur zu didaktisch erzählt und zu sehr in Richtung TV-Bildschirm erzählt, um auf der großen Kinoleinwand zu begeistern.

791 km (Deutschland 2023)

Regie: Tobi Baumann

Drehbuch: Gernot Gricksch (nach einer Idee von Tobi Baumann)

mit Iris Berben, Joachim Król, Nilam Farooq, Ben Münchow, Lena Urzendowsky, Langston Uibel, Barbara Philipp, Denis ‚Marschall‘ Ölmez, Götz Otto

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Filmportal über „791 km“

Moviepilot über „791 km“

Wikipedia über „791 km“

In einem Stuhlkreis sitzen Täter und Opfer eines Verbrechens und reden darüber. ‚restorative justice‘ nennt sich die Methode. Es geht um einen formalisierten Prozess des gegenseitigen Verstehens und auch Verzeihens. Sie ähnelt dem bei uns als Täter-Opfer-Ausgleich bekannten Modell.

In seinem Spielfilm „All eure Gesichter“ zeigt Jeanne Herry („In sicheren Händen“) mehrere dieser Prozesse und sie zeigt die Chancen, die diese Methode hat. Sie geht auch auf die Voraussetzungen, aber nicht auf die Beschränkungen ein.

Trotzdem ist „All eure Gesichter“ als karg inszeniertes, sich auf seine Schauspieler, die sich teils im Stuhlkreis, teils direkt gegenüber sitzen, konzentrierendes Dialogdrama sehenswert. Das Kammerspiel für die große Leindwand regt zum Nachdenken über Schuld, Sühne und verschiedene Methoden einer Verarbeitung an.

All eure Gesichter (Je verrai toujours vos visages, Frankreich 2023)

Regie: Jeanne Herry

Drehbuch: Jeanne Herry, Chloé Rudolf

mit Birane Ba, Leïla Bekhti, Dali Benssalah, Elodie Bouchez, Suliane Brahim, Jean-Pierre Darroussin, Adèle Exarchopolous, Gilles Lellouche, Miou-Miou, Denis Podalydès

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

AlloCiné über „All eure Gesichter“

Moviepilot über „All eure Gesichter“

Rotten Tomatoes über „All eure Gesichter“

Wikipedia über „All eure Gesichter“ (englisch, französisch)

Massachusetts im Winter 1964: die schüchterne Eileen Dunlop (Thomasin McKenzie) lebt noch bei ihrem Vater, einem jähzornigem Alkoholiker, und arbeitet im Jugendgefängnis als Sekretärin. Ihr triester Alltag verändert sich schlagartig, als die neue Psychologin des Gefängnisses eintrifft. Rebecca Saint John (Anne Hathaway) ist ein Marilyn-Monroe-Lookalike, die sofort allen Männern den Kopf verdreht. Aber dann lädt die Femme Fatale Eileen zu einem Drink ein.

Eileen“ ist die langweilige Arthaus-Version eines Noirs. Für einen gelungenen Noir entwickelt sich die Geschichte viel zu langsam und nebulös. Ehe dann im dritten Akt plötzlich alles anders wird.

Eileen (Eileen, USA 2023)

Regie: Willliam Oldroyd

Drehbuch: Ottessa Moshfegh, Luke Goebel

LV: Ottessa Moshfegh: Eileen, 2015 (Eileen)

mit Thomasin McKenzie, Anne Hathaway, Shea Whigham, Marin Ireland, Owen Teague

Länge: 98 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Eileen“

Metacritic über „Eileen“

Rotten Tomatoes über „Eileen“

Wikipedia über „Eileen“ (deutsch, englisch)

In seinem Biopic „Munch“ über den Künstler Edvard Munch (12. Dezember 1863 – 23. Januar 1944) (Ja, das ist der mit dem Bild „Der Schrei“, das die Ghostface-Maske in den „Scream“-Filmen inspirierte.) erzählt Henrik M. Dahlsbakken das schwierige Leben des Künstlers zwischen Alkoholismus, Genie und Wahnsinn nicht chronologisch nach. Er zersplittert es auf mehrere Zeitebenen, zwischen den er kontextlos hin und her springt und er lässt Munch von drei Schauspielern und einer Schauspielerin spielen. Sie spielen ihn als 21-, 29-, 45- und 80-jährigen Mann. Und für jeden Munch-Schauspieler gibt es einen eigenen Stil.

Das Ergebnis ist ein sich experimentell gebendes Biopic, das wenig über den Künstler verrät und einen erstaunlich unberührt lässt.

Munch (Munch, Norwegen 2023)

Regie: Henrik M. Dahlsbakken

Drehbuch: Mattis Herman Nyquist, Gina Cornelia Pedersen, Fredrik Høyer, Eivind Sæther

mit Alfred Ekker Strande, Mattis Herman Nyquist, Ola G. Furuseth, Anne Krigsvoll, Anders Baasmo Christiansen, Lisa Carlehed, Jesper Christensen

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Munch“

Rotten Tomatoes über „Munch“

Wikipedia über „Munch“ und Edvard Munch (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 16. Dezember: Wild Christmas

Dezember 15, 2023

Bald ist wieder

ServusTV, 22.55

Wild Christmas (Reindeer Games, USA 2000)

Regie: John Frankenheimer

Drehbuch: Ehren Kruger

Knacki Rudi Duncan freut sich wie Bolle. Unter der Identität eines verstorbenen Knastkumpels will er sich an dessen Brieffreundin heranmachen. Die sieht nämlich unglaublich gut aus. Dummerweise hat sie einen Bruder. Der möchte, dass Rudi ihm beim Überfall eines Casinos hilft. Ein Casino, in dem Rudi früher arbeitete.

John Frankenheimers letzter Kinofilm ist nicht gerade ein Meisterwerk, aber ein vergnüglicher Neo-Noir mit viel Schnee, Weihnachtsmännern und vielen Dingen, die mit Weihnachten nichts zu tun haben.

„Mag das Drehbuch auch gelegentlich ein wenig überkonstruiert erscheinen, die Inszenierung von Regie-Veteran Frankenheimer erweist sich als absolut schnörkellos und handwerklich perfekt.“ (tip 25/2000)

Die US-Kritik war nicht so begeistert.

Frankenheimer inszenierte „Der Gefangene von Alcatraz“, „Botschafter der Angst“ (The Manchurian Candidate), „Grand Prix“, „French Connection II“, „Schwarzer Sonntag“ und „Ronin“.

mit Ben Affleck, Gary Sinise, Charlize Theron, Donal Logue, Danny Trejo, Clarence Williams III, Dennis Farina

Wiederholung: Sonntag, 17. Dezember, 02.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Wild Christmas“

Wikipedia über „Wild Christmas“ (deutsch, englisch)

Meine Bepsrechung von John Frankenheimers „Die jungen Wilden“ (The Young Savages, USA 1960)


Neu im Kino/Filmkritik: Über John Woos Weihnachtsfilm „Silent Night – Stumme Rache“

Dezember 15, 2023

Untätig war John Woo die letzten Jahre nicht, aber seit zwanzig Jahren, seit dem Science-Fiction-Film „Paycheck – Die Abrechnung“, lief keiner seiner Filme mehr regulär in unseren Kinos. Insofern ist „Silent Night – Stumme Rache“ eine Rückkehr auf die große Leinwand, die zeigt, warum wir John Woo vor über zwanzig Jahren zwischen Heroic-Bloodshed-Epen und Hollywood-Actionfilmen (wie „Face/Off“) so liebten. Das war alles so übertrieben wie grandios. An diese Filme knüpft John Woo mit seinem neuen Film an, ohne auch nur im Ansatz die Qualität seiner besten Filme zu erreichen.

Es geht um Brian Godlock (Joel Kinnaman). Bei einer Schießerei zwischen verfeindeten Gangsterbanden wird sein kleiner Sohn am Heiligabend von einer herumirrenden Kugel getötet. Brian wird schwer verletzt und verliert seine Stimme. Er schwört Rache. Exakt ein Jahr nach dem Tod seines Sohnes will er die Verbrecher ermorden.

Die Rachestory ist nur die Klammer für die Action und ein formales Experiment. Denn „Silent Night – Stumme Rache“ ist ein Stummfilm. Und John Woo hält sich an diese selbstgewählte Beschränkung, die ihn zwingt, alles über die Bilder, Gesten und Mimik zu erzählen. Eben diese Beschränkung führt auch zu einer sehr simplen Geschichte, die primär dazu dient, die Actionszenen, die sich auf das letzte Drittel des Film konzentrieren, miteinander zu verbinden.

Diese fallen eher pflchtschuldig und humorlos aus. So wie Brian stoisch seinen Racheplan verfolgt und schließlich am Heiligabend ausführt, führt John Woo hier die Action aus. Schnell und schnörkellos werden die austauschbaren Bösewichter erledigt. Nur bei dem ersten Bösewicht dauert es länger. Nach seinem Training schnappt Brian sich einen der Bösewichter und verschleppt ihn in seine Reihenhauswohnung. Dort soll er auf zwei Blatt Papier alles über die Verbrecherorganisation, zu der er gehört, aufschreiben. Der Gangster denkt nicht daran, die Zettel auszufüllen. Er geht zum Angriff über. Im anschließenden Kampf wird Brians halbes Haus verwüstet – und er muss erkennen, dass ein realer Kampf sich von YouTube-Videos und einem allein ausgeführten Training unterscheidet.

Die erste große Actionszene ist am Anfang des Films. Ohne irgendeine Erklärung wirft John Woo uns direkt in die Geschichte. Langsam können wir uns zusammenreimen, warum ein Mann in einem geschmacklosen Weihnachtspullover durch die sonnendurchfluteten Straßen einer größeren Stadt hetzt, einen roten Luftballon und wild um sich schießende Gangster verfolgt.

Die dritte große und finale Actionszene ist dann im Hauptquartier des Verbrecherbosses. Brian stürmt in das Haus und legt auf seinem Weg zu Playa (Harold Torres) einen seiner Fußsoldaten nach dem nächsten um. Dieser oft kopierte Kampf in einem Treppenhaus weckt Erinnerungen an Gareth Evans‘ „The Raid“.

Und damit kommen wir zum Problem der Actionszenen. Sie sind episch und auch gut inszeniert, aber früher war John Woo ein bahnbrechender Vorreiter. Heute ist es anders. In den „John Wick“-Filmen ist die handgemachte Action einfach besser. Und sie sieht besser aus. Das liegt natürlich auch daran, dass hier die Zentrale des Bösewichts in einer heruntergekommenen Fabrik ist, in der die Beleuchtung bestenfalls funktional ist. Und John Woo hatte nur ein eingeschränktes Budget. Trotzdem ändert das alles nichts daran, dass andere Regisseure inzwischen packendere Actionszenen inszenieren. Das macht den Actionfilm zu einer ziemlich drögen Angelegenheit.

Dennoch ist Woos Weihnachtsfilm viel besser als seine oft grotesk misslungenen TV-Arbeiten. Die hatten ein zu niedriges Budget für gute Actionszenen und mussten sich in jeder Beziehung den TV-Konventionen beugen. Gleichzeitig ist sein neuester Actionfilm auch viel schlechter als seine Klassiker. „Silent Night – Stumme Rache“ ist auch keines dieser Alterswerke, in denen ältere Regisseure noch einmal ihr Werk, ihre Themen und ihren Stil Revue passieren lassen. Dafür fehlt zu viel davon. „Silent Night – Stumme Rache“ ist ein 08/15-Thriller mit bestenfalls durchwachsener Action (vor allem im Vergleich zu Woos früheren Actionszenen und, aktuell, den „John Wick“-Filmen) und einer Story, die nur wegen des Stummfilm-Kunstkniffs akzeptabel ist.

Trotz all dieser Kritik ist der Thriller eine willkommene Rückkehr. Sie erinnert an John Woos Meisterwerke und weckt die Lust, sie sich wieder anzusehen. Die Gelegenheit dafür ist günstig. In den kommenden Monaten erscheinen sie, wenn die Ankündigungen stimmen, erstmals in adäquaten Blu-ray-Veröffentlichungen. Unterschiede gibt es beim Bonusmaterial und den auf der Blu-ray enthaltenen Zahl der Fassungen. Aber immer ist die bislang teils schwer, teils überhaupt nicht, teils bestenfalls halblegal erhältliche Uncut-Fassung enthalten.

Gerade ist „The Killer“ erschienen. Für den 23. Februar ist „Hard-Boiled“, für den 28. März „Harte Ziele“, sein Hollywood-Debüt, und für den 31. Mai ist „Bullet in the Head“ angekündigt. Das ist für John-Woo-Fans, alte und neue, das echte Weihnachtsgeschenk. Der kleine dreckige Action-Stummfilm „Silent Night – Stumme Rache“ ist die Beigabe.

Silent Night – Stumme Rache (Silent Night, USA 2023)

Regie: John Woo

Drehbuch: Robert Archer Lynn

mit Joel Kinnaman, Scott Mescudi, Harold Torres, Catalina Sandino Moreno

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Silent Night“

Metacritic über „Silent Night“

Rotten Tomatoes über „Silent Night“

Wikipedia über „Silent Night“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 15. Dezember: Antlers

Dezember 15, 2023

Sat.1, 23.40

Antlers (Antlers, USA 2021)

Regie: Scott Cooper

Drehbuch: C. Henry Chaisson, Nick Antosca, Scott Cooper

LV: Nick Antosca: The Quiet Boy, 2019 (Kurzgeschichte)

Im ländlichen Oregon geschehen mehrere grausame Morde. Lehrerin Julia Meadows vermutet, dass ihr Problemschüler Lucas mehr über die Morde weiß.

TV-Premiere – und eine unglückliche Planung. Parallel zu „Antlers“ läuft Scott Coopers Western „Feinde – Hostiles“ um 23.10 Uhr auf 3Sat. Dabei hat Coopers bislang nur sechs Spielfilme inszeniert.

Antlers“ ist, innerhalb der bekannten Genreregeln, ein ungewöhnlicher Horrorfilm, der sich einfachen Antworten verweigert, unbequeme Themen anspricht und zum Nachdenken anregt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Keri Russell, Jesse Plemons, Jeremy T. Thomas, Graham Greene, Sott Haze, Rory Cochrane, Amy Madigan

Wiederholung: Samstag, 16. Dezember, 03.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Antlers“

Metacritic über „Antlers“

Rotten Tomatoes über „Antlers“

Wikipedia über „Antlers“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Scott Coopers „Auge um Auge“ (Out of the Furnace, USA 2013)

Meine Besprechung von Scott Coopers „Black Mass“ (Black Mass, USA 2015)

Meine Besprechung von Scott Coopers „Antlers“ (Antlers, USA 2021)


Neu im Kino/Filmkritik: „Kinder des Zorns“ – Über Kurt Wimmers Versuch, eine Kurzgeschichte von Stephen King zu verfilmen

Dezember 14, 2023

Manchmal braucht es nicht viel für ein langlebiges Franchise. In diesem Fall ist es eine Kurzgeschichte von Stephen King, die die Inspiration gab für zwei einprägsame Bilder: die sich im US-amerikanischen Hinterland bis hinter den Horizont erstreckenden Maisfelder und besessene Kinder, die Erwachsene töten. Beispielswiese das Gebiet durchquerende Touristen.

1984 verfilmte Fritz Kiersch Kings Geschichte. Seine Verfilmung „Kinder des Zorns“ (Children of the Corn) spielte an der Kinokasse sein Geld ein. Die Begeisterung von Kritik und Publikum war überschaubar – und das hat sich seitdem nicht geändert. Niemand hält „Kinder des Zorns“ (1984) ernsthaft für einen irgendwie guten, herausragenden Film, den man sich angesehen haben muss.

Trotzdem gab es seitdem zehn weitere Filme, von denen acht als Fortsetzungen, die wenig bis nichts miteinander verbindet (außer der Sache mit dem Getreide), gelabelt werden, ein Remake und jetzt Kurt Wimmers Reboot, das auch mal als Prequel bezeichnet wird.

Sein Prequel/Reboot spielt in der Gegenwart und erzählt die Vorgeschichte zu Kierschs Film und auch zu Stephen Kings erstmals 1977 publizierter Kurzgeschichte „Kinder des Mais“ (Children of the Corn). Wimmer erzählt also, wie die titelgebenden „Kinder des Zorns“ (aka Children of the Corn aka Kinder des Mais) zu den Kindern des Zorns wurden.

Kurt Wimmer ist für Genrefans ein bekannter Name. Er inszenierte den tollen SF-Thriller „Equilibrium“, aber auch die SF-Gurke „Ultraviolet“. Als Autor war er in „Die Thomas Crown Affäre“, „Street Kings“, „Salt“ und „Total Recall“ (das überflüssige Remake) involviert.

Das hätte also etwas werden können.

Hätte.

Entstanden ist ein erstaunlich misslungener, langweiliger, nichtssagender, das Potential von Stephen Kings Kurzgeschichte hoffnungslos verschenkender Horrorfilm, Nie gelingt es Wimmer, die überschaubaren und einfachen Regeln und Strukturen seiner Welt, nachvollziehbar zu etablieren. Er spricht viele Themen an, ohne sie sinnvoll zu vertiefen oder in die Geschichte zu integrieren. Seine Figuren verhalten sich durchgehend widersprüchlich und oft unlogisch.

Im Zentrum der bestenfalls erahnbaren Filmgeschichte steht die siebzehnjährige Boleyn (Elena Kampouris). Sie will demnächst die Gegend verlassen und in Boston an der Universität Mikrobiologie studieren. Jetzt kümmert sie sich noch um ihren jüngeren Bruder Cecil (Jayden McGinlay), streift durch das Korn und begegnet Gleichaltrigen, die sich die Zeit mit teils gefährlichen Spielen vertreiben.

Die zwölfjährige Eden (Kate Moyer) ist die Anführerin der Jugendlichen. Sie stachelt sie später zu einer Mordserie an den Erwachsenen auf.

Das alles hat etwas mit dem im Mais lebendem, Menschenopfer verlangendem Kornmonster, das Eden „Der hinter den Reihen geht“ nennt, zu tun.

Letztendlich schließt sich der neueste „Kinder des Zorns“-Film nahtlos an die vorherigen Filme der Serie an. Es ist ein vergessenswerter Horrorfilm, der ein vergessenswertes, allseits unbeliebtes und dennoch erstaunlich langlebiges Franchise fortsetzt.

P. S.: Gedreht wurde der Film von April bis Juni 2020. Die Premiere war am 23. Oktober 2020 in Sarasota, Florida. Der für 2022 geplante US-Kinostart wurde letztendlich auf den 3. März 2023 verschoben. Und jetzt läuft er bei uns im Kino.

Kinder des Zorns (Children of the Corn, USA 2020)

Regie: Kurt Wimmer

Drehbuch: Kurt Wimmer

LV (Inspiration): Stephen King: Children of the Corn, 1977 (Kurzgeschichte, Penthouse) (Kinder des Mais, erschienen in „Nachtschicht“)

mit Elena Kampouris, Kate Moyer, Callan Murphy, Bruce Spence, Stephen Hunter, Jayden McGinlay, Ashlee Juergens, Sisi Stringer, Joe Klocek

Länge: 93 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Die Inspiration

Wer hätte das vor über vierzig Jahren gedacht? Nämlich dass ein Buch, und dazu noch eine Kurzgeschichtensammlung (die als notorisch unverkäuflich eingeschätzt werden), seit seiner Erstaufflage im Original und in der Übersetzung nie ‚out of print‘ war? Im Fall von „Nachtschicht“ ist Stephen King genau das gelungen. Außerdem inspiriert diese Sammlung von zwanzig spannenden Kurzgeschichten immer noch Filmemacher. 2020 gab es eine neue Verfilmung von „Children of the Corn“, dieses Jahr eine von „The Boogeyman“ und dazwischen verschiedene Ein-Dollar-Verfilmungen. Das ist eine von Stephen King jungen Filmemachern gewährte Option: sie dürfen für einen eher symbolischen Dollar eine seiner Kurzgeschichten verfilmen. Es gibt nur eine Bedingung: sie dürfen ihren Film danach nur in einem sehr begrenzten, nicht-kommerziellem Rahmen aufführen. Und Stephen King sieht sich das Werk an.

Stephen Kings erste Sammlung von Kurzgeschichten enthält:

Briefe aus Jerusalem (Jerusalem’s Lot, 1978)

Spätschicht (Graveyard Shift, 1970)

Nächtliche Brandung (Night Surf, 1974)

Ich bin das Tor (I Am the Doorway, 1971)

Der Wäschemangler (The Mangler, 1972)

Das Schreckgespenst (The Boogeyman, 1973)

Graue Masse (Gray Matter, 1973)

Schlachtfeld (Battleground, 1972)

Lastwagen (Trucks, 1973)

Manchmal kommen sie wieder (Sometimes They Come Back, 1974)

Erdbeerfrühling (Strawberry Spring, 1975)

Der Mauervorsprung (The Ledge, 1976)

Der Rasenmähermann (The Lawnmower Man, 1975)

Quitters, Inc. (Quitters, Inc. 1978)

Ich weiß, was du brauchst (I Know What You Need, 1976)

Kinder des Mais (Children of the Corn, 1977)

Die letzte Sprosse (The Last Rung on the Ladder, 1978)

Der Mann, der Blumen liebte (The Man Who Loved Flowers, 1977)

Einen auf den Weg (One for the road, 1978)

Die Frau im Zimmer (The Woman in the Room 1978)

Stephen King: Nachtschicht

(übersetzt von Barbara Heidkamp, Harro Christensen, Michael Kubiak, Karin Balfer, Ulrike A. Pollay, Sabine Kuhn, Ingrid Herrmann, Wolfgang Hohlbein, Bernd Seligmann und Stefan Sturm)

Lübbe, 1988

448 Seiten

13 Euro

Deutsche Erstausgabe

Lübbe, 1984

Originalausgabe

Nightshift

Doubleday, 1978

Hinweise

Moviepilot über „Kinder des Zorns“ (2020)

Metacritic über „Kinder des Zorns“ (2020)

Rotten Tomatoes über „Kinder des Zorns“ (2020)

Wikipedia über „Kinder des Zorns“ (2020) (deutsch, englisch)

Homepage von Stephen King

Mein Porträt zu Stephen Kings Geburtstag

Meine Besprechung von Stephen Kings/Richard Bachmans „Qual“ (Blaze, 2007)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Nachgelassene Dinge“ (The things they left behind) in Ed McBains „Die hohe Kunst des Mordens“ (Transgressions, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Colorado Kid“ (The Colorado Kid, 2005)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

Meine Besprechung der auf Stephen Kings Novelle “The Colorado Kid” basierenden TV-Serie “Haven”

Meine Besprechung von Kimberly Peirces Stephen-King-Verfilmung “Carrie” (Carrie, USA 2013)

Meine Besprechung von Tod Williams‘ Stephen-King-Verfilmung „Puls“ (Cell, USA 2016)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Der dunkle Turm: Schwarz“ (The Dark Tower: The Gunslinger, 1982) und von Nikolaj Arcels Romanverfilmung „Der dunkle Turm“ (The dark Tower, USA 2017)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis „Es“ (It, USA 2017)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, 1983) und Kevin Kölsch/Dennis Widmyers Romanverfilmung „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, USA 2019)

Meine Besprechung von Andy Muschietti Stephen-King-Verfilmung „Es Kapitel 2″ (It Chapter 2, USA 2019)

Meine Besprechung von Mike Flanagans „Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen“ (Doctor Sleep, USA 2019) (wahrscheinlich einer der Filmtitel, die kein Mensch an der Kinokasse vollständig ausgesprochen hat)

Meine Besprechung von Rob Savages Stephen-King-Verfilmung „The Boogeyman“ (The Boogeyman, USA 2023)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Doctor Sleep“ (Doctor Sleep, 2013)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Später“ (Later, 2021)

Stephen King in der Kriminalakte, in seinem Trailer-Park und auf Europa-Tour


TV-Tipp für den 14. Dezember: Das Leben gehört uns

Dezember 13, 2023

RBB, 23.45

Das Leben gehört uns (La Guerre est déclarée, Frankreich 2011)

Regie: Valérie Donzelli

Drehbuch: Valérie Donzelli, Jérémie Elkaïm

Als Juliette und Roméo erfahren, dass ihr 18 Monate alter Sohn einen Krebstumor im Gehirn hat, nehmen sie den Kampf auf.

Autobiographisch inspirierte, in schönster französischer Tradition erzählte Kampfansage an den Krebs und für das Leben. Ein etwas anderer Feelgood-Film.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Valérie Donzelli, Jérémie Elkaïm, César Desseix, Gabriel Elkaïm, Brigitte Sy, Elina Löwensohn, Michèle Moretti, Philippe Laudenbach, Bastien Bouillon, Béatrice De Staël, Anne Le Ny, Frédéric Pierrot, Elisabeth Dion

Hinweise

Wikipedia über „Das Leben gehört uns“ (englisch, französisch)

Rotten Tomatoes über „Das Leben gehört uns“

Allocine über „Das Leben gehört uns“

taz: Interview mit Valérie Donzelli und Jérémie Elkaïm

Meine Besprechung von Valérie Donzellis „Das Leben gehört uns“ (La Guerre est déclarée, Frankreich 2011)


TV-Tipp für den 13. Dezember: Appaloosa

Dezember 12, 2023

Arte, 20.15

Appaloosa (Appaloosa, USA 2008)

Regie: Ed Harris

Drehbuch: Robert Knott, Ed Harris

LV: Robert B. Parker: Appaloosa, 2005 (Appaloosa)

Die Gesetzeshüter Virgil Cole und Everett Hitch sollen in Appaloosa für Recht und Ordnung sorgen. Dort terrorisiert Farmer Bragg die Einwohner. Er hat auch den vorherigen Marshall erschossen.

Gelungene, werkgetreue Verfilmung eines Westerns von Robert B. Parker, dem Autor der Spenser- und Jesse-Stone-Kriminalromane, der seine bekannten Themen von Freundschaft, Loyalität, Recht und Gesetz in einem anderen Setting ausprobiert.

„Appaloosa“ erhielt beim Boston Film Festival den Preis für den besten Film und das beste Drehbuch.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Romans.

mit Ed Harris, Viggo Mortensen, Renée Zellweger, Jeremy Irons, Lance Henriksen

 Der Roman

 

Robert B. Parker: Appaloosa

(übersetzt von Emanuel Bergmann)

Europa Verlag AG Zürich, 2012

208 Seiten

22 Euro

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Appaloosa“

Wikipedia über „Appaloosa“ (deutsch, englisch) Robert B. Parker (deutsch, englisch) und Spenser

Homepage von Robert B. Parker

Thrilling Detective über Spenser

Mein Porträt der Spenser-Serie und von Robert B. Parker

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Wildnis“ (Wilderness, 1979)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers “Das dunkle Paradies” (Night Passage, 1997)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Die blonde Witwe“ (Widow’s walk, 2002)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers “Alte Wunden” (Back Story, 2003)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Miese Geschäfte“ (Bad Business, 2004)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Der stille Schüler“ (School Days, 2005)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Appaloosa“ (2005)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Appaloosa“ (Appaloosa, 2005) (Übersetzung)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers “Hundert Dollar Baby” (Hundred Dollar Baby, 2006)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Der gute Terrorist“ (Now & Then, 2007)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Mord im Showbiz“ (High Profile, 2007)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Resolution“ (Resolution, 2008)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Der Killer kehrt zurück“ (Stranger in Paradise, 2008)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Raues Wetter – Ein Auftrag für Spenser“ (Rough Weather, 2008)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Brimstone“ (Brimstone, 2009)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers “Bitteres Ende” (The Professional, 2009)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Trügerisches Bild“ (Painted Ladies, 2010)

Mein Nachruf auf Robert B. Parker

Robert B. Parker in der Kriminalakte


Cover der Woche

Dezember 12, 2023


Die Nominierungen für die Golden Globes 2024

Dezember 12, 2023

Vor wenigen Stunden veröffentlichte die Hollywood Foreign Press Association (HFPA) ihre Nominierungen für die 81. Golden Globes. Die Preisverleihung ist am 7. Januar 2023.

Nominiert sind:

Best Motion Picture – Drama

Oppenheimer” (Universal Pictures)

Killers of the Flower Moon” (Apple Original Films/Paramount Pictures)

Maestro” (Netflix)

Past Lives” (A24)

The Zone of Interest” (A24) (Besprechung zum Kinostart)

Anatomy of a Fall” (Neon)

(alles gute Filme; fast möchte ich „The Zone of Interest“ den Golden Globe geben. Der dürfte allerdings höchstens Außenseiterchancen haben. Wahrscheinlich wird allerdings „Oppenheimer“ den Preis erhalten.)

Best Motion Picture – Musical Or Comedy

“Barbie” (Warner Bros.)

“Poor Things” (Searchlight Pictures) (Besprechung zum Filmstart)

“American Fiction” (MGM)

“The Holdovers” (Focus Features) (Besprechung zum Filmstart)

“May December” (Netflix)

“Air” (Amazon MGM Studios)

(auch hier: gute Filme. Wahrscheinlich wird es auf „Barbie“ hinauslaufen. „Poor Thing“ und „The Holdovers“, die beide erst im Januar bei uns starten, sind aber die interessanteren und besseren Filme.)

Best Motion Picture – Animated

“The Boy and the Heron” (Gkids) (Der Junge und der Reiher, Kinostart: 4. Januar 2024) (Besprechung zum Filmstart)

“Elemental” (Disney)

“Spider-Man: Across the Spider-Verse” (Sony Pictures)

“The Super Mario Bros. Movie” (Universal Pictures)

“Suzume” (Toho Co.)

“Wish” (Disney)

(Hoppla, dieses Mal kenne ich fast alles prämierten Animationsfilme. Wahrscheinlich wird es „Elemental“ oder „Spider-Man: Across the Spider-Verse“. Interessanter sind allerdings „Der Junge und der Reiher“ und „Suzume“.)

Best Motion Picture – Non-English Language

“Anatomy of a Fall” (Neon) — France

“Fallen Leaves” (Mubi) — Finland

“Io Capitano” (01 Distribution) — Italy

“Past Lives” (A24) — United States

“Society of the Snow” (Netflix) — Spain

“The Zone of Interest” (A24) — United Kingdom

(Drei der hier nominierten Filme sind auch als bestes Drama nominiert. …)

Cinematic and Box Office Achievement

“Barbie” (Warner Bros.)

“Guardians of the Galaxy Vol. 3” (Disney)

“John Wick: Chapter 4” (Lionsgate Films)

“Mission: Impossible — Dead Reckoning Part One” (Paramount Pictures)

“Oppenheimer” (Universal Pictures)

“Spider-Man: Across the Spider-Verse” (Sony Pictures)

“The Super Mario Bros. Movie” (Universal Pictures)

“Taylor Swift: The Eras Tour” (AMC Theatres)

(Ähem; – schon bei der Comedy/Musical-Kategorie frage ich mich jedes Mal, nach welchen Kriterien sich Filme dafür qualifizieren. In dieser neuen Kategorie ist es nicht besser. Wenn es nur um das Einspielergebnis ginge, stünde der Gewinner schon jetzt fest. Wenn es so etwas wie ‚intellektuell anspruchsvollster Hit‘ ist, dann haben wir die Wahl zwischen „Barbie“ und „Oppenheimer“. Beide Filme sind allerdings bereits als bester Film nominiert.)

Best Performance By An Actress In A Motion Picture – Drama

Lily Gladstone — “Killers of the Flower Moon”

Carey Mulligan – “Maestro”

Sandra Hüller – “Anatomy of a Fall”

Annette Bening — “Nyad”

Greta Lee — “Past Lives”

Cailee Spaeny — “Priscilla” (Besprechung zum Filmstart)

Best Performance By An Actor In A Motion Picture – Drama

Bradley Cooper — “Maestro”

Cillian Murphy — “Oppenheimer”

Leonardo DiCaprio — “Killers of the Flower Moon”

Colman Domingo — “Rustin”

Andrew Scott — “All of Us Strangers” (Besprechung zum Filmstart; – preiswürdige Darstellung!)

Barry Keoghan — “Saltburn”

Best Performance By An Actress In A Motion Picture – Musical Or Comedy

Fantasia Barrino – “The Color Purple”

Jennifer Lawrence – “No Hard Feelings”

Natalie Portman – “May December”

Alma Pöysti – “Fallen Leaves”

Margot Robbie – “Barbie”

Emma Stone – “Poor Things”

Best Performance By An Actor In A Motion Picture – Musical Or Comedy

Nicolas Cage — “Dream Scenario”

Timothée Chalamet — “Wonka”

Matt Damon — “Air”

Paul Giamatti — “The Holdovers”

Joaquin Phoenix — “Beau Is Afraid”

Jeffrey Wright — “American Fiction”

Best Performance By An Actress In A Supporting Role In Any Motion Picture

Emily Blunt — “Oppenheimer”

Danielle Brooks — “The Color Purple”

Jodie Foster — “Nyad”

Julianne Moore — “May December”

Rosamund Pike — “Saltburn”

Da’Vine Joy Randolph — “The Holdovers”

Best Performance By An Actor In A Supporting Role In Any Motion Picture

Willem Dafoe — “Poor Things”

Robert DeNiro — “Killers of the Flower Moon”

Robert Downey Jr. — “Oppenheimer”

Ryan Gosling — “Barbie”

Charles Melton — “May December”

Mark Ruffalo — “Poor Things”

Best Director – Motion Picture

Bradley Cooper — “Maestro”

Greta Gerwig — “Barbie”

Yorgos Lanthimos — “Poor Things”

Christopher Nolan — “Oppenheimer”

Martin Scorsese — “Killers of the Flower Moon”

Celine Song — “Past Lives”

Best Screenplay – Motion Picture

Barbie” — Greta Gerwig, Noah Baumbach

Poor Things” — Tony McNamara

Oppenheimer” — Christopher Nolan

Killers of the Flower Moon” — Eric Roth, Martin Scorsese

Past Lives” — Celine Song

Anatomy of a Fall” — Justine Triet, Arthur Harari

Best Original Score – Motion Picture

Ludwig Göransson — “Oppenheimer”

Jerskin Fendrix — “Poor Things”

Robbie Robertson — “Killers of the Flower Moon”

Mica Levi — “The Zone of Interest”

Daniel Pemberton — “Spider-Man: Across the Spider-Verse”

Joe Hisaishi — “The Boy and the Heron”

Best Original Song – Motion Picture

Barbie” — “What Was I Made For?” by Billie Eilish and Finneas

Barbie” — “Dance the Night” by Caroline Ailin, Dua Lipa, Mark Ronson and Andrew Wyatt

She Came to Me” — “Addicted to Romance” by Bruce Springsteen and Patti Scialfa

The Super Mario Bros. Movie” — “Peaches” by Jack Black, Aaron Horvath, Michael Jelenic, Eric Osmond, and John Spiker

Barbie” — “I’m Just Ken” by Mark Ronson, Andrew Wyatt

Rustin” — “Road to Freedom” by Lenny Kravitz

Best Television Series – Drama

1923” (Paramount+)

The Crown” (Netflix)

The Diplomat” (Netflix)

The Last of Us” (HBO)

The Morning Show” (Apple TV+)

Succession” (HBO)

Best Performance By An Actress In A Television Series – Drama

Helen Mirren — “1923”

Bella Ramsey — “The Last of Us”

Keri Russell — “The Diplomat”

Sarah Snook — “Succession”

Imelda Staunton — “The Crown”

Emma Stone — “The Curse”

Best Performance By An Actor In A Television Series – Drama

Pedro Pascal — “The Last of Us”

Kieran Culkin — “Succession”

Jeremy Strong — “Succession”

Brian Cox — “Succession”

Gary Oldman — “Slow Horses”

Dominic West — “The Crown”

Best Television Series – Musical or Comedy

The Bear” (FX)

Ted Lasso” (Apple TV+)

Abbott Elementary” (ABC)

Jury Duty” (Amazon Freevee)

Only Murders in the Building” (Hulu)

Barry” (HBO)

Best Performance By An Actress In A Television Series – Musical Or Comedy

Ayo Edebiri — “The Bear”

Natasha Lyonne — “Poker Face”

Quinta Brunson — “Abbott Elementary”

Rachel Brosnahan — “The Marvelous Mrs. Maisel”

Selena Gomez — “Only Murders in the Building”

Elle Fanning – “The Great”

Best Performance By An Actor In A Television Series – Musical Or Comedy

Bill Hader — “Barry”

Steve Martin — “Only Murders in the Building”

Martin Short — “Only Murders in the Building”

Jason Segel — “Shrinking”

Jason Sudeikis — “Ted Lasso”

Jeremy Allen White — “The Bear”

Best Supporting Actress, Television

Elizabeth Debicki — “The Crown”

Abby Elliott — “The Bear”

Christina Ricci — “Yellowjackets”

J. Smith-Cameron — “Succession”

Meryl Streep — “Only Murders in the Building”

Hannah Waddingham — “Ted Lasso”

Best Supporting Actor, Television

Billy Crudup — “The Morning Show”

Matthew Macfadyen — “Succession”

James Marsden — “Jury Duty”

Ebon Moss-Bachrach — “The Bear”

Alan Ruck — “Succession”

Alexander Skarsgård — “Succession”

Best Television Limited Series, Anthology Series Or Motion Picture Made For Television

Beef”

Lessons in Chemistry”

Daisy Jones & the Six”

All the Light We Cannot See”

Fellow Travelers”

Fargo”

Best Performance By An Actress In A Limited Series, Anthology Series, Or A Motion Picture Made For Television

Riley Keough — “Daisy Jones & the Six”

Brie Larson — “Lessons in Chemistry”

Elizabeth Olsen — “Love and Death”

Juno Temple — “Fargo”

Rachel Weisz — “Dead Ringers”

Ali Wong — “Beef”

Best Performance By An Actor In A Limited Series, Anthology Series, Or A Motion Picture Made For Television

Matt Bomer — “Fellow Travelers”

Sam Claflin — “Daisy Jones & the Six”

Jon Hamm — “Fargo”

Woody Harrelson — “White House Plumbers”

David Oyelowo — “Lawmen: Bass Reeves”

Steven Yeun — “Beef”

Best Performance in Stand-Up Comedy or Television

Ricky Gervais — “Ricky Gervais: Armageddon”

Trevor Noah — “Trevor Noah: Where Was I”

Chris Rock — “Chris Rock: Selective Outrage”

Amy Schumer — “Amy Schumer: Emergency Contact”

Sarah Silverman — “Sarah Silverman: Someone You Love”

Wanda Sykes — “Wanda Sykes: I’m an Entertainer”