Drehbuch: Gillian Flynn, Steve McQueen (basierend auf der gleichnamigen TV-Serie von Lynda La Plante)
Was ihre Männer könne, können Veronica, Linda und Alice auch. Vor allem weil sie tot sind und ihre Witwen Geldprobleme haben. Also ruft Veronica die anderen Witwen zusammen und sie beschließen, den nächsten Einbruch, den ihre Männer geplant hatten, durchzuführen. Mit weiblicher Finesse.
Schnörkellose, top besetzte Genre-Kost von Steve McQueen, der vorher „Hunger“, „Shame“ und „12 Years a Slave“ inszenierte. „Widows – Tödliche Witwen“ ist sein „Inside Man“.
mit Viola Davis, Michelle Rodriguez, Elizabeth Debicki, Cynthia Erivo, Colin Farrell, Daniel Kaluuya, Jackie Weaver, Robert Duvall, Liam Neeson, Brian Tyree Henry, Garrett Dillahunt, Carrie Coon, Jon Bernthal, Manuel Garcia-Rulfo, Lukas Haas
Drehbuch: Dana Stevens (nach einer Geschichte von Maria Bello und Dana Stevens)
Afrika, frühes 19. Jahrhundert: die Oyo verkaufen Schwarze als Sklaven an die Weißen. Nancisa (Viola Davis!), Anführerin einer Elite-Kriegerinnen-Kampftruppe, will das ändern.
Konventionelles, aber äußerst packend erzähltes, von wahren Ereignissen inspiriertes Drama, bei dem gefällt, wie kompetent die bekannte Geschichte aus weiblicher Perspektive erzählt wird.
Wenige Tage bevor am 15. Mai Steven Soderbergs neuer Film, der elegante Agententhriller „Black Bag – Doppeltes Spiel“ startet, können wir uns einen seiner früheren Filme ansehen
Tele 5, 22.50
Traffic – Macht des Kartells(Traffic, USA 2000)
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Stephen Gaghan (basierend auf der Miniserie „Traffik“ [GB 1989] von Simon Moore)
Der Kampf der USA gegen die aus Südamerika hereinkommenden Drogen, erzählt in drei parallelen Handlungssträngen.
Ein fantastischer, nah an der Realität entlang erzählter Drogenthriller
mit Michael Douglas, Benicio Del Toro, Catherine Zeta-Jones, Don Cheadle, Luis Guzman, Dennis Quaid, Stephen Bauer, Miguel Ferrer, Topher Grace, Rena Sofer, Albert Finney, Steven Bauer, James Brolin, Viola Davis, Benjamin Bratt
Drehbuch: Dana Stevens (nach einer Geschichte von Maria Bello und Dana Stevens)
Afrika, frühes 19. Jahrhundert: die Oyo verkaufen Schwarze als Sklaven an die Weißen. Nancisa (Viola Davis!), Anführerin einer Elite-Kriegerinnen-Kampftruppe, will das ändern.
TV-Premiere. Konventionelles, aber äußerst packend erzähltes, von wahren Ereignissen inspiriertes Drama, bei dem gefällt, wie kompetent die bekannte Geschichte aus weiblicher Perspektive erzählt wird.
State of Play – Der Stand der Dinge (State of Play, USA/Großbritannien 2009)
Regie: Kevin Macdonald
Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Tony Gilroy, Billy Ray (nach der gleichnamigen TV-Serie von Paul Abbott)
In Washington, D. C., verunglückt die sehr junge Mitarbeiterin eines Kongressabgeordneten tödlich in der U-Bahn. Zur gleichen Zeit wird ein Kleindealer von einem Killer erschossen. „Washington Globe“-Reporter Cal McAffrey beginnt zu recherchieren.
Auf de Insel war der spannende Sechsteiler „State of Play“ von „Cracker“-Autor Paul Abbott, der bei uns eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit als „Mord auf Seite 1“ auf Arte lief (und mal wiederholte werden könnte), ein Riesenerfolg. Natürlich interessierte Hollywood sich für ein Remake. Die guten Politthriller-Autoren Carnahan, Gilroy und Ray machten aus der Vorlage einen hochkarätig besetzten Paranoia-Thriller, der natürlich nie die Komplexität des Originals erreicht und eigentlich perfekte Unterhaltung wäre, wenn Russell Crowe nicht wie der Mann aus den Bergen aussehen würde. Aber anscheinend konnte Hollywood sich 2009 einen investigativen Journalisten nur noch als verspätetes Hippie-Modell aus den Siebzigern vorstellen.
Da waren Robert Redford, Dustin Hoffman, Warren Beatty (okay, die hatten zeitgenössisch ziemlich lange Matten) und John Simm (der Original McAffrey) besser frisiert.
Die Kritiker (vulgo Journalisten) waren von der okayen Kinoversion der BBC-Miniserie begeistert.
mit Russell Crowe, Ben Affleck, Rachel McAdams, Helen Mirren, Robin Wrigth Penn, Jason Bateman, Jeff Daniels, Viola Davis
Bislang kennnen wir Präsident Coriolanus Snow nur als alten Mann, der die Hunger Games verantwortet. In jedem Jahr kämpfen in diesen Spielen, zum Vergnügen der sensationshungrigen Masse, zufällig ausgewählte Jugendliche aus den zwölf Distrikten gegeneinander und bringen sich um. Katniss Everdeen aus dem zwölften Distrikt wird bei den 74. Hunger Games zum Star. In den folgenden Jahren bedroht sie die Herrschaft von Snow und beendet sie letztendlich.
Die drei „Die Tribute von Panem“-Young-Adult-Romane von Suzanne Collins, – „Tödliche Spiele“, „Gefährliche Liebe“ und „Flammender Zorn“ -, waren Bestseller. Die vier Filme – der letzte Teil der Trilogie wurde auf zwei Filme aufgeteilt – waren Hits. Und Katniss-Darstellerin Jennifer Lawrence ein Star.
Danach schrieb Suzanne Collins das Prequel „Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange“. Das Bestseller wurde jetzt von dem bewährten Team am bewährten Ort verfilmt. Ein großer Teil des Young-Adult-Actionfilms wurde im Studio Babelsberg und in Berlin an auch für Nicht-Einheimische erkennbaren Orten gedreht. Regisseur Francis Lawrence und Kameramann Jo Willems waren in die vorherigen drei „Die Tribute von Panem“-Filme als Regisseur und Kameramann dabei. Die Musik ist wieder von James Newton Howard und produziert wurde der Film, unter anderem, von Nina Jacobson. Newton und Jacobson sind seit dem ersten „Die Tribute von Panem“-Film dabei. Editor Mark Yoshikawa ist zum zweiten Mal dabei. Damit ist hinter der Kamera in jeder Beziehung für Kontinuität gesorgt. Die Hauptdarsteller wurden, aus nachvollziehbaren Gründen, ausgetauscht.
„Tie Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes“ spielt vierundsechzig Jahre vor dem ersten „Die Tribute von Panem“-Film. Coriolanus Snow (Tom Blyth) ist ein junger Mann, der sich eine große Karriere erhofft. Der Achtzehnjährige ist intelligent, ehrgeizig und sieht gut aus. Nur mit den Finanzen und dem damit verbundenem gesellschaftlichem Ansehen hapert es. Er hofft, als Mentor für einen „Hunger Games“-Spieler, einen weiteren wichtigen Karriereschritt zu absolvieren.
Allerdings wurden bei den jetzt stattfindenden zehnten Hunger Games plötzlich die Regeln geändert. Er passt sich an und versucht sie weiter zu seinen Gunsten zu ändern. Und er muss Lucy Gray Baird (Rachel Zegler) zum Sieg führen. Lucy kommt aus dem verarmten zwölften Distrikt. Sie ist eine begnadete Sängerin und sehr eigensinnig. Schnell erkennt sie, dass sie das in einer Gladioatorenarena stattfindende Töten-oder-getötet-werden-Spiel nur überleben kann, wenn sie mit Coriolanus zusammen arbeitet.
Mit 157 Minuten ist „Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes“ der längste Film der Reihe. Das Prequel ist ein gelungener Blick in die Vergangenheit von Panem, das allerdings an seiner Länge von gut drei Stunden und den schon immer ärgerlichen Konventionen von Young-Adult-Dystopien leidet.
Die Welt von Panem ist eine Retro-Dystopie, die hier wie ein leicht upgedateter Mix aus George Orwells „1984“, Drittem Reich und Kalter-Krieg-Ostblock aussieht. Die Gesellschaft ist in eine prosperierende Hauptstadt und ländliche, teils verarmte Distrikte unterteilt. Die Gesellschaft ist, soweit erkennbar, eine Ständegesellschaft. In ihnen wird mit strenger Hand und einer gnadenlosen Auswahl regiert. Es ist eine Welt, in der niemand leben möchte. Die Hauptfiguren sind junge Erwachsene, die um ihr überleben kämpfen müssen. Dabei sind in „The Ballad of Songbirds & Snakes“ die Spiele noch sehr einfach gehalten. In einer Arena müssen sie sich umbringen. Gewonnen hat, wer überlebt.
Alles in dieser Young-Adult-Dystopie ist auf ein Teenager-Publikum zugeschnitten. Dementsprechend ist alles immer eine Spur zu plakativ und naiv.
Ein weiteres Problem ist die Länge. Anstatt den sechshundertseitigen Roman radikal für die Verflmung zu überarbeiten (was wahrscheinlich bei den Fans für entsetzte Aufschreie sorgen würde) oder ihn in zwei Filmen zu verfilmen, wurde er jetzt als Ganzes verfilmt. Und das war keine gute Entscheidung. Nach dem Ende des zehnten Hunger Games und damit nach gut zwei Stunden Filmzeit, hätten die Macher den Film, mit einem kleinen Cliffhanger, gut beenden können. Das wäre ein guter Young-Adult-Actionfilm mit einer stringenten Spannungskurve geworden.
Aber sie erzählen im dritten Teil des Films (der deutlich länger als ein normaler dritter Filmakt ist), ohne einen eindeutigen erzählerischen Fokus, die Geschichte von Coriolanus und Lucy Gray, die jetzt im Wald und am See endgültig zum Liebespaar werden, weiter. Entsprechend zäh und auch uninteressant gestaltet sich dieser dritte Teil. Immerhin erfahren wir in diesen Minuten mehr über das Leben im zwölften Distrikt.
„Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes“ ist ein guter zweistündiger Young-Adult-Film mit einem überlangem Epilog, der einem die ganze Lust am Film nimmt.
Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes(The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes, USA 2023)
Regie: Francis Lawrence
Drehbuch: Michael Lesslie, Michael Arndt
LV: Suzanne Collins: The Ballad of Songbirds and Snakes – A Hunger Game Novel, 2020 (Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange)
mit Tom Blyth, Rachel Zegler, Hunter Schafer, Jason Schwartzman, Peter Dinklage, Viola Davis, Josh Andrés Rivera, Hunter Schafer, Fionnula Flanagan
Man kann die Romane unabhängig voneinander lesen und man muss „Enders Schatten“ nicht lesen, um „Enders Spiel“ zu verstehen, aber „Enders Schatten“ ist ein wirklich lesenswerter anderer Blick auf die Ausbildung von Ender Wiggins. Und daher empfehle ich beide Romane; in chronologischer Reihenfolge.
Orson Scott Card: Enders Spiel
(übersetzt von Karl-Ulrich Burgdorf)
Heyne, 2012
464 Seiten
8,99 Euro
–
Originalausgabe
Ender’s Game
Tor, 1985
(1991 erschien eine vom Autor leicht überarbeitete Ausgabe)
–
Frühere deutsche Ausgaben als „Das große Spiel“ und, als Doppelband mit dem zweiten Ender-Roman, als „Ender“.
Hätte mir vor wenigen Tagen jemand gesagt, dass ich mich für einen Film über einen Turnschuh und einen Werbevertrag interessieren könnte, hätte ich gesagt „Quatsch. Es gibt nichts, was mich weniger interessiert.“.
Nach dem fabelhaftem Trailer war ich dann gespannt auf den Film über Nike und Michael Jordan. „Air – Der große Wurf“ ist auch der neue Spielfilm von Ben Affleck. Der Schauspieler hat als Regisseur mit „Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel“ (2007), „The Town – Stadt ohne Gnade“ (2010), „Argo“ (2012) und „Live by Night“ (2016) eine makellose Filmographie. Da hätte mich sein neuer Film, das gebe ich unumwunden zu, in jedem Fall interessiert.
Sein Drama „Air – Der große Wurf“ erfüllt die Erwartungen, die der Trailer und sein Name wecken. Er erzählt die Vorgeschichte zu dem Vertrag zwischen Nike und Michael Jordan, aus der Sicht von dem Mann, der bei Nike den Vertrag einfädelte.
Nike befindet sich 1984 in einer finanziell unbefriedigenden Situation. Das Geschäft mit der Verpflichtung von Sportlern, bei Wettkämpfen und Spielen ihre Schuhe zu tragen und so Schuhe zu verkaufen, läuft schlecht. Trotzdem will Nike in der kommenden Saison wieder Sponsoring-Verträge mit mehreren Sportlern abschließen. Das Risiko wird gestreut. Aber Spitzensportler und Stars können so nicht eingekauft werden. Nike bedient sich an der Resterampe.
Da schlägt Sonny Vaccaro (Matt Damon), der Basketballexperte von Nike, einen neuen Ansatz vor: das gesamte Budget wird für einen Sportler ausgegeben. Michael Jordan, der damals am Anfang seiner Karriere stand, soll das sein. Vaccaro denkt, dass Jordan ein riesiges Potential hat.
Es gibt nur zwei Probleme: zuerst muss Vaccaro seine Vorgesetzten von seiner Idee überzeugen. Die sind davon nicht begeistert. Denn wenn Vaccaro sich irrt, wird das ein kostspieliger, die Firma gefährdender Irrtum sein.
Und Michael Jordan muss überzeugt werden. Sein Agent bereitet gerade Vertragsverhandlungen mit Adidas und Puma vor. Beide Firmen würden Jordan eine Summe zahlen, die über dem bei Nike verfügbarem Budget liegt. Außerdemn hat Jordan bereits öffentlich gesagt, er werde niemals bei Nike unterschreiben.
Affleck orientiert sich in seinem neuen Film an an neueren, auf wahren Ereignissen beruhenden Hollywood-Filmen, wie „The Big Short“, „Vice – Der zweite Mann“ und „Bombshell – Das Ende des Schweigens“. Im Gegensatz zu diesen Filmen, die über gesellschaftliche Missstände aufklären, geht es in „Air – Der große Wurf“ letztendlich um nichts. Denn ein Sponsoring-Vertrag zwischen einem Sportler und einer Firma, von dem beide profitieren, ist kein Skandal und nichts, was verändert werden muss. Denn Jordan schloss einen für sich sehr vorteilhaften Vertrag ab, der sich fundamental von den Verträgen unterschied, die andere Sportler vor ihm abschlossen.
Affleck erzählt diese Vertragsverhandlungen äußerst kurzweilig und satirisch zugespitzt aus der Sicht von Sonny Vaccaro und Nike. Michael Jordan, den in den USA jedes Kind kennt, tritt im Film nicht auf. Seine Mutter Deloris Jordan (Viola Davis), das Oberhaupt der Familie Jordan, führt die Verhandlungen. Das Erzähltempo ist hoch. Die Dialoge pointiert. Die hochkarätigen Schauspieler – neben Matt Damon und Viola Davis sind Ben Affleck, Jason Bateman, Chris Tucker und Chris Messina dabei – sind spielfreudig. Das Zeitkolorit ist stimmig. Alles sieht wie ein Dokumentarfilm aus den achtziger Jahren aus. Es gibt Bilder aus Nachrichtensendungen und Ausschnitte aus Videoclips, die nostalgische Gefühle wecken. Der Soundtrack besteht aus den damaligen Hits.
Da macht dann ein vollkommen kritiklos präsentiertes Stück Firmengeschichte über einen Sportler, einen Schuh und wie die profitable Partnerschaft zwischen Nike und Jordan begann, Spaß.
„Air – Der große Wurf“ ist ein kurzweiliger Werbefilm für Nike und eine Zeitreise in eine Zeit, als Telefone nur Telefone waren.
Air – Der große Wurf(Air, USA 2023)
Regie: Ben Affleck
Drehbuch: Alex Convery
mit Matt Damon, Ben Affleck, Jason Bateman, Chris Tucker, Viola Davis, Chris Messina, Marlon Wayans, Matthew Maher, Julius Tennon
1823 in Westafrika: an der Küste legen immer wieder die Schiffe der Sklavenhändler an. Im Landesinnern existiert das Königreich von Dahomey. Ihr König Ghezo überlegt, wie er mit den Weißen Handel treiben kann.
Verteidigt wird das Königreich von den Agojie, einer Einheit von Kriegerinnen. Angeführt werden die Amazonen von der Generalin Nanisca (Viola Davis). Ihre Gegner sind die Sklavenhändler und der mit ihnen verfeindete Stamm der Oyo.
Gina Prince-Bythewood („Die Bienenhüterin“, „The Old Guard“) erzählt in ihrem neuesten Film „The Woman King“ die Geschichte von Nanisca, die gegen von außen kommende Feinde und Intrigen am königlichen Hof kämpfen muss. Denn auch die anderen Frauen am Hof versuchen den jungen, neuen und daher in Regierungsgeschäften unerfahrenen König Ghezo zu beeinflussen. Es geht darum, ob sie in Kriege ziehen sollen, ob sie mit den Weißen Handel treiben sollen und welche Waren sie ihnen anbieten sollen. Halt die üblichen Probleme in einem Königreich.
Daneben erzählt Prince-Bythewood die Geschichte der jungen Nawi. Sie ist von dem martialischem Auftreten der Agojie fasziniert. Nachdem das aufmüpfige Mädchen sich schon wieder weigerte, den von ihren Eltern ausgesuchten Mann zu heiraten, wird sie von ihnen zu den Agojie geschickt. Dort soll sie zu einer Kriegerin ausgebildet werden. Für ihre wichtige Aufgabe verzichten die Kriegerinnen, wie katholische Priester, auf Sex und Liebe. Als Nawi im Wald einen überaus gut aussehenden Weißen sieht, könnte das zu Problemen mit ihrem Gelübde führen.
Die Geschichte von „The Woman King“ basiert, wie die Macher immer wieder betonen, auf historischen Begebenheiten. So gab es die Agojie von 1600 bis 1904. Aber mit den Fakten wird eher locker umgegangen und galant weggelassen, was nicht in die heroische und ziemlich einfache Filmgeschichte passt. Außerdem störte uns, wenn wir ehrlich sind, bei den zahlreichen Sissi- und Robin-Hood-Filmen und den in Fürstenhäusern und Burgen spielenden Filmdramen, in denen Adelsgeschlechter und deren Höflinge munter gegeneinander intrigrieren, sich blutig bekämpfen und verlieben, dieser freie Umgang mit Fakten nie.
Auch in „The Woman King“ wird, vor fotogener Kulisse, eine deftige Geschichte voller Intrigen und Kämpfe erzählt. Wie zuletzt bei „Top Gun: Maverick“ wird eine bekannte Geschichte gekonnt, voller Energie und mit genug kleinen Variationen erzählt, um kurzweilig zu unterhalten. Das ist gut gemachtes, sein Publikum respektvoll behandelndes Blockbusterkino.
So spielt „The Woman King“ nicht in irgendwelchen zugigen, dunklen mittelalterlichen Burgen, sondern unter der warmen afrikanischen Sonne. Die Palastintrigen werden von Frauen ausgeübt. Immerhin gibt es einen König, der in einer altbekannten europäischen Version der Geschichte vielleicht eine Königin oder ein Tattergreis gewesen wäre. Der tapfere Feldherr ist eine Frau. Sie befiehlt eine Armee weiblicher Kämpfer. Das führt dann auch zu zwei großen Veränderungen gegenüber den üblichen Kriegsfilmen, in denen Soldaten auf einem Kasernenhof geschliffen werden. In „The Woman King“ findet die Ausbildung unter afrikanischer Sonne statt. Alles ist viel bunter. Es wird nicht gebrüllt, sondern viel getanzt, gesungen und gelacht.
Alle diese Änderungen können und wollen nicht darüber hingwegtäuschen, das nur die Geschlechter und die Hautfarbe geändert wurden. Die Story ist aus unzähligen anderen Filmen bekannt. Deshalb konnte ich die Uhr danach stellen, wann welche Wendung oder Überraschung kommt, und wie sich die Geschichte entwickelt. Aber Gina Prince-Bythewood erzählt das, trotz der Laufzeit von 135 Minuten, so straff, kompetent und energetisch, dass man mit Freude die Geschichte von Nanisca und Nawi verfolgt.
Außerdem hat Viola Davis die Hauptrolle. Naja, eine Hauptrolle.
The Woman King(The Woman King, USA 2022)
Regie: Gina Prince-Bythewood
Drehbuch: Dana Stevens (nach einer Geschichte von Maria Bello und Dana Stevens)
mit Viola Davis, Thuso Mbedu, Lashana Lynch, Sheila Atim, Hero Fiennes Tiffin, John Boyega, Jordan Bolger, Jayme Lawson
Drehbuch: Gillian Flynn, Steve McQueen (basierend auf der gleichnamigen TV-Serie von Lynda La Plante)
Was ihre Männer könne, können Veronica, Linda und Alice auch. Vor allem weil sie tot sind und ihre Witwen Geldprobleme haben. Also ruft Veronica die anderen Witwen zusammen und sie beschließen, den nächsten Einbruch, den ihre Männer geplant hatten, durchzuführen. Mit weiblicher Finesse.
Schnörkellose, top besetzte Genre-Kost von Steve McQueen, der vorher „Hunger“, „Shame“ und „12 Years a Slave“ inszenierte. „Widows – Tödliche Witwen“ ist sein „Inside Man“.
mit Viola Davis, Michelle Rodriguez, Elizabeth Debicki, Cynthia Erivo, Colin Farrell, Daniel Kaluuya, Jackie Weaver, Robert Duvall, Liam Neeson, Brian Tyree Henry, Garrett Dillahunt, Carrie Coon, Jon Bernthal, Manuel Garcia-Rulfo, Lukas Haas
Nach dem hoffnungslos vermurksten DC-Film „Suicide Squad“ konnte jede Fortsetzung, die gleichzeitig ein Neustart ist, nur besser sein. Die Frage war nur, wieviel besser James Gunns „The Suicide Squad“ ist.
Gunn ist spätestens seit seinen beiden „The Guardians of the Galaxy“-Marvel-Filmen ein bei Fanboys bekannt-beliebter Regisseur, der schon für den dritten Film engagiert war. Dann gab es ein unerfreuliches Hin und Her wegen alter Tweets. Er wurde zuerst gefeuert, es gab Proteste dagegen, danach wurde er wieder engagiert und demnächst inszeniert er seinen dritten „Guardians of the Galaxy“-Film. Davor drehte er für das konkurrierende DC-Kinouniversum, das aktuell eine umfassende und nötige Neuausrichtung erfährt, „The Suicide Squad“.
Vor dem Dreh ließ der bekennende Comic-Junkie sich zusichern, dass er machen dürfte, was er wolle. Dazu gehört, dass der Film blutig sein darf (seit dem Erfolg von „Deadpool“ dürfen Superheldenfilme eine höhere Altersfreigabe haben), dass er nach Belieben das Team aus bekannten und unbekannten Figuren zusammen stellen kann und dass er jedes Teammitglied umbringen dürfte. Das war nach dem ersten „Suicide Squad“ wohl auch kein großes Problem. Denn besonders beliebt ist der Film unter den Fans nicht. Von den damaligen Mitgliedern des ziemlich blassen Selbstmordkommandos ist nur Harley Quinn (Margot Robbie) allgemein beliebt. Nachdem sie schon einen Solo-Film bekommen hat, ist sie jetzt wieder dabei. Viola Davis spielt wieder Amanda Waller, die skrupellose Oberbefehlshaberin der von ihr zusammengestellten Selbstmordkommandos (und sie hat wieder zu wenige Szenen). Joel Kinnaman ist wieder als Colonel Rick Flag dabei. Wahrscheinlich durfte er die Rolle wieder übernehmen, weil er beim letzten Mal nicht besonders auffiel und irgendein Karrieresoldat das Kindermädchen für die aus vollkommen durchgeknallten, zu Höchststrafen verurteilten Verbrechern bestehende Selbstmordtruppe spielen muss. Das sind dann auch schon die für die neue Mission wichtigen Figuren, die James Gunn aus dem vorherigen Film übernahm.
Letztendlich stellte er eine vollkommen neue „Suicide Squad“ zusammen und bringt die meisten Mitglieder dieses Selbstmordkommandos gleich in den ersten Minuten an einem Inselstrand um. Wer in den vergangenen Wochen und Monaten einen der zahllosen Trailer und Featurettes gesehen hat, muss sich in diesem Moment schon von einigen in ihnen prominent gezeigten Gesichtern verabschieden – und kann sich ausrechnen, wer bessere und wer schlechtere Überlebenschancen hat.
In dem Moment betritt nämlich einige Meter weiter eine andere, von ‚Bloodsport‘ Robert DuBois (Idris Elba) angeführte Suicide Squad die Insel Corto Maltese. Sie müssen nach Jotunheim, einer festungsähnlichen Forschungseinrichtung, und dort die für die USA unangenehmen Reste von Projekt Starfish beseitigen. Begonnen wurde das Projekt von den Nazis, die in dem Actionfilm nicht weiter erwähnt werden.
Das danach folgende Abenteuer ist eine blutige Geschichte im Stil eines Actionthrillers der siebziger/achtziger Jahre, als ein oder mehrere Soldaten oder Söldner im Auftrag der US-Regierung einen geheimen Auftrag in irgendeinem lateinamerikanischem Land ausführen und dabei über Leichen gehen konnten. Immer nach der Methode ‚Gewalt ist gut, exzessive Gewalt ist besser‘. Also wird blutig gestorben, geköpft, Glieder abgeschlagen oder auch mal ein Mensch halbiert. Gerne garniert mit einem zynischen Spruch.
In „The Suicide Squad“ kommt dann noch das Wissen um die Comic-Ursprünge der Geschichte hinzu. Alles ist noch eine Spur lauter, greller und plakativer. Alle Mitglieder und der Oberbösewicht, selbstverständlich ein durchgeknallter Wissenschaftler, sind in ihrem Wesen überlebensgroß. Superkräfte, wie wir sie von den Superhelden aus Comics und Filmen kennen, hat kein Mitglied der Suicide Squad. Aber sie haben manchmal beeindruckende Fähigkeiten und beeindruckend Waffen; wobei manche dieser Waffen sich beeindruckend unpraktisch für einen Kampf gegen Schusswaffen und Handgranaten erweisen. Und kein Mitglied von Bloodsports Truppe ist ein Genie. Diese Verbrecher sind halt eine neue Ausgabe des „Dreckigen Dutzend“, die für die Mission erpresst wurden und, wenn sie denn überleben, eine Straferleichterung erhalten. Denn wie in dem Kriegsfilmklassiker ist für jedes Mitglied der Einheit der Tod wahrscheinlicher als das Überleben der Mission.
Und dann gibt es noch ein unmögliches, aber sympathisches Wesen. In „The Guardians of the Galaxy“ war das der Baum Groot. In „The Suicide Squad“ ist es ein menschenfressender, dummer, aber auch irgendwie liebenswerter Hai King Shark (im Original von Sylvester Stallone gesprochen). Nachdem er von Ratcatcher 2 (ihre Superfähigkeit: gut im Umgang mit Ratten) überzeugt wurde, dass er, wenn er hungrig ist, die Mitglieder des Selbstmordkommandos nicht essen soll, ist er eigentlich ein ganz lieber Kumpel, der keiner Fliege was antun kann; – gut, wahrscheinlich weil er davon nicht satt wird und er während der Mission genug Bösewichter essen kann.
James Gunn erzählt diese vollkommen absurde Geschichte in einer gelungenen Mischung aus derbem Humor, brachialer Action, blutiger Gewalt und überhöhten Comic-Images, unterlegt mit etlichen bekannten Songs. Das macht „The Suicide Squad“ zur auf der Erde spielende Hardcore-Version von „The Guardians of the Galaxy“.
The Suicide Squad(The Suicide Squad, USA 2021)
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn
mit Idris Elba, Margot Robbie, Viola Davis, John Cena, Joel Kinnaman, Jai Courtney, Peter Capaldi, David Dastmalchian, Daniela Melchior, Michael Rooker, Alice Braga, Peter Davidson, Joaquin Cosio, Juan Diego Botto, Storm Reid, Nathan Fillion, Steve Agee, Sean Gunn, Mayling Ng, Flula Borg, Jennifer Holland, Tinashe Kajese, Sylvester Stallone (nur Stimme, nur im Original), John Ostrander, Taika Waititi
Inzwischen wohl schon ein historischer Film über ein immer noch aktuelles Problem
Arte, 21.45
Traffic – Macht des Kartells(Traffic, USA 2000)
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Stephen Gaghan (basierend auf der Miniserie „Traffik“ [GB 1989] von Simon Moore)
Der Kampf der USA gegen die aus Südamerika hereinkommenden Drogen, erzählt in drei parallelen Handlungssträngen.
Ein fantastischer, nah an der Realität entlang erzählter Drogenthriller
mit Michael Douglas, Benicio Del Toro, Catherine Zeta-Jones, Don Cheadle, Luis Guzman, Dennis Quaid, Stephen Bauer, Miguel Ferrer, Topher Grace, Rena Sofer, Albert Finney, Steven Bauer, James Brolin, Viola Davis, Benjamin Bratt
Drehbuch: Gillian Flynn, Steve McQueen (basierend auf der gleichnamigen TV-Serie von Lynda La Plante)
Was ihre Männer könne, können Veronica, Linda und Alice auch. Vor allem weil sie tot sind und ihre Witwen Geldprobleme haben. Also ruft Veronica die anderen Witwen zusammen und sie beschließen, den nächsten Einbruch, den ihre Männer geplant hatten, durchzuführen. Mit weiblicher Finesse.
TV-Premiere. Schnörkellose, top besetzte Genre-Kost von Steve McQueen, der vorher „Hunger“, „Shame“ und „12 Years a Slave“ inszenierte. „Widows – Tödliche Witwen“ ist sein „Inside Man“.
mit Viola Davis, Michelle Rodriguez, Elizabeth Debicki, Cynthia Erivo, Colin Farrell, Daniel Kaluuya, Jackie Weaver, Robert Duvall, Liam Neeson, Brian Tyree Henry, Garrett Dillahunt, Carrie Coon, Jon Bernthal, Manuel Garcia-Rulfo, Lukas Haas
State of Play – Der Stand der Dinge (State of Play, USA/Großbritannien 2009)
Regie: Kevin Macdonald
Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Tony Gilroy, Billy Ray (nach der gleichnamigen TV-Serie von Paul Abbott)
In Washington, D. C., verunglückt die sehr junge Mitarbeiterin eines Kongressabgeordneten tödlich in der U-Bahn. Zur gleichen Zeit wird ein Kleindealer von einem Killer erschossen. „Washington Globe“-Reporter Cal McAffrey beginnt zu recherchieren.
Auf de Insel war der spannende Sechsteiler „State of Play“ von „Cracker“-Autor Paul Abbott, der bei uns eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit als „Mord auf Seite 1“ auf Arte lief (und mal wiederholte werden könnte), ein Riesenerfolg. Natürlich interessierte Hollywood sich für ein Remake. Die guten Politthriller-Autoren Carnahan, Gilroy und Ray machten aus der Vorlage einen hochkarätig besetzten Paranoia-Thriller, der natürlich nie die Komplexität des Originals erreicht und eigentlich perfekte Unterhaltung wäre, wenn Russell Crowe nicht wie der Mann aus den Bergen aussehen würde. Aber anscheinend konnte Hollywood sich 2009 einen investigativen Journalisten nur noch als verspätetes Hippie-Modell aus den Siebzigern vorstellen.
Da waren Robert Redford, Dustin Hoffman, Warren Beatty (okay, die hatten zeitgenössisch ziemlich lange Matten) und John Simm (der Original McAffrey) besser frisiert.
Die Kritiker (vulgo Journalisten) waren von der okayen Kinoversion der BBC-Miniserie begeistert.
mit Russell Crowe, Ben Affleck, Rachel McAdams, Helen Mirren, Robin Wrigth Penn, Jason Bateman, Jeff Daniels, Viola Davis
Wiederholung: Mittwoch, 15. April, 01.35 Uhr (Taggenau!)
Man kann die Romane unabhängig voneinander lesen und man muss „Enders Schatten“ nicht lesen, um „Enders Spiel“ zu verstehen, aber „Enders Schatten“ ist eine wirklich lesenswerter anderer Blick auf die Ausbildung von Ender Wiggins. Und daher empfehle ich beide Romane; in chronologischer Reihenfolge.
Orson Scott Card: Enders Spiel
(übersetzt von Karl-Ulrich Burgdorf)
Heyne, 2012
464 Seiten
8,99 Euro
–
Originalausgabe
Ender’s Game
Tor, 1985
(1991 erschien eine vom Autor leicht überarbeitete Ausgabe)
–
Frühere deutsche Ausgaben als „Das große Spiel“ und, als Doppelband mit dem zweiten Ender-Roman, als „Ender“.
Drehbuch: Stephen Gaghan (basierend auf der Miniserie „Traffik“ [GB 1989] von Simon Moore)
Der Kampf der USA gegen die aus Südamerika hereinkommenden Drogen, erzählt in drei parallelen Handlungssträngen.
Ein fantastischer, nah an der Realität entlang erzählter Drogenthriller
mit Michael Douglas, Benicio Del Toro, Catherine Zeta-Jones, Don Cheadle, Luis Guzman, Dennis Quaid, Stephen Bauer, Miguel Ferrer, Topher Grace, Rena Sofer, Albert Finney, Steven Bauer, James Brolin, Viola Davis, Benjamin Bratt
State of Play – Der Stand der Dinge (State of Play, USA/Großbritannien 2009)
Regie: Kevin Macdonald
Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Tony Gilroy, Billy Ray (nach der gleichnamigen TV-Serie von Paul Abbott)
In Washington, D. C., verunglückt die sehr junge Mitarbeiterin eines Kongressabgeordneten tödlich in der U-Bahn. Zur gleichen Zeit wird ein Kleindealer von einem Killer erschossen. „Washington Globe“-Reporter Cal McAffrey beginnt zu recherchieren.
Auf de Insel war der spannende Sechsteiler „State of Play“ von „Cracker“-Autor Paul Abbott, der bei uns eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit als „Mord auf Seite 1“ auf Arte lief (und mal wiederholte werden könnte), ein Riesenerfolg. Natürlich interessierte Hollywood sich für ein Remake. Die guten Politthriller-Autoren Carnahan, Gilroy und Ray machten aus der Vorlage einen hochkarätig besetzten Paranoia-Thriller, der natürlich nie die Komplexität des Originals erreicht und eigentlich perfekte Unterhaltung wäre, wenn Russell Crowe nicht wie der Mann aus den Bergen aussehen würde. Aber anscheinend konnte Hollywood sich 2009 einen investigativen Journalisten nur noch als verspätetes Hippie-Modell aus den Siebzigern vorstellen.
Da waren Robert Redford, Dustin Hoffman, Warren Beatty (okay, die hatten zeitgenössisch ziemlich lange Matten) und John Simm (der Original McAffrey) besser frisiert.
Die Kritiker (vulgo Journalisten) waren von der okayen Kinoversion der BBC-Miniserie begeistert.
mit Russell Crowe, Ben Affleck, Rachel McAdams, Helen Mirren, Robin Wrigth Penn, Jason Bateman, Jeff Daniels, Viola Davis
Wiederholung: Sonntag, 12. Mai, 00.25 Uhr (Taggenau!)
Steve McQueens neuer Film beginnt mit friedlichen Bildern von Männern, die sich von ihren Frauen verabschieden und zur Arbeit gehen. Ihre Arbeit ist allerdings etwas ungewöhnlich: sie sind Profi-Einbrecher und bei diesem Einbruch geht einiges schief. Sie müssen flüchten, werden von der Polizei quer durch die Stadt verfolgt und als die Polizei sie in einer Lagerhalle verhaften will, explodiert ihr Fluchtfahrzeug im Kugelhagel. Die Beute geht in Flammen auf. Die Diebe sterben.
Ihre Frauen sind die titelgebenden Witwen, die kurz darauf knietief in finanziellen Problemen stecken. Und dann fordert auch noch Jamal Manning (Brian Tyree Henry) sein Geld zurück. Denn Harry Rawlins (Liam Neeson, vor allem lebendig in Rückblenden) und seine Gang haben sein Wahlkampfgeld gestohlen. Harrys Frau Veronica Rawlins (Viola Davis) hat einen Monat, um das Geld zu beschaffen.
Weil sie das Tagebuch ihres Mannes hat, in dem er alle Informationen für seinen nächsten Einbruch akribisch notierte, besitzt sie den Plan für einen Einbruch. Jetzt braucht sie nur noch einige Informationen, wie den Standort des Gebäudes, in dem der mit einigen Millionen Dollar gefüllte Tresor steht, und einige Helferinnen. Sie denkt dabei an die anderen Frauen, die bei Harrys letztem Einbruch ebenfalls ihre Männer verloren haben. Linda (Michelle Rodriguez), deren Kleidergeschäft von ihrem Mann verzockt wurde, und Alice (Elisabeth Debicki), die von ihrem Mann als Vollzeit-Ehefrau an der kurzen Leine gehalten wurde, helfen ihr. Später stößt Belle (Cynthia Erivo), die als Friseuse und Kindermädchen für Lindas Kinder kaum über die Runden kommt, zu ihnen.
Die ursprüngliche Idee für „Widows“ ist schon ziemlich alt. Lynda La Plante hatte sie bereits in den frühen achtziger Jahren und setzte sie ziemlich zeitgleich als Roman und TV-Miniserie um. Die uns anscheinend nie gezeigte TV-Serie war 1983 ein Hit im britischen TV und 2002 die Vorlage für eine US-TV-Miniserie. La Plante erzählte die Geschichte der diebischen Frauen 1985 und 1995 in zwei weiteren TV-Miniserien weiter. „Widows“ war für sie der Beginn einer erfolgreichen Karriere. So war sie als Autorin und Produzentin für die TV-Serien „Heißer Verdacht“ (Prime Suspect) und „Der Preis des Verbrechens“ (Trial & Retribution) verantwortlich. Um nur die zwei langlebigen Serien zu nennen, die auch in Deutschland bekannter sind.
Steve McQueen sah 1983 als Jugendlicher die TV-Serie und er war von den Frauen, die ein Ding drehen, fasziniert. Das war damals brandneu. Zusammen mit „Gone Girl“-Autorin Gillian Flynn setzte er sich jetzt an eine zeitgemäße Adaption des Stoffes.
McQueen und Flynn verlegten die Geschichte nach Chicago, in die Gegenwart. Die Lokalpolitik und die sozioökonomischen Verwerfungen und Konflikte innerhalb der US-Gesellschaft sind ein wichtiger Teil der sehr dicht erzählten Geschichte, die immer wirkt, als habe man die sechsteilige TV-Serie auf kinotaugliche zwei Stunden eingedampft. Da bringt jede Szene die Geschichte erkennbar voran. Und weil McQueen zwischen mehreren Handlungssträngen jongliert, kann man sich ziemlich schnell ausmalen, wie alles miteinander zusammenhängt.
Im Mittelpunkt des Thrillers stehen die Planung und Durchführung des Coup. Aber McQueen wechselt souverän zwischen mehreren Handlungssträngen. Neben den vier Frauen, die einige Taschen voll Geld stehlen wollen, sind auch Jack Mulligan (Colin Farrell) und Jamal Manning involviert. Sie sind gerade mitten im Wahlkampf um den Posten des Stadtrats für den 18. Bezirk von Chicago. Mulligans Vater Tom (Robert Duvall) will das Wahlamt an seinen Sohn vererben. Der Afroamerikaner Manning ist ein bekannter Verbrecher, der als Stadtrat ehrbar werden und etwas für seine Gemeinde tun will.
Es sind, auch weil McQueen die einzelnen Handlungsstränge immer wieder aufspaltet, viele Episoden und Themen, die dank seiner sicheren Regie und dank des guten Drehbuchs nie zu einer chaotischen Abfolge unzusammenhängender Episoden werden. Es ist auch schön zu sehen, dass jeder Charakter, auch wenn er nur wenige Minuten Filmzeit hat, zu einer dreidimensionalen Figur entwickelt wurde.
„Widows – Tödliche Witwen“ ist ein mustergültiger, elegant erzählter Genrefilm, bei dem vor allem der Name des Regisseurs erstaunt. Denn Steve McQueens vorherige Filme „Hunger“, „Shame“ und „12 Years a Slave“ waren intensive Dramen, die sich auf einen Charakter, einen Mann, konzentrierten und dem nie von der Seite wichen. Sein neuester Film ist dagegen ein astreiner, konsequent den Regeln des Heist-Movies folgender Thriller mit mehreren Erzählsträngen und ganz gewöhnlich starken Frauen als Protagonisten.
Kurz gesagt ist „Widows“ für Steve McQueen das, was „Inside Man“ für Spike Lee war: ein aus dem sonstigen Werk herausstechender schnörkelloser und spannender Genrefilm.
Und mir fällt ein, dass ich immer noch nicht Wallace Strobys dritten Hardboiled-Krimi „Fast ein guter Plan“ (Pendragon) mit Profidiebin Crissa Stone gelesen habe.
Widows – Tödliche Witwen (Widows, USA 2018)
Regie: Steve McQueen
Drehbuch: Gillian Flynn, Steve McQueen (basierend auf der gleichnamigen TV-Serie von Lynda La Plante)
mit Viola Davis, Michelle Rodriguez, Elizabeth Debicki, Cynthia Erivo, Colin Farrell, Daniel Kaluuya, Jackie Weaver, Robert Duvall, Liam Neeson, Brian Tyree Henry, Garrett Dillahunt, Carrie Coon, Jon Bernthal, Manuel Garcia-Rulfo, Lukas Haas
Nach einem verheerendem Hackerangriff auf kritische Infrastruktur tun sich chinesische und amerikanischer Sicherheitsleute zusammen. Aber ohne die Hilfe von Nick Hathaway, einem genialen, gerade inhaftierten Hacker, können sie den titelgebenden Blackhat nicht besiegen.
Bislang letzter Film von Michael Mann, der, trotz einiger gelungener Set Pieces und Bilder, nur eine lahme Version von „Miami Vice“ im Hackermilieu ist. „Blackhat“ ist langweiliger Unfug, der gerade so die Qualität eines passablen, aber verzichtbaren B-Pictures erreicht.
Nach einem verheerendem Hackerangriff auf kritische Infrastruktur tun sich chinesische und amerikanischer Sicherheitsleute zusammen. Aber ohne die Hilfe von Nick Hathaway, einem genialen, gerade inhaftierten Hacker, können sie den titelgebenden Blackhat nicht besiegen.
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Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.
mit Chris Hemsworth, Wang Leehom, Tang Wei, Viola Davis, Hold McCallany, Andy On, Ritchie Coster, John Ortiz, Yorick van Wageningen
Wiederholung: Mittwoch, 4. April, 00.20 Uhr (Taggenau!)