Colter Stevens versucht einen Anschlag auf einen fahrenden Zug zu verhindern. Nach acht Minuten ist er tot. Danach wird er wieder wach im Zug und er hat wieder acht Minuten Zeit, den Attentäter zu finden.
Die Prämisse ist eine äußerst fiese Abwandlung des Murmeltier-Tags. Das Ergebnis ist ein äußerst spannender, um nicht zu sagen bombiger Thriller.
Auf die Internationale Raumstation ISS bringt eine Forschungssonde einen außerirdischen Organismus. Der entpuppt sich nicht als putzig-harmlos, sondern sehr tödlich für die Besatzung der Raumstation.
Ziemlich spannende „Alien“-Variante: Gut gespielt, gut getrickst und gut erzählt.
LV: Robert Graysmith: Zodiac, 1976 (Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers)
Finchers epische, detailversessene Verfilmung über die Jagd nach dem Zodiac-Killer, der auch als Inspiration für den Killer im ersten „Dirty Harry“-Film diente. Der Zodiac-Killer versetzte in den späten Sechzigern die Bevölkerung in und um San Francisco in Angst und Schrecken. Dazu trugen neben seinen Taten und dem ausbleibenden Fahndungserfolg der Polizei auch seine verschlüsselten Briefe an die Öffentlichkeit bei. Bis heute ist seine Identität unklar.
Vanderbilts Drehbuch war für den Edgar den Preis der Writers Guild of America nominiert.
Mit Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Anthony Edwards, Robert Downey jr., Brian Cox, Cloe Sevigny, Elias Koteas, Dermot Mulroney, John Carroll Lynch, John Getz, Philip Baker Hall
Avalonia ist ein von unglaublich hohen Bergen umgebenes Fantasieland, das es so nur in alten Hollywood- und Disney-Filmen gibt. Der allgemeine Wohlstand basiert auf einer Entdeckung, die Searcher Clade vor 25 Jahren bei einer Expedition durch den Berg machte.
Damals leitete sein Vater Jaeger Clade, ein wilder Haudegen, ein bärtiger, fröhlicher, trinkfreudiger Entdecker der alten Schule, eine Expedition durch den Berg. Sie wollten wissen, was auf der anderen Seite des Gebirges ist und sie wollten etwas entdecken, das Avalonia Wohlstand verschaffen würde. Searcher entdeckte bei dieser Expedition eine im Eis blühende Pflanze.
Diese Pflanzen, Pando genannt, wurden für das Land eine niemals versiegende Energiequelle, die ihm einen entscheidenden Entwicklungsschub verpasste. Während sie vorher im Mittelalter lebten, leben sie jetzt in einer friedlichen Zukunft, die die Natur nicht ausbeutet.
Aber jetzt verfaulen die Pandos in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Wenn sie den Grund dafür nicht herausfinden, hat Avalonia in wenigen Wochen keine Energie mehr und fällt wieder zurück ins Mittelalter. Um das zu verhindern, wird eine Expedition losgeschickt. Angeführt wird sie von Callisto Mal, der Präsidentin von Avalonia. Dabei ist Searcher, der im Gegensatz zu seinem Vater kein die Welt bereisender Entdecker, sondern ein biederer Familienvater, Farmer und Forscher ist. Aber er hat damals die Quelle des Wohlstands für das Land gefunden und etwas ähnliches könnte ihm jetzt wieder gelingen.
Als blinde Passagiere haben sich sein Sohn, der sechzehnjährige Ethan, seine Frau Meridian, eine begnadete Pilotin, und ihr dreibeiniger Haushund Legend in das Luftschiff eingeschlichen.
Gemeinsam fliegen sie in den Berg und in ein in Richtung Erdmitte führendes Loch, das sie zu dem Ursprung des Pando führen soll.
In dem Loch entdecken sie eine ebenso wunderbare wie gefährliche Welt. Und sie treffen auf Jaeger Clade.
„Strange World“ ist ein Disney-Trickfilm, der an klassische Abenteuergeschichten, wie Sir Arthur Conan Doyles „Die vergessene Welt“ (The Lost World), später entstandene Pulp-Abenteuergeschichten, Hollywood-Abenteuerfilme und Serials, die davon inspirierten Indiana-Jones-Geschichten und, zuletzt, die beiden „Jumanji“-Filme, anknüpft. Auch Don Hall und Qui Nguyen schicken eine Gruppe Menschen auf eine gefährliche Reise. Sie erzählen ihre Geschichte vor allem für ein kindliches Publikum. Für die Eltern, die ihre Kinder begleiten müssen, gibt es auch einiges zu entdecken. Das liegt an der Aufsplittung der Geschichte auf mehrere Hauptpersonen. Denn jedes Mitglied der Familie Clade hat viel Screentime, in der es seine eigenen Abenteuer erlebt. Es wird auch ausführlich auf ihre Problemen und ihren Beziehungen zueinander eingegangen.
Die zentrale Rolle hat Searcher Clade. Er ist nicht nur der Held wider Willen, sondern er muss sich auch um seine Beziehung zu seinem Sohn und zu seinem wieder aufgetauchtem Vater kümmern.
Sein Sohn Ethan fragt sich noch, welchen Lebensweg er gehen soll, also ob er sich eher an seinem Vater oder seinem Großvater orientieren soll, und wie er seiner großen Liebe seine Gefühle gestehen soll.
Und dann kommen noch Jaeger Clade, der die Beziehung zu seinem Sohn überdenken muss, und Meridian hinzu.
Insgesamt ist der Film äußerst divers besetzt und Ethan ist in einen anderen Jungen verliebt. So bietet der Film für jede Gruppe mindestens eine Identifikationsfigur an. Das befriedigt dann die Ansprüche von verschiedenen Gruppen auf eine Repräsentation. Als Film funktoniert dieses Prinzip hier nur eingeschränkt. Denn die Macher schicken jetzt nicht mehr eine Person auf eine abenteuerliche Reise, sondern ein ganzes Ensemble, das gleichzeitig an verschiedenen Orten Abenteuer erlebt. Das führt dazu, dass jede Figur immer wieder lange aus der Geschichte verschwindet und dass es unklar ist, wer die Hauptperson des Films ist.
Ein großes Problem ist die unvermittelte und nicht überzeugende Überraschung im dritten Akt, die, nun, soviel kann gesagt werden, etwas mit Pandos Krankheit zu tun hat. In diesem Moment zeigt sich wieder, dass „Strange World“ kein Pixar-, sondern ein Disney-Film ist, der viel von seinem Potential zugunsten einer episodischen Abenteuergeschichte verschenkt.
Als Kind hätte mich das wahrscheinlich nicht gestört. Schließlich erleben die sympathischen Clades viele gefährliche Abenteuer, es gibt kindgerechten Humor, seltsame Pflanzen und Tiere und eine insgesamt seltsame Welt. Die Familienprobleme und Searcher Clades Selbstzweifel hätte ich dann als Pausen zwischen den Abenteuern ertragen.
Strange World (Strange World, USA 2022)
Regie: Don Hall, Qui Nguyen
Drehbuch: Qui Nguyen
mit (im Original den Stimmen von) Jake Gyllenhaal, Dennis Quaid, Jaboukie Young-White, Gabrielle Union, Lucy Liu, Alan Tudyk
Colter Stevens versucht einen Anschlag auf einen fahrenden Zug zu verhindern. Nach acht Minuten ist er tot. Danach wird er wieder wach im Zug und er hat wieder acht Minuten Zeit, den Attentäter zu finden.
Die Prämisse ist eine äußerst fiese Abwandlung des Murmeltier-Tags. Das Ergebnis ist ein äußerst spannender, um nicht zu sagen bombiger Thriller.
LV: Austin Wright: Tony & Susan, 1993 (Tony & Susan) (manchmal auch „Tony and Susan“ bzw. „Tony und Susan“, US-Neuausgabe unter „Nocturnal Animals“)
Die erfolgreiche Kunsthändlerin Susan erhält ein unveröffentlichtes Roman-Manuskript ihres Ex-Mannes Edward, zu dem sie seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr hat. Sie beginnt den Roman zu lesen und, während der Film zwischen Susans Leben und dem Roman hin und her springt, ahnen wir, dass Edward in seinem Kriminalroman ihre Beziehung verarbeitete.
„Nocturnal Animals“ ist ein Manufactum-Film, bei dem der Stil, die richtige Geste, die richtige Ausleuchtung und der äußere Schein wichtiger als der Inhalt ist. Alles ist höchst elegant, gut besetzt und in jeder Beziehung gut inszeniert (was ihn unbedingt sehenswert macht), aber auch immer eine Spur zu offensichtlich und zu eindeutig, um wirklich zu verunsichern oder emotional zu bewegen.
mit Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Michael Shannon, Aaron Taylor-Johnson, Isla Fisher, Karl Glusman, Armie Hammer, Laura Linney, Andreas Riseborough, Michael Sheen
Wer Angst davor hat, dass Hollywood seine Ideen klaut, sollte einen Blick auf „Ambulance“ werfen. Michael Bays Actionthriller ist ein Remake eines gleichnamigen dänischen Thrillers. Nach einem Banküberfall klauen zwei Brüder auf ihrer Flucht einen Krankenwagen. In dem Wagen befinden sich ein im Sterben liegender Herzpatient und eine Praktikantin. Das Interessante an dem Film ist, dass er ohne einen Schnitt gedreht wurde. In Bays Version folgt der erste von vielen Schnitt schon nach wenigen Sekunden. Die Story selbst wird von schlanken achtzig Minuten auf deutllich über zwei atemlose Stunden aufgeblasen. Die Ähnlichkeiten mit dem Original beschränken sich dabei auf die nicht so wahnsinnig originelle Grundidee, während der interessante Punkt des Originals konsequent ignoriert wird.
In der neuen Version stehen die Brüder Sharp im Mittelpunkt. Will (Yahya Abdul-Mateen II) braucht unbedingt Geld. Seine an Krebs erkrankte Frau könnte mit einer Operation gerettet werden. Die Krankenkasse will die Kosten nicht übernehmen. Also bittet Will seinen Bruder Danny (Jake Gyllenhaal) um Hilfe. Dieser nimmt ihn spontan mit zu einem Banküberfall, bei dem er 32 Millionen Dollar erbeuten will. Schon bei dem Überfall gibt es die ersten Probleme. Diese eskalieren schnell. Plötzlich sind überall schwerbewaffnete Polizisten. Alle schießen in der Bank, der Tiefgarage und auf offener Straße wild um sich. Danny und Will haben nur eine Möglichkeit, der Falle zu entkommen. Sie entführen einen Krankenwagen. In ihm liegt ein von ihnen angeschossener, in Lebensgefahr schwebender Polizist. Umsorgt wird er von der taffen Rettungssanitäterin Camille ‚Cam‘ Thompson (Eiza Gonzalez), deren Mission es ist, jede verletzte Person lebendig zur Notaufnahme zu bringen.
Und los geht die wilde Hatz durch Los Angeles, immer wieder mit Graffitis und einer fotogen untergehenden Sonne im Hintergrund. Verfolgt werden die beiden Brüder von einer Armada schießwütiger Polizisten, angeführt von dem harten SIS-Captain Tyler Monroe (Garret Dillahunt), und einem ebenso hartem FBI-Agenten, der uns darüber informiert, dass Danny kein gewöhnlicher Bankräuber, sondern ein Superduperbankräuber ist. FBI-Agent Anson Clark (Keir O’Donnell) weiß von 38 Banken, die Danny Sharp bis jetzt ausgeraubt hat. Das hätten wir angesichts des amateurhaft geplanten Bankraubs nie vermutet.
Michael Bay peppt die Story mit allem auf, was wir von einem Bay-Film erwarten: Waffen, Autos, Testosteron, sinnfrei im Bild herumhängende US-Flaggen, markige Sprüche; – wobei es hier kleine Variationen gibt. Denn zwischen all den schießwütigen Alpha-Männern, gibt es einen schwulen FBI-Agenten und eine ganz normal aussehende Analytikerin, die beide auch einige Einzeiler haben. Mit zunehmendem Alter scheint Bays Interesse an jungen vollbusigen Frauen, deren Reize er fotogen für pubertierende Teenager in Szene setzt, zu erlahmen. Es gibt ja noch Sportautos, Waffen, Hubschrauber und Sonnenuntergänge.
Und weil die Story von „Ambulance“ nur eine über zweistündige Verfolgungsjagd ist, ist der Baysche Exzess auf eine Sache fokussiert. Es ist allerdings auch ein Exzess, der nur immer mehr und immer lauter kennt. Wild kreist die Kamera, linksrum, rechtsrum, von oben, von unten, um Danny und Will, während Danny versucht, Will zu dem Bankraub zu überreden und ihn dabei gegen die Kamera umkreist. In der Bankfiliale rast die Kamera durch die riesige Bankhalle als müsse sie einen 100-Meter-Läufer überholen. Später stützt die Kamera zwischen Hochhäusern hinab, fliegt wieder hoch, dreht sich um die eigene Achse und rast wieder Richtung Straße. Dazwischen wird aus allen Rohren geballert und Autos, bevorzugt Polizeiautos, geschrottet. Denn bei der Verfolgungsjagd zählt für die Polizei nur ein Leben: das des im Krankenwagen liegenden schwerverletzten Kollegen. Wie viele Polizeiautos dabei schrottreif gefahren werden und wie viele Polizisten dabei sterben, ist egal.
Diese ganze überhitzte Aufregung kann allerdings nicht über das formelhafte und oft auch erschreckend unlogische Drehbuch hinwegtäuschen. Die Figuren handeln oft widersprüchlich, teils sogar idiotisch. Vor allem Danny Sharp agiert nie wie ein Profi-Bankräuber, sondern bestenfalls wie ein blutiger Amateur, der einfach intuitiv handelt.
Michael Bay und Drehbuchautor Chris Fedak (Erfinder der TV-Serien „Chuck“, „Deception“ und „Prodigal Son“) interessieren sich auch nicht für die in der Geschichte liegenden Themen. Vieles wird angesprochen oder angedeutet, aber nichts wird vertieft. Es hätte um das US-Gesundheitssystem gehen können, das einen ehrenwerten Mann und Kriegsveteranen dazu zwingt, zum Verbrecher zu werden. Es hätte um den US-Waffenkult gehen können, der eben die im Film gezeigte exzessive Gewalt ermöglicht. Es hätte um Freundschaft, brüderliche Bande, Familie, Männlichkeitsbilder, Verantwortung, Verrat, Ethos und Moral gehen können. Alles das wird in dem Actionthriller in einem Bild oder Halbsatz angesprochen, aber nie vertieft. Nach dem Abspann bleibt nichts zurück, über das es sich lohnt zu reden. Entsprechend leer fühlt sich „Ambulance“ schon während der wilden Hatz durch Los Angeles an.
Bay ist halt immer noch das aufmerksamkeitsgestörte Kind im Spielzeugladen, das begeistert alles ausprobiert und das sich nur für die glänzende Oberfläche und Bewegungsdynamiken interessiert. „Ambulance“ ist auf visueller, akustischer und auch schauspielerischer Ebene hoffnungslos überdrehter, sich nie für Nuancen interessierender B-Actionthriller.
Dabei, auch wenn das Drehbuch schlechter als bei Bays „Pain & Gain“ ist, hätte ein besserer Regisseur aus der Geschichte viel mehr machen können. Guy Ritchie („Cash Truck“), Nick Love („The Crime“), oder, wenn wir weiter zurück in die Vergangenheit gehen, Michael Mann (besonders „Heat“), Kathryn Bigelow, Walter Hill, John Frankenheimer, Don Siegel, John Boorman („Point Blank“) und Steven Spielberg („Sugarland Express“) fallen mir spontan ein.
Bei Bay überwiegt am Ende die Enttäuschung darüber, wie wenig er aus seiner Geschichte macht und wie viel Zeit er dafür benötigt. Auch wenn „Ambulance“ besser als seine „Transformers“-Filme ist.
Ambulance(Ambulance, USA 2022)
Regie: Michael Bay
Drehbuch: Chris Fedak (basierend auf dem 2005er Film „Ambulancen“ von Laurits Munch-Petersen und Lars Andreas Pedersen)
mit Jake Gyllenhaal, Yahya Abdul-Mateen II, Eiza González, Devan Long, Garret Dillahunt, Keir O’Donnell, Jackson White, Cedric Sanders, Colin Woodell, Olivia Stambouliah, A Martinez
LV: Robert Graysmith: Zodiac, 1976 (Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers)
Finchers epische, detailversessene Verfilmung über die Jagd nach dem Zodiac-Killer, der auch als Inspiration für den Killer im ersten „Dirty Harry“-Film diente. Der Zodiac-Killer versetzte in den späten Sechzigern die Bevölkerung in und um San Francisco in Angst und Schrecken. Dazu trugen neben seinen Taten und dem ausbleibenden Fahndungserfolg der Polizei auch seine verschlüsselten Briefe an die Öffentlichkeit bei. Bis heute ist seine Identität unklar.
Vanderbilts Drehbuch war für den Edgar den Preis der Writers Guild of America nominiert.
Mit Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Anthony Edwards, Robert Downey jr., Brian Cox, Cloe Sevigny, Elias Koteas, Dermot Mulroney, John Carroll Lynch, John Getz, Philip Baker Hall
In der Einsamkeit der Rocky Mountains verlieben sich 1963, während sie Schafe hüten, die Cowboys Jack Twist und Ennis Del Mar ineinander. Danach schlagen sie getrennte Lebenswege ein, begegnen sich aber immer wieder.
Berührendes, hochgelobtes, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnetes Drama von Ang Lee.
mit Heath Ledger, Jake Gyllenhaal, Randy Quaid, Anne Hathaway, Michelle Williams, Valerie Plance, David Harbour
LV: Austin Wright: Tony & Susan, 1993 (Tony & Susan) (manchmal auch „Tony and Susan“ bzw. „Tony und Susan“, US-Neuausgabe unter „Nocturnal Animals“)
Die erfolgreiche Kunsthändlerin Susan erhält ein unveröffentlichtes Roman-Manuskript ihres Ex-Mannes Edward, zu dem sie seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr hat. Sie beginnt den Roman zu lesen und, während der Film zwischen Susans Leben und dem Roman hin und her springt, ahnen wir, dass Edward in seinem Kriminalroman ihre Beziehung verarbeitete.
„Nocturnal Animals“ ist ein Manufactum-Film, bei dem der Stil, die richtige Geste, die richtige Ausleuchtung und der äußere Schein wichtiger als der Inhalt ist. Alles ist höchst elegant, gut besetzt und in jeder Beziehung gut inszeniert (was ihn unbedingt sehenswert macht), aber auch immer eine Spur zu offensichtlich und zu eindeutig, um wirklich zu verunsichern oder emotional zu bewegen.
mit Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Michael Shannon, Aaron Taylor-Johnson, Isla Fisher, Karl Glusman, Armie Hammer, Laura Linney, Andreas Riseborough, Michael Sheen
The Sisters Brothers (The Sisters Brothers, Frankreich/Spanien/Rumänien/USA/Belgien 2018)
Regie: Jacques Audiard
Drehbuch: Jacques Audiard, Thomas Bidegain
LV: Patrick deWitt: The Sisters Brothers, 2011 (Die Sisters Brothers)
TV-Premiere. Schön schwarzhumoriger Neowestern über zwei Kopfgeldjäger, die titelgebenden Angst und Schrecken verbreitenden und noch auf der geistigen Entwicklunsstufe eines Kindes stehenden Sisters Brothers, die quer durch den Wilden Westen einen Goldsucher jagen. Der soll im Besitz einer Zauberformel zum effektiven Goldwaschen sein.
LV: José Saramago: O Homen Duplicado, 2002 (Der Doppelgänger)
Uniprofessor Adam Bell entdeckt in einem Spielfilm einen Statisten, der sein Doppelgänger sein könnte. Er beginnt ihn zu suchen, trifft ihn – und es wird immer undeutlicher, was real ist, was nicht und was das alles miteinander zu tun hat.
Herrlicher Mindfuck von Denis Villeneuve, der gerade mit „Dune – Der Wüstenplanet“ beschäftigt ist. Seine hochkarätig besetzte Frank-Herbert-Verfilmung soll, nach aktueller Planung, irgendwann Ende 2021 (und damit ungefähr ein Jahr später als ursprünglich geplant) in unsere Kinos kommen.
Colter Stevens versucht einen Anschlag auf einen fahrenden Zug zu verhindern. Nach acht Minuten ist er tot. Danach wird er wieder wach im Zug und er hat wieder acht Minuten Zeit, den Attentäter zu finden.
Die Prämisse ist eine äußerst fiese Abwandlung des Murmeltier-Tags. Das Ergebnis ist ein äußerst spannender, um nicht zu sagen bombiger Thriller.
LV: Robert Graysmith: Zodiac, 1976 (Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers)
Finchers epische, detailversessene Verfilmung über die Jagd nach dem Zodiac-Killer, der auch als Inspiration für den Killer im ersten „Dirty Harry“-Film diente. Der Zodiac-Killer versetzte in den späten Sechzigern die Bevölkerung in und um San Francisco in Angst und Schrecken. Dazu trugen neben seinen Taten und dem ausbleibenden Fahndungserfolg der Polizei auch seine verschlüsselten Briefe an die Öffentlichkeit bei. Bis heute ist seine Identität unklar.
Vanderbilts Drehbuch war für den Edgar den Preis der Writers Guild of America nominiert.
Mit Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Anthony Edwards, Robert Downey jr., Brian Cox, Cloe Sevigny, Elias Koteas, Dermot Mulroney, John Carroll Lynch, John Getz, Philip Baker Hall
LV: Austin Wright: Tony & Susan, 1993 (Tony & Susan) (manchmal auch „Tony and Susan“ bzw. „Tony und Susan“, US-Neuausgabe unter „Nocturnal Animals“)
Die erfolgreiche Kunsthändlerin Susan erhält ein unveröffentlichtes Roman-Manuskript ihres Ex-Mannes Edward, zu dem sie seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr hat. Sie beginnt den Roman zu lesen und, während der Film zwischen Susans Leben und dem Roman hin und her springt, ahnen wir, dass Edward in seinem Kriminalroman ihre Beziehung verarbeitete.
TV-Premiere. „Nocturnal Animals“ ist ein Manufactum-Film, bei dem der Stil, die richtige Geste, die richtige Ausleuchtung und der äußere Schein wichtiger als der Inhalt ist. Alles ist höchst elegant, gut besetzt und in jeder Beziehung gut inszeniert (was ihn unbedingt sehenswert macht), aber auch immer eine Spur zu offensichtlich und zu eindeutig, um wirklich zu verunsichern oder emotional zu bewegen.
mit Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Michael Shannon, Aaron Taylor-Johnson, Isla Fisher, Karl Glusman, Armie Hammer, Laura Linney, Andreas Riseborough, Michael Sheen
LV: José Saramago: O Homen Duplicado, 2002 (Der Doppelgänger)
Uniprofessor Adam Bell entdeckt in einem Spielfilm einen Statisten, der sein Doppelgänger sein könnte. Er beginnt ihn zu suchen, trifft ihn – und es wird immer undeutlicher, was real ist, was nicht und was das alles miteinander zu tun hat.
Herrlicher Mindfuck von Denis Villeneuve, der gerade mit „Dune – Der Wüstenplanet“ beschäftigt ist. Seine hochkarätig besetzte Frank-Herbert-Verfilmung soll in Deutschland am 19. November 2020, in den USA am 18. Dezember 2020 anlaufen.
Gyllenhaal, Ruffalo, Downey Jr. – nein, das ist kein Marvel-Film, sondern
Kabel 1, 22.35
Zodiac – Die Spur des Killers (Zodiac, USA 2007)
Regie: David Fincher
Drehbuch: James Vanderbilt
LV: Robert Graysmith: Zodiac, 1976 (Zodiac – Auf der Spur eines Serienkillers)
Finchers epische, detailversessene Verfilmung über die Jagd nach dem Zodiac-Killer, der auch als Inspiration für den Killer im ersten „Dirty Harry“-Film diente. Der Zodiac-Killer versetzte in den späten Sechzigern die Bevölkerung in und um San Francisco in Angst und Schrecken. Dazu trugen neben seinen Taten und dem ausbleibenden Fahndungserfolg der Polizei auch seine verschlüsselten Briefe an die Öffentlichkeit bei. Bis heute ist seine Identität unklar.
Vanderbilts Drehbuch war für den Edgar den Preis der Writers Guild of America nominiert.
Mit Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo, Anthony Edwards, Robert Downey jr., Brian Cox, Cloe Sevigny, Elias Koteas, Dermot Mulroney, John Carroll Lynch, John Getz, Philip Baker Hall
„Spider-Man: Far From Home“ ist der erste Marvel-Film nach dem unglaublich erfolgreichen „Avengers: Endgame“, der lange als Abschluss der Phase Drei des Marvel Cinematic Universe angekündigt war. Inzwischen weiß man, dass aus Sicht der Macher „Spider-Man: Far From Home“ der richtige und endgültige Abschluss der Phase Drei des MCU ist. Diese Idee, mit dem MCU mehrere Filme miteinander zu verbinden, war auch eine grandiose Idee, um das Publikum über mehrere Filme ins Kino zu locken. Schließlich traten Hauptfiguren in einem Film in anderen Filmen kurz auf und es gab immer Kleinigkeiten, die in einem der nächsten Filme wichtig wurden. In „Endgame“ wurden dann die verschiedenen, wie Brotkrumen über die Filme gestreuten Informationen so zusammengefügt, dass das Bild eines großen Plans entstand. „Spider-Man: Far From Home“, der nach „Endgame“ spielt, ist jetzt ein Epilog, der vor allem ein Einzelfilm ist.
‚Spider-Man‘ Peter Parker (Tom Holland) sieht sich immer noch als der freundliche Superheld aus und für die Nachbarschaft. Er will nicht die Welt, sondern das Dorf retten. Außerdem ist er immer noch der sechzehnjährige Schüler (Wird der denn nie älter?), der immer noch in die schnippische MJ (Zendaya) verliebt ist und keine Ahnung hat, wie er ihr seine Liebe gestehen soll. Aber während der Klassenfahrt könnte sich eine Gelegenheit ergeben. Zusammen mit seinem Freund Ned Leeds (Jacob Batalon) entwirft er schon kitschig-romantischste Pläne für dieses große Ereignis.
Die Klassenfahrt ist eine Europa-Rundreise, die in Venedig beginnt. Dort gerät er in einen Kampf zwischen einem Wassermonster und Quentin Beck, aka Mysterio (Jake Gyllenhaal) (Nein! Nicht schnell auf Wikipedia nachsehen, wer Mysterio in den Marvel-Comics ist.). Mysterio ist auf den ersten Blick eine Mischung aus Iron Man und Dr. Strange, die beide, wie Nick Fury ihm sagt, aus verschiedenen Gründen im Moment verhindert sind. Also muss Peter Parker gegen die Bösewichter kämpfen.
Und weil wir in der Pressevorführung gebeten wurden, nichts über den Inhalt des Films zu verraten, bin ich jetzt am Ende des Teils meiner Besprechung angelangt, die irgendetwas über den Inhalt verrät, das man nicht schon aus den Trailern kennt.
Sagen kann ich, dass Tom Holland wieder als freundlicher, meist von den Herausforderungen etwas überforderter Spider-Man überzeugt. Auch die anderen Schauspieler überzeugen. Viele sind aus dem vorherigen, ebenfalls von Jon Watts inszeniertem MCU-Spider-Man-Film „Homecoming“ und den anderen MCU-Filmen bekannt. Die Effekte sind, wenn ganze Innenstädte und Wahrzeichen zerstört werden, gewohnt gut und bombastisch. Der touristische Europatrip erfreut mit vielen, meist gut abgehangenen Klischees über die alte Welt und verliert dabei mehr als einmal den Kampf von Spider-Man gegen den Bösewicht aus dem Blick. Der Bösewicht ist gewohnt schwach. Sein Motiv ist kaum nachvollziehbar. Sein genialer und teuflisch böser Plan ebenso. Damit gibt es auch keinen zentralen Konflikt, auf den sich die gesamte Filmgeschichte konzentrieren könnte. Aber das kennt man aus den vorherigen Marvel-Filmen, die diesen Mangel mit Humor überspielen.
„Far From Home“ gefällt vor allem als unterhaltsamer Einzelfilm, der bis auf ein, zwei Momente auch ohne das Wissen aus den anderen MCU-Filmen gesehen werden kann. Entsprechend schlecht funktioniert „Far From Home“ als Abschluss der dritten MCU-Phase. Am Anfang werden zwar die in „Endgame“ verstorbenen Avengers erwähnt und Peter Parkers erinnert sich an sein Idol Tony Stark, aber auf die Geschichte von „Far from home“ hat das keinen nennenswerten Einfluss. Um was es in der nächsten MCU-Phase gehen könnte, ist auch nach „Far From Home“ immer noch unklar. Daran ändert auch Peter Parkers bereits aus dem Trailer bekannte sofortige Akzeptanz des Multiversums nichts. Aber vielleicht hat er den vor Weihnachten gestarteten Spider-Man-Animationsfilm „Spider-Man: A new Universe“ (Spider-Man: Into the Spider-Verse, USA 2018) gesehen und wusste daher, dass es viele verschiedene Welten mit verschiedenen Spider-Man-Inkarnationen, Superhelden und Bösewichtern gibt.
Spider-Man: Far From Home (Spider-Man: Far From Home, USA 2019)
Regie: Jon Watts
Drehbuch: Chris McKenna, Erik Sommers (nach dem Charakter von Steve Ditko und Stan Lee)
mit Tom Holland, Jon Favreau, Jake Gyllenhaal, Samuel L. Jackson, Cobie Smulders, Jacob Batalon, Zendaya, Angourie Rice, Zach Barack, Numan Acar, Marisa Tomei, J. K. Simmons
„Wir sind die Sisters Brothers“ rufen sie durch die Nacht und normalerweise reicht die Nennung ihres Namens, um für klare Verhältnisse zu sorgen. Wenn nicht helfen einige Kugeln nach.
Eli (John C. Reilly) und Charlie Sisters (Joaquin Phoenix) sind psychopathische Killer, die für den Commodore (Rutger Hauer) im Wilden Westen Männer jagen und normalerweise töten. Warum sie diese Männer töten sollen, ist ihnen egal. Jetzt sollen sie Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed) töten. Davor soll er ihnen seine Wunderformel zum Goldwaschen verraten. John Morris (Jake Gyllenhaal), der ebenfalls für den Commodore arbeitet, hat sich bereits auf die Suche nach Warm gemacht. Er soll herausfinden, wo Warm sich aufhält und das den Sisters-Brüder sagen. Die Jagd geht dabei von Oregon bis nach Kalifornien, wo um 1851 gerade unzählige Goldsucher und Strauchdiebe nach dem kostbaren Metall suchen.
Beginnen wir mit den netten Paradoxien. In Interviews betont Jacques Audiard, er habe keine Beziehung zu dem Genre. Gedreht wurde der Film in Spanien, Rumänien und Frankreich. Das Geld für den Film stammt aus Frankreich, Spanien, Rumänien, Belgien und, immerhin auch, den USA. Und die Vorlage für den Film schrieb ein Kanadier.
Gestandene Westernfans wird nichts davon sonderlich irritieren. Denn der Western gehört schon lange nicht mehr exklusiv Hollywood und den USA. Wenn gewisse Elemente erhalten bleiben, kann ein Western auch im Weltall spielen. Und spätestens seit den Spaghetti-Western ist klar, dass bei einem Western die Optik wichtiger als der Drehort ist.
Und die stimmt in „The Sisters Brothers“. Der mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie bei den Filmfestspielen von Venedig 2018 ausgezeichnete Film hat alles, was zu einem Western dazu gehört: fotogene Landschaften, viel Sand, Goldsucher, dreckige Männer und Schießereien. Nur die Indianer fehlen. Aber die fehlen auch in fast jedem Hollywood-Western.
Im Roman noch mehr als in Film erscheint der Wilde Westen als eine fast schon überbevölkerte Gegend. Denn ständig treffen die Sisters-Brüder auf andere Menschen. Fast immer enden diese Begegnungen, aus den verschiedensten Gründen, tödlich für die Menschen, die die Sisters-Brüder treffen. Mal weil sie die Sisters-Brüder umbringen wollen, mal weil sie ihnen etwas nicht geben wollen.
Während Charlie Alkohol und andere Drogen in rauen Mengen konsumiert, ist sein älterer Bruder Eli der sensiblere. Er trägt einen Schal, den er von einer Frau erhielt und, nachdem ihm ein Händler eine Zahnbürste verkaufte, pflegt er mit der Sorgfalt eines Kindes, das gerade etwas Faszinierendes entdeckte, seine Zähne. Diese Zahnpflege ist gleichzeitig ein Bote der Zivilisation. Ein Zeichen, dass die gesetzlose Zeit des Wilden Westens langsam endet.
Die beiden Brüder sind dabei wie kleine Kinder, die zwar auf dem Weg von Oregon nach Kalifornien unglaublich viele Menschen umbringen, aber auch immer wieder naiv-staunend durch den Wilden Westen reiten. Man muss diese beiden Psychopathen, wundervoll gespielt von Joaquin Phoenix und John C. Reilly, einfach ins Herz schließen.
Während der Roman von Eli erzählt wird, erhalten im Film John Morris und Hermann Kermit Warm ein größeres Gewicht. Warm ist nicht mehr nur die Person, die Charlie und Eli Sisters jagen, sondern Teil eines eigenen Plots. Gleichzeitig ist Warm als Entrepreneur, der mit seiner Intelligenz und seinen Händen auf ehrliche Weise ein Vermögen aufbauen will, die Verkörperung eines neuen Geistes, der sich deutlich von der Raubrittermentalität des Commodore unterscheidet.
Und so erzählt Jacques Audiard („Ein Prophet“, „Der Geschmack von Rost und Knochen“, „Dämonen und Wunder“) nur auf den ersten Blick eine typische Western-Geschichte mit Pferden und Killern. Auf den zweiten Blick ist es eine vielschichtige, sehr vergnügliche, kurzweilige und witzige Abhandlung über das Erwachsenwerden von zwei Brüdern und einer Gesellschaft. Mit unklaren Erfolgsaussichten, aber einem großen Vergnügen am Unterlaufen der Zuschauererwartungen an einen typischen Western.
The Sisters Brothers(The Sisters Brothers, Frankreich/Spanien/Rumänien/USA/Belgien 2018)
Regie: Jacques Audiard
Drehbuch: Jacques Audiard, Thomas Bidegain
LV: Patrick deWitt: The Sisters Brothers, 2011 (Die Sisters Brothers)
mit John C. Reilly, Joaquin Phoenix, Jake Gyllenhaal, Riz Ahmed, Rutger Hauer, Rebecca Root, Carol Kane
Billy Hope ist ein erfolgreicher Boxer. Bis eine persönliche Katastrophe sein bisheriges Leben auf den Kopf stellt und er auch an ganz anderen Fronten kämpfen muss.
Überzeugender Boxerfilm, der innerhalb der bekannten Genrekonventionen interessante Akzente setzt.