Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof, Mark Fergus, Hawk Ostby (nach einer Geschichte von Mark Fergus, Hawk Ostby und Steve Oedekerk [klingt nach einer sehr langen Entwicklung])
Buch zum Film: Joan D. Vinge: Cowboys & Aliens, 2011
Wilder Westen: Aliens versuchten schon damals, die Erde zu besetzen. Aber dieses Mal legen sie sich mit „James Bond“ und „Indiana Jones“ an. Klarer Fall, wer die besseren Karten hat.
Vergnüglicher, starbesetzter, etwas unterschätzter Western, der gerade in seinen traditionellen Teilen gefällt, und viel besser als die Box-Office-Bombe „Lone Ranger“ ist.
mit Daniel Craig, Harrison Ford, Abigail Spencer, Buck Taylor, Olivia Wilde, Sam Rockwell, Clancy Brown, Paul Dano, Adam Beach, Noah Ringer, Keith Carradine, Walton Goggins
Sat.1, 22.10 Nicht auflegen! (USA 2002, Regie: Joel Schumacher)
Drehbuch: Larry Cohen
Als Stuart Shepard das Telefon in der Telefonzelle abnimmt, wird sein Tag zum Alptraum. Denn es meldet sich ein Erpresser, der sagt, er werde ihn erschießen, wenn er die Telefonzelle verlässt.
Spannender Thriller, dessen erste Idee („ein Film, der in einer Telefonzelle spielt“) Larry Cohen („Die Wiege des Bösen“ [It’s alive], Maniac Cop“, „Final Call“) bereits in den Sechzigern Alfred Hitchcock erzählte. Aber sie wussten nicht, wie sie den Protagonisten in der Telefonzelle festhalten sollten. Michael Bay, dem die Idee auch einmal erzählt wurde, wollte nur wissen, wie man den Protagonisten aus der Telefonzelle bringt. Joel Schumacher („Falling Down“, „Batman forever“) ließ den Protagonisten in der Telefonzelle und inszenierte einen straffen kleinen, herrlich gemeinen Thriller.
mit Colin Farrell, Forest Whitaker, Katie Holmes, Radha Mitchell, Kiefer Sutherland (Erpresserstimme im Original) Widerholung: Sonntag, 6. Juli, 01.40 Uhr (Taggenau!) Hinweise Rotten Tomatoes über „Nicht auflegen!“
Wikipedia über „Nicht auflegen!“ (deutsch, englisch)
Servus TV, 22.15 Wild Bill (USA 1995, Regie: Walter Hill)
Drehbuch: Walter Hill
LV: Pete Dexter: Deadwood, 1986 (Deadwood), Thomas Babe: Fathers and Sons, 1978 (Theaterstück)
Walter Hills Biopic über Wild Bill Hickock, das der Revolverheld sich in seinen Opiumträumen zusammenspinnt. Ein top besetzter, ziemlich abgefahrener und auch zerfahrener Western, der an der Kinokasse selbstverständlich kein Erfolg war, aber für Western-Fans einiges zu bieten hat.
Hill drehte die Helden-Demystifikation zwischen dem Western „Geronimo – Eine Legende“ und dem Quasi-Western „Last Man Standing“.
Die Musik ist von Van Dyke Parks.
mit Jeff Bridges, Ellen Barkin, John Hurt, Diane Lane, Keith Carradine, Christina Applegate, Bruce Dern, James Gammon, James Remar Wiederholung: Samstag, 5. Juli, 01.50 Uhr (Taggenau!) Hinweise Rotten Tomatoes über „Wild Bill“ Turner Classic Movies über „Wild Bill“
Wikipedia über „Wild Bill“ (deutsch, englisch)
Der Mann ist ein netter Onkel.
Der Mann ist Donald Rumsfeld – und er ist kein netter Onkel. Jedenfalls wenn es um Politik geht. Er ist ein Falke, ein Rechtsaussleger, der nach dem 11. September 2001 seinen mehr als beträchtlichen Teil zum Krieg gegen den Terror beitrug, der Folter rechtfertigte und mehrere Kriege befürwortete. Davor war der 1932 geborene Protestant jahrzehntelang ein wichtiger Mann in Washington, ein Vertrauter von Richard Nixon, Gerald Ford, Ronald Reagan und George W. Bush, zweimal Verteidigungsminister (1975 – 1977, 2001 – 2006) und seit 1954 mit Joyce Pierson verheiratet. Während seines Lebens schrieb er zehntausende Notizen und Memoranden. Allein 20.000 während der Präsidentschaft Bushs als er Verteidigungsminister war. Rumsfeld sagte, er schrieb die Texte, um sich über sein Denken, seine Positionen, klar zu werden. Aus heutiger Sicht sind die Papiere, auch wenn ihr genauer Status für künftige Historikergenerationen und sicher auch für den Verfasser unklar ist, ein Einblick in Rumsfelds Denken und die Geschichte der USA.
Dokumentarfilmer Errol Morris („A Thin Blue Line“ [Der Fall Rachel Adams], „The Fog of War“ und sein Abu-Ghraib-Film „Standard Operating Procedure“) nahm diese Papiere zur Grundlage für sein 33-stündiges Interview mit Donald Rumsfeld, in dem Rumsfeld seine Sicht der Dinge erzählt. Morris konfrontiert ihn dabei fast nie direkt mit seinen früheren Aussagen. Dennoch wird schnell deutlich, dass Rumsfeld wirklich kein Denker ist. Er ist auch kein Mann, der zu seinen Entscheidungen und damit auch Fehlern steht. Sogar wenn er auf widersprüchliche Aussagen von ihm hingewiesen wird, negiert er die älteren Aussagen als ob es sie überhaupt nicht gäbe. Er blendet einfach die ihm ungenehmen und nicht in sein Weltbild passenden Dinge aus. Diese absolut fehlende Selbstkritik wird besonders deutlich, wenn er auf die von ihm damals zunächst negierte, später gerechtfertigte Folter von US-Streitkräften nach 9/11 oder den von ihm forcierten Einmarsch in den Irak angesprochen wird.
Der glänzent inszenierte Film ist auch ein Rückblick auf Rumsfelds Leben. 1962 wurde er erstmals in das Repräsentatenhaus gewählt. Seitdem verbrachte er, mit kurzen Ausflügen in die Wirtschaft, sein Leben in Washington, D. C., und Morris gelingt es in dichten Montagen diese Jahrzehnte Revue passieren zu lassen.
Wie ein musikalisches Leitmotiv zieht sich dabei Donald Rumsfeld Spruch von dem „unbekannte Bekannte“ durch den gesamten Film und am Ende des Films hat mein eine durchaus erschreckende Kenntnis über „jene Dinge, die wir zu wissen glauben, wobei es sich herausstellt, dass dies nicht der Fall ist“. Rumsfeld glaubten wir zu kennen. Wir glaubten auch, dass er eine tiefergehende, uns verborgene Agenda hat. Aber genau das hat er nicht. Er ist wie ein gut verschlossener Tresor, in dem Nichts drin ist.
Errol Morris‘ Frau Julia vergleicht Donald Rumsfeld mit der Grinsekatze aus „Alice im Wunderland“.
Die meisten Deutschen dürften diese gedankliche Leere von Donald Rumsfeld in „The Unknown Known“ nur spüren. Denn Errol Morris erwähnt nur die nötigsten Hintergründe, während er von einem informierten Publikum ausgeht, das den Vietnam-Krieg, die Reagan- und Bush-Präsidentenjahre und die ideologischen Hintergründe der US-Politik kennt. Insofern empfiehlt es sich durchaus, vor dem Filmbesuch ein wenig im Geschichtsbuch zu blättern. Der Film wird dadurch noch besser – und auch erschreckender.
„Tammy – Voll abgefahren“ ist eine Mogelpackung. Denn der neue Film von und mit Melissa McCarthy ist nur am Anfang eine Komödie. Da wird ihr Auto von einem Hirsch gestoppt. Das Tier überlebt, Ihr Auto ist dagegen ziemlich demoliert. Kurz darauf wird sie von ihrem Chef (Ben Falcone) gefeuert. In einem sinnlosen Wutanfall wirft sie mit Lebensmitteln (soweit das über Fastfood-Kost gesagt werden kann) um sich. Sie fährt nach Hause und erwischt ihren Göttergatten mit einer anderen Frau.
Tammy hat genug. Sie will abhauen, aber nur ihre Oma Pearl (Susan Sarandon, auf steinalt frisiert) verfügt über genug Geld und, was noch wichtiger ist, ein Auto. Die beiden gegensätzlichen Frauen, die in den vergangenen Jahrzehnten wahrscheinlich keine drei Worte miteinander wechselten, machen sich auf den Weg zu den Niagara-Fällen, die Pearl schon immer besuchen wollte. Sagt sie. Außerdem ist Pearl Trinkerin, sexuellen Freuden nicht abgeneigt und sie vergisst schon einmal ihre Tabletten. Einige Tabletten hat sie auch durch wirksamere Medikamente bei dem jugendlichen Drogenhändler um die Ecke eingekauft. Kurz: sie ist vollkommen verantwortungslos.
Bei dieser Prämisse könnte „Tammy“ eine weitere „Hangover“-Variante mit Frauen werden. Auch der Trailer schlägt in diese Kerbe und damit weit daneben. Denn ziemlich schnell wird „Tammy“ immer ernster und zu einer sehr interessanten Variante von Alexander Paynes grandiosem Road-Movie „Nebraska“. Denn beide Male geht es bei dieser Reise, die ein Kind mit einem Elternteil (beziehungsweise Großelternteil) unternimmt, um ein letztes Kennenlernen der Generationen, um Versöhnung und auch um neue Lebensperspektiven. In „Nebraska“ sagt der Sohn auch ausdrücklich, dass diese Reise die letzte Gelegenheit sei, um mit seinem zunehmend dement werdendem Vater, der auch ein Alkoholiker ist, noch einige Tage zu verbringen. In „Tammy“ ist die Reise für Tammy wahrscheinlich die letzte Gelegenheit, aus ihrem Leben auszubrechen. Denn bislang endete jede ihrer Fluchtversuche an der Stadtgrenze. Für Pearl ist es die letzte Möglichkeit, noch einmal etwas anderes zu sehen. Dabei geht es in beiden Filmen um die Reise und die Selbsterkenntnisse der Charaktere. Denn das Ziel – ein falscher Lottogewinn, ein Besuch der Niagara-Fälle – ist nebensächlich. Beide Male geht es auch um Familienbeziehungen. So treffen Tammy und Pearl auf ihrer Reise auch Pearls Cousine Lenore (Kathy Bates), die als bekennende Lesbe ein Leben weitab der Konventionen von Tammys Leben führt.
Aber während „Nebraska“ ein in sich geschlossenes melancholisches SW-Drama ist, ist „Tammy“ eine Komödie, die zu einem Drama wird und die mehr aus Einzelteilen als aus der Summe der Teile besteht. So ist „Tammy“ nie so gut, wie er sein könnte, aber die Komödie ist doch ein Schritt weg von dem inzwischen bekannten Melissa-McCarthy-Fahrwasser. Ich sage nur „Brautalarm“, „Voll abgezockt“ und „Taffe Mädels“.
Wieder beweist Melissa McCarthy einen herrlichen Hang zu unvorteilhaften Kleidern, wilden Frisuren und Schminkkatastrophen. Hässlicher sah wohl schon lange kein Star mehr aus. Wenn man weiß, dass sie zusammen mit ihrem Ehemann Ben Falcone das Drehbuch schrieb, sie den Film mitproduzierten und Falcone hier sein Regiedebüt gab, dann sagt das einiges über die Eitelkeit von Melissa McCarthy aus. Und wohin sie sich in kommenden Filmen bewegen könnte. Denn unter der Komödie scheint auch immer eine gesellschaftskritische und liberale Agenda durch, die auch einen Traum von einem anderen Amerika zeigt.
Insofern ist „Tammy“ ein sehr interessanter filmischer Bastard, den ich trotz seiner Fehler mag. Dazu trägt auch die gute Besetzung bei. Neben Susan Sarandon und Kathy Bates spielen auch Dan Akroyd, Toni Colette und Sandra Oh in kleinen, aber wichtigen Rollen mit. Und „The Descendants“- und „Ganz weit hinten“-Drehbuchautor Nat Faxon spielt Tammys Ehemann, der für die falsche Frau Essen kocht.
Irgendwo zwischen Weltmeisterschaft, Sommerferien und Blockbusterkino legt die Juli-KrimiZeit-Bestenliste mit ihrer aktuellen Empfehlungsliste eine kriminelle Landung hin:
1 (-) Olen Steinhauer: Die Kairo-Affäre
2 (5) Tom Hillenbrand: Drohnenland
3 (10) André Georgi: Tribunal 4 (-) Adrian McKinty: Die Sirenen von Belfast
5 (-) Anne Goldmann: Lichtschacht
6 (4) Leonardo Padura: Ketzer
7 (6) Benjamin Percy: Roter Mond
8 (8) Daniel Woodrell: In Almas Augen
9 (1) Oliver Bottini: Ein paar Tage Licht
10 (2) Ross Thomas: Fette Ernte
–
In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.
–
McKinty ist jetzt drin. Fein. Goldmann sollte ich unbedingt anlesen. Bisher habe ich nur lobende Worte über sie gehört.
Woodrell wird demnächst, mit dem neuen Carl Hiaasen, besprochen. Ich war als tiefgläubiger, devoter Fan von beiden Romanen sehr enttäuscht.
Aber jetzt lache ich mich durch “Mit High Heels und Handschellen” von Janet Evanovich (Stephanie Plum) und Lee Goldberg (die Adrian-Monk-Romane). Der Serienauftakt, in dem eine FBI-Agentin und ein Trickbetrüger gemeinsam Verbrecher jagen, ist sicher nichts, was es jemals auf die KrimiZeit-Bestenliste schaffen wird, aber der witzige Kriminalroman bietet rundum gute und kurzweilige Unterhaltung.
Als „Die Truman-Show“ im Kino lief, war es Science-Fiction. Aber das war auch, bevor es die TV-Show „Big Brother“ gab und danach erschien „Die Truman Show“ nicht mehr soo abwegig. Denn der titelgebende Truman Burbank wird ständig von Kameras überwacht. Sein Leben ist eine Reality Show mit einem Millionenpublikum. Dummerweise hat Truman davon keine Ahnung. Als eines Tages ein Scheinwerfer vom Himmel fällt, beginnt der Dreißigjährige Fragen zu stellen.
Die grandiose Mediensatire gewann unter anderem einen Hugo.
„ein modernes Märchen mit existentieller Tiefenschärfe (…) ein Filmereignis“ (Fischer Film Almanach 1999)
Die Musik ist von Philip Glass.
mit Jim Carrey, Laura Linney, Noah Emmerich, Natascha McElhone, Peter Krause, Paul Giamatti
Lolita (Großbritannien/USA 1962, Regie: Stanley Kubrick)
Drehbuch: Vladimir Nabokov
LV: Vladimir Nabokov: Lolita (1955/1958, Lolita)
Professor Humbert Humbert verliebt sich in die pubertierende Tochter seiner Vermieterin Charlotte Haze.
Film und Buch gehören heute zu den Klassikern in ihrem Genre.
Nabokovs Roman wurde 1955 zuerst auf Englisch in Frankreich veröffentlicht. Die US-amerikanische Erstausgabe erschien 1958 und wurde sofort ein Bestseller.
Mit James Mason, Sue Lyon, Peter Sellers, Shelley Winters
ZDFneo, 21.40 Aurelio Zen: Vendetta (Großbritannien 2010, Regie: John Alexander)
Drehbuch: Simon Burke
LV: Michael Dibdin: Vendetta, 1991 (Vendetta)
Aurelio Zen soll sich noch einmal die Beweise in einem abgeschlossenen Mordfall ansehen. Der Bauunternehmer Faso wurde in seiner Villa ermordet und es gibt auch einen Täter, der die Tat allerdings hartnäckig leugnet. Als Zen sich auf Sardinien den Tatort ansieht, entdeckt er eine neue Spur. Gleichzeitig will Tito Spadola sich an den Menschen rächen, die ihn aus seiner Sicht unschuldig in den Knast brachten. Einer von ihnen ist Aurelio Zen. Erster von nur drei „Aurelio Zen“-Krimis, die alle als elegante südländische Kriminalfilme mit tiefen Verbeugungen in Richtung Noir und Neorealismus überzeugen.
Mit Rufus Sewell, Caterina Murino, Stanley Townsend, Ben Miles, Vincent Riotta, Catherine Spaak