TV-Tipp für den 9. Oktober: Mein fabelhaftes Verbrechen

Oktober 8, 2025

RBB, 20.15

Mein fabelhaftes Verbrechen (Mon Crime, Frankreich 2023)

Regie: François Ozon

Drehbuch: François Ozon, (in Zusammenarbeit mit) Philippe Piazzo

LV: Georges Berr, Louis Verneuil: Mon Crime, 1934 (Theaterstück)

TV-Premiere. Paris, 30er Jahre: zwei junge, in einer Absteige zusammen lebende Frauen – eine Schauspielerin und eine Anwältin – wollen den Tod eines einflussreichen Theaterproduzenten als Karrierebooster benutzen. Die Schauspielerin gesteht den Mord, die Anwältin verteidigt sie und alles läuft nach Plan, bis die echte Mörderin auftaucht und ihren Anteil will.

Ein fabelhaftes Vergnügen, diese Screwball-Comedy

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Nadia Tereszkiewicz, Rebecca Marder, Isabelle Huppert, Dany Boon, Fabrice Luchini, André Dussollier, Édouard Sulpice, Régis Laspalès, Olivier Broche

Wiederholung: Freitag, 10. Oktober, 23.30 Uhr

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Mein fabelhaftes Verbrechen“

AlloCiné über „Mein fabelhaftes Verbrechen“

Rotten Tomatoes über „Mein fabelhaftes Verbrechen“

Wikipedia über „Mein fabelhaftes Verbrechen“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Francois Ozons “In ihrem Haus” (Dans la Maison, Frankreich 2012)

Meine Besprechung von Francois Ozons ”Jung & Schön” (Jeune & jolie, Frankreich 2013)

Meine Besprechung von Francois Ozons „Eine neue Freundin“ (Une nouvelle amie, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von François Ozons „Frantz“ (Frantz, Deutschland/Frankreich 2016)

Meine Besprechung von François Ozons „Der andere Liebhaber“ (L’Amant Double, Frankreich/Belgien 2017)

Meine Besprechung von François Ozons „Gelobt sei Gott“ (Grâce à Dieu, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von François Ozons „Alles ist gutgegangen“ (Tout s’est bien passé, Frankreich 2021)

Meine Besprechung von François Ozons „Peter von Kant“ (Peter von Kant, Frankreich 2022)

Meine Besprechung von François Ozons „Mein fabelhaftes Verbrechen“ (Mon Crime, Frankreich 2023)


TV-Tipp für den 6. Oktober: Eo

Oktober 5, 2025

Arte, 23.10

Eo (Eo, Polen/Italien 2022)

Regie: Jerzy Skolimowski

Drehbuch: Ewa Piaskowska, Jerzy Skolimowski

TV-Premiere. Die Welt aus der Sicht eines Esel, der in Polen von Tierschützern aus einem Zirkus berfreit wird und, quer durch Europa wandernd, die Welt der Menschen erkundet.

Köstlich!

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Sandra Drzymalska, Tomasz Organek, Mateusz Kosciukiewicz, Lorenzo Zurzolo, Isabelle Huppert

Hinweise

Moviepilot über „Eo“

Metacritic über „Eo“

Rotten Tomatoes über „Eo“

Wikipedia über „Eo“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jerzy Skolimowskis „Eo“ (Eo, Polen/Italien 2022)


TV-Tipp für den 19. Juli: Eine Frau mit berauschenden Talenten

Juli 18, 2025

RBB, 23.30

Eine Frau mit berauschenden Talenten (La daronne, Frankreich 2020)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Hannelore Cayre, Jean-Paul Salomé, Antoine Salomé (Zusammenarbeit)

LV: Hannelore Cayre: La daronne, 2017 (Die Alte)

Patience Portefeux (Isabelle Huppert) kommt als schlecht bezahlte Übersetzerin für das Pariser Drogendezernat gerade so über die Runden. Als sie bei einem Telefonat von einem großen Drogendeal erfährt, in den der Sohn einer Pflegerin ihrer Mutter involviert ist, hat sie eine Idee. Kurz darauf hat sie anderthalb Tonnen Haschich im Keller eines Mietshauses gelagert und sie beginnt die Drogen an die richtigen Männer zu verkaufen. Während die Polizei unbedingt die neue Drogengroßhändlerin schnappen will.

Wundervollen Krimikomödie zu einer berauschenden Uhrzeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani, Liliane Rovère, Iris Bry, Nadja Nguyen, Rebecca Marder, Rachid Guellaz, Mourad Boudaoud, Youssef Sahraoui, Kamel Guenfoud

Die lesenswerte Vorlage

Hannelore Cayre: Die Alte

(übersetzt von Iris Konopik)

Argument Verlag, 2019

208 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

La daronne

Éditions Métailié, Paris 2017

Hinweise

AlloCiné über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Moviepilot über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Wikipedia über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (deutsch, französisch)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Reichtum verpflichtet“ (Richesse oblige, 2020)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Finger ab“ (Les doigts coupés, 2024)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020) und der DVD

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Die Gewerkschafterin“ ( La Syndicaliste, Frankreich/Deutschland 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: Isabelle Huppert ist „Madame Sidonie in Japan“

Juli 10, 2024

Als in Japan ihr vor vierzig Jahren erschienenes Erstlingswerk neu verlegt wird, wird Sidonie Perceval (Isabelle Huppert) von ihrem Verleger Kenzo (Tsuyoshi Ihara) eingeladen für eine Lesetour und einige Pressetermine. Er ist, wie sie bei ihrer Ankunft in Japan erstaunt feststellt, ein etwas seltsamer Kleinverleger. Aber die gefeierte französische Schriftstellerin ist auch etwas seltsam. Eigentlich wollte sie nicht nach Japan fliegen. Mit ihrem neuen Buch kommt sie nicht voran. Sie trauert immer noch um ihren verstorbenen Mann Antoine (August Diehl). Der taucht plötzlich quicklebendig in ihrem Hotelzimmer auf.

Madame Sidonie in Japan“ ist eine nette kleine, sich für ihre Figuren Zeit nehmende Komödie über das sehr freundlichen Aufeinandertreffen von japanischer und französischer Kultur zwischen Verbeugungen und der Frage, wer Sidonies Tasche trägt. Es gibt einen manchmal etwas kindischen, immer harmlosen Geist, etwas Liebe und einige nicht allzu tiefschürende Einblicke in den Literaturbetrieb, während im Hintergrund die japanische Landschaft vorbeizieht. Dabei sind, wenn Antoine als Geist auftaucht oder wenn Sidonie und Kenzo nebeneinander im Auto sitzen, die Spezialeffekte in Élise Girards drittem Kinofilm so betont offensichtlich, dass sie schon wieder einen Retro-Charme versprühen. Und irgendwann kommen Sidonie und ihr schweigsamer Verleger Kenzo, der nach der Scheidung sehr melancholisch wurde, sich bei den langen Autofahrten und Spaziergängen näher. Das sorgt am Filmende für eine Szene, die man so in dieser harmlosen Low-Key-Komödie nicht erwartet hätte.

Madame Sidonie in Japan (Sidonie au Japon, Frankreich/Deutschland/Japan/Schweiz 2023)

Regie: Élise Girard

Drehbuch: Maud Ameline, Élise Girard, Sophie Fillières

mit Isabelle Huppert, Tsuyoshi Ihara, August Diehl

Länge: 92 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Filmportal über „Madame Sidonie in Japan“

Moviepilot über „Madame Sidonie in Japan“

AlloCiné über „Madame Sidonie in Japan“

Rotten Tomatoes über „Madame Sidonie in Japan“

Wikipedia über „Madame Sidonie in Japan“ (englisch, französisch)


TV-Tipp für den 20. Juni: Alles was kommt

Juni 19, 2024

WDR, 23.15

Alles was kommt (L’Avenir, Frankreich/Deutschland 2016)

Regie: Mia Hansen-Løve

Drehbuch: Mia Hansen-Løve

Eine Philosophie-Lehrerin (Isabelle Huppert) wird nach 25 Jahren von ihrem Mann verlassen, ihre Mutter stirbt und ihr Verleger sagt ihr nach einem Disput über den Relaunch einer von ihr herausgegebenen Reihe, dass ihre Dienste nicht mehr benötigt werden. Danach fragt sie sich, was sie mit ihrem Leben und der neu gewonnenen Freiheit anfangen soll.

Hochgelobtes Drama

mit großer Leichtigkeit, zugleich mit viel Gelassenheit und Klarheit erzähltes Porträt einer nicht mehr jungen bürgerlich-intellektuellen Frau“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Isabelle Huppert, André Marcon, Roman Kolinka, Edith Scob

Hinweise

Filmportal über „Alles was kommt“

AlloCiné über „Alles was kommt“

Rotten Tomatoes über „Alles was kommt“

Wikipedia über „Alles was kommt“ (deutsch, englisch, französisch)


TV-Tipp für den 17. April: Liebe

April 16, 2024

Arte, 20.15

Liebe (Amour, Frankreich/Deutschland/Österreich 2012)

Regie: Michael Haneke

Drehbuch: Michael Haneke

Georges pflegt seine Frau Anne, mit der er seit Jahrzehnten verheiratet ist – und Michael Haneke beobachtet diesen Weg in den Tod mit der ihm eigenen Präzision.

Der grandiose Film erhielt unter anderem die Goldene Palme (kurz nach seiner Weltpremiere), den Oscar als bester ausländischer Film (er war auch nominiert als bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch und beste Hauptdarstellerin), mehrere Césars und viele weitere Preise.

Warum ich den Film so gut finde, obwohl er nicht unproblematisch ist, erkläre ich in meiner ausführlichen Kritik.

mit Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva, Isabelle Huppert, Alexandre Tharaud, William Shimell, Ramón Agirre, Rita Blanco

Hinweise

Metacritic über „Liebe“

Rotten Tomatoes über „Liebe“

Wikipedia über „Liebe“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Thomas Assheuers Interviewbuch “Nahaufnahme: Michael Haneke” (2010)

Meine Besprechung von Michael Hanekes „Liebe“ (Amour, Frankreich/Deutschland/Österreich 2012)

Meine Besprechung von Michael Hanekes „Happy End“ (Happy End, Frankreich/Deutschland/Österreich 2017)

Mein Kurzhinweis auf Michael Hanekes „Die Drehbücher“ (2019)

Michael Haneke in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 9. November: Eine Frau mit berauschenden Talenten

November 8, 2023

WDR, 23.45

Eine Frau mit berauschenden Talenten (La daronne, Frankreich 2020)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Hannelore Cayre, Jean-Paul Salomé, Antoine Salomé (Zusammenarbeit)

LV: Hannelore Cayre: La daronne, 2017 (Die Alte)

Patience Portefeux (Isabelle Huppert) kommt als schlecht bezahlte Übersetzerin für das Pariser Drogendezernat gerade so über die Runden. Als sie bei einem Telefonat von einem großen Drogendeal erfährt, in den der Sohn einer Pflegerin ihrer Mutter involviert ist, hat sie eine Idee. Kurz darauf hat sie anderthalb Tonnen Haschich im Keller eines Mietshauses gelagert und sie beginnt die Drogen an die richtigen Männer zu verkaufen. Während die Polizei unbedingt die neue Drogengroßhändlerin schnappen will.

Wundervollen Krimikomödie zu einer berauschenden Uhrzeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani, Liliane Rovère, Iris Bry, Nadja Nguyen, Rebecca Marder, Rachid Guellaz, Mourad Boudaoud, Youssef Sahraoui, Kamel Guenfoud

Die lesenswerte Vorlage

Hannelore Cayre: Die Alte

(übersetzt von Iris Konopik)

Argument Verlag, 2019

208 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

La daronne

Éditions Métailié, Paris 2017

Hinweise

AlloCiné über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Moviepilot über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Wikipedia über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (deutsch, französisch)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Reichtum verpflichtet“ (Richesse oblige, 2020)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020) und der DVD

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Die Gewerkschafterin“ ( La Syndicaliste, Frankreich/Deutschland 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: Fabelhaft, „Mein fabelhaftes Verbrechen“

Juli 5, 2023

Madeleine Verdier und Pauline Mauléon leben zusammen in einer Ein-Zimmer-Absteige, die nur in Spielfilmen eine gewissen Wohnlichkeit verkörpert. Madeleine ist eine unbekannte Schauspielerin auf der Suche nach irgendeiner, auch noch so kleinen Rolle. Pauline ist eine Anwältin auf der Suche nach ihrem ersten Mandanten. Beide sind jung, wollen im Paris der dreißiger Jahre das Leben genießen und sie brauchen jeden Pfennig. Zum Beispiel um die seit Monaten überfällige Miete bei ihrem Vermieter zu zahlen. Denn so langsam können sie ihn mit ihrem Aussehen und Charme nicht mehr zu einer weiteren Stundung überreden.

Deshalb kommt ihnen der Tod des einflussreichen Theaterproduzenten zupass. Madeleine war für einen Vorsprechtermin in der Villa des Produzenten, der jedes Klischee des fetten, schleimigen und sexgierigen Kapitalisten verkörpert. Das Vorsprechen lief schnell aus dem Ruder – und jetzt hält die Polizei sie für die Mörderin des Theatermannes.

Nach polizeilichen Verhören und einem Gespräch mit ihrer Mitbewohnerin gesteht Madeleine die Tat. Sie hat ihn zwar nicht getötet, aber gemeinsam wollen sie den Mord als Booster für ihre Karriere als Schauspielerin und Anwältin benutzen. Sie machen die Gerichtsverhandlung zum Medienzirkus. Sie stellen die Tat als Notwehr gegen einen übergriffigen Mann da. Und nach dem Freispruch könnte es für sie nicht besser aussehen. Die eine steigt als Schauspielerin, die andere als Anwältin auf. Die gut betuchten, heiratswilligen Männer stehen Schlange.

Dummerweise taucht in dem Moment Odette Chaumette (Isabelle Huppert, gewohnt grandios) auf. Der Stummfilmstar beherrscht immer noch den großen Auftritt. Nur die Filmrollen dafür gibt es nicht mehr. Jetzt fordert sie von Madeleine und Pauline ihren Anteil. Denn sie ist die Mörderin. Und sie könnte die Tat gestehen.

Immer noch liegt François Ozons Arbeitstempo irgendwo zwischen Claude Chabrol und Rainer Werner Fassbinder. Ein Film pro Jahr ist normal. Dabei ist er witziger als Fassbinder und er betrachtet seine Figuren liebevoller als Chabrol. Und er verfilmt öfter Theaterstücke, die er so bearbeitet, dass sie am Ende nicht wie Theaterstücke wirken. Auch sein neuester Film basiert auf einem Theaterstück, das er frei interpretiert und zu einer gleichzeitig zeitgenössischen und traditionsbewussten Screwball-Comedy macht.

Nach mehreren ernsten Filmen, – auch sein vorheriger Film, die gelungene Rainer-Werner-Fassbinder-Hommage „Peter von Kant“, war letztendlich ziemlich ernst -, hat François Ozon jetzt wieder eine waschechte Komödie gedreht, die, so Ozon, als Abschluss einer Trilogie über den Status der Frau mithilfe von Humor und Glamour gesehen werden könne. Die beiden vorherigen Filme dieser sehr losen Trilogie waren „8 Frauen“ (ebenfalls mit Isabelle Huppert) und „Das Schmuckstück“.

Mein fabelhaftes Verbrechen“ ist eine in den Dreißigern spielende Screwball-Comedy, in der Tempo alles ist. Die Pointen folgen atemberaubend schnell aufeinander. Die Dialoge sind scharfzüngig und voller Anspielungen. Die Geschichte hat zahlreiche temberaubende und überraschende Wendungen. Sie sind wenig vorhersehbarer, aber letztendlich schlüssig. Schließlich verhalten sich alle Figuren in dem Stück, wenn sie von dem Mord profitieren wollen, überaus eigennützig. Vor allem die Männer sind nicht besonders intelligent, dafür aber eitel. Wobei Madame Chaumette als vollendete Diva mit ausladenden Kleidern und Gehabe auch ziemlich eitel ist.

Als Inspiration benutzte Ozon das 1934 entstandene, zweimal von Hollywood verfilmte Theaterstück „Mon Crime“ von Georges Berr und Louis Verneuil. Ozon modernisierte es so gelungen, dass „Mein fabelhaftes Verbrechen“ trotz Modernisierungen in jeder Sekunde wie ein zu Unrecht vergessenes altes Stück wirkt. Schließlich waren in den klassischen Screwball-Comedies die Frauen für die damalige Zeit sehr emanzipiert. In diesem Kosmos fallen zwei, später drei selbstbewusste Frauen, die sich von den Männern nichts vorschreiben lassen, nicht weiter auf.

Ein fabelhafter Spaß.

Mein fabelhaftes Verbrechen (Mon Crime, Frankreich 2023)

Regie: François Ozon

Drehbuch: François Ozon, (in Zusammenarbeit mit) Philippe Piazzo

LV: Georges Berr, Louis Verneuil: Mon Crime, 1934 (Theaterstück)

mit Nadia Tereszkiewicz, Rebecca Marder, Isabelle Huppert, Dany Boon, Fabrice Luchini, André Dussollier, Édouard Sulpice, Régis Laspalès, Olivier Broche

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Mein fabelhaftes Verbrechen“

AlloCiné über „Mein fabelhaftes Verbrechen“

Rotten Tomatoes über „Mein fabelhaftes Verbrechen“

Wikipedia über „Mein fabelhaftes Verbrechen“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Francois Ozons “In ihrem Haus” (Dans la Maison, Frankreich 2012)

Meine Besprechung von Francois Ozons ”Jung & Schön” (Jeune & jolie, Frankreich 2013)

Meine Besprechung von Francois Ozons „Eine neue Freundin“ (Une nouvelle amie, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von François Ozons „Frantz“ (Frantz, Deutschland/Frankreich 2016)

Meine Besprechung von François Ozons „Der andere Liebhaber“ (L’Amant Double, Frankreich/Belgien 2017)

Meine Besprechung von François Ozons „Gelobt sei Gott“ (Grâce à Dieu, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von François Ozons „Alles ist gutgegangen“ (Tout s’est bien passé, Frankreich 2021)

Meine Besprechung von François Ozons „Peter von Kant“ (Peter von Kant, Frankreich 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: Die Frau mit berauschenden Talenten ist jetzt „Die Gewerkschafterin“

Mai 3, 2023

https://www.youtube.com/watch?v=NkbxhhEP67k

Maureen Kearney ist die mächtige und wenn sie etwas erreichen will sehr nervige Gewerkschaftsführerin bei dem französischen Industriekonzern Areva. Ihr neuestes Projekt ist die Verhinderung der Kooperation von Areva mit China beim Bau von Atomkraftwerken. Sie befürchtet, dass Arbeitsplätze und das französische Knowhow im Umgang mit der Atomenergie verloren gehen. Sie setzt alle Hebel in Bewegung, um das zu verhindern.

Die von ihr und ihrer Hartnäckigkeit genervten Firmenchefs und in das Geschäft involvierte Menschen versuchen sie zum Schweigen zu bringen. Denn sie könnte ihre Pläne durchkreuzen.

Als Kearney im Dezember 2012 in ihrem Haus überfallen und vergewaltigt wird, scheint daher klar zu sein, wer dafür verantwortlich ist.

In dem Moment nimmt Jean-Paul Salomés neuer Film eine interessante Wende. Ab diesem Moment stehen nicht mehr die bis dahin formidabel bedienten Erzähltopoi des Politthrillers französisicher Prägung im Mittelpunkt. Der Fokus verschiebt sich zur Vergewaltigung und ihren Folgen. Kearny, gewohnt überzeugend von Isabelle Huppert gespielt, verhält sich nicht wie ein typisches Vergewaltigungs-Opfer. Die Polizei glaubt ihr nicht und will beweisen, dass sie die Verwaltigung nur vortäuschte. Ihr gutmütiger Mann versucht ihr eine Stütze zu sein, weiß allerdings auch nicht, ob er ihr glauben kann.

Diese Vergewaltigung und ihre Folgen fanden erst Jahre später, in einer Gerichtsverhandlung einen Abschluss. Denn Kearney ist eine reale Figur. Die gesamte Filmgeschichte basiert auf einem wahren, bei uns unbekannten Fall. Und weil Salomé nah bei den Fakten bleibt, bleibt einiges im Dunkeln; – eigentlich so, wie wir es von den klassischen Polit- und Paranoia-Thrillern kennen, die den Reichen und Mächtigen jede Schandtat zutrauen.

Salomé und Huppert arbeiteten bereits in der grandiosen Hannelore-Cayre-Verfilmung „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ zusammen. Das war eine Krimikomödie. „Die Gewerkschafterin“ ist ein Polit- und Paranoia-Thriller, mit mindestens einem Schuss Claude Chabrol. Sehenswert sind beide Filme.

Die Gewerkschafterin ( La Syndicaliste, Frankreich/Deutschland 2022)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Fadette Drouard, Jean-Paul Salomé

LV: Caroline Michel-Aguirre: La Syndicaliste, 2019

mit Isabelle Huppert, Grégory Gadebois, Yvan Attal, François-Xavier Demaison, Pierre Deladonchamps, Alexandra Maria Lara, Gilles Cohen, Marina Foïs, Mara Taquin

Länge: 121 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

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Wikipedia über „Die Gewerkschafterin“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020) und der DVD


TV-Tipp für den 20. März: Die Spitzenklöpplerin

März 19, 2023

Nachträglich: Herzlichen Glückwunsch zu einem runden Geburtstag an die Frau mit berauschenden Talenten.

Diese zeigte Isabelle Huppert heute in diesem Frühwerk. Für ihr Spiel erhielt sie einen Bafta als Beste Nachwuchsschaupielerin und war für den César als Beste Schauspielerin nominiert.

Arte, 21.35

Die Spitzenklöpplerin (La Dentellière, Schweiz/Frankreich/Deutschland 1977)

Regie: Claude Goretta

Drehbuch: Claude Goretta, Pascal Lainé

LV: Pascal Lainé: La Dentellière, 1974

Die scheue Pomme, ein einfaches Landmädchen, verliebt sich in den Studenten Francois, zieht sogar nach Paris. Als er versucht, aus ihr etwas Besseres zu machen, wird die Beziehung auf eine Probe gestellt.

Selten gezeigter Klassiker des französischen Films. Nach meinen schlampig geführten Unterlagen lief er zuletzt vor zehn Jahren im Fernsehen.

„Eine hervorragend fotografierte, außergewöhnlich eindringliche und subtile Parteinahme für all jene, die ihre Gefühle sprachlich nicht auszudrücken vermögen.“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Isabelle Huppert, Yves Beneyton, Florence Giorgetti, Annemarie Düringer, Michel de Ré

Wiederholung: Mittwoch, 22. März, 01.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

„Die Spitzenklöpplerin“ in der Arte Mediathek (bis zum 13. Mai 2023)

Filmzentrale: Ulrich Behrens über „Die Spitzenklöpplerin“ (er vergibt 10 von 10 Punkten)

Filmportal über „Die Spitzenklöpplerin“

AlloCiné über „Die Spitzenklöpplerin“

Rotten Tomatoes über „Die Spitzenklöpplerin“

Wikipedia über „Die Spitzenklöpplerin“ (deutsch, englisch, französisch)


TV-Tipp für den 4. März: Eine Frau mit berauschenden Talenten

März 3, 2023

NDR, 21.45

Eine Frau mit berauschenden Talenten (La daronne, Frankreich 2020)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Hannelore Cayre, Jean-Paul Salomé, Antoine Salomé (Zusammenarbeit)

LV: Hannelore Cayre: La daronne, 2017 (Die Alte)

Patience Portefeux (Isabelle Huppert) kommt als schlecht bezahlte Übersetzerin für das Pariser Drogendezernat gerade so über die Runden. Als sie bei einem Telefonat von einem großen Drogendeal erfährt, in den der Sohn einer Pflegerin ihrer Mutter involviert ist, hat sie eine Idee. Kurz darauf hat sie anderthalb Tonnen Haschich im Keller eines Mietshauses gelagert und sie beginnt die Drogen an die richtigen Männer zu verkaufen. Während die Polizei unbedingt die neue Drogengroßhändlerin schnappen will.

Wundervollen Krimikomödie zu einer berauschenden Uhrzeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani, Liliane Rovère, Iris Bry, Nadja Nguyen, Rebecca Marder, Rachid Guellaz, Mourad Boudaoud, Youssef Sahraoui, Kamel Guenfoud

Die lesenswerte Vorlage

 

Hannelore Cayre: Die Alte

(übersetzt von Iris Konopik)

Argument Verlag, 2019

208 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

La daronne

Éditions Métailié, Paris 2017

Hinweise

AlloCiné über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Moviepilot über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Wikipedia über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (deutsch, französisch)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Reichtum verpflichtet“ (Richesse oblige, 2020)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020) und der DVD


Neu im Kino/Filmkritik: Zum Beispiel „Eo“

Dezember 23, 2022

Das passt gut: zum Kinostart verkündet die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, dass „Eo“ auf der Oscar-Shortlist für den besten fremdsprachigen Film steht. Neben, unter anderem, „Im Westen nichts Neues“, „Corsage“, „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“, „Close“, „Holy Spider“ und „Die Frau im Nebel“.

Gegen diese starke Konkurrenz hat Jerzy Skolimowskis Esel bestenfalls Außenseiterchancen. Denn „Eo“ ist eine in jeder Beziehung karge Parabel, die sich vor allem an Cineasten richtet. Das beginnt schon mit Skolimowskis Hinweis, dass sein Film eine Hommage an Robert Bressons Klassiker „Zum Beispiel Balthasar“ (Au hasard Balthazar, 1966) ist. Cineasten, Filmkritiker und auch jüngere Regisseure wie Wes Anderson und Richard Linklater feiern den beim breiten Publikum fast unbekannten Film immer wieder ab. In seinem für zahlreiche Interpretationen offenem Film schildert Bresson die Erlebnisse eines Esels.

Auch Jerzy Skolimowski gibt in seinem Film „Eo“ nichts vor. Eos Geschichte beginnt in einem Zirkus in Polen. Er wird von Kassandra gepflegt und geliebt. Als Tierschützer gegen die vermutliche und echte Tierquälerei im Zirkus protestieren, wird er, wie alle Zirkustiere, befreit. In dem Moment beginnt seine Odysee quer durch Europa.

Auf seiner Reise von Polen nach Italien wird er immer wieder herumgestoßen, sieht und erfährt Gewalt und beobachtet das seltsame Verhalten der Menschen. Stumm und mit ausdrucksloser Mine kommentiert er es. Sowieso ist der Film fast ein Stummfilm. Eos Erlebnisse sind zufällige Episoden und Begegnungen. Er will von den Menschen nichts und sie wollen auch nichts von ihm. Es sind Vignetten ohne einen Anfang und ein Ende. Denn Eo stolpert in sie hinein, wird mehr oder weniger involviert und zieht weiter.

Skolimowski schildert dies wundervoll verknappt, pointiert zugespitzt und mit vielen filmischen Anspielungen. So erinnert beispeilsweise der Zirkus am Filmanfang an Federico Fellinis „La Strada – Das Lied der Straße“. Eo ist ein geistiger Verwandter des Stummfilm-Komikers Buster Keaton, der auch niemals eine Mine verzog.

Das ist, auch wegen der filmischen Anspielungen, ein eher intellektueller Spaß. Aber dank des stoischen Hauptdarsteller (genaugenommen wurde Eo von sechs Eseln gespielt) ein großer Spaß. Wenn man sich damit anfreunden kann, die Geschichte eines Esels zu verfolgen und die Welt mit den Augen eines Esels zu sehen. Dabei ist Eo nur ein anderes Wort für Mensch.

Der im Mai 1938 in Łódź geborene ist Jerzy Skolimowski ist ein weltweit bekannter polnischer Regisseur. Nach seinen Anfängen in Polen drehte er schnell auch im Westen Filme. Zu seinen ersten Arbeiten gehört das Drehbuch für Roman Polanskis „Das Messer im Wasser“ (1962). Zu seinen Filmen gehören „Deep End“ (1970), „Der Todesschrei“ (1978), „Schwarzarbeit“ (1982), „Das Feuerschiff“ (1985) und „Essential Killing“ (2010). Skolimowski trat auch als Schauspieler in den Filmen anderer Regisseure auf. So spielt er in dem Marvel-Film „The Avengers“ den KGB-General Georgi Luchkov.

Eo (Eo, Polen/Italien 2022)

Regie: Jerzy Skolimowski

Drehbuch: Ewa Piaskowska, Jerzy Skolimowski

mit Sandra Drzymalska, Tomasz Organek, Mateusz Kosciukiewicz, Lorenzo Zurzolo, Isabelle Huppert

Länge: 88 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Eo“

Metacritic über „Eo“

Rotten Tomatoes über „Eo“

Wikipedia über „Eo“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Taschentücher raus! „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“

November 10, 2022

1957 putzt Ada Harris in London die Wohnungen mehrerer vermögender Familien. Sie ist schon etwas älter und wird von ihren Kunden als zuverlässige, sich im Hintergrund haltende Putzfrau geschätzt. Als sie bei einem ihrer Kunden ein Kleid sieht, gefällt es ihr. Sie hat keine Ahnung, dass es von Christian Dior ist und sie ist schockiert, als sie den Preis erfährt. Er ist für sie unbezahlbar hoch.

Trotzdem, oder gerade deswegen, will sie sich ein Kleid von Dior kaufen. Sie ist eine Frau aus der Arbeiterklasse, deren Mann als im Krieg verschollen gilt. Bis jetzt bestand ihr Leben nur aus Arbeit. Sie hat sich nie etwas gegönnt. Also stellt sie einen Sparplan auf. Nachdem sie mit einigen hilfreichen Händen und etwas Glück, das nötige Geld hat, fliegt sie nach Paris.

Dort gestaltet sich der Kauf als schwieriger als geplant. Sie hatte geplant, von London nach Paris zu fliegen, ein Dior-Kleid zu kaufen und sofort zurückzufliegen. Aber weil Dior alles nach Maß schneidert, muss sie warten, bis ihr Kleid fertig ist. Bis es so weit ist, begegnet sie der Direktorin des Hauses Dior, einigen Angestellten und einem Marquis. Mit ihrer herzensguten, praktischen und vernünftigen Art beginnt sie deren Leben zu verändern.

Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ basiert auf dem mehrfach verfilmtem Roman „Ein Kleid von Dior“ von Paul Gallico. Eine Verfilmung ist von 1982 mit Inge Meysel, die damals die Mutter der Nation war. Der Film kam gut an und sie spielte in fünf weiteren Filmen Ada Harris.

Jetzt verfilmte Anthony Fabian Gallicos Buch als starbesetztes kitschiges Märchen. Lesley Manville spielt Mrs. Harris. Isabelle Huppert, Jason Isaacs und Lambert Wilson sind ebenfalls dabei. Paris und das Haus Dior werden schön in Szene gesetzt. Die Geschichte folgt den bekannten Regeln. Der Humor ist von der harmlosen Art. Allerdings ist das Feelgood-Märchen mit zwei Stunden zu lang geraten. Hier hätte eigentlich jede Szene gekürzt werden können.

Insgesamt ist „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ einer dieser die Wirklichkeit durch ein Fantasiegebilde verklärenden Filme. Früher waren das in Deutschland die Heimatfilme, heute können wir „Das Traumschiff“ oder irgendeinen Sonntagabend-ZDF-“Herzkino“-Film nehmen. Und genau für diese „Herzkino“-Fans ist Fabians Märchen gemacht.

Damit könnte ich die Sache bewenden lassen, wenn mir im Film nicht etwas aufgefallen wäre, das hoffentlich keinen Trend markiert. Wie gesagt zeichnen diese Feelgood-Filme kein Bild der Realität und das erwartet auch niemand. Unangenehme Themen, wie Rassismus, Gewalt gegen Frauen, Ausländerhass und Armut werden konsequent ignoriert. Es geht um Wunscherfüllung und jeder, der sich so einen Film ansieht, weiß das.

Allerdings wurden in den letzten Jahren etliche, teils auf historischen Begebenheiten basierende Filmen gedreht, die ein anderes Bild der Vergangenheit zeigten. Sie zeigen, im Rahmen von beispielsweise konventionellen Liebesfilmen, dass es in der Vergangenheit unglückliche Ehen (z. B. „Am Strand“), Armut und Ausgrenzung zwischen Angehörigen unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften (evangelisch/katholisch) und Staaten, teils sogar Stadtviertel, gab (z. B. „Brooklyn“). Diese Filme erweiterten und korrigierten unseren Blick auf die Vergangenheit. Salopp gesagt, sagten sie uns, dass es beispielsweise Rassismus, Homosexualität und Abtreibungen schon immer gab. Sie vermittelten uns ein neues, reichhaltigeres und differenzierteres Bild unserer Vergangenheit.

Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ geht einen anderen Weg. Der Film sagt uns, dass es das alles nicht gab. Er verkündet dagegen, dass wir, in diesem Fall weiße Engländer, schon immer tolerant und aufgeschlossen waren und niemanden diskriminierten. So ist Mrs. Harris‘ beste Freundin eine afrikanisch-karibische Frau. Im Pub haben sie freundschaftlichen Umgang mit einem Iren. Dort läuft Chuck Berrys „Johnny B. Goode“ (das zum Zeitpunkt der Filmgeschichte noch nicht veröffentlicht war). Ein toller Song, aber dass damals in einem Pub Rock’n’Roll lief, erscheint arg unglaubwürdig. Denn damals und auch noch viele Jahre später wurde diese Jugendmusik von den Eltern, dem typischen Pub-Publikum, gehasst und vehement abgelehnt. Falls damals in einem Pub überhaupt Musik lief, liefen dort wahrscheinlich von Doris Day, Connie Francis und Frank Sinatra gesungene Schlager. In Paris besucht Ada Harris eine Modenschau, in der zwei der vier Models PoC (People of Color) sind. Und ein Marquis lädt sie zum Abendessen ein. Während des Essens in einem noblen Restaurant gibt es eine Tanzshow, die eine Mischung aus Moulin-Rouge- und Chippendales-Show ist. Die auf den ersten Blick altjüngferliche Ada Harris ist entzückt. Durchgehend werden Dinge in den Film aufgenommen, die in den damals entstandenen Schmonzetten ignoriert wurden.

In „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ werden sie so in den Film aufgenommen, dass der Eindruck entsteht, dass es schon immer so war. London und Paris werden als Städte gezeigt, in der es keinen Rassismus und keine Ausgrenzung, sondern nur eine große tolerante multikulturelle Gemeinschaft gibt.

Dabei waren in Großbritannien bis weit in die sechziger Jahre (und wahrscheinlich später immer noch) Schilder à la „No Irish, no blacks, no dogs“ weit verbreitet.

Mrs. Harris und ein Kleid von Dior (Mrs. Harris goes to Paris, Frankreich/Großbritannien/Ungarn 2022)

Regie: Anthony Fabian

Drehbuch: Carroll Cartwright, Anthony Fabian, Keith Thompson, Olivia Hetreed

LV: Paul Gallico: Flowers for Mrs Harris, 1957 (US-Titel: Mrs Harris goes to Paris, 1958; auch Mrs. ‚Arris Goes to Paris) (Ein Kleid von Dior)

mit Lesley Manville, Isabelle Huppert, Jason Isaacs, Lambert Wilson, Alba Baptista, Lucas Bravo, Ellen Thomas

Länge: 116 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“

Metacritic über „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“

Rotten Tomatoes über „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“

Wikipedia über „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 23. August: Liebe

August 22, 2022

HR, 00.15

Liebe (Amour, Frankreich/Deutschland/Österreich 2012)

Regie: Michael Haneke

Drehbuch: Michael Haneke

Georges pflegt seine Frau Anne, mit der er seit Jahrzehnten verheiratet ist – und Michael Haneke beobachtet diesen Weg in den Tod mit der ihm eigenen Präzision.

Der grandiose Film erhielt unter anderem die Goldene Palme (kurz nach seiner Weltpremiere), den Oscar als bester ausländischer Film (er war auch nominiert als bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch und beste Hauptdarstellerin), mehrere Césars und viele weitere Preise.

Warum ich den Film so gut finde, obwohl er nicht unproblematisch ist, erkläre ich in meiner ausführlichen Kritik.

mit Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva, Isabelle Huppert, Alexandre Tharaud, William Shimell, Ramón Agirre, Rita Blanco

Hinweise

Metacritic über „Liebe“

Rotten Tomatoes über „Liebe“

Wikipedia über „Liebe“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Thomas Assheuers Interviewbuch “Nahaufnahme: Michael Haneke” (2010)

Meine Besprechung von Michael Hanekes „Liebe“ (Amour, Frankreich/Deutschland/Österreich 2012)

Meine Besprechung von Michael Hanekes „Happy End“ (Happy End, Frankreich/Deutschland/Österreich 2017)

Mein Kurzhinweis auf Michael Hanekes „Die Drehbücher“ (2019)

Michael Haneke in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 13. August: Eine Frau mit berauschenden Talenten

August 12, 2022

One, 21.45

Eine Frau mit berauschenden Talenten (La daronne, Frankreich 2020)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Hannelore Cayre, Jean-Paul Salomé, Antoine Salomé (Zusammenarbeit)

LV: Hannelore Cayre: La daronne, 2017 (Die Alte)

Patience Portefeux (Isabelle Huppert) kommt als schlecht bezahlte Übersetzerin für das Pariser Drogendezernat gerade so über die Runden. Als sie bei einem Telefonat von einem großen Drogendeal erfährt, in den der Sohn einer Pflegerin ihrer Mutter involviert ist, hat sie eine Idee. Kurz darauf hat sie anderthalb Tonnen Haschich im Keller eines Mietshauses gelagert und sie beginnt die Drogen an die richtigen Männer zu verkaufen. Während die Polizei unbedingt die neue Drogengroßhändlerin schnappen will.

Wundervollen Krimikomödie zu einer berauschenden Uhrzeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani, Liliane Rovère, Iris Bry, Nadja Nguyen, Rebecca Marder, Rachid Guellaz, Mourad Boudaoud, Youssef Sahraoui, Kamel Guenfoud

Die lesenswerte Vorlage

 

Hannelore Cayre: Die Alte

(übersetzt von Iris Konopik)

Argument Verlag, 2019

208 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

La daronne

Éditions Métailié, Paris 2017

Hinweise

AlloCiné über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Moviepilot über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Wikipedia über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (deutsch, französisch)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Reichtum verpflichtet“ (Richesse oblige, 2020)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020) und der DVD

 


TV-Tipp für den 19. Juli: Eine Frau mit berauschenden Talenten

Juli 18, 2022

ARD, 22.50

Eine Frau mit berauschenden Talenten (La daronne, Frankreich 2020)

Regie: Jean-Paul Salomé

Drehbuch: Hannelore Cayre, Jean-Paul Salomé, Antoine Salomé (Zusammenarbeit)

LV: Hannelore Cayre: La daronne, 2017 (Die Alte)

Patience Portefeux (Isabelle Huppert) kommt als schlecht bezahlte Übersetzerin für das Pariser Drogendezernat gerade so über die Runden. Als sie bei einem Telefonat von einem großen Drogendeal erfährt, in den der Sohn einer Pflegerin ihrer Mutter involviert ist, hat sie eine Idee. Kurz darauf hat sie anderthalb Tonnen Haschich im Keller eines Mietshauses gelagert und sie beginnt die Drogen an die richtigen Männer zu verkaufen. Während die Polizei unbedingt die neue Drogengroßhändlerin schnappen will.

TV-Premiere der wundervollen Krimikomödie zu einer wenig berauschenden Uhrzeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani, Liliane Rovère, Iris Bry, Nadja Nguyen, Rebecca Marder, Rachid Guellaz, Mourad Boudaoud, Youssef Sahraoui, Kamel Guenfoud

Wiederholung: Mittwoch, 20. Juli, 02.15 Uhr (Taggenau!)

Die lesenswerte Vorlage

Hannelore Cayre: Die Alte

(übersetzt von Iris Konopik)

Argument Verlag, 2019

208 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

La daronne

Éditions Métailié, Paris 2017

Hinweise

AlloCiné über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Moviepilot über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“

Wikipedia über „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (deutsch, französisch)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Reichtum verpflichtet“ (Richesse oblige, 2020)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020) und der DVD

 


TV-Tipp für den 31. März: Happy End

März 30, 2022

WDR, 23.55

Happy End (Happy End, Frankreich/Deutschland/Österreich 2017)

Regie: Michael Haneke

Drehbuch: Michael Haneke

Bitterböses Porträt einer Bauunternehmerfamilie, in der der Patriarch sich umbringen will, die Tochter die Geschäfte führt, der Sohn fremdgeht und ihre Kinder sich so überhaupt nicht für die Firmennachfolge empfehlen.

Böswillig gesagt ist „Happy End“ ein Haneke Best-of. Schlecht ist das nicht, aber halt nicht so wahnsinnig innovativ und nicht so grandios, wie seine besten Werke.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Isabelle Huppert, Jean-Louis Trintignant, Mathieu Kassovitz, Fantine Harduin, Franz Rogowski, Laura Verlinden, Toby Jones, Hassam Ghancy, Nabiha Akkari

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

AlloCiné über „Happy End“

Filmportal über „Happy End“

Moviepilot über „Happy End“

Metacritic über „Happy End“

Rotten Tomatoes über „Happy End“

Wikipedia über „Happy End“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Thomas Assheuers Interviewbuch “Nahaufnahme: Michael Haneke” (2010)

Michael Haneke in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Michael Hanekes „Liebe“ (Amour, Frankreich/Deutschland/Österreich 2012)

Meine Besprechung von Michael Hanekes „Happy End“ (Happy End, Frankreich/Deutschland/Österreich 2017)


TV-Tipp für den 23. März: Liebe

März 22, 2022

Mit „The Dissident“ (3sat, 20.15 Uhr) und „Zwischen den Zeilen“ (Arte, 20.15 Uhr) gibt es heute zwei vorzügliche TV-Premieren, aber Michael Haneke feiert heute seinen achtzigsten Geburtstag. Deshalb ist der heutige TV-Tipp (der alternative Haneke-Tipp ist „Happy End“ um 23.35 Uhr im BR):

3sat, 23.10

Liebe (Amour, Frankreich/Deutschland/Österreich 2012)

Regie: Michael Haneke

Drehbuch: Michael Haneke

Georges pflegt seine Frau Anne, mit der er seit Jahrzehnten verheiratet ist – und Michael Haneke beobachtet diesen Weg in den Tod mit der ihm eigenen Präzision.

Der grandiose Film erhielt unter anderem die Goldene Palme (kurz nach seiner Weltpremiere), den Oscar als bester ausländischer Film (er war auch nominiert als bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch und beste Hauptdarstellerin), mehrere Césars und viele weitere Preise.

Warum ich den Film so gut finde, obwohl er nicht unproblematisch ist, habe ich hier erklärt.

mit Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva, Isabelle Huppert, Alexandre Tharaud, William Shimell, Ramón Agirre, Rita Blanco

Hinweise

Metacritic über „Liebe“

Rotten Tomatoes über „Liebe“

Wikipedia über „Liebe“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Thomas Assheuers Interviewbuch “Nahaufnahme: Michael Haneke” (2010)

Meine Besprechung von Michael Hanekes „Liebe“ (Amour, Frankreich/Deutschland/Österreich 2012)

Meine Besprechung von Michael Hanekes „Happy End“ (Happy End, Frankreich/Deutschland/Österreich 2017)

Mein Kurzhinweis auf Michael Hanekes „Die Drehbücher“ (2019)

Michael Haneke in der Kriminalakte

P. S.: ja, das waren jetzt vier Tipps, aber so what?


TV-Tipp für den 10. März: 8 Frauen

März 9, 2022

RBB, 20.15

8 Frauen (8 Femmes, Frankreich 2002)

Regie: François Ozon

Drehbuch: François Ozon, Marina de Van

LV: Robert Thomas: Huit Femmes, 1958/1962 (Theaterstück)

Weihnachten in einem verschneiten Landhaus: In der Nacht wird der Hausherr ermordet. Die Täterin ist eine der acht Frauen, die im Haus sind. Selbstverständlich hat jede von ihnen ein gutes Motiv das Ekel umzubringen. Und ein todsicheres Alibi.

Ein Cozy mit Gesang und einem Darstellerinnenensemble, das über jeden Zweifel erhaben ist und die Crème de la Crème des französischen Films versammelt.

mit Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Fanny Ardant, Virginie Ledoyen, Danielle Darrieux, Ludivine Sagnier, Firmine Richard, Dominique Lamure

Wiederholung: Freitag, 11. März, 01.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „8 Frauen“

Wikipedia über „8 Frauen“ (deutschenglischfranzösisch)

Spiegel: Interview mit Francois Ozon über „8 Frauen“

Blickpunkt Film: Interview mit Francois Ozon über „8 Frauen“

Meine Besprechung von Francois Ozons “In ihrem Haus” (Dans la Maison, Frankreich 2012)

Meine Besprechung von Francois Ozons ”Jung & Schön” (Jeune & jolie, Frankreich 2013)

Meine Besprechung von Francois Ozons „Eine neue Freundin“ (Une nouvelle amie, Frankreich 2014)

Meine Besprechung von François Ozons „Frantz“ (Frantz, Deutschland/Frankreich 2016)

Meine Besprechung von François Ozons „Der andere Liebhaber“ (L’Amant Double, Frankreich/Belgien 2017)

Meine Besprechung von François Ozons „Gelobt sei Gott“ (Grâce à Dieu, Frankreich 2019)


TV-Tipp für den 29. September: Madame Bovary

September 28, 2021

https://www.youtube.com/watch?v=eoJoC45zoHM

Arte, 20.15

Madame Bovary (Madame Bovary, Frankreich 1991)

Regie: Claude Chabrol

Drehbuch: Claude Chabrol

LV: Gustave Flaubert: Madame Flaubert, 1857 (Madame Bovary – Sitten der Provinz)

In der französischen Provinz verliebt die mit einem älteren Landarzt verheiratete Madame Bovary in einen Gutsherrn. Und das ist keine gute Idee.

Claude Chabrols gelungene Verfilmung des Klassikers.

Anschließend, um 22.30 Uhr, zeigt Arte die einstündige Doku „Der Fall Emma Bovary“ (Frankreich 2029) über den Skandalroman.

Mit Isabelle Huppert, Jean-François Balmer, Christophe Malavoy, Jean Yanne, Lucas Belvaux, Thomas Chabrol, Henri Attal

Hinweise

AlloCiné über „Madame Bovary“

Rotten Tomatoes über „Madame Bovary“

Wikipdia über „Madame Bovary“ (deutsch, englisch, französisch)