Neu im Kino/Filmkritik: „The Change“ is coming – und das ist keine gute Sache

November 5, 2025

Nun denn: (1) Spoilerwarnung und (2) ein vorgezogenes Fazit: „The Change“ ist eine sehenswerte Dystopie über die heutigen Vereinigten Staaten von Amerika und eine Warnung vor einer möglichen Entwicklung.

Als Ellen Taylor (Diane Lane), eine Professorin an der Georgetown University in Washington, D. C., nach acht Jahren eine ehemalige Studentin wieder trifft, ist sie etwas irritiert. Denn die Begegnung ist auf der Feier ihres 25. Hochzeitstages mit ihrem Mann Paul (Kyle Chandler). Die frühere Studentin mit dem porentief reinen Aussehen einer perfekten konservativen Vorstadthausfrau ist jetzt die neue Freundin von ihrem zu Selbstzweifeln neigendem Sohn Josh (Dylan O’Brien). Elizabeth ‚Liz‘ Nettles (Phoebe Dynevor) ist außerdem die Autorin des Bestsellers „The Change“. In dem Sachbuch entwirft sie eine faschistoid-konservative und radikal antidemokratische Vision der USA. Die akademisch aufgeklärte, linksliberale Ellen hielt Liz schon als Studentin für extrem konservativ, antidemokratisch und demagogisch. Das sagte sie der Studentin auch in ihrem Seminar und sie setzte sich dafür ein, sie von der Universität zu verweisen.

Wie sich die Beziehung zwischen Ellen, Liz und ihrem Sohn weiterentwickelt, wie Liz‘ Buch „The Change“ und die daraus entstandene Bewegung die USA hin zu einer immer intoleranteren Tugenddiktatur verändert und wie die jährlichen Feiern zum Hochzeitstag innerhalb weniger Jahre zu einer immer deprimierenden Angelegenheit werden, zeichnet Jan Komasa („Corpus Christi“) in fünf klar voneinander abgetrennten Kapiteln nach. Die Entwicklung geschieht sprunghaft, weil zwischen den einzelnen Kapiteln immer ein Jahr, einmal zwei Jahre vergehen. Die Entwicklung der USA ist nur im Kosmos der Familie Taylor (wozu neben Josh auch drei Töchter gehören) und ihren vermögenden Nachbarn (die namenlose Nebenfiguren bleiben) in der bürgerlich-gepflegten Vorstadt sichtbar. Auf erklärende Nachrichteneinblendungen oder längliche Erklärdialoge verzichtet er.

Diese Begrenzung und dass Komasa nur kryptisch auf die Ziele der Bewegung „The Change“ eingeht, ist zugleich die Stärke und Schwäche der Dystopie. Das klare Konzept, das ohne Kompromisse durchexzerziert wird, führt zur Konzentration auf wenige Personen, einen Handlungsort und einen jährlich wiederkehrenden Zeitpunkt. Es hat etwas von einem Ritual mit fest gelegten Abläufen, die jedes Jahr trostloser ablaufen.

Der Nachteil ist, dass alles, was nicht innerhalb dieses Konzepts vernünftig abbildbar ist, ignoriert wird. So zeigen sich die Auswirkungen des von der Bewegung „The Change“ geforderten autoritären Einparteiensystems (was nur eine Umschreibung für Diktatur ist) ausschließlich an der zunehmenden Isolierung der Familie Taylor. Ellen, Paul und ihre vier Kinder müssen berufliche Repressalien erdulden – oder sich anpassen. Das politische Programm der neuen Regierung bleibt nebulös. Was sie abseits eines immer weiter ausgebauten repressiven Überwachungsapparats tut, bleibt unklar.

Komasa wurde 1981 in Polen geboren, wuchs dort, auf, studierte an Filmhochschule Lodz und erlebte die politischen Wandlungen Polens in den vergangenen Jahrzehnten aus nächster Nähe. Das und der Blick von Außen auf die US-amerikanische Kultur führen zu einem scharfen Blick auf gesellschaftliche Bruchlinien und wie aus einer Demokratie eine Diktatur werden kann. Wie Politik eine Familie zerstört, zeigt Komasa eindringlich auf den jährlichen Familientreffen.

Wobei es, wie die letzten Bilder zeigen, ihm nicht darum geht, zu zeigen, wie Politik eine Familie zerstört, sondern wie eine gekränkte Frau sich an der Person, die sie kränkte, rächen will. Dafür zerstört sie die gesamte Familie. Das von ihr aufgebaute Terrorregime diente nur diesem einen Zweck. Die Zerstörung der Demokratie als Kollateralschaden einer Demütigung. Diese durchaus überraschende Pointe raubt der vorher erfolgten Analyse dann einiges von seiner Kraft und lässt den politisch interessierten Zuschauer etwas ratlos zurück. Ideologien und antidemokratische Bestrebungen können auf verschiedenen Ebenen bekämpft werden. Aber Kränkungen?

Dessen ungeachtet kann „The Change“ Diskussionen provozieren. Und eine pointierte Warnung sein, wie schnell aus einer liberalen Demokratie eine Diktatur werden kann.

The Change (Anniversary, USA 2025)

Regie: Jan Komasa

Drehbuch: Lori Rosene-Gambino (nach einer Geschichte von Jan Komasa und Lori Rosene-Gambino)

mit Diane Lane, Kyle Chandler, Madeline Brewer, Zoe Deutch, Phoebe Dynevor, Mckenna Grace, Daryl McCormack, Dylan O’Brien, Sky Yang, Selda Kaya

Länge: 112 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „The Change“

Metacritic über „The Change“

Rotten Tomatoes über „The Change“

Wikipedia über „The Chance“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jan Komasas „Corpus Christi“ (Boże Ciało, Polen 2019)


TV-Tipp für den 16. September: Die Outsider: Rebellen ohne Grund

September 15, 2025

Halbneuer Titel, aber ausgehend von der Länge läuft diese Fassung

MDR, 22.55

The Outsiders: The complete Novel (The Outsiders, USA 1983/2005)

Regie: Francis Ford Coppola

Drehbuch: Kathleen Knutsen Rowell

LV: S. E. Hinton: The Outsiders, 1967 (Die Outsider)

Tulsa, Oklahoma, sechziger Jahre (mit fünfziger Jahre Feeling): Die proletarischen Greaser und die aus dem wohlhabenden Teil der Stadt stammenden Socs leben ihre Feindschaft immer wieder in Schlägereien aus. Als dabei einer der Socs zufällig stirbt, müssen zwei in die Tat involvierte Mitglieder der Greasers aus der Stadt flüchten.

Jugendrama, das damals bei der Kritik nicht gut ankam. Die längere „The complete Novel“-Fassung rehabilierte das aus heutiger Sicht sehr prominent besetzte, edel fotografierte Jugenddrama vollständig.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung, inclusive einiger Worte zu den verschiedenen Fassungen.

mit C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Diane Lane, Emilio Estevez, Tom Cruise, Leif Garrett, Glenn Withrow, Tom Waits, S. E. Hinton

auch bekannt als „Coppola’s The Outsiders – Rebellen ohne Grund“ (Kinotitel) bzw. „Die Outsider“ (Kinotitel)

Hinweise

Moviepilot über „The Outsiders“

Metacritic über „The Outsiders“

Rotten Tomatoes über „The Outsiders“

Wikipedia über „The Outsiders“ (deutsch, englisch)

Homepage von S. E. Hinton

Meine Besprechung von Norbert Grob/Bern Kiefer/Ivo Ritzer (Herausgeber) „Mythos ‘Der Pate’ – Francis Ford Coppolas Godfather-Trilogie und der Gangsterfilm (Deep Focus 10)“ (2011)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas “Apocalypse Now” (Apocalypse Now, USA 1979 – die “Full Disclosure”-Blu-ray)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now: The Final Cut“ (USA 1979/2019) und der Blu-ray

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „The Outsiders: The complete Novel“ (The Outsiders, USA 1983/2005) und der Blu-ray

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Rumble Fish“ (Rumble Fish, USA 1983)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Twixt – Virginias Geheimnis“ (Twixt, USA 2011)

Meine Besprechung von Franics Ford Coppolas „Megalopolis“ (Megalopolis, USA 2024)

Francis Ford Coppola in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Roy Thomas/Mike Mignolas „Bram Stoker’s Dracula“ (Bram Stoker’s Dracula 1-4, 1993) (der Comic-Version von Coppolas Film)


TV-Tipp für den 2. Juni: The Outsiders: The Complete Novel

Juni 1, 2025

One, 21.45

The Outsiders: The complete Novel (The Outsiders, USA 1983/2005)

Regie: Francis Ford Coppola

Drehbuch: Kathleen Knutsen Rowell

LV: S. E. Hinton: The Outsiders, 1967 (Die Outsider)

Tulsa, Oklahoma, sechziger Jahre (mit fünfziger Jahre Feeling): Die proletarischen Greaser und die aus dem wohlhabenden Teil der Stadt stammenden Socs leben ihre Feindschaft immer wieder in Schlägereien aus. Als dabei einer der Socs zufällig stirbt, müssen zwei in die Tat involvierte Mitglieder der Greasers aus der Stadt flüchten.

Jugendrama, das damals bei der Kritik nicht gut ankam. Die längere „The complete Novel“-Fassung rehabilierte das aus heutiger Sicht sehr prominent besetzte, edel fotografierte Jugenddrama vollständig.

One zeigt die „Complete Novel“-Fassung.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung, inclusive einiger Worte zu den verschiedenen Fassungen.

mit C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Diane Lane, Emilio Estevez, Tom Cruise, Leif Garrett, Glenn Withrow, Tom Waits, S. E. Hinton

auch bekannt als „Coppola’s The Outsiders – Rebellen ohne Grund“ (Kinotitel) bzw. „Die Outsider“ (Kinotitel)

Hinweise

Moviepilot über „The Outsiders“

Metacritic über „The Outsiders“

Rotten Tomatoes über „The Outsiders“

Wikipedia über „The Outsiders“ (deutsch, englisch)

Homepage von S. E. Hinton

Meine Besprechung von Norbert Grob/Bern Kiefer/Ivo Ritzer (Herausgeber) „Mythos ‘Der Pate’ – Francis Ford Coppolas Godfather-Trilogie und der Gangsterfilm (Deep Focus 10)“ (2011)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas “Apocalypse Now” (Apocalypse Now, USA 1979 – die “Full Disclosure”-Blu-ray)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now: The Final Cut“ (USA 1979/2019) und der Blu-ray

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „The Outsiders: The complete Novel“ (The Outsiders, USA 1983/2005) und der Blu-ray

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Rumble Fish“ (Rumble Fish, USA 1983)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Twixt – Virginias Geheimnis“ (Twixt, USA 2011)

Meine Besprechung von Franics Ford Coppolas „Megalopolis“ (Megalopolis, USA 2024)

Francis Ford Coppola in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Roy Thomas/Mike Mignolas „Bram Stoker’s Dracula“ (Bram Stoker’s Dracula 1-4, 1993) (der Comic-Version von Coppolas Film)


TV-Tipp für den 25. Juli: Geronimo – Eine Legende

Juli 24, 2024

ZDFneo, 21.35

Geronimo – Eine Legende (Geronimo: An American Legend, USA 1993)

Regie: Walter Hill

Drehbuch: John Milius, Larry Gross

Ein junger West-Point-Absolvent erzählt, wie er die Jagd auf Geronimo erlebte. Der Indianerhäuptling kämpfte mehrere Jahre gegen die US-Armee, bevor er sich 1886 kampflos ergab.

Postmoderner Spät-Western. „Die Geschichte des letzten Indianeraufstands als elegisches Dokudrama: ohne übergroße Helden, ohne mythische Überzeichnung in Bild und Stil. Indianer und Soldaten agieren wie Gezeichnete, die bei allem, was sie tun und wofür sie kämpfen, nur verlieren. (…) Sie ahnen, dass ihre Zeit abgelaufen ist, und wissen, dass sie dennoch nicht aufgeben dürfen.“ (Norbert Grob: Geronimo, in Bernd Kiefer/Norbert Grob: Filmgenres: Western, 2003)

mit Jason Patric, Robert Duvall, Gene Hackman, Wes Studi, Matt Damon

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Geronimo“

Wikipedia über „Geronimo“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Walter Hills “Straßen in Flammen” (Streets on Fire, USA 1984)

Meine Besprechung von Walter Hills “Shoutout – Keine Gnade” (Bullet to the Head, USA 2013)

Walter Hill in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Über den Pixar-Film „Alles steht Kopf 2“

Juni 14, 2024

Nun also die Pubertät. 2015 erlebten wir in dem Pixar-Film „Alles steht Kopf“, wie es in dem Kopf der elfjährigen Riley Andersen aussieht und wie ihre unterschiedlichen Emotionen zusammenarbeiten, damit sie sich Riley-vernünftig verhält. Sie muss nämlich den Umzug von einem Dorf in Minnesota nach San Francisco verarbeiten. Der Film war ein Hit.

Und nachdem auch Pixar in den vergangenen Jahren neben erfolgreichen Einzelfilmen auch Fortsetzungen erfolgreicher Filme produzierte, war die Fortsetzung von „Alles steht Kopf“ wohl nur eine Frage der Zeit. Dramaturgisch notwendig war und ist sie nicht. Wobei die Pubertät neue erzählerische Möglichkeit eröffnet.

Denn Riley ist jetzt ein dreizehnjähriger Teenager. An der Schule ist sie beliebt und erfolgreich. Mit ihren beiden Freundinnen Bree und Grace wird sie zu einem Eishockey-Trainingslager eingeladen, das ihr auch neue schulische Möglichkeiten eröffnet. Wenn sie von der strengen Trainerin aufgenommen wird, hatsie nämlich gleichzeitig einen Platz an einer guten High School. Außerdem möchte Riley die Freundin von Valentina ‚Val‘ Ortiz, dem beliebt-bewunderten Star des Eishockey-Teams, werden.

In dem Moment übernehmen neue, mit der Pubertät zusammenhängende Gefühle die Herrschaft über Riley. Zu den aus dem ersten Film bekannten Emotionen Freude (Joy), Kummer (Sadness), Wut (Anger), Angst (Fear) und Ekel (Disgust) kommen

Zweifel (Anxiety), Neid (Envy), Peinlich (Embarrassment) und Ennui (Ennui; hauptsächlich mit dem lustlosen Herumlungern auf der Couch und der Pflege einer Null-Bock-Haltung beschäftigt) dazu. Sogar Nostalgie (Nostalgia) darf als weitere Emotion, die sich nach der Vergangenheit sehnt, schon zweimal kurz auftauchen.

Weil Freude und die anderen aus dem ersten Film bekannten Emotionen die neue Emotion Zweifel bei ihrer Arbeit zu sehr stören, sperrt sie sie in ein Einmachglas und befördert sie in einen Safe in einer abgelegenen Region von Rileys Gehirn. Dort können sie sich aus dem Safe befreien. Sie machen sich auf den beschwerlichen Weg zurück in Rileys Schaltzentrale.

Kelsey Mann übernahm die Regie. Er arbeitet seit 2009 in verschiedenen Positionen bei Pixar. „Alles steht Kopf 2“ ist sein Spielfilmdebüt. „Alles steht Kopf“-Co-Drehbuchautorin Meg LeFauve und Dave Holstein schrieben das Drehbuch. Und in der Originalfassung liehen viele bekannte Schauspieler, die schon beim ersten Teil dabei waren, den Figuren wieder ihre Stimme. In der deutschen Fassung durften dann Olaf Schubert, Hans-Joachim Heist (bekannter als Gernot Hassknecht aus der „heute-show“), Tahnee und Bastian Pastewka, teils ebenfalls zum zweiten Mal, ran.

Manns Spielfilmdebüt ist ein durchaus unterhaltsamer, aber auch ziemlich hektischer Pixar-Film, der mit den Problemen einer Fortsetzung kämpft. Die Idee von „Alles steht Kopf“, dass wir uns im Kopf einer Person befinden und erleben, wie verschiedene Emotionen zusammenarbeiten, einen Charakter formen und zusammen Entscheidungen fällen, war grandios und sie wurde in ihrer Reduzierung auf fünf wichtige Emotionen überzeugend umgesetzt. Komplexe wissenschaftliche Erkenntnisse konnten so für ein aus Kindern bestehendes Publikum präsentiert und von diesem verstanden werden. Jedenfalls genug, um die Filmgeschichte begeistert mitzuverfolgen, während die Erwachsenen ganz andere Dinge in dem Film sahen. Diese Idee wird jetzt nicht mit fünf, sondern mit, je nach Zählung, neun bis zehn Emotionen wiederholt. Das mag näher an der Wirklichkeit, vor allem der Wirklichkeit eines Teenagers, sein, aber einige Emotionen ähneln sich sehr und keine Emotion kann sich wirklich entfalten. „Alles steht Kopf 2“ ist jetzt keine spannende Diskussion im kleinen Kreis mehr, in dem die verschiedenen Diskursteilnehmenden die anderen ausreden lassen und zu einer Lösung kommen, sondern eine typische chaotische Talkshow, in der irgendwann alle durcheinander reden, während Ennui gelangweilt wegdöst.

Die in Rileys Kopf spielende Geschichte ist zwar unterhaltsam, aber ohne große dramaturgische Dringlichkeit. Die in der realen Welt spielende Geschichte, also Rileys Kampf um die Aufnahme in das Eishockey-Team und den damit verbundenen Platz in dieser High School, das damit verbundene Leistungsdenken und der Umgang miteinander sind sehr amerikanisch.

Natürlich ist „Alles steht Kopf 2“ kein schlechter Film. Es ist ein Pixar-Film und da ist ein bestimmtes Niveau immer vorhanden. Aber es handelt sich um eine überflüssige Fortsetzung, die niemals die Qualität von „Alles steht Kopf“ erreicht.

Alles steht Kopf 2 (Inside Out 2, USA 2024)

Regie: Kelsey Mann

Drehbuch: Meg LeFauve, Dave Holstein (nach einer Geschichte von Kelsey Mann und Meg LeFauve)

mit (im Original den Stimmen von) Amy Poehler, Liza Lapira, Tony Hale, Lewis Black, Phyllis Smith, Maya Hawke, Ayo Edebiri, Adèle Exarchopoulos, Paul Walter Hauser, Kensington Tallman, Lilimar, Grace Lu, Sumayyah Nuriddin-Green, Diane Lane, Kyle MacLachlan, Frank Oz, Flea, June Squibb

(in der deutschen Synchronisation den Stimmen von) Olaf Schubert, Hans-Joachim Heist, Tahnee, Leon Windscheid, Younes Zarou, Bastian Pastewka

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Alles steht Kopf 2“

Metacritic über „Alles steht Kopf 2“

Rotten Tomatoes über „Alles steht Kopf 2“

Wikipedia über „Alles steht Kopf 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Pete Docter/Ronnie del Carmens „Alles steht Kopf“ (Inside Out, USA 2015)


TV-Tipp für den 10. Oktober: Geronimo – Eine Legende

Oktober 9, 2023

Servus TV, 22.10

Geronimo – Eine Legende (Geronimo: An American Legend, USA 1993)

Regie: Walter Hill

Drehbuch: John Milius, Larry Gross

Ein junger West-Point-Absolvent erzählt, wie er die Jagd auf Geronimo erlebte. Der Indianerhäuptling kämpfte mehrere Jahre gegen die US-Armee, bevor er sich 1886 kampflos ergab.

Postmoderner Spät-Western. „Die Geschichte des letzten Indianeraufstands als elegisches Dokudrama: ohne übergroße Helden, ohne mythische Überzeichnung in Bild und Stil. Indianer und Soldaten agieren wie Gezeichnete, die bei allem, was sie tun und wofür sie kämpfen, nur verlieren. (…) Sie ahnen, dass ihre Zeit abgelaufen ist, und wissen, dass sie dennoch nicht aufgeben dürfen.“ (Norbert Grob: Geronimo, in Bernd Kiefer/Norbert Grob: Filmgenres: Western, 2003)

mit Jason Patric, Robert Duvall, Gene Hackman, Wes Studi, Matt Damon

Wiederholung: Mittwoch, 11. Oktober, 01.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Geronimo“

Wikipedia über „Geronimo“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Walter Hills “Straßen in Flammen” (Streets on Fire, USA 1984)

Meine Besprechung von Walter Hills “Shoutout – Keine Gnade” (Bullet to the Head, USA 2013)

Walter Hill in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 3. Dezember: Geronimo – Eine Legende

Dezember 2, 2021

3sat, 22.25

Geronimo – Eine Legende (Geronimo: An American Legend, USA 1993)

Regie: Walter Hill

Drehbuch: John Milius, Larry Gross

Ein junger West-Point-Absolvent erzählt, wie er die Jagd auf Geronimo erlebte. Der Indianerhäuptling kämpfte mehrere Jahre gegen die US-Armee, bevor er sich 1886 kampflos ergab.

Postmoderner Spät-Western. „Die Geschichte des letzten Indianeraufstands als elegisches Dokudrama: ohne übergroße Helden, ohne mythische Überzeichnung in Bild und Stil. Indianer und Soldaten agieren wie Gezeichnete, die bei allem, was sie tun und wofür sie kämpfen, nur verlieren. (…) Sie ahnen, dass ihre Zeit abgelaufen ist, und wissen, dass sie dennoch nicht aufgeben dürfen.“ (Norbert Grob: Geronimo, in Bernd Kiefer/Norbert Grob: Filmgenres: Western, 2003)

mit Jason Patric, Robert Duvall, Gene Hackman, Wes Studi, Matt Damon

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Geronimo“

Wikipedia über „Geronimo“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Walter Hills “Straßen in Flammen” (Streets on Fire, USA 1984)

Meine Besprechung von Walter Hills “Shoutout – Keine Gnade” (Bullet to the Head, USA 2013)

Walter Hill in der Kriminalakte


DVD-Kritik: Francis Ford Coppolas „The Outsiders“ in mehreren tollen Ausgaben

November 24, 2021

Bevor ich einige Worte über die neue „Special Edition“ von „The Outsiders“ verliere, gibt es zuerst einmal meine Gedanken zum Film:

The Outsiders“ ist die Verfilmung von S. E. Hintons gleichnamigem Romandebüt. In dem Buch schildert sie, basierend auf eigenen Erlebnissen, vom Leben der Greaser und der Socs. Die Greaser sind eine aus der Arbeiterklasse und unteren Arbeiterklasse stammende Jugendgang. Die Socs sind die rivalisierende, aus dem wohlhabenden Teil von Tulsa, Oklahoma, stammende Gang.

Eine richtige Geschichte hat „The Outsiders“ nicht. Es ist eine in den Sechzigern (die nach den Fünfzigern aussehen) spielende, locker verknüpfte Abfolge von Episoden aus dem Alltag der Jugendlichen. Es wird sich geschlagen, geliebt, getrunken, miteinander ins Autokino gegangen und, nachdem einer der Socs bei einer Schlägerei versehentlich stirbt, müssen zwei Mitglieder der Greasers aufs Land flüchten. Dort verstecken sie sich in einer abgelegen liegenden, verfallenen Holzkirche, retten einige Kinder, kehren als Helden zurück und prügeln sich wieder mit den Socs.

Die Besetzung besteht aus damals unbekannten, aber aufstrebenden Schauspielern. C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Diane Lane, Emilio Estevez und Tom Cruise spielten mit. Erstaunlich viele von ihnen sind heute noch aktiv, bekannt und beliebt. Und Musiker Tom Waits hat auch einen kurzen Auftritt. Er schrieb die Musik für Coppolas vorherigen Film „Einer mit Herz“ (One from the Heart).

Der Film selbst war für Coppola nach dem Riesenerfolg von „Apocalypse Now“ und dem Megaflop „Einer mit Herz“, der ihn und seine Firma Zoetrope in den Ruin trieb, der Versuch mit einem sicherem Hit – einem für wenig Geld mit damals unbekannten Schauspielern, basierend auf einem bei Jugendlichen bekanntem und beliebten Buch – seine finanzielle Situation zu verbessern. Bei der Kritik kam der „… denn sie wissen nicht, was sie tun“-Verschnitt (Rebel Without a Cause) damals nicht so gut an. So schrieb, stellvertretend für weitere negative zeitgenössische Besprechungen, Variety: „Francis Coppola hat einen handwerklich und schauspielerisch guten, aber sehr konventionellen Film (…) gemacht. Obwohl er in den Mittsechzigern spielt, sieht der Film wie ein Fünfziger-Jahre-Drama über Problemkinder aus, wie sie von Nicholas Ray und Elia Kazan gedreht worden sind, ohne allerdings jemals deren Tiefe und Spannung zu erreichen.“

Beim Publikum kam der Film besser an. Inzwischen ist es ein äußerst beliebter Film, der allein schon wegen der mitspielenden Schauspieler und der wunderschönen Sonnenuntergänge sehenswert ist.

Coppola selbst hatte den Film damals, auf Druck des Studios, von gut zwei Stunden auf neunzig Minuten gekürzt. 2005 veröffentlichte er eine umfangreiche Fassung, in die er die damals geschnittenen, den Romanlesern bekannte Szenen wieder einfügte und den Soundtrack veränderte und ergänzte. Sein inzwischen verstorbener Vater Carmine Coppola hatte für die neu eingefügten Szenen damals keine Musik geschrieben. Diese Fassung nannte Francis Ford Coppola „The Outiders: The complete Novel“. Sie ist näher am Buch und auch die Fassung, die Coppola ursprüngllich veröffentlichen wollte.

Die jetzt erstellte 4K-Version unterscheidet sich nicht von der 2005 veröffentlichten Version. Außer dass das Bild neu abgetastet wurde. Es ist brillant. Schönere Sonnenuntergänge wird man in diesem Herbst wohl nicht im Kino sehen.

Und nun kommen wir zur „Special Edition“, die jetzt bei Studiocanal erschienen und ein gutes Weihnachtsgeschenk ist. Es gibt den Film als DVD (mit umfangreichem Bonusmaterial), als Blu-Ray (mit noch mehr Bonusmaterial) und als Collector’s Edition (mit noch etwas mehr Bonusmaterial, das nicht auf den Blu-rays zu finden ist, und einer schicken Verpackung). Das dürfte dann das Weihnachtsgeschenk für den bekennenden Fan und Sammler sein.

Insgesamt sind auf den beiden Blu-rays, eine mit der Kinofassung, eine mit der „Complete Novel“-Fassung, deutlich über zwei Stunden Bonusmaterial enthalten.

Neu sind ein eine Einführung von Francis Ford Coppola, ein Interview mit James Mockoski, Head of Archives and Restoration bei American Zoetrope und Colorist Gregg Garvin über die 4K-Restaurierung, ein Interview mit Kameramann Stephen Burum, das Featurette „Old House New Home – Ein Museum für die ‚Outsiders’“ und bislang nicht gezeigte geschnittene Szenen.

Das ältere Bonusmaterial entstand vor allem im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der „The complete Novel“-Version 2005. Es handelt sich um das Featurette „Stay Gold – Ein Blick zurück auf ‚The Outsiders’“, einer durch zu den Drehorten in Tulsa mit der Buchautorin S. E. Hinton, Minilesungen aus dem Roman von Rob Lowe, Patrick Swayze, C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Leif Garret und Diane Lane, in denen sie ihre Figuren vorstellen, Aufnahmen vom ungewöhnlichen Casting der „Outsiders“ (Coppola versammelte alle Bewerber in einem Raum und ließ sie verschiedene Rollen spielen), eine Reportage von NBC’s News Today von 1983 über den Film, einige geschnittene und erweiterte Szenen und, selbstverständlich, den Kinotrailer von 1983.

Außerdem gibt es bei der Langfassung zwei Audiokommentare. Einer von Francis Ford Coppola. Einer von Matt Dillon, C. Thomas Howell, Diane Lane, Rob Lowe, Ralph Macchio und Patrick Swayze, die gemeinsam in Erinnerungen an den Film schwelgen.

Das macht dann aus über zwei Stunden über sechs Stunden Bonusmaterial.

Alle Featurettes sind ausführlich (drei sind über sieben Minuten, die anderen über zehn Minuten und das längste Featurette über 26 Minuten), äußerst informativ und mit erstaunlich wenigen Doppelungen. Sie liefern, wie das Bonusmaterial bei „Apocalypse Now“, das Hintergrundmaterial für kommende cineastische Analysen. Damit sind sie für Fans des Films und von Francis Ford Coppola eine Fundgrube.

The Outsiders: The complete Novel (The Outsiders, USA 1983/2005)

Regie: Francis Ford Coppola

Drehbuch: Kathleen Knutsen Rowell

LV: S. E. Hinton: The Outsiders, 1967 (Die Outsider)

mit C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Diane Lane, Emilio Estevez, Tom Cruise, Leif Garrett, Glenn Withrow, Tom Waits, S. E. Hinton

auch bekannt als „Coppola’s The Outsiders – Rebellen ohne Grund“ (Kinotitel) bzw. „Die Outsider“ (Kinotitel)

Blu-ray (Special Edition)

Studiocanal/Arthaus

Bild: 2,40:1 (1080/24 p Full HD)

Ton: Deutsch, Englisch (5.1 DTS-HD MA)

Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Über die Restaurierung: Interview mit James Mockoski, Head of Archives and Restorations bei American Zoetrope und Colourist Gregg Garvin (auch DVD); Interview mit Kameramann Stephen Burum (auch DVD); Geschnittene Szenen (auch DVD); Einführung von Francis Ford Coppola (auch DVD); “Outsider Looking In” – neues Interview mit Francis Ford Coppola über Schlüsselszenen eines Kultfilms (auch DVD); Featurette “Old House New Home” – Ein Museum für die “Outsiders” (auch DVD); Trailer (auch DVD)

exclusives Blu-ray Bonusmaterial: Audiokommentar von Francis Ford Coppola, Audiokommentar von Matt Dillon, C. Thomas Howell, Diane Lane, Rob Lowe, Ralph Macchio und Patrick Swayze; Featurette “Stay Gold”: Ein Blick zurück auf THE OUTSIDERS; S.E. Hinton am Drehort in Tulsa; Das Casting der “Outsiders”; NBC’s News Today von 1983, ‚The Outsiders‘ Started by School Petition; Sieben Teammitglieder (Lowe, Swayze, Howell, Dillon, Macchio, Garret and Lane) lesen Auszüge aus dem Roman; Geschnittene und erweiterte Szenen; Kinotrailer von 1983

Länge: 91 (Kinofassung)/115 Minuten (The complete Novel)

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Studiocanal über „Best of Cinema“

Moviepilot über „The Outsiders“

Metacritic über „The Outsiders“

Rotten Tomatoes über „The Outsiders“

Wikipedia über „The Outsiders“ (deutsch, englisch)

Homepage von S. E. Hinton

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas “Apocalypse Now” (Apocalypse Now, USA 1979 – die “Full Disclosure”-Blu-ray)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now: The Final Cut“ (USA 1979/2019) und der Blu-ray

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „The Outsiders: The complete Novel“ (The Outsiders, USA 1983/2005)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Rumble Fish“ (Rumble Fish, USA 1983)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Twixt – Virginias Geheimnis“ (Twixt, USA 2011)

 


(Wieder) Neu im Kino/Filmkritik: Francis Ford Coppolas „The Outsiders: The Complete Novel“ eröffnet neue monatliche „Best of Cinema“-Filmreihe in den Kinos

Oktober 31, 2021

Eine feine Idee hatte Studiocanal da: An jedem ersten Dienstag im Monat werden, teils in neuen 4K-Restaurierungen, im Rahmen der Reihe „Best of Cinema“ altbekannte und immer noch beliebte Filme wieder im Kino gezeigt. Über dreihundert Kinos bekundeten bis jetzt ihr Interesse daran, die Filme nach einer jahrelangen Leinwandabstinez wieder in ihren Sälen zu zeigen.

Den Auftakt macht am 2. November Francis Ford Coppolas „The Outsiders – The Complete Novel“ in einer neu restaurierten 4K-Fassung, die auf der großen Leinwand atemberaubend gut aussieht.

The Outsiders“ ist die Verfilmung von S. E. Hintons gleichnamigem Romandebüt. In dem Buch schildert sie, basierend auf eigenen Erlebnissen, vom Leben der Greaser und der Socs. Die Greaser sind eine aus der Arbeiterklasse und unteren Arbeiterklasse stammende Jugendgang. Die Socs sind die rivalisierende, aus dem wohlhabenden Teil von Tulsa, Oklahoma, stammende Gang.

Eine richtige Geschichte hat „The Outsiders“ nicht. Es ist eine in den Sechzigern (die nach den Fünfzigern aussehen) spielende, locker verknüpfte Abfolge von Episoden aus dem Alltag der Jugendlichen. Es wird sich geschlagen, geliebt, getrunken, miteinander ins Autokino gegangen und, nachdem einer der Socs bei einer Schlägerei versehentlich stirbt, müssen zwei Mitglieder der Greasers aufs Land flüchten. Dort verstecken sie sich in einer abgelegen liegenden, verfallenen Holzkirche, retten einige Kinder, kehren als Helden zurück und prügeln sich wieder mit den Socs.

Die Besetzung besteht aus damals unbekannten, aber aufstrebenden Schauspielern. C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Diane Lane, Emilio Estevez und Tom Cruise spielten mit. Erstaunlich viele von ihnen sind heute noch aktiv, bekannt und beliebt. Und Musiker Tom Waits hat auch einen kurzen Auftritt. Er schrieb die Musik für Coppolas vorherigen Film „Einer mit Herz“ (One from the Heart).

Der Film selbst war für Coppola nach dem Riesenerfolg von „Apocalypse Now“ und dem Megaflop „Einer mit Herz“, der ihn und seine Firma Zoetrope in den Ruin trieb, der Versuch mit einem sicherem Hit – einem für wenig Geld mit damals unbekannten Schauspielern, basierend auf einem bei Jugendlichen bekanntem und beliebten Buch – seine finanzielle Situation zu verbessern. Bei der Kritik kam der „… denn sie wissen nicht, was sie tun“-Verschnitt (Rebel Without a Cause) damals nicht so gut an. So schrieb, stellvertretend für weitere negative zeitgenössische Besprechungen, Variety: „Francis Coppola hat einen handwerklich und schauspielerisch guten, aber sehr konventionellen Film (…) gemacht. Obwohl er in den Mittsechzigern spielt, sieht der Film wie ein Fünfziger-Jahre-Drama über Problemkinder aus, wie sie von Nicholas Ray und Elia Kazan gedreht worden sind, ohne allerdings jemals deren Tiefe und Spannung zu erreichen.“

Beim Publikum kam der Film besser an. Inzwischen ist es ein äußerst beliebter Film, der allein schon wegen der mitspielenden Schauspieler und der wunderschönen Sonnenuntergänge sehenswert ist.

Coppola selbst hatte den Film damals, auf Druck des Studios, von gut zwei Stunden auf neunzig Minuten gekürzt. 2005 veröffentlichte er eine umfangreiche Fassung, in die er die damals geschnittenen, den Romanlesern bekannte Szenen wieder einfügte und den Soundtrack veränderte und ergänzte. Sein inzwischen verstorbener Vater Carmine Coppola hatte für die neu eingefügten Szenen damals keine Musik geschrieben. Diese Fassung nannte Francis Ford Coppola „The Outiders: The complete Novel“. Sie ist näher am Buch und auch die Fassung, die Coppola ursprüngllich veröffentlichen wollte.

Die jetzt erstellte 4K-Version unterscheidet sich nicht von der 2005 veröffentlichten Version. Außer dass das Bild neu abgetastet wurde. Es ist brillant. Schönere Sonnenuntergänge wird man in diesem Herbst wohl nicht im Kino sehen.

Die ersten Filme, der „Best of Cinema“-Reihe sind:

Dienstag, 2. November

The Outsiders: The complete Novel

Dienstag, 7. Dezember

Die fabelhafte Welt der Amélie (immer wieder schön. Trotzdem könnte Jean-Pierre Jeunet acht Jahre nach „Die Karte meiner Träume“ mal wieder einen neuen Film inszenieren.)

Dienstag, 4. Januar

Tod auf dem Nil (mit Peter Ustinov als Hercule Poirot. Die neue Verfilmung von Agatha Christies Roman soll am 10. Februar 2022 in den Kinos starten.)

Dienstag, 1. Februar

Mulholland Drive (in einer unter der Aufsicht von David Lynch in 4K restaurierten Fassung; auch Lynch könnte mal wieder einen neuen Spielfilm drehen.)

Dienstag, 1. März

Total Recall – Die totale Erinnerung (in einer restaurierten 4K-Fassung)

Dienstag, 5. April

Grüne Tomaten (eine Komödie über kochende Frauen und besondere Zutaten)

The Outsiders: The complete Novel (The Outsiders, USA 1983/2005)

Regie: Francis Ford Coppola

Drehbuch: Kathleen Knutsen Rowell

LV: S. E. Hinton: The Outsiders, 1967 (Die Outsider)

mit C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Diane Lane, Emilio Estevez, Tom Cruise, Leif Garrett, Glenn Withrow, Tom Waits, S. E. Hinton

auch bekannt als „Coppola’s The Outsiders – Rebellen ohne Grund“ (Kinotitel) bzw. „Die Outsider“ (Kinotitel)

Länge: 91 (Kinofassung)/115 Minuten (The complete Novel)

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Studiocanal über „Best of Cinema“

Moviepilot über „The Outsiders“

Metacritic über „The Outsiders“

Rotten Tomatoes über „The Outsiders“

Wikipedia über „The Outsiders“ (deutsch, englisch)

Homepage von S. E. Hinton

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas “Apocalypse Now” (Apocalypse Now, USA 1979 – die “Full Disclosure”-Blu-ray)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now: The Final Cut“ (USA 1979/2019) und der Blu-ray

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Rumble Fish“ (Rumble Fish, USA 1983)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Twixt – Virginias Geheimnis“ (Twixt, USA 2011)


TV-Tipp für den 18. September: Cotton Club

September 17, 2019

One, 22.00

Cotton Club (The Cotton Club, USA 1983)

Regie: Francis Ford Coppola

Drehbuch: William Kennedy, Francis Ford Coppola (nach einer Geschichte von William Kennedy, Francis Ford Coppola und Mario Puzo)

Coppolas Liebeserklärung an den Cotton Club. Nicht schlecht, wie er hier Gangsterfilm mit Liebesfilm mit Tanzfilm mit einem halben Dutzend weiterer Genres verbindet. Aber auch weit von der Qualität seiner ersten beiden Paten-Filme entfernt.

Während der Dreharbeiten unterhielten die verschiedensten Skandalmeldungen (Drehbuch, Budget, künstlerische Auseinandersetzungen, um nur einige zu nennen) die Öffentlichkeit.

Ein Hinweis aus Coppolaland: Am 24. Oktober erscheint bei Studiocanal „Apocalypse Now“ in allen verfügbaren Fassungen (also ursprüngliche Kinofassung, Redux-Fassung und Final Cut) als DVD, Blu-ray und 4 K Ultra HD mit Tonnen Bonusmaterial. Es ist auch brandneues Bonusmaterial angekündigt.

Mit Richard Gere, Gregory Hines, Diane Lane, Bob Hoskins, James Remar, Nicolas Cage, Larry Fishburne, Tom Waits, Joe Dallesandro, Woody Strode

Wiederholung: Donnerstag, 19. September, 02.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Cotton Club“

Wikipedia über „Cotton Club“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas “Apocalypse Now” (Apocalypse Now, USA 1979 – die “Full Disclosure”-Blu-ray)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now – Final Cut“ (Apocalypse Now, USA 1979) (zur Kinoaufführung)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Twixt – Virginias Geheimnis“ (Twixt, USA 2011)

Francis Ford Coppola in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 14. September: Untraceable

September 13, 2019

ZDFneo, 22.00

Untraceable (Untraceable, USA 2008)

Regie: Gregory Hoblit

Drehbuch: Robert Fyvolent, Mark R. Brinker, Allison Burnett

Es gibt es zwei Gründe für den Film: Gregory Hoblit und Diane Lane. Und es gibt, für Genrefans, einen sehr guten Grund gegen den Film: das Drehbuch. Denn es erzählt, sauber entwickelt (oder sollte ich sagen „vorhersehbar nach Schema F“?), eine typische logikfreie Serienkillergeschichte für ein Mainstreampublikum, das sich niemals einen der derzeit modischen Torture-Porn-Streifen ansehen würde und die stereotype Medienkritik des Geschichte gedankenlos bejaht.

Die Geschichte: FBI-Agentin Jennifer Marsh stößt bei ihren Ermittlungen im Internet auf eine neue Seite, auf der zuerst eine Katze und später Menschen, vor laufender Kamera qualvoll sterben. Der Clou: je mehr Menschen die Seite anklicken, umso schneller wird das Opfer hingerichtet. Marsh versucht dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Aber die Seite ist ‚untraceable’.

Bei dem Drehbuch haben mir der schnelle Anfang, bei dem die Heldin auf wenigen Seiten vorgestellt wird; das gelungene Präsentieren von Informationen, die später wichtig werden und das ausgewogene Verhältnis von Berufsleben und etwas Privatleben mit ihrer sechsjährigen Tochter, gefallen. Überhaupt nicht gefallen hat mir dagegen die Story. Denn sie bewegt sich letztendlich spannungsfrei und ohne falsche Fährten von einem Mord zum Nächsten. Irgendwann hat die Heldin eine Idee und wir kennen sofort den richtigen Mörder und das, wie ich finde ziemlich alberne, Motiv. Sie macht einige dumme Fehler (Bei einem Fehler dachte ich nur ‚Nein, das darf nicht wahr sein’.). Ebenfalls zum festen Genreinventar gehört das Ende mit dem tödlichen Kampf zwischen der Polizistin und dem Mörder.

Insgesamt ist „Untraceable“ ein 08/15-Serienkillerfilm, für den man sich wirklich keine Kinokarte kaufen muss, sich aber im TV ansehen kann.

Mit Diane Lane, Colin Hanks, Billy Burke

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Rotten Tomatoes über „Untraceable“

Wikipedia über „Untraceable“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „Untraceable“ von Robert Fyvolent, Mark R. Brinker und Allison Burnett

Interview mit Allison Burnett

Homepage von Allison Burnett


Neu im Kino/Filmkritik: „Im Netz der Versuchung“ ist nichts

Mai 2, 2019

Das Problem von „Im Netz der Versuchung“ ist nicht die ach so clevere Pointe.

Das Problem ist die Inszenierung und dass der Film bei weitem nicht so clever ist, wie er glaubt.

Außerdem erwartet man bei dieser Besetzung einfach einen besseren Film. Steven Knight, der hier eines seiner Bücher inszenierte, schrieb auch die Bücher für „Kleine schmutzige Tricks“ (dafür gab es eine Oscar-Nominierung), „Tödliche Versprechen – Eastern Promises“, „No turning back“ und die von ihm erfundene TV-Serie „Peaky Blinders“. „Beach Bum“ Matthew McConaughey übernahm die Hauptrolle. Seine Rollenwahl war in den letzten Jahren immer interessant und erfreulich kompromisslos. Anne Hathaway, Jason Clarke und Diane Lane haben auch eine eher glückliche Hand bei ihrer Rollenwahl.

Hier lungern sie in einem Neo-Noir-Erotik-Thriller herum, der äußerst absehbar auf einen überraschenden Twist hinausläuft. Ein überraschender Twist kann, siehe „Die üblichen Verdächtigen“, „The sixth Sense“ oder, um auch einen etwas unbekannteren Film zu nennen, „Identity“, fantastisch funktionieren. Im Fall von „Im Netz der Versuchung“ geht das gründlich schief. Der Twist überrascht nicht und er lädt auch nicht zu einer Neubetrachtung der Geschichte ein. Dafür ist er viel zu offensichtlich. Nur Steven Knight glaubt immer noch, dass niemand etwas davon mitbekommen hat.

Der restliche Film kommt nie über das Niveua eines hoffnungslos vermurksten Erotik-Thrillers hinaus. Dieses Subgenre diente im Nachgang von „Basic Instinct“ nur als Entschuldigung, um Schauspieler nackt vor der Kamera zu zeigen. Spätestens 2006 wurde es mit „Basic Instinct 2“ endgültig begraben. Nackte Haut kann halt nicht ewig eine gute Story ersetzen.

Schon die ersten Minuten von „Im Netz der Versuchung“, wenn Bootsbesitzer Baker Dill (Matthew McConaughey) bei einer Angeltour seine zahlenden Gästen links liegen lässt und unbedingt einen Fisch – seinen Moby Dick – fangen will, funktionieren nicht. Schließlich soll Dill der Protagonist sein. Wir sollen mit ihm mitfühlen und auf seiner Seite stehen. In diesen Minuten ist er allerdings nur ein cholerischer Unsympath, den man am liebsten sofort einsperren würde. Seine Kunden, nervige Touristen, die für die von ihnen bezahlte Angeltour auch einen großen Fisch erwarten, erscheinen hier als höchst sympathische Menschen, die in der Hand eines Psychopathen sind.

Diese Szene und Dills anschließende tägliche Routine aus Trinken und Sex sind so unglaubwürdig, künstlich überhöht inszeniert, dass man nicht das Noir-Gefühl von ’nichts ist so, wie es scheint‘ hat, sondern glaubt, dass eine Gruppe überambitionierter Filmstudenten einen obercoolen Erotic-Thriller inszenieren will. Zur Vorbereitung gab es einen Abend mit Noir-Klassikern aus den Vierzigern, Humphrey Bogart und etwas Ernest Hemingway.

Als Story nahmen sie dann die älteste Noir-Story, die es gibt: ein Mann, der von einer Frau zu einem Mord angestiftet wird. Dafür taucht Dills frühere Geliebte Karen (Anne Hathaway) auf der Insel auf. Die Femme Fatale möchte, dass Dill ihren Mann Frank Zariakas (Jason Clarke) ermordet. Er ist, so erzählt uns die holde Schöne, ein gewalttätiger Primitivling, der auch Kinder schlägt.

Für Noir-Fans folgt jetzt ein Malen nach Zahlen, bei dem er einen bekannten Film nach dem nächsten nennen kann und Standard-Noir-Situation auf Standard-Noir-Situation folgt. Alle Figuren verhalten sich seltsam. Sie agieren nicht wie normale Menschen, die in einem Netz der Versuchung, Leidenschaft, Begierde und widerstreitender Gefühle gefangen sind, sondern wie Figuren auf einem Schachbrett, die tun, was ein Spielleiter will. Entsprechend distanziert beobachtet man ihr abstruses Verhalten zwischen Kapitalverbrechen, Fischjagd und Geschlechtsverkehr.

Im Netz der Versuchung“ ist ein von einem Zwölfjährigen geschriebener Erotik-Thriller, der unter der Bettdecke gerade seinen ersten Pulp-Roman gelesen hat und Oberflächenreize mit Inhalt verwechselt. Das ist noch das Beste, was über dieses hoffnungslos missglückte Gedankenexperiment gesagt werden kann.

Im Netz der Versuchung (Serenity, USA 2019)

Regie: Steven Knight

Drehbuch: Steven Knight

mit Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jason Clarke, Diane Lane, Djimon Hounsou, Jeremy Strong

Länge: 107 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Im Netz der Versuchung“

Metacritic über „Im Netz der Versuchung“

Rotten Tomatoes über „Im Netz der Versuchung“

Wikipedia über „Im Netz der Versuchung


TV-Tipp für den 27. Dezember: Rumble Fish

Dezember 27, 2018

Arte, 22.25

Rumble Fish (Rumble Fish, USA 1983)

Regie: Francis Ford Coppola

Drehbuch: S. E. Hinton, Francis Ford Coppola

LV: S. E. Hinton: Rumble Fish, 1975 (Kampffische – In den Slums einer amerikanischen Großstadt)

Der Halbstarke Rusty James bewundert seinen älteren Bruder, den vor Jahren spurlos verschwundenen, legendären Motorcycle Boy. Eines Tages kehrt er zurück.

Grandioses, experimentelles Jugenddrama. Coppola nannte seinen Film einen „Kunstfilm für Kinder“.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Matt Dillon, Mickey Rourke, Diane Lane, Dennis Hopper, Diana Scarwid, Vincent Spano, Nicolas Cage, Christopher Penn, Laurence Fishburne, William Smith, Tom Waits, Domino (eigentlich Sofia Coppola), S. E. Hinton

auch bekannt als „Rumblefish“ (auch diese Schreibweise wird benutzt)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Rumble Fish“

Metacritic über „Rumble Fish“

Turner Classic Movies über „Rumble Fish“

Wikipedia über „Rumble Fish“ (deutsch, englisch)

Homepage von S. E. Hinton

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas “Apocalypse Now” (Apocalypse Now, USA 1979 – die “Full Disclosure”-Blu-ray)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Rumble Fish“ (Rumble Fish, USA 1983)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Twixt – Virginias Geheimnis“ (Twixt, USA 2011)

Francis Ford Coppola in der Kriminalakte

 


Neu im Kino/Filmkritik: Nach dem Tod von Superman muss die „Justice League“ ran

November 16, 2017

Am Anfang von „Justice League“, dem neuen Film aus dem DC Extended Universe, ist Superman immer noch tot. ‚Batman‘ Bruce Wayne und „Wonder Woman“ Diana Prince bekämpfen weiterhin Bösewichter. Insofern läuft alles seinen gewohnten Gang. Seltsam ist nur die auch für Batman-Verhältnisse Häufung seltsamer Bösewichter, die in letzter Zeit vermehrt auftauchen. Wayne glaubt, dass sie die Vorboten einer irgendwo aus dem Weltall kommenden großen Attacke auf die Menschheit sind.

Deshalb will er ein Team talentierter Personen (also Männer) zusammenstellen. Die titelgebende „Justice League“. Am Ende besteht das Team aus Aquaman (der mit den Fischen reden kann), Flash (der unglaublich schnell ist, weniger schnell ißt und für den Humor zuständig ist), Cyborg (der im Zweifelsfall irgendwie alles kann), Wonder Woman, Batman und einem Überraschungsgast, der dann doch nicht so super überraschend ist. Sie müssen gegen Steppenwolf kämpfen, der die drei Mother Boxes zusammenfügen will. Das wäre der Untergang der Welt, wie wir sie kennen. Deshalb wurden die Mother Boxes vor Ewigkeiten, nach einer großen Schlacht, an verschiedenen Orten versteckt. Eine in der Welt von Wonder Woman, eine in der von Aquaman und eine an einem unbekannten Ort.

Das ist die mühsam über den halben Film entwickelte Prämisse, die dann schnell in dem unvermeidlichen Finale mündet, bei dem höchstens überrascht, dass nichts überrascht. Bis dahin ist der Film voller Exposition, in der zwei Charaktere, meistens bewegungslos, sich erklären, was sie gerade fühlen und dabei den Plot zum nächsten Plot Point schieben. Das ist dann ungefähr emotional so involvierend wie das Studium eines Bauplans.

Entsprechend zäh gestalten sich die zwei Filmstunden, in denen die Mitglieder der Justice League blasse Gesellen bleiben. Im Gegensatz zu den Avengers von der deutlich unterhaltsameren Marvel-Konkurrenz.

Davon abgesehen erzählt „Justice League“ die Geschichte von „Batman v Superman: Dawn of Justice“ fort und baut darauf, dass man auch die DCEU-Filme „Man of Steel“ und „Wonder Woman“ (jau, der war gut) gesehen hat. Dann versteht man einige Anspielungen und Szenen besser und man weiß, warum so viele bekannte und großartige Schauspieler, wie Amy Adams, Jeremy Irons, Diane Lane und J. K. Simmons (in seinem Debüt als Commissioner Gordon), teilweise in Minirollen dabei sind.

Ben Affleck schaut als Bruce Wayne so missmutig in die Kamera, dass man förmlich hört, wie er sich die ganze Zeit fragt, was er in dem Scheiss sucht. Vielleicht weil der Ärger mit seinem Batman-Film sich während dem Dreh von „Justice League“ kontinuierlich steigerte. Der Hauptdreh für „Justice League“ war von April bis Oktober 2016. Im Frühjahr gab es, nachdem Zack Snyder im März wegen dem Suizid seiner Tochter die Arbeit niederlegte, zwei Monate Nachdrehs. Joss Whedon hatte die Regie übernommen und auch das Drehbuch überarbeitet. Es hieß auch, dass nach dem überragenden Erfolg von „Wonder Woman“ die Tonalität des Film geändert werden sollte.

Affleck, der den nächsten Batman-Film nach seinem Drehbuch inszenieren sollte, trat zwischen diesen beiden Drehs von der Regie für den geplanten Batman-Film zurück. Matt Reeves übernahm die Regie. Ihm gefiel Afflecks Drehbuch (Hey, gibt es das irgendwo im Netz?) nicht und anscheinend wird jetzt ein vollkommen neues Drehbuch geschrieben. Es gab auch Gerüchte, dass Warner überlegte, Afflecks Batman aus dem DCEU herauszuschreiben. Das alles ist bei einem Big-Budget-Film, vor allem vor Drehbeginn, nicht unbedingt ungewöhnlich, aber dass Affleck nach dem ganzen Ärger nach einem Weg aus dem Franchise sucht, ist nachvollziehbar. In aktuellen Interviews spricht er, ohne irgendetwas genaues zu sagen, über ein mögliches Ende seines Batmans. Es würde auch sein lustlos-verbissenes Spiel erklären.

Gal Gadot stahl in „Batman v Superman“ in ihren wenigen Szenen als Wonder Woman den Superhelden-Jungs mühelos die Show. In ihrem Solofilm „Wonder Woman“ war sie eine in jeder Beziehung willkommene Überraschung. In „Justice League“ wird sie hoffnungslos unter Wert verkauft.

Die anderen, ähem, Charaktere sind dann nur noch Staffage. Henry Cavill als Superman hat letztendlich nur eine Nebenrolle. Auch weil er die meiste Filmzeit tot ist. Und wenn er dann wiederbelebt wird, liefert er sich erst einmal eine Klopperei mit der Justice League, ehe er tiefsinnig über riesige Maisfelder blicken darf. Jason Momoa als Aquaman Arthur Curry und Ray Fisher als Cyborg Victor Stone sind blass. Ezra Miller als The Flash Barry Allen ist für den in Richtung des letzten Spider-Man-Films „Homecoming“ gehenden stubenreinen Pennäler-Humor zuständig. Schnell nervt dieser Humor und man wünscht sich noch langen vor dem Abspann Jesse Eisenberg zurück. In „Batman v Superman“ spielte er den bekannten Superman-Antagonisten Lex Luthor. Seine Spiel war zwar in Fankreisen umstritten, aber auch absolut bizarr und kurzweilig.

Dieses Mal ist der Bösewicht Steppenwolf, ein zweieinhalb Meter großer Krieger von der Alptraumwelt Apokolips. Viel mehr gibt es über ihn nicht zu sagen. Es ist eine CGI-Gestalt, die im Original von Ciarán Hinds gesprochen und wohl auch etwas gespielt wurde.

Und damit kommen wir zu Zack Snyder, dem Mastermind im DCEU-Filmkosmos. Wieder hat er die Regie übernommen und wieder gibt es Michael Bay für griesgrämige Comic-Nerds. Daran ändert der Wechsel des Regisseurs nichts. Whedon drückte dem Film nicht seinen Stempel auf, sondern er ergänzte in Snyders Sinn. Auch wenn man sich nach dem Erfolg von „Wonder Woman“ um eine andere Tonalität bemüht und alles bunter ist, ist der Grundton immer noch düster und schwermütig. Wie eine missglückte Pseudo-Doom-Metal-Version eines Beatles-Songs. – – Hm, im Abspann gibt es mit dem Beatles-Cover „Come together“ von Junkie XL, feat. Gary Clark Jr., so etwas ähnliches.

Die Bilder erinnern, wie man es von Zack Snyder gewohnt ist, an Comic-Panels. Das sieht unbestritten gut aus. Aber der gesamte Film sieht, abgesehen von einem kurzen „Watchmen“-Selbstzitat in den ersten Minuten, wie eine Abfolge von Panels aus. Nur ergibt eine Abfolge von Standbildern keinen Film. Das zeigt sich in den Actionszenen, die alle wenig dynamisch sind. Dialoge sind banale Schuss-Gegenschuss-Montagen, die mit einer Bräsigkeit zelebriert werden, die ihnen jedes Leben aussagen bis sie zu einem Standbild gefrieren. Da hat sogar ein Dialog in einer 08/15-TV-Serie oder einer TV-Show mehr Dynamik. Alles in „Justice League“ ist statisch. Nichts hat einen eigenständigen Rhythmus.

Das Drehbuch ist nur eine Abfolge von Plot Points, die eine niemals überraschende Geschichte erzählen. Im Gegensatz zu „Batman v Superman“ ist die Geschichte wenigstens immer nachvollziehbar und in sich schlüssig. Die Charaktere sind durchgehend eindimensional. Ihre Dialoge banal. Für keinen Schauspieler gibt es etwas, mit dem er arbeiten könnte. Sie müssen nur die Stichworte für den nächsten Plot Point geben. Entsprechend blass bleiben sie.

Wie bei Marvel gibt es im Abspann zwei Szenen, wobei die zweite die gelungenere ist. Sie teast auch den nächsten Film an, der – die Hoffnung stirbt zuletzt – besser als „Justice League“ sein könnte. Wenn sie bei DC endlich einmal Geld für ein schlüssiges, überraschendes, wendungs- und facettenreiches Drehbuch ausgeben. Bis dahin wird man diesen Langweiler, der nichts aus seinem Budget von dreihundert Millionen US-Dollar macht, vergessen haben.

Justice League (Justice League, USA 2016)

Regie: Zack Snyder, Joss Whedon (ungenannt)

Drehbuch: Chris Terrio, Joss Whedon (nach einer Geschichte von Chris Terrio und Zack Snyder)

mit Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Gal Gadot, Ezra Miller, Jason Momoa, Ray Fisher, Jeremy Irons, Diane Lane, Connie Nielsen, J. K. Simmons, Ciarán Hinds, Amber Heard, Joe Morton, Lisa Loven Kongsli, Ingvar Sigurdsson, David Thewlis, Sergi Constance

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Warner/DC-Facebook-Seite

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Justice League“

Metacritic über „Justice League“

Rotten Tomatoes über „Justice League“

Wikipedia über „Justice League“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Zack Snyders „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (Batman v Superman: Dawn of Justice, USA 2016)


TV-Tipp für den 1. Juni: Cotton Club

Juni 1, 2017

RBB, 00.30

Cotton Club (USA 1983, Regie: Francis Ford Coppola)

Drehbuch: William Kennedy, Francis Ford Coppola (nach einer Geschichte von William Kennedy, Francis Ford Coppola und Mario Puzo)

Coppolas Liebeserklärung an den Cotton Club. Nicht schlecht, wie er hier Gangsterfilm mit Liebesfilm mit Tanzfilm mit einem halben Dutzend weiterer Genres verbindet. Aber auch weit von der Qualität seiner ersten beiden Paten-Filme entfernt.

Während der Dreharbeiten unterhielten die verschiedensten Skandalmeldungen (Drehbuch, Budget, künstlerische Auseinandersetzungen, um nur einige zu nennen) die Öffentlichkeit.

Mit Richard Gere, Gregory Hines, Diane Lane, Bob Hoskins, James Remar, Nicolas Cage, Larry Fishburne, Tom Waits, Joe Dallesandro, Woody Strode

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Cotton Club“

Wikipedia über „Cotton Club“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas “Apocalypse Now” (Apocalypse Now, USA 1979 – die “Full Disclosure”-Blu-ray)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Twixt – Virginias Geheimnis“ (Twixt, USA 2011)

Francis Ford Coppola in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 15. Juli: Cotton Club

Juli 15, 2016

BR, 23.15

Cotton Club (USA 1983, Regie: Francis Ford Coppola)

Drehbuch: William Kennedy, Francis Ford Coppola (nach einer Geschichte von William Kennedy, Francis Ford Coppola und Mario Puzo)

Coppolas Liebeserklärung an den Cotton Club. Nicht schlecht, wie er hier Gangsterfilm mit Liebesfilm mit Tanzfilm mit einem halben Dutzend weiterer Genres verbindet. Aber auch weit von der Qualität seiner ersten beiden Paten-Filme entfernt.

Während der Dreharbeiten unterhielten die verschiedensten Skandalmeldungen (Drehbuch, Budget, künstlerische Auseinandersetzungen, um nur einige zu nennen) die Öffentlichkeit.

Mit Richard Gere, Gregory Hines, Diane Lane, Bob Hoskins, James Remar, Nicolas Cage, Larry Fishburne, Tom Waits, Joe Dallesandro, Woody Strode

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Cotton Club“

Wikipedia über „Cotton Club“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas “Apocalypse Now” (Apocalypse Now, USA 1979 – die “Full Disclosure”-Blu-ray)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Twixt – Virginias Geheimnis“ (Twixt, USA 2011)

Francis Ford Coppola in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Batman v Superman: Dawn of Justice“ für Superhelden?

März 24, 2016

Beginnen wir mit zwei Informationen: es gibt keine Szene im oder nach dem Abspann. Das macht Marvel. Batman, Superman und noch einige andere Superhelden gehören zu DC Comics.

Laut IMDB kostete der Film 250 Millionen US-Dollar.

Gehen wir zum Geschmäcklerischen über: die durchgehend dunklen Bilder störten mich. Zack Snyder verwechselt hier, wie viele andere Regisseure, dunkle Bilder mit Düsternis und Bedeutung.

Und wo wir gerade bei „Bedeutung“ sind: Zeitlupe ist okay. Zeitlupe kann grandios sein. Sam Peckinpah war ein Meister darin und jeder Actionfilm-Regisseur sollte ein Gespür dafür entwickeln. Allerdings wäre „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (ein Titel wie die Ankündigung für einen Boxkampf) ohne die Zeitlupe nur noch halb so lang. So schafft es die erste filmische Begegnung zwischen Superman (ein grundgütiger Kämpfer für die gute Sache) und Batman (ein etwas schlecht gelaunter Kämpfer für die gute Sache) auf gut 150 Minuten (der Abspann ist relativ kurz geraten). Dass die beiden Jungs sich am Ende vertragen, können wir uns denken. Sind ja beides Superhelden, die sich niemals gegenseitig töten würden. Deshalb endet so ein Zusammentreffen wie ein Boxkampf, der selbstverständlich mit einem ‚Unentschieden‘ oder einem vorzeigen Abbruch endet. Dass die Szene, in der aus den beiden Gegnern Verbündete werden, sich in Snyders Film in ihrer Absurdität schon jetzt für viele Parodien empfiehlt, konnten wir uns dagegen nicht denken. Und dass der Weg dahin so langweilig ist, haben wir nicht erwartet (über diesen Punkt bestand nach der Vorstellung zwischen mit allen, mit denen ich über den Film redete, Konsens). Denn wenn schon das Ende klar ist, sollte wenigstens, wie bei den Marvel-“Avengers“, der Weg dorthin kurzweilig, unterhaltsam und voller Überraschungen sein.

Batman v Superman: Dawn of Justice“ ist nichts davon. Die von Chris Terrio und David S. Goyer geschriebene Filmgeschichte besteht nämlich nur aus der länglichen Einführung der Hauptcharaktere und vielen Set-Ups. Es beginnt, wieder einmal, mit der Schilderung der Ermordung von Bruce Waynes Eltern. Später wird der kleine Bruce Batman. Wir sehen, noch einmal, den Schlusskampf aus Zack Snyders vorherigem, ziemlich schlechten, aber immerhin schön bunten Superman-Film „Man of Steel“. Dieses Mal aus der Perspektive von Bruce Wayne. Und der Milliardär Lex Luthor sucht Kryptonit, um so Superman zu besiegen. Superman hat auch Ärger mit der US-Regierung, die seine letzte Weltrettung wegen der Kollateralschäden nicht so lustig fand. Deshalb will auch Batman Superman besiegen.

Zwischen den Kloppereien – mal real, mal als Alptraum von Mister Bruce Wayne – wird dann etwas Tiefe vorgegaukelt. Dabei erinnert „Batman v Superman“ an Zack Snyders ungleich gelungenere Alan-Moore-Verfilmung „The Watchmen“, in der all die Dinge verhandelt wurden, die in „Batman v Superman“ nur behauptet werden, weil der Film kein Thema, keine Botschaft, kein Anliegen hat, das konsequent zu Ende erzählt wird. Außer die nächsten Superman-Batman-Filme vorzubereiten.

Er macht aus seiner Grundidee, Superman gegen Batman kämpfen zu lassen, erstaunlich wenig, weil die Macher nachdem sie die beiden Superhelden in den Ring stellten, keine weitere Idee hatten, außer sie aufeinander einschlagen zu lassen. Auch der wirkliche Bösewicht des Films, der bekannte Superman-Gegner und LexCorp-Chef Lex Luthor (hier gespielt von Jesse Eisenberg), bleibt blass. Am Ende des Films werden einfach die verschiedenen Handlungsstränge und Storyideen mutwillig zusammengeknüpft zu einem überlangem, lärmendem und vollkommen sinnfreiem Showdown, bei dem dann auch Wonder Woman ihr Kostüm anziehen darf und Supermans irdische Mutter und seine Freundin durchs Bild huschen.

Die Schauspieler machen ihre Sache ganz gut, ohne jemals wirklich gefordert zu werden. Etliche Schauspieler, die bereits bei „Man of Steel“ dabei waren, sind wieder dabei, wie Amy Adams, Diane Lane, Laurence Fishburne und Kevin Costner. Henry Cavill spielt Superman wieder so herrlich blasiert als männliche Barbie-Puppe, dass er seinen treudoofen Blick unmöglich ernst meinen kann. Immerhin hat es, wie die gesamte Inszenierung von Superman, durchaus Camp-Potential. Ben Affleck kann als Batman und Bruce Wayne immer angemessen grimmig gucken, bis er für den Schlusskampf in ein Kostüm schlüpfen muss, das mehr an Robocop als an Batman erinnert. Gal Gadot absolviert ihren ersten Auftritt als Wonder Woman und Jesse Eisenberg darf als Lex Luthor erratische Sätze aufsagen. Weitgehend ohne Glatze. Die wird ihm erst am Filmende verpasst.

Die Tricks sind – verglichen mit den grandiosen Animationen in Jon Favreaus „The Jungle Book“ (Kinostart ist am 14. April) – erbärmlich schlecht. Wahrscheinlich wird deshalb bevorzugt nach Sonnenuntergang in schlecht beleuchteten Räumen gekämpft. Mit vielen Schnitten, Lichtblitzen und Explosionen.

Das Ende ist, wenig überraschend, eine riesige Schlacht, die trotzt eines vermeintlich schockierenden Ereignisses, genug Raum für mehrere Fortsetzungen bietet. Mit dem Zweiteiler „The Justice League“ von Zack Snyder und mehreren begleitenden Solo-Superheldenfilme, wie wir es von Marvel kennen, wird es in den kommenden Jahren auch von DC Comics hoch budgetiertes Superheldenfutter geben.

Für die Heimkinoauswertung hat Zack Snyder schon eine um eine halbe Stunde längere Fassung angekündigt, die – eher unwahrscheinlich – einige Probleme von „Batman v Superman“ beheben könnte oder – viel wahrscheinlicher – einfach nur noch lääänger ist, ohne dass sich die grundlegenden Probleme dieses Slow-Motion-Desasters ändern. Und die liegen in schlecht motivierten Charakteren (vor allem natürlich das Trio Superman, Batman und Lex Luthor) und einer vergessenswerten Geschichte. Eigentlich werden uns nur ein Haufen zusammenhangloser, pompöser, nirgendwohin führender Szenen, garniert mit einigen Traumsequenzen, präsentiert. Der Showdown ist dann auch nicht aus der Geschichte, sondern aus der Laufzeit des Films begründet.

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Batman v Superman: Dawn of Justice (Batman v Superman: Dawn of Justice, USA 2016)

Regie: Zack Snyder

Drehbuch: Chris Terrio, David S. Goyer

mit Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Diane Lane, Laurence Fishburne, Jeremy Irons, Holly Hunter, Gal Gadot, Scoot Mnnairy, Callan Mulvey, Kevin Costner, Michael Shannon

Länge: 152 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Batman v Superman: Dawn of Justice“

Metacritic über „Batman v Superman: Dawn of Justice“

Rotten Tomatoes über „Batman v Superman: Dawn of Justice“

Wikipedia über „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Trumbo“, ein grandioses Biopic über einen Hollywood-Autor mit Berufsverbot

März 14, 2016

Er schrieb die Drehbücher für einige heute immer noch gern gesehene Filmklassiker, wie „Ein Herz und eine Krone“, „Spartacus“ und „Papillon“. Er schrieb auch die Drehbücher für „Gefährliche Leidenschaft“ (Gun Crazy), „Exodus“, „El Perdido“. „Einsam sind die Tapferen“, „Ein Mann wie Hiob“ und, seine einzige Regiearbeit, „Johnny zieht in den Krieg“, die seltener im Fernsehen gezeigt werden.
Für „Ein Herz und eine Krone“ und „Roter Staub“ (The brave one) erhielt er den Drehbuchoscar, aber weil er damals auf der Schwarzen Liste stand und deshalb weder unter seinem Namen noch unter Pseudonym arbeiten durfte, schrieb er die Bücher für deutlich weniger Geld als er es gewohnt war, nannte einen Strohmann als Autor und war bei der Preisverleihung nicht dabei. Denn Dalton Trumbo (9. Dezember 1905 – 10. September 1976) war eines der prominentesten Opfer von Senator McCarthy, der damals alle jagte, die er für Kommunisten hielt. Kommunismus war nach dem Zweiten Weltkrieg unamerikanisch und, um eine Unterwanderung der amerikanischen Gesellschaft zu verhindern, mussten alle, die auch nur verdächtig waren, Kommunisten zu sein, verfolgt werden. McCarthy war mit seiner Paranoia für eine in den USA ziemlich einmalige Hexenjagd verantwortlich, die auch in dem ebenfalls sehenswertem SW-Film „Good Night, and Good Luck“ (USA 2005) thematisiert wird (oder lest den Wikipedia-Artikel).
Dalton Trumbo war, im Gegensatz zu anderen McCarthy-Opfern, sogar seit 1943 Mitglied der Kommunistischen Partei, was damals vor allem bedeutete, dass er sich für Arbeiter- und Bürgerrechte engagiert und den intellektuellen Schlagabtausch genoss. Seine Tochter Niki Trumbo sagt im Presseheft: „Trumbo ist immer noch als Kommunist bekannt, aber den Menschen ist wohl nicht so richtig klar, dass er vor allem ein Patriot war. In den späten Dreißiger- und frühen Vierzigerjahren war er ein Kommunist, als das noch bedeutete, dass man für die Arbeiter eintrat und sich gegen die Jim-Crow-Mentalität stellte, dass man sich für die Bürgerrechte der afroamerikanischen Bevölkerung einsetzte. Es hatte nichts mit Russland zu tun, dafür aber mit der Überzeugung, wie man ein bereits großartiges Land noch besser machen könnte.“
In seinem Film „Trumbo“ setzt Jay Roach diesem Mann ein filmisches Denkmal, das man so nicht erwartet hätte. Immerhin ist Jay Roach bei uns vor allem für die „Austin Powers“-Filme und die Komödien „Meine Braut, ihr Vater und ich“ und die Fortsetzung „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ bekannt. Er inszenierte aber auch den mit drei Golden Globes ausgezeichneten, hochkarätig besetzten HBO-Film „Game Change – Der Sarah-Palin-Effekt“. „Trumbo“-Drehbuchautor John McNamara schrieb bislang nur fürs Fernsehen; für Serien wie „Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark“, „In Plain Sight“ und, aktuell, „The Magicians“ und „Aquarius“. Auch „Trumbo“ hat einen leichten, nicht unangenehmen TV-Touch mit seinen vielen Innenaufnahmen, seinen wenigen Schauplätzen, der Betonung des Dialogs und der straffen Erzählweise, die nah am klassischen Hollywood-Kino ist, als die Geschichte im Vordergrund stand und die Kamera meist unauffällig im Hintergrund blieb. Diese Erzählweise ergänzt angenehm die zwischen 1947 und 1970 spielende Filmgeschichte. Wobei sich der Film auf die Tage und Wochen vor Trumbos Berufsverbot nach seiner Anhörung vor dem HUAC (Komitee für unamerikanische Umtriebe), seinen Versuchen, die Familie in den Fünfzigern zu ernähren und er dabei mit dem B-Movie-Produzenten Frank King als Auftraggeber ein kleines, subversives Imperium von Autoren errichtete, die unter Pseudonymen, trotz des Verbots Drehbücher im Akkord schrieben, und seiner Rehabilitierung mit den Drehbüchern zu Stanley Kubricks „Spartacus“ (wobei Hauptdarsteller Kirk Douglas die treibende Kraft war) und Otto Premingers „Exodus“, die beide zeitgleich entstanden und 1960 in den Kinos anliefen. Mit „Spartacus“ endete die Ära der Schwarzen Liste.
„Trumbo“ überzeugt als historisch gesättigtes, hochkarätig besetztes Schauspielerkino, garniert mit einigen zeitgenössischen Aufnahmen und mit einer klaren, auch heute noch gültigen Botschaft. Es ist auch das ernste Gegenstück zur quietschbunten Hollywood-Nummernrevue „Hail, Caesar!“ der Coen-Brüder, die ebenfalls in den fünfziger Jahren in Hollywood spielt.
Jay Roach meint zu seinem Film: „Dalton Trumbo war ein amerikanischer Patriot, aber seine Verteidigung der Redefreiheit machte ihn in den Augen mancher Leute zum Verräter. Mein Film stellt eine entscheidende Frage: Wie sind wir als Land an einen Punkt gekommen, an dem es richtig erschien, jemanden wie Trumbo ins Gefängnis zu stecken und daran zu hindern, seinen Beruf als Autor auszuüben? Diese Frage ist wichtig in einer Zeit, in der unser Land stärker gespalten ist, als ich es in meinem Leben jemals erlebt habe. Es geht um fundamentale Dinge und wir stellen die Frage, wie wir als Land weitermachen wollen. Redefreiheit ist leicht verteidigt, wenn wir Dinge aussprechen, die nicht anecken. Aber die Bill of Rights wurde entworfen, um Menschen zu beschützen, die Dinge sagen, die unbequem sind. Trumbo hat es immer und immer wieder gesagt. Es ist die Essenz des demokratischen Experiments.“

Trumbo - Plakat
Trumbo (Trumbo, USA 2015)
Regie: Jay Roach
Drehbuch: John McNamara
LV: Bruce Cook: Trumbo, 1977
mit Bryan Cranston, Diane Lane, Helen Mirren, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Louis C. K., David James Elliott, Elle Fanning, John Goodman, Michael Stuhlbarg, Alan Tudyk, Dan Bakkedahl, Roger Bart, Christian Berkel
Länge: 125 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Englische Homepage zum Film
Moviepilot über „Trumbo“
Metacritic über „Trumbo“
Rotten Tomatoes über „Trumbo“
Wikipedia über „Trumbo“ (deutsch, englisch) und über Dalton Trumbo (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 9. Oktober: Wild Bill

Oktober 8, 2015

Servus TV, 22.25
Wild Bill (USA 1995, Regie: Walter Hill)
Drehbuch: Walter Hill
LV: Pete Dexter: Deadwood, 1986 (Deadwood), Thomas Babe: Fathers and Sons, 1978 (Theaterstück)
Walter Hills Biopic über Wild Bill Hickock, das der Revolverheld sich in seinen Opiumträumen zusammenspinnt. Ein top besetzter, ziemlich abgefahrener und auch zerfahrener Western, der an der Kinokasse selbstverständlich kein Erfolg war, aber für Western-Fans einiges zu bieten hat.
Hill drehte die Helden-Demystifikation zwischen dem Western „Geronimo – Eine Legende“ und dem Quasi-Western „Last Man Standing“.
Die Musik ist von Van Dyke Parks.
mit Jeff Bridges, Ellen Barkin, John Hurt, Diane Lane, Keith Carradine, Christina Applegate, Bruce Dern, James Gammon, James Remar
Wiederholung: Samstag, 10. Oktober, 02.35 Uhr (Taggenau!)
Hinweise
Rotten Tomatoes über „Wild Bill“
Turner Classic Movies über „Wild Bill“
Wikipedia über „Wild Bill“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Walter Hills “Straßen in Flammen” (Streets on Fire, USA 1984)

Meine Besprechung von Walter Hills “Shoutout – Keine Gnade” (Bullet to the Head, USA 2013)

Walter Hill in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Pete Dexters „Paperboy“ (The Paperboy, 1995)


TV-Tipp für den 25. April: Untraceable

April 25, 2015

ZDFneo, 22.00

Untraceable (USA 2008, Regie: Gregory Hoblit)

Drehbuch: Robert Fyvolent, Mark R. Brinker, Allison Burnett

Es gibt es zwei Gründe für den Film: Gregory Hoblit und Diane Lane. Und es gibt, für Genrefans, einen sehr guten Grund gegen den Film: das Drehbuch. Denn es erzählt, sauber entwickelt (oder sollte ich sagen „vorhersehbar nach Schema F“?), eine typische logikfreie Serienkillergeschichte für ein Mainstreampublikum, das sich niemals einen der derzeit modischen Torture-Porn-Streifen ansehen würde und die stereotype Medienkritik des Geschichte gedankenlos bejaht.

Die Geschichte: FBI-Agentin Jennifer Marsh stößt bei ihren Ermittlungen im Internet auf eine neue Seite, auf der zuerst eine Katze und später Menschen, vor laufender Kamera qualvoll sterben. Der Clou: je mehr Menschen die Seite anklicken, umso schneller wird das Opfer hingerichtet. Marsh versucht dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Aber die Seite ist ‚untraceable’.

Bei dem Drehbuch haben mir der schnelle Anfang, bei dem die Heldin auf wenigen Seiten vorgestellt wird; das gelungene Präsentieren von Informationen, die später wichtig werden und das ausgewogene Verhältnis von Berufsleben und etwas Privatleben mit ihrer sechsjährigen Tochter, gefallen. Überhaupt nicht gefallen hat mir dagegen die Story. Denn sie bewegt sich letztendlich spannungsfrei und ohne falsche Fährten von einem Mord zum Nächsten. Irgendwann hat die Heldin eine Idee und wir kennen sofort den richtigen Mörder und das, wie ich finde ziemlich alberne, Motiv. Sie macht einige dumme Fehler (Bei einem Fehler dachte ich nur ‚Nein, das darf nicht wahr sein’.). Ebenfalls zum festen Genreinventar gehört das Ende mit dem tödlichen Kampf zwischen der Polizistin und dem Mörder.

Insgesamt ist „Untraceable“ ein 08/15-Serienkillerfilm, für den man sich wirklich keine Kinokarte kaufen muss, sich aber im TV ansehen kann.

Mit Diane Lane, Colin Hanks, Billy Burke

Wiederholung: Sonntag, 26. April, 03.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Film-Zeit über „Untraceable“

Rotten Tomatoes über „Untraceable“

Wikipedia über „Untraceable“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „Untraceable“ von Robert Fyvolent, Mark R. Brinker und Allison Burnett

Interview mit Allison Burnett

Homepage von Allison Burnett