Der Gott des Gemetzels(Carnage, Frankreich/Deutschland/Polen/Spanien 2011)
Regie: Roman Polanski
Drehbuch: Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz, John C. Reilly (nach ihrem Theaterstück)
Der Sohn von Nancy und Alan Cowan hat dem Sohn von Penelope und Michael Longstreet zwei Zähne ausgeschlagen. Die kultivierten Eltern treffen sich, um, ganz zivilisiert, eine Versöhnung zwischen ihnen und ihren elfjährigen Kindern auszuhandeln. Der gute Wille ist vorhanden, aber nachdem Kaffee und Kuchen gereicht werden, eskaliert der Streit. Immer wieder unterbrochen vom ständigen Klingeln des Telefons.
Großartiges Schauspielerkino (wobei Kate Winslet für meinen Geschmack etwas blass bleibt), das vier Menschen in ein New-Yorker-Apartment einsperrt. Wunderschön pointiert, schwarzhumorig und bissig geschrieben und von Roman Polanski in einer weiterer seiner Theaterverfilmungen auf den Punkt inszeniert. Atempausen gibt es nach dem Film.
„‚Der Gott des Gemetzels‘ ist ein böser, vergnüglicher, kaum subtiler und durch und durch bürgerlicher Spaß.“ (Birgit Glombitza, epd Film 11/2011)
mit Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz, John C. Reilly
Heute sind Märchen Kindergeschichten. Gute-Nacht-Geschichten, die nachmittags im Fernsehen gezeigt werden und deren Ursprung, nämlich eine Erzählung für Erwachsene zu sein, heute kaum noch feststellbar ist.
Matteo Garrone, der das realistische Gangsterepos „Gomorrah“ inszenierte, drehte jetzt mit „Das Märchen der Märchen“ einen Film, der garantiert nicht für Kinder geeignet ist. Auch wenn die FSK ihn ab 12 Jahre freigegeben hat, richtet sich dieser Märchenfilm an ein erwachsenes Publikum, das die Anspielungen und Märchenmotive, die hier vom Kopf wieder auf die Füße gestellt werden, gerne wieder erkennt. Inspiriert ist der Film von Giambattista Basiles Geschichtensammlung „Il Racconto dei Racconti“ („Das Märchen der Märchen“ bzw. „Das Pentameron“). Basile sammelte – wie wir es von Giovanni Boccaccios „Das Dekameron“ (Decamerone, das zwischen 1349 und 1353 geschrieben wurde), einer Sammlung von hundert Novellen, kennen – fünfzig Märchen, die er in eine Rahmenhandlung, in der sich eine Gruppe von Menschen in fünf Tagen 49 Geschichten erzählte, einbettete. „Il Racconto dei Racconti“ erschien 1634/1636 und ist eines der großen Märchenbücher, das, weil es im neapolitanischen Dialekt geschrieben ist, lange unbekannt blieb und später von den Brüdern Grimm als Grundlage für ihre Märchensammlung genommen wurde.
Garrone wählte für seinen Film „Das Märchen der Märchen“ drei Geschichten aus, über deren Anfang und Ende gestritten werden kann. Er erzählt von einer Königin (Salma Hayek), die alles tun würde, um einen Sohn zu gebären. Dafür schickt sie ihren Mann in den Tod. Und nach der Geburt – gleichzeitig gebar eine Dienstmagd einen identischen Zwilling – ist die Geschichte noch nicht vorbei. In der zweiten Geschichte verliebt der König von Strongcliff (Vincent Cassel) sich in eine liebreizende Frau, die bis jetzt seinem Sextrieb entgehen konnten. Was er nicht ahnt, ist, dass sie, die sich seinen Avancen entzieht und ihr Gesicht verbirgt, nicht jung und schön, sondern alt und hässlich ist. Und dabei kriegt der König, wenn er bei einer Frau auch nur eine Falte sieht, Panickattacken. In der dritten Geschichte sucht der König von Highhills (Toby Jones) mit einem Ratespiel einen Gemahl für seine Tochter Violet (Bebe Cave). Der künftige Bräutigam ist ein riesiger, ungeschlachteter Unhold, der sie auch gleich über seine Schulter wirft und in seine Höhle verschleppt.
Diese in verschiedenen, aber benachbarten Königreichen spielenden Hauptgeschichten ergänzt Garrone um viele kürzere Episoden und er erzählt sie nicht hintereinander (obwohl ich seine solche Schnitffassung gerne sehen würde), sondern parallel und auch eher distanziert, was dem Film ein schleppendes Tempo verleiht und mit zunehmender Laufzeit bemerkt man, dass der Film primär eine Sammlung von nur lose miteinander verbundenen Episoden ist. Weshalb einige Charaktere plötzlich aus dem Film verschwinden und andere Charaktere, die für den gesamten Film letztendlich eine große Bedeutung haben, wie die Königstochter Violet, erst sehr spät auftauchen. Es gibt nicht, wie bei anderen Ensemblefilmen, einen den gesamten Film tragenden Charakter. Eher schon betrachtet man alle Personen gleich distanziert. Es gibt ein eigentümliches Missverhältnis zwischen Nebencharakteren, deren Gefühle man versteht und die manchmal nur ein, zwei Szenen oder eine große, äußerst berührende Szene haben, und den Hauptcharakteren, die dagegen schon zu einer eindimensionalen Parodie mutieren. Das gilt vor allem für den sexsüchtigen König von Strongcliff (Vincent Cassel), der nur mit schönen, jungen Frauen Sex haben will, dem wir zum ersten Mal nach einem solchen Gelage begegnen und der dem Begriff „Oberflächlichkeit“ eine neue Dimension verleiht. Er ist wahrlich nicht der Märchenprinz, sondern eher ein notgeiler, alternder Vampir.
Auffallend bei allen Geschichten ist, wie sehr die bekannten Märchenkonventionen gegen den Strich gebürstet werden. Als habe Garrone sich gefragt „Was würde Disney tun?“ und dann das Gegenteil getan. Daher ist auch in jeder Szene eine ungebremste sexuelle Lust spürbar und alle sind von niederen Trieben und Obsessionen beherrscht. Das gilt für den König von Highhill (Toby Jones), der sich nur für einen einen schweinemäßig riesigen Floh, den er in seinem Gemach füttert, interessiert. Seine Tochter ist ihm dagegen herzlich egal.
Oder für die Königin von Longtrellis (Salma Hayek), die sich unbedingt einen Erben wünscht, dafür ihren Mann in den Kampf mit einem Seeungeheuer schickt und anschließend das blutig pulsierende Herz des Ungeheuers genußvoll verspeist; – wobei wir uns fragen, wer hier das wirkliche Ungeheuer ist. Denn den durch das Ungeheuer verursachten Tod ihres Mannes betrauert sie nur pflichtschuldig.
Ebenso auffallend ist, dass bei Garrone die Frauen das starke Geschlecht sind und sie auch sympathischer sind, während die Männer ausgemachte Trottel sind, mit denen man keinen Funken Mitleid hat. In diesem Anti-Disney-Kosmos gibt es dann auch keinen Traumprinz und die Prinzessin muss die Dinge selbst in die Hand nehmen.
Seine düsteren Märchen bettet Garrone in eine vom Barock inspirierte Fantasywelt, die in ihrer Opulenz verzaubert. Auch dank der prächtigen Ausstattung und den handgemachten Tricks. Das erinnert dann an die vor Jahrzehnten in Cinecittà entstandenen Filme, irgendwo zwischen Fellinis Pracht und dem Trash der Sandalenfilme.
Im Vorhof der Hölle (USA 1990, Regie: Phil Joanou)
Drehbuch: Dennis McIntyre
Terry Noonan kehrt zurück in sein altes Viertel Hell’s Kitchen und trifft sich auch gleich wieder mit seinen alten Gangsterkumpels. Was diese nicht wissen: inzwischen ist Terry bei der Polizei.
Klasse Neo-Noir-Krimi, der damals etwas unterging und, optisch und schauspielerisch brillant, in bekannten Gewässern fischt.
Mit Sean Penn, Gary Oldman, Robin Wright, John Turturro, Burgess Meredith, John C. Reilly
Im Vorhof der Hölle (USA 1990, Regie: Phil Joanou)
Drehbuch: Dennis McIntyre
Terry Noonan kehrt zurück in sein altes Viertel Hell’s Kitchen und trifft sich auch gleich wieder mit seinen alten Gangsterkumpels. Was diese nicht wissen: inzwischen ist Terry bei der Polizei.
Klasse Neo-Noir-Krimi, der damals etwas unterging und, optisch und schauspielerisch brillant, in bekannten Gewässern fischt.
Mit Sean Penn, Gary Oldman, Robin Wright, John Turturro, Burgess Meredith, John C. Reilly
3sat, 22.25 Robert Altman’s Last Radio Show (USA 2006, Regie: Robert Altman)
Drehbuch: Garrison Keillor
Heute Abend soll die Live-Radio-Show „A Prairie Home Companion“ zum letzten Mal ausgestrahlt werden. Während der langjährige Gastgeber Garrison Keillor (der sich selbst spielt) auf der Bühne steht, bereiten sich hinter den Kulissen die Künstler auf ihre Auftritte vor, schwelgen in Erinnerungen und singen Country-Songs.
Bittersüße Abschiedsvorstellung von Robert Altman (20. Februar 1925 – 20. November 2006), die ihn auf der Höhe seiner Kunst zeigt.
Am 19. Februar läuft Ron Manns braves Biopic „Altman“ an.
mit Meryl Streep, Lily Tomlin, Woody Harrelson, Tommy Lee Jones, Garrison Keillor, Kevin Kline, Lindsay Lohan, Virginia Madsen, John C. Reilly, Maya Rudolph, Robin Williams, L. Q. Jones Wiederholung: Mittwoch, 11. Februar, 02.30 Uhr (Taggenau!) Hinweise Rotten Tomatoes über „Robert Altman’s Last Radio Show“
Wikipedia über „Robert Altman’s Last Radio Show“ (deutsch,englisch) Robert Altman in der Kriminalakte
Im Kino war die neueste Marvel-Verfilmung „Guardians of the Galaxy“ überraschend erfolgreich und natürlich soll sich der Erfolg jetzt auch im heimischen Kino fortsetzen. Zum Kinostart schrieb ich:
Schon die ersten Bilder und Trailer weckten vor Ewigkeiten freudige Erwartungen. Wir sahen eine Gruppe seltsamer Wesen. Denn neben einem Mensch, einer an ihrer Hautfarbe erkennbaren außerirdischen Schönheit, einem Muskelprotz (auch, erkennbar an seiner Hautfarbe, nicht-irdischen Ursprungs), starrten uns ein Waschbär (mit einem beeindruckendem Sündenregister) und ein Baumwesen an. Diese Gruppe Misfits sollten die Beschützer der Galaxis sein? Naja, immerhin nur selbsternannt. Und dann gab es noch bunte Bilder von fremden Planeten, Weltraumschlachten, Witze und gut abgehangene Siebziger-Jahre-Musik. Yeah, da konnte man schon „Hooked on a Feeling“ sein, ein episches Weltraumabenteuer erwarten, wie es seit „Krieg der Sterne“ (die Originaltrilogie!) nicht mehr im Kino lief, und, man hat ja schon tausende Trailer gesehen, die besser als der Film waren, befürchten, dass sich die ersten Bilder beim Ansehen des Films als heiße Luft entpuppen. Nun, sie tun es nicht. „Guardians of the Galaxy“ ist ein zünftiges, von James Gunn („Slither – Voll auf den Schleim gegangen“, „Super“) flott und über etwaige Logiklöcher lässig hinweggehendes Weltraumabenteuer, bei dem man die fast schon Marvel-üblichen Story-Schwächen gerne verzeiht. Denn der Gegner der Guardians of the Galaxy ist schwach, austauschbar und langweilig. Eine ziemliche Nullnummer. Aber immerhin will Ronan (Lee Pace) den Orb (so ein Ding, mit dem man Herrscher über den gesamten Kosmos wird) haben und den Planeten Xandar vernichten. Gegen ihn bringen sich die Guardians in Stellung und sie sind ein so herrlich abgedrehter Haufen von Außenseitern, dass da schon fast egal ist, um was es geht, solange es genug Action und flotte Sprüche gibt. Beides gibt es in rauhen Mengen. Immerhin müssen Peter Quill (Chris Pratt), intergalaktischer Vagabund, der sich selbst Star-Lord nennt, als Kind von der Erde entführt wurde (was die Musik erklärt) und jetzt das aktuelle „Han Solo“-Update ist, Gamorra (Zoe Saldana), hübsche Killerin mit einer Mission, Rocket Racoon (im Original: Bradley Cooper), genetisch veränderter, kybernetisch manipulierter Waschbär, Kopfgeldjäger, Söldner und waffenverliebt (vor allem wenn die Waffe seine Körpergröße toppt), sein Kumpel Groot (im Original: Vin Diesel), eine humanoide Baumkreatur mit besonderen Fähigkeiten und eingeschränktem Vokabular, und Drax the Destroyer (Dave Bautista), der den Tod seiner Familie rächen will und dafür Leichenberge hinterlässt, sich in diesem Abenteuer zusammenraufen. Trotz unterschiedlicher Interessen haben sie, wie sie nach einigen Kämpfen gegeneinander und Verhandlungen miteinander erkennen, immerhin ein gemeinsames Ziel: Ronan. Und das verfolgen sie über mehrere Planeten, inclusive einem Gefängnisausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis, und Begegnungen mit mehr oder weniger menschlichen Wesen, die oft höchst egoistische Interessen haben und nicht vor Gewalt zurückschrecken. „Guardians of the Galaxy“ ist, endlich wieder, ein witziges Weltraumabenteuer – und das ist gut so.
Auch beim zweiten Ansehen gefällt „Guardians of the Galaxy“ wegen der Helden, ihren Sprüchen und ihren Konflikten. Untereinander und mit anderen Wesen. Nur der Bösewicht bleibt – in jeder Beziehung – arg blass.
Das Bonusmaterial bei der DVD befindet sich ungefähr an der Wahrnehmungsschwelle. Es gibt nämlich nur ein zweiminütiges Werbefeaturette über die Dreharbeiten zum nächsten Marvel-Film „Avengers: Age of Ultron“ und die allseits bekannte Szene mit dem lachenden Rocket, die sich so in einer späteren Version auch im Film befindet.
Auf der Blu-ray soll es dann mehr Bonusmaterial geben.
Guardians of the Galaxy (Guardians of the Galaxy, USA 2014)
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn, Nicole Perlman
LV: Comic/Charaktere von Dan Abnett und Andy Lanning
mit Chris Pratt, Zoe Saldana, David Bautista, Vin Diesel (nur Stimme), Bradley Cooper (nur Stimme), Lee Pace, Michael Rooker, Karen Gillan, Djimon Hounsou, John C. Reilly, Glenn Close, Benicio Del Toro, Gregg Henry, Stan Lee, Nathan Fillion (nur Stimme), James Gunn
– DVD
Marvel/Walt Disney Company
Bild: 2,40:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch, italienisch, Türkisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Italienisch, Türkisch
Bonusmaterial: Featurette, Zusätzliche Szene
Länge: 116 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
– Hinweise
Schon die ersten Bilder und Trailer weckten vor Ewigkeiten freudige Erwartungen. Wir sahen eine Gruppe seltsamer Wesen. Denn neben einem Mensch, einer an ihrer Hautfarbe erkennbaren außerirdischen Schönheit, einem Muskelprotz (auch, erkennbar an seiner Hautfarbe, nicht-irdischen Ursprungs), starrten uns ein Waschbär (mit einem beeindruckendem Sündenregister) und ein Baumwesen an. Diese Gruppe Misfits sollten die Beschützer der Galaxis sein? Naja, immerhin nur selbsternannt. Und dann gab es noch bunte Bilder von fremden Planeten, Weltraumschlachten, Witze und gut abgehangene Siebziger-Jahre-Musik. Yeah, da konnte man schon „Hooked on a Feeling“ sein, ein episches Weltraumabenteuer, wie es seit „Krieg der Sterne“ (die Originaltrilogie!) nicht mehr im Kino lief, erwarten und, man hat ja schon tausende Trailer gesehen, die besser als der Film waren, befürchten, dass sich die ersten Bilder später, beim Ansehen des Films, als heiße Luft entpuppen.
Nun, sie tun es nicht. „Guardians of the Galaxy“ ist ein zünftiges, von James Gunn („Slither – Voll auf den Schleim gegangen“, „Super“) flott und über etwaige Logiklöcher lässig hinweggehendes Weltraumabenteuer, bei dem man die fast schon Marvel-üblichen Story-Schwächen gerne verzeiht. Denn der Gegner der Guardians of the Galaxy ist schwach, austauschbar und langweilig. Eine ziemliche Nullnummer. Aber immerhin will Ronan (Lee Pace) den Orb (so ein Ding, mit dem man Herrscher über den gesamten Kosmos wird) haben und den Planeten Xandar vernichten.
Gegen ihn bringen sich die Guardians in Stellung und sie sind ein so herrlich abgedrehter Haufen von Außenseitern, dass da schon fast egal ist, um was es geht, solange es genug Action und flotte Sprüche gibt. Beides gibt es in rauhen Mengen. Immerhin müssen Peter Quill (Chris Pratt), intergalaktischer Vagabund, der sich selbst Star-Lord nennt, als Kind von der Erde entführt wurde (was die Musik erklärt) und jetzt das aktuelle „Han Solo“-Update ist, Gamorra (Zoe Saldana), hübsche Killerin mit einer Mission, Rocket Racoon (im Original: Bradley Cooper), genetisch veränderter, kybernetisch manipulierter Waschbär, Kopfgeldjäger, Söldner und waffenverliebt (vor allem wenn die Waffe seine Körpergröße topt), sein Kumpel Groot (im Original Vin Diesel), eine humanoide Baumkreatur mit besonderen Fähigkeiten und eingeschränktem Vokabular, und Drax the Detroyer (Dave Bautista), der den Tod seiner Familie rächen will und dafür Leichenberge hinterlässt, sich in diesem Abenteuer zusammenraufen. Trotz unterschiedlicher Interessen haben sie, wie sie nach einigen Kämpfen gegeneinander und Verhandlungen miteinander erkennen, immerhin ein gemeinsames Ziel: Ronan.
Und das verfolgen sie über mehrere Planeten, inclusive einem Gefängnisausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis, und Begegnungen mit mehr oder weniger menschlichen Wesen, die oft höchst egoistische Interessen haben und nicht vor Gewalt zurückschrecken.
„Guardians of the Galaxy“ ist, endlich wieder, ein witziges Weltraumabenteuer – und das ist gut so.
Guardians of the Galaxy (Guardians of the Galaxy, USA 2014)
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn, Nicole Perlman
LV: Comic/Charaktere von Dan Abnett und Andy Lanning
mit Chris Pratt, Zoe Saldana, David Bautista, Vin Diesel (nur Stimme), Bradley Cooper (nur Stimme), Lee Pace, Michael Rooker, Karen Gillan, Djimon Hounsou, John C. Reilly, Glenn Close, Benicio Del Toro, Gregg Henry, Stan Lee, Nathan Fillion (nur Stimme), James Gunn
Damit hat niemand gerechnet. Ron Burgundy ist zurück. Einige dürften ihn noch von seinem ersten Spielfilmauftritt „Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy“ kennen. Da war er der Nachrichtensprecher eines Lokalsenders in San Diego und der ungekrönte König der Stadt, bis die junge Reporterin Veronica Corningstone kam, die nicht nur Ambitionen auf seinen Sprecherposten hatte, sondern ihm auch intellektuell haushoch überlegen war. Der tumbe Macho Burgundy und seine ebenso dummen Mitarbeiter kämpften mit allen Mitteln gegen sie, aber letztendlich konnten sie den Fortschritt nicht aufhalten und am Ende hatten sie sogar gelernt, dass auch Frauen Nachrichtensprecherinnen und echte Journalistinnen sein können. Außerdem verliebten Burgundy und Corningstone sich ineinander. Mit dem Filmende der liebevollen und kurzweiligen, aber auch sehr nachlässig erzählten Siebziger-Jahre-Gagparade war die Geschichte von Burgundy, Corningstone und dem „Action-4-News-Team“ zu Ende erzählt. Fortsetzung überflüssig.
Nun, irgendwie doch nicht. In den USA scheint der von Will Ferrell gespielte Charakter sehr beliebt zu sein. Also wurde nach einem Jahrzehnt die alte Bande wieder zusammengerufen, etliche Stars absolvieren einen Kurzauftritt und eine weitere Ron-Burgundy-Geschichte wird erzählt. Wir haben jetzt 1980. Burgundy und seine Frau Veronica Corningstone sind in New York und präsentieren gemeinsam eine Nachrichtensendung, bis Burgundy wegen erwiesener Unfähigkeit gefeuert wird und seine Frau aufsteigt. Mitten in seiner Depri-Phase (wir erinnern uns an den ersten „Anchorman“-Film) erhält er ein Angebot, das er nicht absagen kann: Kench Allenby (ein Klon aus Ted Turner, Rupert Murdoch und viel Richard Branson) baut den neuen Fernsehsender GNN auf, der 24 Stunden Nachrichten ausstrahlen soll. Eine bescheuerte Idee, findet jeder, aber Burgundy und seine alte Gang, das „Action-4-News-Team“, sind dabei und zielsicher steuert er die No-Gos an, die sich als zukunftsweisend entpuppen sollen. Bei ihm gibt es keine Berichte über Politik und wichtige Ereignisse, sondern substanzloses Geplauder über die schönen und alltäglichen Seiten des amerikanischen Alltags oder eine mehrstündige Live-Schaltung zu einer Autoverfolgungsjagd oder sie probieren vor laufender Kamera die angesagte Droge Crack aus. Kurz: Dinge, die keine Nachrichten sind, werden als Nachrichten verkauft und Burgundy erfindet das heutige Fernsehen.
Genau in diesem Moment wird „Anchorman 2“ zu einem Film, der immer wieder an seiner eigenen Haltungslosigkeit scheitert. Im ersten Film wurde auch erzählt, wie Frauen in eine Macho-Bastion einbrechen und am Ende hat Burgundy (und seine Freunde) gelernt, dass auch Frauen in ihrem Beruf ihre Berechtigung haben. Der Macho, das hirnlose Alpha-Männchen, wird zu einem besseren Mann – und wir konnten, mit den Schauspielern, über die damalige Zeit lachen. Das war ein schöner, nostalgischer Trip, der auch durchaus gelungen damalige Filme parodierte.
In „Anchorman 2“ erfindet eben dieser Trottel das heutige Nachrichtenfernsehen, in dem Boulevard-Meldungen und Pseudo-Nachrichten wichtiger sind als Aufklärung und klassischer Journalismus – und wir sollen es gut finden. Während „Anchorman“ noch eine durchaus fortschrittliche Botschaft hatte, ist „Anchorman 2“ durch und durch konservativ bis reaktionär. Denn wir sollen, im Gegensatz zum ersten „Anchorman“, einen Haufen Idioten bewundern und ihre Leistungen für das Nachrichtenwesen gut finden. Sogar Veronica Corningstone, die immer eine echte Journalistin werden wollte, ergibt sich dem Charme der Nicht-Nachrichten. Sie verrät alles, wofür sie bisher stand und was ihr wichtig war, während aus dem Trottel Burgundy der unumstrittene Held und Prophet wird, der niemals kritisch hinterfragt wird. Von Demontage, wie im ersten „Anchorman“-Film, wollen wir überhaupt nicht reden. Genau dieser – von den Machern vielleicht nicht beabsichtigte – Subtext vermieste mir den ganzen Film.
Da helfen dann auch nicht mehr die hübsch geschmacklosen Klamotten, etliche gelungen Gags (aber es gibt auch misslungene Gags und Leerlauf) und Reminiszensen an den ersten Film, der auch in erster Linie als Gagparade funktionierte.
Anchorman – Die Legende kehrt zurück (Anchorman 2: The Legend continues, USA 2013)
Regie: Adam McKay
Drehbuch: Adam McKay, Will Ferrell
mit Will Ferrell, Steve Carell, Paul Rudd, David Koechner, Christina Applegate, Meagan Good, James Marsden, Josh Lawson, Kristen Wiig, Dylan Baker, Judah Nelson, Greg Kinnear, Harrison Ford, Sacha Baron Cohen, Marion Cotillard, Will Smith, Kirsten Dunst, Jim Carrey, Steve Coulter, Tina Fey, Liam Neeson, John C. Reilly, Vince Vaughn, Kanye West (das meiste sind Cameos und sicher hab ich einige vergessen)
Terry Noonan kehrt zurück in sein altes Viertel Hell’s Kitchen und trifft sich auch gleich wieder mit seinen alten Gangsterkumpels. Was diese nicht wissen: inzwischen ist Terry bei der Polizei.
Klasse Neo-Noir-Krimi, der damals etwas unterging und, optisch und schauspielerisch brillant, in bekannten Gewässern fischt.
Mit Sean Penn, Gary Oldman, Robin Wright, John Turturro, Burgess Meredith, John C. Reilly