Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008, Regie: Uli Edel)
Drehbuch: Bernd Eichinger
LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)
Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008
Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.
Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
TV-Premiere. Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Arte, 00.40 Oh Boy (Deutschland 2012, Regie: Jan-Ole Gerster)
Drehbuch: Jan-Ole Gerster
Der Endzwanziger und gescheiterte Langzeitstudent Niko driftet durch Berlin. Er trifft seltsame Menschen und fragt sich nach dem Sinn des Lebens.
Wunderschöne Berlin-Komödie, die bei Kritik und Publikum gleichermaßen gut ankam. Wir warten immer noch auf Jan-Ole Gerstes zweiten Spielfilm.
mit Tom Schilling, Marc Hosemann, Friederike Kempter, Justus von Dohnány, Ulrich Noethen, Katharina Schüttler, Frederick Lau, Michael Gwisdek Wiederholung: BR, Samstag, 1. Juli, 23.30 Uhr Hinweise Filmportal über „Oh Boy“ Film-Zeit über „Oh Boy“ Moviepilot über „Oh Boy“ Rotten Tomatoes über „Oh Boy“ Wikipedia über „Oh Boy“
Berlin, 1974: Lars Weber (Tom Schilling) wird von der Stasi als Romeo-Agent nach West-Berlin geschickt. Er soll die vierzigjährige Alleinerziehende Lauren Faber (Sofia Helin, „Die Brücke“) verführen und wichtige Informationen über ihre Arbeit entlocken. Sie arbeitet als Analystin in der britisch-amerikanischen Abhörstation auf dem Teufelsberg.
Als sie in der Mitte der zweiten von drei Episoden einen tödlichen Schlaganfall hat, wird Webers Zielobjekt geändert. Jetzt soll er die ebenfalls auf dem Teufelsberg arbeitende US-Amerikanerin Sabine Cutter (Friederike Becht) verführen. Aber er und seine Auftraggeber ahnen nicht, wer Sabine Cutter ist.
Wir als Zuschauer haben dagegen schon ziemlich früh eine ziemlich genau Vorstellung davon und den entstehenden Konflikten, wenn Weber, Cutter und alle anderen das entdecken.
„Der gleiche Himmel“ ist eine Mischung aus Event-Produktion und Miniserie, je nach Rechnung als Dreiteiler (3 x 90 Minuten, im TV und auf DVD) oder als Sechsteiler (6 x 45 Minuten auf dem internationalen Markt und bei Netflix), deren Geschichte nach viereinhalb Stunden mitten in der Geschichte abbricht. Als habe man bei einem Agatha-Christie-Krimi nach dem Auffinden der Leiche oder eine Seite vor der Versammlung der Verdächtigen in einem Zimmer aufgehört; – oder, nein, weil „Der gleiche Himmel“ seine Geschichte sehr offen erzählt, wie ein James-Bond-Film, der nach der ersten Begegnung von James Bond mit dem Bösewicht einfach aufhört mit dem Kommentar: „Ach, eigentlich könnt ihr euch den Rest denken.“
Dieses offene Ende ist eine bodenlose Frechheit.
Der Weg bis zum Ende ist dabei gar nicht so schlecht. Oliver Hirschbiegel erzählt betulich eine Agentengeschichte mit viel Zeitkolorit und, immerhin muss die Geschichte auf 270 Minuten gestreckt werden und es werden nur die Fundamente für kommende Konflikte gelegt, vielen, vielen Nebengeschichten, die mit dem Auftrag von Lars Weber nichts zu tun haben und dessen Geschichte immer wieder in den Hintergrund verdrängen. Dafür ist Webers ganze Ostfamilie in verschiedene Geschichten verwickelt, die ein Best-of-DDR sind: es geht um Homosexualität, um den Bau eines Fluchttunnels (am Ende gibt es die Idee für eine andere Möglichkeit der Republikflucht), um eine potentielle Teilnehmerin an der Schwimmolympiade und damit verbundenes Doping, um Spitzelgeschichten, Verhöre im Stasi-Knast Hohenschönhausen und regimekonformen Schulunterricht. Alles das ist nicht uninteressant, aber für den Hauptplot überflüssig. Auch weil bis zum Ende der ersten Staffel (das ist die nicht offen ausgesprochene Idee der Macher) kein sich konflikthaft befruchtendes Verhältnis zwischen den Geschichten vorhanden ist.
Die Schauspieler holen oft Facetten aus den Rollen heraus, die die reinen Dialoge so nicht hergeben. Das gilt, zum Beispiel, für Ben Becker als Führungsoffizier von Lars Weber, der leicht zu einem kettenrauchendem Hardboiled-Proll-Klischeedetektiv hätte werden können. Er bringt auch etwas Humor in den gleichen Himmel. Oder für Jörg Schüttauf, der sein Leben lang für den Sozialismus kämpfte und dafür sein Umfeld ausspäht und ausspähen lässt. Oder für Anja Kling als vom Ehrgeiz zerfressene Mutter einer potentiellen Olympia-Teilnehmerin, die alles tun würde, damit ihre Tochter ihren Traum erfüllt – und sie die größere Wohnung bekommt.
Das wird durchgehend grundsolide präsentiert, aber mit einem Ende, das als Ende einer Miniserie in keinster Weise akzeptabel ist. Dass in der ZDF-Fassung am Ende in Schrifteinblendungen, die in der DVD-Fassung fehlen, die Geschichte weitererzählt wird, macht es nur noch schlimmer.
Das ZDF zeigt den zweiten Teil am Mittwoch, den 29. März, um 20.15 Uhr (Nachtwiederholung um 01.30 Uhr) und den dritten Teil am Donnerstag, den 30. März, ebenfalls um 20.15 Uhr (Nachtwiederholung am Samstag, den 1. April, um 02.15 Uhr [Taggenau!]) .
Polyband veröffentlicht die DVD am Freitag, den 31. März. Als Bonusmaterial gibt es ein „Making of“ (9:11 Minuten), das Featurette „Die Musik zu ‚Der gleiche Himmel’“ (4:47 Minuten), „Interviews mit den Darstellern Tom Schilling, Friederike Becht und Sofia Helin“ (7:26 Minuten) und ein „Interview mit Autorin Paula Milne“ (9:52 Minuten). Sie sind fast auch online, z. B. auf der ZDF-Homepage, verfügbar und eher oberflächlich in dem erwartbaren Promo-Rahmen. Wobei das Interview mit Paula Milne etwas aus dem Rahmen fällt, weil Drehbuchautorinnen normalerweise nicht befragt werden. Mit Oliver Hirschbiegel wurde dagegen, obwohl er im „Making of“ und dem Musik-Featurette dabei ist, anscheinend kein längeres Interview geführt.
mit Tom Schilling, Friederike Becht, Sofia Helin, Ben Becker, Claudia Michelsen, Anja Kling, Stephanie Amarell, Muriel Wimmer, Jörg Schüttauf, Godehard Giese, Jascha Rust, Hannes Wegener, Steffi Kühnert, Daniel Zillmann
Bonusmaterial: Making of, Die Musik zu „Der gleiche Himmel“, Interviews mit den Darstellern Tom Schilling, Friederike Becht und Sofia Helin, Interview mit Autorin Paula Milne
Tod den Hippies – Es lebe der Punk! (Deutschland 2015)
Regie: Oskar Roehler
Drehbuch: Oskar Roehler
Robert kommt in den frühen achtziger Jahren aus der Provinz nach Westberlin und lernt das punkige Nachtleben kennen.
Autobiographisch gefärbte Nummernrevue, die vor allem kurzweilig, mehr oder weniger gelungene Anekdoten und Stimmungsbilder aneinanderreiht und all die bekannten Berlin- und Subkulturklischees bestätigt.
mit Tom Schilling, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Emilia Schüle, Frederick Lau, Hannelore Hoger, Samuel Finzi, Alexander Scheer, Rolf Zacher, Götz Otto, Oliver Korittke, Julian Weigend
alternative Schreibweise „ Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“
Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008, Regie: Uli Edel)
Drehbuch: Bernd Eichinger
LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)
Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008
Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.
Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer
Vielleicht ist der Roman, ein unvollendetes Werk der 1942 in Auschwitz verstorbenen Irène Némirovsky, das erst Jahrzehnte Jahre nach ihrem Tod entdeckt und 2005 veröffentlicht wurde, wirklich besser und packender. Aber die gediegene Verfilmung „Suite Française – Melodie der Liebe“ hat das, was für einen Film wichtig ist, nicht: ein dramaturgisches Zentrum und eine packende Geschichte. Also eine Protagonistin und klar definierte Nebenfiguren. Dabei ist die Idee einer unerfüllten Liebe natürlich nicht schlecht und die Ausgangslage in „Suite Française“ auch voller dramatischem Potential. 1940, während der deutschen Besatzung in Frankreich, versucht Madame Angellier (Kristin Scott Thomas) den Anschein der Normalität aufrecht zu erhalten. Hartnäckig treibt die Gutsherrin das Geld bei ihren Pächtern ein, während sie zu möglichst allen Menschen, vor allem wenn sie von niederem Stand sind, eine ordentliche Distanz zu hält.
Lucile Angellier (Michelle Williams), die mit ihrem Sohn verheiratet ist, wohnt seit einigen Tagen bei ihr. Ihr Mann wird als Soldat von den Deutschen gefangen genommen. Ob er überlebt ist ungewiss. Und Lucile fragt sich auch, ob sie überhaupt will, dass ihr eher ungeliebter Mann den Krieg überlebt. Zur Ablenkung und auch als Vorbereitung auf ihr späteres Leben als Herrin über den Hof nimmt ihre Schwiegermutter sie mit zu den Pächtern. Zum Trost spielt sie Klavier.
Weil alle ihren Teil zum Krieg beitragen müssen, muss auch Madame Angellier einen Teil des Hauses für die deutschen Besatzer räumen. Bei ihr zieht der sehr höfliche und gebildete Offizier Bruno von Falk (Matthias Schoenaerts) ein. Vor dem Krieg war der zwar ungebetene, aber äußerst höfliche Hausgast Musiker und Komponist; was natürlich Lucile gefällt.
In einem Nicholas-Sparks-Film würde die Liebe von Lucile und Bruno zu einer dieser großen und kitschigen Liebesgeschichten werden. In „Suite Française“ ist es eher eine äußerst scheue Liebesgeschichte zwischen den beiden Musikern im Stand-By-Modus, während ein Subplot nach dem nächsten unsere Aufmerksamkeit fesseln soll, aber nur von der Hauptgeschichte ablenkt. Und das ist auch das Problem von „Suite Française“. Letztendlich zeigt es die Besatzungszeit mit vielen bekannten Schauspielern, aber ohne eine wirkliche Geschichte. Es gibt eher zufällige Episoden aus dem Leben der Dorfbevölkerung, die oft interessanter als die Liebesgeschichte sind. Denn nicht alle Deutschen sind so höflich wie Offizier von Falk und nicht alle Franzosen so friedfertig wie die Damen Angellier. Aber alles geschieht eher zufällig und ohne wirkliche dramatische Zuspitzungen.
Suite Française – Melodie der Liebe (Suite Française, Großbritannien/Frankreich 2014)
Regie: Saul Dibb
Drehbuch: Saul Dibb, Matt Charman
LV: Irène Némirovsky: Suite Française, 2004 (Suite Française)
mit Michelle Williams, Matthias Schoenaerts, Kristin Scott Thomas, Margot Robbie, Ruth Wilson, Clare Holman, Sam Riley, Tom Schilling, Heino Ferch, Lambert Wilson, Alexandra Maria Lara
Länge: 108 Minuten
FSK: ab 12 Jahre – Hinweise Deutsche Homepage zum Film Moviepilot über „Suite Française“ Metacritic über „Suite Française“ Rotten Tomatoes über „Suite Française“
Wikipedia über „Suite Française“ (deutsch, englisch)
Eins Festival, 21.05 Oh Boy (Deutschland 2012, Regie: Jan-Ole Gerster)
Drehbuch: Jan-Ole Gerster
Der Endzwanziger und gescheiterte Langzeitstudent Niko driftet durch Berlin. Er trifft seltsame Menschen und fragt sich nach dem Sinn des Lebens.
Wunderschöne Berlin-Komödie, die bei Kritik und Publikum gleichermaßen gut ankam.
mit Tom Schilling, Marc Hosemann, Friederike Kempter, Justus von Dohnány, Ulrich Noethen, Katharina Schüttler, Frederick Lau, Michael Gwisdek Wiederholung: Samstag, 14. November, 01.15 Uhr (Taggenau!) Hinweise Filmportal über „Oh Boy“ Film-Zeit über „Oh Boy“ Moviepilot über „Oh Boy“ Rotten Tomatoes über „Oh Boy“ Wikipedia über „Oh Boy“
Wem gehört das Bild „Adele Bloch-Bauer I“ (auch „Goldene Adele“) von Gustav Klimt? Viele Jahre war es in Wien in der Österreichischen Galerie Belvedere ausgestellt. 1998 behauptete eine alte, in Kalifornien lebende Dame, die rechtmäßige Besitzerin des Gemäldes zu sein. Die 1916 geborene Maria Altmann war während der Nazi-Diktatur mit ihrem Mann Fritz Altmann, einem Opernsänger, aus Wien in die USA geflüchtet.
Als ihre Schwester stirbt, findet sie in ihren Briefen Hinweise, dass ihr, neben weiteren Klimt-Werken, das Bild, ein Porträt ihrer über alles geliebten Tante Adele, gehört.
Zusammen mit dem jungen Anwalt Randy Schoenberg (ein Enkel von Arnold Schönberg) nimmt sie den Kampf auf. Dabei will er, weil er gerade am Anfang einer Karriere als Anwalt in einer großen Kanzlei steht, mit dieser alten und auf den ersten Blick hoffnungslosen Geschichte nichts zu tun haben. Dennoch verbeißt er sich zunehmend in den Fall; ohne zu ahnen, dass er über mehrere Jahre und durch alle Instanzen und mit allen juristischen Finessen um die Rückgabe der Kunstwerke an ihre rechtmäßige Besitzerin kämpfen muss. Denn der österreichische Staat spekuliert in einer perfiden Hinhaltetaktik auf den Tod der betagten Klägerin. Immerhin geht es für Österreich nicht nur um ein wichtiges Werk von Klimt, sondern auch um eine Ikone der österreichischen Identität und die gibt man nicht so einfach weg in die Hände einer im Ausland lebenden Privatperson.
Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ erzählt diese wahre Geschichte als David-gegen-Goliath-Kampf, in dem die Rollen entsprechend klar verteilt sind. Mit den elegant in die Erzählung eingefügten Rückblenden verleiht er der Geschichte eine zusätzliche emotionale Dimension. So erfahren wir, welche Erinnerungen Maria Altmann an dieses Bild hat, wie wohlhabend sie als Tochter einer kunstinteressierten Großbürgertumfamilie war und wie begeistert die Österreicher sich Hitler-Deutschland anschlossen und bei der Unterdrückung und Verfolgung der Juden mitmachten.
Vor diesem historischen Hintergrund wird die Politik Östereichs, die in der Öffentlichkeit vollmundig behauptete, Raubkunst ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben, noch unmoralischer. Denn Österreich will aus rein egoistischen Motiven so ein wertvolles und identitätsstiftendes Gemälde keinesfalls ihrer Besitzerin zurückgeben, von der ein sehr altruistisches Bild gezeichnet wird.
Getragen wird der Film von den vielen guten, teilweise nur in kleinen Rollen auftretenden Schauspielern. Im Zentrum stehen dabei die beidne Hauptdarsteller: Ryan Reynolds als junger, pausbäckiger Anwalt und Helen Mirren als resolute alte Dame, die ihn zurecht weist und ihm auch schon einmal ungefragt die Brille putzt, wenn sie nach ihrer Ansicht schmutzig ist.
Das ist gutes, gefällig inszeniertes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen. Allerdings ist „Die Frau in Gold“ auch, in bester Hollywood-Tradition, immer einen Tick zu eindeutig und damit ist die Geschichte zu fein säuberlich in Gut und Böse getrennt.
P. S.: Ich empfehle die Originalfassung. In ihr wird deutsch (bei den in der Vergangenheit in Wien spielenden Teilen) und englisch (fast durchgängig bei den in der Gegenwart spielenden Teilen) gesprochen. Diese Zweisprachigkeit macht die Geschichte authentischer.
P. P. S.: Ja, es wurden einige Details geändert. „Die Frau in Gold“ ist ein Spielfilm, der von der BBC-Dokumentation „Stealing Klimt“ inspiriert ist.
Vor ein, zwei Jahren habe ich irgendwo gelesen, dass es keine Filme über die Musik und die Jugendkultur der achtziger Jahre gebe. Es sei ein aus dem kollektiven Gedächtnis gefallenes Jahrzehnt, während die sechziger und siebziger Jahre in der Popkultur immer noch lebendig seien.
Jetzt, mit Oskar Roehlers greller und sehr kurzweiliger Nummernrevue „Tod den Hippies – Es lebe der Punk!“ und Mark Reeders „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin“ (läuft am 21. Mai an und sollte unbedingt als Ergänzung zu Roehlers Film gesehen werden) scheint sich da etwas zu ändern. Beide Filme spielen im Westberlin der Achtziger. Beide porträtieren die damalige Kunst- und Subkulturszene. Beide Filme sind autobiographisch. Während der Engländer Reeder sich in „B-Movie“ ungeniert und sympathisch selbst inszeniert und der Dokumentarfilm aus einer erstaunlichen Menge damals gedrehter Filme schöpfen kann, verbirgt Oskar Roehler sich in seinem Spielfilm hinter dem Kunstcharakter Robert (Tom Schilling, grandios stoisch), der in Westdeutschland Anfang der achtziger Jahre auf einem von Hippies belagertem Internat ist. Sein einziger Freund ist der pickelige Nazi Gries (Frederick Lau), der, wie er später in Berlin erfährt, auch noch schwul und masochistisch ist. Für Robert ist angesichts der ganzen Kiffer in der Schule klar: „Tod den Hippies – Es lebe der Punk!“
Er schneidet sich seine eh schon kurzen Haare, randaliert ein wenig, fliegt unverzüglich von der Schule und macht sich auf den Weg nach Berlin, der Stadt, in der alles möglich ist und der Punk lebt. Im gelobten Land kommt er bei seinem Kumpel Schwarz (Wilson Gonzalez Ochsenknecht, ebenfalls stoisch) in einem besetztem Haus unter und er hat auch gleich einen Job. Während Schwarz in der Peepshow die Gäste empfängt und die Attraktionen anpreist, darf er als Mädchen für alles Scheiben putzen (Unangenehm!) und Essen für die Damen (Angenehm!) holen.
Aber viel wichtiger als dieser Brotjob, der auch seine Reize hat, ist für Robert die damalige Kulturszene. Gleich am ersten Abend trifft er Blixa Bargeld und Nick Cave. Sie gehen in das „Risiko“, wo Blixa Bargeld als Barkeeper arbeitet, im Hinterzimmer Konzerte stattfinden und viel zu viele, mehr oder weniger flüssige Drogen konsumiert werden.
Und so reiht sich eine Episode an die nächste. Schnell entsteht ein Bild des damaligen Berlins, das sich sehr locker an einer klassischen Bildungsgeschichte entlanghangelt, aber das vor allem mit durchaus groben Strichen die damalige Zeit verklärt und auch das heutige Bild des damaligen Berlins bedient als aus der Zeit gefallenes Dorf, in dem man gut Leben konnte und in dem sich alle Spinner und Künstler des Universums in dem „Schutzraum für Verrückte“ (Oskar Roehler) trafen und, im Angesicht des nahenden Weltuntergangs, kreativ waren. So will Robert Schriftsteller werden. Über Blixa Bargeld und Nick Cave, die beide vor allem sehr abwesend blicken, muss nichts gesagt werden. Gegen Ende hat auch Rainer Werner Fassbinder (uh, am 30. April startet die Doku „Fassbinder“) einen Auftritt, in dem er, in Lederjacke, sehr dem populären Bild von RWF entspricht.
Es geht auch um Roberts Beziehung zu seinen geschiedenen und ziemlich abgedrehten Eltern. Sie (Hannelore Hoger) will, um an Geld zu kommen, einen nichtsnutzigen Verwandten umbringen und erklärt nonchalant in einer Talkshow, dass sie ihr Kind nie wollte. Er (Samuel Finzi) verwahrt in seiner Wohnung RAF-Geld, das Robert und Schwarz während eines extrem dilletantisch ausgeführten Einbruchs klauen wollen. Und Robert verliebt sich in eine der Tänzerinnen aus der Peepshow, die natürlich höhere Ambitionen hat und eine bezaubernde Mischung aus Englisch und Deutsch spricht.
Roehlers Tonfall ist dabei immer anekdotisch und auf eine mal mehr, mal weniger gelungene Pointe, die mal mehr, mal weniger derb ist, getrimmt. Einige Anekdoten sind auch Stimmungsbilder. Und immer sind es Geschichten, die man sich nach dem dritten Bier erzählt oder erzählt bekommt. Dabei hat Roehler vor allem die Indie-Rock-Gemeinde im Visier, die etwas über Nick Cave, Blixa Bargeld, die Einstürzenden Neubauten und die damals wilden und zügellosen Jahre in der Ruinenstadt Berlin und ihrem pulsierendem Kulturleben gehört haben. Deshalb ist „Tod den Hippies – Es lebe der Punk!“ im Studentenkino bestimmt ein großer Spaß.
Den Abgleich zwischen Roehlers Film und seinem Leben, das er hier, wieder einmal, kaum verschleiert be- und verarbeitet, kann man dann ja im Seminar machen.
WDR, 20.15 Tatort: Am Ende des Tages(Deutschland 1010, Regie: Titus Selge)
Drehbuch: Titus Selge
Der Chef der Kommissare Dellwo und Sänger kommt nicht zu seiner Abschiedsfeier. Stattdessen soll er seine Geliebte mit seiner Dienstwaffe erschossen haben. Dellwo und Sänger suchen ihn, während er – und das ist kein Spoiler – den Mörder seiner Geliebten sucht.
Mit ihrem achtzehnten Fall verabschiedete sich das Frankfurter Team Dellwo/Sänger gewohnt stark von seinen Fans.
mit Jörg Schüttauf, Andrea Sawatzki, Peter Lerchbaumer, Richard Sammel, Thomas Balou Martin, Antonio Wannek, Jördis Triebel, Tom Schilling
Wenig Zeit, daher „Kurz & Knapp“ (auch eine Form von KuK) über die Neustarts im Kino am heutigen Donnerstag:
„I Origins“ ist einer der Filme, von denen ich viel erwartete und dann umso enttäuschter war. Denn die Prämisse, dass jede Iris einzigartig ist und ein Molekularbiologe, der in diesem Forschungsgebiet über die Evolution des Auges bahnbrechendes leistet, entdeckt, dass diese Arbeitshypothese falsch ist und damit seine gesamte Forschung und seine Überzeugungen in Frage stellen würde, verspricht einen philosophischen Science-Fiction-Film.
Aber dann geht es auch um eine Liebesgeschichte, die ungefähr in der Filmmitte ein abruptes Ende findet und später doch wieder wichtig ist. Es geht um Forschungsfragen. Es geht um die Frage nach der Einzigartigkeit des Menschen und um Wiedergeburt, was die Einzigartigkeit der Iris, aber auch etwas viel unangenehmeres beweisen würde. Es gibt auch ein seltsames Forschungsprogramm, das nicht näher erklärt wird, aber für die Fans von Paranoia-Thrillern gedacht ist. Für die gibt es auch eine Szene nach dem Abspann.
Letztendlich begnügt Mike Cahill sich in „I Origins“ mit dem Aufwerfen von Fragen und mehreren überraschenden bis abstrusen Wendungen, die nur verwirren ohne auch nur im Ansatz zu erklären, worum es den Machern ging.
„I Origins“ ist ein frustierender Film. Mit und ohne Seelenwanderung. Und dass Cahill im Presseheft sagt, dass für ihn „I Origins“ nur der Anfang seiner Erforschung des Bereiches zwischen Fakten und Glauben sei und er den Stoff in weiteren Filmen oder einer TV-Serie fortspinnen will, hilft nicht, weil wir dann den Film nicht als eigenständiges, in sich abgeschlossenes Werk, sondern nur als den Auftakt von etwas Größerem ansehen sollen.
Was wäre, wenn dein Kind bei der Geburt vertauscht worden wäre? Und was würdest du tun? Das muss sich Ryota Nonomiya fragen, als er erfährt, dass genau das vor sechs Jahren geschehen ist. Der distanzierte, statusbewusste Architekt, der in finanzieller Hinsicht alles für seinen Sohn tut, aber wegen der vielen Arbeit ihn fast nie sieht, hat jetzt eine Erklärung für die Defizite und den mangelnden Ehrgeiz seines Sohnes. Aber ist Blut wirklich dicker als Erziehung? Soll er seinen falschen Sohn gegen seinen echten Sohn tauschen, der bei einer zwar liebevollen, aber armen und furchtbar ambitionslosen Familie lebt? Oder soll er dafür kämpfen, das Sorgerecht für beide Kinder zu bekommen?
Hirokazu Kore-eda erhielt für seinen Film „Like Father, like Son“ in Cannes den Preis der Jury und das ist verständlich. Ruhig und aus Ryotas Perspektive erzählt er von diesem Dilemma. Dabei bleiben die Sympathien für den egoistischen Ryota, der das Kind vor allem als Statussymbol braucht, überschaubar. Aber die angesprochenen Fragen sind unversell und Hirokazu Kore-eda behandelt sie auch angemessen komplex in einer scheinbar einfachen Geschichte über zwei Familien und ihre Kinder in einer Gesellschaft, in der – wenn so ein Fehler entdeckt wird – die Kinder getauscht werden und ein Adoptionen selten sind.
Ein sehenswerter Film.
Nelly hat schwer verletzt und verunstaltet den Zweiten Weltkrieg und Auschwitz überlebt. Ihre Freundin Lene bietet ihr ein neues Leben in Israel mit einem neuen Gesicht an. Aber Nelly will wieder ihr altes Gesicht zurückhaben. Sie will in Deutschland bleiben und sie will wieder ihren Ehemann Johnny treffen. Er ist ihre große Liebe, der sie verraten hatte.
Johnny arbeitet jetzt in Berlin in der Bar „Phoenix“. Als er Nelly trifft, erkennt er sie nicht. Aber er bemerkt eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen der unbekannten Schönheit und seiner toten Frau. Jedenfalls glaubt Johnny, dass Nelly tot ist. Er will die Fremde zu Nellys Ebenbild verändern, um so an Nelly Familienvermögen zu gelangen. Nelly spielt mit.
Cineasten werden in „Phoenix“ sofort eine Variante von Alfred Hitchcocks „Vertigo“ erkennen. Sowieso hat jedes Bild, jeder Satz, jede Geste und jede Szene mindestens eine weitere Bedeutung, was beim Ansehen und Entschlüsseln Spaß macht. Wobei, wie üblich bei Christian Petzold, der Film auch einfach als spannende Geschichte funktioniert. Jedenfalls bis Nelly auf Johnnys Angebot eingeht. Dann fällt die vorher vorhandene Spannung wie ein Soufflé in sich zusammen und die restlichen Minuten, wenn Nelly die Gestik von Nelly einstudiert und sie bei ihren Verwandten, die den Krieg überlebten, vorgestellt wird, haben dann etwa die Spannung von Malen-nach-Zahlen.
„Phoenix“ ist Fritz Bauer, dem Initiator und Ankläger des Auschwitz-Prozesses, gewidmet. Harun Farocki, mit dem Petzold bei, ich glaube, jedem seiner Filme zusammenarbeitete, verstarb kurz vor der Premiere des Films.
Insgesamt ist „Phoenix“ ein sehenswerter Film. Aber Petzolds bester Film ist es nicht.
– Phoenix (Deutschland 2014)
Regie: Christian Petzold
Drehbuch: Christian Petzold, Harun Farocki (Mitarbeit)
LV (nach Motiven): Hubert Monteilhet: Le retour des cendres, 1961 (Der Asche entstiegen)
mit Nina Hoss, Ronald Zehrfeld, Nina Kunzendorf, Michael Maertens, Imogen Kogge, Kirsten Block
Länge: 98 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
– Hinweise Homepage zum Film Film-Zeit über „Phoenix“ Moviepilot über „Phoenix“ Rotten Tomatoes über „Phoenix“
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Nach dem Tod ihres Vaters müssen die Mitglieder der Familie Altman, auf Wunsch des Verstorbenen, eine siebentägige Totenwache nach jüdischer Tradition halten, was natürlich dazu führt, dass die gar nicht so gläubige Familie, die uns als dysfunktional vorgestellt wird, über alte und neue Probleme reden muss.
„Sieben verdammt lange Tage“ ist gut besetzt. Jason Bateman als gerade entlassener und getrennt lebender Radio-Producer (seine Frau schlief mit seinem Boss), der jetzt nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Tina Fey, Adam Driver und Corey Stoll als seine Geschwister. Jane Fonda (Die soll Jahrgang 1937 sein? Niemals.) als Mutter mit vergrößerter Brust und die ihre Kinder als Studienobjekte für ihre populären Erziehungsratgeber benutzte. In Nebenrollen sind unter anderem Rose Byrne als Batemans alte und neue Freundin und Timothy Olyphant als verblödeter, aber sehr verständnisvoller Nachbar und Ex-Freund von Tina Fey dabei.
Es ist auch gut inszeniert von Shawn Levy (Real Steel, Prakti.com). Jonathan Troppers Drehbuch schmeckt die dramatischen und die komödiantischen Teile in dieser in Richtung harmonieseliger RomCom gehenden Familienzusammenführung ordentlich ab.
Aber die Charaktere, die alle in einem luftleeren Raum abseits von all den normalen Alltagsproblemen lebten, interessierten mich niemals wirklich. Auch die Prämisse wirkte arg ausgedacht. Immerhin versteht die Familie sich gut und sie traf sich in den vergangenen Jahren sicher zum üblichen Thanksgiving-Dinner und dem gemeinsamen Weihnachts-/Silvesterurlaub. Immerhin leben sie doch in und um Long Island, New York, ziemlich nah beieinander.
„Sieben verdammt lange Tage“ ist kein schlechter, aber ein uninteressanter Film.
Für die beiden Pariser Teenager Léa und Adrien ist schon die Hinfahrt im Zug eine Tortur, die ihren Höhepunkt erreicht, als sie erfahren, dass das Gut ihres Großvaters ab von jeglicher Zivilisation mitten in der Einöde liegt und dass es dort keinen Handy-Empfang gibt (gut, das Problem wird später gelöst). Für ihren jüngeren, gehörlosen Bruder Théo ist die Zugfahrt wohl eher der Beginn eines großen Abenteuers. Und für ihren Großvater Paul (Jean Reno als grumpy old man) ist der Besuch auch eine höchst unwillkomme Unterbrechung seines geruhsamen Landlebens zwischen Olivenbäumen und funktionierendem Alkoholiker, der sich vor Ewigkeiten so heftig mit seiner Tochter zerstritt, dass er seine Enkelkinder noch nicht gesehen hat.
Dennoch verleben sie einen schönen „Sommer in der Provence“, in dem Léa sich in einen schönen Reiter und Pizzabäcker (mit Nebeneinkommen) verliebt, während ihr Bruder ein Auge auf die ebenfalls etwas ältere Dorfschönheit und Eisverkäuferin wirft. Sie treffen auch, via einer von Adrien gefakten Facebook-Einladung, die alten Freunde von Paul und seiner Frau Irène. Eine Bande echter Rocker. Jedenfalls im Sommer. In den anderen Jahreszeiten gehen sie bürgerlichen Berufen nach. Gemeinsam erinnern sie sich am Lagerfeuer an ihre Jugend, die so um 68 rum war, inclusive einem Besuch des legendären Woodstock-Festivals.
In der Realität hätten die Franzosen damals wohl eher das unbekanntere Isle-of-Wight-Festival besucht, aber diese kleine Ungenauigkeit ändert nichts daran, dass jetzt die 68er alt werden und damit auch neue Themen in das typisch französische „Die Familie verbringt einen Sommer auf dem Land“-Komödie gelangen.
Davon abgesehen ist Rose Boschs „Ein Sommer in der Provence“ die diesjährige Ausgabe dieses Genres, in dem die Familie einen Urlaub auf dem Land macht, die Teenager sich verlieben, die Generationen sich etwas streiten und versöhnen und es viele kleine Episoden für jeden Geschmack gibt. So ist „Ein Sommer in der Provence“ ein luftiger Ensemblefilm, der keinen Protagonisten und keine eindeutige Erzählperspektive hat. Diese Positionslosigkeit im Erzählerischen kann man dem Film vorwerfen, oder sich einfach von den Schönheiten der Landschaft verzaubern lassen.
Nachdem seine Freunde in einem Hotelzimmer ermordet wurden, geht Benjamin (Tom Schilling) zur Europol-Cybercrime-Polizistin Hanne Lindberg (Trine Dyrholm), um ihr alles über die von ihm mitgegründete und polizeilich europaweit gesuchte Hackergruppe CLAY (Clowns laughing @ You) zu erzählen. Gemeinsam machten er und seine Kumpels Max (Elyas M’Barek), Stephan (Wotan Wilke Möhring) und Paul (Antoine Monot, Jr.) etliche Anonymus-Aktionen, die meistens mit einem Einbruch oder mindestens einem Hausfriedensbruch und Benjamins überragenden Computerkenntnissen durchgeführt wurden, gerieten in Kontakt mit der Russian Cyber-Mafia und in den Fokus der Polizei, die sie unerbittlich als Großverbrecher verfolgte.
Das klingt jetzt, nach Wikileaks und den NSA-Enthüllungen von Edward Snowden, wie ein schlecht ausgedachter Scherz und genauso unglaubwürdig wirkt dann auch der gesamte Thriller „Who am I – Kein System ist sicher“ mit seinen eindimensionalen, sich unlogisch verhaltenden Charakteren, die wir immer durch Benjamins Augen sehen. Denn fast der gesamte Film besteht aus Benjamins Geständnis.
Für mich hörte sich Benjamins Geschichte allerdings von der ersten bis zur letzten Minute wie eine schlecht ausgedachte Kolportage aus Schlagzeilen und pubertärer Phantasie an, die eine erfahrene Polizistin niemals glauben würde. Das ist allerdings die Voraussetzung dafür, dass sie später Benjamin hilft und die doppelte Schlusspointe funktioniert. Wobei die erste Pointe Benjamins oft vollkommen unglaubwürdige Geschichte erklärt und die zweite ein netter Abschluss eines vermurksten Films über Hacker, Cybercrime, Lug und Trug ist.
Besser man sieht sich noch einmal „Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt“ an. Da gibt es auch atmosphärische Berlin-Bilder und einen glaubwürdigeren Einblick in das Hacker-Leben.