Hutch Mansell (Bob Odenkirk) ist etwas gestresst von seiner Arbeit. Das Abarbeiten seiner Schulden – 30 Millionen Dollar bei der russischen Mafia – erweist sich als schwieriger als erwartet, weil er bei den verschiedenen Aufträgen, vor allem den einfachen, die er zwischen spätem zweiten Frühstück und vorgezogenem Mittagessen erledigen kann, gegen wahre, von überall aufpoppende Killerhorden kämpfen muss. Außerdem verbringt er zu wenig Zeit mit seiner Familie.
Einige Tage in dem Touristenstädtchen Plummerville und dem dortigen Wild Bill’s Majestic Midway Wasserpark sollen das ändern. Den Park kennt und liebt er von Kindheitsurlauben mit seinem Vater und seinem Bruder. Die gesamte Familie – er, seine Frau, ihr 17-jähriger Sohn, ihre 12-jährige Tochter und sein Großvater – fährt hin. Als sie dort sind, ist Hutch etwas enttäuscht. Er hat die inzwischen ordentlich abgeranzte Anlage als viel größer und prächtiger in Erinnerung. Trotzdem wollen die Mansells einige schöne und friedlich-entspannte Tage verbringen.
Das geht schon am ersten Tag schief. Zuerst wird sein Sohn von den örtlichen Halbstarken angegriffen. Später wird seine Tochter von einem Sicherheitsbeamten grundlos geschlagen. In dem Moment verliert Hutch seine harmlose bürgerliche Fassade und seine in jeder anderen Situation gepflegte Selbstbeherrschung. Er erteilt den Jungs und dem unprofessionellem Sicherheitspersonal in der Spielhalle eine Lektion. Danach verbringen sie einige Stunden im Polizeirevier.
Dummerweise ist einer der Halbstarken, die Hutch verprügelte, der Sohn des Besitzers des Freizeitparks. Dieser ist darüber verärgert. Der mit dem Freizeitparkbesitzer in illegale Geschäfte verwickelte örtliche Polizeichef schickt einige Schläger los – und schon dreht sich die Eskalationsspirale bis hin zum furiosen Ende.
Dabei muss Hutch erfahren, dass die Stadt und der Vergnügungspark seit Ewigkeiten die Durchgangsstation für einen florierenden Drogenhandel sind. Geleitet wird die Gangsterbande von Lendina (Sharon Stone), deren Basic Instinct ihr sagt: Angriff ist die beste Verteidigung.
„Nobody 2“ ist der nächste Film aus dem Haus 87North (bzw. früher 87 Eleven Entertainment), der Firma von David Leitch und Kelly McCormick. Zusammen mit ihren Kumpels Chad Stahelski und Derek Kolstadt versorgen sie uns seit dem Erfolg von „John Wick“ zuverlässig mit Actionenfilmen, in denen die Stunts noch weitgehend handgemacht sind. So sind die Actionszenen bei allen Übertreibungen (von denen es viele gibt) sympathisch bodenständig. Zu den 87North-Filmen gehören, neben den „John Wick“-Filmen, „Nobody“ (2021), „Bullet Train“ (2022), „Violent Night“ (2022), „The Fall Guy“ (2025), „Love Hurts“ (2025) und damit dürfte klar sein, für welches Kino sie stehen.
Die von Derek Kolstadt für „Nobody 2“ erfundene und zusammen mit Aaron Rabin zu einem Drehbuch verarbeitete Geschichte ist reinster Pulp. Timo Tjahjanto („The Night comes for us“, „The Big Four“) inszenierte sie in seinem ersten englischsprachigem Film als Old-School-B-Movie-Galore mit einer ordentlicihen Portion Action und einer konstanten Mißachtung vor der körperlichen Unversehrtheit und dem Leben des Gegners. Folgerichtig wird im Finale des Actionfilms ein extra für den Film errichteter, ziemlich großer Freizeitpark mit seinen Attraktionen vor laufender Kamera vernichtet.
Diese sich selbst nicht todernst nehmende Comic-Action mit überschaubaren Mengen an zu sehendem Blut, nicht zählbaren Mengen an Körperverletzungen jeglicher Art, zahlreichen, oft auf absurde Weise ihren Tod findenden Bösewichter und knackigen One-Linern dürfte den Menschen gefallen, denen schon der erste Film mit Bob Odenkirk als Hutch Mansell gefiel.
„Nobody 2“ ist ein kurzweiliges Vergnügen, in dem alle Beteiligten die Vorhersehbarkeit und Absurdität der Geschichte zelebrieren. Und der Pulp-Fan sich über eine Pulp-Geschichte auf der großen Leinwand freuen kann.

Nobody 2 (Nobody 2, USA 2025)
Regie: Timo Tjahjanto
Drehbuch: Derek Kolstadt, Aaron Rabin (nach einer Geschichte von Derek Kolstadt, nach den Figuren von Derek Kolstadt)
mit Bob Odenkirk, Connie Nielsen, John Ortiz, Colin Hanks, RZA, Christopher Lloyd, Sharon Stone, Gage Munroe, Paisley Cadorath
Läng: 90 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Hinweise
Rotten Tomatoes über „Nobody 2“
Wikipedia über „Nobody 2“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Kimo Stamboel/Timo Tjahjantos „Headshot“ (Headshot, Indonesien 2016)
Meine Besprechung von Ilya Naishuller „Nobody“ (Nobody, USA 2021)
Veröffentlicht von AxelB 


