TV-Tipp für den 11. Februar: Die Dolmetscherin

Februar 11, 2017

ZDFneo, 21.35
Die Dolmetscherin (Großbritannien/Frankreich/USA 2005, Regie: Sydney Pollack)
Drehbuch: Charles Randolph, Scott Frank, Steven Zaillian (nach einer Geschichte von Martin Stellman und Brian Ward)
UN-Dolmetscherin Silvia Broome behauptet, dass sie ein Gespräch belauschte, in dem im Landesdialekt über ein Mordkomplott gegen den verhassten Diktator ihres Heimatlandes, der in New York ermordet werden soll, gesprochen wurde. Agent Tobin Keller soll die wichtige Zeugin beschützen. Gleichzeitig fragt er sich, ob die schöne Frau mit rätselhafter Vergangenheit, die Wahrheit sagt.
Der spannende Polit-Thriller war der letzte Spielfilm von Sydney Pollack, der auch “Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß” (They shoot horses, don’t they?), “Jeremiah Johnson”, “Yakuza” (The Yakuza), “Die drei Tage des Condors” (Three days of the Condor), “Tootsie”, “Jenseits von Afrika” (Out of Africa) und “Die Firma” (The Firm) inszenierte.
mit Nicole Kidman, Sean Penn, Catherine Keener, Jesper Christensen, Yvan Attal
Hinweise
Film-Zeit über „Die Dolmetscherin“
Moviepilot über „Die Dolmetscherin“
Metacritic über „Die Dolmetscherin“
Rotten Tomatoes über „Die Dolmetscherin“
Wikipedia über „Die Dolmetscherin“ (deutsch, englisch)
Mein Nachruf auf Sydney Pollack


Neu im Kino/Filmkritik: „Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft“ zwischen Lektor Max Perkins und Autor Thomas Wolfe

August 11, 2016

Lektoren. Wer kennt schon ihre Namen? Zwar wird niemand bestreiten, dass sie wichtig sind, aber am Ende steht der Name des Autors groß auf dem Buchumschlag und der des Lektors wird oft noch nicht einmal im Impressum (das ist der Teil, den ihr nicht lest) erwähnt. Inzwischen werden sie öfter in den Danksagungen des Autors erwähnt, aber auch die werden nicht gelesen. Widmungen werden wegen ihrer prominenten Platzierung schon öfter gelesen und Thomas Wolfe widmete seinen zweiten Roman „Von Zeit und Strom“ (Of Time and the River, 1935) seinem Lektor Max Perkins.

Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft“ von Theaterregisseur Michael Grandage in seinem Filmdebüt, nach einem Drehbuch von John Logan („Aviator“, „James Bond: Skyfall“, „James Bond: Spectre“), der sich schon vor fast zwanzig Jahren die Rechte an A. Scott Bergs Max-Perkins-Biographie sicherte und die treibende Kraft bei diesem Film war, erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen Perkins und Wolfe.

1929 treffen sie sich zum ersten Mal. Perkins ist bei dem renommierten Buchverlag Charles Scribner’s Sons der Lektor von F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway, die er beide gegen Widerstände in das Verlagsprogramm hob. Wolfe ist ein Autor, der bislang Absagen sammelte, weil sein Manuskript unglaublich lang und sein Stil ungewöhnlich ist. Aber Perkins ist begeistert. Das Manuskript muss halt noch überarbeitet und auf eine verträgliche Länge gekürzt werden. Also um ein knappes Drittel auf immerhin noch achthundert Manuskriptseiten,

Es gelingt ihnen. Noch im gleichen Jahr wird der Roman „Schau heimwärts, Engel“ (Look Homeward Angel) veröffentlicht und ein Bestseller.

Kurz darauf schickt Wolfe seinen neuen Roman an Perkins. Es ist ein fünftausendseitiges handgeschriebenes Opus, das in mehreren Holzkisten angeliefert wird. Und der Kampf um jedes Wort beginnt zwischen Wolfe und Perkins.

Von Zeit und Strom“ wird 1935 veröffentlicht. Danach wechselt er den Verlag.

1938 stirbt der 1900 geborene Thomas Wolfe und damit endet der Film, der einen Einblick in die Beziehung von Lektor und Autor bietet, die auch viel von der zwischen einem Arzt zu seinem Patienten hat.

Auf dem Papier klingt das, auch weil F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway kurz auftreten, nach einer spannenden Geschichte. Dummerweise ist sie es nicht. Denn wenn Perkins und Wolfe um jedes Wort und jeden Absatz ringen, ist das für uns Zuschauer nicht allzu spannend. Allein schon, weil wir nicht wissen, warum der Absatz, außer dem offensichtlichem Grund dass das Manuskript zu lang ist, gekürzt werden muss.

Dieser Konflikt, der für einen Literaturwissenschaftler beim Textvergleich hochinteressant ist, ist im Kino als emotionales Erlebnis dröge. Für die beteiligten Personen geht es aus der Zuschauerperspektive bei diesem Konflikt um nichts Wichtiges. Denn für Perkins geht es einfach nur um die Publikation eines weiteren Romans. Wenn er nicht „Von Zeit und Strom“ veröffentlicht, dann veröffentlicht er eben ein anderes Buch.

Für Wolfe ist die Situation ähnlich: Wenn er seinen zweiten Roman nicht bei Scribner’s veröffentlicht, dann halt eben bei einem anderen Verlag.

Für einen Film ist diese Abwesenheit eines Konflikts, der von den Charakteren wichtige Entscheidungen verlangt, die ihr weiteres Leben beeinflussen, fast immer ein großes Problem. Ein Roman und vor allem ein Sachbuch kann dagegen prächtig funktionieren.

Dabei hat „Genius“ gute Schauspieler – Colin Firth als Max Perkins (grandios, wenn er am Filmanfang während einer Zugfahrt Wolfes Manuskript liest und wir in seinem Gesicht seine sehr subtile Reaktion auf den Text lesen), Jude Law als exaltiert-egomanisch-egozentrischer Thomas Wolfe, Nicole Kidman als seine deutlich ältere Freundin und Geldgeberin Aline Bernstein, Laura Linney als Perkins Frau Louise, Guy Pearce als F. Scott Fitzgerald (drei Szenen), Dominic West als Ernest Hemingway (eine Szene) -, eine gute Ausstattung, gute Kameraarbeit und eine sich bewusst am klassischen Hollywoodkino orientierende Inszenierung. Das ist gut gemacht, aber in seiner Illustration der Arbeitsbeziehung zwischen Perkins und Wolfe auch biederes Ausstattungs- und Schauspielerkino.

Am Ende des Films wissen wir zwar einiges über Thomas Wolfe, aber wir können nicht sagen, um was es in seinen Büchern geht und warum er einer der Großen der US-Literatur ist. Immerhin wissen wir, dass er wahnsinnig dicke Bücher schrieb, die vorher noch länger waren.

Über Max Perkins, seine Familie und seine Arbeit erfahren wir mehr. Auch F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway treten kurz auf. Aber dass er, so Berg in seiner mit dem National Book Award ausgezeichneten Perkins-Biographie, der erste Lektor war, der kreativ in die Texte eingriff und schon während der Manuskripterstellung als Lektor mit dem Autor zusammen arbeitete, erfahren wir nicht in dem Film. Wir sehen es. Wir sehen auch, dass er sich intensiv um seine Autoren kümmerte. An einigen Beispielen, ohne zu wissen, ob er das nur manchmal oder immer machte. Perkins war für seine Autoren, so Biograph Berg, „Freund, Eheberater, Psychiater und Geldverleiher. Das galt nicht nur für Fitzgerald, Hemingway und Wolfe, sondern für hundert andere seiner Schützlinge auch.“ Das relativiert dann die in dem Film gezeigte Beziehung zwischen Perkins und Wolfe noch mehr.

Diese nur auf Englisch erhältliche Biographie könnte als ein umfassender Einblick in das US-amerikanische Verlagsgewerbe in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wirklich eine sehr lesenswerte Lektüre sein.

Der Film streift nur die Oberfläche.

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Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft (Genius, USA/Großbritannien 2016)

Regie: Michael Grandage

Drehbuch: John Logan

LV: A. Scott Berg: Max Perkins: Editor of Genius, 1978

mit Colin Firth, Jude Law, Nicole Kidman, Laura Linney, Guy Pearce, Dominic West, Yanessa Kirby, Corey Johnson, Harry Attwell

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Genius“

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Rotten Tomatoes über „Genius“

Wikipedia über „Genius“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood über „Genius“


TV-Tipp für den 31. Juli: Lolita/Eyes Wide Shut

Juli 30, 2016

Zwei Liebesfilme von Stanley Kubrick

Arte, 20.15

Lolita (Großbritannien/USA 1962, Regie: Stanley Kubrick)

Drehbuch: Vladimir Nabokov

LV: Vladimir Nabokov: Lolita (1955/1958, Lolita)

Professor Humbert Humbert verliebt sich in die pubertierende Tochter seiner Vermieterin Charlotte Haze.

Film und Buch gehören heute zu den Klassikern in ihrem Genre.

Nabokovs Roman wurde 1955 zuerst auf Englisch in Frankreich veröffentlicht. Die US-amerikanische Erstausgabe erschien 1958 und wurde sofort ein Bestseller.

Mit James Mason, Sue Lyon, Peter Sellers, Shelley Winters

Wiederholung: Donnerstag, 4. August, 00.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Lolita“

Wikipedia über “Lolita” (deutsch, englisch)

Stanley Kubrik in der Kriminalakte

Arte, 22.45

Eyes Wide Shut (USA 1999, Regie: Stanley Kubrick)

Drehbuch: Stanley Kubrick, Frederic Raphael

LV: Arthur Schnitzler: Traumnovelle, 1926 (Buchausgabe, davor 1925/1926 als Fortsetzungsroman in „Die Dame“ erschienen)

Nachdem seine Frau ihm eine Jahre zurückliegende außereheliche Sexfantasie beichtet, tickt William aus. Verstört irrt der Doktor durch das nächtliche New Yorker zwischen Prostituierten und Swingerclubs.

Kubricks letzter Film ist nicht sein bester. Dafür ist er zu lang (auf mich wirkt er wie der Rohschnitt) und durch den Wechsel der Handlungszeit vom Wien der späten Kaiserjahre in das heutige New York wird die Geschichte ihres moralischen Kontextes beraubt. Denn in einer heute, unter normalen Menschen, spielenden Geschichte ist es einfach unglaubwürdig, dass ein Mann so von einer außerehelichen Sexualfantasie irritiert ist.

Zum Glück spielen weite Teile in pompös-altmodischen Innenräumen und die Dialoge wurden auch von Schnitzler übernommen. So kann man meistens ausblenden, dass „Eyes Wide Shut“ zur falschen Zeit spielt.

Mit Tom Cruise, Nicole Kidman, Sydney Pollack, Sky Dumont

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Eyes Wide Shut“

Wikipedia über “Eyes Wide Shut” (deutsch, englisch)

Stanley Kubrik in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Vor ihren Augen“ – das Remake des Oscar-Gewinners „In ihren Augen“

Juni 10, 2016

Nicole Kidman, Julia Roberts, Chiwetel Ejiofor in den Hauptrollen, Alfred Molina, Michael Kelly und Dean Norris (die ja eher gesichtsbekannt sind) in Nebenrollen in dem Remake eines argentinischen Films, der 2010 den Oscar als bester ausländischer Film erhielt und mit Kritikerlob und Preisen überhäuft wurde, nach einem Drehbuch von Billy Ray, der schon bei „Enttarnt – Verrat auf höchster Ebene“ (auch Regie), „State of Play – Stand der Dinge“ und „Captain Phillips“ sein Talent für komplexe Stoffe bewies, und der auch wieder die Regie übernahm. Was kann da schief gehen?

In diesem Fall: erstaunlich viel.

Die Geschichte von der Vorlage „In ihren Augen“ (El secreto de sus ojos, Argentinien 2009, Regie: Juan José Campanella), die sich vor dem Hintergrund der argentinischen Militärdiktatur und ihrer Nachwirkungen entfaltete, wurde in die USA verlegt und den dortigen Gegebenheiten angepasst. Jetzt spielt die Geschichte in Los Angeles 2002 und in der Gegenwart.

Als Ray Kasten (Chiwetel Ejiofor) bei seinem allabendlichem Durchklicken durch die Bilder von Inhaftierten einen Mann entdeckt, den er für den Mörder von Caroline hält, bittet der Ex-Polizist die Staatsanwältin Claire Sloan (Nicole Kidman), in die er immer noch still verliebt ist, um eine Wiederaufnahme eines alten Falles.

2002 arbeitete er in der Anti-Terrorismus-Task-Force. Sie beobachteten eine Moschee, als nebenan eine junge Frau ermordet wird. Es ist die Tochter von seiner Kollegin Jess Cobb (Julia Roberts). Bei den Ermittlungen, die teilweise von seinen Vorgesetzten und Kollegen behindert werden, stößt er auf einen Verdächtigen, der gleichzeitig als Spitzel in der Moschee eine Terrorzelle infiltrieren soll. Kurz vor Verhaftung verschwindet er spurlos.

Jetzt glaubt Kasten, dass er den Fall endlich abschließen kann.

Neben der nahe liegenden Frage, ob der Verdächtige auch der Täter ist, gibt es noch eine andere Frage: ob Cobb, die trauernde Mutter, wirklich eine Verhaftung oder Rache will.

Daraus könnte ein ordentlicher Thriller entstehen, wenn die Geschichte chronologisch erzählt würde. Aber Billy Ray springt munter zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Oft ist auf den ersten Blick auch unklar, wann die Szene jetzt genau spielt. Ejiofor ist zwar in der Gegenwart etwas ergraut, aber Kidman sieht immer gleich aus. Auch Roberts sieht, nach dem Tod ihrer Tochter, immer gleich erschöpft aus. Sie hängt wie ein nasses Hemd im Film herum.

In den Szenen aus der Vergangenheit springt Ray dann weiter munter in der Chronologie hin und her und verschenkt dabei jegliches dramatische und emotionale Potential. Zum Beispiel entdeckt Kasten am Filmanfang in einem Müllcontainer etwas schreckliches. Er ist schockiert. Fassungslos. Wir wissen nicht warum. Er versucht Cobb davon abzuhalten, in den Müllcontainer zu blicken. Wir wissen nicht warum. Erst etwas später erfahren wir, dass sie eine Tochter hat und dass ihre Tochter in dem Müllcontainer liegt. Welche Beziehungen sie zueinander hatten, wissen wir nicht. Noch später, in einer in dem Moment vollkommen zusammenhanglosen Szene, sehen wir sie zusammen einen Abend verbringen. Jetzt können wir uns denken, welche Beziehung Kasten, Cobb und Caroline zueinander hatten. In dem Moment ist allerdings die mögliche emotionale Wirkung von Carolines Tod auf uns vollkommen verpufft.

Dieses Prinzip, die Szenen zu präsentieren, als sei der Film vor dem Abspielen durch einen Zufallsgenerator gejagt worden, führt dazu, dass man mehr damit beschäftigt ist, die Chronologie zu ordnen, als sich emotional auf den Film und seine letztendlich nicht sonderlich komplexe Geschichte einzulassen.

Dazu kommen Dialoge, die zum Haare ausraufen sind. Der Höhepunkt der Peinlichkeit wird in einem Verhör erreicht, wenn die bis dahin ruhige Staatsanwältin plötzlich den Verdächtigen mit einer hirnrissigen Rede über Penisgrößen und Blicke auf Busen aus der Ruhe bringen und zu einem unbedachten Geständnis bewegen will. Immerhin kriegt der Verdächtige bei dieser in jeder Beziehung deplatzierten Ansprache keinen Lachkrampf.

Falsch klingen auch etliche Dialoge über den Anti-Terror-Kampf und Folter. Zwar wurde auch in den USA heftig darüber diskutiert, aber dass schon 2002, wenige Monate nach 9/11, Polizisten einer Anti-Terror-Einheit über die Nachteile von Folter sinnieren, klingt schon im Film einfach falsch. Und klingt nach einem Blick auf die öffentliche Diskussion, die erst mit der Aufdeckung der Folter in Abu-Ghraib im Mai 2004 begann, noch falscher, weil es Sätze sind, die unser heutiges Wissen und die Meinung des Drehbuchautoren, aber nicht die der Charaktere reflektieren.

Die unnötig verschachtelte Erzählweise führt auch zu einer gewissen Langeweile, weil während des gesamten Films zahlreiche Szenen sind, die 2002 spielen, und egal, was Kasten, Cobb und Sloan damals unternommen haben: es führte nicht zur Verhaftung des Täters. Das soll ja erst 2015 geschehen.

Es gab auch in der Vergangenheit kein Komplott, das jetzt vielleicht aufgeklärt werden könnte. Kasten bittet Sloan am Filmanfang, die Ermittlungen wieder regulär aufzunehmen. In dem Moment ist klar, dass der Tatverdächtige ein ganz gewöhnlicher Verbrecher ist.

Vor ihren Augen“ ist ein schlechter Film. Um das zu wissen, muss man das Original, das manchmal im Fernsehen läuft, nicht kennen.

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Vor ihren Augen (Secret in their Eyes, USA 2015)

Regie: Billy Ray

Drehbuch: Billy Ray (basierend auf „El secreto de sus ojos“ von Juan José Campanella und Eduardo Sacheri)

mit Nicole Kidman, Julia Roberts, Chiwetel Ejiofor, Alfred Molina, Dean Norris, Joe Cole, Michael Kelly, Zoe Graham

Länge: 112 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Moviepilot über „Vor ihren Augen“

Metacritic über „Vor ihren Augen“

Rotten Tomatoes über „Vor ihren Augen“

Wikipedia über „Vor ihren Augen“


TV-Tipp für den 4. Juni: Die Dolmetscherin

Juni 3, 2016

ZDFneo, 20.15
Die Dolmetscherin (Großbritannien/Frankreich/USA 2005, Regie: Sydney Pollack)
Drehbuch: Charles Randolph, Scott Frank, Steven Zaillian (nach einer Geschichte von Martin Stellman und Brian Ward)
UN-Dolmetscherin Silvia Broome behauptet, dass sie ein Gespräch belauschte, in dem im Landesdialekt über ein Mordkomplott gegen den verhassten Diktator ihres Heimatlandes, der in New York ermordet werden soll, gesprochen wurde. Agent Tobin Keller soll die wichtige Zeugin beschützen. Gleichzeitig fragt er sich, ob die schöne Frau mit rätselhafter Vergangenheit, die Wahrheit sagt.
Der spannende Polit-Thriller war der letzte Spielfilm von Sydney Pollack, der auch “Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß” (They shoot horses, don’t they?), “Jeremiah Johnson”, “Yakuza” (The Yakuza), “Die drei Tage des Condors” (Three days of the Condor), “Tootsie”, “Jenseits von Afrika” (Out of Africa) und “Die Firma” (The Firm) inszenierte.
mit Nicole Kidman, Sean Penn, Catherine Keener, Jesper Christensen, Yvan Attal
Hinweise
Film-Zeit über „Die Dolmetscherin“
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Metacritic über „Die Dolmetscherin“
Rotten Tomatoes über „Die Dolmetscherin“
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Mein Nachruf auf Sydney Pollack


TV-Tipp für den 25. April: Projekt: Peacemaker

April 25, 2016

Kabel 1, 20.15

Projekt: Peacemaker (USA 1997, Regie: Mimi Leder)

Drehbuch: Michael Schiffer

LV: Leslie Cockburn, Andrew Cockburn: One Point Safe (Artikel)

US-Colonel Thomas Devoe und Nuklearspezialistin Dr. Julia Kelly suchen mehrere verschwundene russische Atomsprengköpfe. Einer davon gelangt in die Hände eines serbischen Terroristen, der die Bombe in New York zünden will.

Interessant ist an „Projekt: Peacemaker“ nicht die Geschichte, sondern die kleinen Verschiebungen und Brüche innerhalb eines Genrefilms. Denn nach dem Ende des Kalten Krieges existieren die alten Fronten und Regeln nicht mehr. Neue Regeln gibt es noch nicht. Das ausführlich geschilderte Motiv des Terroristen ist sehr nachvollziehbar. Er möchte seine Familie rächen.

„Projekt: Peacemaker“ versucht innerhalb einer Genregeschichte die neue Realität nach dem Ende des Kalten Krieges für die Geheimdienste und die internationale Politik zu fassen. Dabei ist der Film genauso unsicher wie die Geheimdienste. Der alte Gegner Kommunismus ist verschwunden. Ein neuer ist noch nicht gefunden. An dieser Schnittstelle erzählt “Projekt: Peacemaker” seine Geschichte.

Mit George Clooney, Nicole Kidman, Armin Müller-Stahl, Alexander Baluyev

Wiederholung: Dienstag, 26. April, 00.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über “Projekt: Peacemaker”

Wikipedia über “Projekt: Peacemaker” (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 2. April: Billy Bathgate – Im Sog der Mafia

April 2, 2016

https://www.youtube.com/watch?v=DGvUcNdKfFE

ZDFneo, 00.35

Billy Bathgate – Im Sog der Mafia (USA 1991, Regie: Robert Benton)

Drehbuch: Tom Stoppard

LV: E. L. Doctorow: Billy Bathgate, 1989 (Billy Bathgate)

Ebenso erlesene wie leblose Beschreibung der Glanzzeit und des Endes von Dutch Schultz aus der Perspektive des Bronx-Jungen Billy, der ab 1935 als Handlanger für den Gangster arbeitet.

Das Buch soll wesentlich besser sein.

mit Dustin Hoffman, Nicole Kidman, Loren Dean, Bruce Willis (der – ähm – schnell untertaucht), Steve Buscemi, Stanley Tucci, Steven Hill, Billy Jaye, Frances Conroy, Xander Berkeley

Wiederholung: Sonntag, 3. April, 03.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Billy Bathgate“

Wikipedia über „Billy Bathgate“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 30. Oktober: Projekt: Peacemaker

Oktober 30, 2015

Pro 7, 22.25

Projekt: Peacemaker (USA 1997, Regie: Mimi Leder)

Drehbuch: Michael Schiffer

LV: Leslie Cockburn, Andrew Cockburn: One Point Safe (Artikel)

US-Colonel Thomas Devoe und Nuklearspezialistin Dr. Julia Kelly suchen mehrere verschwundene russische Atomsprengköpfe. Einer davon gelangt in die Hände eines serbischen Terroristen, der die Bombe in New York zünden will.

Interessant ist an „Projekt: Peacemaker“ nicht die Geschichte, sondern die kleinen Verschiebungen und Brüche innerhalb eines Genrefilms. Denn nach dem Ende des Kalten Krieges existieren die alten Fronten und Regeln nicht mehr. Neue Regeln gibt es noch nicht. Das ausführlich geschilderte Motiv des Terroristen ist sehr nachvollziehbar. Er möchte seine Familie rächen.

„Projekt: Peacemaker“ versucht innerhalb einer Genregeschichte die neue Realität nach dem Ende des Kalten Krieges für die Geheimdienste und die internationale Politik zu fassen. Dabei ist der Film genauso unsicher wie die Geheimdienste. Der alte Gegner Kommunismus ist verschwunden. Ein neuer ist noch nicht gefunden. An dieser Schnittstelle erzählt “Projekt: Peacemaker” seine Geschichte.

Mit George Clooney, Nicole Kidman, Armin Müller-Stahl, Alexander Baluyev

Wiederholung: Samstag, 31. Oktober, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Projekt: Peacemaker“

Wikipedia über „Projekt: Peacemaker“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Werner Herzog und die „Königin der Wüste“

September 3, 2015

Auf dem Papier sieht „Königin der Wüste“ mehr als vielversprechend aus. Die Besetzung mit Nicole Kidman, James Franco und Robert Pattinson ist gut. Das Thema – ein Biopic über Gertrude Bell, eine Frau, die vor hundert Jahren allein durch die Wüste reiste und gute Kontakte zu den Beduinen und ihren Stammesführern hatte – ebenso. Und dass Werner Herzog, der inzwischen in den USA kultisch verehrte globetrottende deutsche Regisseur, dessen Filme mit Klaus Kinski (wie „Aguirre, der Zorn Gottes“ oder „Fitzcarraldo“) schon jetzt Klassiker sind, Regie führt, steigert die Erwartung. Auch das Drehbuch ist, wie gewohnt, von ihm. „Königin der Wüste“ kann nur ein außergewöhnlicher Film werden.
Und dann quält man sich durch eine vollkommen austauschbare Wüstenschmonzette, an der nichts, aber auch absolut nichts interessant ist. Auch wenn nicht Werner Herzog, von dem man mehr als pure Konfektion erwartet (und der bislang jedem seiner Filme seinen persönlichen Stempel aufdrückte), sondern irgendein austauschbarer Gebrauchsregisseur, der weiß, wo er die Kamera hinstellen muss, um ein schönes Bild zu bekommen (als ob es in einem Herzog-Film jemals um ein konventionell-schönes Bild gegangen wäre) und die Stars ordentlich ausgeleuchtet sind, den Film inszeniert hätte. Den Hauptdarstellern – Nicole Kidman, die immer aussieht als käme sie gerade aus dem Schminkstudio und deren makellosem Gesicht Alter, Sonne und Trockenheit über die Jahrzehnte nichts anhaben können, James Franco, Robert Pattinson und Damian Lewis als ihre ebenso gutaussehenden Liebhaber – kann man das Desaster nicht anlasten. Sie mühen sich redlich. Aber es hilft nichts, wenn das Drehbuch nur darauf angelegt ist, aus einer spannende Figur eine vollkommen langweilige Person zu machen. Dabei hätte man so viel über Gertrude Bell (1868 – 1926) erzählen können. Sie kam aus einer vermögenden Industriellenfamilie, studierte in Oxford (als das für Frauen ein No Go war), bereiste ab 1893 allein die Welt (als das für Frauen ein No Go war), war im Nahen Osten bei den Beduinen anerkannt (als das unmöglich erschien), wurde dadurch 1915 zu einer Beraterin im Arab British Burea, die mehr Ahnung von den Strukturen des Nahen Ostens hatte als die Männer vom Geheimdienst und vom Militär und die bei der Aufteilung des arabischen Reiches eine Schlüsselposition hatte. Sie war gebildet, neugierig und abenteuerlustig – und es erstaunt, wie man aus so einem Leben einen so langweiligen Film machen kann, bei dem man zunehmend das Interesse an Gertrude Bell verliert, während Herzog wie ein fliebenbeinzählender Chronist von ihrer ersten Begegnung mit der fremden Welt des Orients bis zu ihrer Beratertätigkeit während des Ersten Weltkriegs strikt chronologisch dem Lauf der Jahre, die zu Jahrzehnten werden, erzählt was halt so nacheinander auf ihren Reisen durch die Wüste geschah.
Am Ende bleibt nur die Frage, was Werner Herzog bei der „Königin der Wüste“ geritten hat? Wollte er wirklich seinen austauschbaren Hollywood-Orientfilm abliefern, der weniger Seele als eine Auftragsproduktion verströmt und der nur als Bewerbungsfilm für den nächsten Inga-Lindström-Film taugt? Sogar Jean-Jacques Annauds Orient-Kitsch „Black Gold“ war besser.

Königin der Wüste - Plakat

Königin der Wüste (Queen of the Desert, USA/Marokko 2015)
Regie: Werner Herzog
Drehbuch: Werner Herzog
mit Nicole Kidman, James Franco, Robert Pattinson, Damian Lewis, Jay Abdo, Holly Earl, David Calder, Jenny Agutter, Mark Lewis Jones
Länge: 129 Minuten
FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

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Film-Zeit über „Königin der Wüste“

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Metacritic über „Königin der Wüste“

Rotten Tomatoes über „Königin der Wüste“

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Werner Herzog in der Kriminalakte

Ein englisches Gespräch mit Werner Herzog vom 14. September 2010

Bei BBC Hardtalk am 20. Januar 2015

Ein neueres, deutsches Gespräch mit ihm

https://www.youtube.com/watch?v=AFDWR_urT0A

 


Neu im Kino/Filmkritik: Colin Firth trifft Nicole Kidman, „Die Liebe seines Lebens“

Juni 28, 2015

Natürlich ist ein Film mit Colin Firth und Nicole Kidman nicht ganz schlecht und natürlich ist die Lebensgeschichte von Eric Lomax (1919 – 2012), die mit den beiden Stars verfilmt wurde, durchaus beeindruckend. In England, nachdem Lomax vor zwanzig Jahren seine Autobiographie veröffentlichte und zu einer Berühmtheit wurde, ist sie auch allgemein bekannt. Lomax war im Zweiten Weltkrieg in Asien Kriegsgefangener und, nachdem er seine Frau kennen lernte, begann er sich Jahrzehnte später seinen Kriegserlebnissen zu stellen. Und dennoch wirkt „Die Liebe seines Lebens“, was auch ein einigen Freiheiten liegt, die die Macher sich im dritten Akt nahmen, wie ein psychologisch nicht stimmig ausgedachtes Gedankenkonstrukt.
Das beginnt schon mit der ersten Begegnung des späteren Paares. Während einer Bahnfahrt lernt Patti (Nicole Kidman als das schönste Mauerblümchen Englands, über deren Vergangenheit wir absolut nichts erfahren) 1980 Eric Lomax (Colin Firth) kennen. Er ist ein sympathischer Zausel, der die Fahrpläne in- und auswendig kennt, weshalb er ihr gleich einige Tipps für Zugverbindungen und Sehenswürdigkeiten geben kann. Sie verlieben sich, sie heiraten und Patti entdeckt, dass Eric doch keine so gute Partie ist. Er hat einen Ordnungsfimmel. Sie darf bei ihm wohnen, aber sie darf – was ihr vorher überhaupt nicht aufgefallen ist – nichts verändern. Er hat, weil er seine Rechnungen nicht bezahlt, finanzielle Probleme und er hat – auch das bemerkt sie erst in der Hochzeitsnacht – Alpträume, über die er nicht reden will.
Nur langsam erfährt Patti, dass ihr Mann immer noch von einen Kriegserlebnissen verfolgt wird. Er (in den Rückblenden von Jeremy Irvine gespielt) geriet 1942 mit seinen Kameraden nach dem Fall von Singapur in japanische Kriegsgefangenschaft. Dank eines mathematischen Verständnisses findet er anhand weniger Zeichen, die alle etwas mit Zügen zu tun haben, heraus, wohin sie mit dem Zug befördert werden. Sie sollen in Thailand durch unwegsames Dschungelände eine Eisenbahnstrecke bauen. Als Gefangene sind sie billiges Arbeitsmaterial. Wenn sie nicht während des Baus sterben, sterben sie durch die Folter. Lomax wird, nachdem ein von ihm im Geheimen gebautes Radio entdeckt wird, von dem japanischen Offizier und Übersetzer Takashi Nagase gefoltert.
Als Patti herasfindet, dass Nagase immer noch lebt und in Thailand in einem Museum über den Eisenbahnbau arbeitet, macht Lomax sich auf den Weg.
Die erste Begegnung zwischen Lomax und seinem damaligem Folterer gehört dann zu den unglaubwürdigsten Szenen des ganzen Films. Denn der introvertierte Lomax wird innerhalb einer Sekunde zu einem foltergeneigtem Racheengel, der Takashi Nagase töten will. Auch wenn Firth diese Szene im schönstens „Kingsman“-Stil spielt, passt sie einfach nicht zu seinem Charakter.
Jonathan Tepliztkys „Die Liebe seines Lebens“ will mit seiner Rückblendenstrutkur, gleichzeitig ein Kriegsdrama über tapfere Engländer in der Gefangenschaft im Dschungel und ein psychologischer Liebesfilm über ein mittelaltes Paar, bei dem der Ehemann seelische Probleme hat, sein. Aber keine Geschichte packt wirklich.
Dabei hätte man die Probleme wahrscheinlich mit einigen zusätzlichen Szenen und erklärenden Sätzen beheben können.
Ein anderes Problem ist der irreführende deutsche Titel von „The Railway Man“. Denn es geht weniger um die Beziehung von Eric Lomax zu seiner Frau, sondern um seine Kriegserlebnisse (die Rückblenden machen ungefähr die Hälfte des Films aus) und wie er sie verarbeitet.

Die Liebe seines Lebens - Plakat

Die Liebe seines Lebens (The Railway Man, Australien/Großbritannien 2013)
Regie: Jonathan Teplitzky
Drehbuch: Andy Paterson, Frank Cottrell Boyce
LV: Eric Lomax: The Railway Man, 1995
mit Colin Firth, Nicole Kidman, Jeremy Irvine, Stellan Skarsgård, Hiroyuki Sanada, Sam Reid, Tanroh Ishida
Länge: 108 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

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Film-Zeit über „Die Liebe seines Lebens“
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Rotten Tomatoes über „Die Liebe seines Lebens“
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History vs. Hollywood über „Die Liebe seines Lebens“


Neu im Kino/Filmkritik: „Grace of Monaco“, Fürst Rainer und ein Angebot von Alfred Hitchcock

Mai 15, 2014

Wenige Tage bevor das Biopic „Grace of Monaco“ die Filmfestspiele von Cannes am 14. Mai eröffnete, betonte die Fürstenfamilie von Monaco, dass sie nicht zur Premiere kommen werde und auch mit dem Film nicht einverstanden sei. Er sei unnötig glamourös und einige Szenen seinen pure Fiktion.
Nach dem Film fragte ich mich, ob die Fürstenfamilie den Film wirklich gesehen hat. Denn selbstverständlich nimmt er sich zahlreiche Freiheiten, er betont das sogar in einer Texttafel am Filmanfang, aber es ist ein Spielfilm, der als Film funktionieren muss, und kein Dokumentarfilm. Außerdem wird das Königshaus in einem sehr positiven Licht gezeigt. Dagegen sollen die Grimaldis wirklich etwas haben?
Auch bei dem quasi im Zentrum des Films stehendem Konflikt zwischen Frankreich und Monaco sind die Sympathien eindeutig verteilt. Die bösen Franzosen wollen den guten Fürst Rainer erpressen, Steuern zu erheben und diese nach Frankreich zu überweisen. – Nein, auch bei einer Auftragsarbeit hätte das Fürstenhaus, das als Steueroase und Ort der Geldwäsche bekannt ist, nicht besser wegkommen können.
Auch als Spielfilm ist „Grace of Monaco“ gar nicht so schlecht. Verglichen mit „Diana“ und „Yves Saint Laurent“ ist der bieder inszenierte Film sogar ein Meisterwerk. Und der Kitschanteil bewegt sich auf einem erträglichem Maß. Immerhin wird hier ein Märchen, in der Tradition von Filmen wie „Sissi“, bei denen auch niemand mit dem Metermaß die historische Genauigkeit abmisst, erzählt.
Als Grace Kelly im Mai 1955 während der Filmfestspiele von Cannes Fürst Rainer III kennenlernte, verliebte sie sich in den Traumprinzen, heiratete ihn und als Fürstin war ihre Hollywood-Karriere vorbei.
Im Dezember 1961 besucht Alfred Hitchcock sie. Er bietet ihr die Hauptrolle in seinem neuen Film „Marnie“ an. Grace, die zunehmend gelangweilt vom höfischen Protokoll ist und immer noch mit den Monegassen und ihrer Rolle als Landesmutter fremdelt, würde gerne wieder spielen.
Zur gleichen Zeit befindet Monaco sich in einem Wirtschaftskrieg mit Frankreich. Präsident Charles de Gaulle möchte, dass Monaco nicht mehr länger ein Fluchtort für französische Firmen ist, die ihr Geschäft in Monaco anmelden und keine Steuern mehr bezahlen. Fürst Rainer lehnt das ab.
„Grace of Monaco“ konzentriert sich auf das Jahr 1962 in dem sie mit ihrer neuen Rolle als Landesmutter ihren Frieden schließt und den Steuerstreit zwischen Monaco und Frankreich. Dabei nimmt dieser Konflikt und damit verbundene Palastintrigen und Eheprobleme einen erstaunlich großen Raum ein.
Regisseur Olivier Dahan („La vie en rose“) und Drehbuchautor Arash Amel („Die Logan Verschwörung“) zeigen schön – und in schönen Bildern – in welchem Dilemma Grace Kelly steckte. Sie musste sich endgültig zwischen verschiedenen Lebensplänen entscheiden, ihre Rolle als Fürstin finden und auch das Verhältnis zu ihrem Ehemann klären. Dieses Drama spielt sich vor einer prächtigen Kulissen zwischen Palästen und Mittelmeeransichten ab und wird umrahmt von einem höfischen Protokoll, das eine Scheidung nicht vorsah, das schon damals anachronistisch war und heute nach der guten alten Zeit, die so gerne verklärt wird, klingt.
Mit Nicole Kidman als Grace Kelly, Tim Roth als Fürst Rainer und Frank Langella als ihr geistlicher Beistand, Hofkaplan Francis Tucker (der die katholische Kirche in einem sehr positiven Licht erstrahlen lässt) in den Hauptrollen und Parker Posey und Derek Jacobi in wichtigen Nebenrollen ist der Film auch prominent besetzt für den internationalen Markt, weshalb in der Originalversion, bis auf wenige Sätze, nur englisch gesprochen wird.
Mit der Wirklichkeit hat „Grace of Monaco“ sicherlich eher wenig zu tun. So wird der Konflikt mit Frankreich nur aus einer Perspektive geschildert. Dass Grace Kelly in ihm plötzlich eine entscheidende Rolle einnimmt und mit einer Rede beim jährlichen Rotkreuz-Ball den Konflikt besiegelt, ist (auch ohne Wissen der Hintergründe) unglaubwürdig und dass Alfred Hitchcock so verständnisvoll auf die Absage der ultimativen Hitchcock-Blondine reagierte, ist historisch nicht belegt. Im Gegenteil. Er war ziemlich verärgert.
Außerdem sind Nicole Kidman und Tim Roth einige Jahre älter als Grace Kelly und Fürst Rainer.
Aber als Märchen und von wahren Ereignissen inspiriertes Melodrama, das mögliche Untiefen der Geschichte erfolgreich vermeidet, funktioniert „Grace of Monaco“.

Grace of Monaco - Plakat

Grace of Monaco (Grace of Monaco, Frankreich/USA/Belgien/Italien 2014)
Regie: Olivier Dahan
Drehbuch: Arash Amel
mit Nicole Kidman, Tim Roth, Frank Langella, Paz Vega, Parker Posey, Milo Ventimiglia, Derek Jakobi, Robert Lindsay, Roger Ashton-Griffiths
Länge: 102 Minuten
FSK: ab 0 Jahre

Hinweise
Deutsche Facebook-Seite zum Film
Film-Zeit über „Grace of Monaco“
Moviepilot über „Grace of Monaco“
Metacritic über „Grace of Monaco“
Rotten Tomatoes über „Grace of Monaco“
Wikipedia über „Grace of Manaco“ (deutsch, englisch, französisch)


TV-Tipp für den 21. Februar: Eyes Wide Shut

Februar 21, 2014

RTL II, 22.00

Eyes Wide Shut (USA 1999, R.: Stanley Kubrick)

Drehbuch: Stanley Kubrick, Frederic Raphael

LV: Arthur Schnitzler: Traumnovelle, 1926 (Buchausgabe, davor 1925/1926 als Fortsetzungsroman in „Die Dame“ erschienen)

Nachdem seine Frau ihm eine Jahre zurückliegende außereheliche Sexfantasie beichtet, tickt William aus. Verstört irrt der Doktor durch das nächtliche New Yorker zwischen Prostituierten und Swingerclubs.

Kubricks letzter Film ist nicht sein bester. Dafür ist er zu lang (auf mich wirkt er wie der Rohschnitt) und durch den Wechsel der Handlungszeit vom Wien der späten Kaiserjahre in das heutige New York wird die Geschichte ihres moralischen Kontextes beraubt. Denn in einer heute, unter normalen Menschen, spielenden Geschichte ist es einfach unglaubwürdig, dass ein Mann so von einer außerehelichen Sexualfantasie irritiert ist.

Zum Glück spielen weite Teile in pompös-altmodischen Innenräumen und die Dialoge wurden auch von Schnitzler übernommen. So kann man meistens ausblenden, dass „Eyes Wide Shut“ zur falschen Zeit spielt.

Mit Tom Cruise, Nicole Kidman, Sydney Pollack, Sky Dumont

Hinweise

Wikipedia über “Eyes Wide Shut” (deutsch, englisch)

Stanley Kubrik in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 25. Januar: Billy Bathgate – Im Sog der Mafia

Januar 25, 2014

ZDFneo, 23.15

Billy Bathgate – Im Sog der Mafia (USA 1991, R.: Robert Benton)

Drehbuch: Tom Stoppard

LV: E. L. Doctorow: Billy Bathgate, 1989 (Billy Bathgate)

Ebenso erlesene wie leblose Beschreibung der Glanzzeit und des Endes von Dutch Schultz aus der Perspektive des Bronx-Jungen Billy, der ab 1935 als Handlanger für den Gangster arbeitet.

Das Buch soll wesentlich besser sein.

mit Dustin Hoffman, Nicole Kidman, Loren Dean, Bruce Willis (der – ähm – schnell untertaucht), Steve Buscemi, Stanley Tucci, Steven Hill, Billy Jaye, Frances Conroy, Xander Berkeley

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Billy Bathgate“

 Wikipedia über „Billy Bathgate“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 15. Oktober: Todesstille

Oktober 15, 2013

WDR, 23.15

Todesstille (Australien 1989, R.: Philip Noyce)

Drehbuch: Terry Hayes

LV: Charles Williams: Dead calm, 1963 (Tödliche Flaute)

Das Ehepaar Ingram fischt einen Mörder aus dem Wasser. Aus Dankbarkeit will er sie umbringen.

Spannender Drei-Personen-Thriller mit Nicole Kidman, Sam Neill, Billy Zane

Stellvertretend für die vielen euphorischen Stimmen: Todesstille „bewegt sich vielmehr auf der differenzierten, fast altmodischen Ebene einer Gattung von Filmen, die seit Jahren nahezu ausgestorben schien, jener kalkulierten Spannungsstücke, die mit einem Minimum an Konfliktstoff auskommen und deren Effekt sich vornehmlich aus der Machart ableitet.“ (film-dienst)

Hinweise

Wikipedia über Charles Williams

Mordlust über Charles Williams

Noir Originals: Ed Lynskey über “The high seas of Charles Williams” (2004)


Buchkritik & Filmkritik: „Paperboy“ – ein Roman von Pete Dexter, ein Film von Lee Daniels

Juli 17, 2013

Der Plot von „Paperboy“ klingt gut und hat sich schon in zahlreichen Büchern und Filmen bewährt: ein Fremder kommt in die Stadt und räumt auf. In Pete Dexters Roman kommen zwei Reporter in den sechziger Jahren in eine US-Kleinstadt, um den Mörder des Sheriffs zu finden. Denn sie glauben nicht, dass der zum Tode verurteilte Hillary Van Wetter der Mörder ist.

Auch die ersten Zeilen von Peter Dexters „Paperboy“ sind gut. In ihnen führt er pointiert seine Charaktere und die Konflikte ein. Thurmond Call, der ermordete Sheriff von Moat County, einem Flecken Land in den Sümpfen von Florida, war ein Mann, „der in Ausübung seines Amtes eine selbst für die Verhältnisse von Moat County unangemessen hohe Anzahl von Schwarzen umgebracht hatte“. Nachdem er einen Weißen zu Tode trampelte, wird er bestialisch ermordet und Hillary Van Wetter, ein Verwandter des Toten, einer seit Ewigkeiten in den Sümpfen lebenden Hinterwäldlersippe, wird zum Tode verurteilt.

Während er im Gefängnis sitzt, verliebt sich Charlotte Bless in ihn und will ihn freibekommen. Zwei Reporter der Miami Times, Ward James und Yardley Acheman, sollen mit ihrer Hilfe eine Reportage über ihn schreiben, die den damaligen Fall wieder aufrollt. Ward ist der eine Sohn des Herausgebers der örtlichen Tageszeitung. Jack ist sein zweiter Sohn und der Erzähler von „Paperboy“. Der Junge verdient, nachdem er kurz nach Studienbeginn wegen Vandalismus von der University of Florida exmatrikuliert wurde, sein Geld als Zeitungsausfahrer und dann als Fahrer von seinem Bruder und Yardley. Außerdem verliebt er sich in die Mittvierzigerin Charlotte, der Inbegriff eines „Heißen Fegers“, einer Frau, die Männer reihenweise den Kopf verdreht und immer den falschen Mann auswählt.

Sie beginnen den Fall aufzurollen und stoßen schnell auf einige Ungereimtheiten. Van Wetter scheint unschuldig im Gefängnis zu sitzen.

Aber der Krimiplot und das Aufdecken der kleinstädtischen Bigotterie steht nicht wirklich im Mittelpunkt von Pete Dexters mit dem Literary Award des PEN Center USA ausgezeichneten Romans.

Stattdessen geht es auch um das sexuelle Erwachen von Jack, der sich in Charlotte verliebt, die Beziehung zwischen den beiden Brüdern und zu ihrem Vater William Ward James und verschiedene kleinere Erlebnisse von Jack, die die Haupthandlung nicht voranbringen. Jedenfalls wenn man die Recherchen von Ward und Yardley als die Haupthandlung betrachtet und nicht das Leben von Ward (immerhin beginnt Dexter seinen Roman mit dem Satz „Mein Bruder Ward war einmal berühmt.“) oder die Entwicklungsgeschichte des Ich-Erzählers oder die Geschichte der Familie James. Sowieso ist der Ich-Erzähler eher ein passiver Beobachter der Recherchen als ein aktiver Teil. Wichtige Erkenntnisse erfährt er, und damit auch wir, sogar nur vom Hörensagen.

Und nach zwei Dritteln ist der Krimiplot ziemlich abgehandelt. Denn nachdem auf Seite 205 die beiden Journalisten ihre Recherche-Ergebnisse veröffentlichen, kommt Van Wetter frei – und anstatt jetzt im letzten Drittel des Romans den Krimiplot, den Dexter auch auf den vorherigen Seiten eher mitschleppte als energisch zu entwickeln, weiter voranzutreiben, lässt er ihn links liegen und erzählt zunehmend langatmig vor sich hin plätschernd von dem weiteren Leben der Hauptcharaktere. Dabei wird die Geschichte von Wards Berühmtheit durch den Artikel über Van Wetter, für den er sogar den Pulitzer-Preis erhielt, zunehmend beliebiger und langweiliger. Denn plötzlich geht es nur noch über gefühlt tausende von Seiten um die Befindlichkeiten von Jack, Ward und Yardley, aber es ist auch vollkommen unklar, welches Ende Pete Dexter ansteuert; also was er erzählen will.

Auch die Verfilmung von „Paperboy“ ist eine überraschend große Enttäuschung. Pete Dexter schrieb eine frühere Fassung des Drehbuchs. Regisseur Lee Daniels („Precious“) überarbeitete sie, so erzählt er im Bonusmaterial der DVD, und wahrscheinlich stammt die starke Betonung der Rassenkonflikte, die so im Buch nicht vorhanden ist, von ihm. Obwohl dieses Thema auch in Dexters Werk wichtig ist und dem Film eine durchaus interessante Dimension beifügt.

Indem sich stärker auf den Krimiplot konzentriert wird, unterscheidet die Filmgeschichte, die von der afroamerikanischen Haushälterin der Jansens erzählt wird, sich – zu ihrem Vorteil – kräftig vom Roman. Ebenso wird Jacks Verliebtheit in Charlotte Bless und sein damit verbundenes Coming-of-Age-Drama klarer herausgearbeitet. Es geht auch deutlicher um die damaligen Umbrüche, vulgo Rassenkonflikte, Alltagsrassismus, Homosexualität und Homophobie.

Die Besetzung, unter anderem Matthew McConaughey, Nicole Kidman, John Cusack, Scott Glenn und Ned Bellamy, ist hochkarätig und spielfreudig. Die unbekannteren Schauspieler Zac Efron und David Oyelowo, die als Jack Warden und Yardley Acheman wichtige Rollen spielen, sind ebenfalls gut. Aber sie alle werden von Nicole Kidman als Charlotte Bless und John Cusack als Hillary Van Wetter in den Schatten gestellt. Beide sind konträr zu ihrem Typ besetzt und sie werfen sich lustvoll in ihre Rollen. Sie spielen unsympathische Charaktere, die auch unsympathisch bleiben. So ist Hillary Van Wetter ein Arschloch vor dem Herrn, das sich in seiner Rolle gefällt und überhaupt nicht sympathisch sein will. Er ist einfach nur ein notgeiler, dummer, bauernschlauer Hinterwädler und ziemlich böse.

Die Locations, vor allem die Bilder aus den Sümpfen, gefallen und verleihen dem Film eine fiebrige Atmosphäre.

Aber all die Teile bleiben Splitter, die sich nie zu einem kohärentem Ganzen zusammenfügen. „Pete Dexters The Paperboy“ wird somit schnell zu einem zähen Drama irgendwo zwischen Coming-of-Age-Drama und Film Noir, das sich nie wirklich entscheiden kann, wessen Geschichte erzählt wird, weil Lee Daniels irgendwie alles erzählen will.

Letztendlich ist die Verfilmung – wie das Buch – eine große Enttäuschung. Nicht weil sie so schlecht ist, sondern weil sie so viel besser hätte sein können. Aber als Camp funktioniert der hysterisch-schwüle „The Paperboy“, mit etlichen abgedrehten Szenen (meistens mit Kidman und Cusack) prächtig.

Dexter - Paperboy

Pete Dexter: Paperboy

(übersetzt von Bernhard Robben)

Liebeskind, 2013

320 Seiten

19,80 Euro

Originalausgabe

The Paperboy

Random House, 1995

Verfilmung

The Paperboy - DVD-Cover

Pete Dexters The Paperboy (The Paperboy, USA 2012)

Regie: Lee Daniels

Drehbuch: Pete Dexter, Lee Daniels

mit Zac Efron, Matthew McConaughey, Nicole Kidman, John Cusack, Macy Gray, David Oyelowo, Scott Glenn, Ned Bellamy

DVD

Studiocanal

Bild: 2,35:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Making Of, Hinter den Kulissen, Interviews mit Cast und Crew, Trailer, Wendecover

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Krimi-Couch über Pete Dexter

Englische Homepage zum Film

Film-Zeit über „The Paperboy“

Metacritic über „The Paperboy“

Rotten Tomatoes über „The Paperboy“

Wikipedia über Pete Dexter (deutsch, englisch) und „The Paperboy“ 


Neu im Kino/Filmkritik: India „Stoker“ ist im Schatten des Zweifels

Mai 10, 2013

 

Das Aufstechen einer Blase.

 

Das Krabbeln einer Spinne.

 

Das Spitzen eines Bleistifts.

 

Bilder aus „Stoker“, den neuen Film von Park Chan-Wook, dem Regisseur von „Joint Security Area“, „Sympathy for Mr. Vengeance“, „Oldboy“, „Lady Vengeance“, „I’m a Cyborg, but that’s okay“ und „Durst“, und auch die Horrorbilder des Jahres. Denn es dürfte schwer sein, das Unwohlsein, das diesen alltäglichen Bildern, dank der Inszenierung, dem Sound, der Musik, dem Spiel der Schauspieler, innewohnt, zu toppen. Jedenfalls nicht mit Blutfontänen, Monstern und übernatürlichen Erscheinungen, die Myriaden von Programmierern beschäftigten. In „Stoker“ taucht nur ein lange verschollener Onkel bei der Beerdigung von Richard Stoker auf. Onkel Charlie war die letzten Jahre auf Weltreise und konnte daher nie zu den Familienfesten kommen. Aber jetzt möchte er sich um die Familie kümmern. Immerhin sei Familie ja das wichtigste. Evelyn Stoker, eine langsam verblühende Südstaatenschönheit, ist fasziniert von dem neuen Hausherrn. Sie verliebt sich auch in ihn.

 

Die sehr schweigsame und introvertierte achtzehnjährige India Stoker, die immer eine sehr intime Beziehung zu ihrem plötzlich verstorbenem Vater hatte, lehnt dagegen Onkel Charlie als Störenfried ab. Sie will trauern und ihre Mutter soll gefälligst auch trauern. Aber dann geschehen Dinge, die zu einer intimen Beziehung zwischen India und Onkel Charlie führen.

 

Stoker“, nach einem Drehbuch von „Prison Break“-Star Wentworth Miller, ist ein sehr intelligentes Update von Alfred Hitchcocks „Im Schatten des Zweifels“ (in dem Klassiker besuchte Onkel Charlie, gespielt von Joseph Cotten, in einer Provinzstadt die liebe Verwandtschaft und seine Nichte Charlie glaubt bald, dass ihr meist abwesender Lieblingsonkel ein gesuchter Frauenmörder ist), mit einer gehörigen Portion „Psycho“. So erinnert der von Matthew Goode gespielte Onkel Charlie durchaus an Norman Bates. Nicht nur optisch. Aber die große Entdeckung, jedenfalls für alle, die „Alice im Wunderland“, „Janet Eyre“ und „Lawless“ verpassten, ist Mia Wasikowska, die fast nichts sagt und dabei doch alles sagt, was wir über die überaus komplexe India, die gerade erwachsen wird und entsprechend unsicher über ihr wahres Wesen ist, wissen müssen.

 

Das beste Drehbuch und gute Schauspieler nützen allerdings nichts, wenn die Regie es versaubeutelt. Aber Park Chan-Wook inszenierte in seinem US-Debüt, wieder mit seinem aus „Oldboy“, „Lady Vengeance“, „I’m a Cyborg, but that’s okay“ und „Durst“ vertrauten Kameramann Chung-Hoon Chung, jedes Bild wie ein Gemälde, der Sound und die Musik von Clint Mansell tragen zur unheimlichen Atmosphäre bei, und die Schauspieler spielen, als ob sie in einem (Alp)Traum gefangen seien, immer einen kleinen Tick neben der Normalität. Gerade genug, um ein ständiges „Da stimmt irgendetwas nicht“-Gefühl heraufzubeschwören.

 

Stoker“ hätte in anderen Händen leicht zu einem 08/15-Thriller werden können, aber hier entstand ein Kunstwerk.

 

Stoker - Plakat

 

Stoker (Stoker, USA 2012)

 

Regie: Park Chan-Wook

 

Drehbuch: Wentworth Miller

 

mit Mia Wasikowska, Matthew Goode, Dermot Mulroney, Jacki Weaver, Nicole Kidman, Phyllis Sommerville

 

Länge: 99 Minuten

 

FSK: ab 16 Jahre

 

 

Hinweise

 

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

 

 

Film-Zeit über „Stoker“

 

Metacritic über „Stoker“

 

Rotten Tomatoes über „Stoker“

 

Wikipedia über „Stoker“ (deutsch, englisch)

 

 

 

 


TV-Tipp für den 20. April: Billy Bathgate

April 20, 2013

 

ZDFneo, 22.30

 

Billy Bathgate – Im Sog der Mafia (USA 1991, R.: Robert Benton)

 

Drehbuch: Tom Stoppard

 

LV: E. L. Doctorow: Billy Bathgate, 1989 (Billy Bathgate)

 

Ebenso erlesene wie leblose Beschreibung der Glanzzeit und des Endes von Dutch Schultz aus der Perspektive des Bronx-Jungen Billy, der ab 1935 als Handlanger für den Gangster arbeitet.

 

Das Buch soll wesentlich besser sein.

 

mit Dustin Hoffman, Nicole Kidman, Loren Dean, Bruce Willis (der – ähm – schnell untertaucht), Steve Buscemi, Stanley Tucci, Steven Hill, Billy Jaye, Frances Conroy, Xander Berkeley

 

Hinweise

 

Rotten Tomatoes über „Billy Bathgate“

 

Wikipedia über „Billy Bathgate“ (deutsch, englisch)