TV-Tipp für den 22. Oktober: 72 Stunden – The Next Three Days

Oktober 22, 2015

Vox, 20.15

72 Stunden – The next three days (The next three days, USA 2010)

Regie: Paul Haggis

Drehbuch: Paul Haggis (nach dem Drehbuch von Fred Cavayé und Guillaume Lemans für den Spielfilm „Pour Elle“)

Ein Lehrer will seine unschuldig als Mörderin im Knast sitzende Frau befreien.

Paul Haggis („L. A. Crash“, aber auch „Ein Mountie in Chicago“ und „Walker, Texas Ranger“) braucht 133 Minuten für seine Geschichte. Das Original, der französische Thriller „Pour elle“ (Ohne Schuld) von Fred Cavayé mit Vincent Lindon und Diane Kruger braucht nur 96 Minuten.

Trotzdem ist „72 Stunden“, dank Russell Crowe als verliebter und treusorgender Ehemann und Papa, ein unterhaltsamer Thriller für Zwischendurch. Das ist nicht immer logisch und bis dann endlich die Befreiung (vulgo Action nach der schier endlosen Planung und Vorbereitung) beginnt, vergeht viel zu viel Zeit, die einen zwar mit herzigen Bildern aus dem Familienleben des Lehrers erfreut, aber auch ein auffälliges Desinteresse an dem Mordfall zeigt. Und die Wandlung von dem leicht tapsigen Lehrer zu dem eiskalten Planer, der bedenkenlos gegen Gesetze verstößt, geht auch überraschend schnell.

Mit Russell Crowe, Elizabeth Banks, Olivia Wilde, Brian Dennehy, Liam Neeson (nur eine Szene)

Wiederholung: Freitag, 23. Oktober, 01.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „72 Stunden“

Rotten Tomatoes über „72 Stunden“

Wikipedia über „72 Stunden“ (deutsch, englisch)

Cinema Blend: Interview mit Paul Haggis

Indie London: Interview mit Paul Haggis

Meine Besprechung von Paul Haggis‘ „Dritte Person“ (Third Person, Großbritannien/USA/Deutschland/Belgien 2013)

Paul Haggis in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 10. Oktober: American Gangster

Oktober 9, 2015

Nochmal etwas mit Drogen

ZDFneo, 22.10

American Gangster (USA 2007, Regie: Ridley Scott)

Drehbuch: Steven Zaillian

LV: Mark Jacobson: The Return of Superfly (Reportage, New York Magazine, August 2000)

Biopic über den Aufstieg und Fall des Drogenbarons Frank Lucas in Harlem in den frühen Siebzigern.

Das Zeitkolorit ist toll, weniger toll ist, dass Denzel Washington als Drogenhändler Frank Lucas und Russell Crowe als den ihn jagenden Detective Richie Roberts erst am Ende eine gemeinsame Szene haben. Davor bekommen wir zwei Filme präsentiert: einen tollen Gangsterfilm (so als Best-of-Gangsterfilm), einen weniger tollen Polizeifilm und insgesamt einen doch ziemlich durchschnittlichen Film, der sich nie entscheiden kann welche Geschichte er erzählen soll und er deshalb in deutlich über zwei Stunden (Hey, früher gab’s für die Spielzeit auch zwei Filme) beide Geschichten erzählt. Das kommt dabei heraus, wenn man zwei Stars hat, die auf ihrer Filmzeit bestehen. Vielleicht hätte Ridley Scott Val Kilmer für die Rolle des Polizisten anfragen sollen.

mit Denzel Washington, Russell Crowe, Cuba Gooding jr., Josh Brolin, RZA, John Ortiz, Ted Levine, Chiwetel Eliofor, Armand Assante, Carla Gugino

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „American Gangster“

Rotten Tomatoes über „American Gangster“

Wikipedia über „American Gangster“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „American Gangster“ von Steven Zaillian

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Exodus – Götter und Könige (Exodus – Gods and Kings, USA 2014)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ (The Martian, USA 2015)

Ridley Scott in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 23. September: Insider

September 23, 2015

BR, 23.10

Insider (USA 1999, Regie: Michael Mann)

Drehbuch: Eric Roth, Michael Mann

LV: Marie Brenner: The Man who know too much, 1996 (Artikel Vanity Fair)

TV-Journalist Lowell Bergman will eine Story über die miesen Geschäfte der Zigarettenindustrie landesweit ausstrahlen. Sein Kronzeuge ist Jeffrey Wigand, ehemaliger Chef der Forschungsabteilung eines Zigarettenkonzerns. Dummerweise wollen die Senderbosse und die Zigarettenindustrie die Story verhindern.

Hochspannender 157-minütiger Thriller, der einen gelungen Einblick in die Medienwelt und die Wirtschaft und ihre Strukturen liefert, getragen von einem fantastischen Ensemble.

mit Al Pacino, Russell Crowe, Christopher Plummer, Diane Venora, Philip Baker Hall, Lindsay Crouse, Debi Mazar

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Insider“

Wikipedia über „Insider“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung der von Michael Mann erfundenen Krimiserie “Vega$ – Staffel 1″ (Vega$, USA 1978/1979)

Meine Besprechung von Michael Manns “Blackhat” (Blackhat, USA 2014)

Michael Mann in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 27. Februar: Der Mann, der niemals lebte

Februar 27, 2015

Pro 7, 20.15

Der Mann, der niemals lebte (USA 2008, Regie: Ridley Scott)

Drehbuch: William Monahan

LV: David Ignatius: Body of Lies, 2007 (Der Mann, der niemals lebte)

CIA-Agent Roger Ferris fahndet im Nahen Osten nach einer islamistischen Terrorzelle. Als sie nicht weiterkommen, hecken Ferris und sein in Washington, D. C., sitzender Chef einen verwegenen Plan aus.

Okayer, schrecklich ausgewogener, realistischer Polit-Thriller, bei dem man nie den Eindruck los wird, dass hier alle unter ihren Möglichkeiten bleiben. Außerdem ist das Ende enttäuschend.

David Ignatius gefällt die Verfilmung.

mit Leonardo DiCaprio, Russell Crowe, Mark Strong, Oscar Isaac

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Der Mann, der niemals lebte“

The Washington Post über ihren Mitarbeiter David Ignatius

Harper’s Magazine: Sechs Fragen an David Ignatius über seinen Roman „Body of lies“

Hollywood Hills: Interview mit David Ignatius über die Verfilmung (Teil 1, Teil 2)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Exodus – Götter und Könige (Exodus – Gods and Kings, USA 2014)


TV-Tipp für den 5. Dezember: American Gangster

Dezember 5, 2014

3sat, 22.35

American Gangster (USA 2007, Regie: Ridley Scott)

Drehbuch: Steven Zaillian

LV: Mark Jacobson: The Return of Superfly (Reportage, New York Magazine, August 2000)

Biopic über den Aufstieg und Fall des Drogenbarons Frank Lucas in Harlem in den frühen Siebzigern.

Das Zeitkolorit ist toll, weniger toll ist, dass Denzel Washington als Drogenhändler Frank Lucas und Russell Crowe als den ihn jagenden Detective Richie Roberts erst am Ende eine gemeinsame Szene haben. Davor bekommen wir zwei Filme präsentiert: einen tollen Gangsterfilm (so als Best-of-Gangsterfilm), einen weniger tollen Polizeifilm und insgesamt einen doch ziemlich durchschnittlichen Film, der sich nie entscheiden kann welche Geschichte er erzählen soll und er deshalb in deutlich über zwei Stunden (Hey, früher gab’s für die Spielzeit auch zwei Filme) beide Geschichten erzählt. Das kommt dabei heraus, wenn man zwei Stars hat, die auf ihrer Filmzeit bestehen. Vielleicht hätte Ridley Scott Val Kilmer für die Rolle des Polizisten anfragen sollen.

mit Denzel Washington, Russell Crowe, Cuba Gooding jr., Josh Brolin, RZA, John Ortiz, Ted Levine, Chiwetel Eliofor, Armand Assante, Carla Gugino

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „American Gangster“

Wikipedia über „American Gangster“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „American Gangster“ von Steven Zaillian

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Ridley Scott in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 15. Juni: State of Play – Der Stand der Dinge

Juni 15, 2014

RTL, 20.15/23.25

State of Play – Der Stand der Dinge (USA/Großbritannien 2009, Regie: Kevin Macdonald)

Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Tony Gilroy, Billy Ray (nach der gleichnamigen TV-Serie von Paul Abbott)

In Washington, D. C., verunglückt die sehr junge Mitarbeiterin eines Kongressabgeordneten tödlich in der U-Bahn. Zur gleichen Zeit wird ein Kleindealer von einem Killer erschossen. „Washington Globe“-Reporter Cal McAffrey beginnt zu recherchieren.

Auf de Insel war der spannende Sechsteiler „State of Play“ von „Cracker“-Autor Paul Abbott, der bei uns eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit als „Mord auf Seite 1“ auf Arte lief, ein Riesenerfolg. Natürlich interessierte Hollywood sich für ein Remake. Die guten Politthriller-Autoren Carnahan, Gilroy und Ray machten aus der Vorlage einen hochkarätig besetzten Paranoia-Thriller, der natürlich nie die Komplexität des Originals erreicht und eigentlich perfekte Unterhaltung wäre, wenn Russell Crowe nicht wie der Mann aus den Bergen aussehen würde. Aber anscheinend kann Hollywood sich heute einen investigativen Journalisten nur noch als verspätetes Hippie-Modell aus den Siebzigern vorstellen.

Da waren Robert Redford, Dustin Hoffman, Warren Beatty (okay, die hatten zeitgenössisch ziemlich lange Matten) und John Simm (der Original McAffrey) besser frisiert.

Die Kritiker (vulgo Journalisten) waren von der okayen Kinoversion der BBC-Miniserie begeistert.

mit Russell Crowe, Ben Affleck, Rachel McAdams, Helen Mirren, Robin Wrigth Penn, Jason Bateman, Jeff Daniels, Viola Davis

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „State of Play“

Rotten Tomatoes über „State of Play“

Tony Macklin vergleicht Original und Kopie (und hält das Original für etwas besser)

Kriminalakte über die TV-Serie „Mord auf Seite 1″ (State of Play)


TV-Tipp für den 24. Mai: Insider

Mai 24, 2014

EinsFestival, 21.45

Insider (USA 1999, Regie: Michael Mann)

Drehbuch: Eric Roth, Michael Mann

LV: Marie Brenner: The Man who know too much, 1996 (Artikel Vanity Fair)

TV-Journalist Lowell Bergman will eine Story über die miesen Geschäfte der Zigarettenindustrie landesweit ausstrahlen. Sein Kronzeuge ist Jeffrey Wigand, ehemaliger Chef der Forschungsabteilung eines Zigarettenkonzerns. Dummerweise wollen die Senderbosse und die Zigarettenindustrie die Story verhindern.

Hochspannender 157-minütiger Thriller, der einen gelungen Einblick in die Medienwelt und die Wirtschaft und ihre Strukturen liefert, getragen von einem fantastischen Ensemble.

mit Al Pacino, Russell Crowe, Christopher Plummer, Diane Venora, Philip Baker Hall, Lindsay Crouse, Debi Mazar

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Insider“

Wikipedia über „Insider“ (deutsch, englisch)

Michael Mann in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Darren Aronofskys Bibelfilm „Noah“

April 3, 2014

Die Geschichte von Noah dürfte bekannt sein: Noah hat eine Vision vom Weltuntergang – er baut eine Arche – die Flut kommt, die Tiere und die wenigen Menschen in der Arche überleben – nach der Sintflut ist die Welt gerettet.
Für einen abendfüllenden Film muss diese kurze Geschichte aus der Bibel natürlich etwas ausgebaut werden und Darren Aronofsky erschien da der perfekte Regisseur. Seine vorherigen Filme „Pi“, „Requiem for a Dream“, „The Fountain“ (okay, der war nicht gut), „The Wrestler“ und „Black Swan“ waren Kritikererfolge, die von einem zunehmend größeren Publikum gesehen wurden. Und dann war er in den vergangenen Jahren immer wieder im Gespräch für einen Big-Budget-Hollywoodfilm.
Nun, mit „Noah“ hat er jetzt diesen Big-Budget-Film gedreht, der gleichzeitig eine überlange Big-Budget-Katastrophe ist. Das beginnt schon mit den grottenschlechten 3D-Effekten und endet bei der vollkommen behämmerten Idee der „Wächter“, Aronofskys Interpretation der Nephelim genannten Riesen, die das Land Kanaan bevölkerten. Diese Steinmonster sehen wie die urzeitliche Version der Transformers aus; – wo ist Michael Bay, wenn man ihn braucht?
Die Geschichte selbst funktioniert vorne und hinten nicht, was auch daran liegt, dass der von Russell Crowe gespielte Protagonist Noah, je länger der Film dauert, immer mehr als durchgeknallter, religiöser Fanatiker, Diktator und Massenmörder erscheint, dessen Taten zunehmend irrational und wahnsinnig werden, bis hin zum geplanten Mord an einem Baby, während seine Familie stumm ausharrt und nichts, aber auch absolut nichts gegen ihn unternimmt.
Davor zimmert Noah, mit seiner Familie und den Steinmonstern, während Methusalem durch das Bild irrlichtert, friedlich und ungestört von anderen Menschen die Arche. Es wird zwar etwas vom sündigen Treiben der Menschen, das ja der Grund für die Sintflut ist, gesagt, aber nicht gezeigt. Wenn dann andere Menschen in großer Zahl auftauchen, ist es kurz vor der Sintflut und das Lager der Menschen wirkt auch eher wie ein leicht unorganisiertes Flüchtlingslager mit erhöhtem Alkoholkonsum als wie den Sündenpfuhl Sodom und Gomorrha. Kurz: es ist nicht ersichtlich, warum diese Menschen alle sterben sollen. Auch ihr Anführer Tubal-Kain (Ray Winstone) wirkt, obwohl er böse sein soll, sympathischer als Noah. Denn während Noah alle Menschen in den Tod schicken will, möchte Tubal-Kain die Menschen retten. Ein durchaus nachvollziehbares Motiv, vor allem wenn wir uns an das „Du sollst nicht töten“-Gebot erinnern.
In diesem Moment hätte Aronofsky Noahs Handeln nicht nur aufgrund einer vielleicht falsch interpretierten Vision, nach der er von Gott den Autrag erhalten hat, sondern auch rational und emotional nachvollziehbar machen müssen.
Es gelingt ihm nicht. Auch nicht in dem überlangen Ende, wenn nach der Sintflut noch einmal alles erklärt wird, obwohl die Geschichte doch vorbei ist.
„Noah“ ist in jeder Beziehung eine riesengroße, mit gut 140 Minuten viel zu lang geratene Enttäuschung, konventionell inszeniert, ohne Überraschungen und mit viel CGI.

Noah - Plakat

Noah (Noah, USA 2014)
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Darren Aronofsky, Ari Handel
mit Russell Crowe, Jennifer Connelly, Ray Winstone, Emma Watson, Sir Anthony Hopkins, Logan Lerman, Douglas Booth und – im Original – den Stimmen von Frank Langella, Mark Margolis und Nick Nolte
Länge: 138 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Noah“
Moviepilot über „Noah“
Metacritic über „Noah“
Rotten Tomatoes über „Noah“
Wikipedia über „Noah“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Darren Aronofskys “Black Swan” (Black Swan, 2010)

Darren Aronofsky in der Kriminalakte

 


TV-Tipp für den 22. März: Insider

März 22, 2014

EinsFestival, 21.45

Insider (USA 1999, Regie: Michael Mann)

Drehbuch: Eric Roth, Michael Mann

LV: Marie Brenner: The Man who know too much, 1996 (Artikel Vanity Fair)

TV-Journalist Lowell Bergman will eine Story über die miesen Geschäfte der Zigarettenindustrie landesweit ausstrahlen. Sein Kronzeuge ist Jeffrey Wigand, ehemaliger Chef der Forschungsabteilung eines Zigarettenkonzerns. Dummerweise wollen die Senderbosse und die Zigarettenindustrie die Story verhindern.

Hochspannender 157-minütiger Thriller, der einen gelungen Einblick in die Medienwelt und die Wirtschaft und ihre Strukturen liefert, getragen von einem fantastischen Ensemble.

mit Al Pacino, Russell Crowe, Christopher Plummer, Diane Venora, Philip Baker Hall, Lindsay Crouse, Debi Mazar

Wiederholung: Sonntag, 23. März, 01.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Insider“

Wikipedia über „Insider“ (deutsch, englisch)

Michael Mann in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Akiva Goldsmans Mark-Helprin-Verfilmung „Winter’s Tale“

Februar 13, 2014

Als Mark Helprins Roman „Winter’s Tale“ 1983 erschien, war die von ihm gezeichnete fantastische Welt vielleicht wirklich neu und überraschend. Denn in ihr kämpfen, wie wir aus Akiva Goldsmans Verfilmung lernen, in New York nicht nur Menschen gegeneinander, sondern auch der Teufel und, hm, Gott sind in irgendeinen Kampf involviert und Visionen und das Licht spielen eine entscheidende, aber unklare Rolle. Kurz, das Inventar eines heute handelsüblichen Fantasy- oder Superheldenfilms für – je nach Vorlage – schmachtende Teenager oder actionhungrige Fanboys ist vorhanden. „Winter’s Tale“ ist da die – ziemlich missglückte – Ausgabe für romantikverrückte Frauen.

Immerhin hat Colin Farrell die Hauptrolle übernommen. Er spielt den Waisen Peter Lake, der 1895 von seinen Eltern, denen die Einreise in die USA verweigert wurde, in einem Modellboot im Gewässer vor Manhattan ausgesetzt wurde. 1916 ist er ein Dieb, der aus nie richtig geklärten Gründen von dem Gangsterboss Pearly Soames (Russell Crowe), der ihn aufzog, verfolgt wird.

Bei einem seiner Einbrüche trifft Lake Beverly Penn (Jessica Brown Findlay), eine an der Schwindsucht tödlich erkrankte Schönheit, und sie verlieben sich sofort ineinander. Aufgrund ihrer Krankheit hat sie ein enormes Bedürfnis nach Kälte, das sie unter anderem stillt, indem sie fast unbekleidet und barfuß durch den Schnee wandelt.

Diese Liebesgeschichte spielt vor dem Hintergrund eines Kampfes zwischen Engel und Dämonen. Denn Pearly Soames ist ein Vertreter des Teufels in New York (und nur dort) und Peter Lake hat als Verbündeten einen weißen Schimmel. Nein, das ist jetzt keine plumpe Tautologie, sondern erfasst ungefähr die Subtilität des Films.

Der Kampf zwischen Lake und Soames endet, nach einer jahrzehntelangen Unterbrechung, 2014, in der Gegenwart, und spätestens hier werden starke Anforderungen an die „suspension of disbelief“ gestellt. Denn – ohne etwas von der Geschichte zu verraten (da gibt es in Punkto Visionen noch mindestens ein Problem) – wenn eine junge, alleinerziehende Reporterin herausfindet, dass Lake bereits vor einem Jahrhundert quicklebendig war, ist sie ungefähr so erstaunt wie ich, wenn ich eine Pizza Salami bestelle und eine Pizza Salami erhalte. Überboten wird ihre Reaktion nur noch von Beverlys Schwester Willa (Eva Marie Saint). Sie lernte Lake als kleines Mädchen kennen, leitet als deutlich über Hundertjährige immer noch die Zeitung, erkennt Lake sofort und ist darüber überhaupt nicht erstaunt, weil es viele unerklärliche Dinge gibt.

Akiva Goldsman (Oscar für „A beautiful Mind“, Razzie-Nominierung für „Batman & Robin“) kredenzt nach fünf TV-Serienfilme, unter anderem vier Folgen „Fringe“, in seinem Spielfilmdebüt einen ziemlich erhaben daherkommenden, schlecht inszenierten Kitsch. Denn es gehört schon einiges dazu, dass durchaus gute Schauspieler wie Colin Farrell (der als gut Vierzigjährige doch etwas alt für einen Zwanzigjährigen ist), Russell Crowe und Will Smith (als Luzifer ist er immerhin für einen Lacher gut) mit einem grenzdebilen Blick stoisch durch die Kulisse schlurfen.

Erschwerend kommt hinzu, dass – immerhin hat Goldsman ja die Bücher für einige veritable Blockbuster, wie „I, Robot“, „The Da Vinci Code – Sakrileg“, „I am Legend“ und „Illuminati“ geschrieben und die waren immerhin gutes Handwerk – Goldsman die Geschichte von „Winter’s Tale“ auf drei Zeitebenen beginnt und eine Myriade von Charakteren einführt, die später vollkommen bedeutungslos sind. Das erschwert den Einstieg in den Film unnötig. Der mythische Überbau, mit einem irritierendem Voice-Over, funktioniert auch nie und damit funktioniert auch der dritte, in der Gegenwart spielende Akt nicht.

Die Bilder und Tricks kolportieren nur das sattsam Bekannte. So sehen die gefletschten Zähne von Will Smith nicht anders aus als die Zähne der „30 Days of Night“-Vampire. Für eine „Fringe“-TV-Folge ist das okay, aber für einen abendfüllenden Spielfilm zu wenig.

Auch wenn die Musik von Hans Zimmer und Rupert Gregson-Williams ist.

Jedenfalls, und damit kommen wir zum Positiven, erscheint nach „Winter’s Tale“ der unterschätzte „Cloud Atlas“ als ein formvollendetes Meisterwerk

Winter's Tale - Plakat

Winter’s Tale (Winter’s Tale, USA 2014)

Regie: Akiva Goldsman

Drehbuch: Akiva Goldsman

LV: Mark Helprin: Winter’s Tale, 1983 (Wintermärchen)

mit Colin Farrell, Jessica Brown Findlay, Jennifer Connelly, Russell Crowe, William Hurt, Ripley Sobo, Mckayla Twiggs, Matt Bomer, Will Smith, Eva Marie Saint

Länge: 117 Minuten (laut FSK, aber sie fühlten sich eher nach der offiziellen Angabe von 129 Minuten an)

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Winter’s Tale“

Moviepilot über „Winter’s Tale“

Metacritic über „Winter’s Tale“

Rotten Tomatoes über „Winter’s Tale“

Wikipedia über „Winter’s Tale“ (deutsch, englisch)

Homepage von Mark Helprin

Tor: Chris Lough über den Roman (danach hätte die Verfilmung noch schlimmer oder vollkommen campy sein können)


TV-Tipp für den 18. November: Todeszug nach Yuma

November 18, 2013

Kabel 1, 20.15

Todeszug nach Yuma (USA 2007, R.: James Mangold)

Drehbuch: Halsted Welles, Michael Brandt, Derek Haas
LV: Elmore Leonard: Three-Ten to Yuma, 1953 (Die Kurzgeschichte erschien zuerst in Dime Western, später in den Sammlungen „The Tonto Woman and other Western stories“ und „Complete Western stories“)

Der arme, integere Farmer Dan Evans erklärt sich bereit, den charismatischen und skrupellosen Banditen Ben Wade durch die Prärie zum Zug nach Yuma zu bringen. Wades Bande will das verhindern.

Das Remake von „Zähl bis drei und bete“ (USA 1957) ist in jeder Beziehung größer als das kammerspielartige Original. Sogar der Zug hat Verspätung.

Trotzdem ein schöner Western, eine gute Leonard-Verfilmung (bei Western war die Trefferquote sowieso schon immer höher), mit einem leicht vermurksten Schluss.

„Todeszug nach Yuma“ erhielt den Bronze Wrangler der Western Heritage Awards als bester Western des Jahres.

Mit Russell Crowe, Christian Bale, Peter Fonda, Gretchen Mol, Ben Foster, Dallas Roberts

Wiederholung: Dienstag, 19. November, 00.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Todeszug nach Yuma“ (deutsch, englisch)

Film-Zeit über „Todeszug nach Yuma“

Metacritic über “Todeszug nach Yuma”

Rotten Tomatoes über “Todeszug nach Yuma”

Christian Science Monitor: Interview mit Elmore Leonard (18. Januar 2012)

Wall Street Journal: Interview mit Elmore Leonard über “Raylan” und “Justified” (13. Januar 2012)

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leoanrds “Raylan” (Raylan, 2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards “Raylan” (2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Dschibuti“ (Djibouti, 2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Djibouti“ (2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Road Dogs“ (Road Dogs, 2009)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Meine Meldung von Elmore Leonards Tod

Elmore Leonard in der Kriminalakte

Meine Besprechung von James Mangolds „Wolverine – Weg des Kriegers“ (The Wolverine, USA 2013)


TV-Tipp für den 27. März: Todeszug nach Yuma

März 27, 2013

Kabel 1, 20.15

Todeszug nach Yuma (USA 2007, R.: James Mangold)

Drehbuch: Halsted Welles, Michael Brandt, Derek Haas
LV: Elmore Leonard: Three-Ten to Yuma, 1953 (Die Kurzgeschichte erschien zuerst in Dime Western, später in den Sammlungen „The Tonto Woman and other Western stories“ und „Complete Western stories“)

Der arme, integere Farmer Dan Evans erklärt sich bereit, den charismatischen und skrupellosen Banditen Ben Wade durch die Prärie zum Zug nach Yuma zu bringen. Wades Bande will das verhindern.

Das Remake von „Zähl bis drei und bete“ (USA 1957) ist in jeder Beziehung größer als das kammerspielartige Original. Sogar der Zug hat Verspätung.

Trotzdem ein schöner Western, eine gute Leonard-Verfilmung (bei Western war die Trefferquote sowieso schon immer höher), mit einem leicht vermurksten Schluss.

„Todeszug nach Yuma“ erhielt den Bronze Wrangler der Western Heritage Awards als bester Western des Jahres.

Mit Russell Crowe, Christian Bale, Peter Fonda, Gretchen Mol, Ben Foster, Dallas Roberts

Wiederholung: Freitag, 29. März, 00.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Todeszug nach Yuma“ (deutsch, englisch)

Film-Zeit über „Todeszug nach Yuma“

Metacritic über „Todeszug nach Yuma“

Rotten Tomatoes über „Todeszug nach Yuma“

Christian Science Monitor: Interview mit Elmore Leonard (18. Januar 2012)

Wall Street Journal: Interview mit Elmore Leonard über “Raylan” und “Justified” (13. Januar 2012)

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leoanrds „Raylan“ (Raylan, 2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Raylan“ (2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Dschibuti“ (Djibouti, 2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Djibouti“ (2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Road Dogs“ (Road Dogs, 2009)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Elmore Leonard in der Kriminalakte