Gymnisiastin Sina hat ein Verhältnis mit ihrem Lehrer Fichte. Als ein Klassenkamerad davon erfährt, erpresst er sie. Sie erschlägt ihn und Kommissar Finke hat einen neuen Fall.
Die Kommissar-Finke-Tatorte von Herbert Lichtenfeld und Wolfgang Petersen erstellten in der ersten Hälfte der Siebziger eine Ethnographie der norddeutschen Provinz. Sie gehören zu den zeitlosen Tatorten, die den legendären Ruf der Reihe begründeten und auch heute noch besser als die meisten aktuellen Tatorte sind. Ihre sechste und letzte Zusammenarbeit (Lichtenfeld schrieb noch einen weiteren Finke-Tatort) ist ein spannender Psychothriller, der sich in erster Linie für die Motive von Tätern und Opfern interessiert.
Der Klassiker „Reifezeugnis“ „stellt die Lüge eines gesicherten, konfliktfreien Lebens einmal nicht durch gesellschaftliche Verhältnisse, sondern durch die Größe einer Emotion in Frage, für die im antiautoritären Lebensentwurf nicht so leicht ein Platz zu finden ist. (…)
Über sieben Jahre hinweg entwickelte die Finke-Reihe, die Lichtenfeld und Petersen als junges Team begonnen hatten, eine erstaunliche inhaltliche, aber auch formale Kontinuität. Einen nicht geringen Anteil daran hat die Musik von Nils Sustrate (…) Vor allem aber natürlich Klaus Schwarzkopf, dessen zurückhaltendes, stilles und äußerst präzises Spiel die Grundlage bietet, auf der sich die Geschichten entfalten können und damit auch die beeindruckende Star-Galerie, die darin agiert.“ (Wolfgang Struck: Kommissar Finke und die Ethnographie der Provinz, in Eike Wenzel, Hrsg.: Tatort, 2000)
Nastassja Kinski wurde mit ihrer ersten Hauptrolle als Mörderin zum Star. Danach drehte sie „Tess“, „Cat People“, „One from the heart“ und „Paris,Texas“.
mit Klaus Schwarzkopf, Rüdiger Kirchstein, Nastassja Kinski, Christian Quadflieg, Judy Winter, Marcus Boysen
Los geht es zu nachtschlafender Zeit um 05.30 Uhr mit Carole King. Weiter geht es mit Bob Dylan (um 06.15 Uhr gibt es sein neues Werk „Shadow Kingdom – The Early Songs“), den Highwaymen (um 07.05 Uhr), Lynyrd Skynyrd (um 08.20 Uhr), Mick Fleetwood (um 09.15 Uhr), Eric Clapton (um 10.30 Uhr), Peter Gabriel (um 11.30 Uhr), Sting (um 12.45 Uhr), Céline Dion (um 14.00 Uhr), Herbert Grönemeyer (um 14.45 Uhr), Paul McCartney & Wings (um 16.45 Uhr), George Michael (um 17.45 Uhr), P!NK (um 19.00 Uhr), Tina Turner (um 20.15 Uhr), Rolling Stones (um 21.30 Uhr – natürlich sind die Stones dabei), Madonna (um 23.30 Uhr), Bryan Adams (um 01.30 Uhr), Backstreet Boys (um 02.30 Uhr), Santana (um 03.45 Uhr) und endet um 05.00 Uhr mit Rita Ora (um 05.00 Uhr).
Die Konzerte sind meist neueren Datums – Ausnahmen sind Carole King (von 1973), die Highwaymen (von 1990), Eric Clapton (von 1990/1991), Peter Gabriel (von seiner 1994er „Secret World“-Tour), Paul McCartney (mit den Wings trat er in den Siebzigern auf), Tina Turner (von 2009) und den Rolling Stones (GRRR von 2012). Diese Konzerte sind teilweise erst jetzt in der hier präsentierten Version veröffentlicht worden.
Das Programm besteht, wie gewohnt, vor allem aus alten Bekannten, die schon vor Jahrzehnten auftraten. Das gefällt, ist aber wenig aufregend. Ich würde mir da etwas mehr Experimentier- und Entdeckerfreude wünschen.
Brexit – Chronik eines Abschieds(Brexit: The uncivil war, Großbritannien 2019)
Regie: Toby Haynes
Drehbuch: James Graham
Packendes satirisches, äußerst dicht und flott erzähltes Drama über die Kampagne, die dazu führte, dass die Briten am 23. Juni 2016 für den Austritt aus der Europäischen Union stimmten. Im Mittelpunkt des Films steht der skrupellose Spindoktor Dominic Cummings (Benedict Cumberbatch, grandios!), der die manipulative und vor Lügen strotzende „Vote Leave“-Kampagne zum Erfolg führte.
mit Benedict Cumberbatch, John Heffernan, Rory Kinnear, Simon Paisley Day, Lee Boardman
Wenige Tage vor ihrem Geburtstag am 9. Januar läuft Karen O’Connor, Miri Navasky und Maeve O’Boyles sehr intime Doku „Joan Baez: I am a Noise“ über das Geburtstagskind an. Die 1941 in Staten Island, New York, geborene Joan Baez wurde mit ihrem Auftritt auf dem Newport Folk Festival 1959 als Folksängerin schlagartig bekannt. Schallplattenaufnahmen, Auftritte und Ruhm folgten. Von Anfang engagierte sich die Folk- und Protestsängerin auch politisch. Sie war aktiver Teil der Gegenkultur. Sie hatte eine jahrelange Liebesbeziehung zu Bob Dylan, die später zu einer Hassliebe wurde. In den siebziger Jahren wurden ihre Schallplatten schlechter und seltener. Folk war nicht mehr die Musik, die Jugendliche hörten. Sie hörten Punk, Rap, Heavy Metal und Grunge. In den vergangenen Jahrzehnten, so ungefähr ab den neunziger Jahren, wurde sie zur Elder Statesperson der Folkmusik.
2019 verkündete sie ihren Abschied von der Live-Bühne. Diese Abschiedstour und der damit verbundene Rückblick auf Leben und Karriere ist auch der Rahmen für den Dokumentarfilm „Joan Baez: I am a Noise“. Ein zweiter Erzählstrang ist daher Baez‘ Biographie. Hier konnten die Regisseurinnen auf Baez‘ großes Archiv zugreifen. In einem dritten Erzählstrang geht es um die inneren Dämonen, Gefühle und psychischen Probleme von Joan Baez. Sie spricht offen darüber. Für den Film wurden vor allem Menschen aus Baez‘ engstem Umfeld interviewt. Auf Statements von Prominenten, die über den Einfluss von Baez auf die Kunst, ihr Leben und ihre Musik reden, wurde verzichtet.
Entstanden ist eine Doku, die sich stark – für mein Empfinden zu stark – auf das Privatleben von Joan Baez konzentriert. Sie richtet sich primär an ihre Fans, die Joan Baez auf der Kinoleinwand sehen wollen, und an die Menschen, die nichts über Joan Baez wissen und einen schnellen Überblick über ihr Leben haben wollen. Das gelingt dem Film ausgezeichnet.
Wie andere neuere Dokumentarfilme über bekannte Persönlichkeiten, bei denen die Filmemacher einen exclusiven Zugriff auf das Archiv der Persönlichkeit hatten und über mehrere Jahre Interviews mit der porträtierten Persönlichkeit, seiner Familie und seinen engsten Freunden machen konnten, ist auch „Joan Baez: I am a Noise“ keine auch nur irgendwie kritisch geartete Dokumentation. Es ist eine Heldenverehrung, die nur so weit und nur an den Punkten in die Tiefe geht, in der die porträtierte Person das möchte.
Joan Baez: I am a Noise (Joan Baez: I am a Noise, USA 2023)
LV: Jack Schaefer: Shane, 1949 (Mein großer Freund Shane)
Revolverheld Shane hilft einigen Siedlern gegen einen bösen Viehzüchter.
Ein Westernklassiker für Erwachsene mit einem mythologischen Helden. Sowohl Roman als auch Film eroberten Publikum und Kritik im Sturm.
Im Rahmen des heutigen 3sat-Thementages „Wilder Western“ zeigt der Sender viele gut abgehängte Klassiker zum erstmaligen und wiederholten Sehen. Vor „Mein großer Freund Shane“ laufen ab 09.15 Uhr die sehr selten gezeigten „Die Lederstrumpferzählungen“ (Deutsch-französisch-österreichischer TV-Vierteiler von 1969). Danach, um 17.05 Uhr läuft „Der Mann aus Laramie“ (USA 1955), um 18.45 Uhr „Der letzte Zug von Gun Hill“ (USA 1958), um 20.15 Uhr „Rio Grande“ (USA 1950), um 21.55 Uhr „Der Marshal“ (USA 1969), um 00.05 Uhr „Zwei ritten zusammen“ (USA 1961) und danach geht es in eine kleine Wiederholungsschleife mit „Der letzte Zug von Gun Hill“ und „Rio Grande“.
Mit Alan Ladd, Jean Arthur, Van Heflin, Brandon De Wilde, Jack Palance, Ben Johnson, Elisha Cook jr.
In „Baghead“ erbt die Anfangszwanzigerin Iris einen heruntergekommenen Pub, in dem ihr Vater als Torwächter lebte. Im Keller lebt ein Wesen, dem ein Sack über den Kopf gestülpt wurde (daher der Namen Baghead). Mit der Hilfe dieser Kreatur kann man für zwei Minuten Kontakt zu einer toten Person aufnehmen. Falls man die zwei Minuten überschreitet, geschehen unsagbar furchtbare Dinge.
Diese Prämisse erinnert an Danny und Michael Philippous gelungeneren Horrorfilm „Talk to me“ (Talk to me, Australien 2022). Während bei ihnen die Regeln, wie die Zeitbegrenzung für den Kontakt zum dem Totenreich, eingehalten wurden, ist in Alberto Corredors „Baghead“ die Zeitbegrenzung nur ein unverbindlicher Hinweis. Der Keller, in dem das Wesen lebt, gehört zu einem riesigen, anscheinend halbwegs zentral in Berlin stehendem Backsteinhaus, das mehr nach einer alten Fabrik (die inzwischen zu einer teuren Yuppie- und Touristen-Location renoviert worden wäre) als nach einem lauschigen britischen Pub aussieht, Für Nicht-Berliner mag das nicht weiter störend sein, aber Berliner stört das schon. Außerdem ist dieses heruntergekommene Haus ist für einen Pub einfach viel zu groß. Dazu kommen sich idiotisch verhaltende Figuren. So sehen sich Iris und ihre Freundin das Video, das Iris‘ Vater vor seinem Tod aufgenommen hat und in dem er ihr alles über das Wesen im Keller erklärt, erst an, nachdem sie mit der allseits beliebten Versuch-und-Irrtum-Methode einen Mann, der ihnen dafür viel Geld angeboten hat, seine verstorbene Frau kontaktieren ließen. Die sich daraus entwickelnde Geschichte basiert auf Corredors gleichnamigem Kurzfilm von 2017, ist arg vorhersehbar und minimalistisch. Letztendlich handelt es sich um eine Vier-Personen-Stück.
„Baghead“ ist ein okayer Grusler für den sehr hungrigen Genrefan. Mehr nicht.
Wirklich ärgerlich ist „The Queen Mary“. Gary Shores neuer Horrorfilm spielt auf dem titelgebenden Luxus-Ozeandampfer, der 1936 in Betrieb ging und seit seiner Ausmusterung 1967 als Hotelschiff und Attraktion für Horrorfans im Hafen von Long Beach liegt. Denn auf dem Schiff starben fast fünfzig Menschen auf unnatürliche Art. Schnell hieß es, das Schiff sei verflucht. Seemannsgarn und die blühende Fantasie von Horrorfans erledigten den Rest.
Jetzt will eine Autorin den Eigentümern der „Queen Mary“ einen neuen Weg vorstellen, um das Schiff und seine Geschichte für ein jüngeres Publikum interessant zu gestalten. Während sie ihr Projekt pitcht, sehen sich ihr Mann und ihr Sohn auf dem riesigen Schiff um. Ab diesem Moment springt die Filmgeschichte zwischen unheimlichen Ereignissen in der Gegenwart und unheimlichen Ereignissen in der Vergangenheit, vor allem der blutigen Halloweennacht von 1938, hin und her. Die unheimlichen Ereignisse haben möglicherweise etwas miteinander zu tun. Oder auch nicht. Und es gibt immer wieder, mal mehr, mal weniger präzise Andeutungen auf künftige schreckliche, meist tödliche Ereignisse.
Weil es Gary Shore („Dracula untold“) nie gelingt, daraus eine kohärente Geschichte zu erzählen, ist „The Queen Mary“ das filmische Äquivalent zu einer Geisterbahnfahrt. Es gibt einige Schocks und Überraschungen, aber keine Geschichte. Es gibt auch keine Hauptfigur oder ein Thema, das die einzelnen furchtbaren Ereignisse auf dem Schiff, miteinander verbindet. Es sind nur Bilder, Motive, Szenen und Stimmungen, die teils an andere Filme erinnern. So kam für mich teilweise ein „Twin Peaks“- und „Shining“-Feeling auf. Daraus ergibt sich aber nie eine die Teile auch nur halbwegs sinnvoll miteinander verbindende Vision oder Geschichte, die mehr sein könnte als der mit einer Meta-Ebene angereicherte, illustrierte Verkauspitch der Autorin; – wobei das auch eine Interpretation ist, die nicht unbedingt stimmen muss.
Unbestritten hat Shore das gut inszeniert – und genau das macht „The Queen Mary“ zu einem ärgerlichen Film. Denn es hätte mit einem guten Drehbuch ein guter Horrorfilm werden können. So ist es nur eine beliebige Ansammlung von Horror-Topoi. Eine Geisterbahnfahrt für anspruchslose Gemüter.
2021 werden einige alte Filmrollen gefunden. Es wird vermutet, dass sie in den frühen vierziger Jahren, also während des Zweiten Weltkriegs, entstanden. Und sie zeigen Unglaubliches.
Andrew Legge erzählt erzählt in seinem beeindruckendem Spielfilmdebüt „Lola“, anhand der gefundenen Filmrollen, wie die beiden Schwester Thom und Mars Hanbury 1941 in London eine Maschine entwickeln, die sie LOLA nennen, und mit der sie das Fernsehprogramm der Zukunft sehen können. Sie hören dabei auch Musik, die es noch nicht gibt – und die sie, umarrangiert, in ihrer Gegenwart anderen Menschen präsentieren. Sie entdecken auch David Bowie, der „Space Oddity“ singt – und sie verlieben sich sofort in ihn.
Gleichzeitig greifen sie in das Kriegsgeschehen ein. Sie warnen die Bevölkerung vor deutschen Bombenabwürfen. So retten sie unzählige Leben und werden, auch wenn niemand sie kennt, zu Volkshelden.
Dass die beiden gegensätzlichen Schwestern mit ihren Eingriffen in das Kriegsgeschehen den Verlauf des Krieges und die Zukunft verändern, begreifen sie, als eines Tages David Bowie nicht mehr da ist.
Aber sie wollen nicht – ein Wunsch, den jeder Musikfan nachvollziehen kann – ohne David Bowie leben.
Legge inszenierte „Lola“ mit einem Minibudget, das er locker mit seiner dichten und stilbewussten Inszenierung, seinen Ideen und den damit verbundenen Fragen ausgleicht. So sind fast alle Bilder Found-Footage-Bilder, in denen es immer einen Grund für die Anwesenheit der Kamera geben muss. Das verändert den Aufbau jeder Szene und auch die Art des Erzählens. Gleichzeitig bearbeitet er, damit sie zur Geschichte passen, die Fernsehbilder, die die beiden Schwestern sehen und die sich immer stärker von der uns bekannten Wirklichkeit unterscheiden.
Die Idee mit den Bildern aus der Zukunft führt dazu, dass die Geschwister Thom und Mars und später auch Lieutenant Sebastian Holloway während des Zweiten Weltkriegs in einem einsam gelegenem Landhaus ein Leben führen, das eher in die freizügigen siebziger Jahre gehört. Holloway wurde, nachdem er sie entdeckt hat, ihr Verbindungsglied zum Militär. Das Militär würde LOLA gerne umfangreicher einsetzten als Thom und Mars möchten.
Gleichzeitig verändern ihre zunächst naiven Spielereien mit dem Wissen aus der Zukunft die Zukunft. Das hätte ihnen jeder, der auch nur einen Zeitreiseroman gelesen hat, sagen können. Trotzdem stellt sich die Frage, ob man eingreifen muss, um ein Unglück zu verhindern. Auch wenn dadurch – vielleicht – David Bowie und einige andere einflussreiche Künstler nie geboren werden.
Für Science-Fiction-Fans ist „Lola“ ein Pflichttermin. Fans von Filmen wie David Lynchs „Eraserhead“, Darren Aronofskys „Pi“ und Christoper Nolans „Following“ dürften ebenfalls begeistert sein.
Lola(Lola, Irland/Großbritannien 2022)
Regie: Andrew Legge
Drehbuch: Andrew Legge, Angeli Macfarlane
(nach einer Geschichte von Andrew Legge, Henrietta Ashworth und Jessica Ashworth)
mit Emma Appleton, Stefanie Martini, Rory Fleck Byrne
Vor „mother!“ drehte Darren Aronofsky seine Version der Geschichte von Noah – als erschreckend langweiliges Bibelepos mit „Transformers“-artigen Steinmonstern.
mit Russell Crowe, Jennifer Connelly, Ray Winstone, Emma Watson, Sir Anthony Hopkins, Logan Lerman, Douglas Booth und – im Original – den Stimmen von Frank Langella, Mark Margolis und Nick Nolte
Während Rapid Eye Movies sich für seine monatliche „Zeitlos“-Reihe durch die unbekannteren Gefilde des asiatischen Kinos wühlt, kann Studiocanal/Arthaus für seine ebenfalls monatliche „Best of Cinema“-Reihe in seinem reichhaltigen Fundus zwischen Mainstream, Arthaus und allem, was dazwischen liegt und uns in den vergangenen Jahrzehnten schöne Kinoabende bescherte, wühlen.
Für den Januar, genaugenommen am Dienstag, den 2. Januar 2024, gibt es Christophe Gans‘ „Pakt der Wölfe“ im Director’s Cut in der 4K-Restaurierung, die 2022 in Cannes uraufgeführt wurde. Danach erschien sie auf DVD/Blu-ray und wird jetzt erstmals in unseren Kinos gezeigt.
1767 tötet in der südfranzösischen Provinz ein unbekanntes Tier Menschen. Der König schickt Grégoire de Fronsac (Samuel Le Bihan) in die Provinz, in der der Adel und die Kirche eine geschlossne Trutzburg gegen die Moderne und die sich andeutende Französische Revolution sind.
De Fronsac soll das Monster gefangen nehmen und zum Hof des Königs bringen. Während die Einheimischen glauben, dass ein Wolf die Menschen tötet, glaubt de Fronsac nicht daran.
De Fronsac ist ein Abenteurer, Frauenheld und Wissenschaftler, der an die modernen Methoden der Wissenschaft glaubt. Er ist eine Mischung aus Alexander von Humboldt, Constable Ichabod Crane (Johnny Depp) aus „Sleepy Hollow“ und Sherlock Holmes. Begleitet wird er von Mani (Mark Dacascos), einem schweigsamen Indianer mit Kung-Fu-Kenntnissen, die er an renitenten Einheimischen ausprobiert. Danach liegen sie im Matsch. Außerdem ist de Fronsacs Blutsbruder ein begnadeter Fährtenleser und Fallensteller.
Christophe Gans und Stéphane Cabel haben eine vollkommen krude Geschichte erfunden, die sie mit dem heiligen Ernst und Pathos einer wahren historischen Chronik erzählen. Das beginnt damit, dass der Aristokrat Thomas d’Apcher, der de Fronsac und Mani bei der Jagd nach der Bestie half, zwanzig Jahre später seine Erinnerungen (vulgo die Filmgeschichte) aufschreibt, während vor seiner Haustür die Fackelträger der Französischen Revolution warten, und endet mit dem Wissen, dass die Filmgeschichte von wahren Ereignissen inspiriert ist – Von 1764 bis 1767 tötete die ‚Bestie von Gévaudan‘ in der südfranzösischen Provinz über hundert Menschen. Die Bestie wurde nie gefunden. – und etliche Filmfiguren, für Historiker mehr oder weniger einfach erkennbar, auf historisch verbürgten Persönlichkeiten beruhen.
Dazwischen gibt es ein Gebräu aus Sex (in ungefähr jeder denkbaren Konstellation), Gewalt (dito), einem Kung-Fu-Indianer und einem schrecklich aussehendem Monster, das es nur auf Frauen und Kinder abgesehen hat. Jedenfalls normalerweise. Das beansprucht nie die Glaubwürdigkeit eines auch nur halbwegs historisch verbürgten, auf wahren Ereignissen basierenden Spielfilms, sondern von Anfang an die Glaubwürdigkeit einer Fantasy-Geschichte, die bei Christophe Gans nicht in Richtung Horror, sondern in Richtung Action (und Sex und Gewalt) abbiegt und sich dabei wenig um so etwas wie stilistische Geschlossenheit kümmert.
Mit dem richtigen Mindset ist seine Schauermär ein großartiger, abstrus-absurder Spaß.
Das sahen auch damalige Kritiker so:
„satte 143 Minuten fulminanten Mummenschanz in einer im besten Sinne des Wortes fantastischen Mischung aus Historienfilm, Actionreißer, Verschwörungsdrama, Western und Gruselklamotte.“ (Zitty 17/2001)
„opulente Rätselmär (…) Ein surrealistischer Kostümfilm mit rasanten Martial-Arts-Einlagen, ein Monstermärchen mit Anleihen aus Western und Eastern.“ (tip 4/2002)
„unbekümmert-dreisten Mischung aus ‚Im Namen der Rose‘ und ‚Fantomas‘, Jean-Jacques Rosseau und James Bond, aus Esoterik und Erotik entzieht sich der Film allen Kategorien seriöser Bewertung. Die Plotkonstruktion ist (…) kompletter Unsinn.“ (Claus Löser, Berliner Zeitung 14. 2. 2002)
„vor allem in der optischen Gestaltung aufwändige, düstere und weitgehend spannende Mischung aus Fantasy-, Horror- und Kriminalfilm im Gewand eines Mantel- und Degenabenteuers.“ (Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2002)
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„Pakt der Wölfe“ läuft am Dienstag, den 2. Januar 2024, im Rahmen der „Best of Cinema“-Reihe im Kino. Spätere Vorstellungen sind möglich, aber selten.
Pakt der Wölfe – Director’s Cut (Le Pacte des loups, Frankreich 2001)
Regie: Christophe Gans
Drehbuch: Stéphane Cabel, Christophe Gans
mit Samuel Le Bihan, Vincent Cassel, Émilie Dequenne, Monica Bellucci, Jérémie Renier, Mark Dacascos, Jean Yanne, Jacques Perrin, Bernard Fresson
Eine Frau lebt mit ihrem älteren Mann, einem Dichter, in einem einsam gelegenem Haus. Eines Tages klopft ein Fremder an die Tür. In den kommenden Tagen klopfen weitere Fremde an.
TV-Premiere – überfällig und leider zu mitternächtlicher Stunde versteckt bei einem Minisender. Arte hilf!
Grandios inszenierter, top besetzter, köstlich interpretationsoffener Horrorfilm.
mit Jennifer Lawrence, Javier Bardem, Michelle Pfeiffer, Ed Harris, Domhnall Gleeson, Brian Gleeson, Kristen Wiig, Stephen McHattie, Laurence Leboeuf, Sarah-Jeanne Labrosse
The Wolf of Wall Street (The Wolf of Wall Street, USA 2013)
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Terence Winter
LV: Jordan Belfort: The Wolf of Wall Street, 2007 (Der Wolf der Wall Street)
An seinem ersten Arbeitstag an der Wall Street crasht die Börse. Also zieht der nun arbeitslose, selbsternannte „Wolf of Wall Street“ Jordan Belfort 1987 eine Straße weiter und mit dem Verkauf von Pennystocks verdient er ein Vermögen.
Knapp gesagt: „GoodFellas“ und „Casino“ in der Finanzwelt, niemals langweilig und grandios von Martin Scorsese inszeniert.
Die Karte meiner Träume(The young and prodigious T. S. Spivet, Frankreich/Kanada 2013)
Regie: Jean-Pierre Jeunet
Drehbuch: Jean-Pierre Jeunet, Guillaume Laurant
LV: Reif Larsen: The Selected Works of T. S. Spivet, 2009 (Die Karte meiner Träume)
TV-Premiere – schon lange überfällig und wahrscheinlich kann niemand erklären, warum es zehn Jahre dauerte, bis dieses Märchen von Jean-Pierre Jeunet („Die fabelhafte Welt der Amélie“) im Fernsehen gezeigt wird.
Es geht um den zehnjährigen höchstbegabten T. S. Pivet, der in Montana mit seiner herzig-schrulligen Familie auf einer einsam gelegenen Farm lebt. Als er vom Smithosian-Institut einen Preis für eine seiner Erfindungen erhalten soll, macht der Junge sich allein auf den Weg nach Washington.
Wundervoll warmherziger, humorvoller und bezaubernder Film für Kinder jeden Alters.
Kein Weihnachtskrawall, kein Weihnachtskitsch, sondern
Arte, 20.15
Der Schneeleopard (La Panthère des Neiges, Frankreich 2021)
Reige: Marie Amiguet, Vincent Munier
Drehbuch: Marie Amiguet, Vincent Munier
TV-Premiere. Tierfotograf Vincent Munier will einen der letzten Schneeleoparden in der freien Natur fotografieren. Das Tier gehört zu den gefährdeten Arten und das Gebiet, in dem Munier nach ihm sucht, das tibetische Hochland, ist riesig, karg und menschenleer. Dieses Mal wird er von der Reiseschriftstellerin Sylvain Tesson (die ein Buch über diese Reise schrieb) und einem kleinen Kamerateam begleitet. Entstanden ist, auch dank der Musik von Nick Cave und Warren Ellis, eine meditative Doku.
Die Überschrift stimmt. Auch der zwölfte Film der verdienstvollen monatlichen „Zeitlos“-Reise von Rapyid Eye Movies, in der sie mehr oder weniger obskure, meist aus Asien kommende Filme, die bei uns oft zu wenig oder überhaupt nicht beachtet wurden, ist eine Kino-Premiere. Dabei ist „A Touch of Zen“, auch bekannt unter dem TV-Titel „Ein Hauch von Zen“, ein breit anerkannter und bekannter Klassiker des Wuxia-Films und des asiatischen Kinos. Obskur ist hier höchstens, dass King Hus Film, nachdem er 1975 erfolgreich in Cannes und 1979 auf der Berlinale in der Informationsschau in einer ausvekauften Vorstellung lief, seine reguläre Deutschlandpremiere erst am 1. Mai 1982 im ZDF hatte. Schon damals schrieb der Fischer Film Almanach über „dieses Meisterwerk des Actionfilms“, „dass der Bildschirm lediglich eine Vorstellung der Handlung und des Stils vermitteln kann, die Schönheit der farbigen Scopebilder und der aus ihnen erwachsenden Emotionen beim Zuschauen kann das Fernsehen nun einmal nicht transportieren“.
Das kann jetzt – auch wenn in den meisten Wohnungen die TV-Bildschirme inzwischen viel größer als vor vierzig Jahren sind – nachgeholt werden.
„A Touch of Zen“ ist deswegen eine Entdeckung für die Kinoleinwand – und King Hu inszenierte den Film mit seinen oft (alp)traumhaften Bildern auch für die große Leinwand.
Die Geschichte ist denkbar einfach, wird aber verschachtelt erzählt und beschränkt sich nicht auf die reine, mit Action aufgeplusterten Geschichte einer blutigen Intrige.
Während der Ming-Dynastie versteckt Yang sich in der Provinz in einem verlassenem Herrenhaus. Ihr Vater, ein ehrenhafter Offizier, wurde von dem mächtigen Eunuchen Wei ermordet. Wei will auch sie töten. Der junge, etwas naive Gelehrte und Maler Gu, der sich in Yang verliebt, wird in den Kampf hineingezogen.
Die Schilderung des Dorflebens und der sich entwickelnden Beziehung zwischen Gu, der meist der humoristische Sidekick ist, und Yang, der begnadeten Kämpferin, nimmt fast die gesamte erste Stunde des Films ein. Erst danach kommt es zu dem ersten Kampf. Etwas später, ungefähr in der Filmmitte, folgt dann die heute immer noch legendäre Kampfszene im Bambuswald. Die darauf folgenden Kampfszenen sind nicht weniger spektakulär in ihrer Verneinung der Gesetze der Schwerkraft. Und, das wird immer wieder gerne vergessen, damals musste alles direkt vor der Kamera gemacht werden. Die heute vorhandenen Möglichkeiten einer nachträglichen Bearbeitung von Bildern gab es noch nicht.
King Hu inszenierte vor diesem dreistündigem Epos den ebenfalls für die Entwicklung des Wuxia-Films wichtigen Film „Dragon inn“. Der lief letzte Monat in der „Zeitlos“-Reihe. Und kann immer noch in einigen Kinos genossen werden.
A Touch of Zen(Hsia Nu, Taiwan 1971)
Regie: King Hu
Drehbuch: King Hu
LV: Pu Songling: Xianü (Kurzgeschichte, enthalten in ‚Seltsame Geschichten aus einem Gelehrtenzimmer‘, 1679/1707 [eine Sammlung von 431 Erzählungen)
Gangs of New York (Gangs of New York, USA/Deutschland/Italien/Großbritannien/Niedeland 2002)
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Jay Cocks, Kenneth Lonergan, Steven Zaillian
LV: Herbert Asbury: The Gangs of New York, 1928 (Die Gangs von New York – Eine Geschichte der Unterwelt)
Amsterdam Vallon will den Mörder seines Vaters, den Gangsterboss William Cutting (Bill, the Butcher), töten.
Ausgehend von dieser dürftigen Geschichte entfaltet Martin Scorsese ein atemberaubendes Porträt vom Überlebenskampf, der Verflechtung zwischen Politik und Verbrechen, den Bandenkriegen und den Kämpfen zwischen den verschiedenen Ethnien in Five Points, den Slums von New York, in den Jahren zwischen 1846 bis 1863.
„Gangs of New York ist ein solches Drama der Endzeit einer Herrschaft, in der sich eine gesellschaftliche und familiäre Ordnung durch ihre eigenen Gesetze zerstört, und durch eine Rebellion der Methoden. Eine große Tragödie also, oder eine melancholische Farce; aber wieder projiziert sie Scorsese auf ein eher materialistisch dokumentiertes Stück Zeitgeschichte, mehrere Erzählweisen begegnen einander und werden umso deutlicher, je mehr sie sich zu widersprechen beginnen…Wie die meisten der (auch vom Aufwand her) großen Filme von Martin Scorsese erzählt auch Gangs of New York zunächst eine überaus einfache Geschichte, deren Bedeutung, deren eigentliches Leben sich erst in den Bildern offenbart…Gangs of New York ist auch ein großer Film übers Film-Erzählen.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)
Mit Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis, Cameron Diaz, Liam Neeson, Brendan Gleeson
Auch wer nicht weiß, dass Zack Snyder ursprünglich die Idee für seinen neuen Film Lucasfilm als neuen „Star Wars“-Film vorschlug, denkt schon in den ersten Minuten von „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ an „Krieg der Sterne“. Es gibt zwar keinen Lauftext (das wäre dann doch zu viel Kopie), sondern – im Original – einen Erzähler, der mit majestätisch-pompöser Stimme die Ereignisse, die vor dem Beginn des Films in dieser weit, weit entfernten Galaxie stattfanden, deklamiert. Es geht um eine Diktatur, Rebellen und eine Kriegerin, die auf dem Mond Veldt am Rand der Galaxie untergetaucht ist. Dort führt Kora (Sofia Boutella) ein unauffälliges Leben. Sie knüpft freundschaftliche Beziehungen zu den Einheimischen, die Viehzucht und Ackerbau noch wie im Mittelalter betreiben. Eines Tages besucht Admiral Atticus Noble (Ed Skrein) sie. Er verlangt für die von ihm repräsentierte Mutterwelt einen großen Teil ihrer Ernte.
Als einige seiner Männer eine Einheimische vergewaltigen wollen, mischt Kora sich ein. Danach sind die Soldaten tot – und Kora muss verschwinden. Denn Nobles Männer werden sie töten wollen und sich danach an den auf Veldt lebenden Bauern rächen. Sie muss den Kampf gegen Noble, seine Soldaten und die gesamte Mutterwelt beginnen. Weil sie allein keine Chance hat, den Kampf zu gewinnen, braucht sie einige tapfere Kampfgefährten. Die Bauern sind dafür nicht geeignet. Vom Kämpfen und Töten haben sie keine Ahnung.
Zusammen mit Gunnar (Michiel Huisman), einem friedfertigen Veldt-Bauern, will sie eine kleine Gruppe auf verschiedenen Planeten lebender desertierter Krieger, die über besondere Fähigkeiten verfügen, zusammenstellen. Diese sieben Samurai – nein, falscher Film. Denn auf ’sieben‘ kommt Kora nie. Mal sind es mehr, mal weniger, aber letztendlich bedient Zack Snyder sich hier schamlos an Akira Kurosawas Klassiker und verpflanzt ihn in eine „Krieg der Sterne“-Welt. Das tut er auf die denkbar einfachste Art und Weise. Jeder neue Gefährte von Kora erhält seinen Auftritt und schließt sich ohne weitere Diskussion Koras Truppe an.
Am Ende gibt es eine große Schlacht mit dem Bösewicht, die dem Film einen Abschluss verschafft. Damit hat man, auch wenn man sich in einem halben Jahr den zweiten Teil nicht ansieht, immerhin einen Film mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende gesehen. Einen Cliffhanger für den nächsten „Rebel Moon“-Film gibt es selbstverständlich auch. Schließlich steht schon im Titel, dass es sich hier um einen ersten Teil handelt. Der zweite Teil heißt „Die Narbenmacherin“ (The Scargiver). In den USA soll er am 12. April 2024, in Deutschland am 19. April 2024 veröffentlicht werden. In Interviews hat Zack Snyder schon zwei bis vier weitere Teile angekündigt. Der Mann hat also wieder einmal große Pläne.
Ob er sie ausführen darf, liegt an Netflix und der Qualität des zweiten Teils. Der müsste allerdings, falls Netflix sich bei seinen Entscheidungen von irgendwelchen künstlerischen Erwägungen leiten lässt, erheblich besser sein. Der Auftakt ist nämlich bestenfalls ein zu lang geratener, äußerst teurer Pilotfilm für eine altmodische TV-Science-Fiction-Serie. Nur dass Zack Snyder mit gut 170 Millionen US-Dollar für die beiden ersten „Rebel Moon“-Filme ein deutlich höheres Budget hatte.
Die Inszenierung ist so, wie wir sie aus früheren Zack-Snyder-Filmen kennen. Wer also mit den Bildern von „300“, „Sucker Punch“ „Batman v Superman: Dawn of Justice“ und „Justice League“ etwas anfangen konnte, wird „Rebel Moon“ mögen.
Die Spezialeffekte sind für den kleinen Bildschirm sicher okay. Für einen Kinoeinsatz, den der Science-Fiction-Abenteuerfilm aktuell in den USA für einige Tage hat (auch ich konnte den Film im Kino auf einer großen Leinwand sehen), sind sie dann doch zu schlampig gemacht. Die Kampfszenen sind so hektisch geschnitten, dass die Abläufe nur noch erahnbar sind. Es kracht und rummst und am Ende hat der Held alle anderen auf mythische Weise besiegt.
Für die Schauspieler gibt es wenig zu tun. Sofia Boutella, die titelgebende Heldin, verschwindet gerade am Anfang für längere Zeit aus dem Film. Wenn sie später auf verschiedenen Planeten ihre Samurai zusammensucht, steht sie auch eher tatenlos herum. Schließlich wird in dem Moment ja der nächste Kampfgefährte vorgestellt. Vielleicht gewinnt sie im zweiten Teil mehr Profil. Djimon Hounsou, der im Abspann an zweiter Stelle genannt wird, hat hier nur eine Minirolle, die ein besserer Cameo ist. Das ändert sich vielleicht im zweiten Teil. Die anderen von Koras Kampfgefährten gewinnen, auch wenn es sich um bekannte Schauspieler handelt, ebenfalls wenig Profil. Das Drehbuch gibt ihnen einfach nicht genug Material. Immerhin hatte Ed Skrein, der den Bösewicht Noble spielt, seinen Spaß als böser Klischeebösewicht, der in Nazi-Uniform sofort als Bösewicht erkennbar ist. Gleiches gilt für seine Männer. In der Originalfassung reden sie manchmal, wenn sie besonders gemeine Dinge tun, Afrikaans; die Sprache der Buren, der weißen Südafrikaner, die in Südafrika einen Apartheidsstaat einrichteten. Das ist ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl. Noble, seine primitiven Soldaten und die Mutterwelt sind das ultimative Böse. Space Nazis eben.
Die gesamte Story bewegt sich humorfrei auf diesem plakativ einfachen Niveau, das auch Zehnjährige niemals überfordert, wenn der Reihe nach Personen vorgestellt werden und sie ihren Auftritt haben.
„Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ wirkt immer wie ein überlanger Pilotfilm für eine altmodische Science-Fiction-TV-Serie. Deshalb hat er auf Netflix eine passende Heimat gefunden. Da kann man sich den Film angucken und nebenbei mit seinen Kumpels darüber ablästern oder über andere Dinge, wie die erhaltenen Weihnachtsgeschenke, reden.
Trotzdem fand ich das billige „Krieg der Sterne“-Rip-Off, mit reduzierten Erwartungen, als sehr einfach gestrickte, aus der Zeit gefallene Space-Opera, die sattsam bekannte Versatzstücke ohne einen Funken Originalität wiederverwendet, unterhaltsam. Immerhin passiert ständig etwas und die Bilder sehen gut, aber auch seelenlos aus.
Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers (Rebel Moon – Part One: A Child of Fire, USA 2023)
Regie: Zack Snyder
Drehbuch: Kurt Johnstad, Zack Snyder, Shay Hatten (nach einer Idee von Zack Snyder)
mit Sofia Boutella, Djimon Hounsou, Ed Skrein, Michiel Huisman, Doona Bae, Ray Fisher, Charlie Hunnam, Anthony Hopkins (nur Stimme im Original), Staz Nair, Fra Fee, Cary Elwes, Corey Stoll
Länge: 135 Minuten (der Abspann ist verdammt lang)
SchleFaZ: Hard Ticket to Hawaii(Hard Ticket to Hawaii, USA 1987)
Regie: Andy Sidaris
Drehbuch: Andy Sidaris
Nachdem Tele 5 vor einigen Wochen überraschend das Ende von SchleFaZ (Die schlechtesten Filme aller Zeiten), der erfolgreichen Lästershow von Oliver Kalkofe und Peter Rütten über schlechte Filme, verkündete, gibt es heute bei Tele 5 die letzte SchleFaZ-Sendung. Im Frühling gehen Kalkofe und Rütten auf Tour und vielleicht findet sich auch ein anderer Sender. Denn die Quoten und die Bekanntheit des Formats waren gut, aber der Sender hat inzwischen eine andere Ausrichtung.
Zum Finale ist „Hard Ticket to Hawaii“, anscheinend eine TV-Premiere, auf der Schlachtbank. In dem Film sollen zwei Geheimagentinnen ein Drogenkartell zerschlagen. Das Hauptquartier des Drogengangster Seth Romero ist auf einer Insel.
Die damalige Kritik urteilte: „Eine mit zahlreichen Brutalitäten und Sexeinlagen garnierte, konfuse Agentenstory.“ (Fischer Film Almanach 1988)
„primitiven Agentenfilms (…) der sich in der Ausbreitung aller möglichen und unmöglichen Tötungsarten gefällt. – Wir raten ab.“ (Lexikon des internationalen Films)
Das klingt doch nach einer unbedingten Empfehlung für das Format.
Unter Trash-Fans genießt „Hard Ticket to Hawaii“ inzwischen Kultstatus. Warum erzählen die Gastgeber vor, während und nach dem Werk. Aber der Trailer gibt schon einige bombige Hinweise.
Es kann sein, dass Tele 5 eine gekürzte Fassung des Films zeigt. Der ehemalige Index-Film (von 1988 bis 2013) hat aktuell eine FSK-18-Freigabe.
mit Ronn Moss, Dona Speir, Hope Marie Carlton, Harold Diamond