Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, ihr Schönen!(Deutschland 2024)
Regie: Torsten Körner
Drehbuch: Torsten Körner
TV-Premiere. Sehenswerter spielfilmlanger Dokumentarfilm über Frauen in der DDR. Auf dem Papier waren dort die Frauen gleichberechtigt. Die Realität sah anders aus. Mit historischen Aufnahmen und aktuellen Interviews.
In einer Kneipe im Münchner Schlachthofviertel geschieht ein Mord. Die Kommissare Batic und Leitmayr mischen sich unter die Stammtischler.
Für diesen Tatort mit dem vorzüglichen Münchner Team schrieb der Glauser- und Deutschen-Krimi-Preisträger Hültner das Buch. Das Ergebnis ist ein angenehm altmodischer Tatort, der sich viel Zeit für seine intensive Milieuzeichnung nimmt. Denn das Ende ist sehr vorhersehbar.
Mit Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl, Michael Fitz, Franz Buchriesner, Anna Brüggemann, Ernst Stankovski, Johann von Bülow
Drehbuch: Victor Colicchio, Michael Imperioli, Spike Lee
New York, 1977 im Hitzesommer: ein Serienkiller, der sich Son of Sam nennt, geht um. In der Bronx jagen einige Italiener den Killer und verdächtigen jeden, den sie nicht mögen. Dazwischen tobt der normale Wahnsinn einer multikulturellen Großstadt.
Seltenst gezeigter, guter Spike-Lee-Film. „ein großes, furioses und auch differenziertes New York-Epos“ (Hans Schifferle, SZ, 1. 6. 2000) „eine Serienkiller-Fantasie der dritten Art“ (Norbert Grob: Summer of Sam, in Gunnar Landsgesell/Andreas Ungerböck, Hrsg.: Spike Lee, 2006)
mit John Leguizamo, Mira Sorvino, Jennifer Esposito, Adrien Brody, Michael Rispoli, Bebe Neuwirth, Ben Gazzara, Michael Badalucco, Anthony LaPaglia, John Savage, Jimmy Breslin, Spike Lee
Ältere Semester, also ungefähr jeder, der um die vierzig Jahre oder älter ist, wird sich noch an den Brandanschlag von Mölln erinnern. Am 23. November 1992 warfen zwei Rechtsextremisten in Mölln Molotowcocktails in zwei Häuser. Aus dem Haus in der Ratzeburger Straße 13 konnten sich alle Bewohner retten. In dem dreistöckigem Backsteinhaus in der Mühlenstraße 9 breitete sich das Feuer rasend schnell aus. Die zehnjährige Yeliz Arslan, die 14-jährige Ayşe Yilmaz und die 51-jährige Bahide Arslan starben.
Ältere Semester werden sich auch an die deutschlandweite Erschütterung, die Mahnwachen und Lichterketten erinnern.
Über dreißig Jahre später ist der Anschlag für die Betroffenen immer noch sehr präsent. Marina Priessner zeigt das eindrücklich in ihrem Dokumentarfilm „Die Möllner Briefe“.
Im Mittelpunkt des Films steht Ibrahim Arslan. Er überlebte als Siebenjähriger den Anschlag. Heute kümmert er sich um eine für die Betroffenen angemessene Form des Gedenkens. Er ist empört und erschüttert darüber, dass ihnen damals die titelgebenden Briefe nicht ausgehändigt wurden. Es sind um die tausend Briefe, die damals von Deutschen geschrieben wurden, die erschüttert von dem Anschlag waren, ihre Solidarität bekundeten und versicherten, dass Deutschland anders sei. Viele gingen an eine Teestube, wurden von dort an das Ordnungs- und Sozialamt weitergeleitet und später von der Stadt archiviert. Sie waren seitdem öffentlich zugänglich. Sie wurden auch in der Bildungsarbeit verwendet, aber es wurde nicht weiter kommuniziert, dass sie vorhanden seien. Die Familie Arslan, an die die Briefe gerichtet waren, wurden nicht über die Briefe informiert oder, was das einzig Richtige gewesen wäre, an sie weitergeleitet. Warum das nicht geschah ist unklar. Im Film wird die Erklärung forciert, dass es sich um instutionellen Rassismus handelt.
Aus eigener Erfahrung würde ich sagen, dass Blödigkeit und verwaltungsinterne Blindheit, festgelegt in Verfahren, ebenfalls, falls nicht sogar entscheidend, dazu beitrugen. D. h. die Verwaltung hätte in jedem Fall so reagiert.
Erst vor wenigen Jahren erfuhren die Arslans von den Briefen. Eine Studentin las im Rahmen einer Arbeit die Briefe und sprach Ibrahim Arslan auf sie an. Lange Verhandlungen und Gespräche mit der Stadt Mölln über den Umgang mit den Briefen, die in „Die Möllner Briefe“ gezeigt werden, folgten. Inzwischen sind die Briefe im 1990 unter einem anderen Namen gegründetem Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD) archiviert und zugänglich.
Außerdem begleitet Priessner Ibrahim Arslan zu Treffen mit drei der damaligen Briefeschreiberinnen, die von ihren damaligen Gefühlen erzählen. Priessner unterhält sich auch mit Ibrahim Arslans Geschwistern, seiner Mutter und weiteren Überlebenden des Anschlags und wie sie versuchen, die Horrornacht zu verarbeiten.
„Die Möllner Briefe“ sind ein parteiischer Dokumentarfilm, der die damaligen öffentlichen Reaktionen fast vollständig ignoriert. Das verleiht der sehenswerten und auch erschütternden Dokumentation eine eigentümliche und auch vollkommen überflüssige Schlagseite.
Die Möllner Briefe (Deutschland 2025)
Regie: Marina Priessner
Drehbuch: Marina Priessner
mit Ibrahim Arslan, Namık Arslan, Hava Arslan, Yeliz Burhan
Die vierzehnjährige Mattie Ross will den Mörder ihres Vaters, den Feigling Tom Chaney, finden. Für die Jagd engagiert sie den versoffenen, aber furchtlosen Marschall Rooster Cogburn.
Inzwischen wohl kein zukünftiger Western-Klassiker mehr, sondern schon ein Western-Klassiker.
Anschließend, um 22.00 Uhr zeigt Arte die 55-minütige Doku „Jeff Bridges und ‚The Dude'“ (Frankreich 2025).
mit Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper
Die 22-jährige Nejma (Oulaya Amamra) will als erste Frau den jährlichen Course Camarguaise gewinnen. In dieser in Südfrankreich ausgeübten Form des Stierkampfs, die zum Immateriellen Kulturerbe Frankreichs gehört, geht es nicht darum, den Stier zu töten, sondern ihn herauszufordern und während des Kampfes unterschiedlich wertvolle Trophäen von den Hörnern des Stiers zu entfernen. Nach dem Kampf wird der Stier zurück auf die Weide geführt. Der Course Camarguaise ist ein traditioneller Sport, ein Wettbewerb zwischen Mensch und Tier und ein gutes Geschäft für die Region.
Die anderen Raseteure akzeptieren Nejma als eine von ihnen. Ausführlich zeigt Emma Benestan in ihrem zweiten Spielfilm das Leben der Raseteure zwischen Training, Pflege und Aufzucht der Tiere auf Höfen. Es ist ein hartes und ärmliches Leben in der Provinz, in der sich in den vergangenen Jahrzehnten wenig änderte.
Nach einem Wettkampf wird gefeiert und viel Alkohol getrunken. So auch nach Nejmas erstem Kampf in einer Stierkampfarena. In dieser Nacht geschieht etwas. Ab dem nächsten Tag bemerkt Nejma zunehmend Veränderungen an sich. Es ist, als ob sie in der Nacht zu einem anderen Wesen wurde.
Zur gleichen Zeit häufen sich nächtliche Angriffe auf Tiere und Menschen. Ihre Leichen sehen aus, als ob sie von einer Bestie zerfetzt worden wären.
Gestandene Horrorfilmfans ahnen sehr schnell, wer die Bestie ist und auch, was in der Nacht geschah. Benestan macht daraus ein großes Geheimnis, das erst am Ende vollständig enthüllt wird. Sie erzählt in „Animale“ ihre Version der Geschichte des Wolfsmenschen, konnotiert sie feministisch und würzt sie mit etwas Kapitalismuskritik. Denn die tödlichen Angriffe der Bestie auf Menschen werden primär als ein Problem für das Geschäft mit den die Wettkämpfe besuchenden Touristen gesehen. Das folgt den vertrauten Genrekonventionen und deutet dabei die schrecklichen Ereignisse mehr an als sie zu zeigen.
Neu und interessant ist dagegen ihr tiefes Eintauchen in die Welt der Raseteure. Über weite Strecken ist der Slow-Burner „Animale“ mehr ein quasi-dokumentarisches Sozialdrama als ein traditioneller Horrorfilm.
Animale (Animale, Frankreich/Belgien 2024)
Regie: Emma Benestan
Drehbuch: Emma Benestan
mit Oulaya Amamra, Damien Rebattel, Vivien Rodriguez, Claude Chaballier, Elies Morgan Admi-Bensellam, Pierre Roux
Ein Gauner & Gentleman (The old man & the gun, USA 2018)
Regie: David Lowery
Drehbuch: David Lowery
LV: David Grann: The Old Man and the Gun (Reportage, The New Yorker, 27. Januar 2003)
Wunderschön entspannte Schnurre über den Berufsverbrecher Forrest Tucker (Robert Redford), der 1981 nach eine Banküberfall Jewel (Sissy Spacek) trifft. Er beginnt mit der nichtsahnenden Witwe eine Beziehung, während er mit seinen Kumpels schon den nächsten Banküberfall plant.
David Lowery erzählt seine äußerst gelungene Mischung aus Liebes- und Gangsterfilm mit viel Retro-Charme als nostalgische, tiefenentspannte Abschiedsvorstellung, die noch einmal die gute alte Zeit feiert, als schlitzohrige Berufsverbrecher auch Gentleman sein konnten. Ein Film für große und kleine Lagerfeuer.
Was sind die Nazca-Linien? Nun, diese Frage kann ich mit einem Bild beantworten:
Die Antwort auf die erste Frage ist etwas schwieriger.
Maria Reiche ist die Frau in dem Bild. Oder, genaugenommen, es ist Devrim Lingnau Islamoğlu, die Maria Reiche spielt.
Maria Reiche wird 15. Mai 1903 in Dresden geboren. Sie studiert Mathematik, Physik und Geografie an der Technischen Hochschule Dresden. 1928 legt sie ihr Staatsexamen ab. 1932 verläßt sie Deutschland in Richtung Südamerika. 1936 besucht sie Deutschland, beschließt aber aufgrund der politischen Situation, wieder nach Peru zurückzukehren. 1937 eröffnet sie in Lima, der Hauptstadt von Peru, eine Sprachschule. Dort lernt sie die US-Amerikanerin Amy Meredith, ihre spätere Lebenspartnerin, kennen.
1941 beauftragt der US-amerikanische Historiker Paul Kosok sie, Messungen an den Nazca-Linien vorzunehmen. Wegen ihrer Größe und weil sie nur aus der Luft richtig erkennbar sind, wurden sie erst wenige Jahre früher entdeckt. 1946 beginnt Reiche allein mit einer systematischen Vermessung der Nazca-Linien. Davor säubert sie die Linien mit einem Reisigbesen (auch im Bild). Sie vermutet, dass die Zeichnungen astronomischen Zwecken dienten und es sich um einen Kalender handelt. Fortan widmet sie ihr Leben der Freilegung, Erforschung und dem Erhalt der Nazca-Linien. Seit 1994 gehören die über 1500 riesigen nur aus der Luft und von Hügeln erkennbaren, zwischen 800 vor Christus und 600 nach Christus entstandenen Scharrbilder zum UNESCO-Welterbe. Reiche starb am 8. Juni 1998 in Lima, Peru.
Zwei Jahre vor ihrem Tod lernte Regisseur Damien Dorsaz sie kennen. Er ist fasziniert von ihr, dreht 2006 den Dokumentarfilm „Maria Reiche, la Dame de Nasca“ und arbeitet, mit Unterbrechungen, seit 2007 an einem Spielfilm über sie. In dem Film, der jetzt im Kino anläuft, nimmt er sich, wie er freimütig zugibt, Freiheiten.
Dessen ungeachtet erzählt er in seinem Spielfilmdebüt ruhig und chronologisch die Geschichte einer Frau, die am Filmanfang unsicher über ihren weiteren Lebensweg ist. Nachdem sie aufgrund eines Übersetzungsauftrags zufällig die Nazca-Linien sieht und sich fragt, warum die Einheimischen vor Jahrhunderten diese auf den ersten Blick sinnlosen riesigen Zeichnungen im Wüstenboden anfertigten, hat sie, ohne es in dem Moment zu wissen, den Sinn ihres Lebens entdeckt.
Dorsaz erzählt das überaus konventionell, überzeugend und auch informativ. Nach dem Film ist weiß man eindeutig mehr über die Nazca-Linien und ihre Entdeckerin als vorher.
Und warum haben die Nazca diese riesigen Linien und Bilder in die Wüste bei Nazca und Palpa geritzt?
Erich von Däniken vermutete – und daher dürften einige die Nazca-Linien kennen –, dass es sich um Landeplätze für Außerirdische handelt. Das ist blühender Blödsinn.
Endgültig ist das immer noch nicht geklärt. Für Maria Reiche waren sie ein riesiger astronomischer Kalender. Einige Bilder können auch einen anderen Zweck haben, wie Teil eines Fruchtbarkeitsrituals sein, oder eine Wegmarkierung sein. Seit dem Tod von Maria Reiche wurden weitere Linien gefunden. Die Suche nach Erklärungen für alle dieser Linien hält an.
Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien(Lady Nazca, Frankreich/Deutschland 2025)
In einer Zukunft, die sich kaum von der Gegenwart unterscheidet, werden Menschen ab einem bestimmten Alter in eine einsam gelegene Seniorenkolonie, die wir niemals sehen, abgeschoben. Mit dem Bild von alten Menschen, die in Käfigen sitzen, in denen früher wahrscheinlich Hunde und ähnlich große Tiere transportiert wurden und die auf Ladeflächen von Jeeps befestigt sind, und die geduldig auf ihren Transport in die Seniorenkolonie warten und einer digitalen Bibel schafft Gabriel Mascaro das sparsam gezeichnete, aber dennoch überzeugende Bild einer Dystopie. Die anderen Bilder unterscheiden sich kaum von älteren Filmen mit ausdehnten Bootsfahrten, wie „The African Queen“ und „Apocalypse Now“, die beide nicht in Südamerika spielen.
In dieser Welt lebt die 77-jährige Tereza (Denise Weinberg) in einer kleinen Industriestadt im Amazonasgebiet allein und selbstbestimmt in ihrer Hütte. Sie ist zufrieden mit ihrem Leben. Sie arbeitet und möchte auch weiter arbeiten.
Aber jetzt ist sie in dem Alter, in dem sie ein Anrecht auf einen Platz in der Seniorenkolonie hat.
Bevor sie demnächst dorthin abgeschoben wird, möchte Tereza die Welt kennen lernen und fliegen. Für einen Flug in einem regulären Flugzeug braucht sie wegen ihres Alters eine Einverständniserklärung ihrer Tochter. Die Tochter ist dagegen. Da erfährt Tereza, dass sie in Itacoatiara in einem nicht-kommerziellen Flugzeug mitfliegen kann. Der einzige Weg dorthin ist in einem Boot, das den Amazonas befährt. Zusammen mit Cadu, einem verschuldetem Glücksritter und Besitzers eines kleinen Kutters, macht sie sich auf den verschlungenen und mit Hindernissen gesäumten Weg.
Auf der diesjährigen Berlinale erhielt Gabriel Mascaros „Das tiefste Blau“ den Großen Preis der Jury, auch bekannt als Silberner Bär, den Preis der Ökomenischen Jury und den Preis der Leserjury der Berliner Morgenpost. Entsprechend hoch sind die Erwartungen und es gibt vieles, was für den etwas anderen Science-Fiction-Film spricht.
Wegen seiner Struktur gehört „Das fiefste Blau“ allerdings zu den Filmen, die irgendwann in der Filmmitte von einem spannenden Film zu einem tödlichen Langweiler werden. In dem Moment ist die Geschichte des Films erzählt. Die zweite Hälfte wiederholt dann entweder noch einmal die Geschichte und Aussage des ersten Teils oder es wird eine vollkommen neue, deutlich uninteressantere Geschichte begonnen. In diesem Fall wird Tereza am Ende ihrer Reise und Rückkehr aus Itacoatiara inhaftiert. Jetzt soll die fluchtgeneigte Alte wirklich in die Seniorenkolonie gebracht. Sie flüchtet wieder und in dem Moment könnte „Das tiefste Blau“ enden. Jascaros erzählt ab diesem Moment von einer zweiten Bootsfahrt von Tereza. Dieses Mal fährt sie mit einer Nonne, die digitale Bibeln verkauft. In dieser Hälfte des Films erfahren wir nichts wesentlich Neues über die gewitzte Tereza und ihren unbändigen Freiheitsdrang.
Gegen die so entstehende Langeweile verblassen die gelungenen Punkte das Films, wozu unbedingt die mit sparsamsten Mitteln wunderschön skizzierte Utopie, die atmosphärischen Bildern aus dem Dschungel und die guten Schauspieler gehören.
Das macht „Das tiefste Blau“ zu einem weiteren Film, den man mitten während der Vorführung verlassen sollte. Jedenfalls wenn man einen guten Film sehen will.
Das tiefste Blau (O Último Azul, Brasilien/Mexiko/Niederlande/Chile 2025)
Regie: Gabriel Mascaro
Drehbuch: Gabriel Mascaro, Tibério Azul (in Zusammenarbeit mit Murilo Hauser und Heitor Lorega)
mit Denise Weinberg, Rodrigo Santoro, Miriam Socarras, Adanilo
Ash (Riz Ahmed) ist der titelgebende ‚Negotiator‘. Er vermittelt zwischen Whistleblowern, die kalte Füße bekommen und die belastenden Dokumente gerne an ihre Arbeitgeber zurückgeben würden, und den Arbeitgebern, die diese Dokumente gerne wieder hätten. Für die Rückgabe der Dokumente und das damit verbundene Schweigen und Untertauchen des Whistleblowers an einem unbekannten Ort müssen die Firmen etwas Schweigegeld bezahlen. Es ist sicher kein Geschäft, das die Welt besser macht – das wäre, wenn die Informationen des Whistleblowers veröffentlicht und die von ihm geschilderten Missstände abgestellt würden – aber immerhin ein Geschäft, das einen Menschen, der sein Gewissen entdeckte und der jetzt Angst um sein Leben hat, wieder ruhiger schlafen lässt.
Weil diese Verhandlungen sehr gefährlich sind, führt Ash in New York City ein anonymes Leben im Untergrund. Niemand kennt ihn. Meistens ist er allein. In Gruppen schweigt er. Immer wenn eine Kamera ihn aufnehmen könnte, verschwindet er in der Masse. Mittels modernster Technik, seit langem bewährten Methoden und, was sich zum Running Gag des Thrillers entwickelt, eines altmodischen, aber immer noch aktiven Relay-Dienstes wickelt er seine Geschäfte ab.
Die meisten Menschen werden sich jetzt fragen, was ein Relay-Dienst ist. Ein solcher Dienst hilft hör- und sehgeschädigten Menschen beim Telefonieren. Im Film gibt der eine Teilnehmer an dem Gespräch seine Texte auf einer Tastatur ein. Der Relay-Dienst liest dem anderen Teilnehmer dann die Nachricht vor. Diese antwortet, indem sie ihre Antwort eintippt und sie dem anderen Teilnehmer vorlesen lässt. So kennen die Teilnehmer die Stimme des anderen Gesprächsteilnehmers nicht. Das Gespräch kann nicht zurückverfolgt werden. Und der Relay-Dienst ist zu strikter Anonymität verpflichtet. Er gibt keine Auskunft über seine Kunden, wann sie telefonierten und noch weniger über die Gesprächsinhalte. Für Ash ist die Tri-State Relay Station das perfekte Medium zur Kommunikation mit seinen Kunden.
Sein neuester Kunde ist Sarah Grant (Lily James). Sie arbeitet für ein Biotech-Unternehmen, das eine große Schweinerei mit allen Mitteln vertuschen will. Nach einigen seltsamen Ereignissen fürchet Sarah, dass ihr Arbeitgeber sie töten will. Sie hofft, durch die Rückgabe der Dokumente ihr Leben zu retten. Aber sie weiß auch, dass sie eine Lebensversicherung braucht. Dafür engagiert sie Ash.
Ash beginnt mit den Verhandlungen, die aus dem Ruder laufen. Sie wird beobachtet. Das ist nichts ungewöhnliches und damit kann Ash gut umgehen. Ungewöhnlicher ist, dass – wie wir Zuschauer wissen – dieses Beobachterteam ihn unbedingt fangen will. Gleichzeitig entwickelt er für die ängstliche und sich immer wieder etwas ungeschickt verhaltende Sarah Gefühle. Er beginnt die Regeln, die ihm bislang ein Leben in Sicherheit verschafften, zu dehnen und zu brechen.
„The Negotiater“ ist ein straffer 70er-Jahre-Paranoiathriller, der nicht im Geheimagentenmilieu, sondern in der Welt der Wirtschaft spielt, in der skrupellose Konzerne ihre Interessen mit allen Mitteln schützen.
Das ist spannend und wird von David Mackenzie, von dem auch der vorzügliche Neo-Western „Hell or high Water“ stammt, glaubwürdig erzählt; – auch wenn die Story, wenn man drüber nachdenkt, blühender Unfug ist. In der Realität dürften solche Verhandlungen, wie in „Michael Clayton“, von anzugtragenden Wirtschaftsanwälten erledigt werden. Oder das Unternehmen startet spätestens nach der Veröffentlichung der Dokumente einfach eine Schmutzkampagne gegen den Whistleblower und macht ihn mit Gerichtsverfahren mundtot.
Aber für die zwei Filmstunden glauben wir, dass es Ash gibt, er für Sarah einen Deal aushandeln will und er von einer von anynomen Konzernen bezahlten Spezialeinheit durch die Häuserschluchten von New York gejagt wird. Es ist die graue Welt der Geheimdienste, in der die Welt keine James-Bond-Actionbonanza, sondern ein Schachspiel ist, in dem geduldig die Figuren über das Spielfeld geschoben und in die richtige Position gebracht werden.
Am Ende gibt es eine gelungene Überraschung und, leider auch, einige Actionklischees und vorhersehbare Wendungen. Diese funktionieren nur, weil Ash von seinen Regeln abweicht. Denn normalerweise wäre er in dem Moment, in dem es für ihn brenzlig wird, wie ein Geheimagent im feindlichen Gebiet, einfach untergetaucht und verschwunden.
Das ist nur ein kleiner Kritikpunkt an einem insgesamt äußerst gelungenem Old-School-Thriller, der sich auf sein Drehbuch, die Locations und die Schauspieler verlässt.
The Negotiator(Relay, USA 2024)
Regie: David Mackenzie
Drehbuch: Justin Piasecki
mit Riz Ahmed, Lily James, Sam Worthington, Willa Fitzgerald, Jared Abrahamson, Victor Garber, Matthew Maher
Ein Mann, den sie Pferd nannten(A man called horse, USA 1970)
Regie: Elliot Silverstein
Drehbuch: Jack DeWitt
LV: Dorothy M. Johnson: A man called horse, 1950 (Kurzgeschichte, Erstveröffentlichung in Collier’s, Nachdruck 1953 in dem Sammelband „Indian Country“)
Ein englischer Aristokrat wird von Sioux gefangen genommen. Mit der Zeit erwirbt er sich den Respekt der Indianer.
Enorm erfolgreicher Western, der damals als erster authentischer Indianerfilm beworben wurde. Es gab Input von Experten und im Film wird fast nur Sioux gesprochen (jedenfalls in der Originalfassung), trotzdem warfen die Sioux ihm zahlreiche Verfälschungen und Fehler vor.
mit Richard Harris, Judith Anderson, Jean Gascon, Manu Tupou, Corinna Tsopei
Wenn ich nur einen Satz über „One Battle after another“ schreiben darf: Sobald ich im Dezember meine Jahresbestenliste erstelle, wird Paul Thomas Andersons neuer Film darauf stehen.
Und nun gibt es einige erklärende Sätze:
Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio) gehört zur French 75. Die radikale linksrevolutionäre Gruppe verübt in den USA Anschläge, überfällt zwecks Revolutionsfinanzierung Banken und befreit im großen Stil ICE-Häftlinge. Bislang starb bei ihren Aktionen niemand. Die führenden Köpfe der diffus organisierten Gruppe sind schwarze Frauen. In eine von ihnen, Perfidai Beverly Hills (Teyana Taylor), ist Bob verliebt. Sie wird von ihm schwanger. Kurz nach der Geburt ihrer Tochter erschießt sie während eines Banküberfalls einen Wachmann.
Danach tauchen alle Gruppenmitglieder an verschiedenen Orten unter. Die French 75 gibt es nur noch in Erzählungen.
Sechzehn Jahre später lebt Bob mit seiner Tochter Willa (Chase Infiniti) irgendwo in der Provinz in einer Hütte im Wald. Er ist ein paranoider Kiffer und liebevoller Vater, der alles für Willa tut. Willa ist eine beliebte Schülerin, die glaubt, ihre Mutter sei tot.
Da erfährt Bob, dass der ebenso fanatische wie verklemmte und überaus gefährliche Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) frühere Mitglieder der French 75 tötet. Jetzt stehen er und seine Tochter ganz oben auf Lockjaws Liste. Mit einem Riesenaufgebot an Gesetzeshütern und der Lizenz exzessiv Gewalt anzuwenden, begibt er sich zu dem Ort, an dem Bob lebt. Deandra (Regina Hall), ein Mitglied von French 75, kommt ebenfalls in die Kleinstadt. Sensei Sergio St. Carlos (Benicio del Toro) ist schon in Baktan Cross. Er ist nicht nur der Willas Karatelehrer, sondern auch der in sich ruhende, niemals den Überblick verlierende Kopf des örtlichen, Illegalen helfenden Untergrund-Netzwerk.
Als ob das noch nicht genug Probleme und sich bekämpfende Gruppen und Gruppierungen wären, ist Lockjaw ein glühender Rassist, der gerade darauf hofft, in den elitären, sehr geheimen, überaus rechten Christmas Adventures Club aufgenommen zu werden. Eine Todsünde, die eine Aufnahme in die politische Geheimgesellschaft hundertfünfzigprozentig verhindern würde, wäre, wenn er Sex mit einer Schwarzen gehabt hätte. Seit Jahren vermutet Lockjaw, dass er Willas Vater ist. Eine Vaterschaft wäre für die Rassenreinheit noch verwerflicher als einmaliger Sex mit einer Nichtweißen.
Und das ist nur das sich langsam entfaltende Set-Up des knapp dreistündigen, überaus kurzweiligen Abenteuers zwischen Action, Comedy und Satire über die heutigen Vereinigten Staaten von Amerika.
Paul Thomas Anderson sagt, sein in der Gegenwart spielender Film sei von Thomas Pynchons „Vineland“, einem 1990 erschienenem, 1984 spielendem Porträt über die Reagan-Ära, inspiriert. Das bezieht sich nicht auf die Handlung, sondern auf Pynchons Erzählhaltung, den postmodernen Umgang mit der Pop- und Kulturgeschichte, den ironischen Brechungen, den satirischen Übertreibungen, der unberechenbaren Abfolge absurder Ereignisse, die zu weiteren absurden Ereignissen führen, der liebevollen Respektlosigkeit (Ja, Leonardo DiCaprio spielt fast den ganzen Film mit der auf dem Plakat abgebildeten Bekleidung und Frisur) und der lakonischen Verwendung von Genre-Topoi.
Es geht auch um Terrorismus von Links, organisiert in vielen verschiedenen Gruppen und bemerkenswert gut organisiert, und um eine entfesselte Staatsmacht. Die schöne Verschwörungstheorie von Gruppen, die im Hintergrund die Geschicke der Welt lenken, taucht wieder auf. In Andersons Film nennen die rassistischen selbsternannten Herrenmenschen ihre Geheimgesellschaft Christmas Adventures Club. Innerhalb von Sekunden demaskiert Anderson sie und macht sie zum Gespött.
Mit bewundernswerter Leichtigkeit wechselt Anderson in seinem detailreich erzähltem Film zwischen den verschiedenen Handlungssträngen und Stilen, ohne dass man jemals den Überblick über die ziemlich chaotische Abfolge absurder Ereignisse verliert. Jeder Schauspieler hat zahllose grandiose Auftritte. Der gesamte schwarzhumorige Film ist, auch wenn der in der Vergangenheit spielende Anfang etwas ziellos wirkt, eine Abfolge erinnerungswürdiger Szenen.
Bei diesem satirischen Porträt der US-Gesellschaft, inszeniert als furiose Polit-Thriller/Actionkomödie, vergehen die hundertsechzig Minuten wie im Flug.
Und alle, die von Andersons grandioser Thomas-Pynchon-Verfilmung „Inherent Vice“ begeistert waren, dürften auch von seinem zweiten Pynchon-Film begeistert sein.
One Battle after another (One Battle after another, USA 2025)
Regie: Paul Thomas Anderson
Drehbuch: Paul Thomas Anderson
LV (Inspiration): Thomas Pynchon: Vineland, 1990 (Vineland)
mit Leonardo DiCaprio, Sean Penn, Benicio Del Toro, Regina Hall, Teyana Taylor, Chase Infiniti, Wood Harris, Alana Haim, Shayne McHayle, D. W. Moffett
Fotograf Richard Billingham erzählt in seinem präzise fotografiertem Filmdebüt die Geschichte seiner Eltern Ray und Liz, die in Birmingham zur unteren Arbeiterklasse gehören. Es sind deprimierende Bilder aus deinem deprimierendem Leben. Danach möchte man, um sich besser zu fühlen, mindestens ein Feelbad-Movie sehen.
Am 4. April 1984 startete in den US-Kinos – der deutsche Kinostart war am 14. Mai 1987 unter dem deutschen Titel „Atomic Hero“ (der Videotitel war dann „Atomic-Monster-Hero“) – ein billigst produzierter Horrorfilm mit Comedy-Teilen (teils absichtlich, teils unabsichtlich) und schlechten Spezialeffekten. Aber, so die Rechnung der Macher, mit genug Gore, Fun und Sex, bzw. dem offen gezeigtem Versprechen darauf, dürften genug Jugendliche ins Kino gehen, um den Film zu refinanzieren. Und so geschah es. „The Toxic Avenger“ (so der inzwischen auch hier bekanntere Originaltitel) entwickelte sich für Troma zu einem veritablen Hit mit mehreren Fortsetzungen, einem Musical und dem Ruf eines Kultfilms.
Der titelgebende Held des Films ist Melvin Ferd, die von allen gehänselte Putzkraft in dem angesagten Fitness-Studio von Tromaville, einem Kaff mit Manhattan als Skyline. Nach einem vulgären Streich der jugendlichen Besucher des Studios springt Melvin aus einem Fenster und landet in einem mit nuklearem Abfall gefülltem Fass. Er mutiert zum Toxic Avenger und beginnt seinen Feldzug gegen das örtliche Verbrechen.
Zum Kinostart urteilte der Fischer Film Almanach, wie auch andere Kritiker: „Sexistischer, instinkloser Horror-Schocker (…) Primitive Spekulation statt überzeugender Provokation.“ Also genau der Film für orientierungslose Teenager, die den Playboy noch nicht kaufen dürften, und orientierungssüchtige Studierende, die ihr Studium in der Mitternachtsvorstellung des Studentenkinos verbringen. Die Besucher von Autokinos sind ja mit anderen Dingen beschäftigt.
Ich sah den Film Jahre nach dem Kinostart im Kino im Rahmen einer Trash-Reihe. Der schlechte Film gefiel mir, weil ich einen schlechten Film erwartete und bekam.
Seit Jahren wurde mit verschiedenen Regisseuren und Schauspielern über ein Remake gesprochen. Natürlich mit einem größeren Budget, mehr Professionalität vor und hinter der Kamera, bekannten Schauspielern und flankiert von einer Werbekampagne, die betont, wie sehr der neue Film in der Tradition des alten Films steht.
Gedreht wurde, bleiben wir bei dem altmodischem Wort, das Remake vom 21. Juni 2021 bis, je nach Quelle, irgendwann zwischen dem 14. August und 21. September 2021 in Bulgarien in Sofia. Die Premiere war am 21. September 2023 auf dem Fantastic Fest in Austin, Texas. Dass der Film erst jetzt in die Kinos kommt (der US-Kinostart war vor vier Wochen am 29. August 2025) lag daran, dass die Macher zunächst keinen Verleih fanden. Zu blutig und gewalttätig sollte der Film sein.
Jetzt können wir prüfen, ob das stimmt.
Die Story bleibt, trotz teilweise weitreichender Veränderungen, weitgehend gleich. So wurde aus der offensichtlich geistig zurückgebliebenen, bei seiner Mutter lebenden, von allen schikanierden Putzkraft des Fitnessclubs ein alleinerziehender, kleinwüchsiger, an einem tödlichen Gehirntumor leidender, überaus liebevoller Vater, der als Hausmeiser eines bösen, die Umwelt verschmutzenden Pharmaunternehmens arbeitet. Beide Male fällt er in ein mit toxischem Abfall gefülltes Behältnis und verwandelt sich zum titelgebenden Toxic Avenger. Im Original kämpft er fortan primär gegen die Straßekriminalität und die böse Teenie-Clique aus dem Fitness-Studio. Im Remake kämpft er gegen die korrupten oberen Zehntausend des Ortes, vor allem gegen den bösen Boss des Pharmaunternehmens und seine schmierigen Helfer. Am Ende sind es nur andere Kostüme für die weitgehend gleiche Geschichte.
„The Toxic Avenger“ tappt in die erwartbaren Fallen. Die erste ist, dass hier bewusst ein schlechter Film gemacht werden soll. Das aber gut gemacht. Das funktioniert bestenfalls begrenzt. Bei Trash-Filmen besteht beim Ansehen ein großer Teil des Spaßes aus der Diskrepanz zwischen dem, was die Macher erreichen wollen und dem, was sie erreichen. Es ist also das Beobachten eines ungewollten Scheiterns. Sie wollen einen guten Film machen. Sie können es nicht. Aber die Begeisterung und der Wille dazu sind erkennbar.
Jetzt wollen Profis einen schlechten Filmen machen. Sie können es besser, aber sie spielen schlecht und nennen es Overacting. Die Spezialeffekte sind, obwohl sie besser sein könnten, schlampig.
Immerhin gibt es einige blutige Gore-Effekte. Aber ohne den Spaß früherer Blutorgien, für die die Schauspieler und das gesamte Set in eine blutrote Sauce getaucht wurden.
Das nächste Problem ist, dass hier ein Witz wieder erzählt wird. Die Idee des Original-“The Toxic Avenger“ einen Hausmeister mit seinem Wischmopp zum Rächer zu machen, ist ebenso grandios wie bescheuert. Beim Remake bleibt nur das Gefühl, den Gag schon einmal gesehen zu haben und der Eindruck, dass hier kein dreckiger Wischmopp sondern bunte Pixel in das Gesicht des Bösewichts gedrückt werden.
Die Dialoge und die Leistungen der Schauspieler sind schlecht. Kevin Bacon als Bösewicht aus der Schule der Superschurken-Parodien überzeugt. Peter Dinklage ist der Held. Von seiner Körpergröße ist er vor und nach der Verwandlung das komplette Gegenteil des riesenhaften Original-Toxic-Avengers. Sein Spiel ist überraschend unglaubwürdig. Das gilt für die Teile, in denen er den liebevollen Vater spielt. Wenn er zum Toxic Avenger mutiert, schlüpft Luisa Guerreiro in die Rolle des verunstalteten Rächers. Dinklage sprach seine Dialoge später ein. Durchgängig bleibt das Gefühl, dass hier nichts zusammenpasst.
Weil der Original-“Toxic Avenger“ mit unbekannten Schauspielern und Laien auf der Straße und in existierenden Orten gedreht wurde, macht ihn das inzwischen auch zu einem Zeitdokument über die frühen achtziger Jahre in den USA. Das Remake wurde in Bulgarien im Studio gedreht. Der Schmutz der Straße wurde also gegen die Sauberkeit eines Studios außerhalb der USA ausgetauscht.
Der Original-“Toxic Avenger“ wollte gut sein und scheiterte an den üblichen B-und C-Movie-Verdächtigen: Regie, Drehbuch, Schauspieler, Drehzeit.
Das Remake hat gute Leute die im Geist des Originals und mit vielen Anspielungen einen schlechten Film machen wollen. Das funktioniert nicht gut. Auch nicht als Parodie auf – eine Parodie. Denn selbstverständlich ist der Original-“Toxic Avenger“ auch eine Parodie auf Superheldenfilme, in denen der Superheld der gute Engel der Nachbarschaft sind und Bösewichter verkloppen.
The Toxic Avenger(The Toxic Avenger, USA 2023)
Regie: Macon Blair
Drehbuch: Macon Blair (basierend auf „The Toxic Avenger“ von Lloyd Kaufman)
mit Peter Dinklage, Kevin Bacon, Elijah Wood, Taylour Paige, Jacob Tremblay, Julia Davis, Spencer Wilding, David Yow, Luisa Guerreiro (Toxic Avenger)
Manchester by the Sea(Manchester by the Sea, USA 2016)
Regie: Kenneth Lonergan
Drehbuch: Kenneth Lonergan
Als sein Bruder Joe ins Krankenhaus kommt, muss der introvertierte Einzelgänger Lee Chandler (Casey Affleck) nach Manchester by the Sea zurückkehren, sich seiner Vergangenheit stellen und die Vormundschaft für Joes sechzehnjährigen Sohn übernehmen. Dabei will er nur wieder zurück nach Boston und in seine selbstgewählte Isolation zurückkehren.
Stilles, sehr intensives Drama. Zum Kinostart empfahl ich den Film jedem, der es hören oder auch nicht hören wollte.
Die wandernde Erde II (liúlàng dìqiú II, China 2023)
Regie: Frant Gwo
Drehbuch: Yang Zhixue, Gong Geer, Frant Gwo, Ruchang Ye
LV (Idee): Cixin Liu: liúlàng dìqiú (Kurzgeschichte, Erstveröffentlichung in Science Fiction World, Juli 2000) (deutsche Veröffentlichung: Die wandernde Erde, 2019)
Was geschah, bevor die Erde sich, um einer explodierenden Sonne zu entgehen, auf die hundert Generationen dauernde Wanderschaft in ein anderes Sonnensystem begab?
Dieses gut dreistündige Science-Fiction-Spektakel beantwortet diese Frage höchst kurzweilig im Geist von Roland Emmerich.
Und weil dieser zweite Teil die Vorgeschichte zum ersten Teil erzählt, muss man sich den ersten Teil nicht vor dem zweiten Teil ansehen.
Am Samstag ist es wieder so weit: in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden in über 1200 Comicgeschäften und Bibliotheken dreißig Manga-Comics verteilt. Die Mangas des vierten Manga Day sind in elf verschiedenen Verlagen erschienen. Für die immer größer werdende Gruppe der Manga-Fans handelt es sich um vertraute und vertrauenswürdige Namen. altraverse, TOKYOPOP, Carlsen (Carlsen Manga! und Hayabusa), Egmont Manga, Crunchyroll, Manga Cult, TOPP, Panini, LOEWE Manga und, aus dem benachbarten Österreich, Manga JAM Session.
Zu den verteilten Mangas, die einen gelungenen Überblick über die gesamte Breite der sich oft in fantastische Welten begenden Mangas geben, gehören:
Hiromu Arakawa: Fullmetal Alchemist
Hiromu Arakawa: Das Band der Unterwelt
Hirofumi Yamada & David Füleki: Einfach Japanisch (von zwei deutschen Künstlern, die in ihrem Sachcomic die Neugier auf die japanische Sprache wecken wollen)
Jeronimo Cejudo: Ripper
Yuki Shiwasu: Echt jetzt, Tamon?!
Shinnosuke Kanazawa: Secret Life of Corprate Flowers
manus: Severed (ein schweizer Künstler)
Kohei Horikoshi: My Hero Academia
Hiroto Wada: Stitch und der Samurai (ja, Disneys blauer Alien, der vor einigen Tagen durch die Kinosäle stürmte)
Paru Itagaki: Sanda
Sui Ishida: Tokyo Ghoul Gigantik
Kumiko Saiki: Kageki Shojo!! Ouvertüre
Sekka Iwata & Yu Aoki; Magilumiere Inc.
Shinoa: There is no love wishing on a star
Kenta Shinohara: Witch Watch
Kent: Gaea-Tima
Yuki Suenada & Takamasa Moue: Akane-banashi
Samuel Sattin & Gurihiru: Unico erwacht
Fujimaki Tadatoshi: Kuroko’s Basketball
Shinya Umemura, Takumi Fukui & Azychica: Record of Ragnarok
Der Nachtportier – Ein legendärer Skandalfilm(Italien/Frankreich 2025)
Regie: Adolfo Conti
Drehbuch: Adolfo Conti
Als 1974 Liliana Cavanis „Der Nachtportier“ zuerst in Frankreich und Italien in den Kinos startete, entwickelte sich ihr Spielfilm über eine SM-Liebesgeschichte zwischen einer jüdischen KZ-Überlebenden (Charlotte Rampling) und einem nach dem Krieg in einem Nobelhotel als Nachtportier arbeitendem SS-Offizier (Dirk Bogarde), der sie als Kind im KZ zu einer Geliebten machte, schnell zu einem Skandalfilm – und Kassenhit.
In dieser brandneuen 55-minütige Doku wird, mit Statements von Liliana Cavani und Charlotte Rampling, die Geschichte des Films und seiner Wirkung nacherzählt.
Ich selbst fand den Nazi-Sexploitation-Film, als ich ihn vor einigen Jahren sah, vor allem als langweilig, unausgegoren und insgesamt veraltet. Aber das ist das Schicksal von Skandalen: was früher für Empörung sorgte, ist heute kein Schulterzucken mehr wert.